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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Rotkehlchen

Ich suche jetzt nicht nach einem bestimmten Wort, sondern möchte fragen, ob die Begriffe im Deutschen bekannt und gebräuchlich sind:

"Schewefelholz"
"Seidenzunge"
"Platinblond"

Ich hatte diesbezüglich eine kleine  Diskussion mit einem Freund von mir.

,,Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachsehen, wo man hinkäme, wenn man hinginge."
Kurt Marti

Czara Niyaha

Platinblond ist mir ein Begriff, ebenso Schwefelholz, aber Seidenzunge?  ???
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

Barra

#1952
Schwefelholz -> Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (Märchen)
Seidenzunge -> Ein Zauber aus dem RPG Das schwarze Auge  :rofl:
Platinblond -> Blond gefärbtes Haar mit Schimmereffekt (oder so, nicht meine Baustelle)

In Benutzung ist aber wohl nur Platinblond. Wüsste nicht, wo ich im Alltag schon mal "Seidenzunge" gehört/ gelesen hätte. Ich durfte es damals mit meiner Hexe nicht erlernen, weil es als elfischer Zauber galt *kopfkratz, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

Zit

Hm, Schwefelholz kommt mir veraltet vor. Benutze selbst eher Streichholz/ Streichhölzchen und ich denke, in freier Wildbahn fragt man einfach nur nach Feuer und nicht spezifisch nach Streichhölzern (wenn nicht gerade eine Packung in Sichtweite liegt).
Platinblond ist ne typische Haarfarbe. (Aber sehr, sehr helles, kalt-weißes blond. @Barra)

Seidenzunge ist mMn kein gängiger Begriff. Muss da spontan an Herr der Ringe denken. Hieß der schmierige Typ hinter dem Rohan-König nicht Seidenzunge? :hmmm: Glaube, im Deutschen sagt man eher "gespaltene Zunge" für einen lügenden Schmeichler/ hinterhältige Leute.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Barra

#1954
Danke @Zit irgendwie so was ja. Wie gesagt, das hab ich nie gefärbt, weiß ich tatsächlich nicht. :ätsch:
Und der Typ hieß Grima Schlangenzunge/ Wormtongue, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Mir fiel heut noch ein, bei uns hieß es immer: "Mit Engelszungen auf ihn/sie einreden." Tatsächlich find ich "Seidenzunge" jetzt gar nicht schlecht, für zum Beispiel in einem Fantasy ohne Gott/ Christen/ Engel etc.

Rotkehlchen

"Schewefelholz" kannte ich auch aus dem Märchen. Ich wollte das Wort in einer Szene benutzen, die Anfang des 20. Jahrhunderts gespielt hatte. Aus meiner Sicht passte das Wort ganz gut. Besser als "Streichhölzer". Es sei aber ein Wort, das nur sehr wenige Leser kennen würden und ich dadurch den Eindruck erwecken würde, prätentiös zu wirken. Was ich aber nicht so empfinde.

"Seidenzunge" kenne ich tatsächlich aus DSA. :) Es war ein Zauberspruch, um andere Leute zu überzeugen (wenn ich das richtig in Erinnerung habe). Ich schätze aber, dass es das Wort tatsächlich so nicht gibt, was ich sehr schade finde. Ich mag das Wort.
,,Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachsehen, wo man hinkäme, wenn man hinginge."
Kurt Marti

Zit

Hm. Schwefelhölzer scheinen nicht synonym zu Streichhölzern zu sein, wenn ich mir den Wikipedia-Artikel dazu so ansehe. (Hab mir auch vorher nie die Mühe gemacht, das nachzublättern und dachte bisher auch das wäre dasselbe.) Kommt also drauf an, ob es wirklich diese Wirkungsweise von Zündholz ist, die du im Kopf hattest und die man damals benutzte. :hmmm: Ist in dem Fall eher eine Frage des historischen Kontexts als der heutigen Kenntnis des Wortes. Prätentiös ist da gar nichts. Wenn ich eine Geschichte in den 90ern hätte, würde die Leute auch SMS mit ihren Handys verschicken als Whatsapp mit Smartphones. (Wobei ich hier auch ein bisschen aus der Zeit gefallen bin und mein mobiles Telefon immer noch Handy oder Klingelbüchse nenne. ;D)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Villyana

#1957
Nein, Schwefelhölzer sind tatsächlich etwas anderes als unsere heutigen Sicherheits-Zundhölzer, bei denen man beide Teile braucht, um sie zu entflammen. Das Streichholz und das äh... Briefchen dazu eben.
Schwefelhölzer hingegen kann man auch an einem rauen Untergrund einfach entflammen.
Manche haben wohl früher auch alte Schlüssel benutzt, die zum Teil innen hol waren, haben die Köpfchen der Schwefelhölzer abgebrochen oder abgekratzt und sie an einer Hauswand entlang gezogen, um sie dann wie Knallfrösche hoch gehen zu lassen.
Davon habe ich aber nur aus Erzählungen von meiner Oma gehört. Das waren wohl die Bad Boys aus ihrer Zeit  ;)

Platinblond ist mir ein Begriff. Ein "nicht gelbes" Blond, eben wie das gleichnamige Metall.

Seidenzunge kenne ich aber nicht und Frage mich, ob es eher negativ gemeint ist oder für jemanden stehen soll, der sehr eloquent ist.

Luna

"Schewefelholz"
Haben viele andere schon was zu gesagt. Ist eine Bezeichnung von früher, bevor die Sicherheitszündhölzer eingeführt wurden. Meines Wissens war im Kopf der alten Streichhölzer etwas weißer Phosphor. Dieser entzündet sich slebst, sobald er mit Luftsauerstoff in Kontakt kommt. Daher musste man sie nur an einer Oberfläche entlangstreichen, um die Schutzschicht außen zu entfernen und den Phosphor der Luft preiszugeben. Genaue Mischung ist mir nicht bekannt. Allerdings gilt weißer Phosphor als giftig ...

"Seidenzunge"
Kenne ich als Begriff ebenfalls. Ist nicht mehr so geläufig, hat aber jemanden Bezeichnet, der ein "smooth talker" ist. Also mit seinen Worten jemanden leicht überzeugen kann - per se weder positiv noch negativ konnotiert. Bzw. vielleicht leicht negativ, wenn es um Leute geht, die einem etwas auf- oder abschwatzen.


"Platinblond"
Geläufiger Begriff. Wurde von anderen auch schon sehr gut erklärt.

Barra

Oh! Ich wusste nicht, dass ich so viele Worte benutze, die nicht jede*r kennt.
Hier mal eine Auswahl aus meinem aktuellen Projekt, welches ich gerade überarbeite und liebevoll von meiner Lektorin darauf hingewiesen wurde, dass ich einige davon ersetzen sollte. Kennt ihr die?

stratzen
kieksen
zuppeln
dann ist Essig
Bohei
krosen
janken
pampen
Maloche

Volker

#1960
Ostwestfale, in Hessen studiert, jetze am berlinan-wa?
Zitat von: Barra am 01. August 2023, 15:55:13stratzen - ?hä?
kieksen - mit Frosch im Hals nur noch piepsig zu stammeln
zuppeln - zuckelig Zappeln
dann ist Essig - dann ist aber Feierabend / ... aus und vorbei
Bohei - Tamtam, Riesen-Aufriss
krosen - ?hä?
janken - ?hä?
pampen - matschen (mit Matschepampe halt) oder aggressiv rummaulen (pampig werden/sein)
Maloche - schwere Arbeit, Schufterei

Maja

#1961
Rheinland und Westfalen: kenne bis auf eines alle Wörter mit den folgenden Bedeutungen:

stratzen - ???
kieksen - mit sich überschlagender Stimme sprechen
zuppeln - an etwas herumzupfen
dann ist Essig - dann ist Sense
Bohei - Aufwand, Aufruhr machen
krosen - herumkramen
janken - winselnde Geräusche machen
pampen - jemanden grob verbal anfahren
Maloche - Arbeit, schwere körperliche
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Avery

#1962
Hier auch Rheinland/Westfalen (bzw. Bergisches Land) und alles, was Maja sagt! +

stratzen = schnell laufen (Ich stratze von ihm weg)

Aaaallerdings kann ich aus meiner Zeit in Karlsruhe sagen, dass dort praktisch niemand diese Wörter kannte.  :rofl: Und selbst in Düsseldorf wurde ich für meine "Kros-Schublade" (Oder noch schöner das Kros-Schoss) seltsam angeschaut. Insofern wäre ersetzen vermutlich nicht das Schlechteste.  ;D

Maja

Zitat von: Avery am 01. August 2023, 16:16:26Hier auch Rheinland/Westfalen (bzw. Bergisches Land) und alles, was Maja sagt! +

stratzen = schnell laufen (Ich stratze von ihm weg)

Und da meinte mein aus Düsseldorf stammender Gatte gerade, "stratzen" bedeute so viel wie protzen, angeben ...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Barra

Genau. Wie schön, dass sich hier doch ein paar Leute finden, die die Worte kennen.
Ja, ich habe vor sie zu ersetzen. Vielleicht bis auf ein oder zwei. Muss ich mal schauen.
"stratzen" zum Beispiel, hatte ich jetzt extra nachgeschaut, heißt: "in Panik fliehen", das ist so gar nicht das, wie ich es benutze. Bei uns ist es eher ein: marschieren (schwungvoll die Arme mitbewegen). "Ich stratz mal los zur Post." (Muss ich also erledigen, auch wenn ich keine Lust oder es eilig habe.)

Ich verstehe jetzt immerhin, was meine Bekannte in München immer meint, wenn sie sagt: "Ah, ihr kommt grad aus der alten Heimat, oder? Man versteht euch wieder nicht."
Damals so Worte wie: "die Lütschen" - die Kinder. Da sind wohl aber doch viel mehr, die ich total unbewusst benutze bis heute. :rofl: