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Schreiben macht Spaß? Verdammt noch mal, nein!

Begonnen von FeeamPC, 20. Juli 2017, 14:48:27

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Leann

Bei mir geht das Geschichtenerfinden nur richtig beim Schreiben. Es gibt offenbar eine Verbindung von meinem Fantasiezentrum direkt zu den Fingern, die sonst allerdings gestört ist. Z.B. kann ich nur schlecht über Ideen reden oder Geschichten erzählen. Ich muss es schreiben. Darum plotte ich auch nur wenig. Erst während des Schreibens entsteht die Geschichte. Es ist zwar so, dass ich z.B. beim Joggen Szenen wie einen Film sehe, aber das ist für mich noch nicht die Geschichte, nur der Film, den ich aufschreiben muss, damit er für mich "echt" wird, und nur durch das Aufschreiben wird alles lebendig und real für mich. Darum macht mir das Schreiben auch so großen Spaß, weil es für mich die beste Möglichkeit ist, meine Geschichten zu entwickeln und zum Leben zu bringen. 

(Das hört sich wohl ziemlich seltsam an.)

@Witch: Da ist was dran an der Theorie, dass Unwohlfühlen zeigt, dass man etwas Interessantes tut. Vermutlich habe ich nur darum so viel Spaß am Schreiben, weil ich mich eben mit seichtem Zeug begnüge.

Dämmerungshexe

Zitat von: Shin am 21. Juli 2017, 11:35:09
Zitat von: Kaeptn am 21. Juli 2017, 11:20:20
Ich würde in meinem Fall sagen: Das Formulieren macht mir keinen Spaß. Ich liebe es Ideen zu entwickeln, Bilder in meinem Kopf aneinanderzureihen, Charaktere auszugestalten. Ja, auch in mir ist eine Welt, die nach außen brechen will. Aber das Ausformulieren, das macht mir oft keinen Spaß. Oft wünsche ich mir ein Interface, dass die Bilder in meinem Kopf automatisch in Sprache umwandelt.

Genau das kenne ich. Kannst du das Interface bitte für uns beide entwickeln?

Hier! Hier!
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

HauntingWitch

ZitatEs ist zwar so, dass ich z.B. beim Joggen Szenen wie einen Film sehe, aber das ist für mich noch nicht die Geschichte, nur der Film, den ich aufschreiben muss, damit er für mich "echt" wird, und nur durch das Aufschreiben wird alles lebendig und real für mich.

Geht mir genauso.  ;D

Ach, Leann, sag doch sowas nicht. Auch vermeintlich seichte Literatur kann gut und wichtig sein. Ich habe eine Freundin, die liest nur leichte Sachen, weil sie nur damit entspannen kann. Sie muss sich im Leben schon mit so vielen Schwierigkeiten, Negativschlagzeilen und Schicksalen (aufgrund Job) befassen. Bei leichter Literatur kann sie dann das Gehirn abschalten und das alles vergessen und das ist super für sie. Deshalb denke ich, dass das auch eine wichtige Sache ist.  :knuddel:

Silvasurfer

#33
Auf so einen provokativen Titel erlaube ich mir eine provokative Antwort, mit der wahrscheinlich wenige zufrieden sein werden, nur um die beiden Extremseiten dieses Themas einmal zu veranschaulichen.
Es ist nicht nicht die Antwort eines Menschen, der die Intention in sich verspürt zu schreiben, sondern die Antwort eines Lesers:

Denn ich lese gerne. 90 Prozent der Bücher lege ich allerdings bald weg. Sie sind langweilig, es steckt kein Leben in ihnen, sie verstauben irgendwo in meinen Regalen und es tut so weh, sie zu lesen, dass ich mir richtig vorstellen kann wieviel Mühe sich der Autor gemacht haben muss um dieses Ding gähnend bis zum Ende zu bringen.

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage entweder fliesst der Text oder er stockt in den einsen und nullen einer Matrix die man sich erschafft nur weil man sich der Illusion hingibt, etwas zu sein, was man nicht ist. Und in diesem Sinne: Let it be, let it be, let it beee oh let it be. Whisper words of wisdom: Let it be.

Natürlich, finde ich, sollte man nicht lediglich die Aussenwelt sein lassen, das was einem geschieht. Denn dann kan man auch sterben und in frieden ruhen. Leben ist eine Intention. Und wenn du etwas tust in dieser Welt, so schrieb ich vor einigen Tagen in facebook, dann lass es das sein, was du authentisch liebst. Tu nicht das, wozu du dich zwingen musst. Versuche nicht erst jemand zu sein, der du nicht von ganzen Herzen bist. Ich sage nicht, dass es einfach ist. Ich sage nur es ist wahrscheinlich der einzige Kampf, den es sich lohnt zu kämpfen.

Zit

@Witch

Ich denke, die Sache mit dem Beben ist auch, dass das ein Zeichen dafür sein könnte, dass man sich Themen annimmt, die einem selbst wichtig sind, die an den tiefsten Dingen in uns kratzen. Es sind Sachen, die wahr sind, weil sie viele Menschen umtreibt und beschäftigt.

@Silvasurfer

Hm, ich kann gerade kaum einen Zusammenhang zwischen deinem Beitrag und dem Thema sehen. Nur weil uns/ einigen das Schreiben an sich nicht gefällt und andere Dinge drumherum mehr Spaß oder überhaupt Spaß machen, heißt das ja noch lange nicht, dass wir uns langweilen und durchquälen, weil wirs fertig bekommen wollen. Je nach dem Menschen im Schriftsteller gibt es Themen, die lange brauchen, die schwierig anzugehen sind wie Witch schon sagte, aber das hat nichts damit zu tun, dass wir uns durch "schlechte" Literatur quälen. Ich glaube, da hast du etwas missverstanden.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Silvasurfer

#35
Oder wir reden beide aneinander vorbei. Ich sage nichts darüber wie lange ES dauert, bis ES geschehen ist. Ich sage nur das, wenn ES geschehen soll, dann lass ES echte Angst, echten Mut und waschechte Inspiration sein. Wir sind schliesslich Menschen und keine Bücherfabrik, die in lauter giftigen Abgasen gähnender Gedanken Manuskripte am fliessband schreibt.

Zit

Das hat auch seine Richtigkeit, was du sagst. Nur stand das nie zur Diskussion. Kein Spaß != Langeweile
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Marta

Ich glaube, »Schreiben soll Spaß machen« ist genau wie alle anderen Schreibtipps. Für die einen ist er Gold wert, für die anderen Gift. Es kommt ganz darauf an, welche Art Autor man ist. »Mit allen Sinnen zu schreiben« war für mich z.B. eine Offenbarung, »Kill your darlings« dagegen totaler Mist. Meine Darlings machen meine Bücher erst zu meinen Büchern.

Richtigen Spaß habe ich hauptsächlich am Anfang eines Manuskripts und beim lockeren Plotten. Dann, wenn mir die Szenen einfallen, wegen denen ich das Buch schreiben MUSS, weil ich sonst platze. Zwischendurch habe ich zwar auch Spaß, aber auch immer Seiten und Stunden, durch die ich mich quäle, bis ich wieder da lande, wo ich hin will.

Seit ich mit professionellem Anspruch schreibe, habe ich gelernt, an diesen Stellen einfach weiterzumachen. Wenn ich bei schwierigen Szenen denken würde, dass ich »halt eine Pause brauche«, dass »irgendetwas nicht damit stimmt, weil ich keinen Spaß habe«, oder dass ich »das Manuskript vor die Wand gefahren habe«, würde nie ein Buch fertig. Damit meine ich nicht, dass es diese Dinge nicht gibt. Natürlich kann es sein, dass man eine Pause braucht. Aber bei mir sind solche Gedanken IMMER verkleidete Prokrastinations-Wichtel. :)

Silvasurfer

#38
Ach wie ich den Tintenzirkel für diese Diskussionen und Threads liebe. Ich wüsnchte ich hätte Freunde, mit denen ich solche Gespräche haben darf. Einmal durfte ich jemanden kennen lernen, der ein Buch schreibt nicht jemanden, der es zuende geschrieben hat und das allein war schon inspirierend.  :winke:

zDatze

Mir ist einmal ein Zitat von Dorothy Parker untergekommen, das sehr gut in diesen Thread passt: I hate writing, I love having written.

Bei mir ist es nicht wirklich Hass, den ich beim Schreiben empfinde. Das Schreiben kommt mir allerdings zeitaufwändiger und mühsamer vor, als wenn ich z.B. Texte überarbeite oder an meinen Welten bastle. Das kann ich stundenlang machen und ist (für mich) bei weitem nicht so auslaugend wie das Verfassen von neuem Text.

Wobei es am Anfang ganz eindeutig eine Zeit gegeben hat, in der mir das Schreiben wirklich Spaß gemacht hat. Jetzt ist es mehr Überwindung und ich finde leider auch viel zu schnell Ausreden oder anderes, das erledigt werden soll. Wenn ich es denn einmal schaffe mich hinzusetzen, dann bin ich zwar trotzdem Feuer und Flamme für meine Ideen, aber eben nicht für das Niederschreiben davon. Das ist so eher der Teil, der auch sein muss, wenn man die eigenen Geschichten auch lesen will. ;D

Churke

Wer lernt ein Musikinstrument, weil er das Üben so geil findet?
Es geht um den Fortschritt, um das, was man sich erarbeitet.

Sehe ich beim Schreiben nicht viel anders.

Archivarin

Also, ich bezweifle, dass es jemanden gibt, dem nichts, gar nichts, am ganzen Schreibprozess (oder danach) Freude macht/Glück bringt, und der dennoch schreibt. Wenn man sich zum Schreiben entscheidet, dann wird man wohl in irgendeiner Form Befriedigung daraus erfahren - ausser man wurde von seinen Eltern (zum Schriftsteller werden???  :hmmm:) gezwungen... oder ist extrem selbstquälerisch veranlagt.

Jeder hat einen Grund, aus dem er schreiben will, oder "muss".
Ich denke wie Marta, so eng formuliert ("Spass machen") trifft der Tipp auf einige zu, und auf andere gar nicht.

Mir macht es schon ziemlichen Spass, aber es ist eine empfindliche Sache. Ich zwinge mich praktisch nie zum Schreiben, wenn ich gerade nicht mag. Ich kriege dementsprechend auch nicht so viel hin, wie ich vielleicht könnte. Wenn ich mir strengere Regeln mache, kann ich mir gut vorstellen, dass der Spass schnell verschwindet. Und das ist für viele natürlich nötig, vor allem wenn es um Deadlines etc. geht.

HauntingWitch

Zitat von: Zitkalasa am 21. Juli 2017, 13:41:57
Ich denke, die Sache mit dem Beben ist auch, dass das ein Zeichen dafür sein könnte, dass man sich Themen annimmt, die einem selbst wichtig sind, die an den tiefsten Dingen in uns kratzen. Es sind Sachen, die wahr sind, weil sie viele Menschen umtreibt und beschäftigt.

Ja. Ich glaube, deshalb sind sie so interessant. ;D Ist aber auch neu für mich, habe mich noch nicht umfassend mit dem Warum beschäftigt.

ZitatSchreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Wer redet denn von Langeweile oder "sich quälen" oder "nicht lieben"? Ich quäle mich nicht, jedenfalls nicht immer. Ich liebe meine Manuskripte und das Schreiben. Langweilig ist mir dabei nie. Es entspricht einfach nicht meiner Definition von Spass. ;)

ZitatTu nicht das, wozu du dich zwingen musst. Versuche nicht erst jemand zu sein, der du nicht von ganzen Herzen bist.

Das ist meiner Ansicht nach ein gefährlicher Rat. Erstens muss man gar nichts. Man entscheidet selbst, ob man etwas tun "muss" oder nicht. Wenn man es "muss", weil man es will, sollte man tun, was man muss, um dahin zu gelangen. ;-) Ich habe vor einiger Zeit, in meinem früheren Job, ein Zitat gelesen, das im Büro meiner Vorgesetzten an der Wand hing. Die Frau war die einzige in einer solchen Position in dieser Firma, erfolgreich in einer Männerdomäne, ja eine Männerbranche war das und die meisten Frauen bekamen da höchstens den Status einer etwas besseren Assistentin. Als ich das aber las, wusste ich, warum diese eine Frau von den Männer ernstgenommen und von den anderen Frauen da drinnen beneidet wurde. Auf dem Zettel stand: "Wer immer nur tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." - Henry Ford.
Seitdem kann ich "Du denkst, du kannst es nicht? Lass es" nicht mehr hören. Das ist Unsinn. Wenn du nicht wirklich, wirklich von ganzem Herzen willst, dann kannst du dir überlegen, es zu lassen, aber wenn du es lässt, nur weil es ein bisschen anstrengend wird, wirst du nie weiterkommen. (Das "Du" ist allgemein gemeint).

Miezekatzemaus

Das Thema finde ich sehr interessant. Ich liebe es, zu schreiben, und damit meine ich schreiben tatsächlich im Sinn von formulieren, Worte aneinanderreihen, mit Sprache basteln. Ich liebe es auch, mir eine Geschichte auszudenken. Aber ob ich Spaß daran habe, beides zu verknüpfen? Selten. Ich schreibe, weil es mich erfüllt, weil es Geschichten gibt, die ich unbedingt erzählen will. Es ist nicht so, als ob mir der Prozess des Schreibens einer Geschichte und nicht des Schreibens im Sinn von Stil und Satzbau, nie Spaß machen würde. Wenn ich spontane Eingebungen habe - das sind oft einzelne Szenen, wegen denen ich im Matheunterricht plötzlich mehrere Seiten vollschreiben muss, um sie bloß nicht wieder zu verlieren -, dann macht mir das Spaß. Sehr viel sogar. Aber die Verknüpfungen zwischen diesen aus einem Impuls entstandenen Szenen zu schreiben, die ich mir zusammenbasteln muss, machen mir keinen Spaß. Nur erzählen sich meine Geschichten ja nicht von allein und wenn ich mein Leben lang darauf warte, dass mir endlich die fehlenden Impulse für die Leerstellen zufliegen, dann werden meine Bücher nie fertig. Und dieser Teil ist für mich am Schreiben wirklich alles andere als spaßig. Es fühlt sich gut an, es hinterher geschafft zu haben und ich tue wenig lieber, als hinterher einige Stellen am Manuskript zu lesen und dabei zu lächeln, aber das schaffe ich längst nicht mit jedem Teil eines Buches und vor allem lächele ich beim Schreiben nicht die ganze Zeit über, weil es oft genug so anstrengend ist. Es ist kein Hobby für mich wie lesen. Beim Lesen verliere ich mich für einen Augenblick in einer Welt, die ich mir nicht selbst ausdenken muss, weil sie schon vorhanden ist - beim Lesen muss ich nicht daran arbeiten, was ich gerade tue, beim Schreiben schon. Und nein, diese Arbeit macht nicht immer Spaß, mir zumindest nicht. Sie tut mir allerdings gut. Der Ausgleich, den das Schreiben schafft. Wenn ich schlechte Laune habe und dann diese ganz andere Welt bearbeite, dann verändert sich meine Laune meist. Aber nicht alles, was mir gut tut, macht mir Spaß. (Sport wäre noch ein Beispiel. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Shin

Zitat von: Silvasurfer am 21. Juli 2017, 13:34:22
Auf so einen provokativen Titel erlaube ich mir eine provokative Antwort, mit der wahrscheinlich wenige zufrieden sein werden, nur um die beiden Extremseiten dieses Themas einmal zu veranschaulichen.
Es ist nicht nicht die Antwort eines Menschen, der die Intention in sich verspürt zu schreiben, sondern die Antwort eines Lesers:

Denn ich lese gerne. 90 Prozent der Bücher lege ich allerdings bald weg. Sie sind langweilig, es steckt kein Leben in ihnen, sie verstauben irgendwo in meinen Regalen und es tut so weh, sie zu lesen, dass ich mir richtig vorstellen kann wieviel Mühe sich der Autor gemacht haben muss um dieses Ding gähnend bis zum Ende zu bringen.

Schreiben darf niemals langweilig sein, weder für den Schreiber und erst recht nicht für den armen Leser der sich durch die uninspirierenden Zeilen quälen muss, nur damit sich der Leser ein Intelektueller und der Schreiber ein Autor schimpfen darf.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was deine Antwort soll. Ich darf also nur schreiben, wenn ich Spaß dran habe, damit der Leser später etwas Tolles hat? Und was, wenn ich einfach schreiben möchte, ohne es je zu veröffentlichen? Wenn ich mich nur einen Autor schimpfen möchte, könnte ich das tun... Ich kann mich auch allgemein Künstler schimpfen, weil Kunst im Auge des Betrachters liegt und meine grottenschlechten Zeichnungen daher auch für irgendjemanden hohe Kunst sein könnten.
Es geht doch hier im Thread um Spaß und im besten Fall darum, wie man den Spaß wieder erwecken kann. Ich kann z.B. sehr gute Leidensszenen voller Emotionen schreiben, während ich selbst wütend oder in der tiefsten Depression bin. Macht das Spaß? Nö. Es wäre die von dir gewünschte Emotion für "den armen Leser" da und sonst? Ich will für mich schreiben, nicht für andere. Ich will mein Hobby zurück.
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
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