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Frauen und das ultimative Böse - kann das nur Disney?

Begonnen von Aljana, 02. Juli 2016, 14:47:28

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Tigermöhre

Wenn ich mich recht entsinne, gibt es bei dem Roman "Die Orks" eine mordene vergewaltigende einfach böse Antagonistin.
Und die nette Hausherrin, die im Hintergrund über Leichen geht, habe ich (glaube ich) schon häufiger in historischen oder Fantasyromanen gelesen. Diese seltsamen "emanzipierten" Frauen im Mittelaltersetting gehen mir dafür eher auf die Nerven.

Ansonsten versuche ich einfach Menschen zu schreiben. Ob sie männlich oder weiblich sind, ist häufig Zufall. Mein aktuelles Projekt würde genauso gut mit einem männlichen Prota funktionieren. Aber sie hat sich als Frau vorgestellt, also ist sie jetzt eine.
Übrigens sehen meine Charaktere, männlich wie weiblich, es eigentlich alle erstrebenswert an, zu heiraten und Kinder zu kriegen. Warum auch nicht?

Franziska

In Fantasy sind die Oberbösewichte ja häufig, Herrscher, Könige, Magier etc. Das können ja genauso gut Frauen sein. Frauen in Machtpositionen können genauso böse sein, wie Männer, da braucht man auch keine Frauen als Ramsey-Verschnitt, damit sie böse sind. Ich finde Circei wirklich eine tolle weibliche Antagonistin.
Was mir da noch aus dem Serien-Bereich einfällt: Pasiphae aus Atlantis. Leider haben sie bei der Serie ziemlich viel falsch gemacht, aber das hat sich allein wegen Sarah Parish als Pasiphae gelohnt. So eine richtig klassische weibliche Böse, die einfach nur nach Macht strebt. Einfach mal alle ermordet, die ihr im Weg sind. Die einzig menschliche Seite an ihr war die Mutterliebe zu ihrem Sohn, die sie aber auch hinter ihre Ziele gestellt hat. Solche Figuren hätte ich wirklich gerne mehr, in Büchern und Serien und Filmen. Frauen um die vierzig bis fünfzig dürfen ja häufig nur noch Mütter in Nebenrollen spielen.


Ich muss gestehen, dass ich in meinen Texten selten weibliche Antas habe, das liegt aber auch daran, dass ich eigentlich nie so klare Antas als Figuren habe, auch keine männlichen.

canis lupus niger

#47
Zitat von: Franziska am 04. Juli 2016, 15:49:08
Solche Figuren hätte ich wirklich gerne mehr, in Büchern und Serien und Filmen. Frauen um die vierzig bis fünfzig dürfen ja häufig nur noch Mütter in Nebenrollen spielen.

Dabei ist man mit fünfzig aus der Mutter-Rolle eigentlich schon wieder herausgewachsen und kann die eigenen Interessen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken.  ;D Mal eben ein Schreckensregime errichten oder so. Aber da haben die mittlerweile herangewachsenen Nachkömmlinge dann schon wieder etwas dagegen, weil sie ihr eigenes Bild davon haben, wie ihre Mama zu sein hat.  Im Ernst, in meinem Kopf entsteht immer mehr eine herrliche Roman-Idee.  :rofl:

Sohn: "MAMA! Hast du etwa schon wieder eine Karawane überfallen lassen? Denkst du eigentlich jemals darüber nach, was wir von diesen Aktivitäten halten?"

Dämmerungshexe

Zitat von: canis lupus niger am 04. Juli 2016, 15:56:36

Aber da haben die mittlerweile herangewachsenen Nachkömmlinge dann schon wieder etwas dagegen, weil sie ihr eigenes Bild davon haben, wie ihre Mama zu sein hat.  Im Ernst, in meinem Kopf entsteht immer mehr eine herrliche Roman-Idee.  :rofl:


Mal eine Neuinterpretation des Teenie-typische "Mama, du bist peinlich!"
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

canis lupus niger

#49
Zitat von: Dämmerungshexe am 04. Juli 2016, 16:04:01
Mal eine Neuinterpretation des Teenie-typische "Mama, du bist peinlich!"

Genau, das habe ich mir auch schon anhören müssen.

Mir fällt übrigens ein, dass in der Hexer-Reihe von Saplowski sowohl nette, als auch weniger nette Frauen mit Macht vorkommen. Die Romane zeichnen sich ja generell dadurch aus, dass es nicht DEN Bösen und DEN Guten gibt, sondern nur Personen mit kollidierenden Interessen und unterschiedlichen Moralvorstellungen. (Gut, Geralt selber ist ein grundanständiger Kerl und hat dadurch aber auch ständig Nachteile.) Natürlich habe ich die passenden Namen grad nicht zur Hand (Bin auf der Arbeit, aber in der Pause!), aber die später ermordete Fürstin von Cintra, die Großmutter von Ciri, hat ihren Thron nicht nur durch Nettigkeit bekommen und halten können. Und auch die verschiedenen Zauberinnen üben ihre Macht z.T. sehr rücksichtslos und konsequent aus, OHNE irgendwelche Männer durch sexuelle Versprechen zu ihren Handlangern zu machen. Hat mir sehr gut gefallen, die Reihe.

"Das ultimativ Böse" halte ich eigentlich sowieso für ein nicht mehr zeitgemäßes Roman-Element. Mir gefallen Antagonisten/innen besser, die einfach nur (s.o.) andere Interessen und Moralvorstellungen haben.

Zitat von: Fianna am 03. Juli 2016, 02:09:12
Ich finde es immer sehr schade, wenn Frauen einen Konflikt durch ihr Geschlecht haben müssen. Wenn es Helden sind, heisst es "Das kannst / darfst Du nicht, Du bist doch ein Mädchen", und wenn es böse Gegenspieler sind, wurden sie von ihrem Platz verdrängt / übergangen / enteignet, weil sie nur Frauen sind.
Amerikanische Fantasyautoren haben schon in den 1980ern gemeint, man müsse die Fertigkeiten oder die Stellung einer
Frau doch einfach mal als gegeben ansehen, anstatt das immer als Hauptkonflikt zu problematisieren. Haben wir uns nicht in 30 Jahren weiter entwickelt, so dass uns mal ein anderer Konflikt / Motivation einfällt außer "Du bist eine Frau, Du darfst das nicht?"

Diesbezüglich finde ich es ganz schön, wie in den Isrogant-Romanen von Tian-Di Frauen ganz selbstverständlich als gleichberechtigte Kriegerinnen auftreten dürfen. Liegt vielleicht daran, dass Tian-Di das Pseudonym eines Paares ist. Aber da gibt es auch einen schwulen Schwertkampflehrer, der trotzdem ein richtiger Mann ist, und Hinweise auf eine frühere homoerotische Beziehung zwischen einer Zauberin und der festen Partnerin des Hauptprotagonisten. Wunderbar unverkrampft.

Fianna

Ich habe auch ein Heldenpaar, das sich gegenseitig unter- und falsch einschätzt, das liegt aber nicht am Geschlecht, sondern an der Ausbildung (selbstständiger Einzelkämpfer vs. ehemaliger Soldat).
Hoffe, das kommt richtig rüber. So fasst der Erzähler eine negative Haltung gegenüber den Fähigkeiten der Frau - aber bevor er sie als Frau erkannt hat, als sie noch einen Helm trägt - aufgrund ihrer Rüstung, die sie als Soldat ausweist.


Mondfräulein

Dass ja niemand glaubt, der Autor des Artikels könnte iiirgendwie feministisch sein. :wart: Dabei hat er ja einige gute, feministische Argumente. Frauen nicht zuzutrauen, wirklich böse zu sein, ist Sexismus. Keine weiblichen Antagonistinnen zu haben, weil Frauen so nicht sein können, ist sexistisch. Aber leider spielt da auch mit rein, dass die meisten denken, bestimmte Rollen könnten eben nur an Männer vergeben werden. Eine brutale und sadistische Kriegsherrin? Oh nein, Frauen sind in ihrer Gewalt viel subtiler, die gehen da eher psychologisch und feinfühlig vor. Frauen sind empathischer, Frauen erstechen niemanden, sie vergiften Leute bloß. Psychologisch gesehen ist das grober Unfug. Statistisch gesehen findet man im Durchschnitt natürlich Unterschiede zwischen Frauen und Männern, aber die werden oft überschhätzt und viele verstehen auch einfach nicht, dass wenn der durchschnittliche Deutsche 1.2 Kinder hat das nicht ausschließt, dass irgendjemand auch sieben Kinder haben kann. Es gibt doch genug Beispiele für Frauen, die brutal, grausam und physisch Gewalt ausüben.

Das Problem ist, dass es mit einer weiblichen Antagonistin nicht getan ist. Weibliche Antagonistinnen überhaupt nicht zu schreiben ist sexistisch. So wie manche weiblichen Antagonistinnen geschrieben sind, sind sie es aber auch. Beispielsweise wird weibliche Sexualität häufig als etwas Böses dargestellt, die böse Verführerin, oft im Kontrast mit einem braven Mädchen. Frauen, die die armen, unschuldigen Männer ins Verderben stürzen. Frauen, die nur wegen einem Mann so böse sind. Frauen, die nur Rache wollen... an einem Mann.

Ich bin absolut für mehr Antagonistinnen. Deshalb schreibe ich auch so viele - wenn ich mal darüber nachdenke, habe ich fast in jedem Roman eine. Nicht, weil ich absichtlich die Agenda verfolge, die Welt der Antagonisten zu revolutionieren, so bewusst habe ich da nicht drüber nachgedacht. Sondern weil ich versuche, mindestens die Hälfte meiner Figuren mit Frauen zu besetzen, und weil ich, wenn ich eine Figur besetze, nicht darüber nachdenke, ob eine Frau so etwas tun würde oder ob das nur mit einem Mann geht. Ich besetze Figuren oft so, wie sie mir in den Sinn kommen, und ich glaube, mene weiblichen Antagonisten unterscheiden sich da nicht so großartig von ihren männlichen Kollegen. Zumindest nicht, nur weil sie Frauen sind.

Zitat von: Schneerabe am 04. Juli 2016, 12:39:29
Heute geht der Trend ja eher zu den Tomboys die in Sachen Waffenkunst alle Männer in die Tasche stecken, vor Unabhänigkeit nur so triefen und am liebsten mit dem sonst für männliche Charaktere reservierten verbitterten Sarkasmus um sich werfen. Man denke an Katness Everdeen. (Gegen die ich nichts habe) Alles andere kann nicht ernst genommen werden, den Eindruck habe ich zumindest gern mal. Und wenn die Heldin nicht als so ein Charakter startet ist es ziemlich sicher das sie sich diesem annährt...

Ich denke das Problem ist teilweise, das nur eine art von 'Stärke' von der breiten masse als solche erkannte/anerkannt wird und zwar direkte oft mit Gewalt verbundende Stärke die zum erreichen eines äußeren Ziels führt. Kaumjemand wertschätzt die Stärke die notwendig ist gegen alle Äußeren Widrigkeiten seinen Idealen und sich selbst treuzubleiben. Figuren die als Heiler und nicht als Kämpfer eintreten werden ja auch nicht unbedingt als stark anerkannt, dabei verbessern sie die Welt genauso wie die Krieger während diese sich durch Mordor schlagen...

Zitat von: Tastentänzerin am 04. Juli 2016, 15:15:28
Diese Tomboys die du beschreibst sind genau das, was ich meine wenn ich vom "zwanghaften femininen Rebellentum" spreche.

Das psychologische Prinzip der Bedrohung durch Stereotype ist eine Folge von Stereotypen (wie der Name vermuten lässt) und führt denke ich unter anderem genau dazu. Frauen dürfen überhaupt nicht mehr dem weiblichen Stereotyp entsprechen, wenn sie es in einem Aspekt nicht entsprechen sollen, weil sie es sonst bestätigen. Sofern man das auf die Autoren übertragen kann, die diese Frauen schreiben. Oder aber es geht darum, dass eine lippenstifttragende Antagonistin auf High Heels die Menschen mit ihrem Schwert den Kopf abschlägt einfach nicht in das Bild vieler Menschen passt. Weiblichkeit geht mit diesem eher männlich besetzten Verhalten nicht konform. Also müssen Frauen ihre Weiblichkeit loswerden, um sich "wie Männer" verhalten zu dürfen.

Amanita

Zuerst nochmal ganz kurz zu der Harry Potter-Thematik: Snape wird zwar von Harry verständlicherweise negativ gesehen, aber es ist schon nach dem ersten Band klar, dass er versucht hat ihn zu beschützen, und im dritten zeigt sich dann auch noch, dass die Feindschaft zu James und Sirius nicht so einseitig war, wie gedacht. Außerdem ist er in seinem Fachgebiet sehr kompetent und hat eine Aura von Macht. Bei Umbridge ist nichts davon vorhanden. Inkompetent ist sie beispielsweise, wenn es darum geht, den Streichen der Weasley-Zwillinge beizukommen, wofür sie immer die Hilfe der anderen Lehrer braucht.

Was die verschiedenen Formen von Stärke betrifft. Ich denke, dass manche feministisch orientierten Frauen so ,,allergisch" auf Geschichten reagieren, in denen sich die Kriegerin am Ende dann doch für Ehe, Haushalt und Kinder entscheidet, weil das ,,früher" ein recht beliebtes Klischee war. Meine Mutter hatte noch einige Kinderbücher, wo das ,,wilde Mädchen" irgendwann gelernt hat sich den Anforderungen der Gesellschaft zu fügen und das dann als positive Charakterentwicklung interpretiert wurde. Das bedeutet natürlich nicht, dass man so etwas nicht schreiben sollte, aber wenn am Ende alle guten Frauen als Hausfrauen leben, wäre ich doch auch etwas befremdet.
So viel dazu. Die Sache mit ,,gewaltfreier Stärke" stimmt natürlich auch, wobei ich das allgemein schwierig finde, wenn es um Antagonisten geht. Außer vielleicht, wenn man eine Grau und Grau-Geschichte schreibt.
Fakt ist aber auch, dass es zwischen Respekt und Angst häufig nur ein schmaler Grad ist, und wenn Frauen grundsätzlich als ,,nicht gefährlich" betrachtet werden, wird ihnen deswegen teilweise auch der Respekt versagt. Deswegen denke ich schon, dass gefürchtete weibliche Figuren einen Teil der Emanzipation in Geschichten darstellen. Wenn die dann von den männlichen Protagonisten besiegt werden müssen, damit die natürliche Ordnung wieder hergestellt ist, geht die Botschaft natürlich in die andere Richtung. Antagonistinnen allein reichen nicht aus.
Heiler sehe ich selber irgendwie ganz anders, aber das liegt vielleicht daran, dass ich keine Rollenspiele mache, wo die wohl einfach die anderen Spieler reparieren. In meinen Harry Potter-FFs agiert Rodolphus Lestrange als Heiler, der sein großes Wissen über Körper und Psyche dann auch gerne missbraucht, machtlos finde ich diese Position keineswegs. Bisher hat es das aber noch nicht in meine eigenen Geschichten geschafft, wird es aber in irgendeiner Form sicher noch irgendwann.

Der Sorte Geschichte, wo die eine spezielle Heldin, die ganz anders ist als andere Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft unbedingt eine männliche Rolle einnehmen will, was ihr erstmal niemand zutraut, bis sie es dann doch schafft, kann ich auch nicht viel abgewinnen. Ich bin dafür, dass die Gesellschaften in Geschichten so gestaltet werden, dass Frauen auch ohne solche Aktionen Einflussmöglichkeiten auf die Handlung haben. Das kann, muss aber nicht bedeuten, dass es eine gleichberechtigte Gesellschaft gibt. Wenn jemand das schreibt, ohne groß Worte zu verlieren und das herauszustellen, wie Garth Nyx finde ich das aber auch sehr angenehm.
Mir gefällt es am besten, wenn Geschichten eine Vielfalt unterschiedlicher Männer-und Frauentypen enthalten.

canis lupus niger

Mir fällt just ein, dass im SciFi-Klassiker "Der Wüstenplanet" von Frank Herbert, die Gemeinschaft der Bene Gesserit nur aus Frauen besteht, und mit der von ihr "betreuten" Menschheit gnadenlos umgeht, von implantierten Religionen mit Messias-Mythen, um im Zweifelsfall immer Unterstützung für ihre Sache vorzufinden, bis hin zu Zuchtprogrammen für die Herrscherhäuser, um bestimmte politische oder auch genetische Ziele zu erreichen. Finde ich ziemlich böse.

Churke

Ich dachte immer, die Bösen sind die Harkonnen, allen voran Onkel Vladimir?

Zitat von: Amanita am 04. Juli 2016, 20:21:45
Fakt ist aber auch, dass es zwischen Respekt und Angst häufig nur ein schmaler Grad ist, und wenn Frauen grundsätzlich als ,,nicht gefährlich" betrachtet werden, wird ihnen deswegen teilweise auch der Respekt versagt. Deswegen denke ich schon, dass gefürchtete weibliche Figuren einen Teil der Emanzipation in Geschichten darstellen.

Das ist halt auch so eine Sache. 007 hat keine Lizenz, um Frauen zu töten. Nicht mal in Notwehr. Da kommen für die bösen Mädchen zwangsläufig nur Helfer-Jobs in Frage. Sorry...

Tigermöhre

Zitat von: Churke am 08. Juli 2016, 11:32:09
Ich dachte immer, die Bösen sind die Harkonnen, allen voran Onkel Vladimir?

Die Harkonnen sind zwar die offenen Antagonisten, aber die Bene Gesserit sind die. die im Hintergrund die Fäden ziehen, und ihre Pläne skrupellos durchziehen, und normale Menschen nur als Zuchtvieh und Schachfiguren sehen.

Cailyn

#56
Ich finde das Thema interessant, aber als Leserin habe ich mich damit noch kaum auseinandergesetzt. Ich lese hauptsächlich Krimis und Thriller und da finde ich es halt realistischer, dass Männer die Serienmörder sind, weil statistisch erwiesen ist, dass es kaum Serienmörderinnen gibt. Klar gibt es viele Frauen auf der Welt, die Böses tun. Aber im Bereich Thriller und Krimi passt sich der Anteil an männlichen Verbrechern schon dem an, was in der Welt statistisch erfasst wurde.

Bei Fantasy-Büchern kann ich es dann schon weniger nachvollziehen. Aber ich wäre jetzt nie im Traum darauf gekommen, mich benachteiligt zu fühlen, weil es wenige weibliche Antagonistinnen gibt. Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn es mehr gäbe. Ich denke, in der High Fantasy liegt es halt auch am Klischee, daran, dass die Welten meist immer noch patriarchalisch funktionieren, so dass auch die Bösen nach wie vor Männer sind. Wenn ich mich recht erinnere, ist das in anderen Fantasy-Subgenres weniger so, z.B. Mystery, Dystopien etc.

In Filmen sieht man aber schon öfters weibliche Antagonistinnen. Man denke da an Filme wie "Eine verhängnisvolle Affaire" mit Glenn Close, oder "Der Teufel trägt Prada" mit Merryl Streep, "Basic Instinct" mit Sharon Stone. Ach ja, und in punkto Bücher fiel mir gerade noch Lady McBeth ein - da hat also schon Shakespeare daran gedacht, dass der Baddy auch eine Frau sein kann.  ;D


Fianna

Eigentlich ist MacBeth die "bösere". Sie ist zwar der Katalysator, bekommt aber Alpträume, bereut ihre Taten und begeht Selbstmord (hinter den Kulissen).
Er dagegen ist, nach Überwinden seiner Skrupel, zu allem bereit und von Nachtgier besessen. Der Tod seiner Frau ist ihm egal.

Die Beiden sind immer in unterschiedlichen Dominanz-Positionen, einer von beiden gibt die Richtung vor und der andere ist verunsichert und lässt sich treiben und beeinflussen.

Bisher habe ich sie immer als gleichwertig betrachtet, in ihrer Gesamtheit; aber jetzt, da Du mich zum Nachdenken bringst, empfinde ich ihn als Figur als den negativeren Part.

Kati

Zitat von: AmanitaDer Sorte Geschichte, wo die eine spezielle Heldin, die ganz anders ist als andere Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft unbedingt eine männliche Rolle einnehmen will, was ihr erstmal niemand zutraut, bis sie es dann doch schafft, kann ich auch nicht viel abgewinnen.

Das geht mir genauso und den Grund hast du auch schon indirekt genannt. Ich finde es immer ganz furchtbar über Frauen zu lesen, die sich so extrem beweisen müssen, wenn diese Geschichten darauf hinauslaufen, dass sie es schafft, weil sie anders, fortschrittlicher, besser ist, als andere Frauen. Da steckt ja auch kein feministisches Motiv hinter, sondern viel eher ein Konkurrenzdenken und auch ein bisschen ein "Die sind ja selber Schuld, wenn sie nichts schaffen, weil sie nicht so cool sind wie ich"-Denken hinter. Und wenn ich eines nicht mag, dann ist es dieses unnötige Konkurrenzdenken zwischen der "guten Frau" und der "bösen Frau", oder eben der "fortschrittlichen Frau", die ganz anders und deshalb besser ist, und der "altmodischen Frau", die genauso ist wie alle anderen und deshalb nie etwas erreichen wird. Komplexer wäre es, verschiedene Frauentypen zu zeigen, die auf unterschiedliche Weise etwas erreichen - oder sich einzugestehen, dass einige Frauen vielleicht in ihrer Situation glücklich sind und gar nichts erreichen wollen. Besonders in historischen Romanen, aber auch in High Fantasy stört mich das Bild, dass alle Frauen generell stark leiden und einen Ausweg aus ihrer Situation suchen, aber nur eine einzige besonders und anders genug ist, um etwas an ihrer Situation zu ändern. Das ist einfach nicht realistisch. Viele Frauen sind (und waren) doch in ihren Positionen glücklich, ohne, dass sie es bloß waren, weil sie grob gesagt zu blöd waren zu erkennen, dass sie gefälligst zu leiden haben.

Zitat von: TastentänzerinDiese Tomboys die du beschreibst sind genau das, was ich meine wenn ich vom "zwanghaften femininen Rebellentum" spreche.

Ich glaube, hier ist auch ein großes Problem, dass selten verschiedene Frauentypen gezeigt werden. Wenn ein Buch drei Frauenfiguren hat und zwei sind tolle, starke Tom Boys und eine ist die armselige Jungfrau in Nöten, dann nervt mich das auch. In einem Buch mit drei Frauenfiguren, in der eine ein Tom Boy ist und eine die Jungfrau in Nöten und eine ein weiter Frauentyp, sehe das schon anders aus (solang nicht mit Klischees gearbeitet wird und die Figuren darüber hinaus vernünftig ausgearbeitet sind, natürlich). Das Problem ist glaube ich wirklich, dass Autoren selten in die Tiefe gehen und oft Klischees bedienen und sich denken, das wird schon reichen, was bei weiblichen Figuren öfter gemacht wird. Ich schreibe ganz gern mal Tom Boys, aber ich achte auch darauf, dass sie nicht unrealistisch wirken. Meine Heldin im Moment ist wohl ein typischer Tom Boy, aber sie läuft beim Anblick eines Kleides nicht schreiend weg. Dazu kommt, dass ich noch mehr Frauenfiguren habe, die nicht alle demselben Typ entsprechen - und ich bemühe mich immer keine Wertung aufgrund der Vorlieben der Figur vorzunehmen (also Tom Boy gleich toll und stark, typisch weibliche Figur weniger toll oder so). Ich habe also generell nichts gegen Tom-Boy-Figuren. Ich habe aber eh nicht wirklich was gegen irgendeinen Frauentyp, der in Geschichten vorkommen kann, solang die Figur gut ausgearbeitet ist und überzeugen kann.

Es kam ja auch das Argument auf, dass eine weibliche Antagonistin in einem körperlichen Kampf mit einem männlichen Widersacher zwingend den kürzeren ziehen muss, doch das halte ich auch eher für ein Stereotyp. Nicht nur gibt es viele zierliche Frauen, die durch gezieltes Training sehr viel kräftiger und erfahrener im Kampf sind, als größere, schwerere Männer und daher auf jeden Fall gegen diese gewinnen könnten, es gibt doch auch bei Frauen gar nicht so selten Körpertypen wie zum Beispiel den von Gwendoline Christie, die groß und kräftig gebaut ist. Dass eine Frau gleich kleiner oder zierlicher sein muss, ist ja auch eher ein Klischee, aber keine Wahrheit. Einer Antagonistin, die vom Körperbau Gwendoline entspräche, steht ja auch nichts im Wege. (Genauso wie ein männlicher Held kleiner und schmaler sein kann, als eine Frau, das geht auch.) Dass solche Konflikte nicht immer durch körperliche Auseinandersetzungen gelöst werden müssen, sondern eine weibliche Antagonistin auch durch Tricks, überlegene Intelligenz oder so gewinnen kann, wurde ja auch schon gesagt.

Churke

Zitat von: Fianna am 08. Juli 2016, 16:38:48
Bisher habe ich sie immer als gleichwertig betrachtet, in ihrer Gesamtheit; aber jetzt, da Du mich zum Nachdenken bringst, empfinde ich ihn als Figur als den negativeren Part.

Lady Macbeth entspricht dem klassischen Stereotyp der Anstifterin.
Und sie wird verrückt, weil sie das schwache Geschlecht ist. - Dabei ist es m. E. viel wahrscheinlicher, dass er die Sache nicht verkraftet.
Und was Macbeth betrifft, der geht unter, weil er sich von seiner Frau beeinflussen lässt. Darum macht man(n) das auch nicht. Quod erat demonstrandum...


Zitat von: Charlotte am 08. Juli 2016, 16:52:16
(Genauso wie ein männlicher Held kleiner und schmaler sein kann, als eine Frau, das geht auch.)
Dann ist er aber kein Held, sondern ein Antiheld...  :)