• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Recherche: Wie korrekt sollten Bücher sein?

Begonnen von Cairiel, 30. Januar 2016, 11:09:33

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Asuka

Ein sehr interessantes Thema!

Ich gehöre (leider) auch eher zu den recherchefaulen Autoren, weshalb bei mir auch noch kein Held Pfeil und Bogen hatte. Ich recherchiere zwar gerne über Mythologie, Sagen und dergleichen, aber bei trockenen Themen wie Waffen und deren Benutzung vergeht mir schnell die Lust.
Eine andere Sache ist, wie viel ich als Autor an Grundwissen dem Leser übermitteln muss. Im schlimmsten Fall muss ich immer davon ausgehen, dass der Leser von der Materie keine Ahnung hat. Will ich ihn dann seitenweise mit Abhandlungen oder Erklärungen zu Fachbegriffen nerven?
(Ein Beispiel: Ich würde liebend gern mal ein Buch über einen Koch schreiben. Mein Mann ist leidenschaftlicher Hobbykoch (neudeutsch nennt man das jetzt Gastrosexueller - kein Scherz!  :pfanne:), wodurch ich auch schon einiges an Fachbegriffen aufgeschnappt habe. Worte wie Mise en Place oder Julienne geschnittenes Gemüse gehören bei uns zum normalen Wortschatz. Das wird aber beim Durchschnittsleser nicht der Fall sein. Meine Angst ist, mich dabei entweder in zu vielen oder zu wenigen Erklärungen zu verlieren. Entweder langweile ich den Leser oder ich gebe ihm nicht die benötigten Informationen)
Wobei im Fantasy-Bereich ja vieles offen ist. Wenn ich der Meinung bin, dass in meiner Welt die Schweine fliegen können, dann können sie da eben fliegen. Und gerade bei Fantasy finde ich, dass man auch mal die Kirche im Dorf lassen sollte. (Meine Lektorin hat kürzlich bemängelt, dass meine Heldin mit einer Peitsche kämpft. Das wäre eine Waffe, die man kaum kontrollieren könnte. Mag sein, aber bei Indiana Jones hat auch keiner gemeckert  :hmmm:)

Sternsaphir

Wichtig bei der Recherche ist die Glaubwürdigkeit. Es muss nachvollziehbar sein und halbwegs logisch aufgebaut.
Bei Kampfszenen scheiden sich die Geister. Während Laien vielleicht beeindruckt sind, kräuseln sich einem Kampfsportler die Fußnägel.
Indiana Jones hat auch nur in einigen wenigen Szenen mit der Peitsche, der Rest sind Faustkämpfe oder Schießereien. Wenn man ein zwei exotische Moves einfügt, finde ich das nicht schlimm, es erhöht sogar den Endruck, dass der Prota ein besonderer Kämpfer ist. Ihn aber z.B. ohne einen Kratzer durch die Heerscharen von Feinden rennen zulassen, klingt zu sehr konstruiert und macht den Prota nicht glaubwürdig. Ebenso wenig wie manche "Helden" stundenlang wild miteinander kämpfen ohne aus der Puste zu kommen.

Fachbegriffe würde ich nicht unbedingt verwenden, denn die versteht kein Laie. Aber man kann es ja umschreiben. Und wenn man sich nicht gut genug mit Waffen auskennt, dann kann man es ja nur oberflächlich schreiben wie z.B. "X spannte den Bogen und zielte". Man braucht da nicht über Körperhaltung und Fingerstellung zu philosophieren. Dem Leser geht es dann um den Kampf und wie dieser verläuft. Es sei denn, man schreibt explizit über die Ausbildung eines Bogenschützen in einer Gilde oder so.

Soly

Zitat von: Sternsaphir am 11. Juni 2017, 15:42:43
Bei Kampfszenen scheiden sich die Geister. Während Laien vielleicht beeindruckt sind, kräuseln sich einem Kampfsportler die Fußnägel.
[...]
Wenn man ein zwei exotische Moves einfügt, finde ich das nicht schlimm, es erhöht sogar den Endruck, dass der Prota ein besonderer Kämpfer ist.
[...]
Fachbegriffe würde ich nicht unbedingt verwenden, denn die versteht kein Laie. Aber man kann es ja umschreiben.

Meine Taktik bei Kampfszenen ist die, dass ich einen Karate-Kampf nehme, der so auch bei mir im Training hätte ablaufen können, als Gerüst nehme und meine Figuren, Waffen und Fähigkeiten darum herumbaue. Alles, was während des Kampfes nicht realistisch ist, passiert dann auf der Grundlage von fantastischen Gimmicks oder Fähigkeiten und ist somit deutlich erkennbar.
Die Beschreibung mache ich mit Begriffen wie "Kampfstand", "Block" oder "gerader Schlag", aber ich benutze nie Fachtermini wie Giaku zuki oder dergleichen. Dadurch ist es anschaulich und detailliert genug, dass der gemeine Leser ein deutliches Bild vom Ablauf des Kampfes hat, ohne Hintergrundwissen zu brauchen; gleichzeitig bleibt es so verschwommen, dass ein Kampfsportler die Abläufe auf realistische Weise nachvollziehen kann und sich nicht vor die Stirn schlägt.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Churke

Zitat von: Asuka am 11. Juni 2017, 15:26:41
(Meine Lektorin hat kürzlich bemängelt, dass meine Heldin mit einer Peitsche kämpft. Das wäre eine Waffe, die man kaum kontrollieren könnte.

Kommt auf die Länge an.  ;)
https://www.youtube.com/watch?v=PftCh7er2p4

Asuka

Zitat von: Churke am 11. Juni 2017, 18:19:38
Zitat von: Asuka am 11. Juni 2017, 15:26:41
(Meine Lektorin hat kürzlich bemängelt, dass meine Heldin mit einer Peitsche kämpft. Das wäre eine Waffe, die man kaum kontrollieren könnte.

Kommt auf die Länge an.  ;)
https://www.youtube.com/watch?v=PftCh7er2p4

Haha, genial  :rofl: (Obwohl ich das nicht als Peitsche bezeichnet hätte. Das sieht eher aus wie ein zu lang geratener Pornoschw- ... Ähm ... Ist das nicht ein fabelhaftes Wetter heute?  :vibes:) Etwas länger ist sie in meinem Buch schon, aber keine zwei Meter oder gar länger. Aber das Video ist interessant! Vielen Dank für den Tipp!

Evanesca Feuerblut

Ein bisschen kommt es vermutlich auch auf die eigene Pingeligkeit an. Ich bin pingelig, wenn ich Bücher lese (ich kann das ums Verrecken nicht abstellen, aber mir geht es z.B. sehr gegen den Strich, wenn ich offensichtlich falsche Geschichtsfakten etc. lese. Wenn ich nicht weiß, dass die Fakten falsch sind - Glück gehabt. Aber oft finde ich es heraus, wenn ich mit anderen Leser*innen diskutiere und dann kann es mir alles verderben) und da ich nur das schreiben möchte, was ich auch guten Gewissens lesen würde, recherchiere ich auch pingelig.
Da kann es schon mal sein, dass zwei Stunden Recherche dafür draufgehen, dass ich genau EINEN Satz im Manuskript geschrieben habe, der dafür aber faktentechnisch astrein ist.
Was mich leider nicht davon abhält, in Fallen zu tappen und Dinge als richtig anzunehmen, die es nicht sind. Das ist mir jedes Mal unendlich peinlich.

Kadeius

Kommt auch immer drauf an, ob das ein gesundes Verhältnis ist. Wenn zu viele abgefahrene Ideen drinstecken, würde ich mich als Leser ggf. eher unwohl fühlen, da ich permanent im Auge behalten muss, was angeblich funktioniert und was alles möglich ist. Wenn es ein paar weltimmanente Dinge sind, die entweder vom Himmel fallen oder sogar erklärt sind, ist das eine andere Sache. Ich persönlich freue mich auch, wenn die detailverliebten an ein oder zwei Stellen auf ihre Kosten kommen.
Bei mir tragen z. B. die Soldaten einer bestimmten Nation viel schwarz: Direkte Frage eines Lesers war, wie die sich das leisten konnten, da qualitativ gut schwarz zu färben wohl gar nicht so günstig war. Habe mir dann eine Erklärung einfallen lassen, würde ich aber auch nicht an jeder Stelle machen. Ich würde sagen, wenn man eine gute Erklärung und eine gute Idee hat, unbedingt einbringen. Wenn nicht, würde ich trotzdem nicht von der Darstellung abweichen, denn es ist immer noch die eigene Idee und die kommt nicht von ungefähr. :)

Cailyn

Ach, die Recherche ... ein Quälgeist sondergleichen!
Mit meinem Historienroman bin ich da eine besonders Leidende.  :buch:

Was mir häufiger passiert als dass ich ungenau recherchiert habe, sind Kritiken über falsche Recherche, die gar nicht falsch ist. Also dass Betaleser glauben, ich hätte etwas falsch recherchiert, obwohl es gar nicht so ist. Oft sind das natürlich Fakten, die andere glauben zu kennen, weil man es aus Filmen so vorgesetzt bekommt. Vermute ich jetzt mal. Aber auch wenn meine Recherche dann korrekt war, frage ich mich dann: Werden die Leser auch denken, ich hätte falsch recherchiert? Ich meine, letztlich will man mit guter Recherche erreichen, dass man als Autorin kompetent rüberkommt. Wenn die Leser dann aber trotzdem überzeugt sind, dass Fakten unmöglich stimmen können, wirke ich alles andere als kompetent. Aber die Fakten dann falsch wiedergeben, weil die Mehrheit denkt, es wäre richtig so, bringe ich dann auch nicht über mich. Irgendwie ein Zwickmühle.  ::)

Ich finde, es kommt schon sehr auf das Genre an, ob alles 100% korrekt sein muss. Gerade bei Abenteuergeschichten, Komödien und dergleichen finde ich, kann man die 5 auch mal gerade sein lassen.
Und generell ärgern mich Ungereimtheiten und falsche Fakten nur, wenn es sich um zentrale Elemente in der Geschichte handelt. Wenn Helden eine Reise tun und dies auf Pferden, und diese Pferde haben keine weitere Funktion als ein Transportmittel zu sein, dann verzeihe ich es rasch, wenn da die Pferde "unpferdisch" sind. Wenn aber der Held eine tiefe Beziehung zu seinem Pferd hat, so quasi als Freund und Helfer, dann würde es mich stören, wenn die Pferde-Fakten nicht stimmen.

Fledermaus

Oh, das ist ein sehr schwieriges (aber interessantes) Thema. Prinzipiell würde ich dazu sagen: Bei spezifischen Fachgebieten, in denen ich nicht bewandert bin, fällt es mir als Leserin oft gar nicht auf, wenn Fakten teilweise einfach nicht stimmen. Dennoch verstehe ich es, dass es sehr ärgerlich ist, wenn man sich selbst in einem Bereich gut auskennt und es in einem Buch einfach völlig verkehrt dargestellt wird.

Beim Lesen ist mir selbst so etwas aber eigentlich eher selten untergekommen.
Das einzige, was mir manchmal auffällt, liegt weniger im Bereich "Faktenwissen" ... Es geht mehr um psychische Zustände, die manchmal so einfach nicht stimmig sind. Manche AutorInnen bauen eben Themen ein - vor allem wenn es um psychische Krankheiten oder ähnliches geht - bei denen man einfach merkt, dass sie selbst nie "hautnahe" Erfahrung damit gemacht haben. Das kann schon teilweise ein seltsames Gefühl verursachen. Ein Extrembeispiel ist etwa, wenn in Büchern z.B. das Thema "selbstverletzendes Verhalten" behandelt wird. Manchmal fühlt sich so etwas dann für mich als Leserin an wie ein Mittel zum Zweck um den Plot voranzutreiben, und beim Lesen merkt man, wenn der Autor bzw. die Autorin sich nicht wirklich mit den psychologischen Hintergründen etc. beschäftigt hat (oder gerademal den Wikipedia-Artikel gelesen hat). Das fühlt sich dann schon komisch an.

Deshalb versuche ich schon, immer so gut wie möglich zu recherchieren. Interessanterweise hakt es bei mir oft bei medizinischen Themen. Ich habe sogar einen Medizinstudenten im engen Freundeskreis, der in dieser Hinsicht immer bereitwillig meine Fragen beantwortet ... Und manchmal ist es zugegebenermaßen richtig ärgerlich, wenn sich eine Tatsache einfach nicht so verhält, wie ich mir das vorgestellt habe. In diesen Fällen versuche ich dann meist, einen Mittelweg zu finden: Entweder ich muss irgendwie erklären, warum sich die Tatsache nicht so verhält wie normalerweise ... Was im Bereich Fantasy tatsächlich oft einfacher ist. Oder ich muss eben den Plot ein bisschen umgestalten, sodass es wieder einigermaßen passt.

Aber bis jetzt haben sich diese Punkte im Endeffekt eigentlich immer recht einfach lösen lassen. Deshalb werde ich vermutlich dabei bleiben, erstmal draufloszuschreiben und beim Korrigieren alles nochmal auf Fakten zu überprüfen (und wenn nötig einen Absatz umzuschreiben). Bis jetzt hat das ganz gut geklappt, mal sehen wie es in Zukunft sein wird.

Lothen

Zitat von: Silvasurfer am 19. Mai 2017, 19:10:31Zum Beispiel leuchtet es ein, dass zierliche Helden und Heldinnen, anders als Fantasyautoren es darstellen, niemals mit Pfeil und Bogen kämpfen würden. So ein Bogen braucht Durchschlagskraft und aus diesem Grund ist er aus massiven Holz gefertigt, sodass man ein ganz schöner Muskelprotz sein soll um ihn spannen zu können.
Das erstaunt micht, woher hast du denn diese Information?

Ich bin wirklich kein Muskelprotz, aber selbst ich kann einen 30-Pfund-Bogen spannen - und ich kenne Mädels, die zierlicher sind als ich, die auch mit 40 oder 50-Pfund-Bögen klar kommen. Ja, die englischen Langbögen gingen auch mal rauf bis 70 oder mehr, aber das entspricht nicht der Norm. Gerade Reiterbögen müssen leicht zu spannen sein, weil auf dem Pferderücken gar nicht die Stabilität da ist für schwere Bögen.

Hängt halt auch immer davon ab, für welche Gegner die Pfeile gemacht sind. Durch Kettengeflecht schlagen Pfeile mit der richtigen Spitze leicht durch, durch Platte natürlich weniger.

@Fledermaus : Psychische Krankheiten sind echt ein schwieriges Thema, gerade deswegen, weil jeder Betroffene sie anders erlebt. Fragt man Person A nach ihren Erfahrungen, kann Person B mit derselben Diagnose sagen: "So ein Quatsch, das stimmt gar nicht." In dem Themenkomplex finde ich es total wichtig, den Charakter im Auge zu behalten, die Figur. Wie geht sie damit um, wie erlebt sie diese Zustände. Eine objektiv-fassbare Wahrheit wird man ohnehin nicht finden. Aber es kann natürlich helfen, sich mit Betroffenen oder mit der Diagnose auseinanderzusetzen.

Sascha

Zitat von: Churke am 11. Juni 2017, 18:19:38
https://www.youtube.com/watch?v=PftCh7er2p4
Aua! Das tut ja schon beim Hinschauen weh.

Zitat von: Sternsaphir am 11. Juni 2017, 15:42:43
Ebenso wenig wie manche "Helden" stundenlang wild miteinander kämpfen ohne aus der Puste zu kommen.
Man sehe sich dazu nur mal ein paar Videos auf der Tube an, aus der beliebten Reihe "Instant Karma – Bully Fails". Da steht ein Brocken von Kerl, irgendwas zwischen 1,90 und 2 Metern, und kriegt exakt eine gewischt. Zack, er liegt am Boden. Bestimmt können manche mehr einstecken als andere (sieht man ja bei jedem Boxkampf), aber die Vorstellungen vieler Leute in der Hinsicht sind wohl doch arg übertrieben.

Jaja, die Recherche ... da sucht man im Netz nach allen möglichen Angaben zu Rechten und Pflichten der Polizei, und dann haut einem unser Churke das alles als falsch um die Ohren ... :wums:
Und eine Feuerwehr, die mir dabei hilft, ein Haus in die Luft zu sprengen (natürlich rein literarisch), finde ich irgendwie auch nicht. Die Antworten nicht mal auf meine Mails. :(

Churke

Zitat von: Cailyn am 21. Juni 2017, 21:19:48
Was mir häufiger passiert als dass ich ungenau recherchiert habe, sind Kritiken über falsche Recherche, die gar nicht falsch ist.

Wenn sich die Leser Wikinger wie in "Prinz Eisenherz" von 1954 vorstellen, ist das aber nicht deine Schuld.  ::)

Man kann zwar nicht jeden erreichen, aber ich glaube doch, dass ein guter Autor seine Leser überzeugen kann. Bei Emile Zola schuften alleinerziehende Bergarbeiterinnen halbnackt unter Tage. Das scheint allem zu widersprechen, was wir über das 19. Jahrhundert wissen. Aber wäre Zola der Autor des Naturalismus, wenn er es frei erfunden hätte?
Ein solches Standing kann man sich als Autor nur erarbeiten, wenn man immer absolut exakt arbeitet.

Zitat von: Fledermaus am 21. Juni 2017, 23:44:53
Manche AutorInnen bauen eben Themen ein - vor allem wenn es um psychische Krankheiten oder ähnliches geht - bei denen man einfach merkt, dass sie selbst nie "hautnahe" Erfahrung damit gemacht haben.

Och, das ist nur eine Unterform von "keine Ahnung, aber was geschrieben". Max Frisch lässt seinen Homo Faber im Jeep querfeldein durch den Dschungel fahren. Da wusste ich, dass Frisch es nie versucht hat. Im Buch ist das nebensächlich, aber wenn der Plot auf so ewas aufbaut... äh, ja.  :wart:

Zitat von: Lothen am 22. Juni 2017, 11:41:07
Ich bin wirklich kein Muskelprotz, aber selbst ich kann einen 30-Pfund-Bogen spannen - und ich kenne Mädels, die zierlicher sind als ich, die auch mit 40 oder 50-Pfund-Bögen klar kommen. Ja, die englischen Langbögen gingen auch mal rauf bis 70 oder mehr, aber das entspricht nicht der Norm.

Die 137 Langbögen der Mary Rose fangen bei 100 Pfund an und hören bei 185 Pfund auf. HUNDERTFÜNFUNDACHTZIG Pfund!
https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Rose

An den Skeletten von Langbogenschützen lassen sich massivste Rückenmuskeln und belastungsbedingte Deformationen nachweisen.

Zu den mongolischen Kompositbögen habe ich mal Zahlen bis über 200 Pfund gelesen, wobei diese bauartbedingt schwerer auszuziehen sind als Langbögen.
Da versteht man, was "Mongolensturm" wirklich bedeutete.
Ich kann nicht Bogen schießen, aber ich habe mich wegen eines Romans damit befasst. Eine Figur fliegt auf einem Drachen und verbreitet mit einem Kompositbogen Angst und Schrecken. Der Bogen ist so abartig stark, dass die Feinde ihn für verzaubert halten.


Fledermaus

Zitat von: Lothen am 22. Juni 2017, 11:41:07Psychische Krankheiten sind echt ein schwieriges Thema, gerade deswegen, weil jeder Betroffene sie anders erlebt. Fragt man Person A nach ihren Erfahrungen, kann Person B mit derselben Diagnose sagen: "So ein Quatsch, das stimmt gar nicht." In dem Themenkomplex finde ich es total wichtig, den Charakter im Auge zu behalten, die Figur. Wie geht sie damit um, wie erlebt sie diese Zustände. Eine objektiv-fassbare Wahrheit wird man ohnehin nicht finden. Aber es kann natürlich helfen, sich mit Betroffenen oder mit der Diagnose auseinanderzusetzen.
Stimmt, klar, da hast du auch wieder recht. Das ist nur wirklich fast der einzige Themenbereich, in dem mir als Leserin manchmal etwas "komisch" oder eben nicht stimmig vorkommt. Vermutlich weil ich einfach nicht so viel Expertenwissen in irgendeinem Bereich habe (wie zum Beispiel Bogenschießen oder so).

Zitat von: Churke am 22. Juni 2017, 13:36:08
Zitat von: Fledermaus am 21. Juni 2017, 23:44:53
Manche AutorInnen bauen eben Themen ein - vor allem wenn es um psychische Krankheiten oder ähnliches geht - bei denen man einfach merkt, dass sie selbst nie "hautnahe" Erfahrung damit gemacht haben.

Och, das ist nur eine Unterform von "keine Ahnung, aber was geschrieben". Max Frisch lässt seinen Homo Faber im Jeep querfeldein durch den Dschungel fahren. Da wusste ich, dass Frisch es nie versucht hat. Im Buch ist das nebensächlich, aber wenn der Plot auf so ewas aufbaut... äh, ja.  :wart:
Ja, stimmt. Ich meine ja übrigens auch gar nicht, dass jeder gleich z.B. Medizin studieren muss um ein medizinisches Thema einzubauen, im Dschungel Jeep fahren muss, oder sich (um auf mein Beispiel zurückzukommen) eine psychische Krankheit zulegen muss, um darüber zu schreiben. Wenn gut recherchiert wird, merkt man das ja oft gar nicht (also, dass der Autor das noch nie selbst gemacht hat/erfahren hat). Deshalb fallen bei diesem Thema denke ich fast nur die Negativbeispiele auf.

P.S.: Übrigens hoffe ich gerade sehr, dass mein Post irgendeinen Sinn ergibt ;D Die Hitze macht mich gerade etwas verwirrt!

Fianna

#88
Zitat von: Cailyn am 21. Juni 2017, 21:19:48
Was mir häufiger passiert als dass ich ungenau recherchiert habe, sind Kritiken über falsche Recherche, die gar nicht falsch ist. Also dass Betaleser glauben, ich hätte etwas falsch recherchiert, obwohl es gar nicht so ist. Oft sind das natürlich Fakten, die andere glauben zu kennen, weil man es aus Filmen so vorgesetzt bekommt. Vermute ich jetzt mal. Aber auch wenn meine Recherche dann korrekt war, frage ich mich dann: Werden die Leser auch denken, ich hätte falsch recherchiert? Ich meine, letztlich will man mit guter Recherche erreichen, dass man als Autorin kompetent rüberkommt. Wenn die Leser dann aber trotzdem überzeugt sind, dass Fakten unmöglich stimmen können, wirke ich alles andere als kompetent. Aber die Fakten dann falsch wiedergeben, weil die Mehrheit denkt, es wäre richtig so, bringe ich dann auch nicht über mich. Irgendwie ein Zwickmühle.  ::)
Dazu gibt es doch das Nachwort. Da kann man nicht nur schreiben "Ich habe diese Begegnung zwischen x und y um 5 Jahre vorverlegt" oder "Es ist nicht belegt, das abc so passiert ist, aber es wirkte wie das realistischste Szenario und passte auch am besten zur Geschichte - es ist doch auch, um solche populären Irrtümer oder äußerst unwahrscheinliche Fakten zu belegen.
Wenn Deine Betaleserinnen Dir da Rückmeldung gegeben haben, ist das doch schon ein guter Hinweis, welche Dinge man im Nachwort aufgreifen könnte.

Ich habe mir sogar schon Bücher gekauft, die in einem Nachwort genannt wurden zum Beleg für die Richtigstellung populärer Irrtümer oder als "further reading" Empfehlung.


So etwas macht für mich ein gutes Nachwort zu einem historischen Roman aus, diese drei Dinge. Romane ohne Nachwort verlieren bei mir automatisch etwas, vor allem, wenn ich beim Lesen die Stirn gerunzelt habe und mich schon freue, dass ein besonderer Umstand im Nachwort aufgegriffen wird - und dann kommt nichts.

Und wenn bei Amazon dann jemand vollkommen korrekte Fakten als falsch anprangert - Berufsrisiko? Das ist doch im Prinzip dasselbe wie "Das Buch ist einfallslos, die Figuren flach und man weiß nach 30 Seiten, wie es ausgeht."
Man? Nein. Der, der es gelesen hat. Ist genau dasselbe wie die Behauptung, irgendwas sei falsch. Ist mir im Prinzip nur begegnet mit einzelnen Fakten, die auch nachprüfbar sind.  ::)
Schwierig wäre es nur, wenn sich jemand mit dem Thema auskennt, einen anderen Ansatz an das Thema als richtig ansieht und dann mehrere Punkte als vermeintlich falsch darstellt oder mit Literaturbelegen um sich wirft. Aber darum kann man sich den Kopf zerbrechen, wenn es soweit kommen sollte.

Cailyn

Fianna

Ja, das wäre die sicherste Lösung. Aber mir gefällt sie nicht, weil es mir zu viel Aufwand generiert. Wenn man das richtig machen will, muss man mehrere Quellen für den gleichen Fakt vorweisen, denn sonst kommt irgendwer und sagt: "Aber dort habe ich es anders gelesen." Das Aufführen von mehreren Quellen zieht dann das Ganze in die Länge. Unnötig. Ich bin Romanautorin und nicht Wissenschaftlerin. Mir macht es so gar keinen Spass, Qellentexte aufzubereiten. Ich weiss, das ist reine Faulheit  ::)