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Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!

Begonnen von Feuertraum, 09. Juni 2007, 13:10:14

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Coppelia

Ich bin ziemlich sicher, dass wir schon einen Thread dazu hatten, aber keine Ahnung, wie der hieß.

Irgendwie mache ich mir darum nie Sorgen, und es hat sich bisher auch kein männlicher Leser über meine Vorliebe für männliche Perspektiven beschwert. Nicht einmal bei den sehr kritikfreudigen (und männlichen) DSAlern, daher gehe ich mal davon aus, dass ich das wohl ganz überzeugend mache. ;) Ich habe auch selbst immer das Gefühl, dass es für mich überhaupt kein Problem ist, mich in meine Charaktere reinzuversetzen, ob sie jetzt männlich oder weiblich sind. Ich hab mir darüber auch noch nie Gedanken oder Sorgen gemacht. Falls es unglaubwürdig ist, werde ich das wohl nicht mehr in diesem Leben beurteilen können, weil ich ja kein Mann bin. ;) Ich bevorzuge daher die Variante "keine Gedanken machen" ... ;)

Ich versuche aber ohnehin Melodramatik beim Schreiben lieber zu vermeiden und besonders in romantischen Szenen auch nicht ein einziges Klischee zu benutzen, vielleicht liegt es auch daran.

Allerdings machen sich meine Männer häufig Sorgen darum, dass sie Macht verlieren und ähnliches. Einige Frauen aber auch ... *achselzuck*

Feuertraum

#106
Zitat von: Coppelia am 29. März 2009, 20:29:39
Ich bin ziemlich sicher, dass wir schon einen Thread dazu hatten, aber keine Ahnung, wie der hieß.

Er hieß

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!  und ist hier nachzulesen

LG
Feuertraum

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Jara

Ich denke, ob man einen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen sollte, wie groß der ist und ob es dementsprechend schwierig ist aus der Perspektive des anderen Geschlechtes zu schreiben, hängt nicht zuletzt vom Setting ab.

Wenn ich eher Highfantasy schreibe und mich an unserem heutigen Mittelalter orientiere, spielen große geschlechtsspezifische Verhaltensweisen eine Rolle. Das heutige Unisexmodell gab es da eben noch nicht.
Das heißt, ich werde als Frau wohl eher aus weiblicher Sicht schreiben, weil ich mich nicht so gut in die gesellschaftlich - aufgezwungenen Verhaltensweisen eines Mannes hineinversetzten kann
(wobei einem als Frau der Neuzeit die männliche Rollen wohl sogar näher liegen würden, als die unterdrückten und oft gehorsamen Frauenstereotypen . . .).

In einem Urbanfantasyprojekt, das "heute" spielt verwischen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern viel mehr.
Eine Frau darf heute draufgängerisch sein und ein Mann auch mal Gefühl zeigen.
Das macht das Ganze wesentlich einfacher.

Ich persönlich schreibe gerne aus der Sicht meiner männlichen Protas, schon deshalb weil die nicht ganz so viel Heulen und mich nerven  ;D.
Man sollte aber immer aufpassen, nicht auf die Klischeeschiene zu fallen.
Da ist es, denke ich gut, wenn mal einen andersgeschlechtlichen Ratgeber hat.

Moni

Zitat von: Feuertraum am 29. März 2009, 20:46:39
Er hieß

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!  und ist hier nachzulesen

LG
Feuertraum

Ich habe die beiden Threads jetzt zusammen geführt, da sie letztendlich das gleiche Thema behandeln.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Shay

Interessante Diskussion!
Ich bin weiblich, die überwiegende Mehrheit meiner Protas ist dagegen männlich, insbesondere die in der ersten Reihe. In der zweiten Reihe gibt es dann schon etwas mehr Frauen. Ein Problem habe ich da nie gesehen und es hat beim Durchlesen dieses Threads eine ganze Zeit gebraucht, bis mir klar wurde, warum.
Vielleicht bin ich da eine Ausnahme (zumindest klingt es so nach den Äußerungen dieses Threads), aber meine Geschichten haben nicht das geringste mit meinem eigenen Leben zu tun. Stattdessen wachsen sie auf einem Nährboden, der sich über die Jahre aus all den Geschichten herausdestilliert hat, die ich so gelesen oder im Film gesehen habe. "Realistische Geschichten" messen sich für mich nicht an meinem täglichen Leben (denn ich kenne nunmal recht wenige schwertschwingende Söldner und Königstöchter), sondern eher an dem, was ich über die Jahre an realistischen Geschichten gelesen habe.
Dabei kupfere ich nicht blind ab. Es ist eher so, daß ich unzählige Geschichten in mich aufgesogen habe, mich in hunderte von Charakteren (oder tausende?) hineinversetzt habe, und wenn ich jetzt selber einen schreibe, dann ist das Wissen darüber, wie er sich verhält, einfach da. Ich mochte schon immer lieber Geschichten mit Männern in der Hauptrolle und wahrscheinlich sind auch mindestens 80% der Bücher, die ich gelesen habe, von Männern geschrieben. Warum sollten also meine männlichen Protas unrealistisch sein?

Wenn ich mir so meine Figuren anschaue, dann sind die Männer etwas gleichförmiger als die Frauen. Allerdings liegt das in meinem Augen weniger daran, daß ich da leichter ins Klischee abgleite, sondern eher daran, daß bei den meisten Völkern meiner Welt die Männer mehr Freiheiten haben. Meine Protagonistinnen dagegen müssen sich ihren Weg freiboxen und da findet jede ein bißchen andere Methoden.

Lila

Eigentlich war ich ja so kurz davor ganz lauft zu schreiben: "So ein Unsinn! Seht euch zum Beispiel Philip Pullman an! Lyra, Sally Lockhart..." Jetzt im Nachhinein fällt mir auf, dass zumindest Lyra für ein Mädchen ja doch ziemlich burschikose (Charakter-)Züge hat. Hmm...

Ich denke dennoch, dass es möglich ist als Autorin männliche Protas zu haben und als Autor weibliche (wobei ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, in der Tat ProtagonistINNEN bevorzuge). Ob da nun mehr Wunschdenken als Realität bei rauskommt ist dann wieder was anderes. Aber an und für sich sehe ich nicht, aus welchem Grund Autoren ausschließlich Protagonisten und Autorinnen ausschließlich Protagonistinnen haben sollten...! ::)
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Smaragd

Das hab ich ganz übersehen. Entschuldige, Moni :-[

Aber von "Männer sollten nur Männer schreiben", war eigentlich nicht die Rede. Dass es möglich ist, aus der Sicht von männlichen und weiblichen Protas zu schreiben und sie glaubwürdig rüberkommen zu lassen, denke ich auf alle Fälle.
Es würde mich eigentlich eher interessieren, inwiefern das Geschlecht eines charakters die Persönlichkeit beeinflusst bzw. wie sehr ihr es beim Schreiben im Kopf habt.

Ich unternehme in der Hinsicht gerade meine ersten Gehversuche, bisher habe ich hauptsächlich aus der Sicht weiblicher Protagonisten geschrieben. Seltsamerweise macht es zumindest jetzt für mich keinen Unterschied, ob ich mich in einen Mann oder eine Frau hineinzuversetzen versuche. Bei einem männlichen Prota funktioniert es ganz gut (finde ich zumindest) und einen anderen muss ich erst noch dazu bringen, mit mir zu kooperieren. Es müssen halt die Rahmenbedingungen klar sein, dann kann ich auch einen männlichen Chauvinisten schreiben... hoffe ich....

Murphy

Hm, also das Thema finde ich ebenso sehr interessant.

Ich selbst schreibe meist nur weibliche Protagonistinnen. Einmal habe ich mich an einen Mann gewagt, meist fallen mir Frauen aber ein wenig leichter. Eine gute Freundin von mir die viel schreib bevorzugt hingegen männliche Charakter (die sie sehr überzeugend schreibt, wie ich finde)

Ich würde es als eine Herausforderung ansehen, mich noch einmal an einem männlichen Charakter als Hauptperson zu versuchen. Glaube aber auch das eine Frau durchaus einen Mann überzeugend schreiben kann, sowie ein Mann überzeugend eine Dame zu Papier zu bringen vermag.

Woran es mir meist hapert ist die Frage in wiefern Männer bei manchen Thematiken ticken. Ich würde annehmen das es nicht immer große gedankliche Unterschiede gibt, andererseits - ich war noch nie im Kopf eines Mannes. Hm, aber ich denke auch, dass es nicht nur aufs Geschlecht ankommt, ob man gut mit einem Charakter zurecht kommt. Ich bin auch schon an so manchem weiblichen Persönchen gescheitert *auf ihre Charakterleichen linst*.

Aber wirklich interessanter Gedankenanstoß ich werde noch einmal genauer darüber nachdenken müssen.

Romy

Ich glaube, wenn ich alle meine Protas auszähle, würde ich bei den Geschlechtern auf ein 50:50 Verhältnis kommen.
Hm, ich habe mir noch nie so richtig Gedanken darüber gemacht, ob meine männlichen Protas sich nun wirklich als glaubwürdige Kerle aufführen.  Für mich ist das auch und vor allem Charakterfrage.
Ich lege mir im Voraus zurecht, wie ihr Charakter wohl sein soll und in den meisten Fällen handeln, denken und fühlen sie dann so, wie ich es dementsprechend für richtig halte. Ich (be-)schreibe sie da wohl eher intuitiv.
Was meinen aktuellen Lieblingsroman angeht, hatte ich auch einen männlichen Betaleser, der mir auch wirklich sehr viele Tipps und Kritik zu allem möglichen gegeben hat, er war wirklich gar nicht zimperlich, mir seine Meinung mitzuteilen. Aber er hat nichts dazu gesagt, dass mein männlicher Prota nicht männlich genug rüber käme ... Also muss ich wohl was richtig gemacht haben, was das angeht ...  ::)
Und woher weiß ich, wie Männer ticken?  ??? Hm. Ich habe einen Bruder, der nur wenig jünger ist als ich und mit dem (und auch seinen Freunden) ich früher viel Zeit verbracht habe. Ein paar männliche Freunde habe ich auch, aber eigentlich nicht viele. Naja und dann kommt hinzu, dass ich mich für einen guten Beobachter halte und es bleibt natürlich nicht aus, dass FRAU sich im Laufe ihres Lebens über das andere Geschlecht regelmäßig den Kopf zerbricht  ;D, vielleicht durchschaue ich die Herren der Schöpfung ja tatsächlich besser, als ich selbst das für möglich halte ... hm ... ???  ;D

Nee ernsthaft. Ich würde mir eher Gedanken machen um den Charakter eines Protas und wie ich will, dass der Leser ihn wahrnimmt. Das bestimmt sein Verhalten, Denken und Fühlen viel mehr als sein Geschlecht, egal ob man nun ein mittelalterliches oder ein modernes Setting hat.  ;)
Auch in einem mittelalterlichen Setting kann man ein männliches Sensibelchen rumlaufen lassen, ohne das der als Weichei oder schwul rüber kommt. Nur weil man ein mittelalterliches Setting hat, brauchen es nicht zwangsweise alles mega harte, Macho A*** sein. So einen kann man natürlich trotzdem haben, aber nur solche Herren, wären auf die Dauer ja langweilig.  ;)

Malis

Ich schließe mich Jara an.

Aber offenbar versuchen hier alle krampfhaft, Klischees zu vermeiden. Keine Ahnung, wieso. Ich meine, irgendwo müssen die doch her kommen. Ein bisschen Macho darf ruhig mal sein. ;D

Ich habe überwiegend männliche Protagonisten (die vertragen einfach mehr *fg*), wobei ich mir noch nie wirklich darüber Gedanken gemacht habe, ob ich sie nun Manns genug rüber kommen lasse oder nicht. Ich will meine Männer nicht unbedingt männlich machen, sondern menschlich. Biologische Anlagen hin oder her, ich bin der Meinung, dass das soziale Umfeld sehr viel zu den Verhaltensmustern der Geschlechter beiträgt.

Gerade in unserem Genre der Fantasy wundert es mich, dass dieses Thema so heiß diskutiert wird. Immerhin können wir, wenn wir wollen, die Rollenverteilung von Mann und Frau komplett umkehren. Wir müssen es nur gut verkaufen, das ist der springende Punkt an der ganzen Sache. ;)

Beispiel: Meine niederen Priester sind sehr emotional, da sie an die Güte der Götter glauben und darauf hoffen, dass ihre Gebete erhört werden, wenn sie nur Mitleid erregend genug aussehen. Meine Widerstandskämpfer dagegen haben mit den Göttern abgeschlossen und hauen gleich drauf, statt viel zu reden. Ich mache den Charakter eher an der gesellschaftlichen Gruppierung fest als am Geschlecht.

Wie gesagt, wenn man die Figur gut genug verkaufen kann, ist es egal, ob man geschlechtsspezifische Klischees nutzt oder nicht, denke ich. Zumindest sollte es da keine festen Regeln geben.

Tamara

In meiner Geschichte sind zwei Jungen und ein Mädchen die Protagonisten, ich finde nicht dass ich mich nicht in deren Psyche versetzen kann! Und falls ich doch Probleme habe, kann ich ja meinen Bruder fragen... ;)

Drachenfeder

Also bei mir ist das wirklich unterschiedlich.

Ich habe schon Kurzgeschichten geschrieben in denen Männer die Hauptdarsteller sind. Sogar einen Roman mit einem männlichen Prota habe ich geschrieben (jedoch nicht ganz fertig)

Ich denke das es Frauen leichter haben männliche Protas zu nehmen als Männer weibliche.

Doch es gibt doch auch sehr sehr viele Autoren die jeweils das andere Geschlecht als Hauptfigur nehmen.

Damit müsste lockerere umgegangen werden. Männer, traut euch doch mal was =)



xadhoom

Aloha!

Das ist ja putzig, was hier alles zu lesen ist.

Es kommt ja immer auf das Setting an, aus dem sich dann zwangsläufig auch ein entsprechendes Rollenverhalten ableiten lässt. Das gilt für Erzählungen in der realen Welt abhängig vom Ort und der Zeit des Geschehens, zumindest wenn man historisch korrekt schreiben möchte. Es gab und gibt aber zu allen Zeiten auch immer die Ausnahmen von der Regel ... nichts, was hier nicht auch schon geschrieben wurde.

In einer fiktiven Welt verhalten sich die Gestalten allenfalls so, wie die lieben Leserinnen und Leser sie sich dank einschlägiger Literatur, vorzugsweise in verfilmter Version, halt vorstellen. Damit genügen sie eben einem anderen Klischee, dass ,,die Großen" des Genres uns so hinterlassen haben ... Ob das schlimm ist oder nicht, muss jeder Leser, der zugleich auch Kunde ist, sobald es ans Eingemachte geht, mit sich selbst ausmachen. Ich habe nichts gegen den hundertsten Aufguss der elitären Klischee-Elfe, wenn der Inhalt stimmt und ich das Buch gerne lese. Das Gekrampfe, um jeden Preis das Rad neu zu erfinden, führt m.E. mitunter zu den wesentlich schlimmeren Stilblüten, während sich aus Bekanntem auch immer mal wieder völlig neue Dinge entwickeln. Das ist gut so und macht die Sache spannend.

Ein Charakter ist so, wie der Autor ihn hinstellt und beschreibt und wie er (hoffentlich) in das Szenario passt. Ich muss den oder die nicht mögen. Ich kann mich darüber echauffieren, ob er oder sie sich wirklich so verhalten würde. Das hilft mir nichts und wenn wir ehrlich sind und einen Blick auf die Menschheit werfen, gibt es abseits der statistischen Klischees eine gigantische Bandbreite an Verhalten, dass man missbilligen oder lieben kann. Zugegeben, hier hat man mitunter zumindest die Möglichkeit, an Mitmenschen auch Veränderungen vorzunehmen, aber der Großteil wird sich dem normalerweise verschließen bzw. gar nicht erst in den Genuss solcher Änderungsversuche kommen.

Meine Charaktere halten sich geschlechterweise die Wage, sind aber öfter weiblich. Zumindest wenn's ans Rollenspiel am Tisch oder Online geht. Warum das so ist? Ich komm mit denen viel besser klar, sie sträuben sich nicht und sind aufgeschlossen und nachsichtig mit ihrem Autor. Sie sind wesentlich geschickter darin, zu töten und mich ihre Gedanken an Folter teilen zu lassen. Sie lieben lange und komplexe Sätze und schrecken auch vor den Gefahren des Alltags nicht zurück, integrieren sich ganz hervorragend bei anderen Spezies ... Mit anderen Worten: Ich mag sie. Ob sie mir besser oder schlechter gelingen, als die männlichen Exemplare, müssen andere entscheiden. Ob Männlein oder Weiblein, Tier oder Pflanze verhalten sie sich alle so, wie es mir gefällt. Nicht immer logisch ... es sind Kreaturen, die – so gut ich das hin bekomme – ein Eigenleben entwickeln und alle Rassen haben etwas gemein: sie sind menschlich, wenn es darum geht, die volle Bandbreite des Verhaltens anzutesten, aber dann auch mal total mit dem Strom schwimmen. Ganz einfach ... eigentlich.
Vor dem Wein sind alle gleich! Und das gilt insbesondere dann, wenn sich der Wein nicht mehr vor, sondern in einem befindet ...