• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Ich bin ein Mann, ergo müssen meine Prots auch männlich sein!

Begonnen von Feuertraum, 09. Juni 2007, 13:10:14

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Firerain

Nein, diese Denkweise ist grundverkehrt. In erster Linie sind wir alle Menschen und unterscheiden uns eher individuell, weniger geschlechtlich.
Schwieriger ist es schon, sich in Wesen hineinzuversetzen, die kein menschliches Gehirn haben.

Jemand hat hier geschrieben, dass Männer eher das eigene Geschlecht als Protagonisten
bevorzugen, während es bei Frauen eher ausgeglichen ist. Das ist mir auch aufgefallen.

Mercury

Seh ich gar nicht so: Ich habe sogar 1 männlichen Hauptcharakter und 3 ! weibliche - was widerum auch tief blicken lässt - i know ;) (Und JA ihr habt damit eventuell vielleicht unter Umständen recht - kompensation, usw usw. ;)  )

Chuck

Im Prinzip sind Männer und Frauen lediglich Einteilungen.

Sicher kann ich auch "leichter" über deutsche Gewohnheiten schreiben, weil ich Deutscher bin.
"Leichter" über Bartwuchs schreiben, weil ich Bartträger bin.
Über Tiere sowieso, weil ich zur Gruppe der Tierhalter gehöre.
etc.

Und wenn ich über eine Frau schreibe, die durch meine persönliche Eintstellung völlig maskulin ist, dann ist es ja nicht unrealistisch, sondern einfach nur eine maskuline Frau.

Dorte

Ich glaube, die einzigen Punkte, wo Geschlechtszugehörigkeit nicht unwichtig ist, sind aufs Geschlecht bezogene Gefühle und dergleichen. Ich glaube halt nicht, dass ein Mann Menstruationsbeschwerden nachvollziehen kann - ebensowenig wie Frauen verstehen können, wie sich ein Tritt in die männlichen Weichteile anfühlt ;) Aber das hat normalerweise in Geschichten ja nicht so viel verloren. Für Geschichten reicht es ja völlig, dass es schmerzhaft ist.


Hr. Kürbis

Also ich würde mal einschätzen, beides fühlt sich ungefähr so an: :-X Nur passiert es bei den Ladys "innen" und man hat länger etwas davon, bei den Herren kommt es durch äußere Auswirkung und ist hoffentlich schnell vorbei. Nur die Regelmäßigkeit ist eine andere und alles andere als fair, ich bin aber ganz klar dafür, die Menstruationsschmerzen für Frauen abzuschaffen und nicht, alle 28 Tage den Eiertritt für Männer  einzuführen...  ;)

Dorte

Da die Männer dann aber jeden Monat einige Tage vorm Tritt bereits miese Laune kriegen würden, wäre es eine 1:1-Kopie von PMS ;) Aber ich finde deinen ersten Vorschlag auch nicht schlecht.
Abgesehen davon denke ich wirklich, dass Frauen und Männer manchmal unterschiedlich empfinden. Ganz einfach, weil die Hormonlage und auch die Erziehung doch oft recht stark voneinander abweichen. Ich merke das ja bei mir selber, dass ich an einigen Tagen einfach heulerig bin und an anderen ziemlich tough - meist kann ich das am Kalender begründen ;)

nurel

Tschuldigung, aber jetzt muss ich meinen Senf hier auch dazu geben.
weibliche Schriftstellerin, hat bis heute ausschließlich männliche Hauptdarsteller gewählt - warum? Keine Ahnung, ist eben so!
Ich vermute mein inneres Kind ist eben männlich!

Das ist doch okey!

Smaragd

Hallo ihr Lieben!

Ich habe Ende letzten Jahres zum ersten Mal etwas aus der Sicht männlicher Protas geschrieben, vorher waren die Charaktere, aus deren Sicht ich erzähle, immer weiblich. Irgendwie fand ich es ziemlich schwierig, mir darüber klarzuwerden, ab welchem Punkt ich in Klischees verfalle.

Wie macht ihr das? Schreibt ihr auch manchmal aus der Sicht des anderen Geschlechts, und wenn ja, macht das grundsäzlich einen Unterschied oder hängt das ausschließlich von der Persönlichkeit ab?

Ich hoffe, dass die Frage hierhin passt und noch neu ist; ich habe zumindest beim Duchschauen der anderen threads nichts ähnliches gefunden.

Schreiberling

Hallo Smaragd!

Also bisher habe ich weitesgehend nur aus der Sicht von weiblichen Personen geschrieben, aber in dem Projekt, an dem ich zur Zeit arbeite, gibt es auch mehrere Stellen aus der Sicht des männlichen Prota. Ganz am Anfang, als mir die Idee zu diesen Szenen kam, war ich mir nicht sicher, ob ich sie überzeugend hinbekommen würde. Beim Schreiben jedoch hat sich das Ganze schnell erledigt: Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, ob das angemessen oder überzeugend ist, ich habe es einfach so geschrieben, wie sich der Prota meiner Meinung nach verhalten würde.
die machen mir sogar fast noch mehr Spaß, als die mit meiner Prota... Hoffentlich erfährt sie das nie...

Ich denke, dass es beim Schreiben wichtig ist, dass die Persönlichkeit des Protas gut rüber kommt und dass es dabei egal ist, welches Geschlecht der Prota hat. Solange man sich beim Schreiben in ihn hineinversetzen kann, ist für mich alles gut.
Und hey, schließlich sind wir alle nur Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein ;) . Wir mögen uns in vielen Dingen noch so unterschiedlich sein, manches bleibt aber gleich.

Wenn ich Angst habe, in Klischees zu verfallen, dann beobachte ich die Menschen um mich herum und versuche zu erkennen, wie sie sich verhalten oder welche Charakterzüge sie haben und wie die sich auf ihr Verhalten auswirken. Klingt vielleicht komisch, aber es hilft auch, sein Gegenüber einzuschätzen und wenn ich bewusst beobachte, dann fällt es mir beim Schreiben auch immer leichter, die passenden Worte für bestimmte Situationen oder die Beschreibung eines Charakters zu finden.

Ich hoffe, das war nicht an der Frage vorbei,
Liebe Grüße,
Schreiberling

Tenryu

Im Allgemeinen bevorzuge ich einen neutralen Erzähler. Das liegt auch daran, daß in meinen Geschichten immer zahlreiche Figuren vorkommen, und ich es nicht mag, die Geschichte nur aus dem Blickwinkel einer einzigen zu erzählen.

Weibliche Charaktere sind nicht schwer: Man stellt sich einfach einen Mann vor und subtrahiert Verstand und Zurechungsfähigkeit...  ;D  :P

TheaEvanda

#101
Ich habe einmal eine Verführungsszene aus der Sicht der weiblichen Hauptperson und dann - als Fingerübung - die ganze Sache mit gleichem Dialog noch einmal aus Sicht des männlichen Sidekicks geschrieben. Beides gab ich dann meinem Mann zu lesen...

Bei der Szene aus weiblicher Sicht meinte er, der Männe wäre ganz schön webisch, wenn er so redet.
Bei der Szene aus männlicher Sicht klärte er mich darüber auf, dass der Kerl schwul sein müsse...

Aus der Geschichte habe ich gelernt, dass ich für männliche Charaktere einen Berater brauche, der mir beibringt, wie ein Mann denkt.
Da kommen dann mir so fremde Konzepte wie "ständig nach dem eigenen Rang in dieser Gruppe sehen", "der Gedanke, der ihm als Reaktion darauf kommt muss als Herausforderung und Antwort formuliert werden und nicht mit Gefühlsduselei" und "die Charaktere häufiger anecken und dann einen Schritt zurück tun lassen" hinein.
Männer tragen ihre Konflikte ganz anders aus als Weiber, und das sollte aus einem männlichen Charakter auch im Subtext herauskommen. Ich fühle mich da sehr als Anfänger, aber durch Übung lässt sich das ändern.
Wenn man nicht aufpasst, landet man sehr schnell bei den Ladies- and Boys-Pappaufstellern, die ich in der Military SF so verabscheue...

Geschlecht ist wichtig, da es die gesamte Gedankenstruktur des Charakters prägt.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Vali

#102
Oh, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich arbeite momentan mit einem männlichen Prota. Sein Verhalten mache ich an seinem Charakter fest. Ich könnte ihn auch gut einer Geschlechtsumwandlung unterziehen, es würde wahrscheinlich nicht auffallen. Es gibt ja auch Frauen, die sehr "männlich" handeln, draufgängerisch sind und gerne Risiken eingehen. Es gibt bei mir nur eine Stelle, an der mein Prota zum ersten Mal in seinem Leben ein Rotlichtviertel und eine Prostituierte mit Körbchengröße D sieht und er seine Augen nicht von ihrem Busen lassen kann. Ein bißchen Humor darf ja sein.

Unterschiede gibt es wahrscheinlich im Verhalten der anderen Figuren gegenüber dem/der Prota. Einer Protagonistin zum Beispiel wird eher die Tür aufgehalten und der schwere Koffer getragen als einem männlichen Protagonisten.

Smaragd

#103
Zitat von: Tenryu am 29. März 2009, 19:50:21
Weibliche Charaktere sind nicht schwer: Man stellt sich einfach einen Mann vor und subtrahiert Verstand und Zurechungsfähigkeit...  ;D  :P

Wie, da gibt`s was zu subtrahieren? :P

Thea - genau sowas meinte ich. Wie Schreiberling habe ich auch Spaß daran, aus der Sicht männlicher Charaktere zu schreiben, aber ob das glaubhaft ist, steht auf einem anderen Blatt. Die Idee mit der Beratung ist eigentlich ganz gut, davor müsste ich nur mal Szenen aufpolieren...

Beim Verhalten mag das in unserer Zeit ja stimmen, aber ist das Koffertragen und Türenaufhalten nicht eher kulturell bedingt?

Mrs.Finster

Ich schreibe aus der Sicht des allwissenden Erzählers. Dennoch verfalle ich dabei immer wieder in verschiedene Rollen. Spätestens als der eine Prota entführt wurde, musste der andere her.  ;D Und das war nun mal ein Mann. Ich versuche immer aus einer gewissen Distanz zu erzählen, aber manchmal kommen nun mal die geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen durch. Am liebsten beschreibe ich die Welt aus der Sicht der Frau. Da ich nun mal selbst weiblich bin, weiß ich am besten wie sie handeln würde. Wobei ich immer Angst habe beim männlichen Part zu sehr auf die Gefühlschiene zu geraten. Man muss irgendwie einen guten Mittelweg finden und nicht zu sehr in Klischees abdriften.
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)