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Tote Hunde

Begonnen von RockSheep, 03. Juli 2014, 12:11:26

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HauntingWitch

Ha, du hast den Thread aufgemacht.  ;D

Also, RockSheep weiss es schon, aber ich gebe meinen Senf mal noch für die Allgemeinheit dazu. Ich verstehe das auch nicht so ganz. Als Beispiel fällt mir die eine Supernatural-Folge ein (Staffel 7), in der ein Hund ermordert und das auch noch explizit gezeigt wird.

Das einzige, was ich mir vorstellen könnte ist, dass der Hund so ein archetypisches Bild darstellt, das bei vielen Menschen mit etwas verbunden wird, das nicht verloren gehen darf. Treue und Loyalität sind ja z.B. Eigenschaften, die man den Hunden nachsagt und die vielen Menschen sehr wichtig sind. Dass wie so eine Art "magische", psychologische Grenze überschritten wird mit dem Tod des Hundes und man deshalb aus Respektsgründen drauf achtet. Aber was sich mir bei dieser Theorie nicht ganz erschliesst ist, warum das dann mit anderen Tieren nicht genau so ist. Katzen werden ja in Filmen und Büchern sehr gerne gequält, aber das stört mich persönlich wesentlich mehr als ein sterbender Hund. Ich kann mir denken, dass irgendjemand mal deswegen drauf gekommen ist, aber ich kann nicht verstehen, wieso das für die anderen Tiere nicht auch gilt. Vielleicht war es auch einfach nur ein Hundeliebhaber, den so etwas gestört und der deswegen einen Aufstand gemacht hat...

canis lupus niger

#16
Erstmal auch von meiner Seite her Beispiele für Hollywood-Produktionen, in denen Hunde (sogar "liebe"!) sterben:

"Charlie - alle Hunde kommen in den Himmer", Zeichentrick für Kinder! Schäferhund Charlie ist ein Kleinkrimineller und verspielt leichtsinnig seine angeborene (weil Hunde grundsätzlich gut sind) Fahrkarte in den Himmel. (Am Ende geht es aber gut aus!)

"Die Hunde des schwarzen Todes" vom "Watership Down"-Autoren Richard Adams. Zwei Hunde fliehen aus einem Versuchslabor und werden gnadenlos verfolgt und gehetzt.

"Mein Freund Yello", ein klassischer US-Tier-Kinderfilm, in dem ein Junge seinen eigenen, mit Tollwut infizierten Hund erschießen muss, nachdem sie den ganzen Film gebraucht haben, um zu Freunden zu werden. Einer der dramatischsten, herzzerreißendsten Kinderfilme überhaupt. Und sogar zitiert in "Mein Partner mit der kalten Schnauze". Polizist zum Diensthund: Erinnerst du dich an 'Mein Freund Yello'? Die Stelle, wo der Junge den Hund erschießen musste? Ich habe nicht geweint!" Ganz große Oper also!

Und einer fällt mir noch ein: "Scott und Huutsch" mit Tom Hanks. Polizist will den Hund eines Ermordeten nutzen, um den Mörder zu identifizieren. Aus anfänglich gegenseitigem Hass wird Freundschaft.

Aber: auch ich finde, dass Du vor allem stolz darauf sein darfst, so viel Emotion ausgelöst zu haben, dass der Verlag glaubte, das Thema nicht veröffentlichen zu können. Vielleicht kannst Du Dir das ja positiv zunutze machen. Biete dem Verlag weitere Geschichten in der Qualität an, damit eine Horror-Anthologie daraus werden kann. Oder schreibe einen Roman, in dem jemand diese Geschichte einem anderen erzählt.

Sprotte

Ich bin mit einer Kurzgeschichte in der Horror-Anthologie von Schreiblust gelandet. Beim Durchgehen der Druckfahne fand ich gleich zwei Geschichten, in denen der Hund stirbt.

Verwirrter Geist

Ich glaube weniger an ein "Gesetz",  auch nicht unbedingt an ein Ungeschriebenes, sondern einfach an eine gefährliche Grenzüberschreitung, welche als unnötig provozierend wahrgenommen wird.

Wie HauntingWitch ja schon anmerkte, sind Hunde eben Archetypen für Treue und bedingungslose Hingabe.
Hinzu kommt imho auch noch, dass Hunde derart domestiziert wurden, dass es oft so wirkt, als würden sie ohne ihre Menschen nicht mehr überlebensfähig sein, was auch noch ähnliche Beschützerinstinkte auslöst, wie bei Säuglingen.

Und wenn man ein solch stilisiertes Bild dann in seiner Geschichte "angreift" ruft der Autor eben Reaktionen hervor, die sehr stark sind.
Einige würden sich sicher über einen solchen Tabubruch "freuen", oder ihn zumindest stilistisch anerkennen, aber ich glaube - wie der Verleger - dass man damit ein Risiko eingeht, sich eine Welle von Unverständniss und evtl. sogar Hass einzufangen.

Ich finde es auch auffällig, dass fast alle hier genannten Geschichten immer einen verdammt guten Grund brauchen, einen Hund zu töten. Cujo wird erst sehr lange depersonalisiert und von seinen "Hundevorzügen" befreit, ehe er stirbt. Im Drachenbeinthron wird der Hass des Lesers mit einigen Kniffen auf den Antagonisten gelenkt und nicht auf den Autor und so weiter.

ZitatAber was sich mir bei dieser Theorie nicht ganz erschliesst ist, warum das dann mit anderen Tieren nicht genau so ist. Katzen werden ja in Filmen und Büchern sehr gerne gequält, aber das stört mich persönlich wesentlich mehr als ein sterbender Hund.

Einzelne dürften mit Katzen ähnliches verbinden, wie mit Hunden, grundsätzlich stehen sie aber imho symbolhaft eher für Eleganz, Verschlagenheit und einen eigenen Kopf. Also durchaus ambivalente Eigenschaften, die man eher "töten" darf. Nicht umsonst sind Katzen ja auch oft Antagonisten in Geschichten, die in der Tierwelt stehen. Und auch die typischen Tiervideos im Internet zeigen das. Es gibt unzählige Videos in denen ein Hund sich über irgendetwas sehr stark freut und/oder gekuschelt wird. Videos in denen einfach nur mit einer Katze geschmust wird sind im Vergleich absolute Mangelware.
Muss man nicht gut finden, scheint sich aber als Bild festgesetzt zu haben.

Ryadne

Zitat von: HauntingWitch am 03. Juli 2014, 12:56:27
Das einzige, was ich mir vorstellen könnte ist, dass der Hund so ein archetypisches Bild darstellt, das bei vielen Menschen mit etwas verbunden wird, das nicht verloren gehen darf. Treue und Loyalität sind ja z.B. Eigenschaften, die man den Hunden nachsagt und die vielen Menschen sehr wichtig sind.

Ich denke auch, dass es gerade bei Hunden in diese Richtung geht. In der allerersten Szene von House of Cards bringt der Protagonist einen Hund um (was bezeichnenderweise aber nicht gezeigt wird, man hört nur die Geräusche); das Ganze wird mit sehr symbolträchtigen Worten unterlegt (an die ich mich gerade nicht mehr erinnern kann  :versteck:), und da es in der ganzen Serie stark um Themen wie Vertrauen und Vertrauensbruch geht, vermute ich, dass dieser Akt da sozusagen als Einstimmung auf die Thematik dienen soll. Ähnlich ist es ja auch bei Cujo, wenn aus dem Tier, dem mal vertraut hat, plötzlich eine Bestie wird.
Bei Hidalgo ist es zwar ein Pferd, aber ich denke, auch da kommt es aufs Gleiche raus. Solche Tiere stehen vielleicht für eine bedingungslose Art des Vertrauens und der Loyalität, und wenn es dann für den stirbt, dem es dieses Vertrauen entegegengebracht wird - oder sogar durch dessen Hand - hat das einen Schockeffekt auf die Menschen.

In ethnologischen Dokus z.B. über Fest- oder Besessenheitsrituale von indigenen Kulturen tauchen oft Szenen auf, in denen Tiere geschlachtet werden. Mein Ethnologiedozent meinte mal scherzhaft, erst die detailreiche Tötung eines Tiers mache einen ethnologischen Film aus, so oft taucht das da auf.  Und ich finde es immer wieder bemerkenswert, wenn Leute, die sowas das erste Mal sehen, zwar ohne mit der Wimper zusehen, wie die Menschen sich selbst verletzen, sich mit Blut übergießen und so weiter, aber auf die Barrikaden gehen, wenn gezeigt wird, wie dem Hündchen die Kehle durchgeschnitten wird. (Übrigens löst das auch deutlich heftige Reaktionen aus als die Tötung einer Ziege oder eines Rinds.) Und natürlich ist es auch hier kein Zufall, wenn ausgerechnet ein Hund getötet wird. Ich würde die Gründe hier nicht auf Vertrauen herunterbrechen, sie können (generell) weitaus vielfältigerer Natur sein; aber auch wenn etwa Rinder getötet werden, steht dahinter oft der Gedanke, mit alten Verbindungen brechen zu müssen, weil beispielsweise ein neuer Zyklus ansteht. Das Vertraute spielt also so auch wieder hinein.

Mir persönlich macht der Tod von Menschen immer noch mehr, aber ich denke wie gesagt, dass gerade für Leute, die mit in diesem Fall Hunden aufgewachsen sind, da eine hohe symbolische Wirkung hintersteht.

Zitat von: Verwirrter Geist am 03. Juli 2014, 13:48:55
Einzelne dürften mit Katzen ähnliches verbinden, wie mit Hunden, grundsätzlich stehen sie aber imho symbolhaft eher für Eleganz, Verschlagenheit und einen eigenen Kopf. Also durchaus ambivalente Eigenschaften, die man eher "töten" darf.

Das kommt noch hinzu. Mir, die ich mit Katzen stärker aufgewachsen bin als mit Hunden, würde der Tod einer Katze mehr ausmachen, aber allgemein ist das offenbar irgendwie "anerkannter".

pink_paulchen

#20
Mir persönlich gefällt das als totaler Hundenarr natürlich auch nicht. Und ich teile die Auffassung vieler hier, dass mich der Tod von Hunden oder Katzen mehr trifft, als der von Schafen oder Ziegen. Es scheint die Nähe und Verbundenheit zu sein.
Ein Freund von mir hat einen Thriller mal nicht ansehen können, bei dem zu Beginn eine Katze zu Tode kommt. Die Szene ist, dass die Katze in einer Box eingesperrt ist, offenbar hungrig oder durstig - dann irgendwann lässt man sie raus und sie läuft über einen klebrigen Untergrund auf dem sie dann festhängen bleibt. Nach und nach verklebt sie sich weiter, beleuchtet von unzähligen Scheinwerfen - mehr ist nicht zu sehen, aber es wird still impliziert, dass sie da langsam stirbt (*edit* Unreachable Untraceable hieß er, ein übrigens sehr guter Film).
Mich persönlich hat damals dieser Fall in Berlin unfassbar aufgewühlt, sogar so arg, dass ich Albträume davon bekam, wo jemand Hundewelpen in einer "Performance" mit Kabelbindern erdrosseln wollte. Man hat das der Künstlerin verboten und sie hat sogar vor Gericht versucht, ihr Recht auf freie Ausübung von Kunst einzuklagen. Das fühlt sich für mich so verschroben und falsch an!
Der Grund ist weniger, dass das Tier stirbt, als die Frage, wie es zu Tode kommt. So finde ich Marley zwar traurig, aber nicht annähernd so schlimm (obwohl er ein Hund ist), wie die Giraffe, die in Kopenhagen als Show vor Kindern geschlachtet und verfüttert wurde.

Miezekatzemaus

Dass man keine Hunde töten darf, wäre mir jetzt aber auch neu. Ich lasse zwar keine Hunde sterben (Horror ist im Moment nicht so mein Genre) aber von einem Tabu oder Verbot in diese Richtung habe ich noch nie gehört, tatsächlich nicht einmal, was die Hollywood-Filme betrifft .
Ich meine, auch schon den ein oder anderen Film gesehen zu haben, in dem ein Hund stirbt, mir fällt der Titel allerdings gerade nicht ein.
Auch Bücher dazu gibt es zuhauf und ich habe viele gelesen, auch, wenn ich mich nicht unbedingt für Hunde interessiere, denn teilweise gibt es ja auch Nebenhandlungsstränge in diese Richtung, um die Geschichte lebendiger wirken zu lassen. 

Wenn der Verlag die Geschichte mit einer solchen Begründung abgelehnt hat, würde ich mich auch sehr wundern. Vielleicht hatte es ja eine andere Ursache oder ähnliches? Oder war es schlicht ein Grund, dafür, dass man bestimmte Menschen, die in bestimmte Schubladen fallen lässt , die nicht sein sollen (nur eine Theorie RockSheep, ich hätte jetzt keine 'komischen' Schubladen für dich)? Dazu haben wir ja einen hübschen Thread, nämlich 'Die hässliche Fratze der Diskriminierung'.
Jedenfalls ist die Begründung ein wenig komisch, da stimme ich meinen Vorrednern zu. Oder stand in den Teilnahmebedingungen doch irgendetwas, das besagte, dass kein Hund sterben darf?

Viele Grüße
Mieze

Moni

Ich würde bei der Sache auch unterscheiden zwischn "ein Tier (Hund) stirbt" und "ein Tier wird getötet". Wenn Marley am Ende sanft einschläft (ist ja im Buch auch so, den Film habe ich nicht gesehen), dann hat er ein erfülltes Leben als geliebtes Familienmitglied hinter sich.
Wenn aber in einem Film oder Buch ein Tier (egal welches) grausam abgeschlachtet oder generell einfach nur getöt wird, weckt das ganz andere Empfindungen. Und genau darauf zielt die "No Dead Dogs Rule" aus Hollywoodfilmen ab. Das ist übrigens eine Regel, die bereits in den 30er Jahren in den Filmen angewendet wurde, also nichts neues.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Cairiel

Edit: Hat sich mit Moni überschnitten.

Zitat von: pink_paulchen am 03. Juli 2014, 14:33:52
Mich persönlich hat damals dieser Fall in Berlin unfassbar aufgewühlt, sogar so arg, dass ich Albträume davon bekam, wo jemand Hundewelpen in einer "Performance" mit Kabelbindern erdrosseln wollte. Man hat das der Künstlerin verboten und sie hat sogar vor Gericht versucht, ihr Recht auf freie Ausübung von Kunst einzuklagen. Das fühlt sich für mich so verschroben und falsch an!
Hier muss man in meinen Augen aber ganz stark zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Diese Geschichte ist Realität und furchtbar grausam, ein absolutes No-Go. In diesem Thread geht es allerdings um fiktive Bücher, in denen Tiere  nur auf dem Papier sterben und nicht in echt. Das ist ein ähnlicher Unterschied wie Krimis schreiben und echte Morde begehen, finde ich. Da muss man schon eine Linie ziehen.

Zitat von: pink_paulchen am 03. Juli 2014, 14:33:52Der Grund ist weniger, dass das Tier stirbt, als die Frage, wie es zu Tode kommt. So finde ich Marley zwar traurig, aber nicht annähernd so schlimm (obwohl er ein Hund ist), wie die Giraffe, die in Kopenhagen als Show vor Kindern geschlachtet und verfüttert wurde.
Das ist ein sehr guter Punkt. Selbiges wie für Marley gilt übrigens für Hachiko. Bei beiden Geschichten ist es kein Problem, dass der Hund stirbt, weil er das Ende seines Lebens erreicht hat und friedlich einschlummert (bei Marley habe ich die genaue Todesursache nicht mehr in Erinnerung, aber zumindest ist er auch sehr alt geworden, wenn ich mich recht entsinne).

Etwas anderes ist es bei der Tötung eines Tieres. Mir fällt spontan kein Fall ein, in dem ich davon gelesen oder es in einem Film gesehen hätte, abgesehen von "Das Lied von Eis und Feuer". Da hat mich der Tod der Wölfe auch sehr aufgeregt, aber nicht so sehr wie der von Ned ... Dazu wurde aber schon alles gesagt, was ich beitragen könnte, deshalb belasse ich es mal damit.  :)  Persönlich finde ich in diesem konkreten Fall in der Horror-Kurzgeschichte nicht schlecht, weil es sich um Horror handelt. Allerdings lese ich auch kein Horror, weil ich genau solche Schauderlichkeiten von diesem Genre erwarte, ob nun gegen Menschen oder Tiere gerichtet.  ;)

HauntingWitch

@Verwirrter Geist: Du hast das viel besser ausgedrückt, als ich, aber genau das meinte ich.  :) Das mit den Eigenschaften von Katzen stimmt schon, das ist dann wohl wirklich eine persönliche Sache.

Ary

Mich wundert die Begründung der Verlagsablehnung auch, von einem so generellen "Verbot" wusste ich auch nichts. Es gibt genug Bücher und Filme, in denen Tiere sterben, eben auch Hunde und Katzen.
Pi-Pa, was Du da von der Katze schreibst, hätte ich nicht sehen dürfen, davon hätte ich Alpträume bekommen. Vor einer Weile habe ich mir mal diesen Dokumentarfilm "Earthlings" angesehen, der im Bezug auf Schlachttiere, Tiertransporte und überhaupt den Umgang der heutigen Gesellschaft mit tierischem Leben aufrütteln will. Die Bilder in diesem Film sind wirklich krass. Ja, das rüttelt auf, ist aber definitiv nichts für schwache Nerven und Leute, die kein (Tier)blut sehen können.
Dokumentationen sind da aber sicher auch noch eine andere Nummer als Spielfilme.

Ich komme generell nicht sonderlich gut klar mit der Darstellung von Tiertod in Buch und Film, ich tue mich auch schwer damit, so etwas selbst zu schreiben, auch dann nicht, wenn es "plotrelevant" ist. Aber ich würde wegen der Beschreibung eines Hunde-oder Katzentods nie mit einer damit begründeten Absage rechnen, schon gar nicht bei Horror.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Kati

Mich wundert das auch ziemlich, aber ich muss auch sagen, dass ich es bei mir selbst auch beobachte, dass ich empfindlicher auf tote Tiere reagiere, als auf tote Menschen. Ich habe letztens erst Kill Your Darlings gesehen, wo eine Katze in einen Ofen gesperrt wird und gerade noch so gerettet werden kann und ich war danach völlig fertig und froh, dass der Katze nichts passiert ist. Bei Menschen, die umgebracht werden, reagiere ich auch nicht kalt und gelassen, aber nicht so. Ein anderes Beispiel, über das ich immer noch nicht hinwegkomme, ist Schöne Bescherung mit Chevy Chase, wo die Katze in ein Kabel beißt und unter dem Sessel explodiert. Das finde ich bis heute so schlimm, obwohl ich den Film jedes Weihnachten im Fernsehen gucke und er ja eigentlich eine Familienkomödie ist.

Ich könnte das nur so erklären, dass man vielleicht auch das Gefühl hat, die Tiere seien unschuldig und würden auch gar nicht verstehen, was sie machen. Obwohl das auf viele Menschen in Filmen auch zutrifft, es ist ja niemand Schuld daran, wenn er ermordet wird, das ist ja großer Quatsch. Vielleicht liegt es wirklich einfach daran, dass Hunde und Katzen flauschig und süß sind und man nicht möchte, dass süße, unschuldige Dinge im Film umkommen. Die Logik ist nicht ganz erklärbar für mich, weil die Menschen, die sterben es in den seltensten Fällen ja provozieren, getötet zu werden, also man denkt ja sehr selten "Der Typ war aber ein totaler Blödmann, da bin ich jetzt nicht traurig".

So eine Regelung kenne ich aber auch nicht und obwohl ich selbst nie den Tod eines Hundes oder einer Katze schreiben könnte (was auch wieder komisch ist, weil ich in meinen Romanen durchaus Figuren töte, auch welche, die ich sehr mag), fände ich es ein wenig komisch, wenn das wirklich eine Regel wäre. Vielleicht wollte der Verlag das Risiko einfach nicht eingehen, erzürnte Post zu bekommen, aber wieso sie dir das dann nicht so gesagt haben, weiß ich auch nicht. Sie hätten dich ja auch bitten können, den Tiertod einfach rauszuschreiben? Oder war er wichtiger Bestandteil der Geschichte?  :hmmm:

Nika

Zitat von: Cairiel am 03. Juli 2014, 14:48:55
Etwas anderes ist es bei der Tötung eines Tieres. Mir fällt spontan kein Fall ein, in dem ich davon gelesen oder es in einem Film gesehen hätte, abgesehen von "Das Lied von Eis und Feuer". Da hat mich der Tod der Wölfe auch sehr aufgeregt, aber nicht so sehr wie der von Ned ... Dazu wurde aber schon alles gesagt, was ich beitragen könnte, deshalb belasse ich es mal damit.  :)  Persönlich finde ich in diesem konkreten Fall in der Horror-Kurzgeschichte nicht schlecht, weil es sich um Horror handelt. Allerdings lese ich auch kein Horror, weil ich genau solche Schauderlichkeiten von diesem Genre erwarte, ob nun gegen Menschen oder Tiere gerichtet.  ;)

Zitat von: Kati am 03. Juli 2014, 15:14:10
Ich könnte das nur so erklären, dass man vielleicht auch das Gefühl hat, die Tiere seien unschuldig und würden auch gar nicht verstehen, was sie machen. Obwohl das auf viele Menschen in Filmen auch zutrifft, es ist ja niemand Schuld daran, wenn er ermordet wird, das ist ja großer Quatsch. Vielleicht liegt es wirklich einfach daran, dass Hunde und Katzen flauschig und süß sind und man nicht möchte, dass süße, unschuldige Dinge im Film umkommen. Die Logik ist nicht ganz erklärbar für mich, weil die Menschen, die sterben es in den seltensten Fällen ja provozieren, getötet zu werden, also man denkt ja sehr selten "Der Typ war aber ein totaler Blödmann, da bin ich jetzt nicht traurig".

Das muss ich gerade mal in Kombination zitieren, weil Kati da mit der Schuldfrage etwas anspricht, was mir bei Cairiels Kommentar in den Sinn kam. Speziell zu Game of Thrones/Lied von Eis und Feuer und daher als Spoiler:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Und noch der Versuch, das ganze allgemeiner und ohne Spoiler zu verpacken: Jetzt ganz gezielt auf ermordete Tiere/Menschen und nicht auf durch Krankheit/Alter/Unfall etc. zu Tode kommende Figuren in Film/Buch gemünzt:
Wenn ich so darüber nachdenke, haben die Menschen zu 99 % eine Möglichkeit im Vorfeld dem grausamen Schicksal zu entkommen. Wenn sie aber vor dem Mörder in das einzige Zimmer des Hauses fliehen, in dem es keinen zweiten Ausgang gibt, oder sich selbst auf die Suche nach dem Mörder machen, statt das der Polizei zu überlassen, oder oder oder, dann ist das eine ganz andere Ausgangssituation, als bei dem Hund, der nichts Böses ahnend zu dem Mann mit dem Hundekuchen geht; der seinem Herrchen folgt, weil sein Herrchen ihn nie in eine brenzlige Lage bringen würde ...
Gerade bei Horror gehen ganz viele Tode auf das vorherige (Fehl)Verhalten der Opfer zurück. Bei Tieren gibt es dieses Verhalten im Vorfeld nicht. Wenn sie durch "eigene Taten" dem Mörder in die Quere kommen, dann durch das heorische Eingreifen, weil sie ihren Menschen beschützen wollen und das ist natürlich ein noch schwerwiegenderer Tod.

Coehoorn

#28
In dem Film Equilibrium wird ein ganzer Hundezwinger exikutiert, allerdings überlebt hier natürlich auch der knuffige kleine Welpe.
Trotzdem kann ich nicht verstehen, wieso in einer Sparte wie Horror sowas tabu sein sollte...
Beim ersten Teil von "The Witcher" gibt es sogar eine Mission wo man Hundefett sammeln soll und dafür Straßenhunde abschlachten muss...

Kann ich nicht verstehen, wieso das ein Tabu sein sollte.... geht mir absolut nicht in den Kopf

Eleanor

#29
In dem Buch "Die rote Zora" von Kurt Held wird ebenfalls ein Hund von seinem Besitzer erschossen. In der Szene wird ausführlich beschrieben, wie zuhören ist, wie er ihn hinrichtet, weil er sich gegen seinen Herren aufgelehnt hat. "Die rote Zora" ist ein sozialkritisches Jugendbuch aus den 1930ern. Für mich war der Tod des Hundes die am schwierigsten zu verkraftende Szene im Buch (als ich es geelsen habe, war ich aber auch erst zehn).

Ich denke, es gibt mehrere Gründe, wieso der Hundetod in Büchern und Filmen oft nicht gern gesehen wird. Erstens, weil der Hund (ähnlich wie Kinder) für Unschuldigkeit steht und bei deren Tod sofort das "Aber xy konnte doch gar nichts dafür. Wie kann man nur!" -Gefühl ausgelöst wird und zweitens, weil der Hund in Büchern häufig Loyalität und Freundschaft symbolisiert (siehe als sehr klassisches Beispiel; "die Fünf Freunde" und die Bücher von Jack London). Deswegen wird es wahrscheinlich teilweise als "zu krass" für den Buchmarkt empfunden, wenn der Hund stirbt.

Kurt Held hatte dieses Problem während des Schreibens nicht, da er Anfang des 20 Jahrhunderts lebte und damals die Einstellung gegenüber dieses Themas anders war. Man merkt meiner Meinung nach, dass heute Hunden und Haustieren im Allgemeinen immens mehr Wertschätzung und Aufmerksamkeit zuteil wird. In Deutschland hält man beispielsweise Hunde inzwischen größtenteils als "besten Freund des Menschen" im Haus und als Mitglied der Familie. Früher war er häufig einfach nur zum Aufpassen und Arbeiten da. Wenn er nichts taugte wurde er eben "entsorgt".

In der Verfilmung des Romans, die wohlgemerkt für Kinder ausgelegt ist, wurden viele Szenen herausgeschnitten - nur nicht die mit dem Tod des Hundes. Man hat zwar nicht explizit gesehen, wie er mit mehreren Schüssen getötet wird, aber die Geräuschkulisse wurde dringelassen. Das ist die einzige Szene, die mir wirklich im Gedächtnis geblieben ist, gerade weil es ungewöhnlich war, dass sie nicht aus Rücksicht auf das zarte Kindergemüt gecuttet wurde.

Um es kurz zu machen. Der Hund stirbt sogar schon in Kinderbüchern. Mir war allerdings das ungeschriebene Gesetz, dass er auf keinen Fall  weder in Büchern noch Filmen sterben darf, neu  :hmhm?: