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Magiesysteme

Begonnen von Franziska, 23. Juni 2014, 22:55:04

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Franziska

Ich habe jetzt nur sehr alte Threads zu Magie gefunden. Mir geht es um das Thema, welche Arten von Magie gibt es und welche verwendet ihr.

Es gibt die klassische Form mit Zaubersprüchen, Tränken, etc. (Harry Potter), häufig ist die Begabung vererbbar.
Bei dem einzigen Fantasyroman, den ich geschrieben habe, war es ähnlich. Dazu hatte jeder Magier eine bestimmte Begabung, in die Zukunft sehen, Heilen, Telepathie oder die Fähigkeit sehr gut zu sehen und zu hören.
Was ich spannend finde, sind Magiesysteme, die von dem klassischen abweichen.
Zum Beispiel in der asiatischen Kultur. Da gibt es sehr häufig Dämonen, die Magie beherrschen, die aber aussehen wie Menschen. In den Martial Arts Filmen fliegen die Leute häufig durch die Gegend, was ja auch eine Form von Magie ist.
In einem Filme den ich letztens gesehen habe, wurde Magie mit Talismanen gewirkt. Das waren kleine Zettel mit Schrift drauf, die beim Zaubern weggeworfen werden. Außerdem konnte der Magier durch Bilder oder Plakate in andere Welten gehen. Wenn die Dämonen jemanden loswerden wollten haben sie ihn in ein gezeichnetes Bild gebannt. Das fand ich ein ganz interessantes Konzept.
Ich finde es immer interessant, auf ganz andere Magiesysteme zu stoßen. Wie geht ihr da ran? Holt ihr euch Inspiration aus realten Kulturen? Welche Magiesysteme aus Büchern und Filmen findet ihr gut? Oder habt ihr euch selbst ein eigenes Magiesystem ausgedacht?

heroine

#1
Zitat von: Franziska am 23. Juni 2014, 22:55:04
Ich habe jetzt nur sehr alte Threads zu Magie gefunden. Mir geht es um das Thema, welche Arten von Magie gibt es und welche verwendet ihr.

Ich finde es immer interessant, auf ganz andere Magiesysteme zu stoßen. Wie geht ihr da ran? Holt ihr euch Inspiration aus realten Kulturen? Welche Magiesysteme aus Büchern und Filmen findet ihr gut? Oder habt ihr euch selbst ein eigenes Magiesystem ausgedacht?

Verwendet wird was einfällt und man sich erlauben kann. Manchmal wird es einfach zu verwirrend und dann muss es leider wieder geändert werden. Mir fällt es allerdings nicht leicht auf die Frage "welche Arten" es gibt zu antworten.

Also meine Herangehensweise ist es zu fragen: Woher kommt die Magie?
Dann gibt es bereits unterschiedliche Möglichkeiten (z.B.)
- göttliches Wirken
- Energie: entweder kann jede Form von Energie in Magie umgewandelt werden: Wärme, Strom etc.
oder nur spezielle Energieformen (z.B. mit Lebewesen verbunden: Blutmagie)
- Objekte
- Orte
- einzelne Individuen (Genetisch? Fluch? Aktivierung durch etwas?)
- Glaube
- Wollen

Danach kommen die Fragen: Wer kann sie wirken? Wie kann sie gewirkt werden? Welche Einschränkungen hat sie?

Am Liebsten Denke ich mir die Systeme aus, auch wenn es natürlich schwer wird etwas wirklich Innovatives zu finden oder gar etwas ganz neu zu erfinden. Ich mag es, wenn die Sachen an der Welt angepasst sind. Sprich, wenn der Ursprung mit der Kultur, der Religion und den Kreaturen im Einklang steht. Es würde für mich z.B. überhaupt gar keinen Sinn machen zu sagen, dass Magie ein göttliches Geschenk ist, wenn die Welt überhaupt gar keine realen Götter hat.

Wichtig ist mir dabei, dass einerseits Grenzen gesteckt sind und man andererseits die Grenzen auch einhält. Man kann nicht einfach irgendwo im Buch irgendwas Unmögliches machen und es dann mit Magie erklären, wenn das dazugehörige Magiesystem nicht darauf ausgelegt ist. Die Grenzen und ihre Kosten finde ich auch deshalb spannend weil das wirklich viele Inhalte einbringen kann. Gerade bei Magie finde ich es schön, wenn es die Wirkenden in eine Zwickmühle bringt. Z.B. wenn jedes Wirken ein Teil des Lebens kostet oder einen ein Stück Näher zum Wahnsinn bringt und die Magier das auch wissen. Das hat dann immer einen moralischen Konflikt: Wie viel ist Macht wert? Welcher Zweck ist die Selbstopferung wert?

Was mir auch sehr gefällt und mich oft ein wenig enttäuscht: wenn Magie Teil einer Welt ist, dann muss es auch in der Kultur drin sein. Wie oben schon erwähnt. Dann will ich Sprichwörter dazu haben. Dann will ich Geschichten, Mythen und Sagen, wie sie entstanden sein könnte und was theoretisch irgendwann mal jemand mit Magie geschafft hat und seitdem nie wieder jemand.

Edit: Es ist spät, es tut mir leid, wenn es wirr ist. :(

Lucien

 :vibes: Das ist ein tolles Thema!

Da ich Magie in Geschichten grundsätzlich sehr gerne mag, kann ich mich für die verschiedensten Formen begeistern, von der "klassischen" Magie bis zu ganz ausgefallenen Systemen.

Besonders gerne mag ich das Magiesystem in "Der letzte Steinmagier" von James A. Sullivan. Wie die Bezeichnung "Steinmagier" schon sagt, funktioniert die Steinmagie hauptsächlich über Steine und ist sozusagen eine "höhere" Form gegenüber der "herkömmlichen" Magie, welche ebenfalls existiert. Magische Energie kann in Steinen gespeichert werden, es können bestimmte Zauber auf Steine gesprochen werden und es kann sogar das Leben eines Menschen an eine Steinstatue gebunden werden. Dieser Mensch kann zusätzlich auch noch mit übermenschlichen Eigenschaften ausgestattet werden, wenn seine Statue mit entsprechenden Steinen bestückt wird. Der Haken: wird die Statue zerstört, stirbt auch der Mensch.
Die Magie selbst kommt - soweit ich das herauslesen konnte - von der Natur selbst und sickert z.B. aus Quellen.

Für meine Geschichten bevorzuge ich ebenfalls Magiesysteme, in denen Magie ein von der Natur gegebenes Geschenk ist. Inspirieren lasse ich mich von Naturreligionen, die das Göttliche in allem Lebendigen sehen. Die Magie ist allgegenwärtig und nimmt auf gewisse Weise die Stelle des Göttlichen ein. Besonders wichtig sind dabei natürliche Elemente, wie z.B. Bäume oder Wasser.
Wer mit einer magischen Veranlagung geboren wird, kann über verschiedene Wege auf die magische Energie zugreifen. Welche Art von Magie jemand wirken kann, ist zu einem großen Teil abhängig von der Rasse, der man angehört, doch innerhalb einer Magierichtung kann es unterschiedliche Talentierungen geben. So ist z.B. nicht jeder menschliche Magier gleich gut im Beschwören von Feuer.

Sternsaphir

Ich mag vor allem Magie, wenn sie nicht omnipotent ist. Also nicht jeder magisch Begabte kann sie anwenden oder kann nur bestimmte Bereiche anwenden. Und Magie soll nicht die Lösung für alle Probleme sein.

Rein klassisch mag ich Magie, die an die 4 Elemente gebunden ist und entsprechend sich auch die Magier einem der Elemente widmen.
Also Erdmagier sind eher bodenständig und beherrschen vor allem Schutzzauber, Windmagier sind eher von einem unbeständigem, leichten Gemüt usw.
Und jeder Elementbereich hat natürlich seine Einschränkungen.
Ein Wassermagier könnte z.B. nie das Feuer beherrschen und umgekehrt.
Im LARP haben wir z.B. einen Feuermagier, der es hasst, wenn es regnet, weil dann seine Magie nicht mehr oder nur noch schwach wirkt.


cryphos

Magiesysteme sind für mich ein schwieriges Thema, denn zu oft sind sie schlecht umgesetzt.
Zu oft las ich von magischen Welten in denen Magier stets als höhere Wesen angesehen werden, die ihre Magie nur in Notlagen oder für einen höheren Zweck einsetzen.
Für mich ist aber Fakt, dass Magier auch nur Menschen sind und Menschen machen sich das Leben so einfach wie möglich. Wenn ich also von einem Magier lese, der Streichhölzer sucht, obwohl er mit einem einzigen Gedanken eine Kerze entzünden oder den Weg magisch ausleuchten könnte, dann wird mir schlecht. Ok, es gibt manchmal gute Gründe auf Magie zu verzichten, allzu oft kommen die aber nicht zu tragen und die Magie in der Welt wirkt wie ein Zusatz, denn der Autor dazuschrieb, damit das Buch Fantasy ist.

Anderseits gibt es tolle Lösungen in der Literatur. Dabei gilt für mich der Leitsatz: Ein gutes Magiesystem muss in sich schlüssig und in dem Universum fest verankert sein.

ACHTUNG: Es folgen teils kleine Spoiler.
Gut gelöst haben das zum Beispiel:
Robert Jordan in Rad der Zeit
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Brandon Sanderson in Elantris
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
oder in der Reihe Nebelgeborenen
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
.

Robert Asprin in der MYTH-Reihe
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Wie auch immer das System aufgebaut ist es muss halt passen, einen persönlichen Favoriten habe ich dabei aber nicht.

Coehoorn

#5
Bei mir ist die Magie aufgeteilt in die Magie der Menschen und die der Drachen.
Menschen können Magiebegabung zeigen und werden dann vom magischen Pentagramm (meinem Magierzirkel) entweder als Schüler ausgewählt oder verfolgt, wenn sie dem Pentagramm nicht beitreten möchten. Magie zeigt sich in der Regel in Ausprägungen. Beschwörung, Illusion, Formwandlung, Bezauberung, Astrologie/Wahrsagen (wird von den meisten Magiern eher gering geschätzt, da oftmals zu ungenau), Alchemie (wird aber auch von nichtmagischen Personen praktiziert, ohne die magische Komponente) und die Macht über die Elemente. Jede Ausprägung hat ihren Großmeister. Die Elemente können nur von wirklich mächtigen Magiern kontrolliert werden und der Großmeister dieser Unterart (oder in diesem Fall: Die Großmeisterin) stellt zugleich den Erzmeister da. Es gibt außerdem noch den Magiezweig der Nekromantie, dieser wird jedoch gnadenlos mit dem Tod bestraft.

Die Magie der Drachen nährt sich ebenfalls von den Elementen. Fünf echte Drachen sind existent:
Fiur der Rote (Feuer)
Zilar der silberne (Erde)
Hydora die Vielköpfige (Wasser)
Ariel die singende (Luft)
und der älteste Drache Pendragon der große (Licht)
Die Macht der Drachen reicht weit. Sie können beliebige Gestalt annehmen, haben schöpferische Kraft und weitreichendes Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sprechen wenn überhaupt aber nur in Rätseln oder undeutlich. Wie weit ihre Macht reicht ist schwer bis unmöglich zu sagen.

Die "unechten" Drachen, Drachritter, die ihre Gestalt wandeln können, erhalten verschiedene nützliche Eigenschaften. Jeder Drachenritter kann einen neuen Drachenritter "taufen", also einen Menschen zum Drachenritter machen und dabei das eigene Wissen auf ihn zu übertragen. Jeder hat die Macht die Gestalt eines Drachen anzunehmen, einige haben die Gabe des Weges, andere die der Vorraussicht und wieder andere die der Wahrheit. Sehr selten kommt es vor, dass ein Ritter mehr als eine Gabe erhält.
Die Gabe des Weges zeigt einem stets die richtige Richtung. Es ist als würde sich ein heller Pfad vor einem erstrecken, solange man bewusst oder unbewusst ein Ziel vor Augen hat. Die Macht der Vorraussicht zeigt unwillkürlich in den Träumen des Ritters eventuelle Szenarien die passieren können oder Szenarien die im selben Moment passieren. Sie sind wesentlich genauer als die Weissagungen von Astrologen, sind aber ebenfalls nicht ganz eindeutig. Die Macht der Wahrheit lässt einen spüren, wenn man angelogen wird.

Magische Objekte gibt es ebenfalls, welche meist von den Drachen stammen und wichtige Bedeutung haben. Sei es das Zepter des Kaisers, Amulette oder das Schwert des ersten Drachenritters, dass im Auftrag von Hydora gefertig, dann von ihr mit Magie angereichert und schließlich dem ersten Ritter überreicht wurde.

Szazira

Robert Jordan in Rad der Zeit - Magiesystem
kleine Ergänzung
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

canis lupus niger

Mir fallen da mehrere Magiesysteme ein.

Erstens hat mir das aus dem Erdsee-Zyklus immer sehr gefallen, in dem der Magier die "wahren Namen" der Dinge und Lebewesen lernen muss. Indem er diesen Namen ausspricht, gewinnt er Macht über den Namensträger. Dieses Magiesystem wurde auch von anderen Autoren gerne verwendet (z.B. von Rothfuss in 'Der Name des Windes' und von Paolini in 'Eragon').

In Isrogant ( ;D) ist die magische Kraft, das achí, eine Naturkraft, die (wenn ich es richtig verstanden habe) im antiken Zeitalter der Wunder entstand. Es gibt Orte, an denen diese Kraft entsteht, und von denen ausgehend die 'Magiewinde' über die Welt strömen. Mittels besonderer Edelsteine, der Glanhíre, kann das achí von geschulten Magiern gebündelt und und unter Verwendung der alten, sehr komplexen Sprache (stammt ebenfalls aus der 'Zeit der Wunder') Korâsh benutzt werden. Im Verlauf der Jahrtausende ließ diese Kraft leider immer mehr nach, und auch die Glanhíre werden immer seltener, da sie sich durch die Benutzung verbrauchen. 

In meiner eigenen Reihe habe ich ein Magiesystem eingearbeitet, das es in ähnlicher Weise bestimmt auch schon bei anderen Autoren gibt, aber ich habe es -Hand aufs Herz!- nicht wissentlich oder vorsätzlich abgeschrieben. Es beruht darauf, dass allem eine gewisse Grundenergie zugrunde liegt, umso mehr, je größer und lebendiger das Lebewesen (Pflanze oder Tier) oder die 'lebende Masse' ist. Gewaltige lebende Massen sind zum Beispiel auch das Meer mit all seinen Mikroorganismen, oder der Erdboden. Diese Lebensenergie äußert sich in einer Art Aura, die der geschulte Magiekundige sehen und geistig beeinflussen kann. Auch kann er diese Lebensenergie aufnehmen, um seine eigenen Fähigkeiten (Regeneration bei Krankheit, Wahrnehmung, Telepathie etc.) zu verstärken. Wichtig: dieser positiven (Lebens-)Energie steht im gleichen Maß eine negative Energie (Energieverlust, Krankheit, EnergieVERBRAUCH durch Magieanwendung), so dass auf einer übergeordneten Ebene die positiven und negativen Kräfte einander ausgleichen. Energie geht also nicht verloren, sondern wird nur in eine andere Form umgewandelt. Ein bisschen pseudo-wissenschaftlich, vermischt mit einigen esotherischen Konzepten, denen ich im Lauf der Jahr(zehnt)e begegnet bin.

Volker

Dann gibt's natürlich auch die Variante, dass "Magier" (eher: Hexer/Dämonenbeschwörer) nichts selber können, sondern alles von übernatürlichen Partnern erledigen lassen (müssen). Die Gegenleistung ist dabei jeweils ... sagen wir mal: frei verhandelbar. Und dann ist da eventuell noch das Problem, dass solche Pakte nicht immer den gesellschaftlichen Konventionen entsprechen ("Scheiterhaufen gefällig?").

Die Quantenmechanische Magievariante: der Beobachter formt die Realität. Durch seine Vorstellung, Worte, Bilder, ... - je mächtiger/konkreter seine Überzeugungskraft, desto mehr kann er ändern - siehe PP&P: eine Kuh kann fliegen so lange sie zu blöd ist zu kapieren dass Kühe sowas normalerweise nicht können. Und dummerweise beobachten gegebenenfalls auch andere (Menschen, Tiere, ...) das Geschehen und erwarten dann teilweise etwas anderes. Und je ungläubiger die sind, desto eher klappt das nicht (oder auch mal anders).

Tränke und Talismane - oder einfach: Alchemie/Chemie/Kräuterkunde in mittelalterlich.

Philisophien der Magie nach dem Vorbild des "Magic"-Zyklus von Lyndon Hardy: alle Zauber müssen sich in (je nach Schule) ein oder zwei Axiomen abbilden lassen.

Franziska

Sehr interessante Beiträge.
@Canis: Dein System finde ich auch sehr spannend, mit der Lebensenergie aus Boden oder Meer.

Ich habe gerade ein Buch gelesen, das ich auch ganz originell fand. Weißer Fluch von Holly Black. Das ist eine Art Urban Fantasy, es spielt in einer Alternativwelt, die unserer gleicht bis auf den Aspekt, dass es magisch begabte Menschen gibt. Diese werden Fluchwerker genannt. Jeder davon hat eine bestimmte Begabung, wie Glückswerker, Todeswerker, Gedächtniswerker etc. Durch die Berührung mit der Hand kann man einen anderen Menschen Glück bringen oder umbringen. Dann gibt es aber einen Rückstoß und der Werker bekommt einen schwarzen Finger oder verliert selbst Erinnerungen. Er zahltl also immer einen Preis, wenn er Magie wirkt. Mit Talismanen kann man sich vor dem Flüchen schützen. Alle Menschen tragen Handschuhe, besonders die Fluchwerker, damit man vor ihren Fähigkeiten geschützt ist. Das fand ich einen interessanten Aspekt. Eine nackte Hand wird so zu etwas Besonderem, wovor sich die Leute fürchten, oder was besondere Intimität ausdrückt, wenn man jemanden berührt.

Mithras

#10
Magie ist für mich das Salz in der Suppe. Ein Mindestmaß sollte sein, doch ich reagiere sehr empfindlich auf zu exzessiv eingesetzte, allzu alltägliche oder kategorisierbare Magie, nicht zuletzt, da ich in dieser Hinsicht Erikson-geschädigt bin. In seiner Welt gibt es so genannte "Gewirre" (Warrens), gewissermaßen Parallelwelten, mit denen der Zaubernde verbunden ist und aus denen er seine Kraft zieht. Diese Gewirre lassen sich in der Regel relativ klar bestimmten "Elementen" - Licht, Dunkelheit, Schatten, Feuer, Wasser, ... - zuordnen, und in der Regel ist die Magie mit den Bewohnern dieser Gewirre verbunden, so dass nicht jeder Magier jede Form von Magie einsetzen kann. Eine solche Zuordnung mag ich gar nicht, weil sie auf mich platt wirkt und weil hier Kategorien geschaffen werden, die in meinen Augen weder innovativ noch logisch sind. Besonders schlimm wurde es, als ich erfahren habe, dass das Gewirr des Schattens entstanden ist, als Vater Licht mit Mutter Dunkel, die jeweils zuvor ihre eigenen Völker erschaffen hatten, den Schatten als dritte Urkraft gezeugt hat. So etwas finde ich wirklich platt.

Es geht aber auch anders - zumindest was den gedanklichen Unterbau betrifft. Mein Liebling in dieser Hinsicht ist R. Scott Bakker, der Philosophie studiert hat und entsprechend anders an Magie herangeht. Die Grundvoraussetzung, Magie wirken zu können, ist die Fähigkeit, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Magie selbst ist das "Verfahren, die Welt der Sprache anzupassen". Dies geschieht, indem man klare Bedeutungen formuliert und auf die Welt projiziert. Da die gewöhnliche Sprache dafür zu unpräzise ist - schließlich können sich Bedeutungen ändern -, benötigt man eine geistige Stütze: Man muss den Zauber nicht nur mündlich, sondern auch im Geiste formulieren, und zwar in jeweils unterschiedlichen Sprachen, um die Bedeutung so klar wie möglich zu umreißen. Bei der gedachten Formulierung verwendet man dazu eine ausgestorbene Sprache, da sich hier Bedeutungen nicht mehr ändern. Je mehr Sprachen man im Geiste verwendet, desto präziser wird die Manipulation der Realität. Die Anwendungen der Magie sind dabei allerdings selten subtil, sondern münden in magischen Feuerwerken der Extraklasse. Trotzdem hat mich diese Herangehensweise maßgeblich inspiriert.

In D. A. Durhams Acacia-Romanen finden sich ebenfalls interessante Ansatzpunkte. Hier ist Magie im Prinzip die Sprache des Schöpfers, die in der Lage ist, die Realität zu verändern. Selbst Gedanken oder Träume in dieser Sprache können die Realität verändern und z. B. dazu führen, dass bestimmte Menschen nie existiert haben.

Mein Lieblingskonzept findet sich in den Gezeitenwelt-Roman vierer deutscher Autoren, in denen der Glaube der Menschen an Flüche, Prophezeiungen und Sagengestalten dafür sorgt, dass sie real werden, ohne dass es ihnen bewusst ist. In einer sehr bedrückenden und eindrucksvoll geschriebenen Szene erkennt ein aus Schlamm und Knochen erschaffenes Wesen, dass es gar nicht lebt, und zerfällt in diesem Augenblick wieder zu Schlamm. Dieses System hat mich maßgeblich inspiriert, weil es an fundamentalen Dingen kratzt und von inneren Widersprüchen lebt – und es lässt sich wunderbar in eine Welt einbauen, die den gezielten Einsatz von Magie durch ihre Bewohner nicht vertragen würde.

Wichtig ist mir, dass Magie eben nichts Alltägliches ist, denn allzu banale oder Exzessive Anwendungen können sie schnell entzauber. Sie soll geheimnisvoll und selten sein, so dass alle Versuche, sie zu kategorisieren oder auf einfache Weise, z. B. als simples Rechensystem, zu verstehen (z. B. feste Kosten eines Zaubers, eine feste Regenerationsrate des des Magievorrats, ...), von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind.

Manja_Bindig

Ich ertappe mich immer mehr dabei, dass gerade bei Urban Fantasy und historischer Fantastik Magie auf hermetischen Prinzipien aufgebaut ist - ähnlich wie mittelalterliche Alchemie und in der Hinsicht wie mittelalterliche Magie. Sprich, man beeinflusst seine Umwelt, indem man mit Entsprechungen (Steine, Pflanzen, etc.) die entprechenden Beeinflussungen darstellt und mit den Beziehungen zwischen Elementen, Planeten, etc. und den daraus entstehenden Kraftverhältnissen arbeitet (Magie und Alchemie waren nicht umsonst als Wissenschaften anerkannt).
(Plus noch das Beschwören von Geni, wenns was ausgefalleneres sein soll.)

Hexerei wieder... wirkt (wenn richtig gemacht), indem sie sich nicht an Strömen entlang bewegt, sondern sie entweder umlenkt oder komplett zertrennt - ist durchaus mächtiger, aber unberechenbarer und gefährlicher, was die Folgen betrifft und jeder Magier, der was auf sich hält, lässt das sein.
Macht man es falsch, passiert bei Hexerei im besten Fall nix. Im schlimmsten Fall passiert was und das ist ein großes BUMM, das in einer oder mehreren Leichen (oft pulverisiert) resultiert.

Wobei ich Magie und Hexerei nur in zwei Geschichten verwende...


Für meine klassischen Fantasy-Sachen versuche ich, mir neue Systeme zu überlegen, die aber letztlich immer sehr vom Nutzer und dessen Verhältnissen zu seiner Umwelt abhängen - sprich, ich komm irgendwie nie ganz vom Agrippa von Nettesheim weg.

Schrödingers Schreiber

#12
Apropos Brandon Sanderson:

Der gute Mann hat ja einen unglaublich guten Podcast (Writing Excuses - allerdings nur auf Englisch).

In dem haben er und seine Kollegen sich auch schon über Magie und Magiesysteme unterhalten. Hier mal zwei Links:

Magiesysteme und ihre Regeln


Kosten und Auswirkungen von Magiesystemen


Ich finde die Ideen, die Sanderson und Co. dort austauschen, ziemlich gut.


Sehr spannend finde ich an dem Thema, dass gerade in den älteren Geschichten und Büchern die Magier gar nicht einmal so mächtig waren (Beispiel Herr der Ringe: Gandalf hat nicht wirklich viel gemacht, Merlin auch nicht). Auch, wenn man sich die meisten "real existierenden" Traditionen ansieht, merkt man sehr schnell, dass ein Voodoo-Priester oder ein Alchemist gar nicht mal so viel machen konnten.

Ein Magiesystem, das es mir in letzter Zeit sehr angetan ist, ist ironischerweise das im "Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin. Man weiß eben nie so genau, ob es tatsächlich Magie ist, die da gerade gewirkt wird, oder Scharlatarnerie.

Vic

Also die Klassiker sind, denke ich:
Zaubersprüche
Tränke/Zauberstäbe etc 
So etwas wie Symbole oder Runenmagie
Eine Verbindung zu bestimmten Elementen haben

Die Frage ist immer ob Magie erlernt werden kann (also von jedem) oder ob es angeboren ist, dass man "magische Fähigkeiten" hat oder vielleicht eine Mischung aus beidem - wie bei Harry Potter.

Interessant finde ich immer den Gedanken, dass Magie generell Energie ist, die manche Menschen einfach kanalisieren und zu etwas nutzbarem machen können. Auch den Gedanken, dass Magie als Energie erschöpflich ist. Und natürlich dass Magie immer eine Art Backlash hat oder einem eben auch schaden kann, wenn man wenig Ahnung hat.
Also Grenzen und Nebenwirkungen sollten auf jeden Fall sein, meiner Meinung nach. ;-) Sonst werden Magier schnell zu allmächtig und der Plot dann langweilig.
Auch eine wichtige Frage, ob es Dinge gibt, die gegen Magie schützen oder von denen Magie abprallt: wie Salz, Eisen, bestimmte Edelsteine, etc.

Moni

Für ich ist immens wichtig, dass die Magie nicht um ihrer selbst willen da ist. Magie taucht bei mir immer zielgerichtet auf, sie wird für etwas bestimmtes benutzt und ersetzt manchmal auch Technik. Ich habe verschiedene Magiesysteme, da ich die Magie nie separat entwickle, sondern das bei mir Hand in Hand mit der praktizierenden Kultur abläuft.
zb habe ich in den Flüsternden Steinen eine Protagonistin, die aus einer germanisch-keltisch inspirierten Kultur kommt. Dementsprechend entwickelte sich die von ihr genutzte Magie in eine Art Runenmagie (die aber auch in anderen Kulturen dieser Welt verwendet wird, wenn auch in Abwandlungen).
In den Schattenhütern sind die magischen Aktivitäten durch die Elemente und die Nutzung von Lebenskraft bestimmt. Und in Calthors Gebeinen habe ich neben Spruchmagie auch Nekromantie, die wiederum eine Mischung aus Symbol- und Lebensenergienutzung ist, sowie göttliche beeinflusste Magie.

Meistens starte ich, ohne eine genaue Vorstellung oder ein fertiges Magiesystem, ich lasse mich erst von der Handlung dazu inspirieren. Auf diese Weise passt sich bei mir aber die Magie immer dem Plot an, nicht umgekehrt. Es kommt zwar gelegentlich vor, dass ich zu einem frühen Zeitpunkt geschriebenes an die spätere Entwicklung anpassen muß, aber in der Regel ist das unproblematisch. Dadurch rückt bei mir nie das Magiesystem so in den Vordergrund, dass es essentielle Handlungselemente verdrängt. Das finde ich sehr wichtig, denn nichts nervt mich in einem Fantasyroman mehr, als überpräsente Magie.

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol