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Themen und Szenen, die uns Mühe bereiten

Begonnen von HauntingWitch, 11. Februar 2014, 09:42:40

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Churke

Zitat von: Drachenkrieger am 15. Februar 2014, 00:53:45
Aber ich lese, dass es viele Scenen gibt, die man nicht gerne schreibt und doch müssen sie sein. Warum ist das so? Was mir nicht liegt, das schreibe ich nicht.
Plots und Geschichten können zwingend Episoden und Szenen erfordern, die den persönlichen Erfahrungshorizont des Autors übersteigen. Dass es dort zu Problemen kommt und man das nicht einfach so runter schreiben kann, liegt in der Natur der Sache. Es macht eben einen Unterschied, ob ich mit Schwertern fechten kann oder mir das vorstellen muss.

canis lupus niger

Meine persönliche Schwachstelle sind Schlachten und militärische Auseinandersetzungen. Ich habe einfach überheupt keine Ahnung von Taktik und auch wenig Enthusiasmus, sie mir gegen meine Neigung anzueignen.

Weil in meinem Drachenprojekt aber eine Schlacht einen Wendepunkt im Plot darstellt, kann ich nicht ganz darauf verzichten. Deshalb habe ich gemogelt und sie aus der Perspektive von jemandem geschrieben, der auch keine Ahnung hat. Er beobachtet zwar, was um ihn herum vorgeht, und nimmt auch Anteil (logisch, denn er ist ein Rekrut, der mit einer Waffe in der Hand mittendrin steckt), aber er hat keinen Überblick und weiß nicht, warum welche Befehle wann gegeben werden. Soldaten sollen nicht denken, sondern gehorchen, hat man ihm eingebläut. Die Idee fand ich ganz brauchbar, denn durch die Perspektive treibt gemeinsam mit dem armen Kerl auch der Leser hilflos durch das Schlachtgetümmel.  ;) 

traumfängerin

Zitat von: canis lupus niger am 15. Februar 2014, 15:34:30
Weil in meinem Drachenprojekt aber eine Schlacht einen Wendepunkt im Plot darstellt, kann ich nicht ganz darauf verzichten. Deshalb habe ich gemogelt und sie aus der Perspektive von jemandem geschrieben, der auch keine Ahnung hat. Er beobachtet zwar, was um ihn herum vorgeht, und nimmt auch Anteil (logisch, denn er ist ein Rekrut, der mit einer Waffe in der Hand mittendrin steckt), aber er hat keinen Überblick und weiß nicht, warum welche Befehle wann gegeben werden. Soldaten sollen nicht denken, sondern gehorchen, hat man ihm eingebläut. Die Idee fand ich ganz brauchbar, denn durch die Perspektive treibt gemeinsam mit dem armen Kerl auch der Leser hilflos durch das Schlachtgetümmel.  ;) 

canis lupus niger, die Idee finde ich richtig gut - und wurde, wenn ich mich nicht sehr täusche, sogar in irgendeinem Schreibratgeber empfohlen. So wünschenswert das auch wäre, für alles können wir nun einmal nicht Experten sein. Wenn ich mir überlege, wie viele unterschiedliche Menschen in einem Film an der Entstehung einer Szene beteiligt sind: Kameramann, Regisseur, Schauspieler, Choreograph bei Kampfszenen, Kostümdesigner ... Und wir als Autoren müssen das alles selbst machen: was passiert in der Szene, wie fühlen sich die Charaktere, an welchem Ort findet das statt, was haben sie an, wie ist Tages- und Jahreszeit, wie bewegen sie sich, wo steht die Kamera ...  :d'oh: Eigentlich ist es ein Wunder, dass es Szenen gibt, die uns nicht schwer zu schreiben fallen.  ;D

Ich habe gerade eine Kurzgeschichte geschrieben, bei der ich ein historisches Setting habe. Hier fand ich es richtig schwierig, die historischen Fakten möglichst unauffällig in die Geschichte einzuweben und gleichzeitig die Dynamik der Szene zu erhalten. Auf Anhieb habe ich das nicht geschafft, sondern brauchte erst mal einen 1. Versuch, in dem ich die Fakten transportiert habe, um danach unnötige zu streichen und dann aus der stinklangweiligen Version etwas zu machen, was auch ich gerne lesen würde. Und dabei ist mir dann aufgefallen, dass mir oft solche Szenen schwerfallen, in denen ich Hintergrundwissen mit unterbringen will / muss, auch wenn dieses sich z.B. um die von mir erfundene Welt dreht. Schließlich will ich den Leser nicht mit einem Info-dump erschlagen, ich muss also irgendwie eine gute Balance zwischen Fakten und Handlung finden. Nur, wenn mir das gelingt, sind das die Szenen, die den Leser in eine fremde Welt eintauchen lassen. Und dann hat es sich gelohnt, sie notfalls auch fünfmal zu überarbeiten.  :D

Siara

Zitat von: traumfängerin am 15. Februar 2014, 20:50:19
Und dabei ist mir dann aufgefallen, dass mir oft solche Szenen schwerfallen, in denen ich Hintergrundwissen mit unterbringen will / muss, auch wenn dieses sich z.B. um die von mir erfundene Welt dreht. Schließlich will ich den Leser nicht mit einem Info-dump erschlagen, ich muss also irgendwie eine gute Balance zwischen Fakten und Handlung finden.

Stimmt, das geht mir genauso. Gerade, wenn die Handlung ein wenig komplizierter wird. In meiner ersten Version hatte ich zwei komplette Kapitel hintereinander, die im Grunde nichts weiter waren als ein langes Gespräch zum Transport jeglicher Infos und zur Erklärung aller möglicher Zusammenhänge. Die möglichst nebensächlich, trotzdem noch verständlich und vor allem nicht alle in einem Knäuel einfließen zu lassen, bereitet wirklich Kopfschmerzen.  :wums:

Eine Möglichkeit ist natürlich, das Ganze durch aktive Handlung zu strecken. Aber diese ist dann ja (ist sie extra zu diesem Zweck eingefügt) wieder "überflüssig" und das vermeide ich, wo ich nur kann. Aber gerade am Ende, wenn es an die Auflösung der Rätsel geht, ist das wirklich schwer. Inzwischen habe ich das Gespräch etwas durch persönliche Äußerungen meiner Charaktere gestreckt. So kann man die Information gleich von mehreren Seiten beleuchten und der Leser hat die Möglichkeit, sie aufzunehmen, bevor die nächste kommt. Außerdem interessiert die Einstellung der Charaktere zu einer Sache schließlich oftmals mehr als die Sache selbst.



I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Fianna

#49
Ich habe damit zwar keine großen Probleme, finde es aber manchmal schwierig, das an die allgemeine Leserschaft anzupassen, was da an Infos erwünscht ist.
Ich habe z.B. in einer Kurzgeschichte mal wenige (5) Wörter der Sprache verwendet, die aber alle im Text erklärt wurden. Man musste sich nur 2 merken, die wiederkehrend waren, davon wurde eines mit den Endungen angepasst (Sg/Pl, m/w), das andere blieb immer gleich.
Irgendwie hat das manche überfordert bzw. genervt.
Das waren jetzt nicht spezielle Geschichtsfreunde, sondern so ein "normaler" Leserdurchschnitt.

Dabei habe ich schon ziemlich viele Kompromisse ansonsten gemacht und griechische Götternamen verwendet (Thot statt Dschehuti, Anubis statt Inpu), aber irgendwie war das dennoch zuviel.
Vielleicht lags auch am Altägyptischen - mit Latein hat jeder ja schonmal zu gehabt, aber Altägyptisch ist irgendwie fremder.

Jedenfalls war Reaktion auf die wiederkehrenden Begriffe (für mich) erstaunlich ambivalent. Hätte eher gedacht, dass mans gut findet oder ignoriert, nicht aber, dass es so irritierend ist.

In der europäischen Renaissance oder britischen Marine (Neuzeit) hatte sich solche Probeme nicht, obwohl ich da teilweise viele historische Fakten eingewoben habe, die dem Leser auch nicht bekannt waren. Aber es war eben Europa und ist vertrauter...  :-\

Guddy

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir aneinander vorbeireden ;) Mit dieser Grenze meinte ich Bspw. eher die Politik, die du selber auch schon angesprochen hattest. Inhaltliche Grenzen kenne ich dafür weniger, die Schriftlichkeit bietet mir dafür genug Distanz. Aber weiter im Kreis drehen möchte ich mich hier auch nicht :) Schön, dass du so überzeugt bist, davon kann ich mir eine dicke Scheibe von abschneiden!

Coppelia

#51
Mir ist noch eingefallen, was ich schwierig finde: Szenen mit vielen Personen. Meist bekomme ich es irgendwie hin, aber ich finde es einfach kompliziert. Vor allem, wenn noch jede Person etwas zur Handlung beitragen soll.

Christopher

Oh ja Coppi! Das fehlt auch in meiner Aufzählung! Es ist definitiv schwer, viele Personen auf einem Haufen zu haben, die alle wichtig sein sollen. Wie sieht denn das aus, wenn wichtige Personen anfangs in der Szene erwähnt werden, dann aber im Grunde nur dastehen und schwiegen? Aber ich kann schlecht 5-6 verschiedene Charaktere halbwegs gleichberechtigt in das Gespräch/die Handlung einbinden. Bzw. ich könnte es, das wird dann aber recht unübersichtlich und/oder mühsam.
Be brave, dont tryhard.

Judith

Zitat von: Coppelia am 16. Februar 2014, 19:29:35
Mir ist noch eingefallen, was ich schwierig finde: Szenen mit vielen Personen. Meist bekomme ich es irgendwie hin, aber ich finde es einfach kompliziert. Vor allem, wenn noch jede Person etwas zur Handlung beitragen soll.
Das unterschreib ich doppelt und dreifach! Szenen mit vielen Personen, die gerade auch noch einen Dialog führen, sind meine persönlichen Problemszenen. Da habe ich mit denselben Problemen zu kämpfen, die Christopher angesprochen hat. Immer führt es dazu, dass entweder einige Figuren nur "Dekoration" sind oder dass es sehr unübersichtlich wird.  :seufz:

Klecks

Ich habe auch immer richtig Panik vor Szenen mit vielen Leuten. Gestern habe ich ein Kapitel geschrieben, in dem acht Personen miteinander im selben Raum saßen. Meine Güte, war ich eingeschüchtert. Umso erleichterter war ich, als es dann erstaunlich gut geklappt hat. Das war das erste Mal, dass es mir nicht wirklich so richtig schwergefallen ist. Das liegt vermutlich daran, dass es die Fortsetzung meines Erstlings ist und mir alle Figuren sehr vertraut sind. Vertraut sind mir meine Figuren generell immer, aber es hat das Schreiben einfacher gemacht, dass ich schon ein ganzes Buch über sie geschrieben habe.  ;)

Eine Kampfszene war in diesem Kapitel gestern auch inbegriffen. Die hat auch geklappt. Dafür habe ich jetzt Versagensangst vor der Szene, die ich heute schreiben werde: die große Aussprache. Das sind Szenen, die mir höchste Konzentration abfordern. Ja, da sollen sich zwei vertragen, aber es darf nicht zu schnell gehen.  :d'oh:

Thaliope

Zitat von: Coppelia am 16. Februar 2014, 19:29:35
Mir ist noch eingefallen, was ich schwierig finde: Szenen mit vielen Personen. Meist bekomme ich es irgendwie hin, aber ich finde es einfach kompliziert. Vor allem, wenn noch jede Person etwas zur Handlung beitragen soll.

:d'oh:  Oh Mann, da sagst du was. Daran hab ich mir immer so einen abgebrochen. Und für "viele" reichte schon die fünfköpfige Raumschiff-Besatzung in der SF-Komödie, wo ich aus meinem tief verwurzelten Gerechtigkeitssinn heraus am liebsten alle gleichberechtigt agieren lassen möchte und am besten die Reaktion jedes einzelen auf etwas Gesagtes zeigen ...  ;D *hust* :versteck:

Coppelia

Ja, solche Kleingruppen finde ich dabei noch besonders schwierig. Wenn die Gruppe eine bestimmte Größe überschreitet, treten ja automatisch irgendwelche Mechanismen ein, die bestimmen, wer wann reden darf u. ä. Und man kann unter Umständen "die Masse" dann auch wie eine einzelne Person darstellen.

Churke

Zitat von: Thaliope am 17. Februar 2014, 07:46:34
Und für "viele" reichte schon die fünfköpfige Raumschiff-Besatzung in der SF-Komödie, wo ich aus meinem tief verwurzelten Gerechtigkeitssinn heraus am liebsten alle gleichberechtigt agieren lassen möchte und am besten die Reaktion jedes einzelen auf etwas Gesagtes zeigen

Gruppendiskussionen funktionieren regelmäßig so, dass es 2, 3 Wortführer gibt, die sich  gegenseitig batteln, vor einer schweigenden Mehrheit. Das Muster lässt sich bei Vereins- und Wohnungseigentümerversammlungen exemplarisch studieren -  wirklich faszinierend.  :snicker:

HauntingWitch

ZitatAber ich lese, dass es viele Scenen gibt, die man nicht gerne schreibt und doch müssen sie sein. Warum ist das so? Was mir nicht liegt, das schreibe ich nicht.

Meiner Ansicht nach ist es nicht ganz so einfach. Natürlich kann man es sich so einfach machen, wenn man das möchte. Aber ich denke, dass die Geschichten logischer und lebendiger wirken, wenn sie auch gewisse Dinge enthalten, die wir am liebsten weglassen würden. Ich merke einfach, dass die Sachen, in denen ich ausschliesslich das verwende, was mir liegt, weniger vielseitig sind und auch diese gewisse Intensität fehlt, die ich in Büchern mag. Nehmen wir z.B. einen Protagonisten in einer Beziehung. Beziehungen liegen mir nicht, ich habe so meine Mühe damit, vor allem mit Kuschelszenen, Romantik und ähnlichem. Würde ich das in allen meinen Romanen weglassen wollen, dürfte ja keiner meiner Protas mehr eine Beziehung haben. Wie langweilig wäre das denn?  ;) Und damit eine Beziehung "echt" wirkt, küssen sich die beiden eben auch einmal oder umarmen sich oder was weiss ich. Das würde ich am liebsten gar nicht detailliert beschreiben, aber das darf auch nicht fehlen.

ZitatPlots und Geschichten können zwingend Episoden und Szenen erfordern, die den persönlichen Erfahrungshorizont des Autors übersteigen. Dass es dort zu Problemen kommt und man das nicht einfach so runter schreiben kann, liegt in der Natur der Sache. Es macht eben einen Unterschied, ob ich mit Schwertern fechten kann oder mir das vorstellen muss.

Stimme zu. Viel Recherche hilft.

Oh ja, viele Personen. Da vergesse ich regelmässig welche oder bekomme eine Durcheinander, wer jetzt wo steht und was tut.

Moni

Ich bin eine Niete in Romantik.  ;D Sexszenen kann ich ebenfalls nicht schreiben, alle Versuche scheiterten kläglich und fielen dann der kunstvollen Abblende zum Opfer.  8)

Kampfszenen hingegen fallen mir relativ leicht, bei Nahkampf kann ich auf meine persönlichen Kampfsporterfahrungen zurückgreifen und bei allem anderen visualisiere ich das ganze wie einen Film und muß quasi nur noch "mitschreiben". Das klappt in der Regel ganz gut.

Ansonsten gibt es nicht wirklich konkrete Szenen, mit deren Umsetzung in hadere, sondern es sind eher Plotwendungen, die geschickt eingebaut werden wollen und die sich manchmal nicht so einfach von Stichpunkten in einen flüssigen Text umsetzen lassen. Dann wende ich eine ähnliche Methode wie Cryphos an, ich schreibe erstmal den Text runter, ohne auf Formulierungen etc groß zu achten und lege das Ergebnis dann für ein paar Tage beiseite.

Generell versuche ich aber alles irgendwie zu schreiben (Ausnahme s.oben), denn ich würde ja meinen eigenen Schreibhorizont extrem begrenzen, wenn ich mich dadurch einschüchtern lassen würde.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol