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Der eigene Partner... Freund oder Feind der Schreiberei?

Begonnen von MarkOh, 15. Juli 2006, 09:56:06

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Kalderon

#15
Wie es hier ja schon so oft gesagt wurde: Auch ich tendiere zum Alleine-sein. Ich habe auch dieses Bedürfnis nach Ruhe. Ständige Umdrängung mag ich nicht, ebenfalls egal von wem. Mit einer Partnerin würde ich trotzdem genug Zeit verbringen. Und meine EX hat mich weder groß unterstützt, noch hat sie mir reingeredet. Insofern war es ok.

@Feuertraum: In getrennten Wohnungen... ich glaube, ich kann das schon nachvollziehen. Ist mir auch fast lieber.

Und eigentlich muss ich doch schon sagen, dass Schreiben zu Einsamkeit führen kann (betonen wir das Wort mal). Obwohl die Leute, die schreiben, meist vorher bereits die Einsamkeit suchen. Es gibt wie überall solche und solche Leute. Ich bin jemand, der sich abkapselt, der meist alleine ist, was das Schriftstellersein auf eine besondere Ebene bringt. Ich weiß nicht, ob es jemand nachvollziehen kann, aber wenn man alleine ist (und darüber mitunter sehr unglücklich), kann es die kreativität sehr anregen, weil ich zum Teil auch nach Bedürfnissen schreibe, die nicht erfüllt werden.
Es gibt aber auch Leute, die sich gerne unter das Volk mischen, die Meinungen anderer oft einholen. Es gibt engagierte, trägere. Leute, die gerne recherchieren und welche, die sich gerne alles aus den Fingern saugen. Aber ich glaube, ich schweife ab.
Schön wäre es natürlich einen Partner zu haben, der sich für das Schreiben interessiert. Aber verlangen kann man das nicht. Es ist ohnehin schwer jemanden zu finden, der überhaupt zu ertragen ist. Oder sagen wir: Es ist für mich schwer, so jemanden zu finden.

Kalderon


Arielen

Ich kann hier nicht mitreden, ich kenne nur das Singledasein, aber das hat andere Gründe als das Schreiben.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Moni

Mein Ex hat durchaus gelesen hat, was ich da so fabriziert habe, daher war es nie ein Problem, wenn ich geschrieben habe. Aber im Rückblick betrachtet habe ich einfach viel weniger Lust und Zeit zum Schreiben gehabt, man kann also sagen: die Beziehung war schon eine Schreibbremse. Seit ich wieder Single bin, habe ich wesentlich mehr geschrieben und auch mehr Motivation dazu.

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
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Silvia

Mein Schatzi und ich sind beides Menschen, die auch mal ihre Ruhezeiten brauchen, wo keiner dem anderen am Rockzipfel hängt. Oder Zeiten, in denen wir unseren eigenen Hobbies nachgehen.
Außerdem trug mein Freund sich schon lange mit dem Gedanken, einen Sci-Fi-Roman zu schreiben und hat vor ein paar Monaten damit angefangen. Seitdem krieg ich immer mal wieder ein paar Kapitel vorgelesen und soll kundtun, was ich davon halte, und letztens hat er meine ersten Seiten ebenfalls zu hören bekommen und hat seinen Senf dazu abgegeben  ;)
Wobei ich das "jemandem vorlesen" jetzt noch viel hilfreicher finde, als sich einen Text selber laut vorzulesen. Man merkt sofort, daß es irgendwo hängt oder Längen sind oder die Story nicht vorangeht. Mein Freund hat es zwar nicht so mit Jugendfantasy und ich hab es nicht mehr so mit Science Fiction, aber dadurch sind wir beide auch recht unbefangen mit dem jeweiligen Thema.

Manja_Bindig

Wisst, ihr ich hab festgestellt, wie der ideale Mann sein muss:

- lieb
- gutaussehend (oder wenigstens ansehnlich und vor allem gepflegt)
- möglichst wohlhabend (nicht zwingend)
- er muss ein Hobby haben, was ihm mindestens so wichtig ist, wie mir meine Schreiberei
- bitte recht musikalisch
- Interesse an meiner Arbeit, ohne mir reinzureden
- sollte damit klarkommen, dass ich extrem viel Zeit für mich brauche.

Ich bin wie erwähnt, kompromisslos. Also kommt nur so jemand infrage, wenn man mit mir zusammenleben will. Und da es so jemanden nicht geben wird - sollte ich es wohl besser gleich lassen. Spart Nerven.

Künstler sind allgemein Menschen, die eher die Zurückgezogenheit suchen. Das macht das Zusammenleben so schwer... und wenn dann noch ein zurückgezogener Künstler und ein (mehr oder weniger) aufdringlicher Kulturbanause miteinander leben wollen - ich kann jetzt nicht so extrem aus eigener Erfahrung sprechen, aber ein bisschen weiß ich darüber. Nähmlich, dass es faktischu nmöglich ist.

wobei ich mal diesen lustigen Satz gelesen habe: "Schreiber sollten keine Kinder haben. Auch keine Ehepartner. Oder überhaupt kein Leben, das sie mit Abwasch und Steuerkerklärungen belastet." Bisschen überspitzt - trifft aber auf mich ziemlich zu.

Astrid

Nein, nicht ohne Abwasch! Abwasch ist GUT! Wenn mir nämlich nichts einfällt, stehe ich auf und gehe abwaschen. Dabei kommt garantiert irgendeine gute Idee, und dann lasse ich den Abwasch Abwasch sein und schreibe hochmotiviert weiter.


nina-a

Zitat von: Schelmin am 16. Juli 2006, 20:05:38
... Denn Kinder, vor allem dann, wenn sie klein sind, erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.

Leider auch wenn sie größer werden.  Dann musst du's so geschickt anfangen, dass du kleine Geschichten schreibst, die auf sie gemünzt sind. Zumindest scharrt man so seine Fans um sich, die volles Verständnis haben, wenn man sich zum Schreiben zurückzieht.

Mein Mann lässt mich gewähren, liest aber selten etwas von mir. Aber wenn er es mir es verbieten würde, würde ich mich wehren - schließlich hat er auch seine Hobbys, denen er nachgeht. Warum soll ich also verzichten?

Feuertraum

ZitatKünstler sind allgemein Menschen, die eher die Zurückgezogenheit suchen

Hä?
Was soll denn bitteschön dieser Schmarrn?
Klar, kein Thema, es gibt Menschen, die brauchen tatsächlich die Ruhe und die Einsamkeit. Aber viele, sehr viele Künstler, sind doch eher auf das Leben da draußen scharf, wenn man mal all die Musiker betrachtet und die Schauspieler und die Comedians und die Kabarettisten
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

lapaloma

Schreiben ohne Partner? Kann ich nicht, ich brauche eine Muse, die mich küsst!
Sid

Hyndara

Wenn ich jetzt mal in meiner Erinnerungskiste krame ...

(ich zähle jetzt einfach mal die Freunde ab meinem 19. Lebensjahr, weil es da bei mir auch ernster wurde mit dem Schreiben)

Freund Nr. 1:
Lesen und Schreiben waren VERBOTEN! Durfte ich nicht, und wehe, er erwischte mich mit Buch iin der Hand oder die Finger an der Tastatur. Dann hing der Haussegen wirklich schief. Komischerweise hielt die Beziehung über 3 Jahre lang.

Freund Nr. 2:
Wir sind über eine meiner Geschichten zusammengekommen. Er fands klasse, was ich schrieb, ich fands klasse, daß es ihm gefiel. Noch besser hätte ich es allerdings gefunden, wenn er auch mal ein bißchen Zeit für mich gehabt hätte. So ging die Beziehung nach einen 3/4 Jahr auseinander.

Freund Nr. 3:
Wollte mich zum Schreiben bringen, nur steckte ich da gerade in einer Blockade, da half nix. Nun ja, er war meine große Liebe, da wollte ich alles richtig machen. Liebe hemmt bei mir das Schreiben, was er nicht verstand. Am Ende war ich das brave Hausmütterchen, das ständig Staubwedel und Putzlappen schwang, ihn bekochte, Wäsche wusch und das Geld ins Haus brachte. Bis ich ihn mit seiner Ex erwischte, danach lag mein Leben in Scherben.

Zusammenfassend muß ich sagen, daß ich tatsächlich beziehungsunfähig bin. Zum einen habe ich (bis auf einen) ein sicheres Händchen für  genau die Falschen in meinem Leben, zum anderen beginne ich eine Rolle zu spielen, wenn ich mit einem Herrn der Schöpfung anbändele - was sich nicht gut auf die Schreiberei auswirkt, ebensowenig auf meine geistige und körperliche Verfassung.  Niemand kann über 2 Jahre lang eine Rolle spielen, ohne daß irgendetwas auf der Strecke bleibt. So ist es mir mit meinem letzten Freund (Nr. 3) gegangen. Also laß ich lieber die Finger von Beziehungen und konzentriere mich auf das Schreiben, ist eh die sinnvollere Beschäftigung, wenn man mich fragt.

lapaloma

Zitat von: Feuertraum am 16. Juli 2006, 21:12:59
ZitatKünstler sind allgemein Menschen, die eher die Zurückgezogenheit suchen

Hä?
Was soll denn bitteschön dieser Schmarrn?
Klar, kein Thema, es gibt Menschen, die brauchen tatsächlich die Ruhe und die Einsamkeit. Aber viele, sehr viele Künstler, sind doch eher auf das Leben da draußen scharf, wenn man mal all die Musiker betrachtet und die Schauspieler und die Comedians und die Kabarettisten

Da könnte doch was dran sein, ganz besonders bei 'klassischen' Fantasy-Autoren, und es könnte auch eine Erklärung dafür sein, wieso viele Fantasy schreiben wollen.
Vielleicht ist es einfacher, sich eine eigene innere Welt zu 'basteln', als sich mit einer äusseren Welt auseinander zusetzen.
In einer eigenen Fantasiewelt zu leben, in der man alles kontrollieren, in der man alles erleben kann, mag verlockend sein. Eine solche Welt jenseits der 'harten' Realität ist zuerst vielleicht nur ein Rückzugsort, später wird sie immr mehr zum Lebensmittelpunkt: Man schreibt bei jeder Gelegenheit und soviel wie möglich. Schreiben bedeutet einem alles und wenn man einmal nicht mehr schreiben kann, ist man unglücklich, ausgesperrt aus seiner Welt - gewissermassen auf Entzug. Für Aussenstehende sieht es so aus, als wäre das Schreiben zur Sucht geworden.

Ich will damit nicht sagen, dass Fantasy-Autoren generell so sind. Aber einige Postings in diesem Forum können einem schon auf diesen Gedanken bringen: Da ist ein junger introvertierter  Mensch, hoch sensibel und mit einer reichen inneren Erlebniswelt. Dann macht er einige schlechte Erfahrungen in der Wirklichkeit, scheitert an seinen Beziehungen, weil er die Ideale seiner inneren Welt in die äussere transferiert...

...am Ende kapselt er sich weitgehend von der Wirklichkeit ab und verbringt soviel Zeit wie möglich in seiner Innenwelt - er wird zum Eremiten.

herzliche Grüsse, Sid

Astrid

Hallo Sid, das kann schon sein, gehört aber nicht zu diesem Thema. Mach doch einen eigenen Thread dafür auf. :)

Manja_Bindig

Feuertraum, es ist ein Unterschied, ob man von Fans umgeben ist und sich nach einer WEile zurückzieht oder ob man einen Partner hast, der des öfteren mal Aufmerksamkeit von dir verlangt.
Und ja, ich weiß, es gibt Musiker, die kein Privatleben haben.
Und?
Am ende haben sie doch ein Problem: sie wollen umgeben von Menschenmassen ihre gottverdammte Ruhe haben. Und die wollen sie auch, wenn der PArtner da ist. (was meinst du, warum so viele Künstler untereinander heiraten? Die verstehen wenigstens das egenseitige Ruhebedürfnis)

Wenn wer in der Öffentlichkeit steht, heißt das nicht unbedingt, dass er sehr kontaktfreudig ist.

Papiervogel

Nein, ich tendiere da absolut zu Feuertraums Ansicht!
Speziell, solange die Kunst ein Hobby ist. Soviel Raum, dass keine Partnerschaft mehr möglich ist, würde ich einem Hobby nie geben.
Und was die Zurückgezogenheit angeht: Worüber soll jemand schreiben, der nie Menschen trifft?