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Ich hab den "Unveröffentlicht und deprimiert"-Blues

Begonnen von Pestillenzia, 09. Oktober 2011, 08:58:19

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Pestillenzia

Ich bin heute voller Lust aufs Schreiben aufgestanden - und hocke nun völlig deprimiert vor dem Laptop. Die Gedanken sind immer dieselben:
Ich kann nichts, bin nichts und lesen will meinen Müll doch ohnehin niemand.
Ich gehöre hier zu den Oldies, bin teilweise (mehr als) doppelt so alt wie einige hier und was habe ich vorzuweisen? Zwei mickrige Antho-Beiträge, von denen einer eigentlich nicht mal richtig zählt.
Was liegt vor mir? Vermutlich noch viel weniger.

Auf der Suche nach einen passenden Thread bin ich auf einen gestoßen, der meinen Gefühlen noch am nächsten kam. Darin habe ich einen Satz von Wölfin gefunden, der genau das wiederspiegelt, was in mir vorgeht, ich selbst aber schlecht in Worte fassen kann.
Sorry, aber ich kann leider nur auf die Seite verlinken. Dass gleich der richtige Beitrag kommt, schaffe ich nicht. Wölfins Beitrag ist ganz am Ende der Seite und dort wiederum der zweitletzte Absatz. Ich zitiere ihn am besten noch einmal:

Zitat von: Die Wölfin am 11. Juli 2011, 18:43:50
Worüber wir vielleicht in einem anderen Thread einmal reden sollten ist, inwieweit der Tintenzirkel eine Erwartungshaltung weckt, inwieweit Mitglieder sich unwertvoll und deprimiert fühlen, wenn sie gefühlt jeden Tag von Erfolgen lesen.
Und vor allem: Was wir dafür tun können, uns zu unterstützen, vor allem seelisch. Nicht jeder von uns wird den großen Durchbruch haben, aber wie werden wir damit fertig, uns dennoch in dieser Gemeinschaft zu bewegen und zu uns zu stehen?

Das trifft den Nagel genau auf den Kopf. Es gibt Momente, da fällt es mir schwer, von den Erfolgen anderer zu lesen, von neuen Veröffentlichungen, von Verträgen oder ähnlichen Dingen.
Bitte versteht mich nicht falsch, dahinter steckt keineswegs Neid oder Missgunst! Ich gönne wirklich jedem aus ganzem Herzen seinen Erfolg und ich freue mich auch mit dem-/derjenigen. Aber gleichzeitig deprimiert es mich auch.
Ich habe das Gefühl, ein mieser Autor zu sein und stümperhafter als der stümperhafteste Stümper. Unfähig, ideenlos und mit einem unterirdischen Schreibstil "gesegnet".

Und dann denke ich mir immer: was mache ich hier? Ich gehöre nicht hierher. Ich fühle mich wie ein kurzbeiniger, warziger Troll unter Elfen, der verzweifelt versucht, ihren anmutigen, schwerelosen Tanz mitzutanzen und doch nur über seine eigenen plumpen, ungeschickten Füße stolpert und der es nie schafft, seine Pranken vom Boden zu lösen und immer nur im Dreck landet.

Ich weiß, ich habe bei weitem nicht so viel geschrieben wie viele hier und schon alleine aus dem Grund wäre es vermessen, auf die gleiche Anzahl oder das gleiche Ausmaß an Erfolgen zurückblicken zu wollen. Ich weiß auch, dass ich vom Schreiben nie werde leben können, das ist auch nicht mein Ziel. Ich habe meinen Hauptberuf und der wird bis zur Pensionierung mein Brötchenbringer bleiben. Ich lebe auch nicht in dem Wahn, irgendwann einmal eine Bestsellerliste anzuführen. In einigen verrückten Momenten träume ich natürlich davon, wer tut das nicht. Aber ich weiß, dass das nur das bleiben wird, was es ist - ein verrückter Traum.

Das ist es auch nicht, was mich so runterzieht. Es ist nur das Gefühl, weniger wert zu sein, weil ich auf keinen meiner Wettbewerbsbeiträge eine Reaktion bekommen habe, ich also vielleicht gleich bei der ersten Sichtung im Papierkorb gelandet bin.
Auf meine Kurzgeschichten habe ich zwar gute Reaktionen bekommen - aber die waren überwiegend von Freunden und ihr wisst alle, was davon zu halten ist.
Inwischen bin ich aber so weit, dass ich niemandem mehr etwas vorlegen will, keine meiner Lieblingsgeschichten und schon gar nicht meinen immer noch in der Entstehung begriffenen Roman, weil ich so Panik davor habe, dass das Ergebnis unterm Strich lautet: "Das will keiner lesen, du kannst nicht unterhaltsam schreiben, man fühlt nicht mit, alles ist wischiwaschi, das macht jeder besser, der zum ersten Mal einen Stift in die Hand nimmt."

Um es halbwegs auf den Punkt zu bringen: ich schreibe nicht mit dem Ziel, ein gefeierter Autor zu werden. Ich möchte nur das Gefühl haben, nicht schlechter als andere zu sein.

Entschuldigt bitte, dass ich euch so vollgesülzt habe, aber das musste einfach mal raus. Vielleicht kennt diese Gefühle ja noch jemand und kann mir einen Tipp geben, wie ich aus diesem Möchtegernschriftsteller-Bermudadreieck wieder herauskomme.

Liebe Grüße
Pestillenzia

Malinche

Ach, Pesti!  :knuddel:

Erstmal kleiner Tipp: Wenn du direkt auf einen Beitrag verlinken möchtest, klickst du dessen Überschrift an und kopierst dann das, was in der Adresszeile steht. Hier kommt man dann zum Beitrag der Wölfin. :) (Irgendwann hatte ich das mal raus!)

Wahrscheinlich kennen wir das Gefühl alle. Ob man es jetzt mal lang oder kurz hat, und auch unabhängig davon, wie alt wir sind und wie viel oder wie wenig wir veröffentlicht haben.
Zitat
Das trifft den Nagel genau auf den Kopf. Es gibt Momente, da fällt es mir schwer, von den Erfolgen anderer zu lesen, von neuen Veröffentlichungen, von Verträgen oder ähnlichen Dingen.
Bitte versteht mich nicht falsch, dahinter steckt keineswegs Neid oder Missgunst! Ich gönne wirklich jedem aus ganzem Herzen seinen Erfolg und ich freue mich auch mit dem-/derjenigen. Aber gleichzeitig deprimiert es mich auch.
Ich habe das Gefühl, ein mieser Autor zu sein und stümperhafter als der stümperhafteste Stümper. Unfähig, ideenlos und mit einem unterirdischen Schreibstil "gesegnet".

Nun mal langsam mit den jungen Lamas.
Einerseits kenne ich das auch sehr gut. Man liest Erfolgsmeldungen, gönnt es den Leuten von Herzen, denkt aber gleichzeitig: Oh, ich will auch!

Sich davon jetzt deprimieren zu lassen und daraus die eigene Unfähigkeit abzuleiten, ist meiner Meinung nach die falsche Konsequenz.

Hey, du bist nicht unveröffentlicht. Du hast zwei Antho-Beiträge, und so etwas ist nicht mickrig, sowas ist gut. Es ist ein Anfang. Rede deine eigenen Leistungen nicht klein. Und nur, weil du bei Wettbewerben auch mal Absagen bekommst, heißt das nicht, dass deine Schreibe generell schlecht ist, sondern dass die ein oder andere Kurzgeschichte nicht funktioniert, Schwachstellen hatte oder halt nicht ins Thema gepasst hat.

Und: Du bist hier im Tintenzirkel. Du bist hier, weil du nicht nur für deine Schublade schreiben, sondern das auch teilen möchtest. Ja, sicher gehört da Mut dazu. Als ich das erste Mal einen Thread im Betaleserboard eröffnet habe, hatte ich richtig Schiss.

Für mich liest es sich so, als solltest du dich textlich mal mit anderen austauschen und Rückmeldungen von Leuten bekommen, die nicht deine nächsten Freunde sind. Man hat da zwar mehr Angst vor der Rückmeldung, aber positives Feedback tut ungleich wohler - weil man recht sicher sein kann, dass es ehrlich ist. Und was einem angekreidet wird, sollte man für sich persönlich in eine Kampfansage ummünzen, sich verbessern und an sich arbeiten wollen. Unterm Strich müssen wir das alle, halt an unterschiedlichen Stellen und vielleicht auch in unterschiedlichem Maße - dass man das muss, macht niemanden zu einem schlechten Autoren. Das ist man höchstens, wenn man sich auf Dauer von dieser Angst im Griff halten lässt - und aufgibt. Schlimmer noch, dann ist man gar kein Autor mehr, und das ist ja wohl mal gar keine Option. ;)

So oder so: Ich glaube nicht, dass du mies oder stümperhaft schreibst. Du hast ein Tief, wie es wahrscheinlich jeder hier kennt. Und das geht vorbei. Kopf hoch. Tu dir was Gutes, mach dir einen schönen Tee, und schreib. Such dir mal Betas oder Paten, egal wofür - und wenn du nur die Rückmeldung haben möchtest, ob man mitfühlen kann, ob es unterhaltsam ist oder woran es eventuell noch hakt. Wir alle sind betriebsblind, das ist nun mal so, und Austausch hilft uns allen.

Lass dich nicht unterkriegen! :knuddel: Sonst kommt Jimmy :lama: und spuckt dir auf die Tasten.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sprotte

 :knuddel:
(Ich bin man noch älter als Du  :ätsch:)

Ich kann Malinches Rat mit der Suche nach einem Betaleser nur unterstützen. Freundesrückmeldungen sind etwas Wundervolles, ganz unbestritten, aber die Sorge, daß die nur gut rückmelden, weil sie eben Freunde sind, nagt ganz furchtbar an einem. Das kenne ich, die Phase hatte ich auch (ich habe sie im Prinzip jedes Jahr mindestens einmal, bevorzugt im November, weswegen ich nun zum zweiten Mal am NaNo teilnehme, um das Hirn auf andere Gedanken zu bringen).
Außdem tut Baden in Selbstmitleid soooo gut und macht furchtbar viel Spaß: Ich bin sooo schlecht. Keine Sau will meinen Mist lesen. Das klingt sehr vertraut. Das könnte O-Ton von mir sein.

Aber: Du hast zwei Anthologiebeiträge. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Ja, die alte Sprotte hat mehr. Ja, und? Dafür hab ich bestimmt auch schon mehr Absagen. *protzend ihren dicken Absagen-Ordner rumzeigt*

Auch das Neid-Gefühl ist mir vertraut. Gerade wenn Leute, die erheblich jünger sind als ich, einen Romanvertrag kassieren. Ich freue mich ehrlich mit, meine Glückwünsche zum Vertrag sind aufrichtig und ehrlich. Und in mir drin tobt ein kleines, dickes Kind: "WILL AUCH!"

Was kann helfen, um aus der aktuen "Ich schreib doch ohnehin nur Mist"-Phase auszubrechen? Betaleser, die einen persönlich nicht kennen! Auch das Federfeuer ist eine gute Möglichkeit, externe, unbefangene Stimmen zu bekommen. Dort wird Textkritik geleistet, die es hier im TZ absichtlich nicht gibt.

Tintenweberin

#3
Kopf hoch, Pesti, auch wenn der Hals manchmal dreckig ist.

Schmeiß dich dem Blues in die Arme und tanz eine Runde Tango mit ihm. Klemm dir eine Packung Kleenex unter den Arm und schau dir einen richtig schmalzigen Film (zum Beispiel den hier) an. Aber lass dich nicht unterkriegen. Ich mag dein Huhn und ich mag deine Geister. Ich bin heilfroh, dass du dich den NaNo-Schreibschnecken angeschlossen hast und ich freue mich darüber, dass du mich sogar als Beta-Leserin haben willst.

Es gibt Tage, an denen fühlt man sich wie eine Nacktschnecke, die sich in einen Hühnerstall verlaufen hat. Dann ist es klug, sich auf das eigene Häuschen zu besinnen, den Rückzug anzutreten und zu warten, bis die vielen gefährlichen Hühner einen neuen Weg über den Zaun und durch die Katzenklappe gefunden haben, um drinnen zu frühstücken ...   ;)

Sanne

#4
Liebe Pesti - ich stimme Malinche zu:  :knuddel:

Ich kann Dich wirklich gut verstehen - bin ja in einer ähnlichen Situation. Nur ziehe ich eine andere Schlussfolgerung aus den Tatsachen. Ich hab auch noch nichts wirklich veröffentlicht - meine beiden Anthologiebeiträge und mein kleine Yeli sind zwar geplant, aber da warte ich nun seit eineinhalb Jahren auf das "Ergebnis". Das zehrt an dan Nerven, weil man irgendwann auch mal "etwas in Händen" halten möchte - als Beweis, dass es doch geht. :D

Trotzdem nehme ich das "ich werde vermutlich nie einen Roman veröffentlichen" als Begründung dafür, dass ich ohne Stress schreiben kann - was ich will, wann ich will und wie ich will. Alles, was ich tue, unterliegt nur meinem eigenen (kritischen) Blick und ich brauche - solange keine Veröffentlichung "droht" - niemandem Rechenschaft darüber ablegen. Und ich mache aus diesem Grund, genau das, was ich immer gewollt habe: schreiben! Hilfe bekomme ich ganz eindeutig hier im Zirkel, weil hier niemand geringschätzig behandelt wird und man sich immer gegenseitig aufbaut, konstruktive Kritik gibt und Hilfestellung gibt für alle erdenklichen Probleme. Das ist unbezahlbar. So kann ich - wie schon so oft in meinem Leben, denn altersmäßig spielen wir in der gleichen Liga - mich in meinem ganz persönlichen Geschwindigkeit weiter entwickeln. Und DAS ist mir wichtig. Ich möchte, egal, was ich mache, irgendwann damit zufrieden sein. Der Zeitpunkt, noch viele Bücher zu planen, ist vermutlich verpasst - aber man soll niemals nie sagen. So ein Tief, was Du da hast, ist verständlich, aber nicht wirklich begründet, denn Du hast doch trotzdem Spaß an der Schreiberei. Und das sollte das Wichtigste sein, oder?

Lass Dir diesen Spaß nicht verderben oder nehmen!  :engel: :knuddel:

Thaliope

Ach Pesti, ich kann dich gut verstehen ;)
Auch bei mir führt die Umgebung hier ab und an dazu, dass ich mich mies fühle und vor allem unter Druck setze. Ich müsste doch jetzt "endlich" auch mal was veröffentlichen, die anderen schaffen das doch auch.
Aber, was mir immer wieder hilft, mich davon zu lösen:
Ich mache mir klar, dass jeder anders ist. Manche Geschichten brauchen länger, um zu reifen. Manche Wege sind verschlungener als andere. Und jeder muss seinen eigenen Weg gehen, egal, wie lange er dauert.
Und wenn es mich wieder mal frustriert, dass ich der einzige Mensch auf der Tintenzirkelwelt bin, der noch keinen Agentur- und Verlagsvertrag hat (ich weiß, dass das nicht stimmt, aber manchmal kommts mir so vor), dann weiß ich inzwischen, dass nur eines dagegen hilft, und das versuche ich dann zu tun: Schreiben, schreiben und noch mehr schreiben.

:knuddel:
Thali

Sorella

Thaliope hat Recht. Du musst weiter schreiben. Und wenn es nur ein Satz pro Tag ist. Ich weiß nicht, woran du derzeit arbeitest, bei mir ist es mein allererster Roman. Ich habe in das Ding mittlerweile schon so viel Zeit gesteckt, dass ich in einem Teufelskreis bin. Ich leide unter den gleichen Tiefpunkten, wie du es beschrieben hast. An anderen Tagen bin ich dann wieder derart von meiner Geschichte überzeugt, dass ich vor Selbstbewusstsein nur so strotze. Dabei kostet mich das Schreiben so viel Kraft und Zeit. Mich deprimiert es wahnisnnig, wenn ich hier von Wörterzahlen und Seitenerfolgen lese, die ich nie und nimmer erreichen werde. Keine Ahnung, wie die das alle machen  :hmmm:

Ich habe für mich beschlossen, diesen Roman auf alle Fälle fertig zu schreiben. Egal, ob den jetzt jemand will, oder nicht. Das bin ich mir selber schuldig. Wenn ich Lust habe, verchecke ich ihn als Ebook oder lasse mir sonst was damit einfallen, damit die ganze Schinderei nicht ganz umsonst war.

Bisher habe ich null (in Zahlen: 0 ) Veröffentlichung vorzuweisen. Meine beiden Wettbewerbsbeiträge für den buchjournal-Wettbewerb sind auch nicht genommen worden, dabei ist meine Porschegeschichte wirklich nicht schlecht. (Ehrlich gesagt, bin ich total vernarrt in die Geschichte - warum gefällt das denen nicht??). Auch hier habe ich mir schon überlegt, sie irgendwie anders zu verwenden. Einfach um den schönen Text nicht auf der Festplatte versauern zu lassen.

Du siehst, wir sitzen alle in einem Boot. Ich bin übrigens auch fast so alt wie du, sehe das aber nicht so problematisch. Während die Jüngeren sich jetzt über Prüfungen, den richtigen Partner, heiraten, Kinder, berufliche Karriere, Wohnsitz den Kopf zerbrechen müssen, habe ich das alles schon in trockenen Tüchern. Ich kann locker im Schneckentempo dahinschreiben, während andere Windeln wechseln. (Das soll jetzt kein Diss an werdende Eltern oder Studenten sein, ich möchte nur mal die Fahne für die Älteren hier hoch halten  ;) )

Und zu deinem Schreibstil: Such dir Paten, wie Malinche schon geraten hat. Meine drei lieben Paten lassen mich immer wieder aufstehen, wenn ich den "Unveröffentlicht und deprimiert"-Blues habe. Gib nicht auf, oder such evtl. andere Wege, wenn es mit dem direkten Weg nicht klappen sollte. Ich drück dich fest.  :knuddel:

Sanjani

Hallo Pestillenzia,

ich mache es kurz :) Ich kenne das auch :knuddel: Aber es geht irgendwann vorbei, bestimmt. Ich habe momentan das Gefühl, dass es wieder aufwärts geht, immerhin sind auch wieder ein paar Ideen da.

Ich finde Wölfings Beitrag auch sehr treffend und muss gestehen, dass ich mich hier zeitweise auch nicht so richtig wohl gefühlt habe. Das lag aber nicht an den leuten - ich finde, dass der Zirkel ein tolles Forum ist, wo man sehr respektvoll miteinander umgeht - aber irgendwie wird man doch tagtäglich mit den Erfolgen anderer konfrontiert und da ist es manchmal schon schwer den Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu bewahren. Aber im Endeffekt ist es doch so, dass wir keine Konkurrenten sind, jede Geschichte ist schließlich einzigartig und nur weil sie nicht veröffentlicht ist, heißt das nicht, dass sie schlecht ist. Und wir können vieles voneinander lernen, was ich als große Chance sehe.

Wie mit so einem Tief umzugehen ist, weiß ich selber auch noch nicht wirklich. Ein Rezept kenne ich nicht, aber dass es hier anderen so geht und man einfach mal sein Leid klagen kann und verstanden wird, betrachte ich als sehr wertvolles Gut.

So, es ist jetzt doch länger geworden als erwartet :) Aber vielleicht ist ja was Tröstliches für dich dabei.

LG

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

der Rabe

Hallo Pestillenzia, lass dich erst mal :knuddel:.

Ich verstehe so gut wie es dir geht, mir geht es ganz genauso. An manchen Tagen kann ich mich in den entsprechenden Threads gar nicht sehen lassen und schaffe es nicht mal, ein "herzlichen Glückwunsch" dazu zu schreiben. Meistens lasse ich  es, weils nicht von Herzen käme. Das bedeutet aber nciht, dass ich den anderen ihren Erfolg nicht gönne. Im Gegenteil. Ich freu mich eigentlich immer mit ihnen, nur mein mickriges Selbstbewusstsein schlägt sofort mit der Pfanne drauf.

Ich bin auch doppelt so alt wie einige andere hier und habe noch nichts veröffentlicht. Und an manchen Tagen fällt es mir schon verdammt schwer, den Laptop wieder aufzuklappen und weiterzumachen. Seit ich im TZ bin ist keine Geschichte bei einer Ausschreibung angenommen worden. Andere hatten fünf. Das finde ich deprimierend, aber wenn ich mich jetzt zurückziehen würde, käme am Ende nicht einmal eine Geschichte bei raus, die mir gefällt. Und teilweise liegt es ja nicht mal an der Qualität des eigenen Geschriebenen. Vielmehr werden einfach so unglaublich viele Geschichten eingereicht, von denen andere einfach besser ins Konzept passen.

Wölfins LIste hat mich aber gerade gleichzeitig ernüchtert und aufgebaut. Ernüchtert, weil sie zeigt, wie lang so ein Weg sein kann, bis tatsächlich eine Veröffentlichung winkt. Und aufgebaut, weil es mir gezeigt hat, dass es sich lohnt dranzubleiben.

Herzlichen Gruß :knuddel:
vom Raben
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Runaway

Hast du den ganzen Thread gelesen, auf den du verlinkt hast? Entdeckt hast du ihn ja schon... ich find all das, was da steht, sehr sinnvoll. Irgendwann packt es wohl die meisten von uns, mal ein bißchen traurig zu sein, weil man nicht veröffentlicht ist. Das ist normal. Man darf dann auch ein bißchen jammern und sich leid tun und sich für schlecht halten.
Man sollte aber die Frage im Auge behalten: Bin ich wirklich schlecht?
Oder schreibe ich erst soundsolang und das Ganze ist noch ausbaufähig?
Das ist ein wichtiger Punkt, denn hier sind unterschiedliche Leute unterwegs und die bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. Das darf man da nicht vergessen. Ich für meinen Teil schreibe seit über 15 Jahren... ja, eigentlich seit ich des Alphabets mächtig bin. Da werden sich meine Texte höchstwahrscheinlich anders lesen als die eines Autors, der erst seit zwei Jahren oder so schreibt. Das holt der ja jetzt nicht sofort auf.
Er holt es aber irgendwann auf. Sieh es doch mal so. Wenn du weitermachst, wirst du auch besser. Übung macht hier, wie so oft, den Meister.
Und ansonsten kannst du ja mal versuchen, das Schreiben sein zu lassen. Wenn es dir ernst damit ist, wird es dir nicht gelingen und dann wären wir wieder bei Punkt 1 - Übung macht den Meister ;)
Das hilft dir jetzt im Moment nicht viel, ist aber vielleicht eine längerfristige Perspektive. Anstatt mit dir zu hadern, wirf dich doch einfach ins Getümmel und arbeite dran. Es wird was dabei rauskommen. Und was Veröffentlichungen betrifft - da steckt immer viel Glück mit drin. Ich hatte es auch noch nicht, zumindest nicht im Moment - meine Agentin sucht noch. Das nervt auch...

Zitat von: Sorella am 09. Oktober 2011, 10:29:52
Meine beiden Wettbewerbsbeiträge für den buchjournal-Wettbewerb sind auch nicht genommen worden, dabei ist meine Porschegeschichte wirklich nicht schlecht. (Ehrlich gesagt, bin ich total vernarrt in die Geschichte - warum gefällt das denen nicht??).
Die Porschegeschichte ist genaugenommen sogar ziemlich gut. Aber hast du mal die Gewinnergeschichten gelesen? Ich hab mal reingeguckt, um zu sehen, was den Nerv der Jury trifft - und bin zu dem Schluß gekommen, daß meine Vorannahme, meine Ideen würden nicht ganz dazu passen, stimmte. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll - da wurde eher literarisches Zeug gesucht. Da hatte irgendwie jedes Wort eine besondere Bedeutung. Ich hab's als stil-lastig empfunden. Kehrseite dessen ist, daß für mich der Inhalt zu kurz kommt und das trifft nicht meinen Geschmack. Wenn ich lese (und schreibe), dann tue ich das zur puren Unterhaltung und da mag ich dann eine gute Geschichte, die gut erzählt wurde. Nobelpreisverdächtig muß die aber nicht sein!
Oder um es anders zu formulieren: Deine Geschichte ist mir da tausendmal lieber als diejenigen, die gewonnen haben.
Das liegt aber im Auge des Betrachters. Über Geschmack läßt sich einfach nicht streiten. Ich hab für mich die Konsequenz draus gezogen, sparsam bei solchen Wettbewerben mitzumachen, denn wenn's nicht paßt, dann kann ich mir den Frust der Ablehnung auch sparen und lieber in der Richtung weiterarbeiten, die mir liegt.
(der Rabe hat ja grad auch noch was Passendes dazu gesagt - es kommt immer drauf an, was gesucht wird, wieviel eingereicht wird und ob das eigene Geschriebene paßt!)

Und das find ich ganz wichtig: Wir alle brauchen eine gehörige Portion Selbstvertrauen, denn wir haben uns hier was ausgesucht (oder aufgezwungen bekommen? ;D ), das uns dieses auch abverlangt. Ich bin mittlerweile soweit, daß ich mein Schreiben nie mehr grundsätzlich in Frage stellen würde. Da geht es nur noch um Nuancen.
Von daher: Kopf aus dem Sand und weitergeschrieben!!

Pestillenzia

Ganz ehrlich - ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll. Ich kann euch alle erst mal nur ganz heftig :gruppenknuddel:

Eure Zeilen haben mir so unheimlich gut getan. Ich wusste ja schon vorher, dass ich nicht die einzige sein kann, der es so geht, aber das dann wirklich zu lesen, ist wieder etwas ganz anderes.

Bitte entschuldigt, dass ich gerade nicht auf eure Postings im Einzelnen eingehen kann, das muss ich jetzt doch erst mal sacken lassen.

Erst mal nur so viel: ihr seid einmalig, tausend Dank!!!

Grey

Zitat von: Pestillenzia am 09. Oktober 2011, 08:58:19
Es gibt Momente, da fällt es mir schwer, von den Erfolgen anderer zu lesen, von neuen Veröffentlichungen, von Verträgen oder ähnlichen Dingen.
Bitte versteht mich nicht falsch, dahinter steckt keineswegs Neid oder Missgunst! Ich gönne wirklich jedem aus ganzem Herzen seinen Erfolg und ich freue mich auch mit dem-/derjenigen. Aber gleichzeitig deprimiert es mich auch.
Ich habe das Gefühl, ein mieser Autor zu sein und stümperhafter als der stümperhafteste Stümper. Unfähig, ideenlos und mit einem unterirdischen Schreibstil "gesegnet".

Und dann denke ich mir immer: was mache ich hier? Ich gehöre nicht hierher. Ich fühle mich wie ein kurzbeiniger, warziger Troll unter Elfen, der verzweifelt versucht, ihren anmutigen, schwerelosen Tanz mitzutanzen und doch nur über seine eigenen plumpen, ungeschickten Füße stolpert und der es nie schafft, seine Pranken vom Boden zu lösen und immer nur im Dreck landet.

Es ist ja schon vieles gesagt worden ... aber ich denke, ich melde mich jetzt hier auch mal - als eines der blöden, liebevoll beneideten jungen Hühner, das schon vor seinem 30ten Geburtstag bei einer Agentur gelandet ist und auch noch vor seinem 30ten Geburtstag den vierten Roman veröffentlicht haben wird. Ich werde von allen Seiten mit Begeisterung zugebombt, ich verdiene genug, dass ich leidlich davon leben kann, zumindest für eine Weile.

Die Frage ist nun allerdings die: Hilft mir das alles, mich weniger schlecht und unfähig zu fühlen und nicht genau in diese Stimmung abzurutschen, die du in deinem Beitrag beschreibst? Gegen die Krämpfe, die ich bekomme wenn ich nur daran denke, mein Dokument zu öffnen und irgendwie, IRGENDWIE diesen neuen Text zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen?

Die Antwort: Nein. Überhaupt nicht.

Veröffentlicht zu sein, hat es nicht besser gemacht. Es hilft nicht mal dagegen, immer darauf zu schielen, welche Erfolge die anderen haben, zu vergleichen obwohl ich das lassen sollte, und auch nicht gegen die Angst, vielleicht nie wieder etwas zu schreiben, das ein Verlag kaufen will. Im Gegenteil.
Ich meine, klar habe ich dadurch Höhenflüge sondergleichen erlebt, und alles in allem bin ich selbstredend glücklich, wie das alles läuft, und mein schriftstellerisches Selbstbewusstsein ist dadurch enorm viel besser geworden.
Meistens.
Denn diese Phasen, wo ich mich grässlich fühle, meine Texte hasse und meine Ideen, wo ich alles, was meine Kollegen hier machen, so unendlich viel besser und spannender finde - die sind dafür umso schlimmer geworden, seit ich *weiß*, dass meine Bücher veröffentlicht werden. Seit ich weiß, dass mir bereits jemand Geld dafür gezahlt hat, dass ich ein gutes Buch schreibe, dass es Leser da draußen gibt, die schon den ersten Teil gelesen haben und darum eine Erwartungshaltung, die ich nicht enttäuschen möchte. Zu dem üblichen Autorenleid und Weltschmerz kommt jetzt auch noch die Angst, mit mir selbst nicht mithalten zu können - die Furcht zu versagen ist so viel schlimmer, wenn man nicht für sich allein im stillen Kämmerlein versagt und das versemmelte Manuskript unter Tränen in eine Schublade sperren kann, sondern das blöde Ding tausenden von Leuten vorwerfen muss, während man sich unter der Decke verkriecht und auf die Verrisse wartet. Ob die dann kommen bleibt - in meinem Fall - noch abzuwarten, aber es ändert ...
Nichts. Nichts, nichts, nichts.

Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Theorie ist, veröffentlicht zu sein oder nicht hat nur bis zu einem bestimmten Punkt mit deiner Fähigkeit als Schriftstellerin zu tun. Und erst recht und vor allem nicht mit dem *Gefühl*, das du hast, wenn du an deine eigenen Texte denkst. Ich glaube, man kann die eigenen Werke nur dann richtig toll finden, wenn man Menschen hat - unabhängige Menschen, deren Meinung man vertraut - die das genauso sehen oder den Text am besten noch lieber mögen als man selbst. Es braucht eine Bestätigung von außen, je kompetenter desto besser. Deswegen legen wir auch auf eine Agentur oder Veröffentlichung so viel wert, denke ich. Nicht, weil es um die Veröffentlichung oder den Ruhm an sich geht. Sondern weil es ja kaum eine kompetentere Bestätigung gibt, die uns so sehr aufrichtet, wie die Meinung eines Profis, dessen Job es ist, Textqualität zu beurteilen. Es ist immer das Feedback, mit dem unser Autorenseelchen steht und fällt.

Und daher mein Rat: Such dir Testleser, Betas, Paten ... und such so lange, bis du die richtigen gefunden hast. Menschen, die möglichst besser schreiben als du, die sanft, aber bestimmt das Fingerchen in die wunden Punkte legen, auch wenn es wehtut - die sich aber umgekehrt vor allem nicht mit gerechtfertigter(!) Begeisterung zurückhalten, wenn dir etwas gut gelungen ist. Beim Schreiben gut zu werden ist viel viel schwerer, wenn man es ganz allein versucht. Man braucht Partner. Die retten einen zwar nicht vor dem Weltschmerz, aber mit ihnen ist es doch leichter, wieder aus dem Loch herauszukriechen. Weiterzumachen und besser zu werden.

Ich wünsch dir ganz viel Erfolg weiterhin - und natürlich gehörst du hierher! :knuddel:

Alles Liebe,
Anika

Rosentinte

Hallo Pestillenzia,

Wie gut ich das kenne, was du beschreibst. Ich gehöre zwar eher zu den jüngeren Mitgliedern des Zirkels und habe sicherlich noch viele Jahre vor mir, in denen ich schreiben (und veröffentlichen) kann, aber es ist trotzdem jedes Mal ein Wechselbad der Gefühle.
Auf der einen Seite stecke ich unheimlich viel Arbeit ins Schreiben - beginnend bei der Recherche, der Suche nach passender Musik, dem Plotten, dem Überarbeiten und letztendlich überhaupt noch mit dem Schreiben an sich. Auf der anderen Seite habe ich gerade meine erste Absage bekommen (wobei ich auch nicht ernsthaft mit einer Zusage gerechnet hatte) und ich weiß, dass mindestens meine Elementarmagier (4 Bände, 1,5 schon geschrieben) "für die Tonne" sein werden.
Es gibt Tage, da bin ich voller Euphorie und denke, dass ich die beste Autorin aller Zeiten bin (selten). Das waren auch meine Gedanken, bevor ich mich hier angemeldet habe. Bis mich der TZ wieder auf den Boden gebracht hat und ich angefangen habe, das Schreiben als Arbeit anzusehen und mich ernsthaft damit auseinander zu setzen. An diesem Punkt bist du auch schon. Klar sind die ersten Versuche vielleicht schlecht. Ich überarbeite gerade meinen ersten abgeschlossenen Roman und wie grottenschlecht der manchmal ist...  :d'oh: Auf der anderen Seite freue ich mich, dasss ich das überhaupt erkenne. Das regelmäßige Schreiben, das ich durch den TZ begonnen habe und der Austausch über das Schreiben im TZ haben mich in kurzer Zeit viel weiter gebracht. Das heißt nicht, dass ich meinen nächsten Roman zu einer Agentur oder einem Verlag schicken würde. Aber ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Ich liebe das Schreiben. Ich tue es mir freiwillig an. Meine Eltern und meine Freunde verstehen das nicht, wenn ich mich selbst fertig mache, weil ich diesen Monat noch nicht so und so viel Wörter geschrieben habe oder geplottet habe: "Das ist doch dein Hobby." Ja, das stimmt, aber es ist ein Hobby, in das ich wahnsinnig viel Herzblut stecke, so viel wie noch nie zuvor. Mag sein, dass ich in 10 Jahren nicht mehr schreiben werde (wobei ich das nicht glaube). Aber momentan hilft mir das Schreiben auch ohne Veröffentlichung so viel weiter - angefangen von einer inneren Ausgeglichenheit, meinen Gefühlen, die ich besser kanalisieren kann, bis zu einer besseren Ausdrucksweise.
Und deswegen kann ich gut damit leben, dass ich auch in den nächsten Jahren nichts veröffentlichen werde, es gar nicht erst versuche (abgesehen von Kurzgeschichten): Das Schreiben ist mein Hobby. Und es hilft im Moment am meisten mir selbst.
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Luna

#13
Hi Pestillenzia :knuddel:,
mir geht es auch so. Die Zweifel, was die eigene Schreibe anbelangt, sind mir nicht fremd. Diese befallen mich in regelmäßigen Abständen immer dann, wenn ich ganz tolle Bücher oder Kurzgeschichten von anderen lese. All die tollen Formulierungen, Vergleiche, Ideen, sowas könntest Du auch in hundert Jahren nicht schreiben. Ich hingegen muss mich bei jeder Seite abmühen, brauche ewig lange dafür und bis ich erstmal was einigermaßen gescheites zu Papier gebracht habe ... :seufz: (nicht umsonst bin ich im Schreibschnecken Team ;D und freue mich auch, dass Du dabei bist). Andere scheinen das alles mühelos aus dem Ärmel zu schütteln.
Ich bin drei Jahre jünger als Du, sind also fast im selben Alter. Veröffentlicht habe ich auch noch nichts. Bislang habe ich gerade mal zwei Kurzgeschichten eingereicht. Bei der "Rot" Ausschreibung bin ich nicht genommen worden und auf Antwort von der "Nur eine Stunde" Ausschreibung warte ich noch und bibber und hibbele. Wäre schön, wenns klappen würde. So ein richtiges Buch, das man sich im Buchladen bestellen kann, mit meiner Geschichte drin, das stelle ich mir aufregend vor. Aber auch wenn es nicht klappen sollte, umsonst war es nicht. Wo ich bei Themen-Ausschreibungen normal mit völliger Ideenlosigkeit kämpfe, hatte ich da endlich mal eine Idee und es hat Spaß gemacht, die KG zu schreiben. Gerade bei der Ausschreibung "Nur eine Stunde" haben mein Freund und ich viel zu lachen gehabt. Ich habe mich auch schon mit dem Gedanken auseinandergesetzt, was eine Absage für mich bedeutet und habe in schlimmen Momenten gedacht: Das war dann Schund, ich habe zu schlecht geschrieben. Aber um diesem einseitigen Denken zu entkommen, habe ich den Gedanken noch weitere Möglichkeiten hinzugefügt: Die Geschichte hat den Geschmack nicht getroffen, sie hat das Thema nicht ganz getroffen, sie hat doch einige Schwächen und Du kannst dran arbeiten, Dich verbessern.
Bei all den Zweifel hat sich doch jedesmal mein Kampfgeist wieder zurückgemeldet und dann habe ich es als Herausforderung gesehen, an meinem Text zu arbeiten, Sätze zu verschieben, umzuformulieren, was kann gestrichen werden, mit welchen Worten kann man das noch krasser ausdrücken, oh, da ist Dir aber noch eine geniale Idee gekommen, sofort aufschreiben. Das hat einfach nur Spaß gemacht. Ich denke auch, in erster Linie soll das das Schreiben ja und es soll einfach ein tolles Hobbie sein. Wenn ich mir die Probleme so ansehe, die man im "Ich bin so sauer Thread" bezüglich Buch-Veröffentlichungen lesen kann, bin ich froh, noch kein Buch veröffentlicht zu haben. Das wäre mir echt viel zu viel Streß. Im Moment gebe ich mich voll damit zufrieden, wenn ich mal etwas zu Ende bringen kann, die Geschichte, die ich im Kopf habe, aufzuschreiben und das möglichst gut. Ach, und so eine kleine Anthoveröffentlichung wäre natürlich auch toll ;D. Das reicht mir schon. Und irgendwann wird das bestimmt auch klappen.
Also, Pestillenzia, niemals aufgeben, niemals kapitulieren.
     

Alaun

#14
Hallo,

klar kenne ich das auch. Und es gab eine Zeit in diesem Jahr, da konnte ich den Tintenzirkel nicht aufsuchen, weil es mich irgendwie noch zusätzlich fertig gemacht hat. Ich neige ohnehin dazu, mich fulminant selbst unter Druck zu setzen und irgendwie war es dann einfach zuviel. Was nicht heißt, das ich allen hier den Erfolg nicht gönne, im Gegenteil! Ich finds toll, dass so viele Verträge bekommen, dass Bücher auf den Markt kommen etc. Aber es ist eben manchmal hart. Ich gehöre ja auch zur Ü30 Fraktion und hadere oft mit mir und meinem schreiben.
Aber es gibt auch einen Teil in mir, der ganz froh darüber ist, noch keinen Roman veröffentlicht zu haben, noch keiner Agentur und keinem Verlag verpflichtet zu sein. Denn auf diese Weise kann ich selbst steuern, wann ich soweit bin. Und wann das Buch soweit ist. Ich glaube, es ist auch eine Form von Glück, all das reifen lassen zu können, ohne noch Druck von außen zu spüren. Insofern kann diese Zeit "vor" den Verträgen etc ein Geschenk sein. So sehe ich das inzwischen. Meistens jedenfalls.

Wenn Dir schreiben Freude macht, dann schreib weiter. Es wird sowieso passieren, dass Du irgendwann wieder die Feder zückst.  ;)