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Der richtige Zeitpunkt um aufzugeben?

Begonnen von Mrs.Finster, 11. Juli 2011, 16:54:59

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Mrs.Finster

Ich schleppe diesen Gedanken schon sehr lange Zeit mit mir rum und nun wollte ich mal endlich wissen was ihr dazu denkt  :)

Derzeit schreibe ich an meinem vierten Roman. Mit dreien davon habe ich mich beworben neben dem ein oder anderen Wettberwerb. Mein drittes Schätzchen liegt gerade bei diversen Agenturen und ich warte sehnsüchtig auf die Antwort. Davon unabhänig habe ich immer gesagt, dass wird mein letzter Roman. Ich habe schon immer mit dem Ziel geschrieben irgendwann einmal zu veröffentlichen, wie viele sicherlich von euch auch und ich gebe offen und ehrlich zu das das Schreiben für mich selbst mich nicht ausfüllt.
Nun rückt meine Deadline immer näher und mit jeder Absage festigt sich mein Entschluss. Es liegt nicht am Durchhaltevermögen, ich könnte ewig weiterschreiben. Und von manch Agentur oder auch Verlag wurde mir bestätigt, dass ich wohl fähig bin etwas brauchbares auf Papier zu bringen.  ;) Das war wohl letztendlich auch immer der rettende Anker, der mich hat immer wieder aufstehen lassen und ein neues Projekt in Angriff zu nehmen. Aber ein nächsten Roman wird es wohl nicht geben. Ich finde von Absage zu Absage wird es schwieriger sich aufzuraffen. Vielleicht ist es auch an der Zeit sich einzugestehen, dass man nicht gut genug ist: Meine Güte so ist das Leben, sag ich mir immer. Ich werd auch nie ein Mathegenie. Es gibt einfach Grenzen, so blöd das manchmal auch sein mag  ::)

Wie steht ihr dazu? Gibt es für euch ein Ende oder versucht ihr es, bis es klappt? Wie viele Absagen kann ein Autor ertragen?

LG das Finsterchen
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Golden

Hey Mrs. Finster,

die Hauptfrage wird wohl wirklich sein, was du möchtest. Und eigentlich beantwortest du sie ja schon, du möchtest veröffentlichen.
Aber wozu? Um Geld zu verdienen, um Anerkennung zu bekommen, um "gut genug zu sein" wie du schreibst?
Ich mein, wenn dir schreiben eigentlich keinen Spaß bringt, dann lass es doch. Oder wenn du nur ab und zu das Bedürfnis hast, dann schreib auch nur ab und zu.

Zudem ist ja auch nicht gesagt, dass deine Bücher schlecht sind, nur weil sie nicht veröffentlicht werden. Sie liegen halt nur nicht im aktuellen Marktfeld der Verlage.
Ich werde ja auch nie ein Fußballstar, aber trotzdem gehe ich gerne mit anderen Leuten kicken, auch wenn es ziemlich grottig ausschaut  ;D Es bringt mir halt Spaß und ja, einen gewissen Traum, vielleicht mal mit meiner Schreibarbeit einen Lebensunterhalt verdienen zu können, habe ich. Aber ich gehe um ehrlich zu sein nicht davon aus, dass das mal was wird.

Wieso soll eigentlich nach deinem vierten Roman Schluss sein? Keine guten Ideen mehr?

Weiß jetzt nicht, ob der Text so hilfreich war, hoffe mal wenigstens ein bisschen.

lg golden

Runaway

Tu. es. nicht. ;)

Nein, im Ernst, die Phase hatte ich auch schon. Das ist allerdings schon zehn oder elf Jahre her. Was heißt, daß ich schon eine ganze Ecke länger schreibe - ich bin jetzt 25, habe in der Grundschule damit begonnen und meinen ersten Roman mit 10 schön handschriftlich verfaßt.
Danach kamen fünf Kinderkrimis, eine Geschichte über einen Junkie, ein Teenie-Liebesroman. Die Junkiegeschichte habe ich an zwei Verlage geschickt und natürlich zurückbekommen. Mit 14, mitten in der Pubertät, wohl nicht das Richtige fürs Selbstbewußtsein ;)
Also hab ich großartig beschlossen, das Schreiben dranzugeben. Ungefähr ein Jahr lang hat das auch mit Ausreißern geklappt... die Katze läßt irgendwie das Mausen nicht.
Und seitdem blicke ich auf 2500 Seiten Fanfiction, acht Fantasyromane, eine Dystopie und eine Thriller-Reihe zurück, darüber hinaus auf eine kleine BoD-Veröffentlichung, ein halbes Dutzend weiterer Verlagsabsagen und einer unseligen, beinahe im Rechtsstreit endenden blöden Geschichte mit einem Kleinverlag.

Würde ich jetzt eine Kosten-Nutzen-Rechnung anstellen, müßte ich mir an den Kopf fassen und mich fragen, ob ich noch ganz dicht bin. Und so ähnlich liest sich das auch bei dir: Wie eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Du möchtest veröffentlichen und siehst nur den ganzen unveröffentlichten Stapel neben dir liegen.
Na und? Es ist nicht an der Zeit, sich einzugestehen, daß man nicht gut genug ist. Du bist vielleicht noch nicht gut genug, aber das heißt im Umkehrschluß nur, daß der Stapel neben dir noch viel höher werden muß, damit du es wirst!

Ich wollte auch mal der umjubelte Jungautor sein und mit dem Schreiben meine Brötchen verdienen. Jetzt bin ich wie gesagt 25, studiere noch ganz bodenständig vor mich hin und hoffe jetzt, daß meine Agentin mal was für mich reißt.
Aber ich hab keine Deadline. Wozu braucht es denn eine Deadline?
Für wen schreibst denn du? Für dich oder was? ;D Du sagst, du könntest ewig weiterschreiben. Also dann, worauf wartest du? Und wenn Agenturen und Verlage dir schon Mutmachendes gesagt haben, dann laß doch den Kopf nicht hängen! Dein Stapel ist jetzt noch nicht sooo groß, daß du da Anlaß hättest!

Für mich gibt's kein Ende. Ich versuche es, bis es klappt oder ich im Grab liege. Die beiden Möglichkeiten gibt's. Und bis dahin ertrage ich jede denkbare Absage, das ist mir schnurzpiepegal!
Du mußt eben wissen, für wen du schreibst. Ich glaube, du willst eigentlich auch nix anderes als ich - du schreibst gern und hättest auch gern was davon, nämlich eine Veröffentlichung. Also ran an den Speck und weiter versucht!! Wenn ich eins in meiner Schreiberkarriere noch nicht erlebt hab, dann, daß mir die Ideen ausgehen.
Dafür erlebe ich aber, wie unselig die Verlagswelt ist und wie lang alles dauert, wieviel Geduld man braucht und wie undankbar das alles ist. Die Tage hab ich schon zu Schommes gesagt: Hätte ich mir diese Leidenschaft ausgesucht, ich würde sie wieder abgeben.
Aber stattdessen versuche ich, das Beste draus zu machen. Ich geb nicht auf. Solltest du auch nicht ;)

Dealein

#3
Hallo Mrs. Finster,

also ich würde nicht sagen, dass man unbedingt nicht gut genug ist, wenn man dauernd Absagen bekommt. Es kann ja auch sein, dass man vielleicht noch nicht die richtige Idee hatte. Oder eine Agentur gefunden hat, die die eigenen Ideen mag. Ob du gut bist oder nicht siehst du doch an den Reaktionen deiner Beta-Leser. Immerhin sagen sie dir doch ob es ihnen gefallen hat oder eher nicht. Wenn sie es dir nicht sagen, dann bitte doch darum. So würde ich zumindest versuchen mich selbst einzuschätzen.

Ich stimme dir aber vollkommen zu. Das alleinige Schreiben füllt mich auch nicht aus. Ich träume auch von einer Veröffentlichung und vorallem davon Menschen zu berühren. Davon, dass sie deine Geschichte mögen und sich gerne in deine Welt begeben.

War es bei J.K. Rowling nicht auch so? Sie musste, soweit ich es weiß, einige Absagen einstecken, bevor man ihre Geschichte überhaupt wollte. Also nicht aufgeben!

Zit

#4
Zitatund ich gebe offen und ehrlich zu das das Schreiben für mich selbst mich nicht ausfüllt.

Wie meinst du das?

Oft habe ich auch dran gedacht einfach aufzuhören, von jetzt auf gleich, weil es doch eine unglaubliche Entlastung ist. An manchen Abenden habe ich das auch gemacht. Aber nach ein paar Tagen oder nur einer Nacht, schlug ich wieder meine Projekt-Notizbücher auf, loggte mich doch in den TZ ein, surfte auf der NaNoWriMo-Seite herum oder ergab mich dem Kopfkino. Manchmal reicht es auch, wenn ich im tatsächlichen Kino sitze und mir denke: So eine Geschiche könntest du auch erzählen. Nach drei Jahren wissenschaftlichen Studiums habe ich auch festgestellt, dass ich ohne Kreativität nicht kann, dass sie für mich etwas ganz Natürliches ist. Jetzt zum Punkt: Schreiben allein füllt mich auch nicht aus. Aber ich erzähle furchtbar gerne Geschichten und irgendwann musste ich die Entscheidung fällen zwischen Schreiben und Zeichnen. Letzteres mache ich zwar immer noch, aber Comics oder gar Graphic Novels habe ich längst abgehakt. Aber ein Ende wird es für mich wohl nie geben.

Wenn du dir sicher bist, dass ein Roman nicht das Medium für dich ist und/oder das Schreiben nicht deine Art, dich auszudrücken, dann kannst du es natürlich lassen. Es zwingt dich ja niemand dazu. Zugleich kenne ich dein Problem aber nicht: Findest du den Prozess allg. nicht erfüllend oder das Geschichten erzählen oder ist dir die Kreativität zu mühselig? Wenn Letzteres nicht der Fall ist, kannst du ja immer noch zeichnen/malen oder singen oder schauspielern. :) Ich seh das ja wie du: Irgendwann muss man sich von Dingen lösen -- oder sie vertagen. *g* Wer weiß, was in zwanzig Jahren ist.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Ilargi

Kaixo Mrs. Finster,

Diese Frage kann dir eigentlich niemand beantworten außer dir selbst, du musst wissen was für dich das Beste ist, aber ich muss ehrlich sagen, wenn ich an deiner Stelle wäre... ich könnte es nicht, ich habe auch schon mal daran gedacht das schreiben sein zu lassen, aber dann kamen mir die Bouster in den Sinn und diese kleinen Diebe lassen mich einfach nicht in Ruhe, sie wollen einfach zu Papier gebracht werden, auch wenn das jetzt im Moment auf Eis liegt. Ich meine stell dir das doch mal vor und ich meine stelle es dir Bildlich vor: Nie wieder schreiben, nie wieder in andere Welten abtauchen und den ganzen Schrott der realen Welt hinter sich lassen, nie wieder die Abenteuer erleben die dir deine Protagonisten und Antagonisten eingeben und nie wieder das planen und zeichnen einer neuen Welt... was willst du mit der Zeit anfangen die du dadurch gewinnst, weißt du das schon?

Ehrlich wenn ich dir einen Rat geben sollte, dann wäre es: TU ES NICHT! :no: Aber im Endeffekt ist es deine Entscheidung und wir alle können sagen was wir wollen, es ist und bleibt dein Leben und du musst entscheiden wie es weitergeht. Ich weiß in einer solchen Situation ist, dass das Letzte was man hören will, aber ich muss ehrlich sagen: ich stecke nicht in deinem Körper oder deinem Leben, also kann ich dir auch keinen guten Rat geben.

lg

Ilargi

Berjosa

Hallo Mrs. Finster,

Autoren sind keine Profifußballer. Sie können ihre Karriere in einem Alter beginnen, in dem die Sportler allenfalls noch als Trainer im Geschäft sind.

Also, wenn's dir jetzt erstmal reicht mit den Absagen, kannst du ja das Romane schreiben für eine Weile beiseite legen, andere Sachen ausprobieren und Erfahrungen aller Art sammeln. Irgendwann wächst dir wieder eine Geschichte, und dann schreibst du sie eben. Oder du hast plötzlich Lust auf so etwas Beklopptes wie den NaNo. Möglicherweise stellst du bei der Gelegenheit sogar fest, dass es besser klappt als früher, obwohl du inzwischen gar nicht so heftig weiter "trainiert" hast. (So ist es zumindest mir schon ergangen).

Deadlines können mitunter ganz nützlich sein, wenn man nämlich dazu neigt, ohne eine solche nichts fertig zu bekommen. Wenn das Ergebnis aber nicht ausschließlich von der eigenen Aktivität abhängig ist, stören die Dinger oft mehr, als sie helfen.

"Aufgeben" würde ich das an der Stelle noch nicht nennen. Nimm dir ein "Sabbatical", das klingt viel erfolgreicher.

Grey

Finsterchen - du bist 23! :o In deinem Alter hatte ich noch nicht mal angefangen, mich irgendwo ernsthaft zu bewerben! Ich habe sechs komplette Romane geschrieben, bis ich mich überhaupt an eine Agentur gewandt habe, weil ich erst da das Gefühl hatte, ich wäre allmählich gut genug. Mit 23, 24 fängt die eigentliche Entwicklung als Autor m.E. erst richtig an - gerade jetzt aufzugeben, damit würdest du dir den besten Teil der Schreibkarriere entgehen lassen! ;)

Ich habe in letzter Zeit tatsächlich schon öfter darüber nachgedacht, dass es ein echtes Problem des medialen Zeitalters ist, dass die jungen Autoren sich nicht mehr die Zeit geben, sich zu entwickeln. So toll eine Community wie der TZ auch ist, man bekommt da die ganze Zeit vorgelebt, wie andere Erfolg haben, und natürlich erzeugt das eine "WILL AUCH!"-Stimmung. Aber bitte, wenn man mit Anfang 20 vielleicht noch nicht soweit ist, dann sagt das doch überhaupt nichts darüber aus, wie gut dieser Autor einmal sein wird!
Und darum meine Bitte: Gebt noch nicht auf. Gönnt euch die Zeit. Seid nicht frustriert, weil andere schon da sind, wo ihr vielleicht in 5 Jahren erst hinkommt. Bevor ihr das Schreiben aufgebt, gebt lieber erstmal die Bewerbungen auf. Schickt nicht immer gleich die nächste raus, sondern tut euch Ruhe an und arbeitet an euren Texten. Eure Schreibe wirds euch danken - und der Erfolg kommt dann auch. Ganz bestimmt.

Liebe Grüße,
Anika

Mulle

Hallo Mrs Finster,

lass mich dir mal ne ganz ehrliche Frage stellen:
Du willst also veröffentlichen, verstehe ich. Aber was erwartest du dir davon?

Ganz ehrlich, wenn du sagst "Weil ich Berufsautor sein und davon leben will", verstehe ich das voll und ganz. Aber das können - und wollen - die wenigsten, das heißt nämlich selbst bei besten Bedingungen alle paar Monate einen neuen Roman abzuliefern, ob man gerade Bock & Muse hat, sei dahingestellt; mit ein oder zwei Dingern kommst du einfach finanziell nicht aus. Willst du das?

Oder geht es dir einfach um "die Veröffentlichung". Einmal den Namen auf einem Buchcover sehen, einmal einen Stapel der eigenen Bücher bei Thalia vorzufinden, einmal Leserpost und 5-Sterne sowie einen Verriss bei Amazon?
Wenn es das ist, möchte ich dir eins ans Herz legen, und zwar ganz, ganz nah: Vergiss es.

Das ist als bisher unveröffentlichter Autor schwer bis unmöglich zu glauben, aber eine Veröffentlichung ändert nichts. Wirklich nichts. Man hat zwei Wochen Bauchschmerzen vor Angst, ist zwei Tage in Jubelstimmung vor Freude, und merkt dann, dass die Welt sich weiterdreht als wäre nichts gewesen und das war's. Keine Sau interessiert es, ob du ein Buch veröffentlicht hast oder nicht.
Sehr schnell ist deine Erstveröffentlichung vorbei. Es ist wie Black Mamba fahren im Phantasialand. Du freust dich wie Bolle drauf, wartest ewig, machst dir vorher fast in'ne Buchs und dann steigst du nach der Fahrt aus und guckst blöd. "Das soll's gewesen sein?" Ja.

Dann macht man den Fehler, sich mal die Einnahmen von bestenfalls ein paar Tausend Euro Vorschuss oder Tantiemen auf den Stundenlohn umzurechnen und fängt in 3 von 4 Fällen an zu weinen. Nicht zu vergessen, dass du, sobald das Buch gedruckt ist, schon wieder 17 Stellen anders machen würdest und beklemmt beginnst von "Anfängerfehlern" zu murmeln, wenn jemand erzählt, dass er dein Buch lesen will. Und nach 3-5 Monaten findest du deinen Titel schon nirgendwo mehr im Buchladen, die Amazon-Zahlen sind auch keine Brüller, aus den 5 Sternen wieder 3 1/2, und nach Auslandslizenzen hat auch keiner gefragt. Je nach Verlag denkt man dann schon schaudernd an Verrammschung, mit etwas Pech auch Schlimmeres.
DAS ist Veröffentlichen in den meisten Fällen.

Daher: Wenn du nicht schreiben, sondern veröffentlichen willst, dann lass es lieber und such dir etwas anderes; Schauspielerei, Theater, oder sowas.
Das Schreiben muss man lieben, um zu veröffentlichen. Sonst macht man das ein Mal und hat dann die Schnauze voll. Aber sowas von!

LG Jenny

Shin

Hallo Mrs.Finster!

Wenn dich das Schreiben für dich selbst nicht ausfüllt, dann geht es dir wohl wie vielen anderen auch:
Du möchtest, dass andere Menschen deine Werke lesen, deie Charaktere lieben lernen und vielleicht ein paar nette Worte für dich haben.
Jeder deiner Protas hatte in Laufe deiner Romane bestimmt eine Entwicklung hinter sich und hatte sich verändert. Hättest du ihn auch 'aufgeben' lassen? Nach 8 von 10 Kapiteln gesagt "der Liebe hat jetzt erst einmal genug geschafft"?
Mit dem Schreiben möchtest du dein Ziel schaffen. Also bleibe bitte nicht mitten auf dem Weg stehen. Sieh gerne zurück und schau dir an, was du schon alles Grandioses geschafft hast, doch sieh dir auch deinen zukünftigen Weg an, um zu sehen was du noch alles Anderes schaffen kannst!

Klar gibt es Grenzen, doch du hast selbst geschrieben, dass es zum Beispiel nicht am Durchhaltevermögen liegt. Deine Grenzen hast du also noch nicht erreicht.

Aber um auf deine Fragen zu kommen:
Ich schreibe auch nicht nur für mich. Bei Rollenspielen schreibe ich für meine Partnerin, bei Fanfictions schreibe ich für die Internetuser und bei einem Roman schreibe ich für meine Charaktere und natürlich auch hoffentlich für zukünftige Leser. Ich denke, es geht nicht darum, wie viele Absagen man ertragen kann, sondern eher darum, wie viel positiven Zuspruch man erhält. Und der scheint bei dir vorhanden zu sein! Die Verlage haben dir schon gesagt, dass du talentiert bist und sieh dir hier mal die ganzen lieben Beiträge an.
Schreib weiter, meine Liebe!

lg Shin
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Kerimaya

Zitat von: Mulle am 11. Juli 2011, 18:04:48
Das ist als bisher unveröffentlichter Autor schwer bis unmöglich zu glauben, aber eine Veröffentlichung ändert nichts. Wirklich nichts. Man hat zwei Wochen Bauchschmerzen vor Angst, ist zwei Tage in Jubelstimmung vor Freude, und merkt dann, dass die Welt sich weiterdreht als wäre nichts gewesen und das war's. Keine Sau interessiert es, ob du ein Buch veröffentlicht hast oder nicht.
Sehr schnell ist deine Erstveröffentlichung vorbei. Es ist wie Black Mamba fahren im Phantasialand. Du freust dich wie Bolle drauf, wartest ewig, machst dir vorher fast in'ne Buchs und dann steigst du nach der Fahrt aus und guckst blöd. "Das soll's gewesen sein?" Ja.

Dann macht man den Fehler, sich mal die Einnahmen von bestenfalls ein paar Tausend Euro Vorschuss oder Tantiemen auf den Stundenlohn umzurechnen und fängt in 3 von 4 Fällen an zu weinen. Nicht zu vergessen, dass du, sobald das Buch gedruckt ist, schon wieder 17 Stellen anders machen würdest und beklemmt beginnst von "Anfängerfehlern" zu murmeln, wenn jemand erzählt, dass er dein Buch lesen will. Und nach 3-5 Monaten findest du deinen Titel schon nirgendwo mehr im Buchladen, die Amazon-Zahlen sind auch keine Brüller, aus den 5 Sternen wieder 3 1/2, und nach Auslandslizenzen hat auch keiner gefragt. Je nach Verlag denkt man dann schon schaudernd an Verrammschung, mit etwas Pech auch Schlimmeres.
DAS ist Veröffentlichen in den meisten Fällen.

Amen, amen, amen! Das kann ich so nur absolut unterschreiben.

Ary

Dass die extremen Höhenflüge schnell vorbei sind, kann ich bestätigen, war bei mir so. Aber trotzdem fühle ich mich immer noch gut, wenn ich meinen Erstling anschaue, und ich weiß auch, dass ich das ganze Rumgenerve mit dem Verlag und das Gezitter und das ewige Durchkauen mit Betas und Lektoren für genau die 5 Minuten Black Mamba, die ich hatte, als die Pakete mit den Belegexemplaren kamen, gerne noch einmal durchmachen werde. Ich habe für mich beschlossen: Ja, ich will veröfentlichen, weil ich mit dem Schreiben Geld verdienen will, ich akzeptiere den ganzen Nerv, der damit zusammenhängt, und ich verstehe jeden, der auch davon träumt.
Trotzdem musste ich erst 40 Jahre alt werden, bis ich mein erstes Buch gedruckt in den Händen hielt. Geschrieben hatte ich vorher auch schon, und immer mit dem Hintergedanken, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben und meinen Namen bzw. mein Pseudo auf einem Buchdeckel zu sehen. Aber dafür musste ich reifen, musste meine Schreibe reifen, mussten meine Geschichten reifen. Das brauchte Zeit. Und die solltest Du dir auch nehmen. Lass Dich reifen, lass Deine Romane reifen und strebe nicht auf Teufel komm raus eine Veröffentlichung an, die Dich am Ende nur traurig macht oder Dir peinlich ist, wenn Dich Leute drauf ansprechen. Frag zu diesem Thema mal Manja hier aus dem Forum, die kann Dir dazu sicher eine ganze Menge erzählen. Irgendwann ist die Zeit reif, das Buch reif und Du bereit, und dann klappt es auch mit dem Vertrag.  :knuddel:
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Nycra

Neben dem bereits genannten will ich auch nochmal meinen Senf dazu geben. Ich bin 32 und unveröffentlicht.

Stehe ich dazu? Jawollja.
Will ich veröffentlichen? Na selbstredend.
Geht für mich die Welt unter wenn nicht?

Das ist die entscheidende Frage. Bei ersten Versuch hab ich geheult. Mittlerweile bin ich so gereift, dass ich nachfrage, woran es gelegen hat und aus meinen Fehlern lerne.

Aber:

Für mich ist Schreiben kein "Wie komm ich an Kohle". Schreiben ist ein Teil meiner Seele. Ich habe immer gesagt, wenn ich nicht von einer Agentur oder einem Verlag genommen werde, versuche ich es auf eigene Faust. Wird es dann immer noch nichts, geht die Welt doch nicht unter. Schreiben ist mein Hobby, meine Leidenschaft, meine - verzeih mir Schatz - große Liebe.

Ich kann nicht ohne. Sicher, ab und zu verzweifle ich an mir, daran dass nichts läuft, an der Enttäuschung, es wieder nicht geschafft zu haben. Dann rappel ich mich auf und versuch es von vorne. Ich teste meine Grenzen aus. Verändere meinen Stil. Versuche besser zu werden.

Und weißt du was? Es klappt. Ich kann von mir selbst behaupten, dass jedes meiner Bücher besser als das davorige ist. Und das allein zählt. Nicht, was ein Agent oder Verlag sagt. Die haben die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen. Nur, wenn du selbst nicht von dir überzeugt bist und nur schreibst, weil es gerade "in" ist oder du "unbedingt" damit Geld verdienen willst, es dir aber keinen Spaß macht. Dann lass es.

Schreiben ist eine Form von Kunst. Dazu gehört Leidenschaft. Ohne die, ist es wie ein Möbelstück aus der Massenfabrik. Jeder hat es, aber man schielt trotzdem zu anderen, die ein Designerstück im Haus haben.

Lavendel

Ich möchte noch mal auf das Verweisen, was Grey gesagt hat. Bis man das Hanwerk wirklich beherrscht dauert es Jahre und Jahre und Jahre. Es ist immer noch so, dass die meisten Autoren ihre Schriftstellerkarriere jenseits der 30 starten. Man findet sich vielleicht selbst schon vorher klasse (für eine gewisse Zeit ... ::) ), aber die Wahrheit ist, dass wir alle keine Genies sind. Dann darf man auch nicht vergessen, dass selbst ein tolles MS abgelehnt werden kann - aus den unterschiedlichsten Gründen. Auch darüber gibt es Berichte in Hülle und Fülle.

Dass Absagen einen frustrieren ist klar, denn man hat viel Arbeit in sein Projekt gesteckt, im wahrscheinlich auch noch viel Herzblut. Natürlich will man, das andere Leute die eigenen Texte lesen. Jeder Mensch ist auf der Suche nach Anerkennung, und gerade bei Dingen, die einem so wichtig sind, wie die eigenen Geschichten, ist es besonders schmerzhaft, auf Zurückweisung zu stoßen.

Ganz objektiv betrachtet, ist das Schreiben ein ziemlich bescheuerts Hobby, und es ist noch viel bekloppter Berufsauftor werden zu wollen. Man steckt ungaublich viel Zeit ins Schreiben und leidet ständig Qualen wegen der eigenen Unzulänglichkeit oder eben wegen der Zurückweisung, wegen Absagen oder böser Kritik. Wenn ich es aushalten könnte, nicht zu schreiben, dann würde ich es auch sofort lassen. Ganz ehrlich, was bringt einem dieser Krampf, wenn einem das Schreiben nichts gibt, außer den Drang, die Anerkennung anderer Leute zu gewinnen (der in den aller wenigsten Fällen ausreichend befriedigt wird)? Ich an deiner Stelle auch auf Mulle hören. Wenn es nur um Anerkennung geht, dann kann man auch etwas viel Sinnvolleres mit seiner Zeit anfangen. Zum Beispiel ein Ehrenamt ausüben oder sonst irgendwas anderes Nützliches tun. Sich einen Job suchen, von dem man leben kann, und in dem man nicht ständig hadern muss.

Sieh es doch mal so: Du bist in der tollen Position, dir aussuchen zu können, ob du gerade Lust aufs Schreiben hast oder nicht. Wenn du keine Lust hast, dann lass es eben. Und wenn es dich doch wieder packt, dann immer ran an die Tasten. Das ist doch dann so richtig schön komfortabel, und es gibt keinen Grund mehr, ein Drama aus der Sache zu machen.

gbwolf

Es ist ja schon eine Menge gesagt worden und das Thema bewegt und sicher alle. Vor allem, weil dieses ominöse "Veröffentlichen" so schwer zu definieren ist.
Was möchtest du erreichen, Finster? Möchtest du eine Veröffentlichung in einem guten Kleinverlag, Verkäufe zwischen 500 und 1.000 Stück, einen eingeschworenen Leserkreis im Fandom, zu dem du viel Kontakt hast, ein wenig Zuverdienst? Da gibt es wirklich gute und herzliche Verlage, bei denen man nicht reich wird, die aber gern mir ihren Autoren arbeiten und diese aufbauen. Das kann zufriedener machenn als sich bei einem Großverlag mit jedem Buch neu beweisen zu müssen und dann abgesägt zu werden, weil der neue Programmchef nur Controller ist oder ganz eigene Vorstellungen vom Programm hat, in die du nicht passt).
Möchtest du nur deinen Roman gedruckt zur Verfügung haben?
Möchtest du veröffentlichen, um einmal davon zu leben? Vermutlich, wenn du Agenturen anschreibst.

Meine Definition von "Durchhaltevermögen" hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Es bedeutet für mich nicht, an einem Roman dranzubleiben und ganz viele Bewerbungen zu schreiben. Für mich ist es eine Suche nach Möglichkeiten und eine ständige Überprüfung meiner selbst, egal wie schmerzhaft die ist. Schreibe ich an etwas, das zum Markt passt? Habe ich vielleicht eine Idee, an der ich Spaß habe und die ankommt? Dann ziehe ich sie vor. Dann teste ich andere Dinge. Vom Romanschreiben allein einmal leben zu können ist absolute Utopie! Dazu noch der Druck, nach 3 Romanen nicht mehr im Trend zu liegen und nach 4 oder 5 Jahren krampfhaft zu versuchen, wieder irgendwo in der normalen Welt Arbeit zu finden! Hilfe!
Zur Professionalität gehört für mich die Vielfalt. Ich schreibe Texte für Hörbücher, ich habe mir das journalistische Schreiben angeschaut, ich würde gerne Technische Redaktion dazunehmen, wenn ich mehr Zeit hätte. Dann habe ich in den letzten 19 Jahren hart und zwar wirklich hart an Kurzgeschichten gearbeitet, mich mit ihnen beschäftigt, mit dem Markt dafür, mit den Wünschen von mir und den Lesern. Und ganz allmählich habe ich hier Erfolge gehabt. Meine Agentur hätte ich heute nicht, wenn ich nicht zum einen einen Roman in einem gut gehenden Genre vorgelegt hätte und zum anderen keine Referenzen - damals konnte ich bereits eine (wenn auch unbezahlte) Auftragsarbeit vorweisen.

Zur Erinnerung: Im 1000-Absagen-Thread habe ich eine Liste meiner Bemühungen seit 2004 gepostet, also dessen, was sich bei mir zwischen 23 und 30 alles getan hat.
Okay, einen Roman habe ich noch immer nicht veröffentlicht, aber durch die leidvollen Erfahrungen der letzten Jahre weiß ich, dass das wirkliche Durchhalten mit dem Agenturvertrag erst losgeht. Und ich kann dich absolut verstehen, dass begründete Absagen alles noch schlimmer machen. Warum nimmt einen keiner, wenn sie einen doch alle loben und man so toll ist? Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich seit meinem Agenturvertrag psychisch zusammengebrochen bin. In den letzten Monaten sicherlich alle zwei Wochen. Einen Roman beenden, ohne Aussicht auf Veröffentlichung? Kann ich total nachvollziehen, wie schwer das ist. Bei den Kurzgeschichten geht es mir genauso. Die Frage ist, wie groß die Veröffentlichung sein muss. Mich reizt es mehr, in einem SF-Fanzine zu sein, bei dem ich weiß, dass es mindestens zwei Rezis geben wird, als in einer großen Fantasyanthologie, bei der man später keinen Pieps von den Lesern mitbekommt (Oder einen Roman bei Piper unter "ferner liefen", der nach einem halben Jahr der Hoffnugn geramscht wird).
Aber ich muss mich immer neu in meine Geschichten verlieben, ich weiß durch die Kurzgeschichten, wie ich beim Leser ankomme, ich hatte schon Feedback und kleinen Lohn und ich kenne auch die fiesen Seiten des Veröffentlicht-Seins.

Und wenn das Buch draußen ist, kommt noch mehr Druck. Ich habe Angst, zu veröffentlichen, weil ich vor dem Zweitling versagen könnte, weil es nur dieses eine Buch gewesen sein könnte, ...

Ich ziehe den Hut vor jedem, der die Größe hat, zu sagen: Ich bin kein Autor für die große Bühne. Aber das kann man mit 23 sicherlich noch nicht sagen. Wenn einem das Schreiben noch Freude macht, dann sucht man sich einen Weg, auch wenn der erstmal nicht über Roman, Agentur und Großverlag führt. Das ist für mich das wahre "Arschbacken zusammenkneifen und Durchhalten", dass man sich weiterentwickelt und sich selbst reflektiert. Nimm dir eine Auszeit, überlege, was dir wichtig ist. Beschäftige dich mit anderen Stilen, Genres, Textformen. Es ist ziemlich erstaunlich, wo man Faszinationen entdecken kann, was man noch in sich findet, was einen glücklich macht und was die eigene Schreibe prägen wird, bis man einen einzigartigen eigenen Stil hat.
Dazu hilft natürlich auch netzwerken, netzwerken, netzwerken. Virtuell und im realen Leben. So unangenehm es manchmal ist, es beschleunigt die Sache. Aber es ist eben ein Job und der erfordert Arbeit und wenn man sich als Künstler sieht, dann hat man mehr Absagen zu ertragen (Ich war zum Beispiel nicht bereit, einen Roman auf Verdacht für PAN umzustricken. Eine andere Autorin aus meiner Agentur hat das getan und hat einen Vertrag. Aber das wäre nicht der Weg für diesen Roman gewesen).


Worüber wir vielleicht in einem anderen Thread einmal reden sollten ist, inwieweit der Tintenzirkel eine Erwartungshaltung weckt, inwieweit Mitglieder sich unwertvoll und deprimiert fühlen, wenn sie gefühlt jeden Tag von Erfolgen lesen.
Und vor allem: Was wir dafür tun können, uns zu unterstützen, vor allem seelisch. Nicht jeder von uns wird den großen Durchbruch haben, aber wie werden wir damit fertig, uns dennoch in dieser Gemeinschaft zu bewegen und zu uns zu stehen? Wenn wir hier als Moderatoren etwas für euch tun können, dann sagt es uns.

Und jetzt Kopf hoch, alles Gesagte verdauen und überlegen, welchen Weg du gehen willst. Du musst dich auch nicht endgültig festlegen. "Tempora mutantur, nos et mutamur in illis" -> "Die Zeiten ändern sich und wir werden in ihnen geändert".

Liebe Grüße,
Nadine