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Ich hab den "Unveröffentlicht und deprimiert"-Blues

Begonnen von Pestillenzia, 09. Oktober 2011, 08:58:19

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Snöblumma

@Grey
Doch, das war er, keine Sorge. Erhellend und hilfreich.

@Sven
Schön gesagt. In der Tat sollte man sich nie runterziehen lassen von Dingen, die man nicht wirklich in der Hand hat, so schwer es einem fällt. Man kann versuchen, das beste von sich zu geben, aber es gibt immer tausend Dinge, die einem einen Strich durch die Rechnung machen können. Beim Schreiben und auch sonst. Wichtig finde ich nur, dass man, wenn einem etwas wirklich wichtig ist, das Beste gibt, das man geben kann. Selbst wer nur zum Spaß und für die Schublade schreibt, sollte das so gut machen, wie es ihm möglich ist, das sind wir unseren Geschichtchen doch irgendwie schuldig.

@Thali und Smaragd
Wahrscheinlich sind wir mehr als wir denken. Keine Veröffentlichungen und immer der Zweifel, ob man es bei einem Schubladenhobby belassen will oder doch den Weg an die Öffentlichkeit einschlagen will... wobei man letzteres mit dem TZ ja doch schon ein klein wenig getan hat, nicht wahr?

Eigentlich ist es mit dem Schreiben ja doch wie mit allem im Leben. Man kann sich nie so ganz sicher sein, wo es hin geht, man kann sich nie sicher sein, angekommen und alles erreicht zu haben, und man muss sich verdammt hart reinhängen, wenn man etwas erreichen will.

Serena Hirano

Zitat von: Grey am 09. Oktober 2011, 11:55:33
Deswegen legen wir auch auf eine Agentur oder Veröffentlichung so viel wert, denke ich. Nicht, weil es um die Veröffentlichung oder den Ruhm an sich geht. Sondern weil es ja kaum eine kompetentere Bestätigung gibt, die uns so sehr aufrichtet, wie die Meinung eines Profis, dessen Job es ist, Textqualität zu beurteilen. Es ist immer das Feedback, mit dem unser Autorenseelchen steht und fällt.

Ich würde sagen, dass der Punkt hier oben ein ganz wesentlicher ist!
Wir suchen nach der Bestätigung eines für uns vermeintlich kompetenten Gegenübers. Jemand, der nicht nur freundlich ist, weil er gerne zur nächsten Party kommt, oder die Eltern, die einen ja immer lieb haben müssen.
(Mein erster Roman wurde übrigens u.A. von meinem besten Freund/kleinem Bruder in 10 Seiten kommentiert. Zu wenig Charakterinfo, mach den Inhalt besser, das ist kein Sachbuch etc.. ich liebe ihn heute noch dafür und jedes einzelne Wort der Kritik) Klar ist ein unabhängiger Pate da noch besser und gleich mehrere sind Gold wert.

Es gab hier irgendwo eine andere Auflistung für Gründe bei Verlagen abgelehnt zu werden. Da kamen Dinge wie: Der Morgenkaffee war schlecht, Wetter mies, Auto auf dem Weg zur Arbeit verreckt, Lieblingsverein hat am Wochenende verloren, heut schon 10 miese Exposés gelesen und keinen Bock mehr... etc.
Was zeigt das? Genau, was Grey sagte! Die Veröffentlichung hat nur bedingt was mit der Qualität des Autors zu tun.
Gehe ich zu einem Facharzt wegen meinen Wehwechen, dann bekomme ich einen studierten Ratschlag und hüpfe beruhigt, nachdem ich mit Ehrfurcht vor diesem Typ gekniet habe. Gehe ich zu drei Ärzten, bekomme ich vielleicht sogar drei studierte Meinungen....und stelle dann fest, dass ich verwirrter bin, als vorher und die Fachärzteschaft auf einmal in Frage stelle.

Ja, ich träume auch von einer Veröffentlichung und dem Durchbruch um mehr zu schreiben und alle Welt wird es lesen...naja halt dem ganzen Rattenschwanz. Jedoch werde ich mir hoffentlich über die Jahre immer wieder diesen Thread in Erinnerung rufen.
Und dann werde ich zu mir selbst sagen, dass eine Absage eines Verlages für mich bei weitem weniger qualitative Kritik ist, als eine Aussage von "unprofessionellen" Leuten und unabhängigen Betas, die sich ehrlich und mit viel Zeit und Mühe mit meinem Text auseinandersetzen, nicht dutzende Bücher pro Tag lektorieren und auch nicht darüber nachdenken, wie viele Exemplare davon verkauft werden müssen, damit der eigene Job noch die nächsten Jahre Bestand hat.

Das sollte man sich bei allem Erfolgswunsch und weiterem Erfolgsdruck, der einem dazu bringt sein literarisches Spiegelbild dem anzupassen, was die Allgemeinheit für toll befindet, auch immer wieder vor Augen halten.

Eine Aufmunterung für Pesti und ebenfalls alle anderen ist an dieser Stelle natürlich obligatorisch  :knuddel:


Antonia Assmann

Zitat von: Aquamarin am 09. Oktober 2011, 12:17:47
Hallo,

klar kenne ich das auch. Und es gab eine Zeit in diesem Jahr, da konnte ich den Tintenzirkel nicht aufsuchen, weil es mich irgendwie noch zusätzlich fertig gemacht hat. Ich neige ohnehin dazu, mich fulminant selbst unter Druck zu setzen und irgendwie war es dann einfach zuviel. Was nicht heißt, das ich allen hier den Erfolg nicht gönne, im Gegenteil! Ich finds toll, dass so viele Verträge bekommen, dass Bücher auf den Markt kommen etc. Aber es ist eben manchmal hart. Ich gehöre ja auch zur Ü30 Fraktion und hadere oft mit mir und meinem schreiben.
Aber es gibt auch einen Teil in mir, der ganz froh darüber ist, noch keinen Roman veröffentlicht zu haben, noch keiner Agentur und keinem Verlag verpflichtet zu sein. Denn auf diese Weise kann ich selbst steuern, wann ich soweit bin. Und wann das Buch soweit ist. Ich glaube, es ist auch eine Form von Glück, all das reifen lassen zu können, ohne noch Druck von außen zu spüren. Insofern kann diese Zeit "vor" den Verträgen etc ein Geschenk sein. So sehe ich das inzwischen. Meistens jedenfalls.

Wenn Dir schreiben Freude macht, dann schreib weiter. Es wird sowieso passieren, dass Du irgendwann wieder die Feder zückst.  ;)

Und dem kann ich nichts zufügen. Genauso ergeht es mir. Erging es mir. Jetzt habe ich einen Agenturvertrag, aber das hat nichts an allem geändert. Ich zweifel immernoch. Immerwieder.
Aber manchmal geht es auch besser. Ein Auf und Ab.
Kopf hoch, du bist nicht allein Pestillenzia!

Liebe Grüße
Antonia

moonjunkie

Jetzt wurde hier wirklich schon fast alles gesagt, aber ich wollte mich auch noch mit einbringen, damit Du siehst, wie vielen von uns es ähnlich geht, Pestillenzia!

Ich hatte den ich-bin-unveröffentlicht-und-deprimiert-Blues letztens auch wieder ganz stark, krabble gerade wieder aus dem schwarzen Loch raus. Auslöser war etwas ganz blödes, nämlich die Kommentare meiner Bekannten, die gerade in einem Druckkostenzuschussverlag veröffentlicht hat. Sie scheint sich dessen nicht richtig bewusst und belächelt mich ein wenig, weil ich es eben noch nicht geschafft habe. Ich habe zwar beteuert, mein Roman wäre noch nicht fertig, aber das gilt bei ihr scheinbar nicht. In solchen Momenten muss ich mir immer wieder klarmachen, dass ich das aber nicht möchte: für meine Veröffentlichung bezahlen. Ich möchte es so schaffen und deswegen versuche ich es weiter - wenn ich soweit bin - und bewerbe mich wieder bei Agenturen oder Kleinverlagen.

Ich habe bisher eine kleine Veröffentlichung in einer Anthologie, also noch eine weniger als Du. Dafür habe ich schon haufenweise Absagen kassiert, weil ich einfach mal gedacht habe: wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und so meinen ersten Roman an einige Agenturen geschickt habe. Alle haben abgesagt, immerhin habe ich von einer noch eine detaillierte Antwort bekommen mit ein paar Verbesserungsvorschlägen bekommen.

Was man tun kann: weiterschreiben. Wenn es sich fertig anfühlt, betalesen lassen und sich dann irgendwann trauen, es zu versuchen. Es kann doch auch so viele Gründe geben, warum man noch keine Agentur/Verlag gefunden hat. Das Thema passt nicht, gibt es schon zu oft, derjenige der das Manuskript auf den Tisch kriegt, hat einen schlechten Tag oder, oder, oder. Man darf sein Können nicht daran messen, glaube ich. Aber ich werde es einfach weiter versuchen, weiter dran arbeiten an meinem Roman, am nächsten und so weiter und irgendwann klappt es vielleicht.

ZitatIn der Tat sollte man sich nie runterziehen lassen von Dingen, die man nicht wirklich in der Hand hat, so schwer es einem fällt. Man kann versuchen, das beste von sich zu geben, aber es gibt immer tausend Dinge, die einem einen Strich durch die Rechnung machen können. Beim Schreiben und auch sonst. Wichtig finde ich nur, dass man, wenn einem etwas wirklich wichtig ist, das Beste gibt, das man geben kann. Selbst wer nur zum Spaß und für die Schublade schreibt, sollte das so gut machen, wie es ihm möglich ist, das sind wir unseren Geschichtchen doch irgendwie schuldig.

Das finde ich auch.

Rigalad

Ich glaube nicht einmal, dass diese Deprimiertheit so sehr mit den Veröffentlichungen zu tun. Vielmehr geht es darum, welche Ziele man vor Augen hat. Und wie noch man hinaus will.
Als vor knapp anderthalb Jahren meine erste Kurzgeschichte bei Torsten erschien, war ich überglücklich. Die Zweite folgte im Herbst. Ich war zufrieden. Dann habe ich für meine Vampire einen Kleinverlag gefunden. Aber so sehr ich mich auch gefreut habe, es war kein Vergleich dazu, als ich von einer Agentur genommen wurde. Es ist wieder ein Schritt, ein großer sogar, und nun, ein Jahr später, wo mein Skript zwar bei vielen Verlagen gut angekommen ist, aber dennoch nicht verkauft wurde, gerate ich langsam zu der Erkenntnis, dass es kein Vertrag ist, der diese Deprimiertheit besänftigt.
Mit jedem erreichten Ziel finden sich automatisch neue, schwerer zu erreichende Ziele. Der Kreislauf hört nie richtig auf. Die Freude ist für eine Weile da, aber dann möchte man weiterschreiten.

Deswegen: "Veröffentlicht sein" ist für mich gar nicht so sehr das Problem. Vielmehr wann man zufrieden ist, mit dem, was man hat. Denn als ich damals zu mir sagte: "Jetzt bist du bei Agentur XY, du hast mehr erreicht, als du erhofft hast" war das eigentlich nur eine Lüge mir selbst gegenüber.

Jetzt bin ich am selben Punkt wie fast alle hier. Ich bin deprimiert. Auch wenn das viele vielleicht nicht verstehen können. :)

P.S.: Fehler bitte ich zu entschuldigen. Smartphone.

Hanna

Ich reihe mich mal ein bei den depressiven unveröffentlichten Autoren. Allerdings weiß ich bei mir auch, dass die Depressionen bei mir nicht viel mit Veröffentlichung ja oder nein zu tun hat.

Was mir besonders an die Nieren geht, ist die Tatsache, dass ich mich nicht mehr richtig freuen kann. Ich war immer ein Mensch, der sich für andere gut freuen konnte. Jetzt tun die Erfolge der anderen einfach nur noch weh und ich hasse mich dafür. Ich tröste mich damit, dass es nur eine Phase ist. Ich weiß, dass es wieder besser wird, wenn ich wieder schreibe. Ich habe jetzt schon ewig nichts mehr geschrieben und das schlägt mir immer aufs Gemüt. In dem Moment, da ich wieder schreibe, wieder vollkommen drin bin in einem Projekt, werden Erfolge relativ. Ein Schriftsteller ist ein Mensch, der schreibt. Eine Veröffentlichung ist dabei nebensächlich. Aber im Moment schreibe ich nicht. Ich kann mich nicht als Schriftsteller fühlen und das ist es, was eigentlich wehtut. Ich hoffe, dass ich irgendwie wieder rauskomme aus diesem Tief, denn das Schreiben war immer das, was mich als Mensch ausgemacht hat. Ohne das Schreiben fühle ich mich unvollständig und unzufrieden. Ich brauche derzeit also viel weniger Erfolg als viel mehr ein Projekt, in das ich all meine Leidenschaft stecken kann. Und der Rest wird sich finden.
#notdeadyet

Thaliope

Hm, ich versuche meine Gedanken vielleicht nochmal etwas konkreter zu formulieren, weil ich wirklich niemandem auf die Füße treten will ...
Auch wenn die Ansprüche mit jeder Veröffentlichung wachsen, wenn man nie mit sich zufrieden ist und natürlich nie stehen bleiben will, wenn man in Selbstzweifeln versinkt, weil die Anforderungen von außen ins Unermessliche zu wachsen scheinen: Eines verändert sich mit einer Veröffentlichung, und das ist der Punkt, der mir - mir ganz persönlich, vielen anderen hier scheint es ganz anders zu gehen - so wichtig ist:
Was sich mit einer Veröffentlichung mit Sicherheit ändert, ist das Selbstverständnis als Autor. Dass einem von "offizieller Seite" bestätigt wird, dass man schreiben darf, kann und sollte. Das ist es, was ich mir wünsche. Das nicht zu haben, macht mich manchmal sehr traurig.

LG
Thali

gbwolf

Zitat von: Rigalad am 10. Oktober 2011, 12:44:28P.S.: Fehler bitte ich zu entschuldigen. Smartphone.
Bei der schönen Steilvorlage: Die Rechtschreibprüfung geht auch auf dem Smartphone  ;D

Wie Hanna so schön sagt, ist es oft ein Projekt, das einen richtig mitreißt, das einem fehlt. Oder wie Walter Moers sagen würde "Wenn das Orm über einen kommt". Aber es kommt auch der Punkt, an dem man viel in der Schublade hat, Projekte, von deren Qualität man überzeugt ist, und man möchte, das mehr als eine handvoll Menschen sie lesen, dass diese Gedankenwelt nicht nur in einem drin bleibt, sonder andere Menschen ebenso fasziniert und begeistert wie einen selbst, als man den Schreibflash hatte.
Mir fehlt das momentan auch sehr. Eigentlich müsste ich eine Leseprobe überarbeiten und hätte auch Lust drauf und eigentlich muss ich dringend mit dem Roman anfangen, den ich Ende März abgeben muss, aber es flashed mich gerade einfach nicht.

In Sachen "Veröffentlichungen anderer" habe ich zum Glück momentan wenig Probleme. Die meisten Sachen sind Projekte, die ich selbst so nicht schreiben könnte und wollte. Da ist es immer schön, wenn man ein Territorium für sich hat. Oder ich hätte in diesem Bereich nur eine vage Idee, andere haben sich die Mühe gemacht und den Roman dazu fertig geschrieben. Dann mache ich mich fertig, weil ich so faul bin.
Bei vielen Kurzgeschichtenveröffentlichungen: Lasst euch nicht ins Boxhorn jagen! Die Zusammenstellung von Anthologien muss eine gute Mischung berücksichtigen (Wie Verlagsprogramme ja auch, die nicht 5 Vampirromane nach dem gleichen Schema in einem Programm bringen können, egal wie gut sie ihnen gefallen), hängt stark vom Geschmack der Herausgeber ab, dann gibt es auch bei Kleinverlagen schon Hausautoren, etc. Und in die Anthologien, in die man total leicht reinkommt, da will man doch auch nicht unbedingt rein, oder? Meine ersten zwei Anthos sind qualitativ so mies, dass ich sie nichtmal verschenken wollte. Waren so schnellschnell Hobbyverlagsdinger und der Verlag fand noch, dass er ja so ein tolles Sprungbrett ... naja. Mittlerweile gibt es ihn nicht mehr. Das ist wie bei moonjunkies Bekannter. Natürlich können wir alle veröffentlichen, wenn wir dafür bezahlen, aber wir wollen ja nicht nur ein Buch gedruckt in der Hand halten, wir wollen ja auch, dass es den Leser erreicht. Oder wir wollen wenigstens einen engangierten Kleinverlag mit gutem Lektorat, guter Qualität und Verkäufen um 300 mit guten Reaktionen aus dem Fandombereich.

@Pestillenzia: Mir geht es immer noch nicht aus dem Kopf, was du da ansprichst. Also, es irgendwie zu schaffen, dass sich Autoren im Tintenzirkel immer wohlfühlen, ob sie jetzt unveröffentlicht sind, ob sie es einfach lieben, "nur" für Fanzines zu schreiben, ob sie hoch hinaus wollen und ihr Leben so gestalten, dass sie in Teilzeit arbeiten, um schreiben zu können, ob sie im Kleinverlag sind, ob sie einfach so Spaß am Schreiben haben ...
Eine Hobbyschreibergruppe wäre wieder so was Abgeschlossenes, etwas, das den Teilnehmern auch schnell das Gefühl vermitteln kann, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Bei den Veröffentlichungen versuchen wir ja immer, auch die ersten kleinen Schritte mit aufzunehmen, damit eben nicht jeder denkt, es müsste gleich der Spitzentitel bei Random House sein, aber irgendwie fehlt mir etwas. Ein Bereich, der einem Austausch dient, bei dem man sich wieder wertvoll fühlt. Die besten Textstellen oder Satzanfänge sind schon ein Anfang, ebenso die Romanrubrik, aber es ist schwierig. Textkritik in großem Stil wäre auch nichts. Da aber eventuell eine Aufweichung, in geschlossenen Gruppen/einer internen Rubrik auch Leseproben besprechen zu können? Ich weiß nicht, ob das zu weit vom eigentlichen Forum weg führt und ob das vom Moderationsaufwand her zu stemmen ist.

Wie seht ihr denn das? Liegt es eher daran, wie man persönlich mit Veröffentlichungen umgeht oder an der Struktur des Forums? Wie können wir euch entgegen kommen und helfen, den Druck rauszunehmen außerhalb von Arenen und NaNo, die ja auch immer etwas Dampfablassen helfen?

Zitat von: Sprotte am 09. Oktober 2011, 09:20:25Was kann helfen, um aus der aktuen "Ich schreib doch ohnehin nur Mist"-Phase auszubrechen? Betaleser, die einen persönlich nicht kennen! Auch das Federfeuer ist eine gute Möglichkeit, externe, unbefangene Stimmen zu bekommen. Dort wird Textkritik geleistet, die es hier im TZ absichtlich nicht gibt.
Da muss ich gestehen, dass ich gerade das nicht sinnvoll finde. Ich war jahrelang auf kurzgeschichten.de und muss sagen, dass es mir sehr viel gebracht hat, eine Kurzgeschichte wirklich auf jeden sprachlichen Fehler runterzubrechen. Dort zählt jedes Wort. Für einen Roman ist es sinnvoller, nur wenige Beispiele zu geben, wo man sprachlich eingreifen würde, statt alles rot anzumarkern. Dort ist es viel entscheidender für den Betaleser, sich in den Stil des Autors einzufühlen, Inkonsistenzen aufzuspüren, Figuren und die Struktur zu beurteilen. Also, den Autor in seinem Flow zu unterstützen, allgemeine Stärken und Schwächen zu besprechen. Da sehe ich im Federfeuer meistens mehr Kritik, die auf Sachen herumreitet, bei denen ein Autor nie mit dem Überarbeiten fertig wird. In einem Roman dürfen kleine Ungenauigkeiten sein, so lange das große Ganze stimmt. Und die meisten Kleinigkeiten wird der Autor ohnehin selbst finden, sobald er sich freigeschrieben hat und das Gesamtkonzept passt.

Serena Hirano

Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46
Liegt es eher daran, wie man persönlich mit Veröffentlichungen umgeht oder an der Struktur des Forums? Wie können wir euch entgegen kommen und helfen, den Druck rauszunehmen außerhalb von Arenen und NaNo, die ja auch immer etwas Dampfablassen helfen?
Mal abgesehen von dem komischen Gefühl eingeteilt zu werden...:

Hier gibt es ja auch das nette Thema Hobby-, Berufs- oder Berufungs-Schreiber. Schlussendliches Ergebnis, das ich aus dem Thread zog. Hobby und Beruf sind bei Schreiberei nicht genau zu trennen, aber allen von uns bleibt die Berufung und der dringliche Wunsch, es zu verfolgen.
Was macht denn der Hobbyschreiber nun, wenn er auf einmal doch veröffentlicht? Sich aus dem Hobbyteil abmelden und in die Ecke der beruflichen Schreiber ziehen? Klingt irgendwie nicht sehr förderlich. :hmhm?:

Außerdem könnte man doch trotzdem noch überall die Erfolge der anderen lese, sehen, darüberstolpern etc. (Und wenn man nur beim Bummel in der Buchhandlung drüberstolpert) Also die Problemstellung kann letztlich nicht in einem einzigen Erfolge-Thread begraben liegen.

Rigalad

#39
Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46
Bei der schönen Steilvorlage: Die Rechtschreibprüfung geht auch auf dem Smartphone  ;D

Ohja! Und was für eine!

Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46
Wie seht ihr denn das? Liegt es eher daran, wie man persönlich mit Veröffentlichungen umgeht oder an der Struktur des Forums? Wie können wir euch entgegen kommen und helfen, den Druck rauszunehmen außerhalb von Arenen und NaNo, die ja auch immer etwas Dampfablassen helfen?

Ich glaube, es ist eine Mischung aus beidem. Ich persönlich habe auch Phasen, in denen es mir schwer fällt, andere AutorInnen beim Erfolg feiern zuzusehen. Allerdings bemerkte ich das nicht vorwiegend hier, sondern eher bei Montsegur oder der Vernetzung über Soziale Netzwerke mit anderen Autoren. Gerade bei Letzterem wird einem deren Erfolg mehr vor Augen geführt, weil sich da natürlich auch die Leser tummeln.

Aber wie kann man hier helfen? Ich finde, wir haben hier ein gut funktionierendes Betalesensystem, mit dem man sich schon hilfreich unterstützen kann. Ich weiß nicht, inwiefern sowas gehen würde, aber vielleicht kann man ja die Skriptschmiede etwas umfunktionieren, dass die "Hobbyautoren" verstärkt Rat von den etwas Erfahreneren bekommen können. Sprich: Diejenigen, die sich mit einem Exposé und einer Leseprobe bewerben wollen, können sich gezieler an die richten, die vielleicht schon eine Agentur oder einige Veröffentlichungen haben. Das große Problem wäre nur, ob diese auch die nötige Zeit dafür aufwenden können.
Ich kann für mich persönlich sagen, dass ich am meisten von denen gelernt habe, die in ihrer Entwicklung schon viel weiter sind als ich. Und ich versuche wiederum, diese Erfahrung an SchreiberInnen weiter zu geben, die noch nicht so weit sind wie ich.

Ob sich sowas machen lässt, ist dann allerdings eine ganz andere Frage. Ich wollte nur mal in den Raum werfen, was mir immer geholfen hat. :) Denn eine Trennung fände ich unglücklich. Am Ende lernt man immer von anderen, ob es nun gute oder auch schmerzhafte Erfahrungen sind.

Zitat von: Thaliope am 10. Oktober 2011, 13:10:51
Was sich mit einer Veröffentlichung mit Sicherheit ändert, ist das Selbstverständnis als Autor. Dass einem von "offizieller Seite" bestätigt wird, dass man schreiben darf, kann und sollte. Das ist es, was ich mir wünsche. Das nicht zu haben, macht mich manchmal sehr traurig.

Ich kann sehr gut verstehen, wie du das meinst. Wirklich. Aber ich glaube, diese Art von offizielle Sicherheit gibt es nicht. Hat man später Phasen, in denen es wieder mäßig läuft, beginnen wieder ähnliche Fragen in einem zu flüstern: Ob der vorige Verleger sich vielleicht in einem geirrt hat, ob man eigentlich doch nicht so gut ist.
Geschmäcker sind subjektiv und das wird einen in Verbindung mit den üblichen Faktoren (Trend, Glück etc.) immer verfolgen. Dafür sind wir als Künstler eben Künstler. Es gibt keine Konstante.

Trotzdem verstehe ich natürlich, dass man die erste Veröffentlichung herbei sehnt. Es ist ein schönes Gefühl, seinen Namen auf dem Buchrücken zu sehen, und sein eigenes Werk vielleicht irgendwo im Regal zu finden. In diesem Moment gibt es wohl kaum etwas Besseres.
Aber ich glaube ganz fest, dass das mit der Zeit bei jedem klappen kann!  :knuddel:

Runaway

Ich hab auch noch keine große Veröffentlichung gelandet, aber das war u.a. für mich der Grund, überhaupt herzukommen. Mich interessiert ja, wie diejenigen, die schon veröffentlicht wurden, das angestellt haben. Natürlich spielt da auch immer der kleine Teufel Neid mit, das kennt wohl jeder. Nicht der, daß ich es den anderen nicht gönne, aber man will ja selbst auch.
Aber genau dahingehend kann man ja hier Erfahrungen sammeln und das find ich so wichtig! Ein Forum, in dem sich nur Unveröffentlichte tummeln, ist nicht gesund, weil man dann zu sehr im eigenen Saft schmort, und ein Profi-Forum wie Montsegur schmort auch im eigenen Saft, aber eben anders... die Mischung ist doch grad gut!

Pestillenzia

Zitat von: Thaliope am 10. Oktober 2011, 13:10:51
Dass einem von "offizieller Seite" bestätigt wird, dass man schreiben darf, kann und sollte. Das ist es, was ich mir wünsche. Das nicht zu haben, macht mich manchmal sehr traurig.

Thaliope, das trifft genau, was ich denke. Natürlich würde ich gerne veröffentlichen, meinen und nur meinen Namen auf einem Buchcover lesen, das steht außer Frage. Aber noch viel wichtiger ist für mich genau das, was du ansprichst: ein "offizielles" Okay zu bekommen, am besten von einem Profi. Ein Okay, das bestätigt, dass ich schreibe kann, dass ich nicht so unfähig bin, wie ich mich fühle und einschätze.

Natürlich werden durch so ein Okay weitere Begehrlichkeiten geweckt, der Rattenschwanz wird nie abreißen, aber das ist meiner Meinung nach bei allen Dingen so, die man mit Leidenschaft tut.
Ich war vor Ausbruch meiner Krankheit begeisterte Läuferin, mein Traum war es, einen Marathon zu schaffen. Ich wollte keine Spitzenzeit, weil das unrealistisch gewesen wäre. Ich wollte nur aufrecht und auf meinen eigenen Beinen ins Ziel.
Ich habe trainiert und ich bin ihn gelaufen - und habe ihn geschafft. Aber dennoch habe ich mein Ziel verfehlt, denn ich war langsamer als ich geplant hatte und so wollte ich noch einen laufen. Aber das hätte ich auch gewollt, wenn ich meine Zielzeit erreicht oder sogar unterboten hätte. Dann hätte ich noch schneller laufen wollen. Oder dann nicht nur einen sondern zwei im Jahr.
Aber trotz allem hatte ich die Bestätigung, dass ich 42,195 km laufen kann.
Die Bestätigung, dass ich schreiben kann, habe ich noch nicht.

Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46

@Pestillenzia: Mir geht es immer noch nicht aus dem Kopf, was du da ansprichst. Also, es irgendwie zu schaffen, dass sich Autoren im Tintenzirkel immer wohlfühlen, ob sie jetzt unveröffentlicht sind, ob sie es einfach lieben, "nur" für Fanzines zu schreiben, ob sie hoch hinaus wollen und ihr Leben so gestalten, dass sie in Teilzeit arbeiten, um schreiben zu können, ob sie im Kleinverlag sind, ob sie einfach so Spaß am Schreiben haben ...

Es ist nicht so, dass ich mich hier nicht wohlfühle, Wölfin, das ganz sicher nicht. Der Tintenzirkel ist garantiert nicht "schuld" an meiner Depri-Phase. Ganz im Gegenteil, ich finde dieses Miteinander von Profis und Amateuren schön, vor allem, weil es keinerlei Standesdünkel gibt. Unveröffentlichte sind genauso viel "wert" wie diejenigen, die ihren Lebensunterhalt durch das Schreiben bestreiten. Das ist in anderen Foren oft nicht so, da erachten es die Alteingesessenen nicht einmal für notwendig, sich mit Neulingen abzugeben.

Aber ich weiß nicht, ob es so gut ist, den Unveröffentlichten ihre eigene kleine ökologische Nische zu schaffen. Einerseits können sie sich dort gegenseitig motivieren, aber andererseits habe ich die Befürchtung, dass sich dann eine interne Trennung zwischen Veröffentlichten und Unveröffentlichten einschleichen könnte und das fände ich sehr sehr schade.

Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46(...) aber irgendwie fehlt mir etwas. Ein Bereich, der einem Austausch dient, bei dem man sich wieder wertvoll fühlt.
Ich glaube nicht, dass es dazu einen eigenen Bereich braucht. Mir hat dieser Thread, in dem so viele ihre Meinung gesagt, ehrlich über ihre eigenen Zweifel und Rückschläge gesprochen haben und mir (und natürlich auch allen Leidensgenossen) Mut zugesprochen haben, dabei geholfen, mich wieder wertvoller zu fühlen.
Keiner hier weiß, wie ich schreibe, ob grottenschlecht oder akzeptabel, aber trotzdem werde ich ernst genommen. Das ist wirklich verdammt viel wert.
Aber dennoch werden die Zweifel an meinen Fähigkeiten als Autor wieder aufflammen, vermutlich bis ich schlussendlich in die Grube falle.

Sven

Zitat von: Dani am 10. Oktober 2011, 14:19:21
... die Mischung ist doch grad gut!
Zum einen das, aber zum anderen auch die Ehrlichkeit und Offenheit der Veröffentlichten. Die Ehrlichkeit, die einem hier im Zirkel zuteil wird, ist meines Erachtens beispiellos.
Nur so kann man selbst einschätzen, wo man steht, und ob es "normal" ist, was man so fühlt.

Ich habe mich mit Natalja Schmidt über Exposés unterhalten. Ich habe ihr erzählt, dass ich das Schreiben von Exposés ganz fürchterlich finde, weil man nie wirklich weiß, was der Agent/ Lektor gerade will und worauf er so steht. Es gesellte sich eine junge Dame zu uns, die mir empfohlen hat, die und die Seite im Internet zu studieren und mir Ratgeber zu kaufen (danke, da wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen^^). Dann drehte sich Christoph Hardebusch zu mir und sagte:
"Ich kann auch keine Exposés schreiben."

Ich finde, das sind Aussagen, die einem helfen und aufbauen. Solche Aussagen bekommt man nicht irgendwo. Wie schade wäre es, wenn sich die Autoren, die noch nicht so weit sind, abkapseln würden, wo sie doch Infos aus erster Hand bekommen können. Nein, die Mischform des Forums ist gut, so wie sie ist.
Ist man wegen der Erfolge der anderen depressiv, tut es hier im Forum zwar besonders weh (weil wir uns halt alle recht ähnlich sind), aber ich schätze, das ist der Preis.
Beste Grüße,
Sven

gbwolf

@Pestillenzia: Hm. Einen eigenen Bereich für Unveröffentlichte meine ich gar nicht. Das wäre wirklich nichts. Aber eine Form des Austauschs, die einem Hilfe und evtl. Bestätigung anbieten kann oder einfach nur eine Plattform, um etwas aus seinem Werk zu präsentieren, nicht mehr nur so mit sich allein zu werkeln.

Andererseits steht es auch jedem frei, zum Beispiel einen Thread über das Verfassen von Rezensionen zu erstellen (Da gibt es ja auch Regeln) oder was über Fanzines zu berichten oder wie man Liedtexte verfasst und an den Mann bringt oder welche Fandomveranstaltungen es gibt und von dort zu berichten. Also einfach, die Vielfalt an Themen zu erhöhen, die sich nicht nur auf das Veröffentlichen von Romanen und anbieten von Manuskripten beschränken.

Schommes

Zitat von: Thaliope am 10. Oktober 2011, 13:10:51
Dass einem von "offizieller Seite" bestätigt wird, dass man schreiben darf, kann und sollte.
Thali: Diese Bestätigung kann Dir auch ganz schnell wieder entzogen werden. Nur die Fallhöhe ist dann noch etwas größer und der Aufprall schmerzhafter.