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Ich hab den "Unveröffentlicht und deprimiert"-Blues

Begonnen von Pestillenzia, 09. Oktober 2011, 08:58:19

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Thaliope

@Pestillenzia: Schön, dass du mich verstehst.

@Schommes: Das weiß ich. Bin ja nicht blöde.
Aber möchtest du tauschen?


Schommes

Zitat von: Thaliope am 10. Oktober 2011, 15:19:47
@Schommes: Das weiß ich. Bin ja nicht blöde.
Aber möchtest du tauschen?
Neee, aber frag mich nochmal Ende Mai, wenn die Deadline heranrauscht. Geht mir ja nur darum, dass das alles immer nur Etappensiege sind, die dann den Weg für neue wundervolle Versagensängste, Depressionen und Blockaden eröffnet, die man bisher noch gar nicht kannte. Ich ertappe mich manchmal bei dem Gedanken: "Ich hätte mir mit der Bewerbung bei den Agenturen noch ein bisschen Zeit lassen sollen, um mein Können noch etwas mehr zu entwickeln, bevor ich mich ins offene Meer wage." Auf der anderen Seite weiß ich natürlich genau, dass ich es in der selben Situation wieder genauso ungestüm angehen würde.

Snöblumma

Es ist beruhigend zu sehen, dass wir alle unser Scherflein zu tragen haben, egal in welchem Stadium der schriftstellerischen Entwicklung wir uns befinden. Was wäre das Leben ohne Herausforderungen :).

@Pestillenzia und Thali
Ich bin da voll bei euch. Besonders deine Worte im Hinblick auf den Wunsch nach "professioneller" Anerkennung, Thali, kann ich nachvollziehen.
Klar, Schreiben ist mein Hobby, so wie Sport und Nähen und ein paar andere Sachen. Beim Sport merke ich meinen Fortschritt ganz von selbst, weil ich jeden Monat mehr Treppenstufen schaffe, ohne ins Schnaufen zu geraten. Beim Nähen bekomme ich Anerkennung, wenn ich meine Kleider austrage und Leute sich bewundernd umdrehen, Photos haben wollen oder ich mich einfach nur gut fühle, das reicht mir sogar schon. Ich gebe offen zu, dass ich (wie wahrscheinlich jeder Mensch) gerne die Anerkennung anderer bekomme, insbesondere die Anerkennung Wildfremder, weil die ja keinen Grund haben, mir zu schmeicheln. Beim Schreiben ist es schwierig, Fortschritt festzustellen, wenn man irgendwann an dem Punkt ist, an dem man vor der Entscheidung steht, das ganze zu professionalisieren oder als Hobby laufen zu lassen.

Wahrscheinlich ist das Betalesen hier wirklich eine wahre Hilfe. Noch traue ich mich nicht, diesen Schritt zu machen, aber das könnte hier sicherlich Wunder wirken.
Aber der TZ ist sicherlich nicht schuld an solchen Gefühlen. Wer sich hierher begibt, hat zumindest den Wunsch, sein Schreiben zu verbessern, wage ich zu behaupten, und irgendwo in sich trägt er auch den Wunsch nach Anerkennung und Veröffentlichung, egal wie fernliegend der Verstand letzteres sieht. Ich finde die Mischung hier richtig toll, und es holt einen ja auch auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn man die Probleme und Erfahrungen anderer Schriftsteller liest. Insofern: wir haben hier sicherlich alle Möglichkeiten, dieses Deprigefühl zu bekämpfen, das passt meiner Meinung nach wunderbar.

Ansonsten (und das gilt auch für mich selber, da nehme ich mich nicht aus) sollte man sich vielleicht gelegentlich vor Augen führen, dass ein Hobby keine Rechtfertigung braucht und eigentlich keine offizielle Bestätigung. Wenn es dir Spaß macht, zu schreiben, Figuren zu entwerfen, Welten zu bauen, wieso nicht? Es ist nicht sinnvoller oder sinnloser als sich selber Kleider zu nähen, LARP zu spielen, joggen zu gehen oder Schi zu fahren. Solange es dir selber irgendetwas wertvolles zurückgibt, reicht das doch erst mal.

Und dann entscheide dich, ob du den Druck, an die Öffentlichkeit zu gehen, auf dich nehmen willst oder ob du es bei Spaß an der Freude belässt. Das eine ist meiner Meinung nach genauso gut wie das andere, solange es dir selber dabei gut geht. Mehr Rechtfertigung braucht es nicht!


Sorella

Zitat von: Snöblumma am 10. Oktober 2011, 15:56:28
Wahrscheinlich ist das Betalesen hier wirklich eine wahre Hilfe. Noch traue ich mich nicht, diesen Schritt zu machen, aber das könnte hier sicherlich Wunder wirken.

Kann ich verstehen. Trotzdem bist du hier im TZ an die beste Adresse zum Weiterentwickeln deiner Fähigkeiten gekommen. Du musst dich nur langsam rantasten.

Ich habe im Forum zuerst selber für andere Beta gelesen, dann habe ich mich eines Tages getraut und Dani das erste Kapitel meiner Geschichte geschickt, mit der Bitte, mir ehrlich zu sagen, ob mein Schreibstil annehmbar ist oder ob ich mir nur einbilde, schreiben zu können. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr, als ich auf ihre Antwort gewartet habe. Ich weiß sogar noch, wo ich mich befand, als ihr Feedback kam. Zum Glück war es dann positiv - sie hat aufgrund ihrer Schreiberfahrung aber auch immer viele Tipps, was ich noch besser machen kann. Erst viel später habe ich die Geschichte dann ins Betaleserboard gestellt. Auch da habe ich nur nette Menschen gefunden, die mir irrsinnig viel geholfen haben. Manchmal hat sich auch per PN etwas ergeben, z. B. wenn man ähnliche Genre schreibt, wie moonjunkie und ich. Wir haben dann die Texte ausgetauscht und gemeinsam über fehlende Rückmeldung von Agenturen gejammert  ;) 

Hier sind wirklich ausnahmslos Leute unterwegs, die genau so sind, wie du. Daher kannst du an niemanden geraten, der dich und dein Werk niedermacht oder einfach nur rummeckert, ohne zu wissen, wovon er spricht. Und was man noch lernt: letzendlich ist es DEIN Text, du brauchst nicht alle Dinge ändern, die dir die Betaleser vorschlagen. Manche Dinge lass ich dann einfach mal so stehen, und sage: Ich schreib das halt so.

Ach, noch was. Ich finde die Mischung hier übrigens super. Davon profitieren alle: die Veröffentlichten werden immer wieder geerdet und die nicht Veröffentlichten bekommen hautnah mit, was es bedeutet plötzlich Schreiben als Leistung zu erfahren.   

So. Wie kriege ich jetzt die Kurve wieder aus dem OT? Gar nicht  ;D

@Dani Danke für deine Analyse der Porschegeschichte im oberen Post.  :knuddel:  Du hast, wie so oft, völlig Recht damit.

Franziska

@Tali: ich kann dich total gut  verstehen, mir geht es genauso. Ich würde zwar auch schreiben, wenn ich nie was veröffentliche. Aber anders als beim Musikmachen oder malen möchte ich beim Schreiben Geschichten erzählen, die auch andere lesen sollen. Ich denke, ich habe etwas zu sagen, und dass möchte ich nicht nur mir selbst erzählen. Wenn ich einmal einen Anthologiebeitrag in einer hochwertigen Anthologie unterbringen könnte, würde mir das schon viel Bestätigung geben. Aber bisher hat es nie geklappt, und ich weiß nicht, ob ich es demnächst noch mal versuche. Irgendwann glaubt man doch, dass man gar nicht schreiben kann. Es ist natürlich auch quatsch, zu jammern, dass man nicht veröffentlicht wird, wenn man es gar nicht versucht, das ist mir schon klar. Wenn ich neidisch bin, dann eher auf die, die so professionell schreiben können und es immer wieder versuchen. Dass es wenn man eine Agentur hat oder gar schon einen Roman veröffentlicht nicht automatisch mit Selbstzweifeln aufhört, ist irgendwie ernüchternd, aber auch logisch. Ich glaube aber, mich würde es schon extrem glücklich machen, wenn ein paar Tausend Bücher von mir gedruckt werden. Selbst wenn Leute nur meine Texte lesen, ohne dass ich Geld dafür kriege und sie mir dann sagen, dass sie ihnen gefallen haben, freue ich mich jedes Mal total, denn das ist das, was ich erreichen möchte. Aber Geld dafür zu bekommen ermöglicht einem einfach, sich dann auch die Zeit dafür zu nehmen, und das wünsche ich mir gerade sehr. Ich denke, ich würde mit mehr Elan schreiben, wenn ich wüsste, es wird veröffentlicht. Mehr Druck ja, aber auch ein anderes Gefühl.

Schommes

Zitat von: Franziska am 10. Oktober 2011, 17:12:34
Aber Geld dafür zu bekommen ermöglicht einem einfach, sich dann auch die Zeit dafür zu nehmen, und das wünsche ich mir gerade sehr.
Damit Du das schaffst, musst Du dann aber wiederum Geld in einem Ausmaß verdienen, dass Du zum Beispiel von Deinem Hauptjob ein bisschen abrücken kannst, wenn das geht. Und dafür muss es dann schon wieder ordentlich viel sein.

Runaway

#51
Zitat von: Sorella am 10. Oktober 2011, 17:02:32
Ich habe im Forum zuerst selber für andere Beta gelesen, dann habe ich mich eines Tages getraut und Dani das erste Kapitel meiner Geschichte geschickt, mit der Bitte, mir ehrlich zu sagen, ob mein Schreibstil annehmbar ist oder ob ich mir nur einbilde, schreiben zu können. So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr, als ich auf ihre Antwort gewartet habe. Ich weiß sogar noch, wo ich mich befand, als ihr Feedback kam. Zum Glück war es dann positiv - sie hat aufgrund ihrer Schreiberfahrung aber auch immer viele Tipps, was ich noch besser machen kann.
Meiiiin Gott, gleich heb ich aber ab ;D Aber sowas ist auch völlig klar für mich - da ich selbst sinnvolles Feedback sehr schätze, verteile ich auch nur solches. Ich hab halt damals, als ich noch meine Fanfictionseite geleitet hab, die Geschichten immer erst alle gelesen und Korrektorat gemacht, weil ich keinen Unfug bei mir haben wollte. Ich hab auch Geschichten, die mich nicht überzeugt haben, abgelehnt - immer freundlich, mit Verbesserungsvorschlägen und ich hab auch immer Dinge gelobt, die gut waren. Da waren die Leute immer ganz baff.
Und das find ich traurig, denn anscheinend scheint Feedback geben allgemein nicht so gut zu laufen... Dabei ist doch gerade das wichtig fürs Selbstbewußtsein und auch dafür, sich zu verbessern!

Pestillenzia

Zitat von: Snöblumma am 10. Oktober 2011, 15:56:28
Ich gebe offen zu, dass ich (wie wahrscheinlich jeder Mensch) gerne die Anerkennung anderer bekomme, insbesondere die Anerkennung Wildfremder, weil die ja keinen Grund haben, mir zu schmeicheln.

Treffer - versenkt!  :jau:
Genau das ist es. Kein Gefälligkeitslob, sondern ein  :jau:, weil es derjenige genau so empfindet.

@Schommes: wenn man etwas erreicht hat, auf das man lange hingearbeitet hat, ist die Fallhöhe immer ganz anders und der Schmerz größer. Das ist nicht nur beim Schreiben so. 
Einen erfolgreichen Sportler schmerzt die Erkenntnis, dass er mit den Jüngeren nicht mehr mithalten kann, genauso, wie einen Autor, der abgelehnt oder verrissen wird. Wenn nicht noch mehr, weil der Sportler weiß, dass es für ihn sicher nicht mehr weiter geht.
Aber das, was möglicherweise nach der Anerkennung kommt, ist für mich kein Grund, sie mir nicht dennoch zu wünschen.

Franziska

Zitat von: Schommes am 10. Oktober 2011, 17:37:16
Damit Du das schaffst, musst Du dann aber wiederum Geld in einem Ausmaß verdienen, dass Du zum Beispiel von Deinem Hauptjob ein bisschen abrücken kannst, wenn das geht. Und dafür muss es dann schon wieder ordentlich viel sein.
ja, das ist mir natürlich klar, aber ich habe da nicht (noch nicht) die hohen Gehaltsansprüche.

Hm, irgendwie hatte ich meistens Pech mit Betalesern. Ich habe eine gute, aber woanders gefunden.

Schommes

Zitat von: Franziska am 10. Oktober 2011, 18:29:58
ja, das ist mir natürlich klar, aber ich habe da nicht (noch nicht) die hohen Gehaltsansprüche.
Die Gehaltsansprüche haben dann natürlich später eventuell auch was damit zu tun, wie viele Münder und Schnauzen von Deinem Gehalt zehren.

Franziska

Zitat von: Die Wölfin am 10. Oktober 2011, 13:46:46



Eine Hobbyschreibergruppe wäre wieder so was Abgeschlossenes, etwas, das den Teilnehmern auch schnell das Gefühl vermitteln kann, sich ständig rechtfertigen zu müssen. Bei den Veröffentlichungen versuchen wir ja immer, auch die ersten kleinen Schritte mit aufzunehmen, damit eben nicht jeder denkt, es müsste gleich der Spitzentitel bei Random House sein, aber irgendwie fehlt mir etwas. Ein Bereich, der einem Austausch dient, bei dem man sich wieder wertvoll fühlt. Die besten Textstellen oder Satzanfänge sind schon ein Anfang, ebenso die Romanrubrik, aber es ist schwierig. Textkritik in großem Stil wäre auch nichts. Da aber eventuell eine Aufweichung, in geschlossenen Gruppen/einer internen Rubrik auch Leseproben besprechen zu können? Ich weiß nicht, ob das zu weit vom eigentlichen Forum weg führt und ob das vom Moderationsaufwand her zu stemmen ist.

Wie seht ihr denn das? Liegt es eher daran, wie man persönlich mit Veröffentlichungen umgeht oder an der Struktur des Forums? Wie können wir euch entgegen kommen und helfen, den Druck rauszunehmen außerhalb von Arenen und NaNo, die ja auch immer etwas Dampfablassen helfen?
Da muss ich gestehen, dass ich gerade das nicht sinnvoll finde. Ich war jahrelang auf kurzgeschichten.de und muss sagen, dass es mir sehr viel gebracht hat, eine Kurzgeschichte wirklich auf jeden sprachlichen Fehler runterzubrechen. Dort zählt jedes Wort. Für einen Roman ist es sinnvoller, nur wenige Beispiele zu geben, wo man sprachlich eingreifen würde, statt alles rot anzumarkern. Dort ist es viel entscheidender für den Betaleser, sich in den Stil des Autors einzufühlen, Inkonsistenzen aufzuspüren, Figuren und die Struktur zu beurteilen. Also, den Autor in seinem Flow zu unterstützen, allgemeine Stärken und Schwächen zu besprechen. Da sehe ich im Federfeuer meistens mehr Kritik, die auf Sachen herumreitet, bei denen ein Autor nie mit dem Überarbeiten fertig wird. In einem Roman dürfen kleine Ungenauigkeiten sein, so lange das große Ganze stimmt. Und die meisten Kleinigkeiten wird der Autor ohnehin selbst finden, sobald er sich freigeschrieben hat und das Gesamtkonzept passt.


darüber habe ich auch schon öfter nachgedacht. Ich weiß, dass Textkritik hier nicht gewollt ist, aber ich finde deinen Vorschlag gar nicht so schlecht. Ich habe beim ff auch die Erfahrung gemacht, dass es kaum was bringt, bei Romanausschnitten jeden Satz oder jedes Wort zu kritisieren, außerdem habe ich nicht die Zeit in verschiedenen Foren so aktiv zu sein. Ich denke, die meisten würden nicht Textausschnitte öffentlich stellen wollen, auch ein Grund, warum ich mich aus dem  FF zurückgezogen habe. Aber ich bin auch total neugierig, was die anderen so schreiben, aber im Romanboard alles zu lesen ist anstrengend, zumal kommt es in so einer langen Zusammenfassung kaum die Athmosphäre eines Textes rüber. Betalesen kann man natürlich auch, und es gibt auch noch die Tintenschnipsel, aber das ist wohl nicht so richtig zum kritisieren gedacht. Ich fände es toll, wenn man irgendwo Textproben einstellen könnte, egal, ob man die jetzt zur Kritik freigibt, oder nicht, vielleicht wäre es echt sinnvoll, dafür Gruppen zu bilden, evtl. außerhalb des Forums. Aber ich verstehe andererseits auch, warum es bisher nicht gewünscht war, dass es hier irgendeine Form von Textkritik gibt. Irgendwie echt schwierig. Moderieren könnte man ja wie in der Plotgruppen verteilen.


Auf jeden Fall finde ich nicht, dass man irgendwie ausgegrenzt würde, wenn man unveröffentlicht ist, und das finde ich schon mal eine große Leistung des Forums, dass es hier nicht so ein Konkurrenzdenken gibt, denn das ist ja wirklich nicht selbstverständlich.
Ich bin im Moment eher in dem - Ich kann nicht mal was schreiben, was ich veröffentlichen möchte-Blues.

Maja

Mir macht im Moment auch mein unveröffentlichter Status zu schaffen. Das liegt nicht am Erfolg der anderen, auch wenn ich gestehen muss, dass ich selbst schon das ein oder andere Mal damit gerungen habe. Da es aber gerade einige meine besten Freunde sind, die Erfolg haben, finde ich es ziemlich leicht, denen das auch zu gönnen, vor allem weil ich weiß, dass sie es verdient haben.

Aber ich brauche relativ dringend einen Buchvertrag, mit dem ich Geld im vierstelligen Bereich verdienen kann, um aus meiner Arbeitslosigkeit ausbrechen zu können, ohne eine Stelle annehmen zu müssen, in der ich wieder nur an meiner eigenen unzureichenden Gesundheit scheitern werde. Ich möchte mich selbständig machen und dafür Selbständigenförderung beantragen, runter vom Arbeitslosengeld, und das geht nicht ohne Buchvertrag.

Ich bin seit bald drei Jahren bei einer wunderbaren Agentur unter Vertrag und finde, es wird allmählich mal Zeit, dass auch ich mal Erfolg habe. Alles halbe Jahr setze ich riesige Hoffnungen in die Buchmesse, und gerade ist es wieder soweit, und doch rechne ich irgendwie nicht damit, dass es dieses Mal mehr wird als bei den letzten Malen davor. Nächste Woche habe ich einen Termin bei meiner Sachbearbeiterin und darf der dann meine Bewerbungen vorlegen und muss so tun, als ob ich wer weiß wie bemüht wäre, wieder in Lohn und Brot zu finden, dabei will ich das eigentlich gar nicht. Alles was ich will, ist schreiben, bis der Arzt kommt.

Ich weiß, dass in einem Forum wie diesem, wo Amateure, Ehrgeizige und Profis durcheinandergewirbelt werden, leicht Begierlichkeiten geweckt werden können und auch Neid aufkommen kann. Aber das ist ein Preis, den wir zu zahlen bereit sind, um den Tintenzirkel als das zu erhalten, was er jetzt ist. In Foren wie Montsegur, wo man einen gewissen Erfolg vorweisen muss, um überhaupt aufgenommen zu werden, ist das vielleicht anders, und auch in reinen Hobbyautorencommunities, in denen eine Anthlogieveröffentlichung das Äußerste ist. Aber ebensowenig wie geschlossene Ghettos für Veröffentlichte wird es hier jemals Nur-Hobby-Bereiche geben.

Das schöne ist, mitanzusehen, wie sich die Leute hier entwickeln. Die als junge aufstrebende Autoren kommen, die gerade ihren ersten Roman fertiggestellt haben, und ein paar Jahre später haben sie dann eine Agentur und dann kommt irgendwann das erste Buch raus... Ich muss gestehen, sowas finde ich viel toller, als wenn wir die Bewerbung von einem etablierten Bestsellerautoren bekommen, der glaubt, allein seine Veröffentlichungen müssten ihm schon eine Mitgliedschaft hier garantieren. Nicht, dass wir uns nicht auch über großartige Bewerbungen erfolgreicher Autoren freuen - aber es ist nicht der Erfolg, woran wir die Leute hier messen. Es sind die Dinge des Miteinanders, auf die es ankommt.

Und daran wird sich auch dann nichts ändern, wenn ich selbst mal in die Riege der Veröffentlichten gehöre.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Winkekatze

#57
Zitat von: Maja am 12. Oktober 2011, 03:20:12

Aber ich brauche relativ dringend einen Buchvertrag, mit dem ich Geld im vierstelligen Bereich verdienen kann, um aus meiner Arbeitslosigkeit ausbrechen zu können, ohne eine Stelle annehmen zu müssen, in der ich wieder nur an meiner eigenen unzureichenden Gesundheit scheitern werde. Ich möchte mich selbständig machen und dafür Selbständigenförderung beantragen, runter vom Arbeitslosengeld, und das geht nicht ohne Buchvertrag.
Nächste Woche habe ich einen Termin bei meiner Sachbearbeiterin und darf der dann meine Bewerbungen vorlegen und muss so tun, als ob ich wer weiß wie bemüht wäre, wieder in Lohn und Brot zu finden, dabei will ich das eigentlich gar nicht. Alles was ich will, ist schreiben, bis der Arzt kommt.

Damit beschreibst du so ziemlich meine momentane Situation. Schon bevor ich im Juni arbeitslos wurde wusste ich, dass es mit meinem Job so nicht weitergehen kann. Abgesehen vom höllischen Betriebsklima in meiner Firma, habe ich schlicht und unergreifend vor 14 Jahren den falschen Beruf gewählt. Einfach, weil ich zu der Zeit keine andere Möglichkeit sah. Um mich doch noch zu verändern, habe ich deshalb angefangen mein Abitur nachzuholen, mit der Option später zu studieren. Mir wird immer mehr klar, dass ich etwas Kreatives machen möchte und ich möchte keinen Chef mehr haben. Ich möchte mein eigener Chef sein. Aber irgendwie komme ich zurzeit nicht recht Voran und muss mich bewerben, obwohl ich am liebsten nie wieder ein Büro von innen sehen möchte.  vvVon meiner Gesundheit möchte ich mal gar nicht anfangen.  ::)

Äh ja, was ich eigentlich sagen wollte, ich kann nicht behaupten, dass ich mich durch die Veröffentlichungen von anderen irgendwie benachteiligt, abgeschreckt, etc...fühle. Ich freue mich eher darüber und sehe es als Ansporn, dass es durchaus möglich ist eine Veröffentlichung überhaupt zu erreichen. Da hat man wenigstens ein Ziel auf das man hinarbeiten kann, auch wenn es noch in weiter Ferne liegen sollte. Ich lese auch gerne über die Erfahrungen der Veröffentlichten. Dann weiß ich wenigstens schon wie der Hase läuft.  ;D

@Pestillenzia
Halt die Ohren steif, wie mein Vater immer so schön sagt, es kommen wieder bessere Tagen. Ich habe mein Tief vom letzten Wochenende auch (erstmal) überwunden.
"Das Licht am Ende des Tunnels ist oft nur eine sterbende Leuchtqualle! (Walter Moers- Die Stadt der träumenden Bücher)

Tintenweberin

Zitat von: Winkekatze am 12. Oktober 2011, 10:43:20
Mir wird immer mehr klar, dass ich etwas Kreatives machen möchte und ich möchte keinen Chef mehr haben. Ich möchte mein eigener Chef sein. Aber irgendwie komme ich zurzeit nicht recht Voran und muss mich bewerben, obwohl ich am liebsten nie wieder ein Büro von innen sehen möchte. Von meiner Gesundheit möchte ich mal gar nicht anfangen.  ::)

Ich hoffe, ihr nehmt es einer "alten Frau" nicht übel, wenn sie ein bisschen klugscheißert ...

Kreativ sein und gelegentlich auch ein bisschen Geld dafür haben wollen ist eine Sache. Mit der Kreativität selbständig zu sein um den Lebensunterhalt damit zu verdienen eine ganz andere. Ich habe viele Freunde und Bekannte, die in den unterschiedlichsten Branchen selbständig sind, einige davon auch sehr erfolgreich, aber es ist ein verdammt hartes Brot. Eigentlich muss man immer ein bisschen überbucht sein, weil von heute auf morgen Aufträge wegbrechen können (wenn erst mal einer wackelig wird, wackeln immer noch zwei andere hinterher und wenn ausnahmsweise mal alles - auch die Termine - bombenfest steht, kommt garantiert noch der Auftrag der Saison - natürlich termingebunden - dazu). Selbst in absoluten Flautezeiten wollen Miete, Heizkosten, Versicherungen weiterbezahlt und Kühlschränke oder Vorratskammern von Zeit zu Zeit gefüllt werden. Krankwerden fällt aus, Urlaube gibt es nicht und Wochenenden werden zu Pufferzeiten, um die Arbeitsstunden wieder hereinzuholen, die man mit einem besonders komplizierten Kunden verquatscht hat. Mit einer angeschlagenen Gesundheit ist das beim besten Willen nicht zu schaffen.

Selbst zu einer beruflichen Neuorientierung würde ich niemandem, der eigentlich ganz genau weiß, was er mit seinem Leben anfangen will (schreiben, schreiben, schreiben) nur unter Vorbehalt raten. Ein höherer Schulabschluss, ein Studium oder eine Ausbildung kosten so viel Zeit, Energie und Geld, dass es Jahre (vielleicht sogar Jahrzehnte) dauert, um diese "Verluste" wieder "hereinzuarbeiten". Wenn das jemand auf sich nimmt, weil er danach wirklich (wirklich, wirklich) in seinem neuen Beruf arbeiten will, dann lohnt sich der Aufwand unbedingt. Wenn es aber darum geht, eine bessere Ausgangsposition für das Schreiben zu ergattern, ist der Weg in jeder Hinsicht zu teuer.

Mein Tipp: Im eigentlichen Brotberuf erst mal ein bisschen mehr Gas geben (Fortbildungen machen, eine einigermaßen angenehme, krisensichere Stelle suchen) und die eigenen Bedürfnisse gleichzeitig so weit zurück zu schrauben (Zimmer in einer WG statt eigener Wohnung, Kleidereinkauf im Second-Hand ...), dass eine halbe Stelle ausreicht, um das Leben zu finanzieren. Meiner Erfahrung nach ist das die sicherste Position um viel Energie in den Aufbau eines zweiten Standbeins im kreativen Traumberuf stecken zu können.

Just my two cents
von der Tintenweberin

Winkekatze

Ich sagte ja auch, dass ich es gerne "möchte". Ich habe kein Wort geschrieben von "Ab morgen mache ich mich selbständig und dann gucken wir mal".  Ich bin mit meinen 32,5 Jahren ein recht vernünftiges Menschenkind und mir ist durchaus bewusst, dass ich weiterhin meine Miete bezahlen muss. Ich will ja nicht unter eine Brücke ziehen und an meinem Auto hänge ich auch irgendwie. Höchstwahrscheinlich hocke ich spätestens nächstes Jahr wieder in einem Büro und überlege immer noch was ich besser machen könnte. Man wird aber wohl noch mal träumen dürfen.

Was mein Abitur angeht, ist es inzwischen ein wenig zu spät für einen Rückzieher. Ich bin nächstes Jahr fertig. Die Gebühren finanziere ich jetzt schon über einen Nebenjob.
"Das Licht am Ende des Tunnels ist oft nur eine sterbende Leuchtqualle! (Walter Moers- Die Stadt der träumenden Bücher)