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Pro und Contra zum "Drauflosschreiben"

Begonnen von chaosqueen, 19. September 2011, 16:58:26

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Yuraya

Zitat von: Arcor am 11. Februar 2012, 12:49:45
Ich muss noch ergänzen, dass Drauflosschreiben (zumindest bei mir) in gewisser Hinsicht mit einem weiteren negativen Punkt verknüpft ist, unter dem mein High-Fantasy-Monster leidet: Die Länge.
Bei mir ist das so ähnlich :) Die Länge war auch der Grund, warum mein erster Roman gescheitert ist. Aber mein Problem sind weniger die Szenen, die mir spontan einfallen, sondern dass ich wegen fehlendem Überblick denke, dass ich es meinen Protagonisten nicht so einfach machen kann. Das führt dazu, dass ich mir krampfhaft weitere Szenen ausdenke, die nicht nur den Text unnötig in die Länge ziehen, sondern mir auch den Spaß am Schreiben verderben. Daher macht es für mich nur noch wenig Sinn, ohne zumindest einen groben Plot zu schreiben. Den kann ich schließlich jederzeit noch anpassen, wenn mir beim Schreiben Fehler auffallen oder ich neue Ideen bekomme.

Rosentinte

Zitat von: Arcor am 11. Februar 2012, 12:49:45
Ich muss noch ergänzen, dass Drauflosschreiben (zumindest bei mir) in gewisser Hinsicht mit einem weiteren negativen Punkt verknüpft ist, unter dem mein High-Fantasy-Monster leidet: Die Länge.
Das habe ich genauso gemerkt. Mein Fantasy-Erstling leidet leider an unzähligen Redundanzen und unwichtigen Szenen, die man nun alle mühseligst wieder herauskürzen muss.

Auf der anderen Seite geht es mir so, dass ich dazu neige, meine Charakter auf Biegen und Brechen in meinen vorher ausgearbeiteten Plot (so er denn existiert) zu zwingen. Das kann der Geschichte definitiv auch nicht gut tun  :seufz:. Wahrscheinlich muss man ein gutes Mittelmaß finden.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Arcor

Zitat von: Rosentinte am 12. Februar 2012, 19:03:45
Das habe ich genauso gemerkt. Mein Fantasy-Erstling leidet leider an unzähligen Redundanzen und unwichtigen Szenen, die man nun alle mühseligst wieder herauskürzen muss.

Ob mein Monstrum an unzähligen Redundanzen leidet, weiß ich nicht. Sicherlich könnte man einiges kürzer fassen, aber ich glaube darunter leidet meines gar nicht mal soooo arg. *hust* Es ist wirklich viel eher der Fall, dass ich mind. 20 Figuren zu viel eingefügt habe (und mind. 2 Nebenplots), die dem ganzen halt jetzt einen gehörigen Umfang bescheren. Allerdings ist das ganz nach ewig langem Plotten auch nur noch schlecht rauskürzbar, ohne die ganze Geschichte komplett zu zerlegen. Na ja, irgendwann werde ich sie nochmal fertigschreiben, und wenn es nur für mich selber ist.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Khalisa

Das mit der Menge an Text geht bei mir auch noch ;) Wobei mir, glaube ich, einmal jemand erklären muss, was Normseiten sind und wie sich die zu normalen A4 Seiten verhalten. (Oder SIND es normale A4 Seiten? ;))

Bei mir ist es eher das Problem, dass die Geschichte Längen ohne Handlung und dann wieder Ballungen von Handlung aufweist die etwas unproportioniert daher kommen. Zusätzlich habe ich ein Problem mit machen Charakteren. Sind die wirklich nötig?
Bei zweien überlege ich gerade was die für die Geschichte eigentlich bringen und ob sie tatsächlich nötig sind oder nicht.
Einen davon mag ich eigentlich ganz gerne aber durch eine Plot-Umstrukturierung ist er nahezu überflüssig...
So was fällt mir am schwersten. Erkennen, wenn ein liebgewonnenes Kapitel oder eine Person nicht nötig oder sogar unpassend für den Gesamtverlauf sind...

Rosentinte

Zitat von: Khalisa am 13. Februar 2012, 21:35:18
Das mit der Menge an Text geht bei mir auch noch ;) Wobei mir, glaube ich, einmal jemand erklären muss, was Normseiten sind und wie sich die zu normalen A4 Seiten verhalten. (Oder SIND es normale A4 Seiten? ;))
Für Normseiten siehe hier.

Dein Problem, Khalisa, klingt sehr danach, dass du jemanden brauchst, der sich deine Geschichte mal ganz unvoreingenommen ansieht, einen Betaleser oder so.
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Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Feuertraum

Zitat von: Arcor am 11. Februar 2012, 12:49:45
Ich muss noch ergänzen, dass Drauflosschreiben (zumindest bei mir) in gewisser Hinsicht mit einem weiteren negativen Punkt verknüpft ist, unter dem mein High-Fantasy-Monster leidet: Die Länge.

Irgendwie frustriert mich dieser Satz. Nicht nur, dass ich nicht plotten kann, nein, ich habe trotz des einfach Drauflosschreibens irgendwie das "Pech", das ich mit Ach und Krach und grad so eben auf 200 Seiten komme  :(

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Alessa

Bei meinem derzeitigen Projekt habe ich auch einfach drauf los geschrieben. Ich fand es interessant zu sehen, welche Möglichkeiten sich dadurch boten und wie die Charaktere sich entwickeln.
Allerdings hatte ich zum Schluss 350 Normseiten und ein Ende, zu dem ich nicht hin wollte.  :d'oh:
Also habe ich mich hin gesetzt und alles noch einmal Überarbeitet. Dabei viel es mir schwer, die Szenen raus zu nehmen, die mich zu dem Ende geführt haben. Irgendwie hängt man dann an diesen Szenen und ich habe lange hin und her überlegt, wie ich sie dennoch erhalten kann. Letzten Endes musste ich einsehen, dass es nicht ging.  :'(
Das hat mich viel Zeit gekostet, aber es hat mir gezeigt, wie es nicht geht. Nun habe ich alle Kapitel durchgeplottet, aber ich glaube, wenn ich nicht einfach drauf los geschrieben hätte, dann wären so manche Idee unter den Tisch gefallen.

Arcor

Zitat von: Feuertraum am 13. Februar 2012, 22:21:04
Irgendwie frustriert mich dieser Satz. Nicht nur, dass ich nicht plotten kann, nein, ich habe trotz des einfach Drauflosschreibens irgendwie das "Pech", das ich mit Ach und Krach und grad so eben auf 200 Seiten komme  :(

Mhh, das ist vielleicht das andere Extrem. Inwiefern funktioniert das Plotten denn nicht? Woran scheitert es?

Aber ein geringer Umfang kann auch manchmal von Vorteil sein. Bei über den Daumen gepeilten 2500-3000 NS High-Fantasy springt jedenfalls mit Sicherheit keine Agentur vor Freude in die Luft.  :no:
Not every story is meant to be told.
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Faye - Finding Paradise

Feuertraum

Zitat von: Arcor am 14. Februar 2012, 09:35:33
Mhh, das ist vielleicht das andere Extrem. Inwiefern funktioniert das Plotten denn nicht? Woran scheitert es?

Ich befürchte, da muss ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben; ich weiß es leider selber nicht. Ich habe beim Schreiben auch keinen Film im Kopf (was - wie ich das mitbekommen habe - auch recht vielen in die Wiege gelegt wurde).
Ich habe zwar eine Vermutung, mag diese jedoch nicht aussprechen, weil ich ansonsten Gefahr laufe, Schreiberlingen, die ebenfalls nicht plotten können, auf die Füße zu treten (Himmel was für ein Satz... :d'oh:)

LG
Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Khalisa

Rosentinte schrieb:

ZitatDein Problem, Khalisa, klingt sehr danach, dass du jemanden brauchst, der sich deine Geschichte mal ganz unvoreingenommen ansieht, einen Betaleser oder so.

Ja - das wäre sicherlich nicht verkehrt. Vielleicht finde ich ja auch Betaleser über dieses Forum. Aber ich glaube, damit muss ich als Neuling noch etwas warten was auch nicht schlimm ist, da ich selber momentan noch etwas strukturiere und überarbeite.
In 1-3 Monaten allerdings würde das durchaus interessant!

Churke

Zitat von: Feuertraum am 14. Februar 2012, 15:16:37
Ich befürchte, da muss ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben; ich weiß es leider selber nicht.

Haben Sie's schon mal mit einem 08/15-Schema probiert? Stichwort "Heldenreise"? Das lässt sich ziemlich problemlos von 20 auf 2.000 Seiten skalieren. Simpel gestrickt braucht man da nicht mal einen Plot.
Helfen könnte auch die Serie "24". Da kann man studieren, wie der Kelch immer weiter gereicht wird. Da erweist sich dann der Superschurke als Handlanger oder der beste Kumpel ist ein fieser Verräter. Das ist zum Teil arg dick aufgetragen, manchmal jenseits der Plausibilitätsgrenze. Aber um so deutlicher tritt das Muster hervor.

Aphelion

08-15 kann manchmal wirklich sehr sinnvoll sein, finde ich - und wenn man genau hinsieht, verbirgt sich selbst in einer intuitiv geschrieben Geschichte oft ein solches Schmema. :)

Bei mri selbst verlief die Entwicklung von planlosen Drauflosschreiben (bei mir war es wirklich planlos und wirr, ich will damit nicht sagen, dass es für jemand anderen nicht vielleicht genau die Richtige Methode ist) über immer mehr plotten bis hin zum vollständigen Plotten. Jetzt plotte ich manche Geschichten und lege sie dann auf Eis, sodass ich nur wenige Projekte habe, an denen ich tatsächlich arbeite - Plotten passiert bei mir Schrittweise nebenbei, deshalb zähle ich solche Projekte nicht so wirklich zu den aktuellen dazu.

Vor kurzem habe ich allerdings spontan und ohne darüber nachzudenken eine längere Geschichte "einfach so" geschrieben - und war erstaunt, dass es jetzt viel besser klappt. Ich habe mich an keiner Stelle verrannt und alles ergibt einen Sinn.  :o
Allerdings ist die Geschichte auch nicht allzu komplex - und wird noch weiter ausgebaut.  ;)

Kurzgeschichten werden bei mir fast immer ohne Plan geschrieben, da ist es eher die Ausnahme, dass ich doch mal ein bisschen Plotte. Meistens mache ich aber nur lose Gedankensammlungen. :)

Denn (um wieder auf das 08-15-Schema zurückzukommen): Manche Strukturen verinnerlichen sich irgendwann so sehr, dass es unnötige Arbeit wäre, diese Struktur schon wieder aufzuschreiben. ;)

Nirathina

Zitat von: Aphelion am 14. Februar 2012, 18:02:54
Denn (um wieder auf das 08-15-Schema zurückzukommen): Manche Strukturen verinnerlichen sich irgendwann so sehr, dass es unnötige Arbeit wäre, diese Struktur schon wieder aufzuschreiben. ;)

Aphelion, diesen Satz finde ich überaus schön  :)

Mein Erstling funktionierte über das Schema "Heldenreise", obwohl ich zum Zeitpunkt, als ich mit der Geschichte anfing, von diesem Begriff noch nichts gehört hatte; ich war wohl derart beeinflusst von anderen Fantasy-Büchern, dass ich das Konzept einfach übernommen habe ... und es immer noch führe, wenn ich in Richtung mittelalterliche High Fantasy gehe. Inzwischen mache ich zwar auch Ausnahmen (bei meinen Barden), aber die Grundidee der Heldenreise hilft mir beim Drauflosschreiben ungemein, sodass ich tatsächlich automatisch den Eckpunkten folge.

Und so abgekaut das Schema auch sein mag: Es birgt die Grundsätze jeder Lebensgeschichte (Aufbruch, Zweifel, Selbstfindung, Ziele anstreben und erreichen) und deshalb, meiner Ansicht nach, auch die Grundsätze jeder Geschichte an sich. Von daher sind die alten Methoden noch immer die besten und gar nicht so verkehrt  ;D

Merrit

Ich schreibe, wenn ich Lust dazu habe und wozu ich Lust habe. Zumindest war das mal so.
Nachdem ich mein erstes MS fertig hatte, dachte ich, ich könnte einfach weitermachen. Aber da war etwas, was mich zurückgehalten hat.
Ich wollte nie plotten (wie auch immer ich auf diese Idee kam   ::)), aber trotzdem war ich nicht zufrieden.
Nachdem ich letztes Jahr einen Kursus mitgemacht habe und dabei mein "Machwerk" nachträglich durchgeplottet habe, fühle ich mich ihm wesentlich näher, um nicht zu sagen: Ich fühle mich hineinversetzt. Dadurch bin ich bei der nun folgenden Überarbeitung so viel sicherer und einige Szenen fliegen gnadenlos raus, wärend andere sich um so besser entwickeln.
Ich liebe es einfach so zu schreiben, aber ich schätze jetzt auch die nachfolgende Durchplottung  ;). So bewahre ich mir eine gewisse Freiheit, ohne das Konzept aus den Augen zu verlieren, hoffe ich zumindest  :rofl:.

Alana

@Aphelion: Zum Thema Kurzgeschichte plotten: Den Fehler hab ich bei meiner DeLia Geschichte gemacht. Ich hab munter drauf los geplottet und hatte schließlich genug für einen Kurzroman.  ;D
Ich musste dann ca. 4/5 weglassen, das war irgendwie deprimierend. Also daran muss ich noch arbeiten. Trotzdem war ich wenigstens mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden.
Alhambrana