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Zeitgenössische Fantasy

Begonnen von Maja, 29. April 2006, 15:55:46

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Maja

Auch ohne daß jeder gleich jeden Modetrend mitmachen muß, sind wir doch von einer ständigen kulturellen Entwicklung umgeben. Jedes Jahrzehnt hinterläßt seinen Stil - Musik, Kunst, Frisuren, Kleidung, Möbel, etc.

Und was ist mit der Literatur, die wir fabrizieren? Ist Fantasy wirklich so zeitlos, wie wir immer tun? Fantasy in den Siebzigern, frühen Achtzigern, hatte halbnackte Barbaran zum Helden und halbnackte vollbusige Frauen, die gerettet werden wollten. Dann kamen die unbedarften Zauberlehrlinge und Küchenjungen. Und was dann? Was zeichnet Fantasy jenseits der Jahrtausendwende aus? Welche Welt- und Kulturpolitischen Entwicklungen beeinflussen uns? Welche Romane außer dem Herrn der Ringe und Harry Potter hinterlassen ihre Fingerabdrücke in unseren Werken?

Mich würde interessieren, wie ihr die zeitgenössische Fantasy charakterisiet, inhaltrlich und stilistisch. Und dann her mit euren Ideen!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Zealot

gute Frage.
ICh glaube Momentan "in" ist die bunt zusammengewürfelte Truppe, die am Anfang auf Grund von Gegenseitigkeiten einander nicht abkann, dann aber aufgrund der gemeinsam zu bestehenden Gefahren zusammenwächst.
Ob das jetzt auf Grund der immer multikultereller werdenden Geselschaften geschieht, oder andere Gründe hat weiss ich nicht.  ???

Maja

Nope. Das hatten wir schon in den Achtzigern (Belgariad-Saga von David Eddings). Nächster!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Zealot

darf ich nochmal??
vielleicht, sind jetzt Monumentale Sgaen und Zyklen "in"... sowas wie bei R.R. Martins "lied von Eis und Feuer"...
oder ist das auch nicht aus unserer Zeit?

Maja

Jeder darf so oft er will :)
Es mag sein, daß die Zyklen in letzter Zeit deutlich umfangreicher geworden sind. Aber bevor das Rad der Zeit noch nicht abgeschlossen, weigere ich mich, dieses Phänomen irgend einem Jahrzehnt zuzuschreiben. *g*
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Zealot

was ich in letzter Zeit häufiger sehe, was allerdings nicht wirklich als neuer Zeitgeist bezeichnet werden kann, ist das immer mehr Büchher zu Computerspielen rauskommen, speziell Warcraft.  Oder aber auch Bücher zu den GW-Tabletops (was mir wiederum Hoffnung macht, da dass vielleicht meine Chancen erhöht das meine FanStory vielleicht gross veröffentlicht wird.)

Manja_Bindig

Ich will jetzt nciht irgendwas abgeben, was nciht stimmt, aber wenn ich mir die ältere Fantasy durchlese wirken die Charaktere auf mich... "austauschbarer"... und die Handlung war teilweise so konstruiert, dass es so weitergehen kann wie es geht, was der arme Held auch macht. Und es war gradlinig angelegt.
Das sagt alles nciht, dass diese "alte" Fantasy schlecht ist. Es war zeittypisch. Und es lebt ja in vielen Fantasyromanen weiter.
Aber wenn ich mir ansehe, was heute entsteht... Majas Elomaran, mein Elfenblut... hm.
Die Figuren leben. Sie springen mich an, wenn ich lese. Und die Handlung läuft, wie wir sie lesen, weil die Figuren sich in den Schlüsselszenen entsprechend entscheiden. Die Charaktere bestimmen mit, was passiert - und dadurch kommen mehr Irrwege und Nebenplots rein.

Kurz gesagt: Moderne Fantasy ist "vollgestopfter" als die "alte" und angenehm übersichtliche. ^^

Arielen

Zeitgenössiche Fantasy? Ich beobachte im Moment einige Trends. Einmal ist da die Klassifizierung in romantische Liebesabenteuer mit Magie für die weibliche Leserschaft, die Haudrauf Gamer-Fantasy, die der Sword&Sorcery ähnelt und zuletzt ist mir augefallen, daß die Grenzen zwischen den Genres immer durchlässiger werden. Vieles ist heute sogar ein Genremix. Technisierte Gesellschaften sind in der Fantasy im Moment in (Steampunk-Fantasy a la "Aether" +  "Die Glückssucher", die in einem fiktiven viktorianischen Zeitalter spielen, in dem Magie und Technik eine Symbiose eingegangen sind) oder subtil werden Sf und Horror Elemente eingeflochten.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

#8
Fantasy = zeitlos? Ich würde sagen, das "Fantastische" ist zeitlos. Und das steht außer Frage.

Ob Herr der Ringe oder Star Wars, fantastische Geschichten sind es beide. Und ob man will oder nicht, fantastische Geschichten sterben nicht. Das ist meine Definition von zeitlos.

Der Trend der zeitgenössischen Fantasy ist schlecht zu nennen. Man könnte nämlich die Fragen anfügen: "Die, die sich gut verkaufen?" oder "Die, die sich mäßig verkaufen, die dafür aber gehäuft auftreten?"

An Harry Potter und Eragon merkt man, dass die alte "Unbedeutender-Junge-macht-sich-auf-die-Suche-nach-sich-selbst-und-rettet-die-Welt-Version" wieder herausgekramt wurde. Es verkauft sich gut. Aber es ist nicht die Regel. Nicht jeder Fantasyautor schreibt jetzt diese Nummer nieder. Die andere Sparte schreibt eher die "Herr-der-Ringe-Extra-Small-Version". Und einige Wenige haben tatsächlich dann mal etwas anderes geschaffen - denen darf man gratulieren.

Vielleicht weiß ich es nicht besser, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es einen großen Unterschied von damaliger und heutiger Fantasy gibt. Sicher hat unsere heutige gesellschaftliche Form mitreingespielt. In einer Diktatur sehen die Fantasyromane vielleicht noch anders aus, wer weiß. Aber im Großen und Ganzen bleibt alles wie es ist.

In diesem Sinne...

"Die Geschichte wiederholt sich nicht. Sie bleibt nur gleich."
- Werner Schneyder

Schönen Gruß: Kalderon

Manja_Bindig

Was die diktatur betrifft: bei uns im Osten gab es ja eine. Und es gab Science fiction. Nur hieß die nicht Schience Fiction sondern "Wissenschaflich-Fantastischer roman". Das Grundprinzip blieb das gleiche wie beim westlichen SF. Nur wurde hier noch mit den beliebten Feindbildern gearbeitet(mir fällt da gerade "Homunkuli" ein...)
Aber Fantasy, wie ich sie als momentan empfinde(mit Charakteren, die den Geschichtenverlauf beeinflussen) würde es dort nicht geben - aus dem ganz einfachen Grund, dass jede diktatur dieIndividualität des einzelnen so weit wie möglich beschneiden will, damit man nciht denkt... und wenn meine Charaktere Regimes und Obrigkeiten in Frage stellen, kann das zwar als "die sind gegen Monarchie, also für unser Regime" gedeutet werden - aber nciht, wenn meine Charaktere ihren eigenen Weg gehen wollen, ohne sich irgendwo einzuordnen. Das ist dann schon wieder anti-diktatorisch. Und zack - ich hätt Berufsverbot.
Aber... es wäre wirklich interessant, ob es in der DDR reine Fantasy gab... danke für den Denkanstoß... *vor sich hinbrabbelnd davonwusel*

Silvia

Da ich in der DDR aufgewachsen bin ... also die einzige fantasyartige Buchreihe, die mir einfällt, ist eine Übersetzung aus dem russischen - Alexander Wolkows "Zauberer der Smaragdenstadt" und Folgebände. Teil 1 war eine Adaption von "Der Zauberer von Oz" ... die Handlung war erkennbar, aber die Figuren waren viel liebevoller beschrieben und umgearbeitet. Ich habe diese Reihe geliebt und ich glaube, sie war der Grund, warum ich später auch bei der Fantasy hängengeblieben bin und nicht bei der Science Fiction. Sie war abenteuerlich, kindgerecht, aber doch oft gefährlich - es gab böse und gute Hexen, Riesen, machtgierige Menschen, sprechende Tiere, aber auch Helfer und als Handlungsträger Kinder, die aber auch relativ realistisch im Handeln und Denken beschrieben wurden. Und so wunderschöne Zeichnungen ^_^... *träum* ich hatte immer gehofft, die würde mal jemand verfilmen ... ok *hüstel* genug davon. Die Bücher gibts immer noch zu kaufen.  :D


Zeitgenössische Fantasy ... also zum einen würde ich sagen, daß jetzt oft auch Frauen oder Mädchen Heldinnen sein dürfen. Zum anderen, daß ein gut angekommenes Buch oftmals Folgebände in der beschriebenen Welt nach sich zieht - mit den gleichen Personen oder mit ähnlichen Charakteren.

dreamhunter

Hi!

Das ist wirklich ein sehr interessantes Thema.

Auch ich denke, dass Fantasy, wie auch Sci Fi durchaus abhängig von dem Zeitgeschehen ist. Zwar habe ich nicht so viele Bücher aus verschiedenen Epochen gelesen, aber einige Unterschiede sind mir schon aufgefallen.

Früher war es wirklich so, dass die Helden keine Schwächen zeigen durften bzw. keine hatten. Da habe ich mal einen interessanten Bericht im Fernsehen über die Entwicklung von Comichelden gelesen. Als "Spiderman" rauskam, dachte man nicht, dass das wirklich großen Erfolg hätte, da ja der Hauptcharakter Schwächen hatte und das war damals nicht so bekannt oder "in", doch man hatte sich geirrt und so kamen immer mehr Helden mit Schwächen auf. Sicherlich bezieht sich dies auf Comics, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es generell einen Wandel gab.
Auch in Fantasybildern ist mir aufgefallen, dass ältere eher stärkere Figuren darstellen (Frauen wie auch Männer), welche ein Monster besiegt haben oder sonst irgendwie posieren. Bei den neueren sehen diese Helden eher weniger Muskelbepackt aus.

So und um jetzt zu dem Schriftlichen zurückzukehren:
Mir persönlich fiel auf, dass ein Hauptcharakter selten allein etwas schafft. Er hat Stützen, wie einen Freund oder sonstiges. Eine Gruppe z.B. vervollständigt sich, weil jeder eigene Stärken und Schwächen hat.

Wobei ich mir nun nicht gerade sicher bin, aber was mir doch aufgefallen ist, wäre, dass die Gegenspieler früher hässlich waren und heute doch hübscher wurden. Aber da ich nicht genug Vergleichsmöglichkeiten habe, bin ich mir da wirklich nicht so sicher.

Das war es mal von meiner Seite.

lg dreamhunter

Obrac

Ich finde schon, dass das Fantasy-Genre sich sehr verändert und das ist auch gut so. Moderne Fantasy sagt mir um ein Vielfaches mehr zu als klassische. Klassische Fantasy neigt dazu, sich am Herrn der Ringe zu orientieren. Aus meiner Sicht wird sie dadurch langweilig. Wenn ich beispielsweise Terry Brooks mit seiner HdR-Light-Version lese, dann wird mir ganz anders.
Da haben moderne Autoren einfach die Nase vorn. George R.R. Martins "Lied von Eis und Feuer" ist bislang unübertroffen und vereinigt große Charakterentwicklungen mit nie dagewesener Komplexität und Spannung. Das ist für mich der Idealfall, denn darum sollte es bei Literatur eigentlich immer am meisten gehen: Um den Charakter. Auch die "Stein der Könige"-Saga von Weis/Hickman oder die Ravenloft-Bücher sind große Klasse. Eine gute Mischung aus klassischer und moderner Fantasy, stellt die "Weitseher"-Saga von Robin Hobb dar.
Jedenfalls begrüße ich den Fortschritt, den dieses Literatur-Genre gemacht hat. Bienchen und Blümchen-Fantasy ist einfach nichts für mich.. wobei natürlich auch zeitgenössische Autoren so etwas zustande bringen.

Manja_Bindig

Punkt Bösewichte:
auffällig ist, dass nicht mehr rein in "Gut" und "Böse" unterteilt wird. Beziehungsweise, es gibt klar abgegrenzte "Gut-Charas"(meine Schwäche, schätz ich - ich arbeite daran), aber das Böse wirkt nciht so böse, weil man einen Blick hinter die Fassaden werfen darf - und feststellt, dass sie im Charakter doch sehr den "Gut-Charas" ähneln... sprich, sie sind menschlich - aber gerade das macht sie für mcih dann wieder noch furchteinflößender. Jemand, der mit Motiv böse geworden ist, hat viel mehr Durchsetzungswille als ein Evil Overlord.

Termoniaelfe

ZitatJemand, der mit Motiv böse geworden ist, hat viel mehr Durchsetzungswille als ein Evil Overlord.

Das kann ich nur unterstreichen. Meine Yoola ist so ein Beispiel. Im Grunde gut aber durch Motiv böse geworden und stinkgefährlich. ;D