• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Zeitgenössische Fantasy

Begonnen von Maja, 29. April 2006, 15:55:46

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Linda

Hallo,

in einem anderen Forum fand kürzlich eine interessante Diskussion über den "grim 'n' gritty"-Trend in der neueren Fantasy statt. Da es so schön zum Thema passt und auch andere Aspekte beleuchtet, als wir bisher ausgelotet haben, setze ich hier einfach mal einen Link:

http://www.boardy.de/showthread.php3?threadid=34384303

Gruß,

Linda

Arielen

Zitat von: Maja am 04. Mai 2006, 21:51:14
Auch, wenn ihr das schön gesagt habt, und auch, wenn es bedeutet, daß Linda nie eine Geschichte von mir mögen wird :( - was ist denn nun die Quintessenz der Post-Milenniums-Fantasy? Erzwungener Fotorealismus?

Nicht unbedingt. Literatur ist ein Kind ihrer Zeit, und davon kann sich auch die Fantasy nicht frei sprechen. Vor fünfundzwanzig Jahren als ich sie zu lesen anfing war Fantasy noch vor allem Sword & Sorcery und da merkte man die Zeit des kalten Krieges auch den Feindbildern an. Fantasy, auch die deutsche vertrat überweigend amerikanische Werte, die teilweise auch nur Lippenbekenntnisse waren (Freiheit und Gleichheit), an den Grundfesten der archaischen Gesellschaften wurde nicht gerüttelt

Heute ist Fantasy anders, spielt mit Tabubrüchen, die damals undenbar gewesen wären. Oder geht andere Wege, die wir ja oben auch schon erörtert haben

Wer weiß, wie sie in 20 oder 25 Jahren aussehen wird, wenn die nächste Generation ihr Bild von Fantasy geschaffen hat.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Maja

Ich denke, unsere Generation kennt Krieg und Not nur vom Hörensagen und ist dafür aber sehr desillusioniert. Das spiegelt sich dann auch in der Fantasyliteratur nieder. Dunkle Herrscher kommen eher durch die Hintertür, die Gesellschaften sind korrupt, auch wenn sie gut sind... die Grenzen verschwimmen, so wie wir selbst gut und böse nicht mehr eindeutig unterscheiden können.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Arielen

Yep. Und in der Nachkriegszeit ging alles aufwärts, deshalb glaubte man damals auch an andere Dinge. Die Kriegsgeneratiion hat allerdings auch viel vom Krieg in den Romanen verarbeitet, ich denke mal, daß nicht wenige Bösewichte Züge der drei faschistischen Diktatoren Eurpas trugen.

Und heute ist alles wieder im in die Brüche gehen, aber die Massen werden belogen - exakt das, was du meinst. die Tyrannen, Diktatoren und die Bösen kommen durch die Hintertürchen... Leider.

Und wenn man das nicht ertragen kann, dann gibt es idealistische Blaue-Wölkchen-Fantasy, die romantisierend alte Kulturen und ihren gleichberechtigten Gemeinschaftssinn in den Mittelpunkt stellt und der Eigensüchtige am Ende kuriert und zum reuigen Sünder wird.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Kalderon

Zitat von: Arielen am 05. Mai 2006, 19:35:09
Und heute ist alles wieder im in die Brüche gehen, aber die Massen werden belogen - exakt das, was du meinst. die Tyrannen, Diktatoren und die Bösen kommen durch die Hintertürchen... Leider.

Im laufe der Zeit vergessen die Menschen den Wert der Dinge - was Glück bedeutet oder Gesundheit. Erst mit dem erneuten, eigenen Betroffensein kehrt die Erkenntnis zurück. Sie können sich wieder daran erfreuen, bis ihre Erinnerung daran erneut verblasst.

Manja_Bindig

#35
@Arielen: Man könnte solche Blau-Himmel-Fantasy aber auch entlarven, indem man die gleichberechtigten Kulturen den Eigensüchtigen hinrichten lässt... solcher Zynismus wird momentan genreübergreifend zum Merkmal der Zeit, sowohl in Fantasy als auch sonstwo... ich frag mcih nur, was wir für Epochennamen bekommen werden.

Es ist vielleicht ein Merkmal, dass Fantasy heute eher gesellschaftskritisch angelegt ist.
Ich sag mal Dinotopia(Film mit schrecklichen Logikbrüchen, aber hier passt es): eine Gesellschaft ist bequem geworden. Jetzt ist sie in gefahr und erkennt sie nciht. "Die dinotopischen Tugenden werden uns retten." Damit reden sie sich raus. Anstatt die Augen zu öffnen und selbst weas zu machen, verschließen die Leute die augen. Und die Wahrheit will sie gar nicht erst hören.
Zitat: "Ihr redet immer vom Zuhören. Aber jetzt SOLLTET ihr auch mal zuhören, wenn man was sagt."

Vielleicht ist es das, was man in ein paar Jahren mit unserer Autorengeneration uund unserem Geschriebenen assoziiert - mehr oder minder verdeckte Kritik an der eigenen Gesellschaft. Oder am Menschen an sich.