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Mehrteiler - von Band zu Band

Begonnen von Maja, 04. Juni 2011, 22:21:41

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Maja

Ich kann mich nicht kurz fassen. Das ist nicht erst, seit ich Nanowimo mache, sondern geht wohl auf die Zeit zurück, die mich als Fantasyleser geprägt hat: Da habe ich Einzelbände verachtet, denn kaum hat man die Figuren liebgewonnen, ist das Ganze auch schon wieder vorbei. Unter drei Bänden hab ich es nicht getan, und so schreibe ich heute auch. Meine Geschichten wollen sich entfalten in ihrer ganzen epischen Komplexität, und so läuft es, wenn ich nicht für Jugendliche schreibe, immer auf etwas laaaanges hinaus.

Ich schreibe keine Serie in sich abgeschlossener Einzelbände, die jeder für sich gelesen werden können, sondern eine fortlaufende Geschichte, aufgeteilt in mehrere Bücher, schon weil man nur so-und-so-viele Seiten binden kann, ohne daß alles auseinanderfällt. So kenne ich das als Leser, ich wäre nie auf die Idee gekommen, bei einem mehrbändigen Zyklus irgendwo anders mit dem Lesen anzufangen als mit Band Eins, und so begegne ich Lesereinwänden, man würde nichts verstehen, wenn man mit Buch Zwei, Drei oder Fünf anfängt, normalerweise mit Unverstand: Dafür sind sie ja auch nicht da, der Leser soll gefälligst mit dem Anfang anfangen.

Sorella, die ich als Betaleserin des "Gefälschten Herzens" direkt ins Kalte Wasser geschmissen habe, ohne daran zu denken oder sie drauf hinzuweisen, daß dieses Buch direkt und nahtlos ans "Gefälschte Siegel" anschließt und ohne Vorwissen ziemlich schwer zu verstehen ist, weist darauf hin, und da hat sie einen Punkt, daß auch Leser, die in der richtigen Reihenfolge lesen, manchmal ein paar Jahre zwischen den einzelnen Bänden verstreichen lassen und nicht jeder das perfekte Gedächtnis hat.

Umgekehrt hat mir im vergangenen Jahr ein Lektor, der das erste "Elomaran"-Buch geprüft hat, um die Ohren gehauen, daß es mit einem Cliffhänger endete (nichts anderes tut heute das "Gefälschte Siegel") - natürlich, ich sehe ja vor, daß die Leser nach jedem Buch auch brav den nächsten Band kaufen. Als Leser, wie erwähnt, kenne ich das nicht anders, da waren Cliffhänger immer beliebte Buchenden, damit ich auch wirklich fieberhaft bis zum Erscheinen des nächsten Bandes warten mußte - "Belgariad-Saga", "Wheel of Time", etc, das war das normale, selbst in den Fällen, wo nicht ein Mehrbänder dadurch zustande kam, daß englische Bücher auf Deutsch in drei Teilen erschienen sind.

Ich bin also als Autorin in einem Dilemma: Ich will nicht das erste Buch obsolet machen, indem ich dem zweiten eine seitenlange "Was bisher geschah"-Zusammenfassung voranstelle. Es soll sich auch kein Leser, der beide Bücher direkt nacheinanderliest, langweilen müssen, weil ich jede Figur ausführlich neu vorstelle und haarklein erzähle, was zuletzt passiert ist. Auf der anderen Seite soll auch kein Leser im Regen stehen wie der Ochs vorm Berg und grummelnd das erste Buch (nochmal) lesen oder das Ganze gleich in die Ecke pfeffern und weder Buch eins, noch zwei, noch einen der Folgebände jemals wieder in die Hand nehmen.

Gibt es Patentlösungen, wie man dieses Problem angehen kann? Oder Beispiele, wie das andere - vielleicht sogar zeitgenössische - Autoren gelöst haben? Ich sehe ein, daß ich mit dem epischen High-Fantasy-Mehrteiler heute auf verlorenem Posten stehe, aber das ist mir hier schnurz, entweder kommt dessen Zeit nochmal wieder oder ich bin einfach so verdammt gut, daß niemand auf Genre oder Bandzahl schaut... Aber wie mache ich das, ohne alle Leser zu vergraulen?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kati

Mich vergrault es eher, wenn ein Autor in jedem Folgeband noch mal erklärt, was in den Bänden davor passiert ist. Dass man sich nicht alles merken kann, ist klar, aber das Wichtigste weiß ich noch und, wenn nicht, kommt es beim Lesen auch von alleine wieder. Wenn ich jetzt den lustigen Ritter Hans (oh, mein Gott...) aus Band 1 vergessen habe und er in Band 2 wieder lustige Dinge sagt, weiß ich sofort wieder, wie lustig ich den damals fand. Ich glaube, ich bin da auch nicht die einzige. Wenn ich jetzt Band 1 gar nicht gelesen habe, dann ist das halt so. Eigentlich fängt doch niemand mit dem zweiten Band an, wieso auch, wenn es auch einen ersten gibt? Das ist doch unlogisch.  :)
Ich würde es einfach weiterhin so machen, wie du es machst, auch, wenn ich nicht so wirklich auf Cliffhanger setze. Ich mag es gar nicht, wenn die Handlung mittendrin einfach abbricht und ich somit fast gedrängt werde, das nächste Buch zu kaufen. Ich mag es lieber, wenn die Handlung des Bandes abgeschlossen ist und es noch eine Haupthandlung, die sich durch alle Bände zieht, gibt. Daraus kann man sicher auch Cliffhanger basteln, aber die sind dann ja weniger gemein.  :)

Felsol

Ich bin da auch ganz auf Deiner Seite. Ich bin selbst Autor von mehrteiligen High-Fantasy Werken und mache das nicht viel anders als Du. Meine Bücher enden nur nicht mit einem Cliffhanger, aber sie schließen trotzdem nahtlos an den vorigen Band an. Ich würde am Ende keinen Cliffhanger benutzen, weil das doch sehr fies sein kann, besonders wenn ein Jahr oder mehr vergeht bis zum nächsten  ;D Trotzdem kann das jeder tun wie er/sie will.

Ich schreibe bei den Folgebänden jedenfalls immer eine oder zwei Seiten, die sich mit dem "was bisher geschah"  beschäftigen, aber das wars auch schon. Wenn das jemandem nicht gefällt, dann ist das so. Als Autor kann man nie gut genug für alle sein, denn irgendjemand findet immer irgendetwas, was ihm nicht gefällt.

Ich würde sagen, mach einfach weiter wie bisher.

Schommes

Ich habe gerade Michael Grants "Gone" Serie gelesen. Die Bücher spielen in einer Grundsituation und bauen aufeinander auf. Es wäre ein Jammer die ersten Bände nicht zu kennen, aber es ist auch nicht zwingend notwendig. Er lässt die Grundsituation und das was bisher geschah einfach ganz langsam "einrieseln". Hier ein Häppchen, da eins. Mal die Erinnerung einer Figur, dann ein weiterer Fetzen in einem rückbezogenen Dialog. Dann ein bisschen auktorialer Erzähler. Auf jeden Fall stückweise und sehr behutsam, so dass es eben nicht wie die von Dir befürchtete Komplettwiederholung am Anfang à la was bisher geschah ist. Führe eine neue Figur ein, die ähnlich unwissend ist, wie der Leser, weil sie in Band 1 nicht dabei war. Sie muss dann immer um Erklärungen bitten, die eigentlich für den Leser bestimmt sind, z.B.

Fizz

So wie es Schommes beschreibt kenne ich es eigentlich auch. Solange man es bei der Beschreibung einzelner Dinge nicht übertreibt, sind sie für Leser der vorausgegangenen Bände nicht allzu störend. Gegen 1-2 Seiten Zusammenfassung hätte ich auch nichts. Die kann man ja zur Not auch überblättern - was ich wohl immer machen würde, selbst wenn die Geschichte nicht mehr ganz frisch im Kopf ist (da habe ich meinen Dickkopf). Denn eigentlich finde ich, dass vieles beim Lesen wieder ins Gedächtnis kommt.
Normal fange ich nicht mit einem Folgeband an, außer es ist nicht sofort ersichtlich, dass es Vorgängerbände gibt. Wenn sich das Buch die ersten paar Seiten gut liest, klappe ich es dann wieder zu und hole den ersten Band. Denn nichts nervt mich mehr als vorlaufende Handlungen nicht zu kennen oder fremdwirkende Charaktere.

Gegen kleine Cliffhänger habe ich nichts, solange die Geschichte nicht mitten in der Handlung endet (wie Harry Potter 7 als Film -.-).

Franziska

ich finde es kommt darauf an. Es gibt eben Serien, wo in jedem Buch die Handlung halbwegs abgeschlossen ist, und es aber eine durchgänge Hitergrundhandlung gibt, und solche, die mit Clifhangern enden. Und auch Mischversionen. z.B. Harry Potter. Da gibt es in jedem Buch eine abgeschlossene Sache, trotzdem endet es irgendwie Clifhanger-mäßig. Da hat mich aber teilweise auch gestört, dass am Anfang so viel wiederholt wurde.
Ich finde grundsätzlich auch, die Leser sollen gefälligst mit dem ersten Buch anfangen. Leider kann man das als Leser meistens kaum, selbst wenn man es möchte, es sei denn man ist schlau und recherchiert. Denn in den allermeisten Serien steht nirgends! auf dem Buch, welcher Band es ist, oder dass es überhaupt eine Reihe ist. Das werde ich nie verstehen, ist aber leider so. Ob man das als Autor beachten muss, ich weiß nicht. Dass man vorne im Buch auf wenigen Seiten zusammenfasst was vorher geschah, finde ich eigentlich gar nicht so schlecht. Ich hatte mal ein Buch, wo ich die ganze Zeit nichts verstand, bis auch auf die Zusammenfassung stieß, die seltsamerweise in der Mitte des Buches war. Die eleganteste Lösung wäre wohl, so im nächsten Band einzusteigen, dass der Prota etwas über die Vergangenheit sinniert, womit man den Leser wieder erinnert, was passiert ist.

Erdbeere

#6
Oje, das kenne ich nur zu gut - da kauft man sich endlich den dritten Band dieser einen tollen Serie und kriegt vorab auf gut zehn Seiten ausgewalzt, was in den beiden vorangegangenen Bänden so alles passiert ist. Ich überblättere diese Seiten einfach, es sei denn, es liegen mehr als 12 Monate dazwischen und ich merke nach dem ersten Kapitel, dass ich nichts kapier.

Eine gute Variante ist auch, dass du von Beginn weg in jedem Band als erstes deine Welt und die Charas in Stichworten auflistest - Prota 1 tut dies und das, ist so und so; Prota 2 das selbe etc., ganz kurz gefasst. Selbst ein Leser mit Gedächtnisschwäche wird sich beim Überfliegen dieser Stichworte wieder erinnern, was ungefähr im Band davor passiert ist. Eine Zusammenfassung ist danach nicht mehr nötig (ausser du bevorzugst dies doch, dann aber auch ganz kurz und knapp). Eine knackige, gute Zusammenfassung wird meist gerne gelesen.

Gegen Schommes' Ansatz kann man allerdings auch nichts einwenden, so lange man es, wie Fizz schon erwähnte, mit den Erklärungen nicht übertreibt. Mich z.B. nervt das immer sehr, wenn ich mitten in einer sonst toll fliessenden Geschichte plötzlich von einer der Figuren wieder die Handlung vom Band davor erzählt kriege, weil die neue Figur das nicht miterlebt hat.

Cliffhanger sind so böse zweischneidig - einerseits völlig entnervend, weil gemein (man muss jetzt ja sooo lange warten, bis der nächste Band erscheint! :d'oh: ), andererseits fiebert man gleich mit und kann es kaum erwarten, weiter zu lesen. Ich jedenfalls hör mich immer "NEEEIINN!!" schreien, wenn ein Buch mit einem Cliffhanger aufhört. :brüll:

Luciel

Gerade die Frage hat mich beschäftigt, als ich den dritten Teil der Tribute von Panem in den Händen hielt. Es war schon etwas her, seit ich den letzten Teil gelesen hatte, die Erinnerung löchrig. Ich dachte, hoffentlich gibt es eine Art Zusammenfassung des letzten Teils. Das hätte mir am besten gefallen. Vielleicht in einer Art Prolog, in dem man eine Nebenperson rückblicken lässt - aus was für einem Grund auch immer.
Die Autorin wählte jedoch den Weg, das Gedächtnis der Protagonistin auf eine sehr langatmige Weise immer wieder zu bemühen. Zudem ließ sie auch in den Dialogen den Blick immer wieder zurück schweifen. Der Leser erhält umfassenden Einblick in alle möglichen Blickwinkel über die Vergangenheit. Ergebnis sind 100 bis 200 schwerfällige Seiten, die man wirklich nur in dem Glauben übersteht, dass es irgendwann "richtig" losgehen wird.
Ich wäre daher für eine kleine Zusammenfassung zu Anfang, nett verpackt, kurz, die ein Leser, der gerade den vorhergehenden Band weggelegt hat, einfach überspringen kann. Im Buch selbst würde ich nur ganz wichtige Dinge noch mal ganz kurz zurück holen. Im letzten Potter-Film z.B. hätte ich mir eine kurze Erwähnung gewünscht, was es mit dieser Spiegelscherbe auf sich hat - nur ein kleiner Satz. Sie taucht im Film öfter auf, aber ich konnte mich nicht mehr erinnern, wo Harry sie her hat.
Patentrezepte gibt es nicht. Ich denke, wenn ein Buch sehr "actionlastig" ist, wie die Tribute von Panem, sollte man als Autor doch etwas mehr zurück greifen. Stehen eher Gefühle und Beziehungen im Vordergrund (wie bei den Biss zum- Büchern), kann man auf Zusammenfassungen und Rückblicke weitgehend verzichten. Wer würde schon vergessen, dass Bella Edward liebt ...
Ich frage mich gerade, wie die "alten" Klassiker das gelöst haben ... Herr der Ringe / Die Osten-Ard Legende ...
Ich meine fast, die kommen ganz ohne Rückblicke aus - ein Buch, das einfach in mehreren Teilen erscheint. Aber vielleicht irre ich mich auch und die machen es einfach nur sehr geschickt.

Telas

Ich kann mir diese Problematik auch sehr gut vor Augen führen und erkenne die Schwierigkeit darin. Es stimmt, ein treuer Leser, der den ganzen Zyklus lesen will, wird durch Wiederholungen und Rückblicke natürlich angeödet. Aber ein Neueinsteiger, der vielleicht nicht einmal die Existenz des Vorgängers kennt, weil es nicht gleich aus dem Titel ersichtlich wird, der hat natürlich ein Problem, wenn er den zweiten Teil im Buchladen erwischt und den ersten nicht kennt.
Vielleicht kann man ja die Charaktereinführung im zweiten Teil auf die Art und Weise lösen, dass ihre Eigenheiten und bestimmte Verhaltensweisen sich in typischen Handlungen zeigen, die es so eins zu eins im Vorgängerband nicht gab. Dann mag der Kenner der Reihe denken, "ah da schau her, so hab ich den oder die Prota kennen und lieben gelernt" und der Neuling denkt sich vielleicht, "aha, so tickt diese Figur also".

Mit der Handlung fällt mir im Moment nichts ein, vor allem da du sagst, sie seinen bei dir sehr komplex. Ich denke, ganz ohne Vorkenntnisse ist es immer schwer, alles in einem Nachfolgebuch zu verstehen. Aber normalerweise haben die aktuellen Ereignisse eines Buches immer einen stärkeren Einfluss auf den oder die Prota und damit auch auf den Leser, sodass man vielleicht einfach auch ein Stück weit schauen muss, wie sich das Ganze entwickelt und am Ende darstellt. Würde die ferne Vergangenheit die ganze Zeit über den Roman dominieren, dann würden die Figuren meiner Meinung nach zu stark derselben nachhängen und die Handlung stagnieren. Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu praxisfern geschrieben.



Rosentinte

Hallo,
also ich habe immer gerne Rückblicke, weil bei mir oft Monate, wenn nicht gar ein ganzes Jahr verstreicht, bis ich die Fortsetzung(en) in die Finger kriege. "Was bisher geschah" ist da oft am hilfreichsten, aber irgendwie auch langweilig. Da hat sich der Autor das dann ganz schön einfach gemacht  ;) Mir gefällt es gut, wenn man die Informationen ab und an einschiebt, wie Schommes es beschrieben hat. Dann aber bitte auch nicht zu kryptisch. Bei "Die Gesellenjahre der Glasmalerin" war ständig die Rede von einem Ereignis (mehr wurde dazu nicht geschrieben) und ich hatte keine Ahnung mehr, was das war... Hier also bitte konkret werden.
Eine schöne Lösung ist die einem-neuem-Prota-muss-die-Vergangenheit-erzählt-werden-Lösung, oder ein Prota schreibt einen Brief, über das, was geschehen ist.
Ich denke aber auch wie Kathi, dass die Erinnerung zurückkehrt. Wenn man von einem hinreichend intelligenten Leser ausgeht  ;) wird dieser sich schon an den groben Plot erinnern.

Cliffhanger sind böööse... Aber ich glaube, das ist genau der Weg, damit ich versuchen würde, möglichst schnell an die Fortsetzung zu kommen.

LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Kaeptn

Ich habe da gerade ein aktuelles Beispiel: Die Geralt-Saga von Sapkowski, immerhin 7 Bände lang. Und der ist da gnadenlos. Selbst Personen, die vor 3 Bänden zuletzt auftauchten, werden ohne viel Federlesens wieder eingebaut und wer sich nicht erinnert, für den sind sie dann halt neu. Ich hab die nun alle 7 innerhalb eines Jahres gelesen, dennoch kam ich hier und da schon mal ins Grübeln a la "Kenne ich den nicht? Wo kam der nochmal vor?" Wobei den Hexer-Büchern aber sowieso eine Personenliste und eine Karte sehr gut tun würde.

Gegen ein Was bisher geschah habe ich aber ncihts einzuwenden. Wenn z.B. endlich mal der Nachfolger von Der NAme des Windes erscheint, werde ich mich nur noch an wenig vom ersten Teil erinnern können, da würde ich es sogar lesen. Und wenn ich meine alles zu wissen, überspringe ich das halt.

Dass oftmals die Bände und ihre Reihenfolge nicht klar gekennzeichnet sind, nervt mich auch total. DAS sollte man zumindest machen, wenn man erwartet, dass der Leser zwangsweise mit Teil 1 anfängt.

Cliffhanger sehe ich so halb kritisch. Ist der zweite Band direkt verfügbar, ok. Aber muss ich ein halbes Jahr oder länger warten, nervt das extrem. Vor allem, hab ich mir sagen lassen, stehen Verlage da nicht so drauf, wenn sie nicht sicher sind, dass sie wirklich alle Bände veröffentlichen wollen/können, denn wenn nach Teil 1 plötzlich abgebrochen wird (weil kommerziell nciht erfolgreich genug), hat man eine Menge verärgerter Leser.

Ein "guter" Cliffhänger ist z.B. Star Wars Episode 4. Der Todesstern ist zerstört, aber Darth Vader stabilisiert sein Schiff und fliegt weg. Da weiß man, ok, da kann ein nächster Teil kommen, aber wenn nicht, ist auch nicht schlimm.
Ganz anders bei Episode 5, wo Han in Karbonit eingefroren abtransportiert wird. das ist natürlich ein fieses Ende und ich bin heilfroh, dass ich die Filme damals nicht im Kino gesehen und dann Jahre warten musste ;)
Aber da sieht man es eben auch: Bei Episode IV war sich Lucas noch nicht sicher, ob es eine Fortsetzung geben würde, bei Episode 5 war sonnenklar, dass auch die Rückkehr der Jedi gemacht wird.

Sonnenblumenfee

Ich hatte leider das Pech, mit der "Die Gilde der Schwarzen Magier"-Reihe mit dem zweiten Band anfangen zu müssen. Und es hat wunderbar funktioniert. Natürlich habe ich am Anfang gemerkt, dass es der zweite Band war, aber die Prota hat kurz Revue passieren lassen, was bisher geschah, damit man einsteigen konnte, alle anderen Dinge wurden eben peu a peu hinzugefügt. So wird das auch in den Folgebänden gehandhabt und beim Lesen hat es mich nie gestört, obwohl ich den dritten Band nur Tage nach dem zweiten gelesen habt.
Den ersten Band habe ich bisher noch nicht gelesen, obwohl ich mittlerweile schon im zweiten Band der Folge-Triologie bin. Da wird immer wieder ein wenig auf das Vergangene eingegangen, damit man ungefähr weiß, wer wie mit wem zusammen hängt, aber trotzdem weiß ich noch nicht was damals genau passiert ist - und deshalb werde ich den ersten Band auch irgendwann noch lesen.

Noch schwieriger wird es mMn, wenn es um Details geht, die man schnell vergisst und die sich nicht beiläufig einbauen lassen, ohne zu verraten, dass sie noch mal wichtig werden. Besonders stört mich das bei Fernsehserien und dem "Was bisher geschah", weil ich dann schon "weiß", was irgendwie kommen wird.
Neulich habe ich aber eine sehr gute Lösung für das Problem gesehen (bei "United States of Tara"): Für die Folge war es wichtig zu wissen, dass Figur A hochgradig gegen Krabben allergisch ist. Das war zuvor schon mal erwähnt worden. Und zwar indem Figur A zu Figur B (Hauptperson) so etwas sagte wie: "Ich sitze hier, bestelle Krabben-Cocktail und dabei bin ich hochgradig allergisch gegen Krabben. Und warum tue ich das? Weil ich an dich denke!" Wer würde dabei denken, dass es um die Krabbenallergie geht? Wie genau man das in ein Buch einbauen kann weiß ich allerdings auch noch nicht.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Judith

Ich habe jetzt gerade die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier gelesen, und ich war da sehr genervt von den ständigen Erklärungen und Rückblicken der früheren Bände.
Bei der Trilogie gibt es einen durchgehenden Spannungsbogen, die Bände schließen direkt aneinander an und man muss sie ohnehin alle lesen, um die Handlung zu verstehen. Trotzdem wird da im 2. und 3. Band erzählt, was vorher passiert ist - und zwar auf eine nicht allzu geschickte Art und Weise, wie ich fand. Noch dazu soll es ganz offensichtlich für Leser sein, die die vorigen Bände nicht kennen, da Gier hier wirklich die elementaren Punkte nochmal aufzählt - auch wenn ich bezweifle, dass man der Handlung folgen kann, wenn man nicht alles gelesen hat. Wenn man hingegen die vorigen Bände gelesen hat, aber sich nicht mehr an Details erinnert, hat man davon gar nichts - an die groben Eckpunkte wird man sich ja trotzdem noch erinnern.
Das war für mich wirklich ein Negativbeispiel in punkto "ich rufe den Lesern nochmal die Handlung in Erinnerung".

Bei Ju Honischs "Salzträume" ist es hingegen im 2. Band so gelöst, dass dem eigentlichen Roman ein zweiseitiges "Was bisher geschah" vorangeht. Und ganz ehrlich: Das mag zwar auf den ersten Blick nicht sehr elegant wirken, aber ich halte das eigentlich für eine hervorragende Lösung. Wenn man die beiden Bände in einem Rutsch liest, kann man sich das sparen und muss sich im Roman nicht durch das Wiederkauen von bekannten Dingen quälen. Und wenn man die Bände mit großem zeitlichen Abstand dazwischen liest und nicht mehr alles so genau weiß, wird einem dadurch nochmal das Wichtigste ins Gedächtnis gerufen.
Genauso wird es auch in den mehrbändigen Ausgaben vom "Herr der Ringe" gehandhabt - zumindest in der, die ich vor Jahren aus der Bücherei ausgeliehen hatte.

Beim "Lied von Eis und Feuer" hinegen bilde ich mir ein, dass Martin da gnadenlos ist und auf jegliche rückblickende Erklärungen verzichtet. Das ist insofern die beste Lösung, da es sowieso unmöglich ist, die gesamte Handlung der vorigen Bände in Kürze in den Roman einzustreuen - und aufgrund der vielen, vielen Handlungsstränge und Personen hat man eh kaum eine Chance, wenn man die Vorgänger gar nicht oder vor Jahren zuletzt gelesen hat. Da würden auch ein paar eingestreute Rückblicke nicht viel bringen.

Ary

#13
Die "Salzträume"-Lösung hat mir auch gut gefallen, weil ich eben nicht mehr den ersten noch mal lesen musste, um wieder in die Handlung reinzukommen. Ich habe nichts gegen ein "Was bisher geschah" - das ist mir sogar deutlich lieber, als die nervige Neufigur, der alles erklärt werden muss, weil mich das ständig aus dem Plotfluss reißen würde. Wenn es möglich ist, das "Was bisher geschah" auf einer oder zwei Seiten zusammenzufasen, ist das für mich vollkommen okay, nur viel länger sollte es nicht sein.
Allerdings lese ich Reihen sowieso nie "mittendrin", da fange ich schon am Anfang an. :) und da ich Cliffhanger als Stilmittel zwar sehr mag, als Leser aber wie die Pest hasse, warte ich meistens eh bei Serien, die mich interessieren, bis alle Bände erschienen sind. Daum habe ich bisher auch noch keinen Band "Wheel of time" oder "Game of Thrones" gelesen. ;D
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Schattenspielerin

Wenn ich schreibe, dann schreibe ich meist so, dass es mir auch selbst als Leser gefällt.
Cliffhänger an sich baue ich selten ein, da ich nicht besonders geduldig bin. Ich mag das warten auf das Band nicht besonders und scheinbar bin ich damit nicht allein. :)
Ich schreibe aber schonmal schnell ein Ende, dass zwar in sich geschlossen ist wo aber noch etwas folgen könnte. So nach dem Motto: "Das kann doch jetzt nicht alles sein."

Am liebsten schreibe ich aber auch Rückblenden um es Lesern zu ermöglichen mein Buch zu lesen ohne das vorherige Buch gelesen haben zu müssen. Ich persönlich würde zwar niemals mit Band zwei einer Serie anfangen aber es gibt ja sogar Leute die zuerst das Ende lesen und dann die Geschichte.
Ein eigenes kleines Vorkapitel mit dem Inhalt der Geschehnisse der Vorläufer an sich schreibe ich nicht. Das fände ich als Leser auch nicht sooo toll.
Aber daran erinnert zu werden was war finde ich sehr gut, da ich bei manchen Dingen doch ein Gedächtnis wie ein Sieb habe. ;D
Oft schreibe ich im ersten Kapitel der Fortsetzung im Zusammenhang mit der neuen Handlung einen Rückblick. Oder aber ich lasse die vergangenen Handlungen in den ersten Kapiteln mit einfließen. Je nachdem wonach mir ist und wie es zusammenpasst.
Da ich überwiegend in der Ich-Perspektive schreibe habe ich meiste auch kein Problem damit wie ich es schreiben soll. Meist sind es aber Erinnerungen die ich darstelle.
An deiner Stelle würde ich einfach weiter machen wie bisher. Ich denke, wenn man so schreibt, dass einem das selber als Leser gefallen würde ist es immer gut. Denn du fühlst dich gut dabei und stehst dahinter. So etwas ist meiner Meinung nach einfacher zu schreiben als etwas wovon man nicht überzeugt ist.