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Songtexte - unschätzbare Musen

Begonnen von Luciel, 06. Juni 2010, 19:58:17

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Luciel

Auf einem Bücherflohmarkt ist mir eine alte CD in die Hände gefallen - und beim Hören im Auto fiel mir auf, dass mir bereits zwei Zeilen daraus wunderbare Ideenbringer und eine Hilfe in kniffligen Situationen (in meinen Romanen) waren.
Vielleicht liegt es daran, dass Songtexte ganz viel Inhalt in ganz wenige Worte packen müssen (idealerweise jedenfalls) und das gibt mir als Autor den Raum, da noch viel mehr draus zu machen.

In diesem Fall gilt mein Dank "Nu Pagadi" mit Poison.

Mein Vampir hat ein ganzes Kapitel folgender Zeile zu verdanken:
- Feel me rushing through your venes -

Und eine sehr knifflige Kussszene hat jetzt einen Humorvollen Aspekt bekommen durch:
- Niemand dem ich ein Lächeln schenkte, der sich nicht küssen lies -

Auf der CD ist noch mehr, was ich brauchen kann ...

Geht es euch auch so? Die Musik selbst ist natürlich ein unentbehrlicher Helfer beim Schreiben, aber eben auch die Texte können zu Musen werden.

Joscha

Ich finde auch, dass Songtexte manchmal ziemlich inspirierend sein können. Besonders, wenn sie von dramatischer Musik untermalt werden und sehr eindrücklich sind. Das hat mir schon zu unzähligen Ideen verholfen, so viele, dass ich gar nicht mehr alles aufzählen könnte.

Das letzte Mal, das mir das passiert ist, war, als ich mir vor einer Woche 21 Guns von Green Day angehört habe. Da war es dann zwar nicht eine spezielle Zeile, aber die Grundaussage des Textes, die meinem Plot noch einen entscheidenden Kick gegeben hat. Wenn auch vielleicht in eine andere Richtung, als von dem Interpreten vorgesehen...

Grüße
Joscha

Moa-Bella

Ich habe schon ganze Bücher auf Liedern aufgebaut, kaum etwas inspiriert mich mehr, höchstens wirre Träume, die ich ab und an habe. Oft, wenn ich eine Plot entwickele, höre ich mir einfach Lieder an und bald habe ich eine Geschichte beisammen. Dabei gehe ich meistens einfach danach, wie ich den Text verstehe und nicht, was gemeint ist (in Death Of A Martian von den Red Hot Chili Peppers geht es nicht um einen Märtyrer, hat mich trotzdem auf eine tolle Idee gebracht). Bei manchen Bands geht das besser, bei anderen eher nicht. Toll dafür sind Shinedown, Three Days Grace, 30 Seconds to Mars, Breaking Benjamin. Bei anderen geht das dann wieder nicht so gut, Billy Talent finde ich toll, die Texte sind aber oft zu speziell, manchmal habe ich aber auch hier tolle Ideen.

Es geht glaube ich mehr um den Interpretationsspielraum und die Sprache. Ich verstehe bei englischen Songtexten nicht alles, bei weitem nicht, wenn ich den Text nicht vor mir liegen habe, aus den Fetzen kann man sich auch etwas tolles zusammenbasteln. Außerdem kann man die Texte und besonders wenn man nur die Hälfte davon hat, gut interpretieren, da lässt sich oft viel herauslesen.

Wenn ich ein neues Lied habe, höre ich es mir meistens ein paar mal an (also wenn ich gezielt nach Inspiration suche), dann notiere ich mir ein paar Idee, lese mir den Text durch, übersetze ihn mir, lese Deutungen, etc. Dadurch habe ich schon oft ganze Plots auf die Beine gestellt. Allerdings hätte so ein Text auch schon fast meine Protagonistin umgebracht.

Ziemlich wichtig dabei ist aber auch die Stimmung des Lieder. Das zieht sich manchmal durch meine Bücher wie ein roter Faden, z.B. First Snow aus The Fountain.

Zitat von: Joscha am 06. Juni 2010, 20:06:07
Das letzte Mal, das mir das passiert ist, war, als ich mir vor einer Woche 21 Guns von Green Day angehört habe. Da war es dann zwar nicht eine spezielle Zeile, aber die Grundaussage des Textes, die meinem Plot noch einen entscheidenden Kick gegeben hat. Wenn auch vielleicht in eine andere Richtung, als von dem Interpreten vorgesehen...

Eben, es kommt immer darauf an, was man selbst in dem Lied entdeckt und nicht, was gemeint wurde. Das ist der Unterschied zu der Interpretation im Deutschunterricht.

Rika

Ich habe sogar ganz konkret vor, wenn ich mein jetziges Projekt beendet habe, falls mir nicht doch noch so was anderes einfällt, zu versuchen, "aus Liedern Geschichten zu machen". (Mit Einwilligung.) Also die Geschichten, die in bestimmten Liedern erzählt werden, als Geschichten zu schreiben. Ob nun Kurzgeschichten oder Romane. Bin gespannt, wie das wohl funktionieren wird...  :hmmm:

Kati

Ich kenne das auch. Eisblumes deutscher Text zu "Louise" zum Beispiel. Daraus habe ich eine ganze Romanidee gebastelt. Für den Krähenfelsen habe ich immer wieder "Song for a good son" von den Bangles gehört (so ein schönes Lied) und daraus die Geschichte für den Bruder eines der Protas gemacht.

LG,

Kati

Rhiannon

Silberklang, mein aktuelles Projekt beruht lustigerweise auf drei Liedern: Freudenmädchen von Cuirina, Silver von Julia Ecklar und Legendenweber von Cuirina.
Ich könnte ohne Musik gar nicht schreiben und die Songtexte inspirieren mich auch teilweise zu Bildern, z.B. meine Feuermagierin nach Ladyhawke! von Julia Ecklar.

LoneRanger

Ich habe Songtexte geschrieben, und tue das zur Zeit immer noch ab und an, bevor ich mit der Schriftstellerei begonnen habe. Mein Gefühl ist mehr, das ich entweder einen Song mache, oder eine Geschichte und mir jeweils damit die beste Form für den jeweiligen Inhalt erschließe. Meine Songs will ich nicht zu Geschichten machen, denn dann hätte ich das wahrscheinlich von Anfang an getan. Aber wenn jemand dadurch inspiriert würde (was nicht geht, weil sie keiner kennt) dann hätte ich nichts dagegen, einen entsprechenden Anstoss gegeben zu haben.

Schreibe ich an meinem Roman, dann gibt es Szenen, zu denen mir ein Song einfällt. In meiner Weltraum-Liebeskomödie 'Das blaue Sofa' (in Arbeit) wird an einer Stelle der Titel "Benson Arizona" aus "Dark Star (1974)" vom Bordcomputer eingespielt. Vermutlich wird die Szene später im Manuskript nicht mehr vorkommen, weil sie ausser mir kaum jemandem etwas zu sagen hat, aber durch diese Musik (und den Text des Songs) geht es für mich selbst ein Stückchen weiter. Es ist etwas, das ich selbst von meiner Geschichte habe und an der Stelle sonst niemand empfinden kann und wird.

Ich selbst kann mir auch vorstellen, aus einem Song eine Geschichte zu machen - bei vielen Songs läuft bei mir Kopfkino ab, aber nicht aus einem meiner eigenen Songs. Denn die sind ja schon eine geschriebene Geschichte.

Simara

Ich höre sehr gerne Musik während des schreibens. Einer meiner Vampire bekam einen Großteil seines Charackters aus dem Lied "Who wants to live forever" von Queen. Vorallem die Zeilen
"But touch my tears with your lips
Touch my world with your fingertips" sind nachhaltig an ihm haften geblieben.   :jau:

Waffelkuchen

Meine Piraten-Trilogie und eine Liebesgeschichte aus ihr basiert auf dem Text von Roses von Poets of the Fall. Ursprünglich war das auch ein Großteil des Plots, aber der hat sich so radikal verändert, dass die Beziehung nicht mehr im Mittelpunkt steht.

Ich denke, das Inspirierende an Songtexten ist, dass sie uns im Prinzip ständig umgeben- ich hab Roses wirklich stundenlang gehört - und wir sie unbewusst immer mit uns herumtragen.
Kennt ihr das, wenn man nach Jahren ein Lied wieder hört und sich darüber wundert, dass man den Text noch so gut kann? Wir beschäftigen uns also intensiv mit ihnen, bewusst und / oder unterbewusst und da ist doch klar, dass was hängen bleibt, was dann auch kreative Arbeiten beeinflusst.
Dann gibt es natürlich auch diesen Blitzeinschlag, wenn man nur eine Zeile hört und plötzlich eine ganze Geschichte vor dem inneren Auge auftaucht- ich denke, das hat auch was mit der Verbindung aus Musik zu tun, die automatisch Atmosphäre entstehen lässt. Lieder lassen einem dann auch den Interpretationsspielraum, was Bücher oder Filme nicht können.

Für mich gibt es jedenfalls nichts Inspirierenderes als Musik. Seitdem ich Gitarre spiele und mich dadurch noch intensiver mit Liedern und Texten auseinandersetze, hat sich das auch noch um Einiges verstärkt.
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Kerimaya

Zitat von: Rika am 06. Juni 2010, 20:26:58
Ich habe sogar ganz konkret vor, wenn ich mein jetziges Projekt beendet habe, falls mir nicht doch noch so was anderes einfällt, zu versuchen, "aus Liedern Geschichten zu machen". (Mit Einwilligung.) Also die Geschichten, die in bestimmten Liedern erzählt werden, als Geschichten zu schreiben. Ob nun Kurzgeschichten oder Romane. Bin gespannt, wie das wohl funktionieren wird...  :hmmm:

Ich hatte so etwas mal vor, nachdem ich das Lied "Wolfsblume" von Silk und Lute zu einer Geschichte gleichen Namens verarbeitet hatte. Die beiden Musike mochten die Geschichte und wie ich höre, wird sie mittlerweile im Larp auch erzählt. Das funktioniert also sehr gut, vor allem, wenn Leser/Zuhörer später sowohl Lied als auch Geschichte kennen :)

Möchtegernautorin

Oh je, meine Geschichten gehen gar nicht ohne Musik :) Irgendwo hatten wir auch schon einmal einen Thread zu dem Thema – zumindest Musik im Allgemeinen, nicht nur auf die Songtexte bezogen. Ich habe den Thread aber gerade nicht mehr ausfindig machen können <schulternheb>

Zum Thema:
Eigentlich geschieht ein großer Teil meiner Charakterentwicklung über Musik und eben auch die Texte (Musik funktioniert bei mir nur im Gesamtpaket, da muss alles stimmen: Gesang, Text, das Drumherum ... ). Irgendwo geistert noch eine Kurzgeschichte herum, in der ich Teile von ,,Planet Hell" von Nightwish partiell übersetzt eingebracht habe, weil es so wunderbar in den Kontext der Figur gepasst hat – und die Szene auch.
Dann habe ich noch eine freie Übersetzung von ,,Hand of Sorrow" von Within Tempatation in dem Buch, an dem ich derzeit überarbeite (was ich wohl oder übel auch noch irgendwie ändern muss :d'oh:).
Bei guter Musik passiert es mir eben immer wieder, dass ich plötzlich Ideen habe. Und das auch nur bei Liedern, deren Texte ich einwandfrei kenne. Das fügt sich dann meistens wunderbar in meine Geschichten ein. Durch ,,Hand of Sorrow" bin ich sogar endlich dahinter gekommen, wie das Ende meiner Trilogie aussieht.

Einen Beweis, dass das übrigens auch anderen Schriftellern passiert, habe ich auch. Ich habe im ersten Band einer ziemlich langen Reihe in der Widmung einen Dank an Enja und Loreena McKennitt gelesen; letztere habe ich dadurch auch entdeckt. Und ich hatte mir vorgenommen, mich auch bei den Ausschlaggebenden Bands zu bedanken, falls ich mal zu einer Veröffentlichung komme ;D

Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Cherubim

Ich glaube, ohne die Inspiration der Musik mit und ohne ihrem Text, sind überhaupt der Grund, wieso meine Fatasie angefangen hat zu fliegen und ich mit dem Schreiben begonnen habe.  ;)

Für mich ist Fantasie und Kreativität untrennbar mit Musik verbunden. Wie eigentlich alles in meinem Leben.

Rika

Zitat von: Kerimaya am 07. Juni 2010, 11:17:44
Ich hatte so etwas mal vor, nachdem ich das Lied "Wolfsblume" von Silk und Lute zu einer Geschichte gleichen Namens verarbeitet hatte. Die beiden Musike mochten die Geschichte und wie ich höre, wird sie mittlerweile im Larp auch erzählt. Das funktioniert also sehr gut, vor allem, wenn Leser/Zuhörer später sowohl Lied als auch Geschichte kennen :)
Mmm, ja, die Wolfsblume... *schiefgrins* da hab' ich was verpaßt. Der Text ist mir mal vor halben Ewigkeiten (noch bevor er sich in Larpkreisen breitmachte) in einer Hexenzeitschrift, die bei Bekannten herumlag, untergekommen. Ich fand das Gedicht toll, schrieb es mir also ab, und sang es ein paar mal improvisiert, freistil auf Larps, dann paßte es bei einem Gitarrenriff von einem Freund total gut dazu, wir es also darauf angepaßt... bloß daß er besser Gitarre spielte als ich, ich es also nie allein spielen konnte. Wir haben es sogar mal aufgenommen, nur leider hatte die Zeitschrift inzwischen pleite gemacht, es gelang uns also nie, Kontakt zu der Autorin ("Morrigan", nur um das klar zu stellen, falls nicht einer von beiden diese Morrigan ist, ist der Text nicht von Silk/Lute) aufzunehmen... *seufz*
Ich Hamburg, er Stuttgart, wie das Leben so spielt, Kontakt verloren... Jahre später, nachdem ich mir für einen kurzen Zeitraum mal beides, Gitarre & Gesang gleichzeitig angeeignet hatte, nochmal versucht, Kontakt vie Internet herauszufinden, nur um dann über Lute & Silk zu stolpern... ah, well.

Deine Geschichte dazu würde mich interessieren!
Auch - gut zu hören, daß andern schon gelungen ist, was ich da noch ausprobieren will. :)

Um wieder mehr zum Topic zurückzukommen,
Zitat von: Drachenelfe am 07. Juni 2010, 17:32:46
Einen Beweis, dass das übrigens auch anderen Schriftellern passiert, habe ich auch. Ich habe im ersten Band einer ziemlich langen Reihe in der Widmung einen Dank an Enja und Loreena McKennitt gelesen; letztere habe ich dadurch auch entdeckt. Und ich hatte mir vorgenommen, mich auch bei den Ausschlaggebenden Bands zu bedanken, falls ich mal zu einer Veröffentlichung komme ;D
Ist mir auch schon begegnet, daß Autoren Musiker/Alben/Songtitel in ihren Dankessagungen nennen. Zuerst fällt mir dabei immer Charles DeLint ein.

Nashi

Hihi, meine jetzige Geschichte schreibe ich nur, weil ich mir damals aus Jesus Christ Superstar "Judas death" anhörte und mir dabei die Idee kam. Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die Musik bei mir einen wichtigen Teil ausmacht. Obwohl es (vor allem bei Musicals) dann auf den Interpreten ankommt.
Aber allgemein gesehen kann ich euch zustimmen *sigh* Tja, was würden wir nur ohne die Musik machen -lach-
Oft ist es auch so, dass wenn ich ein Lied höre, völlig aus dem Zusammenhang heraus Lust bekomme zu schreiben, das ist dann auch immer toll (außer wenn man nicht zuhause ist und der Lap Top nicht in Reichtweite ist).S

Simara

Zitat von: Nashi am 21. Juni 2010, 22:47:31
Hihi, meine jetzige Geschichte schreibe ich nur, weil ich mir damals aus Jesus Christ Superstar "Judas death" anhörte und mir dabei die Idee kam.

Aus JCS haben mich auch schon einige Lieder inspiriert, und sobald ich meine "Schatten" fertig habe (das kann dauern... ich komme mit Kurzgeschichten viel langsamer voran als mit länger angelegten Projekten...) werde ich eine kleine Judas Geschichte verfassen.  ;D