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Fantasyromane in der Ich-Perspektive?

Begonnen von Wollmütze, 09. März 2010, 16:10:29

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Kraehe

ZitatDas widerspräche aber der schieren Menge an "Anfängerliteratur", die in der Ich-Perspektive geschrieben werden.
Naja, das kann ich beispielsweise einfach nicht bestätigen. Ich habe in der 3.Person angefangen udn alles in meinem Umfeld, das ich kenne, hat auch damit angefangen...  :hmmm:

ZitatIch mag da falsch liegen, aber bisher dachte ich, das Geschichten aus der 3. Person überwiegen.
Vielleicht generell, aber vielleicht nicht in dem, was man so liest am Anfang... ich weiß ja nicht. Es gibt beispielsweise viel Jugendliteratur mit 1.Person und viele bekanntere Werke befinden sich in ähnlicher Erzählperspektive... vielleicht lesen das die Leute in deinem Umfeld überwiegend ;)

Sven

ZitatNaja, das kann ich beispielsweise einfach nicht bestätigen. Ich habe in der 3.Person angefangen udn alles in meinem Umfeld, das ich kenne, hat auch damit angefangen...

Vielleicht gibt es auch einen Unterschied zwischen Fantasyliteratur und dem Rest?
Meine Beobachtung bezieht sich komplett auf Nicht-Fantasyliteratur.
Ich selbst habe auch nie in der 1. Person geschrieben, dennoch glaube ich, dass das Schreiben in der 1. Person bei Anfängern am verbreitetsten ist.
Eben weil man das Gefühl hat, dadurch eine Geschichte besser erzählen zu können, oder der Hauptperson näher zu sein. Viele Geschichten von Anfängern sind biografisch angehaucht, da scheint die 1. Person am ehesten zu passen. Ein weiterer Grund für diese Perspektive ist das "sich in eine Welt hineinträumen". Viele fangen in der Pubertät an zu schreiben, weil sie das Bedürfnis haben, aus der gewohnten Welt auszubrechen. die Ich-Perspektive unterstützt dieses "Fluchtverhalten" natürlich auf besondere Weise, die andere Perspektiven nicht bieten können.
Beste Grüße,
Sven

Valaé

Ui, das ist definitiv ein Thema für mich.
Ich selbst gehörte lange Zeit zu den Verfechtern der 3. Person. Zum einen habe ich bis dato selten ein Buch in der 1. Person gelesen (verdammt schade drum -.-) und auch nie selbst darin geschrieben (noch viel  mehr verdammt schade drum). Für mich hörte sich das bei anderen Büchern irgendwie komisch an und ich selbst kam sowieso nicht auf die Idee, aus meinem festgefahrenen "3.Person"- Schema herauszukommen.

Naja, dann kam der NaNo und mein Studium und ich wollte ein wenig herumspielen mit Perspektiven und Ähnlichem. Also wollte ich eine Ich-Perspektive. Und siehe da: Mir haben die Kapitel in der ersten Form so unglaublich viel mehr Spaß gemacht, dass ich wenn ich heute ein Buch schreibe unbedingt eine 1. Person brauche, ansonsten verliere ich auf Dauer den Spaß daran. Ich würde niemals mehr ein Buch ganz ohne erste Person schreiben wollen und kenne seit einer Weile auch mehr davon. Ich glaube, es ist eine Herausforderung für viele Fantasyschreiber, da doch sehr viel vor allem der bekannteren Fantasy (Ausnahmen bestätigen die Regel und "bekannt" ist bekanntermaßen auch ziemlich dehnbar) aus der 3. Person geschrieben wurde.
Ich persönlich würde ja behaupten, die 3.Person, im besonderen der auktoriale Erzähler eignet sich auch weitestgehend mit am besten für Fantasy, deren Schwerpunkt gerne auf dem Plot, auf der äußeren Handlung liegt und meistens innere Handlungen eher nebenbei ablaufen lässt. Eine Schlacht in der 1. Person zu beschreiben ist zwar sicher reizvoll, aber in de 3. würde ich es als einfacher empfinden, es sei denn, ich beschreibe die Schlacht allein deswegen, weil sie etwas bestimmtes in meinem Charakter auslöst. Geht es aber hauptsächlich um die Schlacht, würde ich sie lieber in der 3. Person beschreiben.
Ich selbst schreibe gerne Fantasy, bei der die Bedrohung innerer Natur ist, gerne mit Charakteren die psychisch ganz schön angeknackst sind. Solche Figuren WIRKEN einfach viel realer, beängstigender, näher, faszinierender, wenn sie eine 1. Person- Perspektive erhalten. Oder nicht sie bekommen diese, sondern der Charakter, der sie indirekt charakterisieren soll, dass bewahrt dann noch eine gewisse Distanz.
Ich halte es also für wichtig, WAS ich bewirken möchte, um daraufhin die Perspektive zu wählen. Und natürlich sollte ich mich in der Perspektive wohl fühlen, in der ich schreibe. ich selbst beispielsweise würde kein gutes Buch mehr auf die Reihe bekommen, das keine 1. Perspektive hat. Jemand anders dagegen kann sie vielleiicht überhaupt nicht ertragen - gut, dann schreibe ich eben in der 1. Perspektive und der andere nicht.

Ich glaube auch nicht, dass es überhaupt eine Perspektive gibt, die in der Regel von Anfängern genutzt wird. Jeder empfindet eine andere Perspektive als leichter/schwieriger. In der ersten Perspektive anständig Beschreibungen einer Welt unterzubekommen ist um einiges schwieriger als in der dritten  (denn derjenige, der die Bescheibung liefert braucht sie ja eigentlich nicht, weil er selbst in der Welt wohnt/lebt) und innere Nähe lässt sich schwieriger in der dritten Person herstellen.
Wobei ich persönlich die erste Person nicht nur als schöner zum Schreiben sondern auch als schwieriger empfand, da ich dauernd in Versuchung geriet, Dinge zu beschreiben, die mein Charakter nicht wissen kann. Zudem braucht man eine extrem gute Kenntnis des Charakters, damit man eine 1. Person- Perspektive gut hinüberbringt. Da man sich ja sozusagen permanent in einer personalisierten Weltsicht befindet, muss man auch pemanent subjektiv schreiben. Vor allem bei extremen Charakteren möchte man vielleicht dem Leser manche Dinge objektiver vermitteln, aber das geht nicht sonst wird man dem Charakter untreu. Eine sehr stark subjektive Schreibweise, die von der eigenen Sicht der Dinge abweicht, fällt zumindest meiner Erfahrung nach vielen Anfängern eher schwer. Aber das muss nicht so sein und zudem kann man ja auch einen Charakter wählen, der einem selbst sehr ähnlich ist. Das würde das Ganze natürlich vereinfachen.

Zit

Zitat von: ValaéAber das muss nicht so sein und zudem kann man ja auch einen Charakter wählen, der einem selbst sehr ähnlich ist. Das würde das Ganze natürlich vereinfachen.

Meinen Erfahrungen aus diversen Fandoms nach, tut das mindestens die Hälfte der Schreiber. Das Problem dabei ist nur, dass diesem Charakter dann auch eigene Ängste und Wünsche aufprojiziert werden oder man bewusst die eigene Geschichte/ den eigenen Körper/ die eigene Art aufpoliert ...

Mit einem Charakter Eigenschaften zu teilen, finde ich nicht verkehrt. "sehr ähnlich" dürfte aber zu ähnlich sein.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Kati

Das sehe ich wie Zitkalasa. Aus der Ich-Perspektive zu schreiben, bedeutet für viele, über sich selbst zu schreiben und sich einen neuen Namen zu geben. Ich glaube, es ist ganz normal, das ein Protagonist, egal welche Perspektive angewandt wird, einige Eigenschaften des Autors hat, aber übertreiben sollte man es nicht. Das kann, meiner Meinung nach, sogar richtig daneben gehen.
Im schlimmsten Fall verkommt der Charakter zur Mary-Sue, weil der Autor dieser Figur, die eigentlich sie oder er selbst ist, natürlich alle Wünsche erfüllen will und selbst nicht als scheiternde Figur zurückbleiben will.

Valaé: Mir geht es so ähnlich. Ich schreibe eigentlich schon immer aus der Ich-Perspektive und habe deshalb in letzter Zeit mal ein bisschen experimentiert, ob ich nicht auch etwas anderes kann. Dabei ist mir aufgefallen, dass mir etwas fehlt, wenn "ich" plötzlich Sally ist und ich nur beschreibe, was Sally tut. Dann habe ich das Gefühl nicht richtig in der Geschichte zu sein und denke mir, der Leser wird ein ähnliches Gefühl haben. Als würde man Sally nur beobachten und nicht wirklich miterleben, was ihr geschieht.

Grey

Ich habe bisher einen von inzwischen acht Romanen aus der Ich-Perspektive geschrieben und werde, falls Projekt X das nächste Buch-to-be wird, dort wieder mit der 1.Person arbeiten - bzw. mit zweien. Ich kann gar nicht sagen was ich lieber mag, es kommt auf die Geschichte an, wie sie am wirkungsvollsten erzählt werden kann.

Interessanterweise war, als ich "Mein Name ist Wind" geschrieben habe - das war 2007/2008 - es noch ein unausgesprochenes NoGo, in der Ich-Perspektive und dazu noch im Präsens zu schreiben. Seit den Hunger Games scheint das aber mehr und mehr in Mode zu kommen. So stark, dass es mich schon fast wieder nervt, ein neues Dystopisches Jugendbuch aufzuschlagen und schon wieder von einer Heldin in der 1.Person Präsens angesprochen zu werden. Vielleicht sollte ich Al nochmal aus der Schublade holen und meiner Agentin vorstellen. 8) Es ist halt eine sehr direkte und intensive Erzählweise. Mir wurde es als Autorin manchmal ein bisschen zu krass, da musste ich Pause machen ... ::)

Valaé

@ Zitkalasa: So hart wollte ich es nicht ausdrücken ;-). Ich persönlich finde ja, dass es genau den Effekt irgendwie verfehlt, wenn man die Ich-Perspektive so wählt, dass man selbst der Charakter sein könnte. Als ich den Satz geschrieben habe, hab ich selbst schon so bei mir gedacht: Und genau das tun die meisten Anfänger, wenn sie 1. Person schreiben *sfz*.
Zum Glück kam ich da gar nicht in Versuchung bei meiner ersten Ich-Perspektive. Ich bin eben nicht Jargo und das ist auch gut so! Nur dass er meinen schwarzen Humor geerbt hat... das kann ich nicht abstreiten XD.
Aber da sidn wir ja wieder bei dem: Jeder Charakter hat ETWAS vom Autor. Kein Charakter sollte ALLES vom Autor haben.

@Kati: Wow, deine Beschreibung trifft ziemlich gut, was ich fühle wenn ich jetzt 3. Person schreibe. Als ob ich alles nur ansehen würde und es wirkt alles nicht halb so intensiv, woraufhin ich nicht zufrieden bin, weil ich weiß, ich komme normalerweise näher ran, stärker in die Geschichte rein. Ich glaube dann, dass der Leser mit meinem 3. Person Geschreibsel so unzufrieden sein muss, wie ich es bin. Und trotzdem eignet sich leider nicht jeder Charakter und nicht jede Geschichte für die erste Person. Da ich auch immer gerne mehrere Perspektiven im Buch habe, ist eigentlich fast immer eine 3. Person dabei. Aber die befremdet mich in letzter Zeit immer mehr und ich möchte zurück zur 1. Person.

sirwen

#82
Hmm, also ich persönlich erlebe es so, dass sich beim Schreiben entweder eine Stimme aufdrängt oder nicht. Bisher habe ich aber nur Kurzgeschichten aus der Ich-Perspektive geschrieben, da funktioniert das ganz gut. Bei einem Roman ... ich weiss nicht, ob ich das könnte. Sobald die Handlung etwas komplexer wird, schränkt man sich selber extrem ein. Natürlich kann man das tun, ich sehe mich einfach handwerklich noch nicht so weit.  :pfanne:
Bei meiner vorletzten Kurzgeschichte, die ich in der ersten Person geschrieben habe, wollte ich einbauen, dass der Leser etwas merken soll, was die Prota, die fröhlich drauflos plaudert, nicht merkt. Ähm, das war ganz schön knifflig, und ich weiss nicht, ob es wirklich gelungen ist.

Meiner Meinung nach sollte die Wahl auf alle Fälle zur Geschichte und deren Aufbau passen. Sobald man mehrere POVs einbauen möchte, steht man vor einem grossen Problem mit der Ich-Perspektive.

Da fällt mir "Tamsin" von Peter S. Beagle ein. Das ist grandios geschrieben. Der gute Beagle schafft es doch tatsächlich, ein Buch aus der Perspektive eines 19-jährigen Mädchens zu schreiben, das schildert, was sie in den letzten fünf Jahren erlebt hat. Ich glaube, Beagle war zu dem Zeitpunkt etwa 60 Jahre alt. Aber die Erzählstimme dieses New Yorker Mädchens ist total glaubwürdig.

Kati

ZitatSobald man mehrere POVs einbauen möchte, steht man vor einem grossen Problem mit der Ich-Perspektive.

Es gibt da aber schon einige Möglichkeiten. Man kann sich, was ich persönlich sehr unschön finde, einen allwissenden Ich-Erzähler anschaffen, der alles entweder irgendwo gehört hat oder aber einfach mal berichtet, was gerade woanders passiert. So geschehen in "A Star Called Henry" von Roddy Doyle.
Dann kann man sich auf zwei Ich-Erzähler einigen, was ich früher ganz schrecklich fand, aber, wenn es gut gemacht ist, liest sich das ziemlich gut. Dann hat man schonmal zwei Perspektiven drin. In "Nach dem Sommer" von Maggie Stiefvater wurde das so gemacht.
Richtig gut fand ich die Lösung in Victoria Schlederers "Des Teufels Maskerade", wo die Standpunkte anderer Figuren in Briefen gezeigt wurden.
Oder man nimmt sich einen Ich-Erzähler und noch eine, oder mehrere personale Erzähler. Das hat Nina Blazon in "Schattenauge" gemacht.  :)

Zit

#84
Hm, ich habe mir letztens die Frage gestellt, wie ich einen Ich-Erzähler und einen personalen Erzähler mischen kann. Vorallem so, wie es meinetwegen in Desperate Housewives (wobei es da nicht sauber zu erkennen ist, da man den Erzähler nicht gleich als Ich-Erzähler erkennt) gemacht wird oder Black Sword (was mir den Anstoß gab). Es dürfte ziemlich schwer sein, eine starke Trennungen bei den Erzählern vorzunehmen wie es ein Film tut. Da gibt es ja die einzelnen Szenen, in denen die Schauspieler einfach agieren, und die Passagen, in denen der Ich-Erzähler eben kommentiert. Bisher bin ich zu dem Schluss gekommen, dass soetwas in Romanform nur über mehrere Ich-Erzähler machbar ist, also nix da mit personal -- wobei es eben einen Erzähler gibt, der mehr oder minder aus der Erinnerung erzählt und vorallem aber die Handlungen der anderen kommentiert. Ob das aber am Ende funktioniert, weiß ich nicht. Müsste man mal ausprobieren. :hmmm:
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getting a headache."
Unbekannt

Valaé

Also ich hatte überhaupt kein Problem mit mehreren POVs und der Ich-Perspektive. Ich habe in Schlangenbiss eine Ich-Perspektive, eine personale Perspektive und eine sehr kurios zu schreiben gewesene Du-Perspektive in Brief- bzw Tagebuchform. Ich weiß auch nicht, warum da ein größeres Problem sein sollte als bei mehreren personalen Ebenen. Dass sich die Perspektiven nicht beißen, darauf muss man doch immer achten, ganz egal welche Perspektive man wählt. Also ich steh wirklich auf dem Schlauch, was für ein Problem es da geben sollte? Ich meine, innerhalb einer Szene oder eines Kapitels wechsel ich Perspektiven sowieso nie, das ist einfach unschön meiner Meinung nach und ärgert mich auch selbst beim Lesen anderer Bücher. Und nur bei einem Wechsel innerhalb einer Szene/im Kapitel (einmal im Kapitel ist in Ausnahmefällen möglich) würde mich der krasse Unterschied zwischen den Perspektiven dann stören.
Also ich hab es bei Schlangenbiss eben so, dass der Ich-Perspektivträger eben sich sozusagen als Protagonisten sieht und sein Leben schildert und wie die Perspektivträgerin der personalen Perspektive auf ihn wirkt. In der personalen Perspektive wird dann all das Erläutert, was die Perspektivträgerin prägt, erlebt und fühlt. Da keiner der beiden Perspektivträger das Leben des anderen genau kennt und seine Beweggründe verstehen kann, beißen sich die Perspektiven nicht und keiner kann etwas verraten, was in das Leben des anderen gehört. Sie stellen höchstens Mutmaßungen übereinander an oder der Ich-Perspektivträger (der älter ist) schildert ein Ereignis bei dem die andere Perspektivträgerin zwar beteiligt, aber zu jung war um sich daran zu erinnnern. Ihre Erlebnisse überschneiden sich, werden aber grundsätzlich nur aus der einen oder der anderen Sicht geschildert, niemals aus beiden, es sei denn im Rückblick ganz kurz. Natürlich hat man als Autor vielleicht hier und da mal ein Problem dass eine Person etwas weiß, was die andere nicht weiß und somit der Leser durch das Kennen der einen Perspektive schlauer wird als der andere Perspektivträger aber genau das kann man als Autor entweder gut vermeiden oder man möchte (wie in meinem Fall) genau das herbeiführen. War schon immer reizvoll, wenn eine Figur weniger weiß als der Leser - oder mehr. Gleich viel finde ich oft langweilig. Also das eine Differenz an Wissensständen auftritt empfinde ich nicht als Problem, sondern ich möchte das oftmals sogar erzeugen. Wenn ich das nicht will, dann muss ich mir vorher große Gedanken darum machen, wie ich es vermeide, aber auch das wäre normalerweise machbar. Wüsste nicht, warum ich bei der 1. Person als eine der Erzählperspektiven auf andere verzichten sollte. Ich habe nicht mehr und nicht weniger Probleme als bei mehreren personalen Erzählern, die sich ja vom Wissensstand her auch sehr gerne beißen.

Flafi

Also ich habe noch kein Fantasy Buch in der Ich Perspektive gelesen. Zumindest kann ich mich grad nicht daran erinnern  :hmmm:
Wobei ich bei Geschichten, die aus der 1. Person erzählt werden, sehr genau darauf achte, wie originell denn das Entkommen aus einer brenzligen Situation war. Denn wenn nicht Präsenz verwendet wird, weiß man schonmal, dass der Charakter nicht stirbt - was durchaus die Spannung nehmen kann.

Ich habe selbst schon oft, die Ich Perspektive verwendet. Irgendwie geht sie mir leichter von der Hand. Aber wegen oben genanntem Grund, möchte ich sie nicht verwenden.

Ich sitze gerade vor dem Problem, mit meiner Werwolfgeschichte nicht ganz im Reinen zu sein und überlege, das bisherige in die 1. Person umzumodeln.
Immerhin habe ich den mal selbst gespielt... hach.

Aber das Mischen von Perspektiven finde ich selbst stets verwirrend.
Weiß nicht, ich bin zu sehr Gewohnheitstier. Da bringt mich schon sowas in nem Buch aus der Fassung  :wums:

sirwen

Ich meinte damit nur, dass es schwieriger ist, solche Perspektiven zu mischen. Mich persönlich würde das zumindest sehr irritieren, wenn es nicht gut gemacht ist. Briefe sind ok, aber ich kann mich gerade nicht an einen guten Roman erinnern, wo es z.B. einen Ich-Erzähler und einen personalen Erzähler gibt (ok, das heisst natürlich nichts).

ZitatGleich viel finde ich oft langweilig. Also das eine Differenz an Wissensständen auftritt empfinde ich nicht als Problem, sondern ich möchte das oftmals sogar erzeugen.
Das unterschreibe ich auch. Ob man dann unbedingt Perspektiven mischen muss, weiss ich nicht.
Also, ich wollte eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass es einfacher ist, mehrere personale Erzähler zu mischen als Ich-Erzähler und personaler Erzähler. Klingt jetzt komisch, weil der personale Erzähler ja im Prinzip eine künstliche Konstruktion ist, aber ich empfinde eine Geschichte glaubwürdiger, wenn er in einer Person (1., 2. & 3.) erzählt wird. Ihr könnt mir aber gerne ein gelungenes Beispiel nennen.

@Kati: Hab mir deine Tipps Mal geisitg notiert. :)

Valaé

Zitat von: Flafi am 21. April 2011, 22:43:56
Denn wenn nicht Präsenz verwendet wird, weiß man schonmal, dass der Charakter nicht stirbt - was durchaus die Spannung nehmen kann.
Öhem, ähem *hust* Sorry, aber Einspruch. Klar, klingt logisch, aber eine Erzählung kann dann auch ganz schnell in der Gegenwart angelangt sein und der Perspektivträger dann durchaus sterben... Allerdings kann er das natürlich nicht bis zum Einsetzen der Gegenwart und allgemein ist es schwierig einen Ich- Perspektivträger sterben zu lassen. Zum Einen schwer zu realisieren, zum Anderen aber geht es auch furchtbar an die Nieren des Autors, schlimmer als bei jeder anderen Perspektive, zumindest meiner Erfahrung nach. Und ich hätte wohl Probleme beim Beschreiben des Einsetzen des Todes - weiß immerhin selbst nicht wie sich das anfühlt ;-). Allerdings muss ich hart EInspruch sagen, was die Spannung angeht. Ich finde die Frage ob derjenige stirbt oder nicht ist doch in brenzligen Situationen und allgemein nicht das einzige Spannungselement. Man fürchtet zum Einen um die, die er gern hat, zum anderen darum, wie heil er aus etwas heraus kommt. Gibt Schlimmeres als den Tod =). Haben meine Charaktere auch schon gerne erfahren dürfen. Außerdem ist das "WIE" beim Entkommen aus einer brenzligen Situation doch sowieso interessanter als das "OB". Immerhin weiß man doch auch, dass wenn es nur einen wirklichen Protagonisten gibt und es ist nen 500 Seiten dickes Buch und er kommt auf S. 100 in Bedrängnis, dass es seeeeeehr unwahrscheinlich ist, dass er da stirbt... dazu muss er kein Ich-Perspektivträger sein^^.

Also ich finde eine durchgängige Perspektive langweilig, zum Schreiben wie zum Lesen furchtbar. Beim Schreiben könnte ich das gar nicht aushalten, ein ganzes Buch im Kopf einer Person festzuhängen oder durchgängig alles zu wissen (bah nichts ist widerlicher als auktorialer Erzähler... zum Schreiben. So unpersönlich. Zum Lesen auch nicht viel besser aber erträglich)... wah kann ich mir gar nicht vorstellen irgendwie. Ich brauche da Abwechslung und ich brauche unterschiedliche Sichtweisen, das macht für mich eine Geschichte erst interessant. Aber ich bin in vielen Dingen eh eher unkonventionell und mag auch keine Abenteuer- oder Reiseplots, oder Weltretter- Geschichten. Ich lese so was zwar, wenn es gut geschrieben ist auch gerne, aber ich würde es niemals schreiben. Da ich beim Schreiben kaputte Figuren und psychische Probleme liebe (klar gehts nicht ohne hier und da etwas gute "Action" aber der wirkliche Konflikt liegt immer in den Figuren) komme ich verständlicherweise nicht mit einer Perspektive aus, denn psychische Fragen muss man von verschiedenen Seiten beleuchten. Aber selbst bei der einen Geschichte die ich mal geschrieben habe, die zu ihren Anfängen auch eher eine Weltretter-Geschichte war, kam ich nicht mit einer Perspektive aus. Ich brauche einfach mehrere Sichtweisen, keine Ahnung woran das liegt, ich hasse es wie die Pest wenn es nur eine Perspektive gibt. Das wird mir beim Lesen schon zu viel, beim Schreiben verliere ich schnell die Lust.
Klar kann man jetzt sagen ist eine extreme Meinung. Joa, ist es. Aber jedem das Seine, nicht^^. Hab auch kein Problem mit, wenn jemand keine Perspektivwechsel mag. Kann ich zwar wirklich leider kein bisschen nachvollziehen, kann so jemand bei mir aber sicher auch nicht ;-).

Zum Beispiel: Schlagt mich wenn ich falsch liege, aber hat Bernhard Hennen in dem einen Buch nicht Ich-Perspektive und 3. Person Perspektive zusammen verwendet? Weiß nicht mehr in welchem, aber Ganda kam darin vor. Sie hatte die 1. Person Perspektive und ansonsten hatte Hennen ja schon immer noch mehrere. Weiß nicht ob der zweite Erzähler ein auktorialer war oder ob es nicht noch einen personalen um Ollowain in dem Fall gab. Sorry das mir der Buchname jetzt gerade nicht einfällt, war jedenfalls das letzte Buch der "Elfen-" reihe, so viel ich weiß. Lange her, dass ich es gelesen habe. Aber Hennen hat sowieso gerne einige unterschiedliche Perspektiven, Heitz auch hier und da. Mag ich gerne, bringt immer wieder Abwechslung rein (auch wenn ich es hasse wenn immer an der spannendsten Stelle die Perspektive gewechselt wird  :happs:.. naja würd ich auch nicht anders machen^^.)

Eluned

He, ein interessantes Thema.
Und ich bin gerade sauer, weil ich schon alles geschrieben hatte und dann auf eine offensichtlich falsche Taste drückte und weg war meine "tolle" Antwort. Egal, also noch mal.
Kann mich allerdings Valaé anschließen, ich brauche auch die Gedanken und Sichtweisen von vielen Menschen, so kommt für mich Spannung auf. Eine Stimme, die über allen spricht und alles weiß, dass ist für mich ein Märchen. Es gibt im Märchen meistens einen Erzähler, der beschreibt und einen leitet. Aber für mich geht da eine gewisse Spannung verloren.
Auch ich habe bei diversen Seminaren gelernt, Icherzähler als Anfänger, niemals. Und so schrieb ich auch Romane in der dritten Person, aber bei einer Geschichte, eigentliche meinem ersten Roman, fehlte dadurch etwas. Und so habe ich die guten Ratschläge beiseite gelegt und mich den Gedanken und Gefühlen der Hauptperson in der Ichform hingegeben. Und siehe da, plötzlich gewann diese Geschichte an Spannung, so sehr, dass ich beim Schreiben selber am Rand der Stuhlkante saß, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht. Und es wurde mir von ehrlichen Lesern bestätigt, dass sie beim Lesen die gleiche Spannung empfingen und empfanden.
Auch hatte ich große Lust einmal in der Ichform, als Mann zu schreiben. War es mir möglich in die männliche Gedankenwelt einzutauchen? Männer und Frauen ticken nun einmal anders, das ist nicht wertend gemeint sondern feststellend. Sicher, da ich an Wiedergeburt glaube, glaube ich natürlich auch, dass ich schon mal als Mann auf der Erde war, aber trotzdem, jetzt bin ich nun mal gefangen in meiner weiblichen Welt. Wenn ich mir sehr unsicher war, fragte ich den Mann an meiner Seite. Und ich glaube, es ist mir einigermaßen gelungen.
Ich denke Mann und Frau sehen sich auf jeden Fall bei einer ersten Begegnung anders an. Auch werden sie unterschiedliche Merkmale wahrnehmen und haben eine völlig andere Gewichtung. Bla, bla, jetzt werde ich ausschweifend, dabei erzähle ich wahrscheinlich keinem etwas neues?
Kurz und gut, mir gefällt es sehr, ein Buch mit einer Icherzählenden Hauptfigur zu schreiben und alle anderen Figuren auch sehr nahe zu machen, indem sie ebenfalls Gedanken haben und Sichtweisen.
Gruß, Eluned