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Fantasyromane in der Ich-Perspektive?

Begonnen von Wollmütze, 09. März 2010, 16:10:29

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Schattenspielerin

Stimmt das kann von Geschichte zu Geschichte unterschiedlich sein.
Mir fällt es nur immer schwer aus der Perspektive einer anderen Person zu schreiben. Ich falle dann meist wieder in die Sicht meines Protagonisten. Ich finde es nicht so einfach grundlegende Dinge wie z.B. Eigenschaften zu trennen. Wenn ich über sie schreibe habe ich da kein Problem mit aber als sie ist das meines Erachtens nach schon schwieriger.
Nunja ich würde sagen jedem das seine.
Ich finde es ist aber eine wunderbare Sache wenn man damit so gut umgehen kann

Alana

#61
Ich habe meinen ersten Roman in der Ich-Perspektive geschrieben und das fiel mir eigentlich sehr leicht.
Dennoch möchte ich mein derzeitiges Projekt in der 3. Person schreiben, aber irgendwie fällt mir das wahnsinnig schwer.
Es ist, als würde ich mit der Ich-Perspektive auch meinen eigenen Stil zurücklassen.
Was ich mich nun frage: Liegt das einfach an mangelnder Übung?
Ist es vielleicht ganz natürlich, dass das was mich und meine Schreiberei ausmacht, in der 1. person einfach so rausfließt, während es in der 3. Person geübt werden muss?
Oder kann es sein, dass mein Stil sich einfach gut in der Ich-Erzählung entfaltet und ich dann einfach nachgeben sollte, anstatt verkrampft zu versuchen, es in die 3. Person zu quetschen?

Ich kenne übrigens einige sehr gute Fantasy Romane in der 1. Person.
Überhaupt werden es immer mehr und ich lese es mittlerweile auch gern.

Beispiele:

Twilight etc.
Rubinrot etc.
Die Tribute von Panem etc.
Shades of Grey
Percy Jackson
Beautiful Creatures

und dann noch was ganz altes, was ich damals geliebt habe:

Schwerttänzer etc.

Alhambrana

Sven

@ Alana: Ich glaube nicht, dass der Stil etwas mit der Perspektive zu tun hat. Die einzelnen Perspektiven lassen sich ohne Probleme austauschen. Die Sache mit der 3. Person ist halt der Erzähler, der definiert werden muss. Das entfällt naatürlich in der 1. Person.
Mir ist aufgefallen, dass viele Anfänger bevorzugt die 1. Person wählen. Die meisten dieser Geschichten waren schlecht. Das lässt mich den Schluss ziehen, dass diese Perspektive nicht unbedingt leicht zu bewältigen ist. Darüber hinaus ist sie Geschmackssache. Ich mag sie nicht. Weder schreiben, noch lesen.

Wenn Du aber das Gefühl hast, dass eine andere Perspektive als die 1.  nicht zu Dir passt, warum machst Du Dir dann Gedanken? Du musst mit dem was Du schreibst im Einklang sein. Wenn Du ständig denkst: "Verdammt, in der 1. Person würde die Szene besser rüberkommen" bist Du viel zu verkrampft.
Beste Grüße,
Sven

Fynja

Zitat von: Alana am 11. April 2011, 22:08:38
Ist es vielleicht ganz natürlich, dass das was mich und meine Schreiberei ausmacht, in der 1. person einfach so rausfließt, während es in der 3. Person geübt werden muss?
Oder kann es sein, dass mein Stil sich einfach gut in der Ich-Erzählung entfaltet und ich dann einfach nachgeben sollte, anstatt verkrampft zu versuchen, es in die 3. Person zu quetschen?

Ich denke, das könnte beides sein. ;) Wenn es tatsächlich ein "verkrampftes Versuchen" ist und die der Roman in der Ich-Version viel leichter von Hand geht, solltest du einfach nachgeben, denke ich. Sonst schreibt die Geschichte sich gar nicht oder nur mit großer Mühe, dabei soll es doch auch Spaß machen. ;)

Ich persönlich schreibe fast alle meine Romane in der Ich-Perspektive, die meisten Kurzgeschichten hingegen in der dritten Person. Bei den Kurzgeschichten wahre ich so noch eine gewisse Distanz, was mir auch nicht sonderlich schwerfällt, weil es sich ja um kurze Geschichten handelt. ;) Aber jeglicher Versuch, das Gleiche bei ganzen Romanen oder längeren Erzählungen durchzuziehen, ist gescheitert... Es fühlt sich beim Schreiben nicht persönlich genug an.

Alana

#64
Ich habe einfach das Gefühl, dass die 3. Person besser zu meiner Geschichte passt.
Aber in der 1. Person wirkt meine Figur lebendig, während sie in der 3. Person 08/15 ist.
Versteht ihr, was ich meine?
Vielleicht liegt das daran, dass ich so gern Selbstgespräche führe :D

@Sven: Ich glaube auch, dass es ein Zeichen von Anfängern ist, sich in der Ich Perspektive wohl zu fühlen.
Alhambrana

Mika

Früher, habe ich die Ich-Perspektive regelrecht gehasst, sie war für mich absolutes Ausschlusskritierum, wenn ich gesehen habe dass ein Roman in dieser Perspektive geschrieben ist, habe ich ihn sofort bei Seite gelegt. Mittlerweile bin ich aber zu einem großen Fan von ihr geworden.
Irgendwann hab ichs einfach ausprobiert, es war mein zweites größeres Projekt, der Anfang in der Ich-Perspektive kam einfach so aus mir herausgequollen und ehe ich mich versah fand ich sie großartig, nicht nur beim selber Schreiben, sondern auch beim Lesen und das ist noch immer so. Sie ist kein Ausschlusskriterium mehr, in keinster Weise. Aber es ist auch nicht so dass ich mittlerweile bevorzugt diese Perspektive lese, ich mag die Abwechslung.
Was das Selber-Schreiben betrifft hänge ich seit einer Weile an einem Experiment. Eine Art "Multiperspektive" mit doppelter Erzählinstanz, personaler Erzähler in der dritten Person und in der ich-Form im Wechsel. Ob es allerdings klappt, wird sich aber wohl erst zeigen wenn ich die ersten Betas drangelassen habe, gesetzt dem Fall ich finde sie, für das Monster.
Allgemein würde ich sagen dass man Fantasy definitiv in der Ich-Perspektive schreiben kann, aber man darf sich wie hier im Thread, glaube ich, schon gelesen habe, nicht hinreißen lassen zu emotional, bzw. depri oder wie auch immer zu schreiben, wenn man die Leser nicht abschrecken möchte. Damit hab ich momentan persönlich noch ziemlich zu kämpfen, weil man sich in der Ich-Perspektive einfach schrecklich hinreißen lässt.
Außerdem sollte jeder wohl die Perspektive wählen die ihm am besten liegt, denn nur wenn man eine Art zu schreiben gefunden hat wo man sich nicht quälen muss in dem man sich zu einer Perspektive zwingt die einem eigentlich zu wider ist, kann man richtig gut schreiben. Kann aber auch eine naive Aussage von mir sein, ich lasse mich gern belehren :)

@Alana: Jap und wie ich verstehe was du meinst, deswegen habe ich mich ja für diese doppelte Erzählinstanz entschieden was aber etwas ungewöhnlich ist und meine Chancen vielleicht irgendwann damit einen Verlag zu finden möglicherweise verringert...

@Sven: Kann dir nicht ganz zustimmen was die Anfängerperspektive betrifft, ich denke jeder sucht sich eben das raus was ihm am Besten liegt, aber ob das immer die Ich-Perspektive ist? Ich glaube eher nicht. Aber vielleicht habe ich dafür noch zu wenig Projekte gegengelesen um mir ein Urteil bilden zu können, möglicherweise hast du da mehr Erfahrung *grübel*

Sven

@Alana: Eine Figur kann auch Selbstgespräche führen, wenn sie aus der 3. Person geschrieben wurde. Es liegt an Dir, wie nah Du heran gehst.
Ich glaube sogar, dass Figuren in der 3. Person besser rüber kommen, weil sie nicht so bemüht wirken. In der Ich-Perspektive versuchen sie immer sich und die Welt zu erklären. Sie sind die ganze Zeit am Plappern (mit dem Leser).
Was ich sagen will: Die Perspektive muss nicht schlechter für eine Figur sein, wenn sie in der 3. Person geschrieben wurde.

@ mika: Zumindest war das meine Erfahrung. Vielleicht hatte ich aber auch nur Pech  ??? und habe mir die miesen Geschichten rausgepickt  :hmmm:
Beste Grüße,
Sven

Schattenspielerin

@Sven: Findest du es persönlich störend, wenn die Figur die ganze Zeit mit dir "plappert"?
Ich meine natürlich muss die Person mit dir reden, obwohl ich das so noch nie gesehen habe. In der 3. Person werden doch auch viele Dinge beschrieben die auch in der Ich-Perspektive wieder gegeben werden. Sie werden doch nur anders beschrieben/ dargestellt oder nicht?

Ich stimme dir zu Mika was die Anfängerperspektive angeht. Jeder fängt doch mal klein an und ich denke es ist normal, dass man sich das aussucht, was einem am leichtesten fällt. Ich denke es ist insbesondere am Anfang wichtig erstmal ein Gefühl für das schreiben zu bekommen bzw. eher eine gewisse Routine. Oder was meint ihr dazu? Später kann man sich dann ja auch mal an andere Projekte herantasten und schauen was man noch zu Stande bringt oder was man noch erlernen kann.

Sven

Zitat von: Schattenspielerin am 12. April 2011, 18:28:50
@Sven: Findest du es persönlich störend, wenn die Figur die ganze Zeit mit dir "plappert"?
Ich meine natürlich muss die Person mit dir reden, obwohl ich das so noch nie gesehen habe. In der 3. Person werden doch auch viele Dinge beschrieben die auch in der Ich-Perspektive wieder gegeben werden. Sie werden doch nur anders beschrieben/ dargestellt oder nicht?

Ich denke, das ist eine individuelle Sache. In der 1. Person habe ich das Gefühl, mir sitzt jemand gegenüber und erzählt, was er so erlebt hat (ist ja auch so). In der 3. Person "sehe" ich den Erzähler in der Regel nicht, sondern bin einfach im Geschehen.
Es gibt Romane, da passt nur die 1. Person, aber bei den meisten Geschichten ist meiner Meinung nach die 3. Person die geeignetste.
Beste Grüße,
Sven

Kraehe

@Sven: Das finde ich jetzt aber auch schwierig zu pauschalisieren.
Ich habe jahrelang in der 3. Person geschrieben, bevor ich mich an eine Ich-Perspektive getraut habe, bzw. bevor sie da war... :)
Ich denke, dass man gerade als Anfänger auch von dem beeinflusst sein könnte, was man so gelesen hat/liest, oder?

Wie dem auch sei.
Es gibt hervorragende Werke in der Ich-Perspektive, wo die Geschichte weniger gezwungen oder gestellt wirkt, als in 3.Person bei anderen. Finde ich jetzt. Das muss im Endeffekt wirklich jeder für sich wissen, denke ich.
Und ich halte die Ich-Perspektive tatsächlich wirklich wegen der von Sven genannten Kriterien für durchaus anspruchsvoll.
Der Vorteil ist aber, dass man konsequent in der Perspektive bleibt, weil man ja irgendwie nicht so zwischen personalem und auktorialem Erzähler wechseln kann ;)

@Kitara: Man kann auch in der Ich-Perspektive distanziert sein. Das schrei9be ich gerade. Ist nicht ganz einfach, aber es geht. Man muss halt die Selbstreflektion einschränken/unterbinden.
Da man aber oft in Vergangenheitsform schreibt, ist das ja erklärbar: der rückblickende Erzähler erzählt seinem Charakter gemäß oder hat ein abgeklärteres Bild von sich als während des Erlebens :)

Leo

Ich ziehe eigentlich die 3. Person vor, aber so streng will ich mich da nicht festlegen. Es kommt ja, wie bereits gesagt wurde, auch auf das Projekt an - Felidae könnte ich mir zum Beispiel in der 3. Person nicht gut vorstellen. In der Fantasy ist die Ich-Perspektive soweit ich weiß nicht sehr verbreitet, aber ein Ausschlusskriterium ist sie auch nicht, wie man an Alanas Beispielen sieht.

Zitat von: Sven am 12. April 2011, 08:06:56In der Ich-Perspektive versuchen sie immer sich und die Welt zu erklären. Sie sind die ganze Zeit am Plappern (mit dem Leser)
Das ist halt Indodumping - ein Er-Erzähler kann das ebenso gut.

Zitat von: Krähe am 12. April 2011, 20:48:14Ich denke, dass man gerade als Anfänger auch von dem beeinflusst sein könnte, was man so gelesen hat/liest, oder?
Das glaube ich auch.

@Alana: Wenn du die 3. Person wirklich am passendsten findest, dann nimm sie. Dass die Charaktere dann nicht so lebendig sind, liegt meines Erachtens wahrscheinlich nicht an der Erzählperspektive. Die Mittel, die man dort zur Verfügung hat, um einen Charakter interessant und glaubhaft zu machen, sind eben ganz andere als in der 1. Person. Vielleicht musst du dich einfach erst einschreiben und an die neue Perspektive gewöhnen?

LG, Leo

zDatze

Im Moment kann ich mich beim Lesen sehr gut mit dem distanzierten Ich-Erzähler anfreunden (z.B. Aether von MacLeod). Allerdings scheitere ich beim Schreiben an der Distanz. :hmmm:

Dass die Ich-Perspektive typisch für Anfänger ist, würde ich auch nicht behaupten. Ich schließe mich da voll und ganze Krähe an. Das Lesen beeinflusst gerade am Anfang am meisten. Und gerade wenn man sich über so Sachen wie Perspektive, Plot usw. noch keine (bzw. wenige) Gedanken macht, wird man wohl am ehesten seinem persönlich Vorbild nachschreiben. *schon mal vor den Pfannen duck*

Fizz

Ich misch mich auch mal ein....


Gebe zDatze eigentlich voll Recht.

Schreibe momentan selbst aus einer reiner Ich-Perspektive und es ist teils echter Horror.

Warum ich mir das antue, weiß ich selbst nicht so recht.  :hmhm?: Davor hatte ich ein gutes Buch mit der gleichen Perspektive gelesen und war wohl daher -räusper- motiviert es auch auszuprobieren.

Habe die ersten Seiten erstmal geschrieben, um dann zu merken, dass man wirklich überall den "Ichs, mich, mir" ausweichen muss. Während man bei anderen Erzählern, gut mit dem Namen oder dem Beruf/"der Besonderheit" der Hauptperson ausweichen kann (statt sie/er), muss man bei der Ich-Perspektive immer wieder auf die oben genannten Wörter zurückgreifen. Schließlich redet kein normaler Mensch von sich selbst in der dritten Person.

Des Weiteren kann man in total verzwickte Lagen kommen. Man kann nur davon schreiben, was eben die Person auch selbst weiß/sieht/etc.

Mittlerweile bin ich eine super Satzumstrukturiererin geworden. Die "Ichs" - besonders am Satzanfang - stechen sonst einfach wie dick gedruckt hervor. Da muss man wirklich aufpassen.

Einen großen Pluspunkt gibt es trotzdem: Eindrücke und Gefühle, lassen sich aus der direkten Sicht oft viel schöner unterbringen.

Dummerweise wurde ich aus den ersten Seiten nicht schlau und habe mich quer gestellt alles noch einmal in einer anderen Perspektive zu schreiben.
Naja, es ist nichtsdestotrotz eine prima Übung für mich und evtl schreibe ich die ganze Geschichte doch noch mal um.

Die Ich-Perspektive würde ich jedenfalls nicht unbedingt für Anfängergeeignet abstempeln.

Felsenkatze

Da das hier immer mehr von einer Romansammlung in eine Technikdiskussion abdriftet, habe ich mal verschoben. ;) Viel Spaß noch.

Sven

Zitat von: Leo am 13. April 2011, 15:42:23
Das ist halt Indodumping - ein Er-Erzähler kann das ebenso gut.

Nein! Nicht jede Information, die man rüber bringt, ist Infodumping. Man muss Informationen an den Leser vermitteln. Infodumping liegt dann vor, wenn diese Informationen überflüssig, geballt, oder, bei Dialogen, dem Gesprächspartner bereits vorliegen ("Ah, sieh nur, da kommt Dein Vater, der Arzt, nach Hause.). Nicht jede Information gehört auf die Müllkippe  ;)

Was ich auf keinen Fall durchscheinen lassen wollte war, dass es keine guten Romane ich der Ich-Perspektive gäbe. Dem ist natürlich nicht so. ABER: der Autor muss es können.

ZitatIch denke, dass man gerade als Anfänger auch von dem beeinflusst sein könnte, was man so gelesen hat/liest, oder?

Das widerspräche aber der schieren Menge an "Anfängerliteratur", die in der Ich-Perspektive geschrieben werden. Ich mag da falsch liegen, aber bisher dachte ich, das Geschichten aus der 3. Person überwiegen.

So oder so ist es wohl am Ende eine Geschmacksfrage. So wie es eine Geschmacksfrage ist, ob Geschichten in der Gegenwartsform besser sind, als Geschichten in der Vergangenheitsform.
Und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten  ;D
Beste Grüße,
Sven