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Jugendbuch ohne Liebesgeschichte = unnormal?

Begonnen von Silvia, 27. Januar 2010, 13:05:43

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Silvia

Hallo!

Am Wochenende war ich auf meinem ersten Schreibseminar seit 15 Jahren und seitdem gehen mir ein paar Fragen im Kopf herum, von denen ich hier auch mal was zur Diskussion stellen möchte.
In einem anderen Thread schrieb jemand vor kurzem, dass die Agentur bei einem Jugendroman eine Liebesgeschichte als Pflicht ansah. Auf dem Seminar nun war eine Autorin, die auch Fantasy im Kinder/Jugendbuchbereich veröffentlicht hat. Auf meine Frage, ob diese Konvention wirklich existiere, wenn ein Junge und ein Mädchen als Hauptfiguren auftauchen, und warum, antwortete sie in etwa:

Ja, das sei so. Freundschaft gäbe es bei Charas im Alter 8-9, bei Teens eine Liebesgeschichte. Alles andere sei/gelte als "nicht normal". Man müsse natürlich selber sehen und entscheiden, was man möchte, aber als Neueinsteiger sollte man sich schon an diese Konventionen halten.

Ich finde diese "Pflicht" ziemlich ... hm. Blöd, um es kurz zu sagen. Ich verstehe den Grund und den Sinn dahinter nicht.
Wieso geht man in der Verlagswelt davon aus, Jugendliche um die 15 erwarten immer eine Liebesgeschichte, wenn sie ein Buch lesen? Als wäre das das einzige besonders große Interesse ... mir ist natürlich klar, dass ich in dem Alter eher zu den Spätzündern zählte und andere Dinge mich damals viel mehr interessierten als Jungs. Aber mir fallen noch ein paar mehr in meinem damaligen Bekanntenkreis ein, bei denen das auch nicht das Hauptinteresse des Lebens war. Und beim Lesen haben mich damals wie heute die Abenteuer der Personen oder ihre Feind- und Freundschaften mehr interessiert als die "unabdinbare Lovestory", die mir oft zu sehr aufgepropft vorkam. Und außerdem kriegten sich am Ende ja eh immer die, bei denen es am Anfang schon danach aussah.

Ist es heute wirklich ein Muß, daß in jedem Buch für jüngere Leserschichten so eine Lovestory stattfindet? Ist eine Freundschaft zwischen 15/16jährigen Hauptpersonen wirklich so unnormal?

Bei meinem Projekt hatte ich anfangs extra wegen dieser Frage aus meinen Hauptcharas Geschwister gemacht. Nun sind sie aber doch nicht verwandt geworden, weil es für die Handlung interessanter ist - und prompt habe ich wieder das selbe Problem. Aber ich habe einfach keine Lust auf eine Liebesgeschichte. Und dieser "Muß-Effekt" führt bei mir natürlich auch noch zu dem "Nö, nun gerade nicht"-Gedanken.

Wie seht ihr diese Frage? Habt ihr damit schon Erfahrungen gesammelt oder Statements von Verlagen oder Agenturen gehört?

Bisou

Also ich kann nur dazu etwas sagen, wie ich dazu stehe, da ich weder Erfahrungen mit Verlagen/Agenturen noch eigene Gemacht habe.

Um es kurz zu machen: Ja, es ist wichtig in unserem Alter. In gewissen "gesellschaftlichen" Kreisen wird man geradezu als unnormal bezeichnet, wenn man noch keinen festen Freund gehabt hat oder sich nicht viel aus Jungen macht.
Aus eigener Erfahrung (ich gehöre zu denen, die sich sehr wohl für Jungs interessieren), gibt es auch viele Spätzünder, vor allem in unserer Klase, die allgemein als "Die Streberklasse" bekannt ist, aber die meisten hatten schon einen Freund, bzw. sind in jemanden verliebt.
Bei 15/16 ist es nunmal unumstößlich, dass die erste Liebe in meinem Alter mehr interessiert als Schule und der ganze andere Kram. Wenn du wirklich realistisch schreiben willst, brauchst du meines Erachtens wirklich eine Liebesgeschichte, bzw. eine Schwärmerei.
Wenn du darauf allerdings keine Lust hast, dann mach es nicht. Dabei kommt vielleicht hinterher sogar das totale Gegenteil von dem heraus, was du erreichen willst: dass es einigermaßen einleuchtend ist.

Ob Jugendliche nur Liebesgeschichten lesen wollen, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass es generell wenige Teenager gibt, die Lesen. ;) Und da gibt es dann wiederum verschiende: ich hasse es, wenn ein Roman sich nur um die Liebe dreht, bzw. platt geschrieben und keine Story dahinter zu erkennen ist.
Andere Bekannte lesen fast ausschließlich Liebesgeschichten. Aber ich glaube wirklich, so leid es mir tut, dass eine Liebesgeschichte nicht schlecht wäre. so lange sie der Geschichte keinen Abbruch tut.

Als gut gemeinter Rat  ;)

Antonia Assmann

Da kann ich nur aus eigener Erfahrung sprechen. Mit Agenturen etc. hatte ich noch nichts zu tun.
Ich war immer enttäuscht, wenn es keine Liebesgeschichte gab. Also nicht vordergründig, aber so als Randgeschichte war mir das schon wichtig.
Die Auf und Abs, die sich aus so einer Beziehung ergeben machten mir das Lesen manchmal weit interessanter, als wenn es nur darum gegangen wäre, dass die beiden Helden, ihr Ziel erreichten.
Zu dick aufgetragen mag ich es allerdings auch nicht- wie gesagt es soll eine Randgeschichte bleiben...

Eben eine Geschmackssache.

LG
Antonia

Feuertraum

Ich kann mich bisous Worten in dem Sinne anschließen. Einmal um aus meiner Jugendzeit zu berichten (lang, lang ist es her), da las auch ich die BRAVO (gibt es die eigentlich noch?), und in jeder Ausgabe war die Foto-Lovestory.
In meiner Zeit als Buchhändler wurde - gerade von den weiblichen Teenagern - eher zu den Kuschelrockbüchern gegriffen als zu anderen Geschichten.

Auch wenn ich die "Bissreihe" selber nicht gelesen habe, so habe ich doch mitbekommen, dass gerade die Liebesgeschichte zwischen Frau und Vampir den Reiz ausmacht.
Als HP in einem bestimmten Alter war, ging es auch bei ihm um Gefühle.
Im Prinzip lassen sich noch einige weitere Geschichten aufzählen, ab einem bestimmten Alter spielen zarte Bande eine Rolle.

Nun haue ich jedoch ein "Aber" rein: in meinen Augen ist eine Liebesgeschichte nicht zwangsweise ein Muss. Mancher Autor hat sich vom Üblichen abgewandt - und trotzdem Erfolg (zum Beispiel hat unsere Astrid in einem drei Fragezeichen Band fremde Begriffe nicht durch Justas Jonas erklären lassen, sondern sie einfach unerklärt stehen lassen; eine Sache, für die sie einiges an Lob bekommen hat).
Es gibt aber auch andere Bereiche, in denen mancher Autor sich über das "Es muss so sein, der Leser will das so, basta" hinwegsetzt - und dennoch auf den Bestsellerlisten landet.

LG
Feuertraum
Ich überlege, mir einen neuen Internetprovider zu suchen. Was halten Sie von diesem Freixenet ...

Rigalad

Ich muss mich meinen Vorredner/innen anschließen.
Gerade, wenn die Zielgruppe hauptsächlich weiblich sein soll, kann eine Liebesgeschichte am Rande bestimmt nicht schaden.

Wenn ich mich an meine Jugendzeit zurückerinnere, war ich durchaus auf solche gespannt. Man ist schließlich in einem Alter, in dem man neue Erfahrungen sammelt, neue Dinge ausprobiert und und und. Diese neue Erfahrungswerte möchte man in der Literatur, die man liest, auch wiederfinden, vor allem, um sich selbst damit zu identifizieren.

Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber wenn man es rein von der verkaufstechnischen Seite betrachtet, ist es vielleicht ganz sinnvoll, eine Nebenhandlung dieser Art einzubinden.
Um der armen Seele Ruhe zu geben. :)

Rika

Hm. Ok, ich muß zugeben, daß ich schon wirklich eine Spätzünderin war (erster Freund mit 23 und auch nicht mit ihm im sexuellen Sinne geschlafen). Ob das eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch ein Wandel der Zeiten.
Damals waren Serien weit verbreitet wie 5 Freunde und Hanni und Nanni, Burg Schreckenstein, ???, Bille und Zottel, Blitz/Der schwarze Hengst und ähnliches, und natürlich Karl May, wo ich mich bei keiner dieser Serien an Liebesgeschichten erinnern kann. Kann gut sein, daß am Rande auch mal was in die Richtung vorkam, aber das wichtige waren Freundschaften und Abenteuer. Natürlich kam dazu auch Herr der Ringe, Momo, Die Unendliche Geschichte, jede Menge Star Trek, Bücher wie der Erdsee Zyklus, und auch die Darkover und Pern Serien, und ganz ehrlich, als Teenager habe ich genauso gern aus der Jugendabteilung der Bücherei entliehen, wie aus der Erwachsenen Abteilung. (Besonders, da Fantasz-SF mäßig bei der Jugendabteilung nicht viel zu finden war.)
Klar, Themen die sich um's erkunden von Sex und dem anderen Geschlecht drehten waren schon auch präsent, aber mehr in sowas wie Bravo als nun ubedingt in allen Büchern. Wer das unbedingt wollte, der kaufte/lieh halt Liebesromane/Romanzen...

Wenn es sich heute dahin entwickelt hat, daß ohne Liebesgeschichte gar nichts mehr geht, finde ich das sehr traurig, wenn auch nicht überraschend - Hollywood läßt grüßen... (Und später, in meinem Alter auch deutlich nervig: meine Güte, es gibt soviel anderes wichtiges im Leben, und eine Person macht mehr aus als nur ob sie einen Partner findet/Sex hat und mit wem...)

Was ich persönlich, altersunabhängig wichtig finde, ist auf jeden Fall, daß eine etwaige Liebesgeschichte stimmig ist und nicht klischeetrieft. Und daß sie nicht das Ein-und-Alles ist, weder im Buch, noch was die Charaktäre ausmacht.
Und daß "sie" nicht immer "ihm" "schmachtend in die Arme fällt", daß nicht das "nein heißt eigentlich ja/sie ziert sich nur" ständig bestärkt wird. Nein heißt nein. Und sollte so akzeptiert werden.

Äh. Sorry. Ich sollte wohl besser mal schnell wieder vom Rednerpodest runterkommen, auf das ich mich da gerade raufsteigere...  ;)

Kati

Ich bin auch der Meinung, dass viele (weibliche) Jugendliche auf eine Liebesgeschichte hoffen, auch, wenn ich mich selbst eigentlich nicht dazu zählen würde. Ich finde Liebesgeschichten zwar schön, bin aber auch nicht enttäuscht, wenn es keine gibt. Trotzdem ist es halt das, was Leser in dem Alter neben der Hauptgeschichte interessiert.
Ich habe schon einige Rezensionen auf Amazon gelesen, wo es hieß: "Das Buch ist doof, weil es keine richtige Liebesgeschichte gibt." Ob das immer Jugendliche sind weiß man ja nicht, aber ich gehe bei Jugendromanen mal davon aus.
Was du vielleicht machen könntest: Du könntest die weibliche Prota mit einem anderen Charakter zusammenbringen. Es muss ja nicht unbedingt der männliche Prota sein.

ZitatWenn es sich heute dahin entwickelt hat, daß ohne Liebesgeschichte gar nichts mehr geht, finde ich das sehr traurig, wenn auch nicht überraschend

Ich eigentlich auch. Wenigstens sollte die Liebesgeschichte nicht immer so im Mittelpunkt stehen, denn es ist eigentlich immer dasselbe: Mädchen trifft Jugen, Mädchen verliebt sich in Jungen, Mädchen hat Schwierigkeiten Jungen zu bekommen und schafft es am Ende doch. Ich finde es langsam wirklich schon langweilig immer dasselbe zu lesen. (Auch wenn ich nicht abstreite, dass ich in einigen meiner Geschichte genau das oben genannte Muster anwende... ::)).

Dämmerungshexe

Hrm ... schwierige Frage.

Es ist ja nicht nicht so, dass solche Beziehungen nur bei Jugend-Romanen eine wichtige Rolle spielen. Ich kann mich jetzt aktiv an kein Buch erinnern, in dem nicht irgendwann der Hauptcharakter (oder zumindest sein bester Freund/beste Freundin) in ein Gefühlschaos gestürzt wurde.
Ich denke nicht, dass solche Beziehungskisten nur für Jugendliche ein (wenn nicht sogar DAS) Thema sind, sondern für die Menschheit an sich. Denn - das müssen wir wahrscheinlich alle gestehen - machen Liebes-(und sontige)Beziehungen doch einen Großteil unserer Intressen aus.
Ich habe mich selbst irgendwann einmal dabei ertappt, dass ich gewisse Geschichten wirklich nur aus dem Bedürftnis heraus geschrieben habe, um eben zwei Menschen zusammen kommen zu lassen (oder eben nicht). Was mich aber an solchen Erzählungen eher interessiert als die Frage "Werden sie sich kriegen", ist die Funktionsweise der jeweiligen Beziehung.

Was ich an diesen Jugend-Romanzen gar nicht leiden kann (auch nicht wenn sie in ein sonst ansprechendes Gewand gekleidet sind), ist dieses Hin und Her, das es da immer gibt. Wer macht den ersten Schritt? Wie wird er/sie reagieren?
Wahrscheinlich ist es so, wenn man jung ist und erste Erfahrungen in diesem Bereich macht (wobei ich da nicht wirklich aus Erfahrung sprechen kann), aber mir kommt es wirklich nervtötend vor, wenn die Leute sich selbst nicht im Klaren über ihre Gefühle sind, oder sie aus irgendeinem Grund verbergen wollen. Da liegt für mich das Problem mit dieser propagierten Jugend-Romantik - sie mag zwar in gewisser Weise realistisch sein, was die Unsicherheit und die Verwirrung angeht, aber es wird nie dazu aufgefordert einfach mal ehrlich zu sich selbst und zu dem Mensch, den man liebt, zu sein, sich seinen Ängsten und sonstigen Gefühlen zu stellen.

Wahrscheinlich liegt es an uns Autoren, uns da neue (und bessere) Wege zu suchen und zu schreiben.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Hanna

Hallo Silvia!

Noch vor einem Jahr hätte ich deine Meinung geteilt, denn ich finde Geschichtn, in denen ein Junge und ein Mädchen nur befreundet sind, viel spannender als die übliche Lovestory.

Jetzt schreibe ich selbst für Jugendliche und meine Betaleser sind zwischen 13 und 15 und haben ziemlich rumgemault, weil in dem Buch nur Händchenhalten und ein Kuss vorkam.

Heutzutage setzt die Pubertät viel früher ein. Mädchen haben mitunter in der vierten Klasse bereits ihre Periode. Und damit beginnt die Neugier. Die eigene Sexualität rückt mehr und mehr in den Fokus und bei jungen Lesern wird dann natürlich auch eher zu Büchern gegriffen, in denen es um Liebe und das erste Mal geht. So wie wir uns auch ein Buch über Vulkane aus der Bibliothek holen, wenn wir gerade darüber recherchieren, und keines über den Brocken.

Es ist schade, wenn die Vielfalt dadurch leidet und sehr traurig, dass Verlage so eindimensional denken. Aber das ist ja nicht nur bei diesem Thema so. Das zieht sich ja durch die komplette Branche. Wirklich originelle Ideen sind nunmal nicht gerne gesehen.

Versuchen kannst du es natürlich trotzdem. Wenn die Geschichte wirklich gut ist, hast du vielleicht Glück.

(Wenn der Beitrag ein bisschen wirr ist, bitte ich um Verzeihung. Mein Zwerg wuselt um mich rum)
#notdeadyet

Judith

Uff ... sind Liebesgeschichten in Jugendromanen wirklich so wichtig? Ich finde das wirklich schade. Nicht nur, dass Jungs und Verliebtsein für mich vor 16 kein Thema waren (Rika, ich hatte meinen ersten Freund übrigens auch mit 23 *Hand reich*), ich habe auch Liebesgeschichten überhaupt nicht gern gelesen und war richtiggehend genervt, wenn schon wieder eine in einem Buch war. Und Sexualität war für mich in dem Alter schon gar kein Thema.
Bei mir hat das sogar zu einer totalen Lesekrise geführt: Als ich etwa 12 Jahre alt war, waren Kinderbücher nicht mehr das richtige für mich, aber "erwachsene" Literatur hat mich nur zum Teil interessiert. Und typische Jugendromane wollte ich nicht mal mit Handschuhen anfassen, weil mich das ganze Liebesgeschmachte darin ziemlich gestört hat. Damit konnte ich einfach nichts anfangen.
Ich war immer überglücklich, wenn ich mal ein Jugendbuch erwischt hatte, in dem keine Liebesgeschichte vorkam.

Selbst hab ich beim Schreiben auch das Problem, dass ich nicht gut über jugendliche Liebe schreiben kann. Ich kenn das von mir halt nicht. So ein "lockeres" Verliebtsein, wie es bei vielen in dem Alter der Fall war (wo man im einen Monat von jemandem geschwärmt hat und im nächsten Monat derjenige schon vergessen war), hab ich nie erlebt. Bei mir fand ein nahtloser Übergang von "Jungs sind doof" zu "wenn schon, dann eine wirklich feste Beziehung" statt.

Manja_Bindig

Ich fand es zugegeben immer sehr nervig, nach Büchern in meiner alterskategorie zu suchen und beinahe unabdingbar auf Liebeskitsch zu stoßen - zum einen weil ich ein Spätzünder par exellence war/bin und für das Ach und Weh des Herzens nur wenig Verständnis hatte, als in meiner Klasse jeder um 2 Noten rutschte, weil das Liebesleben wichtiger war. (wie mein Liebesleben bis heute aussieht, breite ich hier nicht aus - gibt nix auszubreiten. ;) )
Zum anderen haben mich die Geschichten gelangweilt.
Junge trifft Mädchen.
Es war vorhersehbar, wie es läuft - und die Handlung, die mich eigentlich interessiert hätte, geriet massiv ins Hintertreffen. Ich wollte interessante Geschichten und Chara-Entwicklungen lesen und kein Zuckerkitsch.
(Prompt habe ich dann angefangen, mich für Shakespeare und Klaus Mann zu interessieren. Erst war ich generell komisch, dann war ich komisch, weil ich schreibe, dann war ich komisch, weil ich irgendwie keine Lust drauf hatte, zum hormongesteuerten kleinen Monster zu mutieren ;) - und dann, weil ich aus dieser Unlust heraus mit Klassikern anfing. Komisch von vorn bis hinten)

Allerdings muss ich ein, zwei Gegenbeispiele der Jugendfantastik anbringen, wo zwar Liebesgeschichten vorkommen, die aber nicht das einzige Handlungselement sind.
1: "Krabat" von Ottfried Preussler - Krabat verliebt sich zwar in ein Mädchen, das verliebt sich zurück und rettet ihn dadurch auch am Ende - aber die meiste Zeit ist der Junge dankenswert klar im Kopf. Er hat weißgott andere Sorgen - und die Handlung kann sich zwar durch die Liebe zum Guten auflösen, aber sie beginnt nicht dadurch und trägt sich zu 90% ohne die Liebesbeziehung, die ja noch gar nicht richtig anfängt(das wird erst nach Ende des Buches kommen). Im Vordergrund stehen hier vor allem die Freundschaftsverhältnisse der Mühljungen untereinander und ihr Verhältnis zum Meister.

2: Harry Potter. Je weiter die Bände voran schreiten, desto mehr Anteil nimmt logischerweise auch der Beziehungskram und das Interesse am anderen Geschlecht zu. Aber auch hier sind es größtenteils Gimmicks, die ein abstrus-normales Leben als Teenager schildern und zum Erwachsenwerden dazu gehören, ohne die Handlung zu massiv mitzubestimmen. (Ausnahme bildet Snapes Jugendliebe, die sein Handeln ja maßgeblich prägt). Und wirklich prägnant wird es ohnehin erst im siebten Band...

3: Die Tinten-Trilogie. Die Hauptfigur ist zu Beginn der Romanreihe 12. Im zweiten Teil 13, 14... es kommt eine sehr kurze, flüchtige Beziehung zu einem Jungen, die sich aber auch sehr schnell wieder verläuft, weil der Junge dann doch andere Prioritäten hat - es geht wenig um romantische Liebe. Eher um familiären Zusammenhalt, familiäre Liebe, Freundschaft, das Erzählen guter Geschichten, Bücher und die Macht des Wortes...


Wobei man natürlich sagen muss, dass Jugendfantasy ohnehin mehr Möglichkeiten bietet, auch etwas anderes zu erzählen, als Liebesgeschichten, ohne "unlogisch" zu werden. Wenn man permanent um sein Leben rennt, hat man nun mal keine Zeit, verliebt zu sein. Aber gerade Fantasy bietet ja verdammt gute Möglichkeiten, beim Liebesheckmeck die Schere anzusetzen, ohne dass etwas fehlt - und dass es sich trotzdem gut verkauft, zeigen oben genannte Beispiele.
Aber ich glaube, ein Jugendbuch GANZ ohne Romanze wird es schwer haben...
Spätzünder heißen eben so, weil sie "spät" anfangen, sich für Liebe und Sex zu interessieren, statt brav mit 12, 13, 14 damit loszulegen, wie alle anderen.

Anamalya

Ich kann nur zustimmen, dass in den meisten Jugendromanen, die ich kenne zumindest randweise eine Liebesgeschichte vorkommt. Allerdings bin ich niemand, der unbedingt eine Liebesgeschichte in einem Roman braucht. Ich finde, ob eine Liebesgeschichte "notwendig" ist, hängt ein auch vom Thema des Romans ab.
Ich finde nicht, dass man unbedingt eine Liebesgeschichte einbauen muss, besonders wenn man selbst es nicht will bzw. es nicht in den Kontext passt. Ich habe jedoch auch keinerlei Erfahrung mit Agenturen oder Verlagen, also kann ich nur von meinem persönlichen Standpunkt aus sprechen.

LG
Anamalya

Koriko

Da ich ja selbst eher zu den Jugendbuchautoren zähle, kann ich zumindest mein Statement dazu abgeben, auch hinblicklich einer Agentur und ich muss leider sagen- diese Autorin hat hinblicklich der Verlagswelt recht. Ab einem gewissen Alter ist eine Liebesstory leider Gottes Pflicht.

Meine Agentur hat dahingehend mit mir bereits etliche Diskussionen geführt, da auch ich einfach nicht so der Fan von einer ausgedehnten Liebesgeschichte bin, aber wenn du dich vordergründig an Mädchen ab 12/14 richtest, musst du irgendwann mit einer Liebesstory aufwarten. Besonders bei den momentanen Vampir(- und Engels)wellen ist gerade die Fantasysparte darauf geeicht worden eine Liebesgeschichte zu erzählen, besonders wenn es eben um Vampire geht.

Bei mir war es so, dass ich meinen Charakter verjüngen musste (siehe Thread zu diesem Thema) udn das Buch momentan mit der Altersempfehlung ab 10 den Verlagen angeboten wird- eben weil ich keine Liebesstory mit eingebaut habe (und der Pota ein Junge ist). Ich gehe aber davon aus, dass das bei Büchern für Jungs was anderes ist, als wenn du für Mädels schreibst. Ich würde sagen, die Jungs wollen eher Abenteuer und Action haben, Mädchen legen Wert auf Romantik und Liebe.

Kommt eben darauf an ob du für Jungen oder Mädchen schreibst und für welche Altersgruppe...
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

www.assjah.de
www.juliane-seidel.de
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Churke

Komisch. Ich hatte meine Jugendbücher aus der "Hausbibliothek" (also geerbt) und dabei ist mir NIE eine Liebesgeschichte untergekommen. Ja, früher war alles besser, sogar die Jugendbücher.  :engel:

Stjersang

Da ich mich mit Verlagen nicht auskenne, kann ich leider nur meine rein subjektiven Erfahrungen darlegen.
Ich persönlich brauche keine Liebesgeschichte in einem Buch. Natürlich hinterlässt es immer einen etwas schalen Nachgeschmack, wenn im laufe der Geschichte vieles darauf hinweist, dass zwei Charaktere zusammenkommen könnten, aber es eben bis zum Ende hin nicht tun. Aber wenn es begründet und nicht einfach nur eine 'Nö, ich hab keine Lust'-Laune des Autors ist, ist es für mich akzeptabel. Es ist mir eigentlich sogar lieber, wenn keine Liebelei in einem Buch auftaucht, als wenn es aufgesetzt wirkt. Quotenpärchen kann ich auf den Tod nicht ausstehen.
Aus meinen Erfahrungen mit Klassenkameraden weiß ich allerdings auch, dass Liebesgeschichten im Großen und Ganzen doch  gewünscht werden. Ich befinde mich im Moment was dieses Thema anbelangt selbst in einer Zwickmühle und habe deswegen ein paar Freundinnen befragt. Das einstimmige Ergebnis: Der Prota muss das Mädchen auf jeden Fall bekommen, auch wenn es mehrere Gründe gibt, die dagegen sprechen.  ::) Ich denke, ich werde mich nicht fügen...