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Und plötzlich ist die Magie weg....

Begonnen von Nachtaktive, 05. November 2009, 21:45:43

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Nachtaktive

Ihr kennt das vielleicht.
Ihr seid endlich über die Phase hinaus, wo eine Geschichte nichts weiteres ist als eine fixe Idee und langsam anfängt Form anzunehmen. Die Charaktere sind vorgestellt, das Problem fixiert, ihr seid eigentlich schon mitten drin in einer richtig guten Story, die ersten 50-100 Seiten schreiben sich sprichwörtlich von selbst.
Und dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, ist, ich kann es nicht anders beschreiben, die Magie weg. Es ist nicht so, dass euch nichts mehr einfällt, oder ihr nicht wisst wie es weiter gehen soll. Nein, plötzlich fehlt die Lust, habt ihr vorher noch locker zehn Seiten in 15 Minuten geschafft geht es jetzt immer schleppender voran, auch die Geschichte ein bisschen liegen zu lassen hilft nicht, und ich muss ja keinem sagen, dass Worte, die geschrieben wurden wenn die Lust weg ist meistens schlecht sind.
Was tut ihr? Kennt ihr diese Situation auch? Und wie schafft man es einer Geschichte, die wirklich gut ist und die man eigentlich einfach zu Ende bringen MUSS, die Magie wieder zu geben?
Ein Problem, mit dem ich mich schon länger herumschlage (und mit Blick auf meinen "Storyfriedhof" weniger erfolgreich). Hoffentlich ist irgendjemand schlauer als ich ;) (Nochmal zur Verdeutlichung, es geht NICHT um ein kreatives Problem oder eine allg. Schreibblockade, sondern um eine Schreibblockade speziell bei diesen besagten Geschichten)

Steffi

Du meinst also den Teil, den man schreiben muss um von dem wirklich coolen Anfang zu dem wirklich coolen Ende zu kommen? :D

Zitat von: Nachtaktive am 05. November 2009, 21:45:43
Und wie schafft man es einer Geschichte, die wirklich gut ist und die man eigentlich einfach zu Ende bringen MUSS, die Magie wieder zu geben?

Da hilft leider nur eins: Disziplin. Weiterschreiben. Weiterschreiben. Weiterschreiben. Und wenn's dann grade keinen Spaß macht, ist das eben so, fürchte ich :-/
Sic parvis magna

Cythnica

Hm ... also ich hab das Problem vor allem mit der ersten Geschichte gehabt, die ich endlich vollenden wollte.
Die Absätze wurden dadurch am Ende immer hektischer und unschöner...

Später hab ich das alles dann etwas anders gemacht.
Wenn ich mir meine Magie wiederholen will, hilft es mir auch oft, einfach nochmal das alte komplett durchzulesen. Nicht zu korrigieren ( auch wenn das praktisch von alleine kommt) sondern wirklich nur durchzulesen und darin zu schwelgen - um erstmal die Magie wiederzufinden, die ich bei den Seiten noch im Kopf hatte.
Und wenn das geschafft ist, kommt bei mir meist wieder die Kraft, die Geschichte wieder etwas weiter zu treiben ~

Nachtaktive

 :D Nein, ich meine nicht die Art von Geschichten, wo man den Anfang und das Ende schon fertig hat und sich jetzt überlegen muss wie man von a nach b kommt. Ich kann es echt einfach nur damit erklären, dass schon der Gedanke daran da jetzt weiter zu schreiben einen so anödet, dass man es lieber sein lässt-und es dann eigentlich durchgehend nur nervt, weil es eben nicht an fehlenden Ideen liegt, sondern um schnöde persönliche Lust. Wie damals in der Pubertät, wenn einen alles angeödet hat, aber auch das Nichtstun unerträglich ist   :pfanne: Ich weiß, da beißt sich die Katze grade selbst in den Schwanz :-/

Lavendel

:psssst: Der Hunger kommt beim Essen.

Im Ernst, Schreiben ist Arbeit. Es fließt nicht einfach alles aus einem heraus, es ist nicht immer bezaubernd und schon gar nicht bezaubernd einfach. Ich kann nur sagen, dass die Szenen, zu denen ich mich gequält und getrieben habe, weil es nicht weitergegangen wäre, wenn ich sie nicht geschrieben hätte, mich nicht nur am meisten weitergebracht haben, sondern auch teilweise zu meinen besten zählen.

Meist sind Geschichten im Kopf fertig, bevor sie komplett auf dem Papier stehen. Darum wird das Schreiben an sich vielleicht manchmal langweilig (denn in Wirklichkeit ist man ja schon viel weiter oder hat sogar schon ein Ende im Kopf). Aber gar nichts ist zuende erzählt, bevor es nicht schwarz auf weiß dasteht. Wie oft haben mich meine eigenen Geschichten schon während des Schreibprozesses überrascht? Ich wusste genau, wie eine Szene aussehen soll, und am Ende war sie so total anders, dass ich völlig verblüfft war, wie das passieren konnte.

Und je weiter man sich tritt und sich quält, desto wahrscheinlicher ist es, das irgendwann irgendetwas den inneren Schalter umlegt. Man könnte also sagen (und ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu esoterisch), die wahre Magie beim Schreiben ist die Qual. Nur, wenn du dich selbst folterst und schreibst, anstatt dich zu drücken, wirst du erfahren, was wirklich in deiner Geschichte steckt.

et cetera

Ich habe (glaube ich) ein ähnliches Problem, wobei ich es bei mir nicht Magie, sondern Atmosphere nennen würde. Zu Beginn einer Geschichte habe ich immer eine ganz bestimmte Stimmung im Kopf. Das ist einfach ein Gefühl, wie die Geschichte und die Welt wirken sollen. Wenn ich dann anfange zu schreiben, bin ich voll und ganz in dieser Atmosphäre gefangen, das Schreiben geht dabei sehr leicht von der Hand, auch wenn der Stil nicht immer sauber ist (schließlich muss der Stil auch erst der Atmosphäre angepasst werden). Nach und nach wird das Schreiben routinierter, aber im selben Maß verflüchtigt sich auch diese Stimmung. Irgendwann geht das dann soweit, dass das Schreiben nur noch eine Aufgabe ist, die ich abarbeite. Nicht, dass es mir überhaupt keinen Spaß mehr machen würde, aber der Elan, eben diese Atmosphäre zu Papier zu bringen, ist dann eben weg.

Ich frage mich dabei vor allem, ob meine Wahrnehmung vielleicht falsch sein könnte: Mir gefällt der holprige, atmosphärische Anfang nämlich immer besser als das routiniertere Ende. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass ich da einfach nicht distanziert genug bin, um das beurteilen zu können.

Tenryu

Ich habe leider kein Rezept dagegen. Ich kann nur sagen, daß man die Geschichte nicht zu lange liegen lassen darf. Denn dann wird es immer schwerer, wieder in die Stimmung zu kommen. Ich habe mindestens 4 angefangeen Romane, die ein solches Schicksal erlitten haben. Und ich fürchte, die Chance, sie jemals fertigzustellen, schwindet von Tag zu Tag mehr.

Auf der anderen Seite weiß ich auch, daß wenn man unlustig an einer Geschichte arbeitet, selten wirklich gutes dabei herauskommt. Aber immerhin hat man dann etwas fertiges. Und das ist (so schlecht eds auch sein mag) viel befriedigender als ein unfertiges Fragment.

Geli

Wenn eine Geschichte wirklich gut ist, dann geht die Magie nicht weg.
Unlust ist immer ein Zeichen dafür, dass es irgendwo krankt.
Möglicherweise ist der Plot doch nicht so durchdacht; möglicherweise stimmt die Vorstellung nicht, die Autor/Autorin von den Protagonisten hat. Vielleicht ist die Perspektive falsch gewählt.

Wenn es stockt, hilft in der Regel die Zerlegung der angefangenen Projekts in seine Primfaktoren.
Macht Euch einen detaillierten Plan, was in jedem einzelnen Kapitel passieren soll.
Erstellt pro Person eine Biographie, von der Wiege bis zur Bahre.
Erfindet Freunde, Familienmitglieder und deren Schicksale (selbst, wenn ihr sie absolut nicht braucht)
Es hilft oft, an die Orte zu reisen - im Kopf - an denen der Roman spielt.

Autoren müssen ihre Charaktere kennen, lieben oder hassen und mit den Orten der Handlung im Schlaf vertraut sein. Erst dann kann man aus dem Vollen schreiben - und dann macht es auch Spass.

... und wie in diesem Thread bereits von verschiedenen Seiten angedeutet wurde: jawohl, das ist harte Arbeit.

Lavendel

Zitat von: Geli am 06. November 2009, 08:29:20
Wenn eine Geschichte wirklich gut ist, dann geht die Magie nicht weg.
Unlust ist immer ein Zeichen dafür, dass es irgendwo krankt.

Das kann sein, muss aber nicht unbedingt - jedenfalls nicht bei mir. Wie gesagt, manchmal hilft es einfach, weiterzumachen. obwohl man keine Lust hat. Ich fange dann immer langsam an und sage mir, heute musst du mindestens 300 Wörter schaffen, als wirklich ganz wenig. Als es mal ganz schlimm war, habe ich bei 150 angefangen. Und das macht man jeden Tag, steigern darf ich natürlich immer beliebig. Naja, und dann erhöhe ich das Peunsum langsam. Auf 500 oder so. Das schafft man auch mit ein bisschen Zwang noch ziemlich gut. Und irgendwann kommt der Spaß auf mysteriöse Weise von allein wieder. Und man kann dazu noch stolz auf sich sein, dass man durchgehalten hat.

So kommt erstmal nur langsam weiter, aber man kommt weiter. Wenn es Probleme gibt, dann fallen mir die am leichtesten im Schreibprozess auf. Bei mir kann das dazu führen, dass ich eine Menge 'Ausschuss' produziere. Stört mich aber nicht. Was man neu schreibt ist immer besser, als das, was man vorher geschrieben hat.

Allerdings muss da wahrscheinlich jede/r den eingenen Weg finden. Vielleicht hilft manchen Leuten das analysieren und zerlegen besser (allerdings weicht meine echte Geschichte am Ende immer mehr oder weniger von meinen Anfangsvorstellungen ab, Charaktere verhalten sich anders als gedacht, Orte sehen etwas anders aus etc.). Ein guter Plot und eine genaue Vorstellung helfen komischerweise trotzdem. Man braucht einfach Orientierungspunkte, denke ich.

Wenn man nicht so recht weiß, wie es weitergeht kann man zum Beispiel auch einen Plan der nächsten paar Szenen machen. In einem oder zwei Sätzen zusammenfassen, was jeweils passieren soll.

Also, ich denke, Patentrezepte gibt es sowieso nicht, aber eins bringt auf jedenfall nichts: Die Geschichte nicht zuendezubringen.

Ary

Das "Lavendel-Prinzip" hilft mir in solchen Fällen auch am bsten - selbst wenn ich auf die Szene, die gerade dran ist, gar keine Lust habe, ich setz mich in, schreibe einen Satz - und der ergibt dann meistens mindestens fünf weitere, die dann wiederum zehn weitere nach sich ziehen. Und schon bin ich wieder im Fluss. Manchmal hilft es mir auch, die vorangegangene Szene noch mal durchzulesen, um die Athmosphäre der Geschichte wieder vor Augen zu haben. Und wenn ein Charakter dann mal faseln will, lass ich ihn auch faseln - löschen  und kürzen kann man später immer noch, hauptsache, die Geswchichte geht erst mal weiter.
Was ich bei mir festgstellt habe - Vorbereitung ist gut, aber zuviel davon hemmt mich. Ich kenne meine Charaktere, aber nicht jedes Detail. Meine Figuren wachsen beim Schreiben, einige bekommen ihren detaillierten Hntergrund tatsächlich erst in der Geschichte ( so nach dem Motto: wenn jetzt DAS passiert, dann könnte das die Folge von DEM sein, und das ist vor X Jahren passiert...). Klar, dabei kann man sich verzetteln und muss vielleicht nach so einem Spontankreativanfall weiter vorn in der Geschichte etwas ändern - aber so bleibt das Schreiben für mich spannend und immer wieder voller Überraschungen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Nachtaktive

Hm, ich fürchte, dass ich in der unverschämt bequemen Lage bin einfach nicht schreiben zu MÜSSEN, wenn ich keine Lust habe. Schreiben ist für mich ja mehr ein Hobby.
Und weil das so ist, ich mir so ziemlich alles was ich kann selber beigebracht habe (was im Zweifelsfall wohl nicht sehr viel ist) hab ich nie länger darüber nachgedacht wirklich lange weiter zu schreiben, wenn die Lust weg ist. Wohl auch einer der Gründe, warum ich schon seid Jahren nicht mehr weiter komme in meiner Schreibentwicklung.
:hmmm: Heißt also, den inneren Schweinehund überwinden...stillschweigend hoffend, dass ich das hinkriege. Muss aber wohl eher jemanden rekrutieren der kontrolliert ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe ;)

Alaun

Ich neige leider dazu, sprunghaft zu sein- generell und was das Schreiben angeht. Und ich habe auch oft das Problem, dass Geschichten mittendrin anfangen, mich zu langweilen- weil man eben schon weiss, wie es sein soll und der eigentliche Schreibprozess strapaziös sein kann. Momentan ringe ich um jeden Satz meines NaNo-Projektes, als müsste ich ihn per Hand aus einem Felsen meisseln. Aber das gibt einem natürlich nach dem Schreiben auch ein gutes Gefühl. Hm, bin ich masochistisch veranlagt?  :hmhm?:

Die Magie kommt meist zurück, wenn ich mich ganz auf meine Figuren einlasse. Die wollen nicht einfach nur irgendeine Geschichte. Die wollen IHRE Geschichte. Und ich kann meine Figuren schlecht in halb gelebten Leben zurücklassen, das wäre nicht fair  ;) Also weiterschreiben. So ähnlich, wie das verwirrte Fischmädel in "Findet Nemo"... Just keep writing, just keep writing...

Kati

Ich kenne das Problem auch. Am Anfang ist man völlig hingerissen, schließlich ist das ja alles neu und toll und so eine super Geschichte, und irgendwann denkt man: "Was mach ich hier eigentlich?"
Dann möchte man am liebsten aufhören und aus einer anderen Idee so einen tollen Geschichtenanfang machen. Der dann allerdings auch nicht beendet wird.  ::)
Wie schon geschrieben wurde: Einfach weitermachen. Irgendwann kommt die Lust auf die Geschichte zurück, besonders, wenn man sich dann dem Ende nähert.
An meiner letzten Geschichte habe ich fünf Monate geschrieben. Der Anfang war ratzfatz aufgeschrieben, dass Ende genauso. Vier Monate lang saß ich am Mittelteil, das sind vielleicht 60 k, weil die Lust einfach weg war. Aber sie kam wieder.  ;)

LG,

Kati

Bisou

Ich kann dir nur vollstens beipflichten. Das Problem kenne ich zur Genüge.
Als Beispiel aus dem Alltag: ich gehe regelmäßig joggen, habe mir aber dauernd Ausreden einfallen lassen, warum ich nciht gehen sollte. Tja, jetzt habe ich mir ein Ziel gesetzt. Und es funktioniert. Ich habe mich schlau gemacht, Übungen für Zuhause (Bauchmuskeln und so eine Schinderei  ;)), und plötzlich bin ich total motiviert.
Ganz ehrlich? Du musst deinem inneren Schweinehund einfach mal einen fetten Tritt in den Hintern geben, weil der sich quer stellt und nörgelt, dass angeblich die Magie weg sei, dass die Geschichte einfach lahm ist! Denn wenn du die Geschichte eigentlich gut bist, aber gerade die Kraft, Energie, Motivation fehlt, egal. Mach weiter. Schreiben kommt vom Schreiben.
Und wenn es gar nicht geht, dann schmeiß' die misslungenen Absätze einfach raus. Korrigieren kann man später. Was zählt ist, dass der Schweinehund nicht die Oberhand gewinnt. Denn sonst wird das immer und immer wieder passieren....

LG

PS: wie gesagt, ich kann nur aus meiner persönlichen  Erfahrung sprechen  ;)

Nachtaktive

Ich hatte es irgendwo in meinem Inneren schon beim schreiben des Treads befürchtet, dass nichts anderes funktioniert außer der berühmte Tritt in den Hintern  :-\ Aber es hätte ja sein können, dass es irgend ein Wundermittel gibt ;) So also aber dann doch aufraffen...Ich schaff das *den Friedhof der vergessenen Storys öffnen gehen*  :laken: