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Elfen-Klischee

Begonnen von Cythnica, 06. Oktober 2009, 17:50:16

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Lomax

Zitat von: Drachenfeder am 06. Oktober 2009, 19:43:46Genial! Oder eine Metal Elfe. Mit der fahr ich dann nach Wacken
Einen Dealer-und-Waffenschmuggler-Elf habe ich immerhin schon im dritten Teil der Finstervölker. Rocker- u.ä. Elfen gibt's dort vermutlich auch, selbst wenn ich nicht glaube, dass einer davon erwähnt werden wird ;) Und man sagt den Elfen dort nach, dass sie Terrorismus unterstützen ... aber dafür wird ihnen ja auch der Boden unter den Füßen vergiftet. Gut oder Böse ist da eine Frage. Aber das war es bei den Finstervölker-Romanen ja immer, und darum zählt es vielleicht nicht als Beispiel.
  Aber grundsätzlich gibt es nicht-so-gute Elfen ja schon länger und häufiger, wie hier im Thread ja angesprochen wurde. Eine wirklich neue Idee wäre es also nicht - Probleme mit der Akzeptanz ("das sollen Elfen sein"?) kann es bei manchen Lesern dennoch geben. Das ist dann eher eine Frage des "Feintunings", würde ich sagen, wie "elfisch" diese Elfen trotz allem noch sind.
  Und wenn sie ansonsten gar nichts mehr mit den üblichen Elfen gemeinsam haben, wenn sich ihr "Bösesein" gar nicht mehr von typisch elfischen Charakterzügen ableiten lässt, dann muss man sich natürlich fragen, warum man die unbedingt noch Elfen nennen will. Das wäre dann ja nicht mehr originell, sondern doof - einfach eine ganz neue Rasse zu kreieren und die dann "Elfen" zu nennen, ohne dass es passt :-\ Ich würde also meinen, wenn man irgendwas als Elf bezeichnet, sollte zumindest noch irgendeine Traditionslinie darin erkennbar sein - ich fänd es schon seltsam, wenn beispielsweise ein Volk beschrieben würde, was man anderswo schon zigmal als "Dunkelelf" gefunden hat, und das dann nur einfach "Elf" hieße.
  Die Frage wäre für mich also nicht: Können Elfen böse sein?, sondern: Sind das noch Elfen? Und warum, was macht sie dazu?
Zitat von: Maja am 06. Oktober 2009, 19:58:05Mein persönliches Elfenbild ist durch DSA geprägt, wo die Elfen großgewachsen ist. Im D&D-Universum ist es umgekehrt, da sind sie kleiner als Menschen - ich hab mir nie daran gewöhnen können.
Ich weiß gar nicht, wie Elfen bei DSA wirklich sind - ich habe sie mir auch dort immer kleiner als Menschen vorgestellt. Und diese Vorstellung beruht bei mir auch nur auf irgendeinem Nebensatz im HdR - ohne dass ich auch nur wüsste, ob Elfen dort immer und in allen Rassen kleiner als Menschen sind. Ist schon lustig, wie manchmal ein Detail ein unauslöschliches Gesamtbild formt.

Linda

Rockerelfen gibt's bei Shadowrun oder bei Mercedes Lackeys SERRAted Edge ...

Ich sehe aber wenig Sinn darin, eine tradierte Vorstellung (und die volkskundlichen Vorstellungen von Elfen bzw Feenwesen* sind durchaus ambivalent - sie können, wie alle Naturgeister - feindlich oder hilfreich sein - oder gemeinerweise beides) einfach auf den Kopf zu stellen und das toll und innovativ zu finden. Denn damit schafft man ja nichts aus sich heraus, sondern nur einen Gegenpol zu etwas Bestehendem, bzw eine leicht veränderte Variante, die sich immer noch eher an dem Alten bzw Althergebrachten orientiert, als an etwas Neuem.

Gruß,
Linda

*und da müsste mir jetzt jemand eine astreine unterscheidende Definition geben. Die kleinen Tinkerbell-Dinger mit den Stummelflügeln sind für mich immer noch eher Feen als Elfen... Man kann es mit Fug und Recht aber auch umgekehrt belegen. Na dann viel Spaß.

Lucien

@ Linda: Hm, da hatte ich auch schon eine Diskussion, als ich eine Figur im Rahmen eines potenziellen Hörspiels vorgestellte habe. Die Sprecherin wollte sich pflichtbewusst in die "Fee" hineinversetzen und stellte dann fest, dass es eigentlich eine Elfe war - zumindest in ihrer Vorstellung.
Zwar haben wir uns mit unseren unterschiedlichen Vorstellungen abgefunden, aber zu einer einheitlichen Lösung, was denn nun Elfen und was Feen sind, sind wir leider nicht gekommen.
Orientiert an dem "Althergebrachten" sind Feen für mich auch eher die kleinen Dinger mit den Flügeln dran, womöglich noch mit einem Sternchen-Zauberstab in der Hand und einen Glitzerschweif hinter sich herziehend.
Elfen dagegen sind für mich kleine Dinger ohne Flügel dran, dafür mit kleinen Schnabelschühchen ... Oder die Helfer vom Weihnachtsmann *räusper*

Silvia

Zitat von: Maja am 06. Oktober 2009, 19:58:05
Eine Idee, die ich schon länger mit mir rumschleppe, die zu schreiben ich mich aber nicht qualifiziert sehe, ist "Elfen in der DDR" - sowas gab es glaub ich noch nicht.

Elfen in der DDR? Ne, oder? Wie kommst Du auf so eine Idee?  ;D Ich hab die ersten 13 Jahre meines Lebens da drin verbracht ... also mir sind damals keine in Büchern begegnet, bis auf ein paar Märchen- und Sagenfiguren. Erst nach der Wende schwappten dann Hohlbein und Co mit ihren Elfengeschichten herein und fingen mich für viele Jahre ein damit.

Was stellst Du Dir denn unter Elfen in der DDR vor? Das ist so extrem gegensätzlich, daß ichs mir gar nicht vorstellen könnte. Elfen mit Pioniertuch?  ;D

Dämmerungshexe

Also ich gebe hier und jetzt gerne zu, dass auch ich Elfen bisher meist nach dem althergebrachten Klischee beschreibe und einsetze: als schönes, weises und naturverbundenes Volk. Abwandlungen habe ich da nur innerhalb des Volkes, wenn sich praktisch Adel und gemeine Bürger nicht verstehen, unter unter den Elfen-Familien Krieg herrscht. Insoweit sind Elfen wie Menschen - fehlerhaft und von Emotionen gelenkt.

Interessant fande ich Terry Pratchetts Darstellung der "Herrinnen und Herren", die hier bereits schon erwähnt wurde. Ich denke in dieser geschichte wird das ursprüngliche Bild der Elfen, wie es lange Zeit in Mythen und Sagen gelebt hat, am besten wiedergegeben. Ichs lebst fände es interessant ein Elfenvolk zu erschaffen, das noch nächer an den alten Beschreibungen dran ist - ein Volk das im Dunklen und Verborgenen lebt. Dessen Absichten nicht klar sind, den menschen fremd und deswegen gefürchtet. Ein Volk um das sich Aberglaube und Märchen ranken.

Ich slebst habe schon einmal ein Elfenvolk beschrieben, dass an sich allen geläufigen beschreibungen gerecht wird, hochgewachsen, wunderschön, langlebig und weise. Aber durch die Erzählperspektive, die auf Seiten ihrer größten feine lag, wurde klar. dass sie grausam und hartherzig sind, voll eiskalter Arroganz.

Klischees halte ich ans ich für sehr nützliche Werkzeuge, gerade wenn man eine einfache Geschichte machen möchte, in der sich der Leser schnell orientieren kann und deshalb auf bereits bestehendes Wissen zurückgreift - aif Klischees eben. Wenn man aber eine Geschichte mit mehr Tiefgang und mehr Überraschungseffekten machen möchte, dann lohnt es sich durchaus Klischees zu brechen, zu verdrehen und umzukehren.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Mrs.Finster

Ohne zu klischeehaft denken zu wollen. Elfen sind und bleiben einfach immer das, was Tolkien aus ihnen gemacht hat. Jedenfalls für die meisten Leser. Sicher ist es interessant sie auch böse zu gestalten. Das es nicht ausgeschlossen ist, zeigen ja die "hübschen Orks".  ;D

Aber ich finde an Elfen gerade so anziehend, das sie sind wie sie eben sind. Schön, unnahbar, unsterblich. Vielleicht weil sie das verkörpern, was der Mensch immer sein wollte  :hmmm: Perfekt... ;)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Silvia

ZU perfekt.
Deshalb war nur meine erste Geschichte mit Elfen eine, wo die ziemlich nett und abgeklärt und schön etc. waren.
In der nächsten waren sie dann schon weitaus arroganter und hochmütiger veranlagt - einfach aufgrund der Tatsache, daß sie Kräfte einsetzen konnten, die ein normaler Mensch nicht mal verstand. So fand ich sie auch gleich viel interessanter. Allerdings auch etwas menschlicher, als sie es selber wohl jemals zugeben würden ... deshalb heißen sie inzwischen auch nicht mehr Elfen.  ;)

Anamalya

Zitat von: Mrs.Finster am 10. Oktober 2009, 20:56:13
Ohne zu klischeehaft denken zu wollen. Elfen sind und bleiben einfach immer das, was Tolkien aus ihnen gemacht hat. Jedenfalls für die meisten Leser. Sicher ist es interessant sie auch böse zu gestalten. Das es nicht ausgeschlossen ist, zeigen ja die "hübschen Orks".  ;D

Aber ich finde an Elfen gerade so anziehend, das sie sind wie sie eben sind. Schön, unnahbar, unsterblich. Vielleicht weil sie das verkörpern, was der Mensch immer sein wollte  :hmmm: Perfekt... ;)

Ich glaube auch, dass Tolkien da Maßstäbe gesetzt hat und es schwer ist, aus den Elfen etwas anderes zu machen. Aber auch bei dem "Schön, unnahbar, unsterblich" bleibt meineserachtens viel Spielraum. Zumindest was die Gesinnung gegenüber anderen Völkern betrift, also ob feindselig, abwehrend, hilfsbereit etc.
Allerdings kommen in meinem Roman nur Menschen vor, d.h. ich kann in dem Gebiet nicht aus Erfahrung sprechen  :)

LG
Anamalya

Shay

Ich hab in meinen Geschichten keine Elfen, aber meine Meerkinder sind aus ihnen entstanden, weil ich zwei Rollenspiel-Elfen eine neue Heimat geben wollte. Ursprünglich waren die noch relativ nahe am Elfen-Klischee dran. Zwar nicht unsterblich, aber sehr langlebig, hochzivilisiert (aber nicht magisch begabt, es gibt bei mir keine Magie), edel, weise, wunderschön...
Es hat getaugt, aber wirklich warm geworden bin ich mit der Rasse erst, als ich "entdeckt" habe, daß sie in der Frühzeit meiner Welt ziemlich anders waren. Zum einen waren sie nicht der Ursprung der Zivilisation, sondern haben zumindest am Anfang nur gut geklaut. Sie waren Söldner, Piraten und gefürchtete Sklavenjäger und erst als sie so ziemlich jeden gegen sich aufgebracht hatten und ihr Reich damit verspielt, sind sie auf die Idee gekommen, daß Frieden ja was gutes sein könnte.
Erst seit ich das weiß, sind sie für mich ein echtes Volk und nicht so eine Schemazeichnung, wie sie vorher waren.

gbwolf

Mein Elfenbild ist ebenfalls von Tolkien und DSA geprägt und gerade deswegen rege ich mich immer über Elfen in Büchern auf, denn ich lese selten von wirklichen Elfen, meistens nur von schönen, langlebigen Menschen mit spitzen Ohren, die "Elfen" genannt werden. Und insofern habe ich das Gefühl, dass einige Klischees zutreffen müssen, andere aber ohne Schwierigkeiten verbogen werden dürfen, wenn der Plot es erfordert. Elfen sind immer schön, weise, zurückhaltend (schüchternes, ironisches Lächeln statt amerikanisch-breitem Lachen), langlebig, unglaublich kampfgewandt (sonst wären sie nicht cool), magisch mächtig und musikalisch oder handwerklich hochbegabt.
Weil das aber ein Problem in der Handlung ergibt, benehmen sie sich nicht wie Wesen mit der Erfahrung vieler hundert Jahre, sondern ebenso trampelig und uncharismatisch wie Menschen (was den Schreiber in die Verlegenheit bringt, ständig Adjektive zu verwenden, die betonen, wie ungewönlich schön, schnell, schlank und Co. sie sind - damit der Leser nicht vergisst, dass es um Elfen geht).

Für mich ist ein Elf schwer zu schreiben und im Rollenspiel noch schwieriger zu spielen, weil er eben perfekt ist. Wie können diese Geschöpfe in plumpe Fallen und Hinterhalte geraten? Hätten ihre feinen Sinne die stinkenden Bogenschützen nicht längst wittern müssen? Und warum laufen sie so selbstsicher durch Stollen, in denen sie sich hier doch allein und abgeschnitten von der Welt fühlen müssten?

Also, ich warte noch auf die Bücher, in denen die Elfen als fremde Wesen fühlbar sind man jede Sekunde weiß, dass es keine Menschen sind. Es gibt sicher schon ein paar, aber es sind wenige. So lange die Leser ihre Elfen als coole, schöne Menschen akzeptieren und lieben, ist es auch ok, sie zu verwenden - die Bücher muss ich ja nicht lesen.
Meine Elfen habe ich durch andere Wesen ersetzt, die ähnlich ätherisch sind, aber auf einer anderen Schöpfungsgeschichte beruhen. Da werden sicher auch einige rufen, es seien nur Elfen in anderer Gewandung. Meinetwegen. Ich lebe hier halt meine Vorstellung von einem elfenartigen Volk aus.

Maran

#25
Ähm ... Tolkiens Elben sind keine Elfen. ;) Soweit mir bekannt, hatte er in diesem Punkt klar Stellung bezogen. Nicht er hat das heutige "Elfenklischee" begründet, sondern seine Leser.


[edit]: Ich empfehle in dieser Hinsicht das "Silmarillion" zur Lektüre.

Shay

@Maran
Nicht ganz. Tolkien hat klargestellt, daß seine "Elben" nichts mit den Sommernachtstraum-"Elfen" zu tun haben. Die sprachliche Unterscheidung gibt es aber nur im Deutschen. Im Englischen sind beides gleich "elves". Tolkien hat die Unterscheidung im Deutschen aber selbst vorgeschlagen und sehr bedauert, daß das Englische nur einen Begriff kennt.

Andererseits haben diverse Rollenspiele, die sich in ihrem Elfenbild stark an Tolkien anlehnen, den Begriff "Elfen" verwendet.

D.h. "Elben" ist eindeutig für die Tolkien-Wesen, zwingend aber nur wenn man auch tatsächlich von Mittelerde spricht. "Elfen" kann beides sein.

gbwolf

@Maran: Auch wenn Tolkien es nicht wollte, hat er das Elfen-Bild geprägt. Ich denke, Elben/Elfen hat sich in den letzten Jahren sehr verwaschen. Fast niemand denkt bei "Elfen" an das kleine Volk der britischen Inseln. Die meisten assoziieren das mit Tolkiens Elben. Insofern hat er die ELfen geprägt, ob er das wollte oder nicht.

Maran

Ok, der Vergleich mit den Sommernachtstraum-Elfen war mir bisher entgangen. Danke für die Info. Dabei fällt mir jetzt allerdings auf, daß Oberon und Co dem heutigen "Elfenklischee" doch sehr ähneln, zumindest was das äußere Erscheinungsbild anbelangt. Ob sie allerdings weise und "gut" sind ...  :rofl:


Lucien

Zitat[edit]: Ich empfehle in dieser Hinsicht das "Silmarillion" zur Lektüre.
Keine Ahnung, ob es nur mir so geht, aber ich hatte über Zeiträume extreme Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, sodass mir kaum etwas davon in Erinnerung geblieben ist.  :'(
Aber irgendwie waren mir die Elben in diesem Buch unsympatisch.  :hmmm: