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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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FeeamPC

Coppi, was genau erwartest du eigentlich von dir? Die große Jedi-Meisterin zu sein, die über den Dingen steht und gelassen ein Meisterwerk zu Papier bringt?
Glaub mir, das klappt nie, nicht einmal bei den Größten und Besten.
Im Normalfall, schreiben Autoren anders.
Entweder
Sie schreiben das Beste, was sie können, ohne Rücksicht auf Markt und Leserinteressen
Kann Meisterwerke geben, kann auch daneben gehen.
Oder
Sie schreiben so, wie sie aus Erfahrung wissen, dass es gut genug für den Markt und ihre Leser ist
Das ist meist der Ansatz für durchschnittliche Vielschreiber, die von ihren Werken leben müssen
Oder
Sie spielen herum mit Ideen und Gedanken und Schreibformen und freuen sich, wenn es auch dem einen oder anderen Leser gefällt
Nicht zielstrebig, aber dafür herrlich entspannt
Oder
Tausend andere Varianten. Jeder Autor hat seine eigene, oder kombiniert je nach Geschichte und eigener Laune unterschiedliche Methoden.

Was keine der Methoden garantiert: Begeisterte Agenturen/Verlage/Leser zu finden und gut verkaufen zu können.
Und was dir vermutlich immer wieder dazwischenhakt und dir ein Bein stellt:
Du stellst deine eigenen Ansprüche ultimativ und verzweifelst, wenn du merkst, dass du auch nur ein Mensch bist und übermenschliches nicht leisten kannst.
Aber, Coppi, genau dieses "auch nur ein Mensch" ist es, was den Draht zum Leser schafft. Ein Buch muss nicht vollkommen sein, um gut zu sein. Es muss sich auch nicht als Bestseller verkaufen, um Menschen zu finden, die es heiß lieben werden. Und ein Autor ist keine Maschine, die sich hinsetzt und gleichbleibende Qualität ausspuckt. Das klappt nicht. Nie.
Also atme tief durch.
Sag dir: Ich bin eine Autorin. Ich gebe mein Bestes. Es wird nicht immer reichen, aber das ist kein Beinbruch. Denn was für mich nicht das Beste ist, was ich vielleicht schreiben könnte, kann für andere Menschen genau richtig sein. Und für diese Menschen schreibe ich. Auch wenn es nicht ganz so genial wird, wie ich es gerne hätte, ich weiß, ich erreiche damit jemanden.
Und genau das ist das Ziel. Einen Leser zu erreichen, in in die eigene Welt und in den Bann eines Buches zu ziehen. Egal, ob das Buch jetzt von Kritikern als Thrash oder nobelpreisverdächtig eingestuft wird.

Trippelschritt

Zitat von: Coppelia am 21. August 2019, 09:54:38

Vielleicht liegt es auch ein bisschen an meinem besten Freund, der immer super kritisch ist. Daher liegt auch San Turaco auf Eis - weil ich keinen neuen Anfang gefunden habe, der seine Billigung fand.

"Wenn der Zweifel an die Tür klopft ..."
dann lasse ich ihn nicht rein.

Wenn ich schreibe, hat der Zweifel in meiner Nähe nichts zu suchen. Nicht bevor nicht meine Rohversion steht. Dass die zu 90% Müll und für die Tonne ist, weiß ich selber, aber die zehn Prozent, die nicht für die Tonne sind, halte ich für erste Sahne. Beim ersten Umschreiben darf der Zweifel mir helfen, aber an mir selbst und meinen grundsätzlichen Fähigkeiten zweifle ich niemals. Obwohl ich meine Grenzen durchaus kenne. Das ist kein Widerspruch. Zweifel am Text oder einer Textstelle? Ja. An mir als Schreiberperson? Nein!

Freunde und Betalleser braucht man. Aber während ich noch im kreativen Schreibprozess bin, gebe ich meinen Text nicht aus der Hand. Dann aber schätze ich deutliche und präzis formulierte Meinungen. Aber es gibt niemanden, von dessen Billigung ich abhängig bin.

Vielleicht habe ich jetzt ein wenig übertrieben, bei dem, was ich Dir sagen möchte. Zweifel kennen wir alle. Aber wie wir damit umgehen, liegt allein in unserer Hand. Erfreu Dich doch erst einmal an dem, was Du geschrieben hast. Die Spielverderber und Fehlergucker kommen noch früh genug. Und Lob? Gibt es in Deutschland ganz selten. Unser Völkchen schankt zwischen Überheblichkeit und reuigem Sündertum. Für Dein erstes Lob bist Du auch selbst verantwortlich.

Wird schon
meint Trippelschritt

Angela

@Coppelia , was ist das denn für eine Sorte Freund?  Weiß er überhaupt, dass er dich vom Schreiben abhält, sagt er die Sachen, weil er dich noch weiter voran bringen will? Oder will er dich klein halten, unbewusst oder bewusst.

Du bist doch schon relativ erfolgreich, hast Verlagsveröffentlichungen, Agenturen überzeugt. Dass es da am Ende nicht so toll ausgegangen ist, hat doch nichts mit deinen Schreibfähigkeiten zu tun, das hat verschiedene Gründe, die wir selbst kaum beeinflussen können, das wissen wir hier doch alle. Was wir schreiben, verkauft sich in der Regel nicht gut, wer sollte es also haben wollen.

Rumpelstilzchen

ZitatEs ist auch nicht mal so, dass ich meine Geschichten für direkt schlecht halte - sie bleiben nur trotzdem hinter meinen Ansprüchen zurück (und die sind vielleicht wirklich zu hoch). Und die genialen Geschichten, denen ich begegne, sind gefühlt noch mal besser, als meine Ansprüche an mich selbst hoch sind.
Du hast das wichtigste Wort schon genannt "gefühlt", es ist nur subjektiv, es gibt nichts, woran du das messen kannst. Jeder Autor hat seine Stärken und Schwächen und jede Geschichte ist anders. Hast du schon mal daran gedacht, dass das, was du in anderen Büchern siehst, vielleicht auch jemand in deinen sehen könnte?

An einem kritischen Leser gibt es nichts auszusetzen, sie sind wichtig. Negative Aussagen können einen im ersten Moment herunterziehen, aber letztendlich soll sie dabei helfen, etwas zu verbessern und neuen Ansporn geben, das Beste aus einem Projekt herauszuholen. Wenn die Kritik deines Freundes für dich auf Dauer demotiviert ist, ist es womöglich die falsche Art von Kritik oder schlecht geäußerte Kritik, aber darüber kann man miteinander sprechen. Und es ist nur eine Meinung ist. Wahrscheinlich eine, die dir sehr wichtig ist, aber letztendlich ist es dein Projekt, mit dem du glücklich sein musst, niemand anderer. Vielleicht solltest du dir mehrere Meinungen einholen, um einen besseren Überblick zu bekommen, was tatsächlich funktioniert und was nicht und vor allem, warum es funktioniert oder nicht.

Christian

Nichts gegen deinen Freund, aber wenn sein Feedback sich so destruktiv bei dir auswirkt, würde ich mir überlegen, ob es nicht besser ist, erst mal mein Ding zu machen, bis ich auf dem Stand bin, dass ich selbst eine gewisse kritische Distanz habe und die Rückmeldungen auch einigermaßen objektiv einordnen kann. Vielleicht hat er an manchen Stellen recht, an anderen nicht. Aber ich für meinen Teil könnte das in der Phase der Ideenfindung, des Plottens, Planens oder auch des frühen Schreibens gar nicht ab. Später kann man über alles reden. Und man kann auch alles überarbeiten.

Feuertraum

Ihr Freund sagt, dass die Geschichte schlecht ist.
Okay, dann ist die Geschichte für ihn (!) schlecht. Auf der anderen Seite stehen vielleicht 500 Leute, die sagen: Boah, ey, geil. So wie Coppelia will ich schreiben können! Er hat seine Meinung, er hat seinen Stil, er hat seine Vorstellungen, wie eine Geschichte auszusehen hat.
Aber er ist er.
Und Sie sind Sie.
Und allein aufgrund dessen ist es kein Grund zu sagen, dass Sie keine gute Autorin sind.
Sie haben meines Wissens schon mehrere Romane bei Publikumsverlagen platzieren können (sogar Knaur, wenn ich mich jetzt nicht vertue), was schon zeigt, dass es viele Leser geben muss, denen Ihre Romane gefallen. Schließlich ist so ein Verlag ein Wirtschaftsunternehmen, und Ihre Romane wären mit Sicherheit nicht weiter veröffentlicht worden, wenn der Verlag keine Chance gesehen hätte.
Und jetzt nochmal die Rechnung: dem Freund gefällt es nicht: 1
Die Verlage sehen Verkaufschancen. Grob geschätzt: 1500 verkaufte Exemplare
Wem sollte man mehr glauben? :hmmm:
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Coppelia

#996
Vielen Dank euch noch mal für die vielen tollen und netten Worte. :knuddel: Ich fühle mich schon viel, viel besser.

Mir ging es vor allem um das Gefühl, dass andere viel besser schreiben als ich und ich denke, dass sie "meine" Geschichten erzählen.
Einer meiner Lieblingsautoren ist Tad Williams. Bei seinen Sachen hatte ich immer das Gefühl, dass sie echt gut sind, ich das theoretisch aber auch schaffen könnte. So geht es mir aber in letzter Zeit bei anderen Autoren nicht mehr. Und auch mein Gefühl, dass ich mit Williams mithalten kann, schwindet. War vielleicht auch zu ambitioniert. ::)
In letzter Zeit kriege ich gar nicht mehr richtig Struktur in meine Ideen.

Ich habe das kommerzielle Schreiben aufgegeben, ja, und versuche es neutral zu sehen. Es hat auf jeden Fall auch Vorteile. Aber meine Empfindung ist wohl nicht ganz unabhängig von dieser Entwicklung. Allerdings glaube ich nicht, dass meine Chancen, wieder eine Agentur zu finden, wesentlich besser wären, wenn ich so schreiben könnte, wie ich es mir wünschen würde, und die Geschichten schreiben würde, die mir vorschweben. Ich denke, ich kenne den deutschen Buchmarkt mittlerweile gut genug, um das zu erkennen. Ich würde mir eher wünschen, die Aspekte meiner Geschichten auszubauen, die eh schon nicht mainstreamig sind.
Für den Buchmarkt halte ich meine Fähigkeiten für ausreichend (das soll nicht protzig klingen). Es liegt an anderen Dingen, dass ich dort keinen Fuß mehr fasse. Die mögen auch mit "gut sein" zu tun haben, aber es sind nicht die Dinge, die mich bei dieser Frage umtreiben.

Mein bester Freund ist super. Allerdings sehe ich auch, dass ich mit ihm in frühen Phasen meiner Geschichten besser keinen Austausch mehr mit ihm darüber führe. Meine Geschichten sind dann wie ganz empfindliche Pflänzchen. Am besten erzähle ich dann niemandem davon, obwohl ich auch ein großtes Mitteilungsbedürfnis habe. Und mein bester Freund ist ein "Meckerbüdel", wie man so sagt, er hat an allem etwas auszusetzen, leider meistens zu recht. ;) Er ist aber auch sehr kreativ und hat tolle Ideen.

ZitatDu stellst deine eigenen Ansprüche ultimativ und verzweifelst, wenn du merkst, dass du auch nur ein Mensch bist und übermenschliches nicht leisten kannst.
Aber, Coppi, genau dieses "auch nur ein Mensch" ist es, was den Draht zum Leser schafft.
Das ist ein toller Gedanke, so habe ich das noch gar nicht gesehen!

Ich hoffe, dass ich mit meinen Sachen unzufrieden bin, ist ein Zeichen, dass ich mich weiter entwickle. Was ich nicht weiß: Ob ich versuchen sollte, trotzdem zu machen, was mir vorschwebt, auch wenn es vielleicht nicht klappt, oder auf Nummer sicher zu gehen und zu versuchen, kleine Brötchen zu backen (auch wenn es mich weniger reizt).

Ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Danke noch mal. :knuddel:

canis lupus niger

#997
Zitat von: Coppelia am 20. August 2019, 20:54:30
Mir schweben jetzt ganz andere Geschichten vor, viel größer, epischer, dramatischer, mit ganz tollen Personen, den krassesten überraschenden Wendungen, konsequent, atemberaubend und großartig. :P Leider weiß ich nicht, wie meine Fähigkeiten ausreichen sollen, sie zu erzählen. Ich scheitere meist schon bei der Planung (und da sehe ich auch meine persönliche größte Baustelle). Wenn ich dann geniale Werke anderer Autoren lese, die in diese Richtung gehen, bin ich fürchterlich niedergeschlagen, weil es mir vorkommt, als würden andere ,,meine" Geschichten erzählen.
[...]
Wahrschenlich bin ich nicht die einzige, der das so geht, oder?

Das Gefühl kenne ich auch und nenne es immer mein Game-of-Thrones-Syndrom. Als ich mit meinem letzten Roman etwa zu 25 Prozent voran gekommen war, habe ich den Fehler gemacht, den ersten Band vom GRRMs Reihe zu lesen. Darin fand ich nicht nur inhaltlich viele Parallelen zu meinem (bis dahin besten, wie ich immer noch meine) Romankonzept, der geplanten ultimativen Steigerung meiner bísherigen Schreibe, sondern das Buch war auch "größer, epischer, dramatischer, mit tollen Personen, den krassesten überraschenden Wendungen, konsequent, atemberaubend und großartig", genau das, was ich mir selber vorgenommen hatte, halt. Die Folgebände steigerten den Eindruck dann noch. Ich war ziemlich fertig und überlegte schon, mein eigenes Projekt aufzugeben. Mein Gejammer aus der damaligen Zeit müsste hier und in anderen Autorenforen noch zu finden sein.

Geholfen hat mir am Ende die Ermutigung, nicht die Übereinstimmungen, bzw. die Schwächen zu sehen, sondern die Unterschiede/das Individuelle, und die erkannten Qualitätsdefizite als Ansporn zu nehmen. Ob mir das unter dem Strich gelungen ist, kann nur der geneigte Leser beurteilen, sofern der Roman denn Leser findet. Bisher waren es nicht so viele. :versteck: Aber auf jeden Fall habe ich es geschafft, aus dieser Erfahrung viel zu lernen und stärker zu werden. Dass GRRM besser schreibt als ich, wird sich vermutlich nie ändern. Aber schlecht schreibe ich nicht, und kann auch noch besser werden. Der Weg ist das Ziel.

Zitat von: Coppelia am 21. August 2019, 16:38:04
Ich hoffe, dass ich mit meinen Sachen unzufrieden bin, ist ein Zeichen, dass ich mich weiter entwickle. Was ich nicht weiß: Ob ich versuchen sollte, trotzdem zu machen, was mir vorschwebt, auch wenn es vielleicht nicht klappt, oder auf Nummer sicher zu gehen und zu versuchen, kleine Brötchen zu backen (auch wenn es mich weniger reizt).
Mach doch beides! Versuch, qualitativ so zu arbeiten, wie es Dir vorschwebt, aber nicht gleich an einer 16-bändigen Reihe. Wenn Du Ideen für eine epische Reihe hast, dann fang doch erstmal damit an, diese Ideen und Szenen zu der einen oder anderen Kurzgeschichte zu verarbeiten, so wie es Sapkowski mit seinem Geralt von Riva gemacht hat. So mache ich es auch mit meinen neuen Ideen, um sie mir "auf der Zunge zergehen zu lassen", um mich sozusagen auf "den Geschmack" zu bringen und die Motivation für die harte, ernsthafte Arbeit an einem Roman zu finden. Das ist, finde ich, die schönste und kreativste Phase des Schreibens. Vielleicht findest auch Du (wieder) Freude daran.

Zitat von: Trippelschritt am 21. August 2019, 10:23:58
"Wenn der Zweifel an die Tür klopft ..."
dann lasse ich ihn nicht rein.

Wenn ich schreibe, hat der Zweifel in meiner Nähe nichts zu suchen. Nicht bevor nicht meine Rohversion steht. Dass die zu 90% Müll und für die Tonne ist, weiß ich selber, aber die zehn Prozent, die nicht für die Tonne sind, halte ich für erste Sahne.
Etwa so meinte ich das ... ^^

Trippelschritt

Sich mit sehr erfahrenen Autoren zu vergleichen, ist der erste Schritt in den Abgrund.

Außerdem gelingt es nur selten, dem Weg seines Vorbilds zu folgen. Wenn man nicht gerade zielgerichtet für einen bekannten Markt schreibt, dann ist nur die Geschichte gut, die unbedingt geschrieben werden will. Und die kommt aus dem Autor selbst und nutzt alle dessen Stärken und auch Schwächen.

Andreas Eschbach hat das mal so formuliert: Wer nicht schreiben muss, sollte es besser lassen (aus dem Gedächtnis formuliert)
Es kann auch zur Quälerei werden. Dann lässt man es und stellt fest: Ohne Schreiben geht gar nicht. Und dann fängt man wieder an.
Es gibt nicht viele, die sich jeden Tag darüber freuen, an ihren Geschichten weiterarbeiten zu dürfen. Schriftsteller ist kein schöner Beruf. Schriftsteller zu sein, ohne dass es ein Beruf ist, kann wunderbar sein. Was bestimmt recht schön ist, ist ein erfolgreicher Schriftsteller zu sein, aber erfolgreich wäre wohl jeder gern in seinem Beruf.

Man muss seinen Platz finden. Dann hört auch das Hadern auf.
Der Rest ist einfach machen.

Trippelschritt

Coppelia

@canis lupus niger
Danke, dass du deine Erfahrung mit mir/uns geteilt hast.
Hach, herrje, ja, das kann ich mir so gut vorstellen, wie frustrierend das gewesen sein muss!

ZitatWenn Du Ideen für eine epische Reihe hast, dann fang doch erstmal damit an, diese Ideen und Szenen zu der einen oder anderen Kurzgeschichte zu verarbeiten, so wie es Sapkowski mit seinem Geralt von Riva gemacht hat.
Diese Idee gefällt mir sehr! Vielleicht mache ich das wirklich. Ich mag zwar Kurzgeschichten nicht so extrem und liebe epische, lange Texte, aber tatsächlich könnte ich das mal versuchen - warum nicht? Vielleicht kommt auf die Art genug Tiefe und Dynamik zusammen.

@Trippelschritt
Kluge Worte. Vergleichen ist ohnehin immer ein Schritt in den Abgrund. Das weiß ich genau. :P

ZitatMan muss seinen Platz finden. Dann hört auch das Hadern auf.
Darauf hoffe ich sehr - irgendwann, irgendwie meinen Platz zu finden. :)

Lana

Den Zweifel kennen wir alle...
Ist der Text gut genug? Will das überhaupt jemand lesen?
Kann ich schreiben?
Kann ich überhaupt irgendwas?

alles schon da gewesen.
und dann steigert man sich. es schleicht sich über Nacht an. Bei mir war es so, dass ich meine Geschichten zur Seite gelegt habe und dann kam der Termin  an den ich nicht mehr gedacht habe. Ich hatte mich gemeldet bei einer Lesung teil zunehmen mit einem Beitrag.
ich musste etwas schreiben, zum Thema Tod.
Ich saß zwei Monate da. Ich hab 8 Kurzgeschichten in Rohfassung abgetippt. ich fand sie alle doof. Ich sagte, dass die alle nicht zum Thema passen. Da hat mein Schreibbuddy aber gesagt, dass er mal eine lesen möchte.
Ich nahm sie mit in den Literaturkreis in der die Lesung stattfinden sollte. Sie fanden sie bis auf Kleinigkeiten ganz gut. Und so brachte ich alle 8 Geschichten in die richtige Form und musste dann bei der Lesung sogar zwei Beiträge vortragen. Der Applaus und das Nicken und Lächeln der Schreibfreunde hat mich bestärkt. Ich habe mich weiter entwickelt und ich weiß, dass da auch noch mehr vor mir liegt.

Ich werde sicherlich auch wieder irgendwann zweifeln und dann lese ich diesen Text wieder oder rufe es mir ins Gedächtnis. Wir stehen oft vor diesem riesigen Berg. Sehen hinauf und denken, dass pack ich nicht. Aber wenn man vor sich auf den Weg sieht und einen Schritt vor den Nächsten setzt, ist man oben und merkt es noch nicht mal.

Weltenwanderin

Zweifel ist einer meiner häufigsten Begleiter und das nicht nur, wenn es ums Schreiben geht. Eure Worte und eure Überlegungen sowie eure Wege diese Zweifel zu besiegen haben mich teilweise wirklich umgehauen, da ich mich selbst viel zu oft vom Zweifel überwältigen lasse.

Obwohl der Zweifel ein meist unbeliebter Gast ist, ist er in meinen Augen dennoch wichtig, denn ohne Zweifel gäbe es keinen Fortschritt. Das gilt für das Schreiben als auch im echten Leben. Ich glaube, ohne meine Zweifel wäre ich nie soweit gekommen. Zur Zeit befinde ich mich privat und beruflich in einer etwas schwierigen Phase, die sich am besten als Entwicklungsphase beschreiben lässt und das wirkt sich natürlich auch auf meine Schreiberei aus. Zweifel begleiten mich bezüglich Schreiben schon seit etwa einem Jahr, nachdem ich mein erstes Buch veröffentlicht habe (wenn auch nicht auf die beste Weise). Ich hatte mir das alles sehr einfach vorgestellt, wurde dann aber sehr schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und die Zweifel an meiner Geschichte, an die ich zuvor so fest geglaubt habe, ruinierten mir fast gänzlich die Freude am Schreiben, dabei mag ich Tage nicht, an denen ich nicht schreiben kann. Für meine Geschichte war eine Fortsetzung geplant, an der ich eifrig gearbeitet habe, während der erste Teil für die Veröffentlichung vorbereitet wurde. Ich war sehr motiviert, habe verschiedene Versionen geschrieben bis ich endlich eine hatte, von der ich selbst überzeugt war. Doch Probleme im Alltag, den schwarzen Peter, den ich mit meiner Veröffentlichungsvariante gezogen hatte, bremsten mich schließlich total aus. Ich war gänzlich am Ende und wollte das Schreiben an den Nagel hängen, da ich in mir selbst keinerlei Talent für irgendetwas sah.

Doch dann hatte ich das Glück einem wunderbaren Menschen zu begegnen, der interessiert an meiner Geschichte war. Sie liest gerne Bücher von Menschen, die sie kennt, und kam ich zu dem unerwarteten Glück, dass eine ehemalige Lektorin mein Buch las und mir eine ganz ehrliche Kritik gab, auf die ich die ganze Zeit seit der Veröffentlichung gewartet habe. Ich glaube, ich bin vor diesem Gespräch tausend Tode geschrieben, die Abschlussprüfung in der Schule oder der Ausbildung waren nichts dagegen ;D Sie sagte mir ehrlich, was sie von meiner Geschichte hält und ich war sprachlos, weil sie meinte, ich hätte unübersehbar Talent und sie wäre von den Ideen, die ich hatte, total begeistert. Wahrscheinlich kann sich jeder vorstellen, dass ich nach diesen Worten frei in der Luft schwebte :wolke: Natürlich war nicht alles herausragend, aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Sie sagte mir, was ihr aufgefallen ist und gab mir damit die Chance, dass ich es besser machen kann. Allen voran mir das nächste Mal gründlich zu überlegen, auf welchem Weg ich mein Buch veröffentliche. Jetzt liegt es an mir, ob ich Zeit investiere und selbst für mein Buch Werbung mache oder es einfach so lasse wie es ist, in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu verkaufen. Zweifel, willkommen zurück. Ich selbst habe keine Ahnung, wie ich am besten Werbung für ein Buch mache oder eine Lesung aufziehe. Aus diesem Grund kam mir eine andere Idee. Ich suche mir eine meiner vielen Ideen aus und schreibe ein neues Buch, mit dem ich es von vorneherein besser mache.

Tja, wie sie herausgestellt hat, habe ich kein Talent dafür, eine Geschichte innerhalb eines Buches zu ende zu bringen. Ich muss aus einer winzig kleinen Idee gleich eine ewig lange Geschichte mit mehreren Bänden machen. Überraschung: Meine Zweifel an meinem Talent waren wieder da und ich war mehr als frustriert. Doch eine kleine Stimme in mir trieb mich weiter und als ich dann eine Geschichte fand, bei der ich plötzlich das Gefühl hatte, dass es die Geschichte ist, mit der ich blöd gesagt alles schaffen kann, machte ich mich begeistert ans Werk. Welt erfinden, die Welt bevölkern, etc.

Aber der Zweifel will nicht weichen. Schaffe ich es, eine Buchreihe auf den Markt zu bringen, obwohl ich als Autor völlig unbekannt bin? Und wäre ich in der Lage zu lernen, eine Kurzgeschichte oder zumindest einen Roman mit einer abgeschlossenen Geschichte zu schreiben? Kann man das lernen oder wird man mit diesem Talent geboren? :hmmm:

FeeamPC

Sieh das mal so: Du hast nur eine einzige Möglichkeit, deine Fragen zu beantworten. Schreib fertig und veröffentliche, dann siehst du, ob es geht.

Aphelion

#1003
@Weltenwanderin

Schreiben ist auch Handwerk, insofern kannst du natürlich lernen, auch kürzere Geschichten zu schreiben. Die Frage, die ich wichtiger finde, ist allerdings, ob du das willst. Dein Beitrag klingt für mich so, als laute deine Antwort darauf: "Nein." Und wenn das so ist, dann ist das völlig in Ordnung.

Talent halte ich für ein gutes Stichwort, denn Talent und Begabung haben nicht nur etwas mit angeborenen Fähigkeiten zu tun. Die wissenschaftlichen Modelle zu diesem Thema beinhalten auch immer Übung/Erfahrung in verschiedenen Formen. Es gibt immer Dinge, die dir eher liegen als andere, aber das ist oft nur so, weil du schon Übung besitzt. Übung muss ja nicht immer formal sein. :)

Wenn du keine KGs oder einbändige Romane schreibst, hast du auf diesem Gebiet halt keine Übung. Vielleicht liegen dir KGs und du schreibst auf Anhieb eine gute - aber schriftstellerisches Können lässt sich nicht 1:1 auf jede Textart übertragen. Soll heißen: Nur, weil du jetzt keine kürzeren Geschichten schreiben kannst, heißt das noch lange nicht, dass du es nicht in Zukunft können wirst.

Schriftstellerisches Können wird oft sehr gering geschätzt. ("Ach, wenn ich ein bisschen Zeit habe, schreibe ich auch mal so eben ein Buch.") Dadurch entsteht oft ein gewisser Druck, sofort alles schreiben zu können - denn das "kann doch jeder". Kann aber eben nicht jeder, wie wir alle wissen; deshalb sind anfängliche Schwierigkeiten auf einem neuen Textgebiet noch kein Beweis dafür, dass diese Textart nichts für dich wäre.

Aber wenn du keine kürzeren Geschichten schreiben musst und auch nicht willst, besteht dazu kein Zwang. :) Gute einbändige Romane lassen sich mMn "sicherer" verkaufen als gute zehnbändige Reihen. Ein Vorteil von Einbändern ist auch, dass du nicht die gesamte Arbeit von mehreren Jahren verlierst, wenn die Veröffentlichung floppt. Mögliche Vertragschancen und Verkaufszahlen sind aber nicht für jeden wichtig.

Letztlich kommt es darauf an, warum du schreibst. Weil du den Schreibprozess magst? Weil du viele Menschen berühren willst? Weil du genau die "richtigen" Menschen erreichen willst, auch wenn es nur wenige sind? Weil du etwas zu sagen hast? Weil du Geld damit verdienen willst? (etc. pp.) Für die meisten von uns gibt es mit Sicherheit mehrere Gründe, aber jeder verteilt die Prioritäten anders.

Machbar ist vieles. Aber an erster Stelle steht die Frage, was du machen willst. Und wenn dir ein Ziel wichtig ist, dann darf die Verwirklichung ruhig Zeit beanspruchen - z.B. zum Schreiben einer zehnbändigen Reihe oder um zu üben, kürzere Geschichten zu schreiben. :)

Trippelschritt

@ Coppelia und alle anderen
Nur so nebenbei. Ich habe auch eine Zeit lang Kurzgeschichten geschrieben. G. Martin übrigens auch. In Kurzgeschichten lassen sich einzelne Techniken ausprobieren, was sich in Epen verbietet. Dort müssen diese Techniken bereits sitzen. Sonst verderben sie das ganze Machwerk, wenn man Pech hat.
Was man üben kann?
Alles.
Ich war sehr erfolgreich mit "Spannungsaufbau innerhalb einer Szene" und "Detaillierte Beschreibung"
Gerade dei detaillierte Beschreibung ist ein schwieriges Stilmittel. Viele Leser mögen heute keine Beschreibungen mehr und bevorzugen Aktion. Mit detaillierter Beschreibung lässt sich aber auch Spannung aufbauen.
Weniger erfolgreich war ich mit Dialogen. Dabei mag ich sie. Aber zu einer guten Kurzgeschichte scheint wohl mehr zu gehören als nur der Austausch von Worten.

Egal, was dabei herauskommt. Ich kann es nur empfehlen.

Liebe Grüße
Trippelschritt