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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Angela

Gut an KGs finde ich, dass man relativ schnell Rückmeldung erhält, ob die Geschichte passt und genommen wird. (Bei Büchern kann das ja schon frustig sein, wenn es Jahre dauert, bis da eine Absage kommt. Wenn überhaupt.) Und KGs sind kurz, also hockt man da nicht ewig an etwas, was ohnehin keiner lesen will. Ich mache gern mit. (Aber nur noch bei Verlagen, die mir gefallen, und von denen ich mich gut behandelt fühle.)
Wenn das dann klappt, man also genommen wird, ist das schon nett für das Ego. Aber oft genug wird es auch nichts, das muss man dann wegstecken können. Wobei das vermutlich ohnhin eine wichtige Fähigkeit von uns allen sein muss: Absagen aushalten. Aber KGs kann man häufig noch woanders anbieten ...

Feuertraum

@Aphelion: Das sind sehr schöne Worte, die ich sofort unterschreibe!

Leider haben Sie nur allzu recht: Das Denken, das Bücherschreiben ein Klacks ist und von Hinz und Kunz mal eben so aus dem Ärmel geschüttelt wird, ist weit verbreitet. Wenn ich bei Gute Frage.net schaue, wie viele User sich hinstellen mit: "Ich will ein Buch schreiben" ...
Klar, Geschichten schreiben kann jeder.
Gute Geschichten zu schreiben, da sieht die Sache schon ein wenig anders aus.
Und gute Geschichten gut zu schreiben, da trennt sich dann die Spreu vom Weizen.

@Weltenwanderin:

Erst einmal finde ich es großartig, dass Sie zu den Menschen gehören, die trotz Zweifel, trotz gehässiger innerer Stimmen die Hoffnung nie aufgeben und weitermachen. Das ist eine Eigenschaft, die Sie nie ablegen sollten, und Sie haben ja selber für sich festgestellt, dass es Sie weitergebracht hat.
Und das ist etwas, auf das Sie stolz sein dürfen!

Zitat von: WeltenwanderinTja, wie sie herausgestellt hat, habe ich kein Talent dafür, eine Geschichte innerhalb eines Buches zu ende zu bringen. Ich muss aus einer winzig kleinen Idee gleich eine ewig lange Geschichte mit mehreren Bänden machen.

Ja, und?
Es ist Ihre Geschichte, die Sie so schreiben, wie Sie sie lesen würden wollen. Wenn Sie sagen: Allein aus dieser einen Idee könnte ich eine Trilogie machen, okay. Dann ist das Ihre Art, Ihr Stil. Solange sich kein Mensch, der Sie dafür bezahlt, hinstellt und sagt: Nee, also, nur ein Band mit maximal 250 Seiten, können und sollten Sie schreiben, wie es Ihnen zusagt.

Zitat von: Weltenwanderin Aber der Zweifel will nicht weichen.

Ich mache hier noch mal ein wenig Eigenwerbung: Ich habe vor längerer Zeit ein Posting geschrieben, dass sich mit dem Thema Zweifel befasst, und unsere @Lothen hat noch einmal drübergeschaut und einige Anregungen gegeben, um den Kampf gegen die Zweifel noch effektiver zu führen:

Warum wir zweifeln - und was man dagegen tun kann

Zitat von: WeltenwanderinSchaffe ich es, eine Buchreihe auf den Markt zu bringen, obwohl ich als Autor völlig unbekannt bin?

Ähem ...also, da es heutzutage überhaupt kein Problem mehr ist zu veröffentlichen ...
Ansonsten schließe ich mich @FeeamPC an: Ausprobieren.
Genauso wie bei Ihren Fragen:

Zitat von: WeltenwanderinUnd wäre ich in der Lage zu lernen, eine Kurzgeschichte oder zumindest einen Roman mit einer abgeschlossenen Geschichte zu schreiben?

Einfach versuchen.
Entweder es klappt oder es klappt nicht. Und wenn es nicht klappt, dass passt es einfach nicht zu Ihnen. Und ich wage einfach mal zu behaupten, dass es für eine Geschichte nie gut sein kann, wenn man sie in ein Korsett zwängen will, in das sie nicht reingehört.

 
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Weltenwanderin

@FeeamPC
Danke für diese kurzen und knappen Worte, sie haben mich tatsächlich zum Nachdenken angeregt und mich dazu gebracht, weiter zu machen.

@Aphelion
Du hast mit deiner Vermutung recht. Ich bin selbst kein Freund vom Lesen von Kurzgeschichten, weshalb es mir wahrscheinlich auch nicht so liegt, diese zu schreiben. Aber es gibt ja auch unterschiedliche Längen von Kurzgeschichten und vielleicht werde ich mich irgendwann mal damit befassen, wenn ich selbst mit meinem Handwerk besser und sicherer geworden bin, dass ich mich bereit fühle, diese neue Art von Geschichte zu schreiben. Vielen Dank für deine Worte.

Schreiben ist an sich einfach, aber eine Geschichte zu schreiben, die in sich schlüssig ist und funktioniert und dann vielleicht noch einen oder mehrere Leser begeistert, ist alles andere als ein Klacks. Ich bin bereit, an mir selbst zu arbeiten, um Geschichten in meinem Sinne zu schreiben.

@Feuertraum
Da muss ich doch glatt danke für diese ersten, auf mich bezogenen Worte sagen. So gelesen bin ich selbst von mir überrascht und daher herzlichen Dank, dass Sie mir das einmal vor Augen führen. :vibes:

Ich habe mir Ihr Posting über den Zweifel durchgelesen und muss sagen, dass ich es sehr gut finde und es mich zum Nachdenken angeregt hat. Zwar ist einem das alles bekannt, aber wenn man es doch so formuliert liest, hält man inne und beginnt, bewusst über all das nachzudenken. Zweifel haben mich in der Vergangenheit häufig weiter gebracht, sowohl beim Schreiben als auch im normalen Leben, vor allem in der Arbeit. Im Grunde mag ich Zweifel, da sie hinterfragen und einen ermuntern, bestimmte Dinge genauer zu betrachten und nicht alles hinzunehmen, wie es ist. Ich bin fest überzeugt, ein gesundes Maß an Zweifel ist für jeden Menschen gut, um ihn egal in welcher Hinsicht weiterzubringen. Es liegt immer am Menschen selbst, wie er mit diesen Zweifeln umgeht.


Euch allen bin ich dankbar für eure aufbauenden Worte und für einen anderen Blick auf die Dinge. Auch wenn es blöd klingt, ist es immer wieder schön zu wissen, dass man mit seinen Problemen, die die Zweifel betreffen, nicht alleine ist und man einen Ort hat, an denen es Menschen gibt, die einem in den Moment, in dem die Zweifel überhand nehmen und einen ins schwarze Loch ziehen, zur Seite stehen, einen aufbauen oder einen  :pfanne:, je nach dem was eben gebraucht wird.

Großes Dank von der Weltenwanderin, der jetzt sehr viel leichter ums Herz ist :knuddel:

Amaryn

Tja, der Zweifel klopft nicht nur, er ist direkt durch die Tür ins Haus gekracht...
Gerade kam (wieder mal) eine Absage einer Literaturagentur. Nicht mehr und nicht weniger; einfach nur eine weitere Absage, aber es zieht mir gerade komplett den Teppich unter den Füßen weg und da liege ich nun. Ich weiß nicht, wie ich wieder aufstehen soll und irgendwie will ich auch nicht mehr.
Die Absage kam übrigens für ein Krimi-Manuskript. Ich schreibe derzeit sogar schon an einer (unabhängigen) Fortsetzung. Die Figuren und der Ort, an dem die Geschichten spielen, machen mir viel Spaß. Also, machten mir Spaß, bis vorhin. Jetzt... pffft. Keinen halben Satz kriege ich hin. Ich hätte gerade ziemlich viel Zeit zum Schreiben; die Geschichte ist komplett durchgeplottet, ich brauch's eigentlich nur noch tippen. Aber wozu? Wenn den ersten Teil schon niemand will.
Ich bin an einem Punkt, an dem ich die ganze Schreiberei nur noch in die Tonne treten will. Die Tatsache, dass ich einfach nie irgendwo einen Fuß in die Tür kriege in Kombination mit der derzeitigen Lage der Welt... so im Eimer war ich noch nie. Was soll das alles?
Es wird da kein Patentrezept geben, aber wie schafft ihr es, aus so einem Tal herauszukommen? Wie motiviert ihr euch nach einem "Niederschlag"?
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

Federstreich

 :knuddel: Tut mir leid, @Amaryn! In solchen Situationen sind Zweifel wohl normal. Ich stand oft davor, alles hinzuwerfen. Bevor ich mich dazu durchringen konnte, hat mich immer wieder die Leidenschaft gepackt. Ich kann nicht aufhören. Meine Geschichten müssen raus. Deshalb bin ich bezüglich Absagen mittlerweile auch etwas entspannter. Agenturen und Verlage können sich nicht um alle Autor*innen kümmern. Eine Absage hat nicht unbedingt etwas mit der Qualität der Geschichte zu tun. Deshalb gibt es SP. Natürlich ist das Arbeit und mit Kosten verbunden, aber es gibt auch viel zu gewinnen. Ggf. sogar die Aufmerksamkeit eines guten Verlags oder einer Agentur. Das sage ich mir regelmäßig, wenn es mir so schlecht geht wie dir gerade.

Malou

Ich bin nicht die Richtige, um zu antworten, da ich bisher noch kein Manuskript eingesendet habe. Diesen Frust kann ich nur aus anderen erlebten Situationen, in denen man sich für gefühlt nichts abgestrampelt hat, übertragen. Trotzdem wollte ich dich einfach mal drücken  :knuddel:


Wie ich nach Tiefschlägen wieder aufstehe... Meistens ist es bei mir so: Wenn ich wirklich komplett am Boden bin, kommt so ne Trotzhaltung, die Kraft gibt. Ich kann mich wirklich leider viel zu weit bringen, aber irgendwann setzt der Selbsterhaltungstrieb ein, und der gibt mir meistens Aufschwung. Ich lasse die Situation nicht so, wie sie ist, sondern versuche aktiv etwas zu ändern. Ich weiß wie unglaublich schwer das ist... Obwohl ich weiß, dass konstruktive Fragen einen in solchen Momenten total abf**** können, werfe ich sie trotzdem rein in der Hoffnung, dass etwas davon etwas anklingen lässt :)

- Besteht die Möglichkeit, dass du die Reihe erstmal in Ruhe zu Ende schreibst und dann auf die Suche gehst? Dann wirst du zwischendrin nicht von solchen Rückschlägen gebremst
- Besteht die Möglichkeit, stattdessen ins SP zu gehen? Könntest du dir vielleicht eine Art Deadline dafür setzen? "Nach Absage X probiere ich es mit SP"?
- Könntest du deine Geschichte an Betaleser geben, um Verbesserungsvorschläge zu erhalten? Wenn du das schon gemacht hast, nützt es was, nochmal 1-2 Betaleser zu suchen?
- Könntest du bei den Agenturen nach dem Absagegrund nachfragen? Da ich null Erfahrung hab ist das wirklich nur ein Schuss ins Blaue, aber... Warum eigentlich nicht? Ich habe mal gehört, Manuskripte werden nach den ersten Seiten schon beiseitegelegt (Profis hier bitte korrigieren). Vielleicht ist dein Anfang einfach nicht stark genug, aber der Rest der Geschichte wäre es?
- Wenn du ein Exposé geschickt hast, könntest du es im Forum zeigen um Feedback zu erhalten
- Welche Gründe gibt es noch für Absagen? Falscher Verlag, falscher Einsendezeitpunkt, vielleicht gab es formale Sachen, die sauer aufgestoßen sind wie zu viele Grammatikfehler usw.? (Nur Spekulation, hab es ja nicht gesehen).


Ich bin mir sicher, dass du dir bereits alle erdenkliche Mühe gegeben hast, aber vielleicht ist was dabei, was dir wieder einen Antrieb fürs Weitermachen gibt.


Erlaube dir aber auch erstmal, traurig zu sein. Das kann eine Zeit dauern.

Ich wünsche dir ganz viel Mut und neue Motivation  :knuddel:

»Anders als die Kultur, die die Unterschiede zwischen uns betont, die Menschen und Gruppen voneinander trennt, verbindet die Natur uns miteinander. In ihr sind alle Menschen gleich.« (Der Gesang des Eises, Bakic)

Amaryn

Earu und Malou - vielen Dank für Eure Worte und das  :knuddel: !!!
Und vielen Dank auch für die Liste, da kann man sich gut dran entlanghangeln, auch wenn ich einiges tatsächlich abhaken kann.
Über SP habe ich schon recht gründlich nachgedacht und auch mit einigen Leute gesprochen, die den SP-Weg gegangen sind und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich dafür nicht geeignet bin.
Betaleser:innen gab und gibt es, unterschiedliche Altersgruppen, komplett verschiedener "Background" (z.B. beruflich), es gab Anregungen, durchaus konstruktive Kritik und sehr viele sehr positive, ermutigende Rückmeldungen.
Der falsche Einsendezeitpunkt - ja, da hadere ich jedesmal mit mir. Jetzt? Wirklich jetzt? Gleich sind Sommerferien. Und danach ist schon bald die Buchmesse. Und dann ist auch schon wieder Weihnachten. Und wahrscheinlich auch wieder Corona o.ä. Ich finde immer irgendwas, das mich hindert (oder: hindern sollte?) ausgerechnet JETZT abzuschicken. Aber irgendwann muss ich es ja mal einreichen. Ich will einfach endlich so gerne richtig loslegen und nicht nur für die Schublade schreiben (die geht schon nicht mehr zu...)
Die formalen Sachen (Grammatik, Rechtschreibfehler, usw.) wage ich tatsächlich von der Liste zu streichen. Ich arbeite seit fast 20 Jahren als freie Journalistin und redigiere auch Texte anderer; da bin ich doch recht sattelfest.
Ich habe einfach immer gedacht, dass ich schreiben kann (und gewusst, dass ich schreiben WILL), aber vielleicht ist das, was ich da fabriziere, doch einfach nur Schrott, mit dem ich die Welt nicht behelligen sollte.  :ithurtsandstings!:

Vielleicht ist jetzt wirklich erst mal eine Phase des Enttäuschtseins dran, bevor vielleicht doch der Trotz zurückkehrt. Aber jetzt gerade glaube ich nciht mehr an mich und mein Geschreibe.
Ich habe heute Abend noch einen Termin für die Zeitung und bin gerade so niedergeschmettert, dass ich am liebsten absagen möchte, aber dafür ist es jetzt zu spät. Ich muss mich irgendwie aufraffen und motivieren; der arme Mensch, über den ich heute schreiben darf, hat verdient, dass ich mein Bestes gebe. (Ist das dieses "Aufstehen, Krönchen richten, weiterstolpern"? Ich fürchte fast...)
Malou und Earu, nochmal ganz herzlichen Dank!
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

Skalde

Zitat von: Amaryn am 14. Juli 2022, 14:30:05Tja, der Zweifel klopft nicht nur, er ist direkt durch die Tür ins Haus gekracht...
Gerade kam (wieder mal) eine Absage einer Literaturagentur. Nicht mehr und nicht weniger; einfach nur eine weitere Absage, aber es zieht mir gerade komplett den Teppich unter den Füßen weg und da liege ich nun. Ich weiß nicht, wie ich wieder aufstehen soll und irgendwie will ich auch nicht mehr.

Auch ich habe bislang noch nie mein Glück bei einer Agentur oder einem Verlag versucht, will Dich aber dennoch darin bekräftigen, Dich nicht zu sehr von der Absage runterziehen zu lassen.

Natürlich schmerzen Rückschläge jeglicher Art, aber Du solltest Dich davon nicht grundsätzlich in Deinem Weg beirren lassen. Wenn das Schreiben für Dich eine Herzensangelegenheit ist (und so hört es sich für mich an), bleibe dabei und verfolge weiter Deinen Weg.

Absagen müssen ja auch nichts mit der Qualität Deiner Geschichte zu tun haben! Vielleicht haben sie schon andere Autoren in diesem Bereich, suchen gerade niemanden im Krimi Bereich, und, und, und. Wie war das noch mit Rowling und Harry Potter? Sofern ich das mal irgendwo richtig gelesen habe, hatte sie Harry Potter bei sehr vielen Verlagen angeboten, ohne dass einer von ihnen zugeschlagen hatte. Solche Beispiele allein zeigen doch, dass die Wahrnehmung und Beurteilung von Texten sehr individuell ausfällt.

Ich würde an Deiner Stelle auch einmal über den Weg als Selfpublisherin nachdenken?! Auf jeden Fall besser als die Geschichte für alle Zeiten verschwinden zu lassen. Und es gibt doch genügend Beispiele, auch im Krimi Bereich, dass Autoren/innen das sehr erfolgreich geschafft haben. Zum Beispiel Nika Lubitsch ...

Ein Zitat von einer Webseite: "Nika Lubitsch veröffentlichte im August 2012 ihren Kriminalroman ,,Der 7. Tag" über Kindle Direct Publishing bei Amazon. Das E-Book wurde der KDP-Bestseller des Jahres 2012. Bereits nach einer Woche überholte es ,,Shades of Grey" und setzte sich an die Spitze der Kindle-Bestsellerliste. 100.000 Leser haben Nika Lubitschs fesselnde Geschichte bereits gelesen und schon mehr als 460 fünf-Sterne Rezensionen abge-geben. Alle großen Verlage hatten vor 13 Jahren ihr Manuskript abgelehnt. Jetzt lieben es die Leser."

Das Buch wurde mittlerweile verfilmt, sie ist extrem erfolgreich als Krimi-Autorin und hat mit Sicherheit sehr, sehr gut an dem Buch (und ihren anderen Titeln) verdient (mehr als ihr ein Verlag je gezahlt hätte).

Lange Rede, kurzer Sinn: Lass Dich nicht von irgendwelchen Absagen zu sehr frusten. Kurz mag es schmerzen, aber verliere deshalb nicht Deinen Glauben. Aufstehen, Schreibhand schütteln, weiter schreiben  ;D

Federstreich

@Amaryn Ich bin gerade über diese Suchanfrage auf Facebook gestolpert und musste direkt an dich denken. Hast du es dort schon probiert? Hast du dich schon genug von deinen Zweifeln erholt, um es ggf. zu probieren?

Coppelia

#1014
@Amaryn

Das tut mir leid und das kann ich sehr gut verstehen, weil ich sehr oft dieselbe Erfahrung gemacht habe. Für mich gab es auch nach unzähligen Versuchen kein Happy End und allmählich ist eher unwahrscheinlich, dass es noch eins geben wird. Das finde ich ausgesprochen schwer zu akzeptieren, da mir Schreiben extrem wichtig ist. Mittlerweile bin ich durch meine Erfahrungen auch schon recht ernüchtert, was den Buchmarkt betrifft.

Ich bin auch immer wie du sehr niedergeschlagen nach einem Fehlschlag und verliere eine Weile den Glauben an mich und meine Schreiberei. Und das ist okay. Es ist auch okay, es zu lassen und das Schreiben aufzugeben, wenn du möchtest.

Bei mir ist es irgendwie so, dass ich nach einer Weile trotz aller Fehlschläge und Zweifel wieder anfange, mich für meine Geschichten zu begeistern. Ich bin dann auch immer wieder überzeugt, dass sie vielen Menschen gefallen könnten, auch wenn mir schon unzählige Male das Gegenteil gesagt wurde. Die Zweifel sind zwar nie ganz weg, trotzdem bekomme ich immer wieder das Gefühl, die Geschichten sollten erzählt und auf jeden Fall auch veröffentlicht werden.
Bei der letzten Veröffentlichung habe ich jedenfalls gemerkt, dass es doch gar nicht so wenig Leser*innen für meine Geschichten gibt und sie etwas daraus für sich mitnehmen konnten. Das war toll.

Weil ich dazu neige, hinzuschmeißen, wenn ich Ablehnungen erhalte (manchmal reicht schon Feedback, das nicht top ist), hole ich während des Schreibprozesses kein Feedback ein und bewerbe mich nur mit fertigen Sachen. Bei mehreren Teilen würde ich erst alle fertig schreiben. Für den sehr wahrscheinlichen Fall einer Ablehnung überlege ich mir dann vorher einen Plan B (Selfpublishing, obwohl mir das auch nicht liegt). Gefährlich finde ich mehrere Ablehnungen bei einem Projekt, das lässt mich dann doch den Glauben daran verlieren.
Es hilft zwar auch nicht zu 100%, aber ein bisschen schon.

Ich hoffe, mit Zeit findest du auch den Spaß und den Glauben an deine Geschichten wieder. Menschen, die sich durch Rückschläge leicht entmutigen lassen (wie ich ja auch) entwickeln am besten vorher eine Strategie, damit umzugehen.

moonjunkie

@Amaryn  :knuddel:  Ich glaube, das kennt wirklich jede(r) von uns. Diese Zweifel. Die tausend Absagen. Irgendwann ist das Fass mit den Absagen einfach voll (oder die Schublade mit den abgelehnten oder unfertigen Geschichten) und beides zusammen ist halt doppelt hart.

Wenn du aufhören möchtest, dann tu das. Vielleicht für eine Weile, um dann neu durchzustarten. Entweder Teil 2 zu beenden, oder den erstmal auf Eis zu legen und zu überlegen: was möchte ich denn sonst noch schreiben? Gibt es noch ein anderes Genre, mit dem du es versuchen könntest? Ansonsten: muss es direkt eine Agentur sein? Vielleicht wäre der Weg erstmal über einen Verlag eine Möglichkeit? Über ein Imprint? Es gibt ja immer wieder Ausschreibungen (gut, da hatte ich persönlich bisher noch kein Glück, muss also nicht für jeden ein guter Weg sein).

Kannst du Kleinigkeiten ändern vielleicht? Im Moment werden bei Krimis glaube ich bestimmte Settings (ich beziehe mich jetzt einfach mal auf die Piper-Challenge), Schottland z.B. oder andere Sehnsuchtsorte. Wäre das etwas?

Bei mir ist es so: ich habe seit vier Jahren eine Agentur und endlich wurden zwei Liebesromane von mir vermittelt, allerdings an einen eher kleinen, neuen Verlag, ein Publikumsverlag wollte bisher noch nichts von mir haben. Selbst die Vermittlung an den kleinen Verlag hat über zwei Jahre gedauert, vorher: Absagen ohne Ende oder Nicht-Antworten. Was ich damit sagen will: es ist gerade echt schwer. Wer noch keinen Fuß irgendwo drin hat, kommt schwer rein. Schwerer als sonst. Das mag frustrieren, aber vielleicht tröstet es auch ein kleines Bisschen zu wissen, dass man nicht alleine damit steht?

Eine Freundin hat ihre Leseprobe übrigens, bevor sie es an ihre Agentur geschickt hat, anlektorieren lassen. PN mich gerne, um da mehr drüber zu erfahren, wo und wie etc. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit? Ein Schreibseminar? Ein Workshop? Ein Blick von außen? Viele Lektorinnen bieten glaube ich kleine Probelektorate an. Es kann sein, dass dann direkt etwas gefunden wird, woran es liegt, dass du Absagen bekommst. Es kann aber auch sein, dass einfach gerade keine Krimis mit Setting XY und Stil XY gesucht werden. Es ist immer wieder lästig, das man das nicht weiß. Ich hatte kürzlich auch zwei Absagen von Kleinverlagen für zwei Fantasyprojekte (die ich ohne Agentur anbieten darf, weil die Agentur sie nämlich nicht vermitteln konnte bisher) bekommen und zwar nachdem sie das Gesamtmanuskript angefordert hatten. Ohne Begründung. Langsam bin ich auch so weit, die beiden Projekte in die Ecke zu schleudern, aber ich mag sie doch so gerne! Na ja, zum Glück habe ich gerade andere Projekte, an denen ich arbeiten muss, das lenkt mich ab.

Ich drücke dir jedenfalls die Daumen, dass du entweder bald eine tolle Rückmeldung bekommst oder wieder die Kraft hast, um weiterzumachen.

Amaryn

Ich danke euch allen sehr, sehr herzlich für Eure Worte, für die Zeit, die ihr euch genommen habt, für eure Tipps und Anregungen und die virtuellen  :knuddel:
Ich habe alle eure Beiträge mehrfach gelesen und in den letzten Tagen (zu viel?) über alles nachgedacht und bin noch immer noch zermürbt und ratlos.
Eine geplante Recherche-Fahrt habe ich gecancelt. Wahrscheinlich pausiere ich erstmal.
Mit etwas Abstand werde ich dann einen Plan fürs weitere Vorgehen erstellen.
Vielleicht.
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

Michael W

Mir steigen gerade die Zweifel über den Kopf. Geplant war, ab Mai eine Pause mit meinem Romanprojekt TARVOS zu machen, da ich es zu dem Zeitpunkt schon fast abgeschlossen hatte. So ganz eingehalten habe ich diesen Beschluss erst nicht. Immerhin war ich noch so im Schwung, nach rund zwei Jahren durchgehender Arbeit daran (und über zehn Jahren insgesamt). Die letzten Details mussten einfach noch ausgebügelt werden. Mein Umzug in eine neue Wohnung hat mich dann dazu gezwungen, wirklich eine Pause einzulegen, die den August und September einnahm. Heute bin ich zum Manuskript zurückgekehrt und merke, wie sehr ich mich gedanklich vom Projekt entfernt habe. Natürlich sind genau die schwierigsten Punkte übriggeblieben, die sich nicht so einfach ändern lassen.
Es fehlt wirklich nicht mehr viel, aber ich habe einfach den Eindruck, die Ziellinie niemals erreichen zu können. Ich kann mich daran erinnern, im Sommer vor einem Jahr noch gedacht zu haben, dass mein Exposé so gut wie fertig ist. Wenn ich es jetzt durchlese, denke ich, dass ich es unmöglich so lassen kann.
Ich kenne die Problematik und weiß, dass es daran liegt, dass ich den eigenen Anspruch sowieso nicht ganz erreichen kann und endlich mal einen Schlussstrich ziehen sollte. Bei früheren Projekten habe ich das auch geschafft. Aber TARVOS hat ein neues Größenverhältnis eingenommen und ich zweifle mittlerweile daran, ob ich dem gewachsen bin.

Alana

@Michael W Ich glaube, dieses Gefühl und solche Gedanken kennen wir Fantasy-Autor*innen alle.  :knuddel: Du hast, denke ich, zwei Möglichkeiten: erstmal was kurzes machen (wird sich vermutlich auch besser verkaufen, da Verlage und Agenturen vor zu epischen Reihen oft zurückschrecken) oder dich durchbeißen.

Ich persönlich kann aus eigener Erfahrung ersteres empfehlen. Ich habe einen Einzelband geschrieben und veröffentlicht und danach klappte es plötzlich auch wieder mit meiner epischen Serie, die ich nach insgesamt sechs Jahren schließlich auch fertig bekommen und alle vier Bände veröffentlicht habe.
Alhambrana

Michael W

#1019
@Alana Danke, das beruhigt mich. Mittlerweile gewinne ich langsam wieder einen Überblick über das Projekt.

Zu den Möglichkeiten: Zwei kurze Bücher habe ich schon veröffentlicht, nur ist das schon einige Jahre her (und verkauft haben die sich nicht so besonders, aber das hat verschiedene Gründe). Oder meinst du mit "kurz" eher so 300 Seiten? Diesen Umfang hat TARVOS gerade. Den ursprünglich geplanten Umfang von sechs Teilen habe ich vor Jahren schon begraben.

Ich konzentriere mich mal darauf, die letzten Änderungen abzuarbeiten.