Hallo!

ich schreibe seit 5 Tagen die "Morgenseiten", die Julia Cameron in ihrem Buch "The right to write" empfiehlt. Ich wollte einfach mal einen kurzen Statusbericht abgeben, vielleicht interessiert sich ja der eine oder andere dafür.
Grund für das Testen der Morgenseiten war eine handfeste Blockade meinerseits. Schreiben war mühsam, ich hatte den Eindruck, mit jedes einzelne Wort wirklich abringen zu müssen. Mit dem Geschriebenen war ich nie wirklich glücklich und kritisierte in einem fort an mir herum. Mit Spaß hatte das absolut nichts mehr zu tun.
Die Morgenseiten sollen dazu dienen, den inneren Zensor zu besänftigen. Man schreibt jeden Morgen direkt nach dem aufstehen 3 Seiten (DinA4). Man schreibt irgendwas. Es geht nichts darum, besondern toll, kreativ, begabt, witzig, tiefgreifend oder sonstwas zu sein. Man schreibt einfach. Setzt den Stift aufs Papier und legt los. Nicht mehr, nicht weniger.
Meine Erfahrungen nach den ersten Tagen sind zwiegespalten.
Positiv: Ich fühle mich sehr erleichtert und gestärkt durch die Tatsache, dass ich einfach schreibe. Zudem produziere ich nicht nur Müll- eine schöne Erkenntnis, selbst wenn auch Müll für die Morgenseiten ok wäre. Ich glaube, dass sich durch dieses morgendliche Schreiben eine gewisse Routine einstellt, die den weiteren Schreibfluss im Lauf des Tages begünstigt. Mir sind auch einige wichtige und enorm hilfreiche Gedanken für mein aktuelles Projekt gekommen, während ich an den Morgenseiten schrieb. Außerdem habe ich das Gefühl, dass der Druck gewichen ist, besonders gut zu schreiben. Mit diesem Druck habe ich immer wieder zu tun und das werden wohl alle kennen, die schreiben- aber immerhin kann ich diesem Druck nun etwas entgegensetzen. Schreiben wird wieder mehr zu dem, was es eigentlich sein sollte- Freude.
Negativ: der faule Anteil meines inneren Schriftstellers legt dann gern den Stift zur Seite, gähnt herzhaft und sagt: "So, genug geschrieben für heute, hast ja was zu Papier gebracht! Und jetzt gehst Du schwimmen/ essen/ ins Kino/ lesen/ fernsehen/fliegst zum Mond/..." Ich muss sehr aufpassen, dann wirklich im Lauf des Tages an den morgendlichen Schreibfluss anzuknüpfen und mich nicht auf dem schon geschriebenen auszuruhen. Wenn ich es aber schaffe, anzuknüpfen, dann geht es wesentlich leichter von der Hand als zuvor, das ist wieder eindeutig positiv.
Alles in allem kann ich bisher sagen, dass es ein interessantes Experiment ist. Ich werde die Morgenseiten weiterführen und sehen, wohin sie mich bringen.
Übrigens- der Rest des Buches von Julia Cameron ist hier und da ganz nett, allerdings fühle ich mich manchmal etwas zu sehr von Esoterik überrollt

Aber das ist natürlich subjektives Empfinden. Manche ihrer Tipps sind aber auch sehr hilfreich, einige Übungen machen Spaß und Sinn und haben mich durchaus weitergebracht.
Falls jemand von euch Erfahrungen mit den Morgenseiten gemacht hat, würde mich das sehr interessieren! Ich beobachte auf jeden Fall, wie sich das Ganze weiterentwickelt.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
*Alaun