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Morgenseiten

Begonnen von Alaun, 11. Juli 2009, 16:09:09

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Alaun

Hallo!  :winke:

ich schreibe seit 5 Tagen die "Morgenseiten", die Julia Cameron in ihrem Buch "The right to write" empfiehlt. Ich wollte einfach mal einen kurzen Statusbericht abgeben, vielleicht interessiert sich ja der eine oder andere dafür.

Grund für das Testen der Morgenseiten war eine handfeste Blockade meinerseits. Schreiben war mühsam, ich hatte den Eindruck, mit jedes einzelne Wort wirklich abringen zu müssen. Mit dem Geschriebenen war ich nie wirklich glücklich und kritisierte in einem fort an mir herum. Mit Spaß hatte das absolut nichts mehr zu tun.

Die Morgenseiten sollen dazu dienen, den inneren Zensor zu besänftigen. Man schreibt jeden Morgen direkt nach dem aufstehen 3 Seiten (DinA4). Man schreibt irgendwas. Es geht nichts darum, besondern toll, kreativ, begabt, witzig, tiefgreifend oder sonstwas zu sein. Man schreibt einfach. Setzt den Stift aufs Papier und legt los. Nicht mehr, nicht weniger.

Meine Erfahrungen nach den ersten Tagen sind zwiegespalten.

Positiv: Ich fühle mich sehr erleichtert und gestärkt durch die Tatsache, dass ich einfach schreibe. Zudem produziere ich nicht nur Müll- eine schöne Erkenntnis, selbst wenn auch Müll für die Morgenseiten ok wäre. Ich glaube, dass sich durch dieses morgendliche Schreiben eine gewisse Routine einstellt, die den weiteren Schreibfluss im Lauf des Tages begünstigt. Mir sind auch einige wichtige und enorm hilfreiche Gedanken für mein aktuelles Projekt gekommen, während ich an den Morgenseiten schrieb. Außerdem habe ich das Gefühl, dass der Druck gewichen ist, besonders gut zu schreiben. Mit diesem Druck habe ich immer wieder zu tun und das werden wohl alle kennen, die schreiben- aber immerhin kann ich diesem Druck nun etwas entgegensetzen. Schreiben wird wieder mehr zu dem, was es eigentlich sein sollte- Freude.

Negativ: der faule Anteil meines inneren Schriftstellers legt dann gern den Stift zur Seite, gähnt herzhaft und sagt: "So, genug geschrieben für heute, hast ja was zu Papier gebracht! Und jetzt gehst Du schwimmen/ essen/ ins Kino/ lesen/ fernsehen/fliegst zum Mond/..." Ich muss sehr aufpassen, dann wirklich im Lauf des Tages an den morgendlichen Schreibfluss anzuknüpfen und mich nicht auf dem schon geschriebenen auszuruhen. Wenn ich es aber schaffe, anzuknüpfen, dann geht es wesentlich leichter von der Hand als zuvor, das ist wieder eindeutig positiv.


Alles in allem kann ich bisher sagen, dass es ein interessantes Experiment ist. Ich werde die Morgenseiten weiterführen und sehen, wohin sie mich bringen.

Übrigens- der Rest des Buches von Julia Cameron ist hier und da ganz nett, allerdings fühle ich mich manchmal etwas zu sehr von Esoterik überrollt  ::) Aber das ist natürlich subjektives Empfinden. Manche ihrer Tipps sind aber auch sehr hilfreich, einige Übungen machen Spaß und Sinn und haben mich durchaus weitergebracht.

Falls jemand von euch Erfahrungen mit den Morgenseiten gemacht hat, würde mich das sehr interessieren! Ich beobachte auf jeden Fall, wie sich das Ganze weiterentwickelt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
*Alaun




Mrs.Finster

Das hört sich wirklich interessant an  :hmmm:

Das Problem wäre bei mir schlicht weg die Zeit. Ich stehe um halb sechs auf. Wenn ich noch früher aufstehen müsste, sagen wir um halb fünf wäre ich viel zu müde, um überhaupt zu schreiben.  :d'oh:

Vielleicht wäre das ein lohnenswertes Projekt im Urlaub  :hmmm:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alaun

Hallo,

ja, das mit der Zeit ist ein nachvollziehbares Problem...ich bin allerdings überrascht, wie schnell es geht, ich brauche im Schnitt 10-20 Minuten für die 3 handschriftlichen Seiten. Vielleicht ist etwas in diesem zeitlichen Rahmen für Dich ja trotzdem machbar? Ansonsten kann man es ja vereinfachen und nur 2 Seiten schreiben, wenns gar nicht anders geht.

Liebe Grüße,
*Alaun

Mrs.Finster

Vielleicht ist dies, genau das Problem. Mein erster Gedanke war gerade: zwei Seiten in 10 Minuten? Schaffe ich nie.
Das Problem: Man denkt zuviel nach. Welches Thema? Welche Wortwahl? Hört sich das gut an?
Die Übung fördert schlicht weg die Losgelassenheit des Autors.

Danke Alaun! Du hast mich auf eine super Idee gebracht. Morgen früh probiere ich das direkt mal aus  :jau:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Tenryu

Grundsätzlich halte ich das Schreiben am frühen Morgen (zumindest wenn man berufstätig ist) für besser als am Abend. Wenn man von der Arbeit nach Hause kommt, ist man müde und hat weder Muße noch Energie zum Schreiben. Also besser früh ins Bett gehen und dafür morgens eine Stunde früher aufstehen und schreiben.
Viele bekannte Autoren haben das so gemacht, wie etwa Antony Trollope. (Wobei dieser die Stunde wörtlich nahm und mit dem Uhrschlag den Griffel aus der Hand legte, auch wenn er mitten im Satz war...)

Hanna

Ich hatte mal mit ihrem Buch "Der Weg des Künstlers" geliebäugelt, es dann aber doch nicht gekauft. Ist das das gleiche Buch? Das mit den Morgenseiten habe ich schon mal gehört, aber das frühe Aufstehen bekomme ich doch nicht hin.
#notdeadyet

Alaun

Hallo,
nein, es ist ein anderes Buch, aber von der gleichen Autorin. Die Morgenseiten sind ein Grundprinzip in beiden Büchern.

@Mrs. Finster: Themenwahl? Wortwahl? Ich habe mich heute ausführlich drüber ausgelassen, wie mich gestern eine wildgewordene Friseurin verunstaltet hat. Und mir war egal, ob es gut klingt, ehrlich gesagt :o)

Mrs.Finster

@ Alaun: Das ist ein gutes Thema  :rofl: Da wird man sicher gut seine Aggressionen los. Ich hoffe, es sieht nicht allzu schlimm aus  :knuddel:

Ich habe deine Idee etwas abgewandelt. Morgen werde ich mir ein schönes Schreibbuch kaufen, um all meine Gedanken aufschreiben. Ich denke viel und gerne über Gott und die Welt nach. Aber ich vergesse das meiste davon wieder. Das ist schade. Darum schreibe ich jetzt alles auf. Aber nicht nur Morgens, sondern immer wenn meine Gedanken wieder auf Reisen gehen.

In ein paar Wochen kann man ja die Ergebnisse miteinander vergleichen, wenn du magst   :)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Hanna

@ Mrs. Finster: Bei dir klingt das wie Tagebuchschreiben. Sind die Morgenseiten denn so gedacht? Das mache ich nämlich bereits seit ich dreizehn bin. Und in Schreibblockaden komme ich trotzdem ...  ???
#notdeadyet

Aidan

Ich bekomme das selten hin, gleich nach dem Aufstehen zu schreiben. Meist sind da die zwei Kinder, die ich dann treiben muss.

Was mir allerdings eine Zeit wichtig war, unabhängig von der Tageszeit, dass ich vor dem eigentlichen Schreiben ins Tagebuch geschrieben habe. Damit ich erstmal meine Gedanken sortieren und ablegen konnte, bevor ich mich auf mein Schreibprojekt konzentrieren konnte. Nach einer Zeit ließ das nach und ich konnte gleich schreiben, aber es tut noch immer gut. Und wenn ich jetzt - nach meiner Pause - irgendwann wieder zum Schreiben kommen sollte, kann es sein, dass ich diese Brücke wieder brauchen werde.

Morgenseiten - es ist eine schöne Idee. Aber ich denke, man kann auch versuchen, gleich die 3 Seiten fürs Projekt zu verwenden. Vor allem, wenn nur wenig Zeit überhaupt zum Schreiben da ist.

Mein innerer Lektor schimpft über die Häufung des Wortes Zeit, aber ich lasse ihn schimpfen und nutze die Gelegenheit, ein klein wenig auszuruhen. Mittagsruhe! Wie lange hatte ich das schon nicht mehr...
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Alaun

#10
Hm, ich glaube, Tagebuchschreiben ist doch noch anders...zumindest bei mir merke ich Unterschiede. Ich habe ja auch lange Jahre über Tagebuch geschrieben.
Tagebuchschreiben ist bei mir ein sehr gelenkter Vorgang. Ich schreibe über das, was mir wichtig war/ ist oder was mich belastet. Die Morgenseiten sind viel freier, fast schon gewollt unwichtig. Und hier und da schiebt sich dann ein Kommentar von Figuren aus meinem aktuellen Projekt ein- ohne, dass ich es so wollte oder forciert habe.

Liebe Grüße,
*Alaun

PS @Mrs. Finster: Es sieht nicht schlimm aus. Es sieht wirklich überaus entsetzlich aus  :-\

Mrs.Finster

#11
@ Gothanna:

Nein, kein Tagebuch. Mehr so in die Richtung Philosophie. Blödes Beispiel: Der Sinn des Lebens, Die Aufgabe im Leben, Der Sinn des Schreibens etc.  ;)

Tagebuch habe ich das letzte Mal mit 11 geschrieben. Damit konnte ich mich nie identifizieren. Ich fand mein Leben immer zu langweilig  ;D

Viel interessanter hingegen finde ich seine eigenen Gedankengänge zu verfolgen. Dadurch lernt man sich besser kennen und weiß welche Ziele man verfolgt.

@ Alaun: Ich würde den Laden boykottieren. Sag mir wo und wann. Ich helfe dir! Nichts ist schlimmer als unfähige Friseure  :no:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Aidan

Hm, ich schreibe auch einfach Gedankengänge in mein Tagebuch. Nicht nur das, was am Tag gewesen ist, auch das, aber vor allem, was ich denke und fühle, manchmal überlege ich auch, was ich bis wann gemacht haben muss, schreibe Träume auf, und was ich in ihnen sehe, lasse meine Gedanken fließen.

Vielleicht verdient das Büchlein, was niemand zu lesen hat, auch gar nicht den Namen Tagebuch. Ich schreibe auch nicht jeden Tag hinein, dann, wenn es sich ergibt und wenn ich es brauche. Gedankensortierbuch klingt aber auch doof. ;-) Und manchmal ist es auch Nonsense, was ich hinein schreibe, aber es hilft. Ich entwickel meine Ideen in dem Buch genauso, wie ich aufschreibe, was gewesen ist.

Sprich, Mrs. Finster, dass, was du meinst, kommt in mein Tagebuch. Bei mir in Sütterlin geschrieben, wenn möglich mit Feder und Tinte und nie die gleiche Farbe für den nächsten Tag. Man muss ja seinen Spleen kultivieren.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Alaun

@Winterkind: Das ist aber ein netter Spleen, und ziemlich aufwendig dazu, hm? Wenn ich mir vorstelle, ich müsste meine Morgenseiten in Sütterlin schreiben  :o Chapeau

Die heutigen Morgenseiten waren unergiebig, aber ok, dann ist das eben so. Anscheinend hatte mein Unterbewusstsein nichts zu sagen...

@Mrs. Finster: Ja, ich boykottiere den Laden. Definitiv. Obwohl ich inzwischen herzhaft lachen kann, wenn ich in den Spiegel sehe  :rofl:

Mrs.Finster

@ Winterkind:

Genau so habe ich mir das vorgestellt. Verschönern könnte man das Ganze noch mit Zeichnungen oder Fotografien, um die Seiten anschaulicher zu gestalten.  Man könnte es im weitesten Sinne mit einem Kunstobjekt vergleichen  :hmmm:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)