• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Zwei oder mehr Ich-Erzähler in einer Geschichte?

Begonnen von Mogwied, 27. April 2009, 14:04:23

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Belle_Carys

#30
ZitatMischung aus erster und dritter Person, puh, das ginge für mich auch gar nicht. Ich gebe es zu, ich bin da eher der konservative Typ (als Leser und Autor); such dir eine Erzählform aus und halt dich dran, mit allen Vor- und Nachteilen, die das eben mit sich bringt.  Ich muss ehrlich sagen, ein Buch, in das ich im Laden blättere und dann merke, dass 1. und 3. Person drin vorkommen, das würde wohl schnell wieder im Regal stehen.
Mit mehreren Ich-Erzählern (aber bitte nicht mehr als zwei, bitte! ) habe ich mich aber mittlerweile angefreundet. Solange die Stimmen sich unterscheiden!

Rynn, damit hast du den Preis als gewünschter Testleser für ein (noch in der Zukunft liegendes) Projekt von mir gewonnen ^^ Da ist das nämlich genau das formale Mittel das ich einsetzen will. Nicht ständig wechselnd, aber es gibt eine Ich-Perspektive die abschnittweise für je ein Kapitel vorkommt und der Rest ist auktorial erzählt.  ;D


Ansonsten finde ich auch dass zwei Ich-Erzähler theoretisch schon gehen, wenn man es raus hat, sie deutlich im Erzählstil voneinander zu unterscheiden. Zusätzliche formale Mittel zur Orientierungshilfe für den Leser (andere Schrift, Farbe, Überschriften...) finde ich auch nicht schlecht, ich mag solche Spielerein. Wenn das aber das einzige Unterscheidungsmerkmal ist, gehts für mich am Ziel vorbei.

Fraglich ist vielleicht auch noch, was für ein Genre es ist. Ich finde actiongeladene Geschichten aus der auktorialen Perspektive wesentlich besser... einfach weil ich dann nicht nur die begrenzte Sicht eines / einer Beteiligten habe, sondern den "totalen Überblick" (illusorisch, ich weiß ^^ klingt aber so schön). Da weiß ich aber natürlich dass das pure persönliche Präferenz ist und viele das sicher anders sehen.

Runaway

Zum Thema Perspektive hab ich letzte Nacht noch ein ermutigend grenzensprengendes Kapitel in meinem Lieblingsschreibratgeber gelesen. Da kam alles vor - Ich-Erzähler, mehrere Ich-Erzähler, eine Gruppe von Erzählern (!), Second-Person-Perspective... Dinge, von denen ich noch nie gehört hab, aber so ziemlich jede Möglichkeit, die man sich denken kann.
Für Interessenten würde ich das abfotografieren und "vermailen". Ist allerdings auf Englisch (gut verständlich!).

Melenis

Also ich bin für alles offen, solange es mir gefällt :) Obwohl ich gestehen muss, dass ich mich nicht erinnern kann,  jemals einen Roman gelesen zu haben, indem die Erzählweisen wechseln, also einmal Ich-Erzähler, dann wieder auktorialer Erzähler, und so weiter.
Aber ich finde den Thread deshalb so interessant, weil ich mir erst jetzt richtige Gedanken über die Erzähler gemacht habe. Meine Geschichte hat mehrere Handlungsstränge, alle aus der Sicht eines anderen Protagonisten. Mir kam zwar schon die Idee, die Personen anders "denken" und sehen zu lassen, aber nicht wirklich so, dass man nur anhand derer Gedankenweise die Personen untereinander unterscheiden könnte. Vielen Dank dafür :)

PS: Dani, kann man auf der Gallery deiner Website irgendwo Kommentare hinterlassen? Da ist dieses eine Bild, das mir sooo gefällt, da muss einfach ein Kommentar hin!  :jau:

Grüßle

Runaway

Klingt ganz so, als seist du auch einer derjenigen, der "Erzähler-Gruppen" mag. Hab ich auch schon gemacht!

(JETZT kann man auch Kommentare in meiner Gallery hinterlassen... hab ich dann mal angemacht :) )

Moni

Zitat von: Dani am 28. Februar 2012, 22:38:50
Zum Thema Perspektive hab ich letzte Nacht noch ein ermutigend grenzensprengendes Kapitel in meinem Lieblingsschreibratgeber gelesen. Da kam alles vor - Ich-Erzähler, mehrere Ich-Erzähler, eine Gruppe von Erzählern (!), Second-Person-Perspective... Dinge, von denen ich noch nie gehört hab, aber so ziemlich jede Möglichkeit, die man sich denken kann.
Für Interessenten würde ich das abfotografieren und "vermailen". Ist allerdings auf Englisch (gut verständlich!).

Du könntest auch verraten, in welchem Buch das steht.  ;)
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Judith

Zitat von: Rynn am 21. Februar 2012, 16:22:51
Was ich wichtig finde: Wenn ich mehrere Ich-Erzähler habe, dann müssen die Stimmen auch unterschiedlich klingen. Ich finde Bücher grauenhaft, die mehrere Ich-Erzähler haben, aber keinerlei Unterschied im Ton. Dafür sind es ja nun einmal Ich-Erzähler: Dass ihre Persönlichkeit den Text extrem färbt, das ist ja das Spannende an der Ich-Erzählung.
Das finde ich auch sehr wichtig. Gerade die "Magier von Montparnasse" sind für mich da ein abschreckendes Beispiel: Sieben Ich-Erzähler, die alle die (zugegeben stilistisch elegante) Erzählstimme haben. Wenn ich mitten in einem Kapitel unterbrechen musste, musste ich später beim Weiterlesen teilweise sogar nochmal nachschauen, wer da gerade erzählt, weil der Tonfall bei allen gleich war.

Allerdings ist das ein weitverbreitetes Problem bei mehreren Ich-Erzählern, so etwa auch bei "Das Flüstern der Stille" von Heather Gudenkauf, das mit mehreren Ich-Perspektiven und einer personalen Perspektive arbeitet. Hier hat mich diese Kombination übrigens gestört. Normalerweise hab ich nichts dagegen, wenn eine Perspektive in der 1. und eine weitere (oder mehrere) in der 3. geschrieben ist, aber inwiefern es sinnvoll war, bei dem genannten Roman 6 oder 7 Ich-Erzähler zu haben und dazu ganz unmotiviert noch einen personalen, war mir nicht ganz klar.


Dani, was kann man sich unter einer Gruppe von Erzählern vorstellen? Gehts da jetzt nur um mehrere Perspektiven in einem engen Umkreis oder ist damit tatsächlich eine Art "Wir"-Perspektive gemeint?  :hmmm:

Runaway

Das steht in meinem kürzlich vielzitierten "How to write a mystery" von Larry Beinhart.
Und bei dieser Erzähler-Gruppe war es so, daß er ein Beispiel angebracht hatte, in dem es keinen einzelnen Haupterzähler gibt, sondern irgendwie kommen alle Personen, die agieren, mal zu Wort.

Grey

So ein Buch habe ich auch schon mal gelesen - "Die Selbstmordschwestern" von Jeffrey Eugenides. Da erzählt eine Gruppe von Schuljungs als Kollektiv, und es werden immer mal die Namen der einzelnen Jungs erwähnt, aber es wird nicht spezifiziert, wer von ihnen die Geschichte erzählt. Das funktioniert wirklich erstaunlich gut. Aber Mr. Eugenides ist auch ein außergewöhnlich guter Erzähler. Sowas selbst hinzukriegen, stelle ich mir tatsächlich schwer vor.

Judith

Ah, danke, jetzt kann ich mir was drunter vorstellen. Das genannte Buch von Eugenides kenn ich nämlich in der Verfilmung, und da gibt es auch immer wieder erzählende Passagen der Jungs, die - wie ich vermute - aus dem Roman übernommen sind.