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Zwei oder mehr Ich-Erzähler in einer Geschichte?

Begonnen von Mogwied, 27. April 2009, 14:04:23

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Mogwied

Meine einfache Frage: Kann man das machen, oder gibt es das etwa schon?
Ich selbst hab es noch nie gesehen, aber das heißt ja mal gar nichts!  ;D

Coppelia

Einfache Antworten? Ja und ja. ;D
Ist zwar unüblich, aber ich find es ganz nett - würde ich auch selbst machen, wenn es sich anbietet. Natürlich muss für den Leser klar sein, wer gerade fokalisiert spricht.

Schreiberling

Fachlich weiß ich dazu überhaupt nichts ( ::) ), aber ich denke, solange sich die Personen nicht zu sehr ähneln, müsste das gehen.
Hat man zwei Ich-Erzähler, die zum Beispiel dieselbe Klasse/Schule besuchen, würde es vielleicht schwierig werden, immer einen Wechsel des Erzählers deutlich zu machen, ohne dass es auffällig wird.

Wenn sich die beiden klar unterscheiden lassen, so dass schon nach wenigen Sätzen deutlich wird, wer es ist, kann man das problemlos machen, denke ich.

Liebe Grüße,
Schreiberling

Raven McTalon

Klar kann man das machen. Es gibt auch ein paar Beispiele dafür... Wobei, mir fällt gerade nur "Die zwei Schwerter des Samurai" ein. Von einer sehr jungen Autorin (ich glaube 15 oder so...) geschrieben. Da wird das 1. durch die meist sich unterscheidenden Orte und 2. durch die unterschiedliche Farbe des Textes deutlich.

Aber ich würde dabei auf ein paar sachen achten:

1. Meistens örtliche Diferenzen - und verschiedene Handlungswege. Lass deine Protas nicht die ganze Zeit zusammen sein. Dann kannst du dir die zweite (Ich-)Perspektive gleich sparen.

2. Mach am besten auch durch verschiedene Ausdrucksweisen deutlich, wer wer ist. Z.B. Jugendsprache und sehr hochdeutsch-formelle Sprache. Oder bau einen (möglichst verständlichen) Dialekt mit ein.

3. Die Handlungsverteilung sollte möglichst gleich sein. Zwei Ich-Perspektiven heißt schließlich nix anderes als zwei etwas gleich wichtige Protas.. Normalerweise...


Das sind so meine Tipps... Naja, dann mal: Gute nacht... Muss jetzt Haia-Haia machen  :seufz:


LG
Raven

Lisande

#4
Ich kenne es aus Susan Kay's "Das Phantom" - ja, die Geschichte des Phantoms der Oper ab seiner Geburt, erzählt von seiner Mutter, dem Phantom, diversen Mäzenen, Christine und Raoul.

Die Erzähler sind immer Kapitelweise wechselnd und erzählen quasi verschiedene Lebensperioden/Altersstufen, nur am Ende erzählen Christine und das Phantom parallel, da sind dann die Absätze von Christine eingerückt (oder kursiv gedruckt? Auf jeden Fall kenntlich gemacht).

Funktioniert hervorragend.

Edit: wichtig ist meiner Meinung nach nur, dass nicht ständig die selben Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Das kann mal sehr amüsant sein, sollte aber nur selten und dafür dann wirkungsvoll eingesetzt werden.

Grey

Also Lavendel und ich haben ja seit längerem ein Projekt geplant, dass sogar vier Ich-Erzähler hat (und zusätzlich auch noch eine Erzählperspektive aus der dritten Person ... ::) ). Die vier sind sehr unterschiedlich, und beim Test-Vorlesen-Lassen der ersten Seiten war die Rückmeldung doch positiv, wenn ich mich recht erinnere. Man muss natürlich aufpassen, dass man nicht ins Schwafeln kommt. Aber das ist erfahrungsgemäß bei Ich-Erzählern generell das Problem, egal wie viele es sind. ;)

Verena

Also mein Verleger riet mir davon ab, mehr als einen Ich-Erzähler zu haben. Ich hatte im Manusript 3 Ich-Erzähler, im Nachhinein denke ich auch, dass dies sehr verwirrend war. Gerade am Anfang, wenn man die Figuren als Leser noch nicht so kennt. Im fertigen Roman ist es nun ein Ich-Erzähler und die andern erzählen alle aus der personalen Perspektive. Bin froh, dass ich es so gemacht habe. ;D

Lg
Verena

Mogwied

Ja, kann mir das eigentlich auch ganz gut vorstellen. Stelle es mir ganz witzig vor, wenn sich die zwei Ich-Erzähler dann mal begegnen.

Mir ist auch eingefallen, dass es in Briefromanen auch viele ICH-Erzähler gibt  ;)

Antonia Assmann

Ich kann mir das auf alle Fälle vorstellen, wenn es nicht verwirrend wird. Wenn die beiden Personen sehr unterschiedlich sind, oder an sehr unterschiedlichen Orten agieren. Hauptsache es wird nicht verwirrend.
Ansonsten stellle ich mir das sehr reizvoll vor, wenn sie aus ihren Perspektiven auf einander zukommen...

Antonia

Grey

Na ja - also die Verwirrung haben wir auch allein dadurch ausgeschaltet, dass wir immer über den Abschnitt geschrieben haben, wer gerade spricht. ;)

Verena

@Grey

ich persönlich finde das aber in einem Roman nicht so schön, wenn da drüber immer steht: Sylvia ... oder Olli ... :hmmm:   Das sieht bestenfalls bisschen wie Fanfiktion aus.  :innocent:

Liebe Grüße
Verena

Grey

#11
@Verena
Mit Fanfiktion kenne ich mich mal so gar nicht aus, daher kann ich auf der Ebene nicht mitargumentieren. Grundsätzlich wäre ein Vergleich mit Fanfiktion-Stil aber kein Hinderungsgrund für mich. ;)
Um ehrlich zu sein existiert von dem Projekt bisher auch nur so wenig, dass ich nicht mal selbst weiß, ob ich das Namen drüber schreiben auf Dauer nicht auch blöd fände. Darüber mach ich mir Gedanken, wenn wir das Ding in schätzungsweise 50 Jahren oder so mal wieder aufgreifen. :P Gut möglich, dass ich dir dann zustimme. ;)

Malis

Vollkommen legitim. :jau:

Übrigens hatte das erste Buch, das ich in dieser Form gelesen habe, auch über den Kapiteln die Namen der jeweiligen Sprecher zu stehen. Ich fand es nicht sonderlich schlimm, nur sollte man das nicht als Schleichweg nutzen, um um die sprachliche Seite drumrum zu kommen.

Ich finde nämlich, dass das Entscheidende bei dieser Technik ist, die Sprecher im Erzählstil voneinander zu unterscheiden - dadurch wirkt alles viel authentischer.
Das macht das Knifflige an dieser Variante aus und kann auch sehr spaßig sein. So habe ich das damals zumindest empfunden.

Drachenfeder

Ich würde mich nicht daran wagen, einfach aus Angst selbst durcheinander zu kommen... ich kenn mich  :d'oh:



Romy

Interessant, dass es Beispiele für mehrere Ich-Erzähler gibt. Als ich gerade den Threadtitel gelesen habe, wollte ich ja schon den Kopf schütteln.  :)
Bisher habe ich nur Romane gelesen oder es selbst so gemacht, dass es einen Ich-Erzähler und einen (oder mehrere) Personale Erzähler gibt. Und ich finde, auch da muss man schon aufpassen.

Bei mehreren Ich-Erzählern muss man wirklich darauf achten, dass sie sich jeweils anders sprachlich ausdrücken und die Namen würde ich trotzdem auf jeden Fall über die Kapitel schreiben. Auf Anhieb fallen mir drei Romane (alle von Marion Zimmer Bradley, aber teilweise/größtenteils auch mit Personalem Erzähler) ein, wo die Autorin es so gemacht hat und ich hatte als Leserin überhaupt kein Problem damit. Okay, mit Fanfictions kenne ich mich ebenfalls nicht aus, aber ich denke auch nicht, dass sich ein begeisterter Fanfiction-Leser daran stören würde. Warum denn auch? Wenn das in dem Bereich üblich ist, kennt er es ja kaum anders  ;)

Für mich als Schreiberin fände ich mehrere Ich-Erzähler zu kompliziert, denke ich.
Und ich glaube, auch als Leserin würde ich an die Sache kritisch heran gehen.  :hmmm: - Was ja nicht bedeutet, dass man mich nicht positiv überraschen könnte.