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Andere lesen lassen - findet ihr das auch so intim?

Begonnen von Alana, 30. Dezember 2008, 12:23:42

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Alana

Hallo,

die Überschrift ist etwas blöd, ich wusste nicht so recht, wie ich das kurz und knapp ausdrücken sollte.

Also manchmal fragen mich Freunde oder Bekannte, ob sie mein Nano-Buch lesen dürfen.
Eigentlich freue ich mich über Interesse aber ich scheue mich immer ein bischen davor, weil
ich das Gefühl habe, etwas sehr intimes damit preiszugeben.
Ich habe ja ein Buch geschrieben, das mir selbst auch gefallen würde und denke eben,
dass es deshalb viel über meine privaten Gedanken und Gefühle verrät.
Und das ist mir dann manchmal etwas unangenehm.

Geht euch das auch so?

Alhambrana

Antigone

Nun, ich denke, das hängt ganz davon ab, was du mit deiner Schreiberei bezwecken möchtest. Schreibst du nur für dich, zu deiner Unterhaltung, womöglich ncoh, um private Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle zu verarbeiten... nun, dann glaub ich dir, dass das sehr intim ist. Dann ist es auch völlig legitim, dass du es niemanden lesen lässt.

Wenn du allerdings mit dem Gedanken liebäugelst, mal was zu veröffentlichen, oder auch nur ernsthaft daran arbeiten möchtest, dich zu verbessern... dann wird dir früher oder später nichts anderes übrig bleiben, als dich einer Leserschaft und somit Kritik zu stellen. Denn ohne das kommst du nicht weiter.

Ich wünschte, ich wäre (früher) in deiner Situation gewesen. Ich hatte immer größte Hemmungen, jemanden zu bitten, meine Sachen zu lesen (angeboten hat es sowieso keiner), und habe immer händeringend nach Betalesern gesucht. (gottseidank hat sich das mittlerweile, u.a. auch dank Internet! geändert)

Insofern freu dich doch über das Interesse.

lg, A.

Alana

#2
Hallo Antigone,

nunja, ich kann halt die Finger nicht still halten und habe in meinen Hauptforen natürlich stolz herumgebrüllt, dass ich tatsächlich den Nano geschafft habe.
Da blieben Fragen nach dem Manuskript nicht aus :)
Und eine Freundin von mir wollte es auch lesen.

Ich gebe dir absolut Recht und deshalb habe ich es dann ja auch einigen Leuten gegeben, obwohl es wirklich nur ein First Draft ist. Ich bin mir bewusst, dass das im Zweifelsfall vielleicht eher schlecht ist, ein total rohes Manuskript weiter zu geben.
Aber ich erhoffe mir Hinweise, ob sich eine weitere Bearbeitung und vor allem die nötige, aufwändige Recherche-Arbeit wohl lohnen würde.

Ich habe da auch nicht in dem Sinne etwas persönliches verarbeitet.
Aber ich habe eben Sachen geschrieben, die mir gefallen und das sagt ja schon einiges über mich aus. Vor allem die Liebesszenen :D
Ist jetzt alles nichts außergewöhnliches, aber vielleicht doch etwas, das die Anderen so von mir nicht kennen.
Alhambrana

Lomax

Zitat von: Alana am 30. Dezember 2008, 12:23:42Geht euch das auch so?
Nein. Nie.
Dazu muss ich sagen, dass ich schon Geschichten erzählt habe, bevor ich richtig schreiben konnte. Das weiß ich daher so genau, weil meine Oma mir noch 10 Jahre später die ein oder andere Tierfabel vortragen konnte, die ich ihr damals auf dem Weg zu Schule erzählt hatte, und mich immer fragte, ob ich mich daran noch erinnern kann. Und zur Schule gebracht hat sie mich nur während des 1. und 2. Schuljahres.

Für mich war schreiben also nie etwas, das sich von "Tagebuch" oder ähnlich persönlichen Dingen ableitet. Es war eine Fortführung des Geschichtenerzählens. Und da das mündliche Erzählen ja meist an einen Zuhörer gerichtet ist, habe ich immer auch nur für Publikum geschrieben. Und ich hatte auch die künstlerische Distanz zu meinen Werken, noch bevor ich überhaupt wusste, was das ist ;)
  Ich weiß von Leuten, die (erst mal) nur für sich selbst schreiben, Schreiben als Selbsterkenntnis, als Bewältigungsstrategie - aber all das kenne ich nur theoretisch. Ich habe nie so geschrieben. Ich kenne Schreiben nur als Akt der Kommunikation, und ich habe nie etwas geschrieben, ohne dabei einen Leser im Kopf zu haben, der es auch lesen soll. Mein Problem war also nie, dass in meinen Texten Dinge standen, bei denen es mir unangenehm war, dass andere sie lesen - denn solche Dinge habe ich gar nicht erst aufgeschrieben. Mein Lernprozess war eher, diesen inneren Zensor fürs Publikum zurückzudrehen und dennoch Dinge zu schreiben, die "man" normalerweise nicht bedenkenlos sagen würde. Denn politische korrekte Literatur ist ja sehr langweilig ...

Was natürlich nicht heißt, dass ich bedenkenlos erste Ausführungen rausgebe. Aber das eher aus Sorge um formale Mängel als wegen persönlicher Inhalte.

LoneRanger


Hallo, Alana

Ich bin sowohl Beta-Leser als auch jemand, der Sachen zum Lesen weitergibt bzw. in der Familie vorliest. Das stört mich nicht im Geringsten, ich schätze es sogar sehr, das es Menschen gibt, die sich gerne mit meinen Ergebnissen beschäftigen.

Aber: Ich gebe nur Dinge zu lesen, wenn sie fertig sind. Das beziehe ich nicht auf ein ganzes Buch, sondern auf einzelne Kapitel. Wenn ich einen Rohentwurf habe, dann ist das nichts, was andere etwas angeht. Dann ist das so, als renne ich halbnackt mit Bierbauch über die Strasse. Das wäre mir allerdings auch zu intim.  ;)

Wenn ich selbst etwas zu lesen bekomme und merke, der Autor hat sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, daran zu feilen und ich bekomme sein Rohmaterial, dann werde ich es nicht zu schätzen wissen. Aus einem Rohmaterial ein Manuskript zu machen, ist ganz allein Sache des Autors. Er braucht dann Hilfe bei der Recherche und auch bei Sachfragen, ggf. eine Ermutigung, wenn er feststeckt. Dann kann mal eine Passage zum Lesen weitergegeben werden. Alles andere ist sein Job, seine Zeit und nicht die von Anderen.

Liebe Grüße

Stefan aka LoneRanger




Alana

Hallo,

ja vielleicht liegt es wirklich daran, dass ich das Manuskript einfach noch nicht bearbeitet habe.
Ich habe aber meine wenigen Leser deutlich vor den Schwächen des Manusriptes gewarnt und ihnen auch klar gemacht, dass ich mir nur ein kurzes Feedback wünsche und keine ausführliche Einschätzung.
Der Rest wäre dann wirklich meine Arbeit, das sehe ich genauso.

Aber andereseits, ich schreibe ja gerne Schnulziges. Ich könnte mir schon vorstellen, mal einen Nackenbeißer zu schreiben, würde mir glaube ich auch Spaß machen.
Allerdings würde ich glaube ich nicht wollen, dass jemand weiß, dass das Buch von mir ist.
Ist das falsche Scham?
Oder liegt das an dem geringen Ansehen, das Nackenbeißer hierzulande haben?

Abgesehen davon würde sich ein Nackenbeißer mit meinem Namen wohl sowieso nicht verkaufen, da müsste ich mir schon ein passendes Pseudonym ausdenken :D

Alhambrana

Antigone

Zitat von: Alana am 30. Dezember 2008, 12:48:43
Aber ich habe eben Sachen geschrieben, die mir gefallen und das sagt ja schon einiges über mich aus. Vor allem die Liebesszenen :D
Ist jetzt alles nichts außergewöhnliches, aber vielleicht doch etwas, das die Anderen so von mir nicht kennen.

Tja.... ohne Zweifel kann es dir da passieren, dass du ein paar blöde Rückmeldungen bekommst. Vor allem von Leuten, die dich kennen. Da kommen dann so Sprüche wie: Ach, stehst du auf sowas? oder: ich wusste ja gar nicht, dass....

Aber da hilft nur eines. Ein dickes Fell zulegen, huldvoll lächeln und sich ein paar schlagfertige Antworten einfallen lassen. Glaubst du, der Autor von Hannibal träumt insgeheim davon, einen Menschen zu verspeisen? Oder die Autorin von "Feuer und Stein" tatsächlich von wildem Sex mit rothaarigen Schotten? (naja, obwohl.... ;D)

Was ich damit sagen will: wir schreiben doch alle über alle möglichen Dinge, ohne dies wirklich selbst zu wünschen oder jemals selbst zu machen. Hoffe ich jedenfalls!  ;D

lg, A.

Moni

Das Thema ist ja wohl kaum OT... Ich verschieb mal.



Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Grey

Zitat von: Lomax am 30. Dezember 2008, 12:51:29
Nein. Nie.

Schön gesagt. ;)

Ich bin vor allem geltungssüchtig und eine Rampensau. Und ein Kritikjunkie. Darum kriegen die meisten Leute meine Geschichten zu lesen, wenn sie bloß ein bisschen Interesse zeigen. ;D

Aarous

Zitat von: Lomax am 30. Dezember 2008, 12:51:29
Nein. Nie.
Dazu muss ich sagen, dass ich schon Geschichten erzählt habe, bevor ich richtig schreiben konnte. Das weiß ich daher so genau, weil meine Oma mir noch 10 Jahre später die ein oder andere Tierfabel vortragen konnte, die ich ihr damals auf dem Weg zu Schule erzählt hatte, und mich immer fragte, ob ich mich daran noch erinnern kann. Und zur Schule gebracht hat sie mich nur während des 1. und 2. Schuljahres.

Für mich war schreiben also nie etwas, das sich von "Tagebuch" oder ähnlich persönlichen Dingen ableitet. Es war eine Fortführung des Geschichtenerzählens. Und da das mündliche Erzählen ja meist an einen Zuhörer gerichtet ist, habe ich immer auch nur für Publikum geschrieben. Und ich hatte auch die künstlerische Distanz zu meinen Werken, noch bevor ich überhaupt wusste, was das ist ;)
  Ich weiß von Leuten, die (erst mal) nur für sich selbst schreiben, Schreiben als Selbsterkenntnis, als Bewältigungsstrategie - aber all das kenne ich nur theoretisch. Ich habe nie so geschrieben. Ich kenne Schreiben nur als Akt der Kommunikation, und ich habe nie etwas geschrieben, ohne dabei einen Leser im Kopf zu haben, der es auch lesen soll. Mein Problem war also nie, dass in meinen Texten Dinge standen, bei denen es mir unangenehm war, dass andere sie lesen - denn solche Dinge habe ich gar nicht erst aufgeschrieben. Mein Lernprozess war eher, diesen inneren Zensor fürs Publikum zurückzudrehen und dennoch Dinge zu schreiben, die "man" normalerweise nicht bedenkenlos sagen würde. Denn politische korrekte Literatur ist ja sehr langweilig ...

Was natürlich nicht heißt, dass ich bedenkenlos erste Ausführungen rausgebe. Aber das eher aus Sorge um formale Mängel als wegen persönlicher Inhalte.

Kann ich nur unterschreiben. Mir werden auch alle paar Wochen Geschichten ins Gedächtnis gerufen, die ich vor 9, 10 Jahren mal erzählt habe... ;D
Auch den restlichen Beitrag kann ich auf mich beziehen. Schreiben, um das geschriebene für immer unter Verschluss zu halten, ist für mich ein No-Go (und Zeitverschwendung ^^), auch wenn ich Texte erst zur Kritik freigebe, wenn sie zumindest ein wenig geschliffen und verfeinert wurden.

Grey

Vor allem bringt es einen ja auch schreiberisch weitern, wenn man sich kritisieren lässt. Ich habe durch meine lieben Betas schon unheimlich viel gelernt!

Leon

#11
Das schöne am schreiben ist doch, dass man sich als Autor die Freiheit nehmen darf, auch über delikate Dinge zu schreiben über die manch ein Anderer öffentlich nicht zu sprechen sich getraut. Ohne Gefahr zu laufen schief angeschaut zu werden.

Ich habe keinerlei Probleme damit, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Natürlich gibt es auch hier Grenzen, die ich nicht überschreiten möchte und werde. Doch wie, und wo jeder seine Grenze setzt, ist ganz alleine seine Sache. Zumal ich fest davon überzeugt bin, dass der Leser ganz gut zwischen Roman und Ralität unterscheiden kann. Von daher habe ich auch keine Angst dabei, man würde alles was im Roman geschrieben steht, auf meine Person beziehen.

Gruß
Leon

Schreiberling

Ich suche eigentlich immer Leute, die etwas von mir lesen, aber wenn sie dann die Geschichten haben überfallen mich Zweifel. Ich bin dann ganz hibbelig und frage mich, ob es wirklich eine gute Idee war, ihnen die Geschichte zum Lesen zu geben. Aber mit der Zeit wird das immer besser, bzw. ich immer ruhiger ;)
Die ersten paar mal, als jemand etwas von mir gelesen hat, hatte ich auch  immer Angst, dass jemand mich/meine Gefühle mit der Geschichte vergleicht, doch das war quatsch. Wer das macht, der kennt mich nicht oder will mich einfach nur ärgern.
Ich werde oft in der Schule gefragt, ob sie mal etwas lesen können und ich bringe ihnen gerne Sachen mit, aber Rohentwürfe lasse ich nur ungern lesen. Das sind oftmals Sachen die nicht das ausdrücken was ich meine und oft werden sie nochmal komplett umgeschrieben

Liebe Grüße,
Schreiberling

Lavendel

Ich bin ja so jemand, dem immer alles peinlich ist, weil ich denke, ich bin nicht gut genug. Ich habe dann immer Angst, dass die Leute, das was ich fabriziert habe einfach schlecht finden und mich für einen Loser halten. Aber das sind eben die mehr oder weniger normalen Minderwertigkeitskomplexe. Die muss man dann wohl überwinden, sonst wird man auf Dauer furchtbar unglücklich.

Alana

#14
Hallo zusammen,

@Lavendel: so ähnlich meine ich das.
Es ist mir peinlich, dass andere meine teilweise doch eher oberflächlichen Neigungen oder Vorlieben dann so schwarz auf weiß lesen können.
Und das Ganze dan für total belanglos halten und wie man überhaupt über soetwas schreiben kann *g*
Aber vielleicht fehlt mir einfach noch das Selbstbewusstsein.
Ist ja auch kein Wunder, ich bin ja noch Anfänger und weiß selbst nicht, wie ich mich einschätzen kann bzw. muss.

Achso: Ich habe gerade eine lange Mail von einer Leserin meines Roh-Manuskriptes bekommen.
Sie fand es super (sie hatte auch gleich einige, sehr konstruktive Kritik für mich parat, was ich sehr begrüße)
und hat es gestern abend in einem Rutsch durchgelesen.

Das freut mich gerade total, zumal sie keine Freundin von mir ist, also keinen Grund hat, nicht ehrlich zu sein und weil ihre Mail deutlich gezeigt hat, dass sie nicht nur einfach so schreibt, dass es ihr gefallen hat sondern sich wirklich damit beschäftigt hat.
Und sie hat sich gleich als Betaleser angeboten, sollte ich das Buch mal überarbeiten wollen.

Hachja, ich freue mich grad sehr darüber, ist ja mein erstes richtiges Feedback für etwas, was ich geschrieben habe.
Alhambrana