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Schreibblockade - Was ist Euer Geheimrezept?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Mika

Blockaden kenne ich.
Bevor ich mit meinem Kind der Veränderung angefangen habe war da mehrere Jahre einfach nichts. Ich hab nicht mal im Kopf Geschichten erfunden, ich war vollkommen leer, keine Inspiration, kein Mut gar nichts. Das war wirklich schrecklich, in dieser Zeit fühlte ich mich auf eine Schwer zu beschreibende Art und Weise unvollständig. Muss aber dazu sagen dass es auch mit genereller Antriebslosigkeit und etwas einher ging das man wohl ziemlich sicher als Depression bezeichnen kann.

Seit dem ich mit dem Kind der Veränderung angefangen habe und vor allem seit ich daran schreibe geht es eigentlich. Klar ich habe immer wieder so Phasen wo ich mir denke dass eh alles kompletter Mist ist und würde das Ding in solchen Momenten am liebsten in die Tonne treten aber dann setze ich mich doch wieder hin, stelle meine Schreibplaylist ein und gucke wo ich im Plot weiter schreiben muss. Der Plot ist zum Glück schon da, das hilft mir mich über solche Phasen hinweg zu retten und wenn ich aus dem Sumpf wieder raus bin geht es von ganz allein wieder. Momentan würde ich also sagen ist der Plot mein Blockadehemmer und das Schreiben daran wird auch zu einem gewissen Maße zu Arbeit.
Wie auch hier schon erwähnt wurde muss ich mich nur leider dazu zwingen erstmal die Rohfassung zu schreiben und mich dann erst ans Überarbeiten zu machen. Ich weiß ganz genau dass ich sonst nie im Leben fertig werde und das will ich auf alle Fälle unter dem Monster muss baldmöglichst ein Ende stehen.
In den letzten Wochen habe ich an diesem speziellen Projekt fast gar nichts geschrieben, weil ich einfach nicht die Zeit dazu hatte, jetzt ist es momentan wieder etwas schwierig hinein zu kommen, aber ich zwinge mich dann einfach dazu, sperre den inneren Schweinehund in seine Kiste und schreibe. Um die Qualität werde ich mich aber definitiv dann noch beim überarbeiten kümmern müssen.  ;)

Nycra

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 11:07:14
Schreibblockaden gibt es nicht. Es gibt nur die Angst, schlecht zu sein.

Sorry, wenn ich hier dazwischen gehe. Schreibblockaden gibt es durchaus. Ich halte mich für einen sehr disziplinierten Schreiber. Allerdings hatte ich eine 2jährige Schreibblockade. Ich konnte nicht schreiben. Nichts einmal Müll. Außer fachlichen Texten, die ich diktiert bekam, war nichts drin. Sobald ich mich an den PC gesetzt habe, gab es nur noch ein großes schwarzes Loch. Ein geistiges BLA. Wie soll man also etwas schreiben, dass nicht da ist?

Ich hätte mich schon gefreut, wenn ich irgendeinen Schrott geschrieben hätte, aber mein Hirn war einfach leer. Das ist für mich eine Schreibblockade. Sie kam schnell, dauerte lange und verschwand dann über Nacht. Sie hatte nichts mit schlechten Ideen oder Versagensängsten zu tun. Ich saß jeden Tag am PC, hab versucht mich zu zwingen. Geholfen hat es nichts. Da war einfach nur eine gähnende Leere, die sich nicht füllen ließ.

Damals war ich drauf und dran aufzugeben. Hab aber immer weiter versucht und letztlich funktionierte es. Wenn so ein Zustand mal ein paar Wochen andauert. Geschenkt, dann kann man sagen, das hat andere Gründe. Bei zwei Jahren bin ich mir nicht mehr so sicher...

Malinche

ZitatIch hätte mich schon gefreut, wenn ich irgendeinen Schrott geschrieben hätte, aber mein Hirn war einfach leer. Das ist für mich eine Schreibblockade. Sie kam schnell, dauerte lange und verschwand dann über Nacht. Sie hatte nichts mit schlechten Ideen oder Versagensängsten zu tun. Ich saß jeden Tag am PC, hab versucht mich zu zwingen. Geholfen hat es nichts. Da war einfach nur eine gähnende Leere, die sich nicht füllen ließ.

*unterschreib*

Wie schon gesagt: Ich sehe es so, dass es mehrere Arten von Blockaden gibt. Es gibt solche, die sich nach dem Prinzip "Augen zu und durch" überwinden lassen, weil sie viel mit der eigenen Trägheit zu tun haben. Die lassen sich wirklich gut mit Disziplin bekämpfen, mit Am-Ball-bleiben, mit Zum-Schreiben-Zwingen. Vielleicht sind das sogar die häufigsten Schreibblockaden, und damit auch die, von denen man sagen könnte, es gebe sie nicht - weil sie eben überwindbar sind.

Dann gibt es solche, die dadurch entstehen, dass etwas mit dem Plot nicht stimmt. Auch gegen die kann man etwas tun, wenn man erst mal entdeckt hat, was das Problem ist: am Projekt feilen, plotten, den Charas auf den Zahn fühlen, Plotlöcher stopfen.

Und dann gibt es eben noch Blockaden, die so sind, wie Nycra das beschrieben hat. Da hilft weder blindes Tastenhämmern noch sonst etwas. Das sind Schreibblockaden, die einfach ihre Zeit brauchen. Wenn man sich in diesem Zustand zum Schreiben zwingt - das ist auch meine Erfahrung -, macht man es nur noch schlimmer. Irgendwann wird man von einem Inspirationspartikel getroffen und kann wieder an die Arbeit gehen. Aber bis dieser Punkt kommt, kann eine sehr frustrierende Zeit vergehen ... vor allem, wenn man an sich eigentlich schreiben will.

Das eigentlich Schwierige ist, denke ich, diese verschiedenen Arten von Blockade auseinanderzuhalten. Es ist nicht immer eindeutig, ob man jetzt einfach schlapp ist oder ob das Schreiben wirklich gerade gar nicht geht. Und manchmal hat man auch ein Brett vor dem Kopf und merkt ewig nicht, dass es an Schwächen im eigenen Projekt liegt.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Farean

Ich schließe mich Nycra und Malinche an. Und zwar als jemand, der Schreibblockaden ebenfalls aus eigener Erfahrung kennt; einschließlich der Erfahrung, daß sie nur schlimmer werden, wenn man sich "diszipliniert" zum Schreiben zu zwingen versucht. Und daß sie sich am besten lösen, indem man den Zwang erst mal rausnimmt und der Kreativität ihre Ruhe läßt.

Die Behauptung "Schreibblockaden gibt es nicht" rangiert für mich, nachdem ich eigene Erfahrungen damit sammeln durfte, auf einer Ebene mit:
"Depressionen gibt es nicht. Wenn du mies drauf bist, tu was dagegen, du Spaßbremse!"
"Burnout gibt es nicht. Du bist doch nur zu faul zum Arbeiten!"
"Beinbruch gibt es nicht. Also drück dich nicht länger, sondern lauf endlich deinen Marathon!"

Smaragd

Klingt, als bräuchten wir einen extra thread für Schreibblockaden... ;)

Ich glaube nicht, dass ich schon mal eine hatte, so wie Nycra sie beschrieben hat. Womit ich anfangs Probleme hatte, war die Suche nach Der IDEE (TM). Die umwerfende, faszinierende Idee, auf der sich eine spannende und interessante Geschichte aufbauen lässt. Tja. Etwas zu finden, das mich auf Anhieb so überzeugt, dass ich anfange zu schreiben und das besser wird, je länger ich darüber nachdenke, das hat gedauert. Vorher war da ein ziemlich großes schwarzes Loch (weil meine ersten Versuche, eine Welt zu erschaffen, irgendwie bei den ganz grundlegenden Sachen schon ins Stocken gerieten).
Problemphase die zweite: Eine Geschichte hat sich auf den ersten Seiten völlig vom Geplanten weg entwickelt und ein eigentlich unsympathischer Charakter wurde immer toller. Klein Smaragd sieht: Oh, da steckt Potential. Klein Smaragd denkt: Nur wie mache ich jetzt damit weiter? Und sofort ist da das nächste Loch. Also habe ich nach langem hin und her die Geschichte auf irgendwann verschoben, wenn ich besser schreiben kann/etwas Ahnung vom Plotten habe usw.

Das ist die bisherige Geschichte der Probleme, die ich als Schreibprobleme bezeichnen würde. Gelegentlich schreibe ich auch monatelang nichts, weil ich keine Zeit habe bzw. zuviel anderes um die Ohren habe, um mich wirklich auf das Schreiben einlassen zu können. Wenn beides zusammenkommt - viel anderes im Kopf und keine wirklich zündende Idee - dann schreibe ich gar nichts und notier mir nur schnell Ideen, wenn welche kommen. Das mag man nun mangelnde Disziplin, Lustlosigkeit, Stress oder Schreibblockade nennen. Ich nenn`s Vernunft. Als Hobbyschreiber brauch ich mich nicht quälen. Kommt Zeit, kommt Schreiblust.

Sven

#215
Zitat von: Malinche am 11. Mai 2011, 11:32:41
Wenn man sich in diesem Zustand zum Schreiben zwingt - das ist auch meine Erfahrung -, macht man es nur noch schlimmer.
In wie fern? Wie kann man "nicht schreiben" schlimmer machen, indem man sich zum Schreiben zwingt?

Hatte jemand von Euch schon mal eine "Sprechblockade"? Ist das Sprechen dem Schreiben nicht ähnlich? Ich bin noch nie einer Frau begegnet, die frühzeitig von ihrer Freundin nach Hause kam mit dem Satz: "Du Schatz, ich konnte mich mit meiner Freundin nicht unterhalten. Sprechblockade. Ich fürchte, ich werde die Freundschaft aussetzten müssen"  ;)
Immer wenn jemand von Schreibblockaden spricht, habe ich das Gefühl, es muss etwas medizinisches sein.
Jeder nickt ganz eifrig, denn es könnte ja jeden treffen, wie eine Krankheit.
Meiner Erfahrung nach, ist es fehlendes Selbstbewusstsein, dass einen am Schreiben hindert. Das muss einem nicht einmal offensichtlich sein. Egal was ich jetzt schreiben würde, es ist Müll. Mir fällt nichts Vernünftiges ein, also schreibe ich lieber gar nichts. Die Schreibblockade ist wie ein Bett, in das man sich legen kann.

So, jetzt könnt Ihr die Pfannen rausholen. Ich war gestern schon in der Gladiatorenarena. Ich kann das ab. Also los:  :pfanne: :pfanne: :pfanne:

[edit]
Zitat von: Farean am 11. Mai 2011, 11:42:11
Die Behauptung "Schreibblockaden gibt es nicht" rangiert für mich, nachdem ich eigene Erfahrungen damit sammeln durfte, auf einer Ebene mit:
"Depressionen gibt es nicht. Wenn du mies drauf bist, tu was dagegen, du Spaßbremse!"
"Burnout gibt es nicht. Du bist doch nur zu faul zum Arbeiten!"
"Beinbruch gibt es nicht. Also drück dich nicht länger, sondern lauf endlich deinen Marathon!"

Siehste, das ist das, was ich oben geschrieben habe. Die Dinge, die Du ansprichst, sind alle medizinisch. Sind Schreibblockaden das auch? Gibt es einen medizinischen Grund, warum einem nichts einfällt, oder warum einem die Inspiration fehlt?
Beste Grüße,
Sven

Farean

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 11:57:02
Siehste, das ist das, was ich oben geschrieben habe. Die Dinge, die Du ansprichst, sind alle medizinisch. Sind Schreibblockaden das auch? Gibt es einen medizinischen Grund, warum einem nichts einfällt?
Gibt es einen medizinischen Grund, warum ein Depressiver in nichts mehr einen Sinn oder ein Ziel sieht und eigentlich nur noch tot sein möchte?

Gibt es einen medizinischen Grund, warum ein Burnout-Patient beim bloßen Gedanken daran, seine Akten zu bearbeiten oder seine Datei auf den Bildschirm zu holen, Herzrasen und Beklemmungen bekommt?

Oder umgekehrt: Wenn mich beim Versuch, an einem bestimmten Projekt weiterzuschreiben, körperliches Ekelgefühl überkommt, ist das dann etwas, worauf ich Einfluß habe?

Nycra hat es gut beschrieben: der Kopf ist einfach leer. Es sind keine Ideen da, nicht einmal schlechte. Es sind keine Bilder im Kopf. Du bist unfähig, dir das Gesicht der Hauptperson vorzustellen oder innerlich einen "Film" ablaufen zu lassen. Selbst die einfachsten Imaginationsübungen wie "stell dir einen Apfel vor" scheitern. Dein Kopf macht nicht mit. Ist das noch ein "sich anstellen" oder "Ausreden suchen"?

Sven

#217
Zitat von: Farean am 11. Mai 2011, 12:06:08
Gibt es einen medizinischen Grund, warum ein Depressiver in nichts mehr einen Sinn oder ein Ziel sieht und eigentlich nur noch tot sein möchte?

Gibt es einen medizinischen Grund, warum ein Burnout-Patient beim bloßen Gedanken daran, seine Akten zu bearbeiten oder seine Datei auf den Bildschirm zu holen, Herzrasen und Beklemmungen bekommt?

Oh ja, den gibt es. Es gibt sogar Tabletten dagegen  ;)
Die Gründe für die Krankheiten oben sind Hormonungleichgewichte.

Zitat von: Farean am 11. Mai 2011, 12:06:08
Oder umgekehrt: Wenn mich beim Versuch, an einem bestimmten Projekt weiterzuschreiben, körperliches Ekelgefühl überkommt, ist das dann etwas, worauf ich Einfluß habe?

Aber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Etwas an diesem Projekt ist Dir so zuwider, dass Sich Dein Körper dagegen sträubt. Aber das ist Projektbezogen. Dann schreibst Du halt etwas anderes.

[edit] oder verstehe ich Dich da falsch?
Beste Grüße,
Sven

Sprotte

Ich denke, daß Schreibblockaden ein anderes Problem abbilden. Insofern gibt es sie, aber nicht als eigenes "Krankheitsbild".

Ich konnte nach einer bösen dienstlichen Geschichte sechs Monate lang nicht schreiben, obwohl ich wollte und geheult habe, weil ich nicht konnte. Aber es lag nicht an meinen Geschichten sondern an einer netten Depression aufgrund der dienstlichen Geschichte.

Kenna habe ich bei 195 Seiten an die Wand gefahren. Deswegen konnte ich nicht mehr an dem Roman weiterschreiben. Grund waren hier inhaltliche Fehler und Charakterinkonsistenzen.

Zit

Zitat von: Lomax am 11. Mai 2011, 09:27:07
Tja, ich persönlich bin geneigt, mich Herrn Eschbach da anzuschließen. Dabei kenne ich eine Menge, was mich vom Schreiben abhält. Ich bin ein Meister der Prokrastination, und wenn es um natürlich Trägheit oder Lustlosigkeit geht, bin ich kaum zu überwinden. Man müsste eigentlich schreiben, man tut dieses und jenes und schwupp, ist die Zeit schon wieder vorbei ...

*sich in den Staub wirft* Meistäääärrrr~ ...

Also, ähm, ja. Prokrastinieren kann ich auch wunderbar, vll. sogar Jungmeisterhaft. ;D Alles begann mit der Abi-Zeit, weil kurz zuvor oder währendessen, erinner mich nicht mehr so genau, das RPG-Forum einschlief, in dem ich mich täglich bewegte und schrieb. Das war immer meine tägliche Fingerübung gewesen -- und dann war sie weg. Natürlich habe ich versucht, eigene Dinge zu schreiben, aber, hm, mehr als KG kamen da nicht raus, wenn ich mich recht entsinne. Dann kam Abi -- hat mich eigentlich nicht gekümmert, weil ich trotzdem schrieb, aber nach den Prüfungen war irgendwie Sense. Ich hatte nicht nur meine täglichen Fingerübungen verloren, sondern auch plötzlich Grund Nummero Uno zu schreiben ... Heißt: Schreiben war für mich Prokrastination vom Lernen bzw. auch einfach ein Ausgleich zur Schule. Ihr kennt das ja: Zwischen Abi und Studium liegen dann einige Monate, in denen man nichts zu tun hat als um sich selbst zu kümmern. Mein Schreiben schlief ein und begann vor mich hin zu leben. Aus dieser Trägheit bin ich im ersten Jahr nicht heraus gekommen, weswegen ich dann den Studiengange wechselte.
Mittlerweile bin ich diese Trägheit noch nicht los -- und da ich jetzt wieder eigtl. Zeit für mich hätte, schlägt die Prokastinationskeule volle Kanne zu: Ich komme zu gar nichts. Ablenkung Nummer eins hier: das Forum/Internet. Die Zeit vergeht so schnell, wenn man hier ist ... Ja, ich schreibe auch, aber da vergeht die Zeit auch schnell und am Ende kommt nicht sehr viel dabei raus. Es gibt Leute, die schreiben einen Plot an einem Tag -- ich schaff das ja nichtmal auf einen Monat verteilt. Auch weil mir zwischendurch nichts einfällt und ich dann stattdessen recherchiere (auch in der Hoffnung dann an Ideen zu kommen).

Es ist ein Kreuz. Meine Schreibblockade äußert sich durch extreme, sinnlose Prokrastination, Langsamkeit und Trägheit. Ich hasse das und würde es zu gern ändern. Aber ich schaffe es nicht immer, mich selbst aufzuraffen. Das Schlimme ist ja: Während ich prokrastiniere, fühl ich mich nicht shclecht. Erst am Ende des Tages, wenn ich überlege, wie weit ich dann mit meinen Schreibprojekten gediehen bin und da eine fette Null prankt während hier alle anderen fleißig battlen und ihre Romane fertig stellen -- und ich eben nicht. Seit einiger Zeit frage ich mich vermehrt, ob ich es würdig bin hier herum zu geistern unter all den Semi-Professionellen und Pros. Wenn ich nämlich eins vom Schriftstellerdasein nicht tue, dann ist es schreiben. Ja, ich schäm mich, irgendwie.

*sfz* Und jetzt mach ich doch lieber mal meinen Papierkram, Bewerbungen warten. :-\
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Nycra

#220
Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 12:13:29
Oh ja, den gibt es. Es gibt sogar Tabletten dagegen  ;)
Die Gründe für die Krankheiten oben sind Hormonungleichgewichte.

Aber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Etwas an diesem Projekt ist Dir so zuwider, dass Sich Dein Körper dagegen sträubt. Aber das ist Projektbezogen. Dann schreibst Du halt etwas anderes.

Also, nur weil ein Arzt Tabletten gegen ein Symptom verschreibt, heißt es

a) nicht, dass es eine Krankheit ist und
b) dass es auch hilft.

Aber ich sehe schon, wir werden dich nicht überzeugen Sven.

Warum? Ganz einfach. Du hattest noch nie diese unendliche Leere in dir. Die dich verzweifeln lässt, weil ein Teil von dir einfach nicht wiederkommen will. Wie sollen wir dir etwas beschreiben, dass du dir nicht einmal ansatzweise vorstellen kannst? Ehrlich, ich beneide dich schon dafür und wünsche dir von ganzem Herzen, dass du niemals in diese Leere fällst.

Fast jeder hier schreibt schon von klein auf. Wir alle haben Geschichten in uns, die geschrieben werden wollen. Und trotzdem gibt es für manche von uns dieses beängstigende Gefühl, das weder Disziplin noch gute Ratschläge helfen. Stell dir vor, du befindest dich in eine luftleeren Raum, du kannst nicht atmen, nicht denken. Dein Körper ist zusammengeschnürt und ein wichtiger Teil von dir fehlt einfach. DAS ist eine Schreibblockade, die man nur durch Geduld beenden kann.

Und nur, weil noch kein Arzt darin eine medizinische Ursache gefunden hat, heißt es ja auch nicht, dass Schreibblokaden nicht krankheitsbedingt sind.

Ich vermute, eine echte Schreibblokade ist Burnout nicht unähnlich, nur dass sie sich nicht in allgemeiner Unlust äußerst, sondern einem geistigen Vakuum, das man weder mit Gewalt noch mit Disziplin füllen kann. Und ich erinnere mich deutlich daran, dass jemand, der vor 10 Jahren über Lustlosigkeit und Stress geklagt hat, als faul (siehe Faolan) tituliert wurde. Heute weiß man, was BO ist und wie man versuchen kann, zu helfen. Mehr ist es aber nicht. Ein Versuch - von wirklicher Hilfe sind wir weit entfernt.

Also, wer kann schon sagen, ob nicht in 10 Jahren ein Arzt herausfindet, das Schreibblokaden eine Krankheit sind?


Malinche

Zitat von: SvenIn wie fern? Wie kann man "nicht schreiben" schlimmer machen, indem man sich zum Schreiben zwingt?

Gut, "schlimmer machen" ist vielleicht unglücklich ausgedrückt. Ich meine damit, dass man in dieser Situation nicht weiter kommt, indem man sich zum Schreiben zwingt bzw. zwingen will. Man bekommt vielleicht ein paar Worte bla ins Dokument, aber das bewirkt nicht, dass man in Fluss kommt. Und irgendwann geht gar nichts mehr. Der Frust ist größer, als wenn man den Computer gleich ausgelassen und akzeptiert hätte, dass man jetzt gerade eben nicht schreiben kann.

Und wie gesagt: Ich sage nicht, dass das immer so läuft oder dass man es bei Schreibblockaden nicht zumindest versuchen müsste, etwas dagegen zu tun. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es eben auch diese Leere gibt, gegen die man einfach hilflos ist.

Zitat von: SvenDie Dinge, die Du ansprichst, sind alle medizinisch. Sind Schreibblockaden das auch?
Dazu kann ich nichts sagen, aber andersherum: Müssen sie das denn sein, um zu existieren?  ???

Zitat von: Sven
Aber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Etwas an diesem Projekt ist Dir so zuwider, dass Sich Dein Körper dagegen sträubt. Aber das ist Projektbezogen. Dann schreibst Du halt etwas anderes.
Und das ist eben der Punkt. Es kann darauf hinweisen, dass etwas mit dem Projekt nicht stimmt, und dann ist deine Lösung vielleicht durchaus die richtige. Oft ist es vielleicht auch genau das. Aber nicht immer. Wie Sprotte auch geschrieben hat, es gibt Projekte, die man unbedingt machen will, alles fühlt sich rund und richtig an, das Kribbeln in der Magengrube ist da. Trotzdem geht es nicht. No way. Das ist ungefähr so frustrierend wie die Kombination von Schreiblust mit Ideenlosigkeit.

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Faol

ZitatAber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Das sehe ich nicht so. Ich hatte zwar noch nie eine lang andauernde Schreibblockade, aber es gibt Tage manchmal auch Wochen, da freue ich mich den ganzen Tag darauf mein Projekt weiter zu schreiben. Ich will es schreiben, aber so bald ich mich hinsetzte und Anfang sind alle Ideen und Gedanken weg und ich kann nichts schreiben.

Natürlich kann es auch blockieren, wenn man Angst hat, etwas schlechtes zu schreiben. Aber ich glaube das ist etwas anderes als die Schreibblockade, die Malinche, Nycra und einige andere beschreiben.
Ich persönlich hänge manchmal auch in einem Projekt fest, weil ich mir sage... ich wär nicht gut genug oder das was ich schreibe wollte eh niemand lesen... aus so einer Blockade kommt man aber wesentlich leichter wieder raus, indem man sich einredet, es sei egal wie gut man schreibt und das man es nur für sich tut und so...
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.
(Robert Frost - The Road Not Taken)

Felsenkatze

So, Schreibblockade aus der Schreibbar entfernt und an den richtigen Thread gepappt.  ;D

Farean

#224
Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 12:13:29
Die Gründe für die Krankheiten oben sind Hormonungleichgewichte.
Wow, dann bist du schlauer als alle meine Ärzte zusammen. Die haben für meine Depression und meinen Burnout nämlich nur rein psychische Ursachen gefunden. Komisch, daß ich dafür dann trotzdem sechs Wochen in eine Klinik durfte, obwohl ich ohne Hormonungleichgewicht doch gar nicht "medizinisch anerkannt" krank war.

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 12:13:29
Aber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Etwas an diesem Projekt ist Dir so zuwider, dass Sich Dein Körper dagegen sträubt. Aber das ist Projektbezogen. Dann schreibst Du halt etwas anderes.
Erstens: unter der Annahme, Schreiben sei nur reines Handwerk, würdest du es einem Installateur durchgehen lassen, wenn er dir sagt: "Es widerstrebt mir, Ihnen dieses Abwasserrohr zu verlegen, ich bin aber gerade sehr für ein Heizungsrohr inspiriert"?

Zweitens: ist "nicht wollen" etwas, worüber du die Kontrolle hast?

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 12:13:29
[edit] oder verstehe ich Dich da falsch?
Teilweise. Ich hatte schon beide Fälle. Im einen Fall war die Ursache einfach: "Falsches Projekt". Das hat mich damals zwar auch anderweitig kreativ blockiert, aber lassen wir das mal, um das Thema nicht noch weiter aufzublähen. Aber wie auch immer: während der "Falsches Projekt"-Blockade funktionierte mein Vorstellungsvermögen tadellos. Ich hatte den Film vor meinem geistigen Auge. Es war nur einer, den ich nicht sehen wollte.

Ich hatte aber auch schon den Typ Blockade, wie Nycra ihn beschreibt: vollkommene Leere. Bild- und Tonstörung im Kopf. Ich konnte mir nicht einmal mehr einen Apfel vorstellen, geschweige denn ein Gesicht oder eine laufende Person. Ich konnte nicht mehr formulieren, und wenn ich was eingetippt habe, war es qwertzuiopüasdfghjklöä. (Übrigens hat sich das, auch wenn du es weiter oben nur als Witz gemeint hast, auf dem Höhepunkt der Blockade tatsächlich auch auf meine Fähigkeit ausgewirkt, mich im normalen Gespräch zu artikulieren.)

Zitat von: Faolan am 11. Mai 2011, 12:49:38
aus so einer Blockade kommt man aber wesentlich leichter wieder raus, indem man sich einredet, es sei egal wie gut man schreibt und das man es nur für sich tut und so...
Stimmt zwar, aber das verlagert das Problem nur. Aus so einer festgefahrenen Geisteshaltung von "Es muß gut sein!" wieder rauszukommen, ist ja auch nicht so ganz einfach...