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Schreibblockade - Was ist Euer Geheimrezept?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Sven

Zitat von: Malinche am 11. Mai 2011, 12:33:11
Wie Sprotte auch geschrieben hat, es gibt Projekte, die man unbedingt machen will, alles fühlt sich rund und richtig an, das Kribbeln in der Magengrube ist da. Trotzdem geht es nicht. No way. Das ist ungefähr so frustrierend wie die Kombination von Schreiblust mit Ideenlosigkeit.

Und genau da ist mein Problem. Wenn ich eine Geschichte im Kopf habe, die mir gefällt, es in meinen Fingern kribbelt, ich Lust habe, zu schreiben ... was hält mich dann ab, wenn nicht die Angst, es nicht zu packen. Der Geschichte in meinem Kopf nicht gerecht zu werden?
Ich halte es wie Andreas Eschbach. Schreiben ist hauptsächlich Arbeit. Nur ein kleiner Teil ist Inspiration und die kommt in der Regel beim Schreiben.
Ich glaube auch das hat Andreas gesagt: Mir ist kein Beruf bekannt, in dem es so eine Blockade gibt. Ein Maurer mit einer Verputzblockade?
Es gibt sicher andere Gründe, warum man seinen Beruf nicht ausüben kann, wie die angesprochenen Depressionen, aber das ist dann nicht auf den Beruf beschränkt.
Wer depressiv ist, wird nicht nur nicht schreiben, sondern auch andere Dinge nicht tun, ergo ist es keine Schreibblockade im eigentlichen Sinne.
Oder Du hast ein schreiendes Kind, einen nervenden Mann, einen Haufen Schulden, einen quängelnden Nachbarn und einen miesen Chef, der Dich drängt, wieder arbeiten zu gehen. Wer in so einer Situation nicht Schreiben kann, leidet auch nicht an einer Schreibblockade, denn er wird in so einer Situation auch nicht nähen können.
Hier wäre nicht die Aussage: Ich kann nicht schreiben, sondern: Ich kann nicht abschalten.

Der Grund, warum man nicht Schreiben kann, ist sicher sehr individuell und für den Einzelnen auch tragisch.
So wie Farean sagt: Er sitzt da und das Projekt kotzt ihn an. Das gibt es. Ich habe viele Projekte, die ich weggepackt habe, weil ich sie nicht mochte. Manchmal geht das über einen langen Zeitraum. Ich glaube aber nicht, dass es bei mir eine Blockade war. Es waren nur doofe Ideen.
Manchmal brauche ich für eine Geschichte auch länger. Da kann ich nur ein, zwei Sätze jeden Tag schreiben, manchmal gar keinen. Das ist dann aber auch keine Blockade, sondern eine Geschichte, die ich nicht zu packen kriege. Die packe ich mir dann in der Regel beim Überarbeiten  8)
Oder aber, ich habe keine Lust und lasse mich ablenken, oder ich suche Ausreden. "Ich bin heute zu müde" ist zur Zeit meine beste Ausrede  ;)
Beste Grüße,
Sven

Ary

#226
Nycra, diese Leere muss etwas furchtbares sein, so arg war es bei mir noch nie, gottseidank. Aber manchmal ist es einfach so:   Ich will etwas bestimmtes schreiben, und es kommt einfach nichts.
Ende Mai ist eine Filk-Con, für die ich unheimlich gern noch einen neuen Song schreiben würde. ich habe eine Idee, ich habe einen Haufen Notizen für den Liedtext und die (wahre) Geschichte dahinter berührt mich so sehr, dass ich darüber singen will. Aber wenn ich mich mit dem Vorsatz hinsetze und versuche, diesen Liedtext zu Papier zu bringen, kommt da nix.
Bei anderen Projekten proktasiniere ich fröhöich vor mich hin, verstecke mich hinter der Aussage, dass ich erst noch plotten muss, bevor ich das schreibe, und plotten tu ich dann auch nicht, weil mich dazu nicht aufraffen kann.
Ich glaube, eine Schreibblockade hat unheimlich viele Gesichter. Oder viele unheimliche Gesichter? mir mahct es immer ein bisschen Angst, wenn ich, die ich mich eigentlich für einen sehr kreativen und phantasievollen Menschen halte, plötzlich keine Geschichten mehr zu erzuählen hat.

Edit: ich habe auch schon Projekte weggelegt, weil ich einfach keinen Nerv auf den komplizierten Plot, die wirrige Handlung, das Durcheinander bei den Charakteren hatte. Aber wenn ich wirklich GAR nicht schreibe, noch nicht mal so wie im Moment ein reines Spaßprojekt mit wenig Chancen auf Veröffentlichung, dann bin ich total unzufrieden.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Farean

Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 13:03:29
Ich halte es wie Andreas Eschbach. Schreiben ist hauptsächlich Arbeit. Nur ein kleiner Teil ist Inspiration und die kommt in der Regel beim Schreiben.
Diese Inspiration muß aber da sein. Und wenn sie nicht kommt, auch nicht beim Schreiben, hast du nichts, worüber du schreiben kannst. Da hilft auch alles Handwerk nichts.

Definition: dieser Zustand ist eine [Erscheinungsform der] Schreibblockade.

Zit

Zitat von: Farean am 11. Mai 2011, 12:54:55
Wow, dann bist du schlauer als alle meine Ärzte zusammen. Die haben für meine Depression und meinen Burnout nämlich nur rein psychische Ursachen gefunden. Komisch, daß ich dafür dann trotzdem sechs Wochen in eine Klinik durfte, obwohl ich ohne Hormonungleichgewicht doch gar nicht "medizinisch anerkannt" krank war.

Depressionen können verschiedene Ursachen haben. Bei einigen haben die Synapsen nur einen Knacks oder die Hormonsteuerung im Gehirn funktioniert nicht -- bei anderen ist es Bournout oder eine andere Krankheit.
Sicher bin ich mir allerdings, dass Depressionen sich auch bei kreativen Menschen auf ihre Kreativität auswirken und dadurch auch eben Schreibblockaden auftreten können. Ich denke also auch, dass die SB keine eigene Krankheit ist, sondern einfach Symptom. Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder, der eine SB hat, auch depressiv ist. Eine SB zeigt nur, das irgendetwas nicht stimmt. Sei es, dass der Geschichte etwas fehlt, wir einen geistigen Bournout haben oder wieder eine depressive Phase, die sich auch aufs Schreiben auswirkt.

Eine SB sollte man also so ernst und locker nehmen wie jedes andere Wehwehchen, das wir haben. Ruhig bleiben und Ursachenforschung betreiben. Was dann nur problematisch ist, ist, wenn man die Ursachen kennt, sie aber nicht allein aus der Welt schaffen kann -- auf der anderen Seite niemand anderer einem aber helfen kann. Muss man aufpassen, dass man sic von der Hiflosigkeit nicht übermannen lässt und auch (komplett) seelisch einknickt.

Zitat von: Sven... was hält mich dann ab, wenn nicht die Angst, es nicht zu packen. Der Geschichte in meinem Kopf nicht gerecht zu werden?

Ich seh schon, unsere Künstlerseelchen sind sensibler als deine, als dass du es nachvollziehen könntest. (Oder auch willst? Ich kann es nicht einschätzen.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

zDatze

An eine völlige Blockade kann ich mich jetzt nicht erinnern, aber die tägliche Unlust packt mich in letzter Zeit ständig. Da hocke ich mich trotzdem hin und wenn in 2 Stunden nur 1000 Wörter rumkommen, ärgere ich mich über meine mangelnde Disziplin. (Die meiste Zeit hänge ich im Forum herum, oder ich laufe leicht planlos in der Wohnung oder räume die Küche auf. ::) ) Aber wenigstens lasse ich die Nullrunden nicht die Oberhand gewinnen, denn passiert mir das erstmal, wird es eindeutig schwieriger für mich wieder in die Routine zu finden.

Auch wenn die Stelle schon zig mal zitiert wurde, ich mag auch noch meinen Senf dazugeben:
ZitatAber das liegt doch daran, dass Du dieses Projekt nicht schreiben WILLST, und nicht, weil du es nicht KANNST.
Ich behaupte: Ich habe fertiggeplottete Geschichten, die ich nicht schreiben KANN. Ich habe oft das Gefühl, dass mich manche Geschichten handwerklich (erzähltechnisch?) schlicht und einfach im Moment noch überfordern.
Wer mir jetzt mit dem "aber die Rohfassung ist immer schlecht" kommt, dem muss ich dezent eine Pfanne verpassen. Ich glaube nicht, dass man die Grundstimmung einer Story so stark überarbeiten kann, dass es schließlich passt. Dunkler und heller färben - klar. Aber den ganzen Ton zu ändern, halte ich für relativ schwierig bis fast unmöglich.

Antigone

Ich finde diesen Vergleich von Schreiben und dem Verlegen von Heizungsrohren unpassend. Ja, Schreiben ist ein Handwerk - aber nur bis zu einem gewissen Grad. Und somit keine Tätigkeit wie jede andere.

Will sagen: viele Arbeiten kann ich erledigen, ohne besonders motiviert oder gar inspiriert zu sein. Gar kein Problem. Aber Schreiben ist eben anders. Wahrscheinlich schaffen es sehr routinierte (Berufs)Autoren auch, ohne Inspiration einen Text rauszuklopfen. Aber ihr Meisterwerk wird es nicht werden.

Und so ist es eben beim Schreiben. Und ich glaube, auch beim Malen, beim Musizieren, beim Entwerfen... jenseits der "simplen" Technik braucht es mehr, um das Ganze wirklich gelungen werden zu lassen. Und dieses "Mehr" ist bei manchen auch sehr empfindlich und störunsanfällig. Und Schwups - schon hat man eine Blockade.

Ich halte eine SB übrigens nicht für einen Mythos - denn ich hatte letzten November eine und habe mich immer noch nicht aufgerappelt davon. Und damit meine ich nicht Faulheit, Bequemlichkeit, Müdigkeit, oder was einen sonst so vom Schreiben abhält. Sondern wirklcih die pure Unfähigkeit, etwas zu Papier zu bringen. Verbunden mit Panik, Unbehagen, Weinanfällen und was man sonst noch an Symptomen haben kann. Das ist nicht lustig!

lg, A.

Nycra

Also grundsätzlich sollten wir hier mal unterscheiden:

Unlust/Langeweile/Zeitdiebe:

Prokastinieren im Forum, weil die Story nicht packt, keine Lust auf Schreiben im allgemeinen; man kommt nicht weiter mit der Story, weil man recherchieren müsste und das wäre ja dann langweilige Arbeit, da liest man lieber mal in Foren etc. Andere Sachen sind plötzlich viel wichtiger.

Zu hohe Erwartungen:

Die Idee ist gut, aber die Umsetzung gelingt nicht, eigene Versagensängste stehen im Vordergrund. Man setzt sich selbst unter Druck und erwartet, dass andere einen bedauern und den Druck wegnehmen.

Blockade:

Man will schreiben, versucht alles, was möglich ist. Nimmt Hilfe in Anspruch, weiß das die Ideen gut sind und auch die eigenen Ansprüche sind nicht so hoch, dass man nicht mindestens versuchen will, einen Satz zu schreiben, egal wie gut oder schlecht. Trotzdem passiert nichts.


Wenn wir ehrlich sind, haben die ersten beiden Punkte nicht wirklich etwas mit einer reinen Blockade zu tun. Wir benutzen dann gerne diesen Begriff, um die geringe Zeichenzahl vor uns selbst zu rechtfertigen.  :-\

@Sven:

Eschenbach hat die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, nur weil er veröffentlicht. Und er hat viele Ansichten, die ich nicht teilen kann, genau wie seine Arbeitsweisen. Aber hier gilt: Jedem das seine.

Dennoch: Einen Maurer mit einem geistig arbeitenden Menschen zu vergleichen, ist im Prinzip nichts anderes als Äpfel mit Birnen zu verwechseln. Du kannst unsere Tätigkeit (und ich behaupte nicht, dass Schreiben keine Arbeit ist, denn das ist es definitv) maximal mit schaffenden Künstlern (Bildhauer, Zeichner (i.d.S. Maler) oder ähnlichem) vergleichen. Auch die haben Schaffenskrisen. Und auch hier wird diese oftmals mit Depression verwechselt.

Man sollte generell nicht faul mit einer inneren Sperre verwechseln. Jeder darf mal faul sein. Ich bin es auch, das kann ich offen zugeben, ohne dabei gleich von Blockade zu sprechen. Denn in dem Fall ist es meine Schuld und nicht die meines Geistes/Körpers.

Ich sehe es einfach so, wenn man partout schreiben will und selbst ein "Liebe Mama", bekommt man nicht aufs Papier, stimmt einfach etwas nicht. Das mag ein psychosomatisches Problem sein oder was anderes, aber das dieses Problem existiert ist Fakt.

@ Farean

Das sich diese Blockade auf auf dein Sprachvermögen ausgewirkt hat ist krass. Ich habe bei mir nur festgestellt, dass ich mich seit damals anders artikuliere. Die Leichtigkeit des sprechens/schreibens ist weg. Ich muss mir jetzt wirklich fast jeden Satz erarbeiten.

Judith

Ich war solange der Meinung, Schreibblockaden zu kennen, bis ich dann festgestellt habe, dass ich noch nie eine im NaNo hatte, obwohl ich da ebenfalls das Gefühl der Blockade hatte. Doch mit dem Wortzähler im Nacken habe ich mich dann trotzdem zu Schreiben gezwungen, insofern konnte es halt doch keine Blockade sein.
Und so sind im Nachhinein betrachtet auch meine bisherigen Blockaden eigentlich keine Schreibblockaden in dem Sinn gewesen, sondern Unlust oder zu hohe Erwartungen/zu große Selbstzweifel oder riesige Plotlöcher. Auch jetzt passiert es mir immer wieder, dass ich schreiben will, mich dann an den Text setze und es geht nichts. Nur: Würde mir gerade wieder ein NaNo im Nacken sitzen, dann würde es vermutlich irgendwie doch gehen. Insofern ist es mal wieder keine Schreibblockade, sondern meine Selbstzweifel und zu hohen Erwartungen nehmen mir den Mut. Und eine gewisse Faulheit tut dann ihr übriges dazu ...
Solche Phasen können bei mir durchaus Wochen und Monate anhalten - aber eben nur, weil es nichts gibt, was mich dazu zwingt, diese Zweifel einfach beiseite zu schieben und dennoch zu schreiben.  :-[

Ary

Zitat von: zDatze am 11. Mai 2011, 13:18:06
Auch wenn die Stelle schon zig mal zitiert wurde, ich mag auch noch meinen Senf dazugeben:Ich behaupte: Ich habe fertiggeplottete Geschichten, die ich nicht schreiben KANN. Ich habe oft das Gefühl, dass mich manche Geschichten handwerklich (erzähltechnisch?) schlicht und einfach im Moment noch überfordern.
Wer mir jetzt mit dem "aber die Rohfassung ist immer schlecht" kommt, dem muss ich dezent eine Pfanne verpassen. Ich glaube nicht, dass man die Grundstimmung einer Story so stark überarbeiten kann, dass es schließlich passt. Dunkler und heller färben - klar. Aber den ganzen Ton zu ändern, halte ich für relativ schwierig bis fast unmöglich.

Genau DAran knabbere ich gerade bei einem meiner Projekte. Im NaNo zweimal an die Wand gefahren, jetzt versuche ich es mit neu plotten samt Plotguppe. Und trotzdem fällt es mir immer noch schwer, mich mit dem Projekt auseinanderzusetzen. Ich habe es im März und im April versucht, mit dem Ergebnis, dass ich kaum geschrieben habe, weil ich mich zu etwas zwingen wollte, was noch nicht "reif" war. Und da geht es auch nicht um mistige Rohfassungen. Ich habe wirklich eine ganz tiefe Angst davor, diesen Plot noch mal gegen die Wand zu donnern, und darum liegt er jetzt erst mal auf Eis. Bis ich weiß, wie ich ihn schreiben kann. Und wenn da snoch 10 Jahre dauert, dann ist es eben so. Aber bis dahin muss ich mich mit anderen Sachen über Wasser halten, sonst verliere ich die Lust am Schreiben und bekomme dann wieder das Problem, den inneren Schweinehund zu überwinden, der jetzt doch lieber im Netz hängen, vor der Glotze sitzen oder ins Kino gehen würde.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Abakus

#234
Mein Erfolgsrezept bei einer Schreibblockade? Ob es wirklich ein Erfolgsrezept gibt, weiß ich nicht, aber ich versuche seit kurzem immer über Texte, die ich geschrieben habe, wieder in einen Schreibfluss zu gelangen. Ob das nun das Non Plus Ultra ist, weiß ich nicht.

Allerdings war meine letzte Schreibblockade keine Schreibblockade. Ich vergleiche das immer mit meinem Training im Studio. Wenn ich durch meinen Job bsp. eine oder gar zwei Wochen nicht trainieren kann, fällt es mir danach schwerer in den Trainigsplan zurückzufinden, als wenn ich den Plan jede Woche mehrmals durchziehe. Beim Schreiben ist es ähnlich, finde ich. Je länger ich nicht schreibe, desto langsamer komme ich in den Schreibfluss zurück, wenn ich denn irgendwann wieder die Zeit finde, um zu schreiben.

Ob es Schreibblockaden wirklich gibt? Mag sein, aber vielleicht sind sie einfach nur das Produkt der menschlichen Psyche. Soll heißen, dass man sich einredet, dass man eine Schreibblockade hat, obwohl man keine hat. Und irgendwann glaubt man so fest daran, dass gar nichts mehr geht. Ist 'ne Theorie. Sigmund Freud wäre wahrscheinlich not amused;)

Farean

Zitat von: Antigone am 11. Mai 2011, 13:35:04
Ich finde diesen Vergleich von Schreiben und dem Verlegen von Heizungsrohren unpassend. Ja, Schreiben ist ein Handwerk - aber nur bis zu einem gewissen Grad. Und somit keine Tätigkeit wie jede andere.
Das ist ja auch genau meine Ansicht - und ich habe dieses Beispiel bewußt gewählt, um aufzuzeigen, wie absurd mir die "Inspiration wird überschätzt"-Lehre gemäß Eschbach vorkommt. Ich nehme zu Eschbachs Gunsten an, er wendet sich damit nur gegen die unter jungen, hoffnungsfrohen Künstlern verbreitete "Inspiration ist alles"-Einstellung und will halt eine Lanze für das Handwerk brechen. Für meinen Geschmack steuert er da aber zu weit gegen, und es zeigt sich auch in seinen Werken.

Für mich selbst vergleiche ich das Schreiben gern mit der Arbeit eines Bergmanns. Die Inspiration ist das Juwel. Das Handwerk besteht darin, es unbeschadet aus dem Fels zu brechen, zu schleifen, zu polieren und am Ende ansprechend einzufassen. Aber noch so viel Handwerk kann das Juwel nicht ersetzen, wenn es einfach nicht da ist.

Zitat von: Nycra am 11. Mai 2011, 13:37:27
Das sich diese Blockade auf auf dein Sprachvermögen ausgewirkt hat ist krass. Ich habe bei mir nur festgestellt, dass ich mich seit damals anders artikuliere. Die Leichtigkeit des sprechens/schreibens ist weg. Ich muss mir jetzt wirklich fast jeden Satz erarbeiten.
So ähnlich war es bei mir auch, nur deutlich übersteigert. Und in diabolischer Kombination mit einer Depression, die meine Aufmerksamkeitsspanne radikal verkürzt hat. Kennst du das, wenn du redest und am Ende eines Satzes vergessen hast, wie du ihn angefangen hast? Stell dir das bei jedem zweiten Satz vor.

Telas

Also bei mir hängen Schreibblockaden und Unlust durchaus zusammen, am Ende steht bei mir dann meistens die Frustration.
So war es beim Motivationsloch nach dem Nano. Zuerst bin ich mit einer Szene nicht weiter gekommen, dann habe ich mehr und mehr die Lust verloren und am Schluss war ich nur noch frustriert und dachte, das Buch wird nie mehr fertig.

Ich denke, eine Schreibblockade lässt sich mit Gewalt alleine nicht zerschmettern. Denn wenn man es nur auf Biegen und Brechen versucht, dann ist man meist nur noch mehr frustriert, wenn erst nichts voran geht. Ich bin am Ende nur wieder reingekommen, in dem ich mit kurzen Schreibsessions versuchte, die Blockade zu lösen. Und irgendwann habe ich wieder mehr und mehr geschrieben und das Loch war überwunden.

Leider fängt man sich meiner Meinung nach schnell eine Blockade ein, aber los wird man sie nur ganz schwer. :schuldig:

Rigalad

Ah, mein Geheimrezept ist Warten. :)
Schreibblockaden habe ich meistens nur, wenn ich ein neues Projekt beginne und noch nicht wirklich "drin" bin. Aber dann hilft bei mir Weglegen und Input sammeln. Am Anfang war ich auch frustriert und bin schnell in Panik geraten, mittlerweile sehe ich das eher gelassen, nutze die Zeit zum Lesen oder zum Serien schauen oder kümmere mich um alles, was man sonst so vernachlässigt. Diese Zeit genieße ich dann auch ganz bewusst, weil sie für mich eine Pause bedeutet. Und irgendwann kommt dann die Kreativität von ganz alleine wieder.
Man darf sich nur nie, nie, nie Druck machen..

Zit

Zitat von: RigaladAh, mein Geheimrezept ist Warten. :)

Wie ich wieder feststellen musste: Meine Blockade beim Thema Bewerbungschreiben ist immer noch. Im Gegensatz zum normalen Roman, kann ich da aber nicht warten. Ich denke, dass man früher oder später, wenn man den Weg des Pros geht, auch nicht einfach warten kann. Da drückt dann die Deadline -- und die muss a) eingehalten werden und b) muss trotzdem ein einwandfreies Produkt heraus kommen, eben weil die zukünftige Auftragslage davon abhängt.

Vll. vertritt Eschbach deswegen diese seine Meinung. Er kann sich als Pro keine Blockaden leisten, sonst kriegt er keine Kohle.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Rigalad

Es kommt ja drauf an, wie lange eine Schreibblockade andauert. Das ist bei jedem anders. Meine sind höchstens mal drei, vier Wochen lang und die kann ich guten Gewissens vertreten. Und da ich ja auch nicht von der Schreiberei leben muss, habe ich auch keinen Druck. :)
Wie das in Zukunft mal aussehen wird, ist da eine andere Frage. Im Moment komme ich so aber gut zurecht.
Und ehrlich, ich glaube, auch die Großen im Geschäft haben Blockaden. Die bekommen wir nur nicht mit.