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Soll und muss ein Autor in seinem Genre lesen?

Begonnen von Moni, 05. September 2008, 14:10:11

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Lomax

#15
Zitat von: Die Wölfin am 05. September 2008, 23:00:03... oder ich teile diesen Thread und lasse den Teil "Muss ein Autor sein eigenes Genre auch lesen" als eigenen Thread laufen
Zitat von: Tenryu am 05. September 2008, 23:10:06
Ich finde beide Themen interessant und fortsetzungswürdig. Von daher würde sich vielleicht eine Aufteilung doch anbieten.
Das Thema hatten wir allerdings schon, und ich denke, auch damals wurden schon alle Meinungen dazu genannt, die so kursieren. ;) Wenn also aufteilen, dann eher an den alten Thread anhängen ... wo auch immer der sich mittlerweile verstecken mag.

Taske

#16
Hallo,

bevor die liebe Wölfin die verschiedenen zur Sprache gekommenen Themen in die dafür vorgesehenen Schubladen legt, möchte ich doch auch noch kurz meine 50 Cent dazu geben:

Zitat von: Solatar am 05. September 2008, 17:29:39
Die Absage von Piper ist interessant... ;) Jedenfalls beschäftigen sich bei Piper originär gar nicht so viele Lektoren mit Fantasy. Das Exposé muss schon richtig Furore gemacht haben, wenn es durch den halben Verlag gegeben wurde.

Ich möchte mich Solatars augenzwinkernd vorgebrachtem Zweifel anschließen. Allein schon aus dem Grund, weil ich fürchte, dass ich ihn nicht ähnlich augenzwinkernd formulieren könnte.

Zitat von: Solatar am 05. September 2008, 17:29:39Daß man als Autor viel lesen soll, befürworte ich natürlich. Aber man kann auch in anderen Genres oder vor allem bei Klassikern viel lernen. Gerade was den sprachlichen Ausdruck abetrifft.

Das stimmt zu 100%. Wobei man natürlich für sich abwägen muss: In welche Richtung will ich? Natürlich habe auch ich den Herrn der Ringe gelesen, aber regelrecht "studiert" habe ich ihn nicht. Warum? Tolkiens ausufernde Landschaftsbeschreibungen sind ein Steckenpferd, dass ich nicht teile.
Trotzdem muss man ihn kennen. Auch wenn man ihn nicht liebt, so ist er doch zu wichtig um ignoriert zu werden. Ebenso wie Lovecraft, Poe, Heinlein, oder Dick. Das sind schlicht und einfach die "Basics".

Davon, dass sich ein deutscher Autor in Laufe seines Lebens ein wenig mit Kafka, Jünger, Heine und deren wesentlichen Zeitgenossen auseinandersetzt, darf man ohnehin ausgehen.

Zitat von: Lomax am 05. September 2008, 22:03:54
Das wäre in etwa so, als könne ein Erfinder im technischen Bereich unbeeinflusster konstruieren und hätte größere Chancen, die wirklich bahnbrechende Entdeckung in der Technik zu machen, wenn er von der technischen Entwicklung seit dem Faustkeil nichts mehr mitbekommen hätte :) Auch die literaturgeschichtliche Entwicklung vollzieht sich, indem eins aufs andere aufbaut und auf diese Weise nicht nur etwas Neues entsteht, sondern etwas Entwickelteres oder zumindest etwas Gleichwertiges.
  Ohne Kenntnis des Umfeldes wird man entweder nichts Neues schaffen - oder nichts Neues, was irgendwie sinnvoll wäre. Denn kein Mensch allein kann die Entwicklung von Generationen nur aus seinem Genie nachvollziehen und übertreffen; man muss stets auf den Schultern seiner Vorgänger stehen. Wer das literarische Umfeld nicht kennt, ist nicht unbeeinflusst, sondern blind.

Das ist so schön formuliert, dass ich mich fast scheue Deinen Gedankengang "falsch" zu nennen. Die Literatur ist eben nicht mit der Mathematik vergleichbar. Sie ist kein breiter Strom der einem unbekannten Ziel entgegenstrebt.

Literatur ist weniger ihren "Klassikern" verhaftet, sondern eher der Zeit in der sie entsteht. Goethe ist als historisches Faktum interessant, zum "Vorbild" aber taugt er nicht. Seine Sprache ist (heute) veraltet und mit Rückgriffen auf die (antiken) Klassiker durchtränkt, die heute ohnehin kein Mensch mehr versteht.

Grüße

Taske




Artemis

#17
Zitat von: Taroleas am 06. September 2008, 00:32:11
Und dass ich mich über andere Autoren "schwingen" würde, ist eine Unterstellung aus den tiefsten Tiefen der unteren Schublade. Weder bin ich mir sicher, dass mein Buch besser ist, als jeder 08/15 - Fantasyroman, noch ist es mein Ziel, "Autorenkollegen" in den Dreck zu ziehen.
Also tut mir leid, aber für solche Aussagen fehlt mir jegliches Verständnis.
Ganz im Gegenteil habe ich vor jedem Autor höchsten Respekt, weil ich weiß, wie schwierig es ist, zu schreiben, Ideen zu entwickeln, sie vernünftig niederzubringen, etc., pp....

Ok, was war vielleicht etwas hart ausgedrückt - ich entschuldige mich dafür.
Ich wollte damit einfach nur sagen, dass man ohne Fleiß und Respekt vor seinem Handwerk rasch auf Granit beißt. Hat man sich erst mal seine Sporen verdient, darf man jammern - vorher ist jeder Rückschlag ein Ansporn, weiterzumachen.

Sieh die Absage nicht als Kritik an deiner Arbeit an, sondern eher als Anstoß, besser zu werden. Verlage und Agenturen verdammen einen ja nicht, nur weil man besser werden will. Wenn man kein dickes Fell hat, machen die Lektoren einen schnell platt. Warum sollte es auf dem Buchmarkt anders sein als zB im Arbeitsmarkt? Da muss man manchmal auch über Monate hinweg Bewerbungen kritzen und sich den Personalchefs ausliefern, ehe man einen Job kriegt. Die Verlage bezahlen einen als Autor schließlich dafür, dass man seine Arbeit gut erledigt - genau wie in der Firma.

gbwolf

 :wache!:

Das Thema ist jetzt getrennt. Zwar konnte ich über die Suche mehrere alte Threads finden, in denen es früher oder später um Autoren und lesen ging, aber keinen, der sich direkt mit diesem Thema beschäftigt. Wer fündig wird, darf mir gern den Link schicken und ich hänge diesen Thread an.

Das ursprüngliche Thema war Absage!

@Taroleas: Ohne dich runterziehen zu wollen: Klett-Cotta lädt Autoren nicht selten zur Wiedervorlage ein, erwartet dann aber eine deutliche Weiterentwicklung und nicht nur eine Überarbeitung.

Die SF ist übrigens ein Genre, das in Sachen "Klassiker kennen" dankbarer ist, zumindest, wenn man Kurzgeschichten schreibt. Ich kenne wenig Klassiker, weil ich viele sehr öde geschrieben finde, auch wenn die Ideen sehr gut sind. Deswegen lese ich in diesem Genre fast ausschließlich moderne Kurzgeschichten (meistens Einheimische), bin in einem SF-Forum aktiv und weiß mittlerweile, welche Sprache diese Szene pflegt. Dann mache ich mir sehr lange Gedanken, welches Zukunftsthema mich beschäftigt und wozu es wenig Vergleichbares gibt. Dann recherchiere und schreibe ich einfach und bin bislang mit Veröffentlichungen gut angekommen, obwohl ich noch nie einen Asimov, Clarke oder Lem durchgehalten habe (was ich allerdings gaaanz langsam nachhole).

Beim Thriller dagegen habe ich einige Jugendthriller gelesen und dachte, ich hätte das Muster erfasst, habe bei meinem Roman allerdings festgestellt, dass ich eine tiefere Genrekenntnis benötige als einige Bücher lesen und in meiner Jugend einige Erwachsenenthriller konsumiert zu haben.
Demnächst belege ich einen VHS-Kurs zu diesem Thema und dann werde ich wohl weiter lesen, lesen, lesen, um zu erfassen, was wichtig ist, um den Leser zu packen.

Für mich kommt es stark auf das Genre an und darauf, ob man sich Gedanken über ein Thema macht.

Grüße
Wölfin

Shay

Wenn man in einer Szene Fuß fassen will, dann sollte man wissen, wie diese Szene tickt. Trotzdem bietet der Oberbegriff "Fantasy" viel mehr, als man so in Buchläden findet (und besonders deutsche Buchläden sind im Bereich Fantasy ja eher dünn bestückt, weil das ja "Schund" ist).
Ich selber hab einiges an Fantasy gelesen, allerdings ging es mir in gewisser Weise ähnlich wie Taroleas, weil mich der heutige Fantasy-Mainstream total kalt läßt.
Was meine eigene Schreiberei angeht, da habe ich meine Heimat in einem Crossover gefunden. Meine Welt ist eine erfundene, mittelalterliche Welt und also wohl als Fantasy einzuordnen (auch wenn es bei mir keine Magie gibt), aber literarisch orientiere ich mich eher an der klassischen Abenteuerliteratur wie z.B. Jack London oder James Fenimore Cooper.
Ich denke, man kann durchaus auch als Quereinsteiger in die Fantasy kommen, frischer Wind täte dem Genre gut. Ich weiß nur nicht, inwieweit die Verlage da mitspielen.

Taske

Hallo Wölfin,

Zitat von: Die Wölfin am 06. September 2008, 09:59:22Dann recherchiere und schreibe ich einfach und bin bislang mit Veröffentlichungen gut angekommen, obwohl ich noch nie einen Asimov, Clarke oder Lem durchgehalten habe (was ich allerdings gaaanz langsam nachhole).
[/quote

Den Roboteronkel (Asimov) kannst Du Dir schenken, aber Lem muss man kennen. Natürlich nicht seinen Kommunistenkram, aber die "Sterntagebücher" und "Das absolute Vakuum" sind sehr lesenswert.

Grüße

Taske

Mrs.Finster

#21
Also diese(s) Thema/en  hat mich sehr nachdenklich gemacht... ??? sicherlich ist es wichtig viel zu lesen und auch das Handwerk zu beherrschen, aber ist nicht vor allem die Lust am Schreiben wichtiger als alles andere? Sicherlich hat jeder Autor den Traum, dass seine Bücher verkauft werden. Aber ich schreibe vor allem für mich und ob ich den Geschmack der breiten Masse treffen oder ob ich stets auf den Schultern meiner Vorgänger steh, dass ist doch alles zweitranig...oder steh ich mit der Meinung alleine da? :hmmm:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Lomax

#22
Zitat von: Taske am 06. September 2008, 07:10:24Literatur ist weniger ihren "Klassikern" verhaftet, sondern eher der Zeit in der sie entsteht. Goethe ist als historisches Faktum interessant, zum "Vorbild" aber taugt er nicht. Seine Sprache ist (heute) veraltet und mit Rückgriffen auf die (antiken) Klassiker durchtränkt, die heute ohnehin kein Mensch mehr versteht
Dein Einwand taugt aber nicht als Widerspruch zu meinen Ausführungen - denn ich habe ja nie behauptet, dass man irgendwelche "Klassiker" kennen müsste, oder auch nur spezielle "wichtige Werke" oder sonst etwas bestimmtes. Ich habe nur gesagt, dass man in dem Bereich, in dem man schreibt, auch gelesen haben sollte.
  Wer heute in einem technischen Bereich etwas erfinden will, sollte nicht auf dem Stand des Faustkeils stehen geblieben sein - damit wollte ich aber nicht sagen, dass er sämtliche technische Erfindungen seither verinnerlicht haben sollte. Denn in der Technik wie in der Literatur steckt das, was vorher war, stets auch in den Dingen, die jetzt da sind. In Goethes Werken findet man einen literarischen Bezug zu seinen Vorgängern, und er hat wiederum seine Nachfolger beeinflusst. Wenn man also irgendwelche "Klassiker" als veraltet abtut, mag das im Einzelfall schade sein. Lernen, was sie der Literatur hinterlassen haben, kann man allerdings auch aus moderneren Werken, ihren Nachfolgern. Möglicherweise mit Lücken - aber wer hat solche Lücken nicht ;)
  Aber einzelne Werke nicht zu kennen, oder gewisse Epochen nicht eigens zu studieren, ist doch ein ganz anderer Stand als die völlige Unkenntnis eines Genres. Literatur entsteht nicht in jeder Generation neu aus der Zeit, die sie schreibt. Die Zeit, in der sie entsteht, verändert die Gestaltung von Literatur - aber stets von dem Punkt ausgehend, den sie vorfindet; und den ein Autor daher einschätzen können sollte, um die Literatur seiner Zeit zu schreiben.

Chuck

Also möglich ist doch sicherlich ohnehin alles. Aber in wie fern kann eben ein absoluter Veganer ein leckeres Fleischgericht kochen? Individuell kann es ja sein, aber wem schmeckt es? Dem veganischen Koch, seinen Gästen?

Das Thema zu Veröffentlichungen wurde hier ja auch schon oft genug besprochen. Und machen kann jeder, was er will. Da sind keine Grenzen gesteckt. Wenn jemand Fantasy schreiben, aber nicht lesen will, kann er das ja machen. Aber sobald die Schriften verschickt werden, in die Bereiche der freien Marktwirtschaft, ist der Text ein Produkt und dementsprechend steht dahinter auch ein gewisses Marketing.

Und rein wirtschaftlich gesehen, sollte man den Markt kennen, auf dem man seine neue Birnensorte verkaufen will. Oder aber man bleibt zuhause und genießt die Birnen für sich alleine. Die Grenzen sind offen, aber Wahrscheinlichkeiten einer Veröffentlichung minimieren sich eben, wenn der Markt nicht beobachtet wird. Was allerdings nicht heißt, dass es unmöglich ist.


Auf der anderen Seite stehen natürlich auch immer diese inoffiziellen Regeln von Respekt und Verständnis im Raum. Grundfragen über die Beginne von Fantasy, wer waren Pioniere, wem hat man so manches zu verdanken, weshalb ist der Trend für Fantasy gestiegen etc.
In diesem Sinne sind ja andere Fantasyschreiber und Kollegen eine Art Mitstreiter, der Fantasy zu Liebe. Da freut man sich über jeden ernst gemeinten Beitrag, sei es nun in einem Interview, einer Kurzgeschichte oder einem Buch. Denn Kunst ist auch immer Prozess. Da gehören Innovationen genauso dazu wie Grundlagen.

Leonardo DaVinci hat auch einfach mal ne andere Form von Farben genommen, als den typischen Eigelb Mischmasch. Er hat es einfach ausprobiert. Aber er hatte eben auch die Kenntnis des üblichen Verfahrens und wusste, was er nicht wollte. Immerhin machen wir Innovation ja nicht zum Spaß. Erfindungen sollen ja zu irgendetwas beitragen. Zum Beispiel sollen Menschen glücklich gemacht oder das Leben leichter gemacht werden (Wie bei der Technik). Dabei geht es sowohl um die Beweggründe von potenziellen Kunden als auch die des Schreibers. Ein großes Netzwerk an Faktoren, Wünschen und Bedürfnissen.

Rhiannon

Hallo,
dann gebe ich meinen Senf auch mal ab:

M.E. nach sollte ein Autor sein Genre gelesen haben. Es gibt Genre-Regeln und Dinge, die sich Leser und Verlage erhoffen und ein Autor, der dem nicht nachkommen kann, der wird einfach untergehen. Ich spreche hier von der Leserseite, denn mit Veröffentlichungen habe ich keine ERfahrung, dieses Glück habe ich noch nicht gehabt, ich bin bei weitem auch noch nicht reif genug dafür, auch wenn ich mir vorgenommen habe, meinen Fantasy-Roman, wenn er dann einmal endlich fertig wird, gründlich zu überarbeiten und einem Verlag anzubieten. Aber wie soll man Fantasy schreiben, ohne je welche gelesen zu haben? Das wäre ja genau so, wie wenn man versuchen würden, ein Haus zu entwerfen, ohne je eines gesehen zu haben.  Bücher, die z.B. zu utopisch sind, sl dass ich mich noch mit den Protas identifizieren kann, werde ich weglegen und ausgereifte Protas, mit denen ein Leser, der das Werk nicht bis in die tiefsten Tiefen kennt, sich auch identifizieren kann, schreiben zu können, das muss man lernen, das kann man nicht, ohne, dass man sein Genre liest!

Noch etwas, das sich jetzt an meine Vorredner richtet: Verteufelt die Mainstream-Fantasy nicht so! Natürlich gibt es Schund und den 2000. Avalon-Aufguss, aber ich besitze einiges an sogenannte Mainstresm-Fantasy und die Bücher sind echt lesenswert, wenn ich da z.B. an die Trilogie "his Dark Materials" denke, oder natürlich Tolkien und Marion Zimmer-Bradley. Dieses Urgestein des Fantasy-Genres sollte man definitiv gelesen haben, auch wenn Tolkiens Landschaftsbeschreibungen z.B. etwas sind, das mir niemals liegen wird, ich treibe lieber die Handlung voran.

Aber man sollte z.B. auch mal über den Tellerrand gucken: Mein Hauptgenre sind High-Fantasy und Sword& Sorcery, aber z.B. mir Urban-Fantasy fange ich nicht wirklich etwas an. Ich mag Harry Potter z.B. gar nicht, aber ich habe mir vor einiger Zeit von einer Freundin das urban-Fantasy Buch "Magische Töchter" geliehen und war gefesselt, obwohl ich mit diesem Genre immer noch nichts anfange und das Buch gar nicht dem entspricht, was ich sonst so lese. Also guckt einfach einmal über den TEllerrand, das kann auch Inspirationen bringen, selbst wenn einem das Genre nicht behagt.

gbwolf

Was jetzt nur am Rand mit dem Thema zu tun hat, mich aber immer wieder wundert, ist die Ansicht, es gäbe nur Mainstream und Massenbrei.
Ehrlich gesagt bin ich immer wieder verblüfft, welche Innovationen die letzten Jahre in die Fantasy geschwemmt haben! Vielleicht fällt das in der winzigen Buchhandlung hier am Ort besonders auf, weil Fantasy und Jugendfantasy Seite an Seite stehen, aber auch wenn ich für die Bücherei bestelle, freue ich mich, was ich für die Leser ins Regal stellen kann.

Da mischt sich Historik aller Epochen mit Fantasy (Ju Honisch, Naomi Novik, im Herbst dann Drachenklingen), da spielen Piraten mit (Hardebusch), gibt es Steampunk, SF, Horror, Urban Fantasy ... kaum ein Crossover, an das sich die Verlage derzeit nicht wagen. Selbst die Vampire waren letztes Jahr noch neu und sind erst seit diesem Jahr "langweilig-romantischer Mainstream", habe ich das Gefühl.
Und gerade deshalb ist es wichtig, den Markt zu kennen, queerbeet durch Fantasy und andere Genres zu lesen, zu sehen, welche Muster es bereits gibt und welche gut ankommen. Warum nicht ein gut laufendes Muster nehmen und eine neue Idee aufsetzen? Machen Viele. Statt romantischer Vampire kommen dann die Werwölfe, Feen, Faune, Dschinnen ...

Churke

Angenommen, man könnte sich von einem Autor das Handwerkszeug abschauen - wie viele Bücher des Genres müsste man dann gelesen haben? Reichte dann nicht ein Buch, wenn es das richtige wäre? Provokant gefragt: 1 Walter Scott oder 10 Tanja Kinkel? Die Entscheidung möge jeder für sich treffen.

Und was würde es bringen, ein komplettes Genre zu analysieren? Außer vielleicht einem akademischen Titel? Man sammelt Ideen (Ideen sind kein Handwerkszeug) und kann anschließend seinen eigenen Standort bestimmen.  Was man dann mit diesen Informationen anstellt und ob sie einen überhaupt interessieren, ist eine rein individuelle Entscheidung.

Und den Markt bedienen... Muss ich auch Erbeeren anbieten, wenn der Markt mit Erdbeeren überschwemmt wird? Wer macht den Buchmarkt: Die Leser oder ein Oligopol von Großverlagen? Ein Laden wie Random House legt die Spielregeln fest. Wer sich nicht an diese hält, braucht sich nicht zu wundern, dass er nicht mitspielen darf - aber haben die Regeln was mit Literatur zu tun oder doch eher mit Betriebswirtschaftslehre?

Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass originäre Bestseller (also keine Fortsetzungen) nicht geplant, sondern von Autoren geschrieben werden, die ganz einfach intuitiv die richtigen Saiten anschlagen.

Linda

  :buch: JA!  :buch: (aber nicht nur in seinem Genre).

Gruß,
Linda

Lomax

Zitat von: Churke am 06. September 2008, 12:27:00..., sondern von Autoren geschrieben werden, die ganz einfach intuitiv die richtigen Saiten anschlagen.
Jupp - und Intuition ist ja nichts weiter als die unbewusste Verarbeitung von Information. Die natürlich irgendwo herkommen muss.
  Und da will ich mich mal der Wölfin anschließen: Selbst wenn man mit der modernen "Mainstream-Fantasy" nichts anfangen kann, gibt es daneben noch unendlich viel mehr und so ziemlich für jeden Geschmack etwas. Wenn man da gar nichts findet, was man lesen kann, bedeutet das nur, dass man keinen Überblick hat und sich nicht zurechtfindet (qed ;)) - oder dass man wirklich gar keinen Draht zu Fantasyliteratur an sich hat.
  Wenn einem der "Mainstream" nicht gefällt, findet man unzählige Nischen. Wenn einem die "heutige" Fantasy nicht gefällt, sind die Klassiker ja nicht verschwunden - und wenn man mit den "Klassikern" nichts anfangen kann, ist man in guter Gesellschaft und findet viele moderne Bücher, die sich bewusst davon abgewandt haben. Für die Vorstellung, ohne Leseerfahrung in der Fantasy ein Buch schreiben zu können, gibt es so wenig eine nachvollziehbare Begründung wie für den Gedanken, dass man Tischler werden sollte, ohne je ein Möbelstück gefunden zu haben.
  Egal wie "innovativ" man schreibt - sobald man Fantasy schreibt, wird es auch innerhalb der Fantasy ein Umfeld geben, in das man gerät. Wenn man ohne vorher hinzuschauen dort hineinstolpert, fällt man vermutlich auch über irgendwas, was dort schon herumliegt ;)

Tenryu

#29
Ich denke, daß es gewisse Grundmuster und Erzähltechniken gibt, die typisch für einen Roman sind. Ob das nun eine Historiengeschichte, ein Reiseroman oder ein Fantasy-Schmöker ist, spielt da nur eine untergeordnete Rolle.
Ich habe in meiner Jugend sehr viele Bücher und Romane gelesen aber praktisch keine Fantasy. Und ich bin immer noch der Ansicht, daß das Genre keine große Rolle spielt, solange man überhaupt die Techniken des Schreibens und Erzählens beherrscht.

Ich kann das ja auch nicht erklären, weshalb ich Fantasy nicht lesen mag, dennoch selber mir solche Geschichten gerne ausdenke.

Angeregt durch diese Diskussion habe ich mir mal die Mühe gemacht, meine Privatbibliothek zu durchforsten. Dabei bin ich auf immerhin über 50 Fantasy-Bücher gestoßen, von denen ich höchstens ein Drittel gelesen oder teilweise gelesen habe. Und das sind, wie man aus der Liste sehen kann, doch sehr unterschiedliche Bücher. Fragt mich nicht, wieso ich so viele Bücher kaufe, die ich dann doch nicht lese.   :psssst: (Ich bin eben ein Sammler...)

Peter Pan (nicht gelesen)
Der Traum von Arden (nicht gelesen)
The Invisible Man (nicht gelesen)
Das magische Messer (zur Hälfte gelesen, so schlecht)
Der goldene Kompaß (gelesen, schlecht)
The princess Bride (gelesen, mag ich)
Das Drachentor (angelesen, so schlecht)
Märchenmond (gelesen, mag ich nicht)
Der Drachenbeintrhron (nicht gelesen)
Wächter der Nacht (gelesen, ganz nett)
Love & Destroy (teilweise gelesen)
The Once and Future King (nicht gelesen)
The Phoenix and the Carpet (nicht gelesen)
Erdsee (nicht gelesen)
Zauberstreit in Caprona (nicht gelesen)
The Princess and the Goblin (nicht gelesen)
At the Back of the North Wind (nicht gelesen)
Drachenfeuer (nicht gelesen)
Potilla (teilweise gelesen)
Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (gelesen, war lustig)
Dracula (nicht gelesen, kenne den Film)
Frankenstein oder der moderne Prometheus (nicht gelesen, kenne den Film)
Der weiße Wolf (als Kind gelesen)
Gartantua & Pantagruel (nicht gelesen)
Alice im Wunderland (als Kind gelesen, glaub' ich)
Howl's Moving Castle (nicht gelesen, kenne den Film)
Halloween (gelesen)
Pinocchio (nicht gelesen)
Watership Down (nicht gelesen)
Gullivers Reisen (gelesen)
Langoliers (gelesen, recht unterhaltsam)
Ring & Fortsetzungen (gelesen, ziemlich spannend)
The Shining (gelesen, ging so)
Der wilde Wald (als Kind gelesen)
Die Türme des Februar (als Kind gelesen)
Die Träume des Jonathan Jabbok (nicht gelesen)
Die Krone von Camelot (nicht gelesen)
Der Herr der Ringe (gelesen, sehr anstrengend)
Stein und Flöte (nicht gelesen)
Der kleine Hobbit (gelesen, unterhaltsam)
The Wonderful Wizard of Oz (nicht gelesen, kenne den Film)
The Wind in the Willows (gelesen)
Through the Looking Glass (nicht gelesen)
The Narnia Chronicles (gelesen)
Jim Knopf (gelesen)
Something Wicked this Way Comes (gelesen)
Der goldene Topf (gelesen)
Momo (als Kind gelesen)
Die unendliche Geschichte (als Kind gelesen)
Der goldene Esel (gelesen)
The Railway Children (nicht gelesen)
The Magic World (nicht gelesen)
Five Children and It (nicht gelesen)