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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Christian

Ja, geil. Das wollte ich doch immer schon mal tun ... Wie schade, dass ich momentan gar keine Zeit habe.

pink_paulchen

Echt? Geil? Ich weiß nicht...
Ich hab jetzt nichts eingesendet, aber wenn die Qualifikation der Jury ist: Soll Spaß dran haben - dann bin ich ein bisschen froh drum. Wenn Autoren sich professionell verhalten sollen (Einhaltung der Einsendevorgaben, gute Vorbereitung der Geschichte, mehrfach probegelesen...), sollten dann Herausgeber nicht auch irgendeinen Mindeststandard einhalten?
Es müssen ja keine Berufslektoren und Germanisten sein, aber "Spaß an Geschichten" ist mir jetzt echt zu wenig.
Irgendeine Fachkompetenz sollte es geben, oder es wird in der Ausschreibung angekündigt. In meinem Märchenbuch hatte ich angekündigt, dass Kinder in einem Klebesternchen-Event die Geschichten aussuchen dürfen, oder eine andere Ausschreibung hieß mal explizit "Spaßausschreibung von Laien" - wenn all das nicht ist, gehe ich davon aus, dass meine Geschichte von jemandem angesehen wird, der irgendwie professionell mit Texten umgehen kann.

Moni

Zitat von: pink_paulchen am 01. Juli 2015, 09:16:09
Echt? Geil? Ich weiß nicht...

Irgendwie hab ich Christians Antwort jetzt eher ironisch aufgefasst, vielleicht, weil ich in eine ähnliche Richtung gedacht habe...  ;D
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
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Christian

Zitat von: Moni am 01. Juli 2015, 09:27:29
Irgendwie hab ich Christians Antwort jetzt eher ironisch aufgefasst, vielleicht, weil ich in eine ähnliche Richtung gedacht habe...  ;D
Ja, genau das.

Ohne zu sehr verallgemeinern zu wollen: Ich bin froh, von Zeit zu Zeit daran erinnert zu werden, wieso ich an den meisten Ausschreibungen nicht teilnehmen will. Mal ehrlich, wenn jeder, der grad Bock drauf hat, die Einsendungen bewerten darf, könnte man auch Ergebnisse auswürfeln oder Amazon-"Rezensionen" als Maßstab nehmen. Oh ...

pink_paulchen

Oh, da ist die Satire auf dem Weg in mein unklimatisiertes Büro rausgeschmolzen  :40°C:

Sternsaphir

Da hätte ich auch keine Lust, an solchen Ausschreibungen teilzunehmen.
Das erinnert mich irgendwie an meinem Berufsschullehrer, der ohne große Zeichenkenntnisse unsere Schmuckzeichnungen bewerten sollte und mir ne 4 gab, weil es ihm "einfach nicht gefiel". Es ging aber weniger ums persönliche Gefallen, sondern um das Einhalten von Perspektive, Farbgebung und Realitätsnähe.  :no:

HauntingWitch

Zitat von: pink_paulchen am 01. Juli 2015, 09:16:09
wenn all das nicht ist, gehe ich davon aus, dass meine Geschichte von jemandem angesehen wird, der irgendwie professionell mit Texten umgehen kann.

Naja, was heisst "professionell" mit Texten umgehen? Gerade bei Literatur ist ja alles so subjektiv, ist da eine professionelle Instanz wirklich besser als ein leidenschaftlicher Leser? Ich glaube nämlich, das letztere Geschichten ebenso gut beurteilen können wie jeder Lektor. Das müsste aber schon gegeben sein, bei so einer Aufforderung auf Facebook kann sich ja wirklich jeder melden und die Herausgeberin weiss ja nicht, ob diese Leute auch wirklich viel lesen und sich Gedanken über die Bücher machen.

Lothen

#20002
Ich gebe Witch ein stückweit recht. Egal, ob mein Text von einer/m professionellen oder semi-professionellen Verleger/in gelesen wird oder von einem Fan - wenn der Stil, der Inhalt oder die Umsetzung nicht gefallen, wird man wenig Chancen haben, sich durchzusetzen. Sicherlich kann man als Beurteiler versuchen, eine neutrale Haltung einzunehmen, à la "ist zwar gut gemacht, aber halt nicht meins - trotzdem dürfte es so ein Text wohl eher schwer haben, in einer Antho genommen zu werden.

Trotzdem, ich denke, wenn man die Entscheidungen einer Fanbasis überlässt, sollte das von Vorneherein klar kommuniziert werden. Ich wäre an deiner Stelle, Pi_pa, auch erstmal ziemlich überfahren mit so einer Info ...

(abgesehen davon, dass sich ja auch Leute melden könnten, die persönliches Interesse an der einen oder anderen KG haben, z.B. weil ein/e Bekannte/r sie geschrieben hat und man den/die unbedingt reinhaben will, unabhängig  vom Inhalt. Bei Verleger/innen kann man sich ziemlich sicher sein, dass eine professionelle Distanz gewahrt wird, sie wollen die Antho ja verkaufen).

traumfängerin

Tut mir leid, aber da muss ich euch ein wenig widersprechen. Schon fürs Lesen und Auswählen der Geschichten macht es einen Unterschied. Jemand, der professionell mit Texten zu tun hat, liest ganz anders. Er bemerkt bestimmte Stilfiguren, sieht, ob ein Text rund ist, Fäden aufnimmt, die am Anfang geknüpft wurden, ob in einer Geschichte mehr drin steckt als die eigentliche Handlung. Jemand, der gerne liest (wobei auch dies bereits einen gewaltigen Interpretationsspielraum zulässt) kann oft nur sagen, ob ihm eine Geschichte gefällt, aber nicht warum. Von daher denke ich schon, dass es einen Unterschied macht, wer die Geschichten auswählt.

Hinzu kommt, dass bei Anthologien oft die Herausgeber die Texte lektorieren. Und ehrlich, ihr wollt nicht, dass jemand eure Texte lektoriert, der davon keine Ahnung hat. Wirklich nicht.  :gähn:

HauntingWitch

Zitat von: traumfängerin am 01. Juli 2015, 15:46:33
Tut mir leid, aber da muss ich euch ein wenig widersprechen. Schon fürs Lesen und Auswählen der Geschichten macht es einen Unterschied. Jemand, der professionell mit Texten zu tun hat, liest ganz anders. Er bemerkt bestimmte Stilfiguren, sieht, ob ein Text rund ist, Fäden aufnimmt, die am Anfang geknüpft wurden, ob in einer Geschichte mehr drin steckt als die eigentliche Handlung. Jemand, der gerne liest (wobei auch dies bereits einen gewaltigen Interpretationsspielraum zulässt) kann oft nur sagen, ob ihm eine Geschichte gefällt, aber nicht warum.

Die gibt es schon auch. Man müsste halt klar sagen, dass nur Leute mitmachen dürfen, die auch eine Begründung mitliefern. Aber da bin ich bei Lothen, in diesem Fall müsste man das den Autoren vorher kommunizieren. Das jemand Professionelles anders liest, mag stimmen. Aber letztendlich ist auch diese Person nicht frei von subjektivem Empfinden und ob der Text rund ist oder mehrere Interpretationen zulässt, ist letztendlich alles auch subjektiv. Es gibt Geschichten, die Person 1 als völlig rund und logisch empfindet, während Person 2 überall Fehler entdeckt.

Klecks

Beim Schreiben spielt ja auch die Antwort auf die Frage eine Rolle, ob man in gewisser Hinsicht - neben dem Spaß daran - das Handwerk beherrscht. Als Qualifikation für jemanden, der darüber abstimmt, ob meine Geschichte genommen wird oder nicht, würde ich da gerne auch mehr als "Spaß an den Geschichten" lesen. Ich sage damit nicht, dass für mich die Meinung einer Fachfrau oder eines Fachmannes wichtiger und emotional bedeutsamer ist als die eines rein als Leser begeisterten Laien, aber wenn ich mich an einen Verlag wende, dann möchte ich eigentlich auch die Sichtung und Entscheidung von Fachleuten.  :hmmm:

Judith

Abgesehen von der unterschiedlichen Herangehensweise an die Texte besteht für mich ein wesentlicher Unterschied auch darin, das die Texte in so einem Fall anscheinend alle "einzeln" ausgewählt werden. Ich würde aber sonst schon davon ausgehen, dass die Herausgeber auch die Anthologie als ganzes im Blick haben und die Texte also so auswählen, dass sie eine gute Mischung und quasi ein rundes Ganzes ergeben.

pink_paulchen

Es scheint wohl eine Vorbewertung zu sein. Die Freiwilligen bekommen einen Kriterienbogen, den sie ausfüllen sollen. Vielleicht ist auch alles ganz harmlos und der Kriterienbogen regelt nur, welche Geschichten zuerst und besonders sorgfältig gelesen werden.
Wie auch immer - es liest sich für mich nicht gut, wenn man "spontan" nach Einsendeschluss sowas organisiert.
Was passiert, wenn die freiwilligen die Geschichten veröffentlichen, sagen wir indem sie die Story jemand drittem mailen, der sie irgendwo hochlädt (denn er macht mit ihnen keinen Vertrag)?

traumfängerin

Zitat von: Klecks am 01. Juli 2015, 16:12:54
Beim Schreiben spielt ja auch die Antwort auf die Frage eine Rolle, ob man in gewisser Hinsicht - neben dem Spaß daran - das Handwerk beherrscht. Als Qualifikation für jemanden, der darüber abstimmt, ob meine Geschichte genommen wird oder nicht, würde ich da gerne auch mehr als "Spaß an den Geschichten" lesen. Ich sage damit nicht, dass für mich die Meinung einer Fachfrau oder eines Fachmannes wichtiger und emotional bedeutsamer ist als die eines rein als Leser begeisterten Laien, aber wenn ich mich an einen Verlag wende, dann möchte ich eigentlich auch die Sichtung und Entscheidung von Fachleuten.  :hmmm:
Genau das. Ganz davon abgesehen hat natürlich auch @Witch Recht, und auch bei einem professionellen Leser spielt die Subjektivität mit hinein. Nur hofft man eben darauf, dass dies bei diesem weniger stark der Fall ist als bei einem Laien.

Zitat von: pink_paulchen am 01. Juli 2015, 17:07:05
Wie auch immer - es liest sich für mich nicht gut, wenn man "spontan" nach Einsendeschluss sowas organisiert.
Mit dem Kritierienbogen wirkt es auf mich fast so, als wollten sie dies dazu nutzen, bereits im Vorfeld Werbung für die Anthologie zu machen. Einen seltsamen Beigeschmack hat es dennoch für mich. Nicht nur, weil tatsächlich die Geschichten veröffentlicht werden können, ohne dass der Autor etwas davon weiß, sondern auch, weil man so die Gelegenheit dazu nutzen kann, eigene Geschichten oder die von Freunden zu puschen. Wenn genügend Kriterienbögen sich für eine bestimmte Geschichte aussprechen, muss an der doch etwas dran sein.  ::) Oder eben auch nicht.

Zit

Von der fachlichen Kompetenz der Bewerter abgesehen: Gibt es denn irgendeine Gegenleistung für das Lesen der Geschichten? Wäre im Grunde ja nur billiges "Outsourcing" für den Verlag -- was ich an sich viel verwerflicher finde als die Art wie er auswählt, weil die Sache so oder so halt einen bitteren Beigeschmack schon hat.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt