Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

[Issun]

@Klecks und Mieze: Das ist faszinierend, wie euch die Ideen überfallen! Ich habe zwar auch hie und da überraschende Einfälle, aber von einem kompletten Projekt bin ich noch nie angesprungen worden. Bei mir ist es eher so, wie Ilva meinte: Die Ideen wachsen nach und nach.

Ich bin gerade bei der detaillierten Ausarbeitung des Plots, den ich mir für den NaNo vorgenommen habe. Bei jeder Kleinigkeit, die passieren soll, frage ich mich: Ist das realistisch? Und würden die Figuren so handeln? Ich mache mich halb wahnsinnig, vor allem, wenn ich daran denke, dass ich nur mehr einen Monat habe. Aber der Druck ist vermutlich genau das, was ich Faulpelz brauche, um in die Gänge zu kommen. 

[HauntingWitch]

@Issun: Versuch, nicht zu viel zu denken. Ich weiss, das ist leichter gesagt als getan. Aber letztlich blockiert man sich bloss, wenn man sich dauernd solche Gedanken macht. Fühlt es sich denn "richtig" an? Denkst du, dass die Art und Weise wie sie handeln zu ihrem Charakter passt? Wenn ja, kann es nicht so falsch sein. Wenn nicht, würde ich mir überlegen, woran das liegt und was sich ändern müsste. Letztlich spielt es auch nicht so eine grosse Rolle. Du kennst bestimmt auch Bücher (veröffentlichte, erfolgreiche, grossartig gelobte Bücher), bei denen man denkt, das kann es doch nicht sein, so verhält sich doch kein Mensch. Aber die Millionen von Menschen, die das lesen, scheint das ja nicht zu stören. Abgesehen davon weiss man das auch nicht so genau, denn Menschen sind total individuell und manche machen tatsächlich Sachen, die ein anderer für völlig abwegig hält.

[Issun]

Danke für die liebe Antwort, Witch! 
Das Dumme ist, ich kann in einigen Fällen gar nicht sagen, ob die Handlung sich richtig anfühlt oder nicht. Ich sehe die Stellen wie Filmsequenzen vor mir, aber wenn ich sie vom Standpunkt der Figuren durchdenke, kommt mir alles ziemlich albern vor. Vielleicht mache ich mir tatsächlich (wieder mal) zu viele Gedanken. Meine Angst ist vor allem, dass meine Figuren zu widersprüchlich wirken könnten und man beim Lesen merkt: Da ist ein Autor dahinter, der die Charaktere machen lässt, was ihm in den Kram passt, ohne darauf zu achten, ob es stimmig ist. Vor allem im Handlungsstrang der einen Figur herrscht ein ständiges Hin und Her. Aber du hast recht, möglicherweise empfinden Leser das anders. 

[Klecks]

@Mieze: Kaya ist wirklich schön! So heißt die Katze einer meiner Protas, nur mit J geschrieben statt mit Y. 

@Issun: Ich könnte nur das wiederholen, was Witch schon gesagt hat, deshalb lass dich einfach knuddeln.    Mach dir keine Gedanken über Dinge, die erst eine Rolle spielen, wenn es soweit ist. Bis dahin genieß es und schreib, was dir in den Sinn kommt. 

[Rhiannon]

Issun, sei nicht zu kritisch mit dir selbst! Es gibt auch noch Überarbeitungen, wenn sich tatsächlich mal etwas einschleicht, das nicht ganz so logisch ist, wie es sein sollte! Erst mal ist der Spaß wichtig!

Ich finde es ja faszinierend, wie viel sich ändert, wenn sich das Medium ändert, auf dem man liest. Ich habe mein Manuskript auf den Kindle gepackt und finde auf jeder Seite mindestens eine Sache zum Anmerken. Eine schiefe Formulierung hier, ein Tippfehler da und damit die Fehler nicht so einsam sind, dann auch noch das eine oder andere vergessene oder falsch gesetzte Satzzeichen. Und das bei Szenen, die ich am Bildschirm teils schon mehrfach durchgegangen bin... schon interessant, wie viel man am Bildschirm übersieht.

[Coppelia]

Issun, mach dir da nicht so viele Gedanken! Alles, was ich bisher von dir gehört habe, klang sehr sinnvoll und durchdacht!
Ich hab mir diese Gedanken früher auch gemacht - kann ich mich da reinversetzen, ist das logisch, werden nicht alle Leser sagen, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt ... wenn dann Leute die Texte lesen und daran gar nicht viel zu beanstanden finden oder es auch nicht besser wissen, ist das dann mit der Zeit doch entspannend.
Und wenn sich die Figuren ein bisschen unlogisch verhalten sollten, verhalten sie sich eben interessant.

[Tinnue]

@Issun: Ich kann nur meinen Vorrednern zustimmen. Ich weiß, es sagt sich sehr leicht "Denk nicht zu viel". Ich hatte das Problem selbst lange. Auch beim letzten NaNo-Roman, unter den ich vor zwei Wochen tatsächlich das Wort Ende gesetzt habe. Und? Er ist nicht perfekt, und jetzt fallen mir schon die ersten Lücken und Ungereimtheiten auf. Gerade am Ende habe ich Dinge, die ich im Nachhinein einfügen muss, weil ich erst beim Schreiben gemerkt habe, dass da noch eine Handlung davor muss. Aber alles kein Problem. Der First Draft wird nie der Ober-oberhammer vom Hammer sein, also versuch ihn zu genießen und zu machen, was in dem Moment in deiner Macht steht. Es gibt die Überarbeitung, deine Betas... hab Vertrauen!

[Ilva]

@Klecks und Mieze: Das ist mir noch nie passiert, klingt sehr spannend! Habt ihr dann das Problem, dass ihr kaum schnell genug Notizen machen könnt, um alle Ideen einzufangen oder bleiben die Einfälle nachhaltig im Gedächtnis?

@Issun: Und auch falls die Figuren ab und zu unlogisch handeln - mal ehrlich, verstehst du immer weshalb deine Mitmenschen tun, was sie eben tun? Also ich nicht.

Zu viele Gedanken sind manchmal hinderlich...

[Issun]

Danke, ihr seid sehr lieb und helft mir wirklich weiter! Ich will versuchen, die nörgelnde Stimme in meinem Kopf auszublenden, auch wenn es mir schwerfällt.

Gerade eben geht es besser voran: Mein Miniatur-Bösewicht, der eigentlich gar keine Perspektive bekommen sollte, labert mich zu und hat zu allen Vorgängen eine eigene ausgeprägte Meinung. Vielleicht sollte ich mir das mit der Perspektive noch mal überlegen... 

@Rhiannon: Das mit Kindle wundert mich nicht. Mir geht es schon so, wenn ich Texte ins pdf-Format übertrage. Liegt wohl daran, dass dieses Format irgendwie ernster und feierlicher wirkt. Fehler springen mir dann regelrecht ins Auge.

@Ilva: Das stimmt, aber ich glaube auch, dass Buchfiguren nachvollziehbarer handeln sollten als echte Menschen. Echte Menschen sind nicht selten ein Haufen Chaos. Ich wäre als Hauptfigur zum Beispiel unzumutbar. 

[Christopher]

@Issun

Geh mal gedanklich anders an die Sache ran. Du gehst aktuell - zumindest begrenzt - von deinem Standpunkt aus an das Handeln der Figuren heran. Es hört sich für mich nicht so an als ob du dich fragst, ob die Figur logisch handelt, wenn sie tut was sie tut, sondern ob DU logisch handeln würdest, wenn du so handeln würdest wie die Figur.

Ist es logisch, einen Ring zu schmieden, der die anderen Ringe der Macht unter seine Gewalt zwingt, zum Zweck der Herrschaft über Mittelerde?

Wenn man Sauron heißt schon. Aber für dich nicht wirklich, oder?

Deine Figuren sind deine Figuren und ihre Handlungen und Entscheidungen können stark von dem abweichen was deiner Meinung nach "logisch" ist. Gib ihnen Gründe, warum sie handeln wie sie handeln und alles ist in Ordnung. So lange es nachvollziehbare Gründe sind, ist das in Ordnung!
Bisher hat zum Beispiel noch niemand es unlogisch gefunden, dass Ann (meine Prota) sich - technisch gesehen - munter durch die Weltgeschichte mordet. Es würde keinem normalen Menschen einfallen, so zu handeln. Vom Standpunkt eines normalen Menschen aus gesehen, ist es unlogisch. Aber mit ihrem Hintergrund verbunden, hat sich noch niemand darüber mokiert

Denk einfach dran: Du bist der Autor. Die Welt dreht sich so wie du es willst. Und wenn es so wie es ist nicht logisch ist, kannst du die äußeren Umstände so drehen, dass es das ist. Du bist in deiner Welt Gott


...
So, und abgesehen davon, sitze ich nun hier und bin angefressen. Warum? Von meinem Desktop lacht mich immer noch die Zeichnung von Meru aus dem letzten NaNo an und ich muss hier sitzen und Recht pauken. Die verdammte Prüfung ist nur noch 3 Wochen entfernt und ich kann es mir nicht erlauben überhaupt ans Schreiben zu denken. 

Wie geht ihr damit um? Es sind ja etliche hier beim Studium o.ä. wo ständig irgendwelche Prüfungen anstehen die (gut) bewältigt werden wollen.

[Ilva]

Haha, ja ich wäre vermutlich auch eine der langweiligsten Romanheldinnen überhaupt.

So, und abgesehen davon, sitze ich nun hier und bin angefressen. Warum? Von meinem Desktop lacht mich immer noch die Zeichnung von Meru aus dem letzten NaNo an und ich muss hier sitzen und Recht pauken. Die verdammte Prüfung ist nur noch 3 Wochen entfernt und ich kann es mir nicht erlauben überhaupt ans Schreiben zu denken. 

Wie geht ihr damit um? Es sind ja etliche hier beim Studium o.ä. wo ständig irgendwelche Prüfungen anstehen die (gut) bewältigt werden wollen.

Ich habe einen Lernplan, an den ich mich fast schon sklavisch halte, mit Tagen, die ich abhaken kann und Punkten, die ich zu erledigen habe. Das bedeutet umgekehrt aber auch, wenn ich mein Tagespensum erreicht habe, packe ich zusammen und der Rest des Abends gehört mir.
Am liebsten arbeite ich im Lesesaal der Bibliothek, weil es ruhig ist, mich nichts ablenken kann und weil ich mir dann einbilde, der Nachbar schielt hin und wieder zu mir rüber und schaut, was ich mache. Soziale Kontrolle.
Dann würde ich dir empfehlen, alles, was dich ablenkt, abzustellen. Auch wenn es wehtut, aber der Hintergrund sollte weg.
Vielleicht hilft es dir auch, einen Timer zu stellen: "Die nächsten 40 min lerne ich das und das, dann 5 min Pause, nochmals 40 min und dann eine Viertelstunde", wobei die Zeiten davon abhängen, wie lange du dich konzentrieren kannst.

[Issun]

@Christopher: Nein, glaub mir, meine Figuren machen vieles, was ich nicht machen würde.
Ich meinte die innere Logik ihrer Handlungen, genau so, wie du sie hier beschreibst. Dass Sauron den Ring schmiedet, kann ich von Saurons Standpunkt aus durchaus nachvollziehen. Und so sollte eben auch das Handeln meiner Figuren nachvollziehbar sein. 

Zu den Prüfungen: In Zeiten, wo es an der Uni wirklich dicht war, habe ich weniger geschrieben. Das heißt nicht, dass es so sein muss. Ich wünsche dir, dass es mit dem Schreiben auch weiterhin in vollem Umfang klappt!

[Klecks]

@Ilva: Ich mag ja Listen und Pläne total. So einen Lernplan werde ich mir für meine Ausbildung auch machen müssen, sonst verliere ich den Überblick.    Was die plötzlichen Ideen betrifft: Ich vergesse nichts davon. Üblicherweise muss ich immer alles sofort aufschreiben, damit ich es nicht vergesse, aber bei solchen Momenten bleibt alles da. Nichts verschwimmt, im Gegenteil - es wird von Tag zu Tag, sogar von Stunde zu Stunde, immer logischer und klarer. 

@Christopher: Erst einmal viel Erfolg.    Ich gehe insofern noch nicht damit um, dass ich weiß, dass viele Leistungsnachweise kommen werden im November, aber noch keine November-Termine habe, und wie es dann wird, wenn es soweit ist, kann ich noch nicht sagen. Vermutlich werde ich mich dafür auslachen, dass ich unbedingt den Doppel-NaNo schreiben will, anstatt tief entspannt einen NaNo zu schaffen. Mein Trick: Ich werde von Montag bis Freitag lernen und lernen und lernen (und versuchen, mein Tagessoll zu erreichen), dafür aber am Wochenende nur schreiben und die Schule am Samstag und Sonntag ausblenden. So halte ich es sowieso immer: Das Wochenende ist meine Schreibzeit, meine schulfreie Zeit, da krümme ich meine Finger nur, um die Tastatur meines PCs zu berühren. 

[Waldkatze]

da krümme ich meine Finger nur, um die Tastatur meines PCs zu berühren

Wie kriegst du dann die Schokladentafel auf?     

[Rhiannon]

@Chrstiopher: Wenn ich Uni-Stress habe, schalte ich komischerweise in den Hyper-Modus. Egal, wie wenig Zeit, ich dann noch abzwacken kann, irgendwie arbeite ich da dann wahnsinnig viel weg.
Letztes Jahr habe ich mit maximal zwei Stunden täglich unter der Woche einen Doppel-NaNo gestemmt, weil ich jeweils in einer Stunde ein Nano-Pensum abgerissen habe. Irgendwie habe ich das Gefühl, je mehr Stress ich habe, desto intensiver muss ich zum Ausgleich schreiben.

Sollte eine Überarbeitung ein Manuskript nicht eigentlich straffen und von Gelaber befreien? Ich füge hier noch einen Satz hinzu, da noch eine Teilszene usw. Hilfe, das Ding ist auch so schon ein Monster, das muss nicht noch gefüttert werden!