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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Tinnue

Ich werde nicht erschlagen sein, ich kenne doch mein Blah.  ;D Und schön, wenn dir die Worte hier helfen. Ich wüsste nicht, was ich ohne TiZi wäre. Allein mit seinem Schreiben und seinen Gedanken wird es manchmal schwer. Und wenn man dann nur den Vergleich nach oben hin hat, erst recht. Bleib erstmal bei dir und deinen Figuren, den Feinschliff bekommst du dann auch hin.

HauntingWitch

Zitat von: Nirahil am 26. Mai 2014, 14:23:55
@Witch: Machst du das auch bei grundsätzlichen Sachen wie einer weiteren Rasse so oder eher Kleinigkeiten, die dann fein gebügelt werden? Ich frage mich gerade, wo ich das am blödsten unterbringe, tendiere aber fast dazu, es an der Stelle stehen zu lassen und mir das irgendwann zu überlegen - spätestens wenn der Betaleser sich verschaukelt vorkommt, dass erst in der Mitte des Buches klar wird, dass nicht nur zwei Hanseln da rumrennen.  ::)

In der Regel weiss ich ja ungefähr, welche Stellen umgeschrieben werden müssen, dann füge ich dort entsprechende Kommentare ein. Eine ganze Rasse hatte ich jetzt noch nie, da ist dann natürlich die Frage, wie du diese einbringen möchtest. Wenn du nur ab und zu Infos einstreust, sollte das mit Kommentaren und hinterher ändern gehen, denke ich. Wenn allerdings ein Individuum dieser Rasse für ganze Sequenzen wichtig ist, wird es natürlich komplizierter...

Zitat von: Nirahil am 26. Mai 2014, 14:33:09
Es ist nur so ärgerlich, an allen Ecken und Enden zu merken, wie wenig Ahnung man nach Jahren des Erfindens eigentlich tatsächlich hat.  :schuldig:

Da muss ich mal kurz aus einem Lied von Symphony X zitieren: "The more I learn, the less I know..." (Wie mehr ich lerne/erfahre, umso weniger weiss ich).  ;) Ich glaube, das kommt einem so vor, eben weil man eigentlich so gut weiss, wie es gehen sollte. Dann schafft man es nicht, das umzusetzen und hält sich für blöd, denn man sollte es ja wissen. Aber das ist die Krux von Theorie und Praxis. Ich glaube, da hilft nur volle Kraft voraus und später mit etwas Abstand kann man dann all die Theorie besser anwenden.  ;D

Sunflower

Irgendwo habe ich mal gelesen, die Kunst des Schreibens sei, sich erst die "Regeln" einzutrichtern und danach wieder zu vergessen  :P Aber so ein ähnliches Problem habe ich auch zur Zeit. Früher habe ich einfach geschrieben, seitdem ich mich mit Schreibtheorie beschäftige, kommt mir jeder Satz unzulänglich vor. Auch wenn ich mich eigentlich um einiges verbessert habe, aber trotzdem ...  :pfanne:
"Why make anything if you don't believe it could be great?"
- Gabrielle Zevin: Tomorrow, and tomorrow, and tomorrow

Tinnue

ZitatIrgendwo habe ich mal gelesen, die Kunst des Schreibens sei, sich erst die "Regeln" einzutrichtern und danach wieder zu vergessen  :P

Genau so ist es!  ;D
Nunja, muss nicht, aber kann durchaus so sein. Ich habe irgendwann angefangen, mir diese Regeln einzutrichtern, weil ich dachte, es kann mir nur helfen, meinen Weg zu machen. Damals hat damit alles begonnen - meine Blockade, die Zweifel, die ersten abgelehnten Kurzgeschichten. Eine sogar vom Verleger selbst mit der Begründung, dass er sie an sich supergern gehabt hätte und stilistisch und sonstwie nichts auszusetzen wäre, aber ihm fehle der "Esprit". Und da dachte ich mir dann: Recht hat er. Regeln sind gut, Regeln sind wichtig. Aber in Maßen. Klar kann es sinnvoll sein, das ein oder andere beim First draft zu beachten. An sich denke ich, fährt man aber besser, wenn man sich bei der Überarbeitung das ganze MS nochmal richtig zur Brust nimmt. Nicht zu viel denken, mehr schreiben und es fließen lassen.

Lucien

Zitat von: Sunflower am 26. Mai 2014, 15:10:58
Früher habe ich einfach geschrieben, seitdem ich mich mit Schreibtheorie beschäftige, kommt mir jeder Satz unzulänglich vor. Auch wenn ich mich eigentlich um einiges verbessert habe, aber trotzdem ...  :pfanne:
:seufz: Das kenn ich. Es ist nicht so, dass es mir heute weniger Spaß macht als früher, aber als ich vom Schreiben noch so gar keine Ahnung hatte, habe ich einfach drauflosgeschrieben, was mir gerade in den Sinn kam. Logikfehler? Plotlöcher? Schreibblockade? Was ist das? Nie gehört! Nun ja, reif für eine Veröffentlichung war das alles nicht, aber immerhin habe ich in fast jeder freien Minute seitenweise Text geschrieben. Jetzt halte ich bei jeder Ungereimtheit entsetzt inne und sprinte zurück auf Anfang, um zu sehen, wie ich das noch hinbiegen kann. So wird das nie was mit einem "Ende".  :d'oh:

HauntingWitch

Zitat von: Sunflower am 26. Mai 2014, 15:10:58
Irgendwo habe ich mal gelesen, die Kunst des Schreibens sei, sich erst die "Regeln" einzutrichtern und danach wieder zu vergessen  :P Aber so ein ähnliches Problem habe ich auch zur Zeit. Früher habe ich einfach geschrieben, seitdem ich mich mit Schreibtheorie beschäftige, kommt mir jeder Satz unzulänglich vor. Auch wenn ich mich eigentlich um einiges verbessert habe, aber trotzdem ...  :pfanne:

Das hat etwas. Ich glaube, das Wichtige ist das Vergessen. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, es so zu betrachten. Zuerst macht es: Achtung, Regelbruch! Dann überlege ich, in wie vielen Büchern mir genau das schon untergekommen ist und in wie vielen davon es mich gestört hat. Meistens spielt es keine Rolle. Wenn man ein Buch gut findet, sieht man darüber hinweg und die Gründe, warum man es gut findet, sind überwiegend andere. Ausserdem sind wir als Selbstschreiber die anspruchsvollere Sorte Leser, das kommt noch hinzu.

Letzte Woche habe ich ja meiner Nachbarin meine Leseprobe gegeben, um die Problemstellen herauszufinden. Dann sagte sie, sie störe es, dass sie sehr lange die Haar- und Augenfarbe des Protas nicht wisse. Es gibt da eine Szene, in der er sein Spiegelbild sieht, die fand sie super, um das zu erwähnen. Und ich sagte: "Aber man denkt ja nicht: Meine grünen Augen sehen heute müde aus, man denkt: Meine Augen sehen heute müde aus." Da hat sie mir erklärt, dass sie das überhaupt nicht stören würde, wenn dieses Grün da stünde... Vielleicht machen wir uns einfach zu viele Gedanken.

Klecks

Zitat von: HauntingWitch am 26. Mai 2014, 16:54:42Vielleicht machen wir uns einfach zu viele Gedanken.

Davon bin ich - obwohl ich mir selbst diese Gedanken machen - überzeugt. Das ist ein bisschen wie mit den Textinterpretationen im Deutschunterricht. Beispiel aus meiner damaligen Klasse: Wir hatte uns ewig darüber Gedanken gemacht, warum im Roman XY ausgerechnet eine gewisse Formulierung benutzt wurde. Dann haben wir die Lesung des Autors besucht und ihn danach gefragt. Seine Antwort: Keine Ahnung, einfach so.  :rofl:

Minhael

Danke für eure ganzen Antworten zum Thema Tagessoll. :) ich hab gestern noch eine Weile darüber nachgedacht, wie ich das ganze umsetzen soll. Ich werd's nun erst einmal mit einem Wochensoll probieren, dass sich ähnlich wie bei Witch an meinen freien Tagen orientiert und für Mo-Fr höchstens ein paar Wörter vorsieht. Bei einer Wochenspanne schließ ich immerhin schon mal aus, dass ich nach dem ersten Tag wegen fehlender Zielerreichung deprimiert bin. *g*

Das Beispiel ist toll, Klecks. Ich glaube auch, dass es gerade beim Schreiben schnell zu viel wird. Trotzdem hänge ich mich herrlich gerne an einzelnen Sätzen und Formulierungen auf. Ich weiß nicht, ob und wie man das jemals rausbekommt. Zumal ich beim Lesen oft weniger stark auf derlei achte. Genauso wie ich bei KGs oft weniger hohe Ansprüche an meinen Schreibstil habe, oder anders gesagt, nicht immer alles tot-korrigieren möchte. Aber bei einem Projekt, das mir wirklich am Herzen liegt, will ich das jeder einzelne Satz perfekt ist...  :bittebittebitte:

Ich wünsch' euch allen einen schönen Start in den Tag!

Klecks

Zitat von: Minhael am 27. Mai 2014, 08:09:36Aber bei einem Projekt, das mir wirklich am Herzen liegt, will ich das jeder einzelne Satz perfekt ist...  :bittebittebitte:

Das wünsche ich mir auch bei meinen Projekten. Manchmal schreibe ich Sätze wieder und wieder und wieder um, bis sie sich richtig anfühlen.  ;D

Dir auch einen guten Start in den Tag!  :vibes:

Lucien

Manchmal fallen mir spontan einzelne, richtig tolle Sätze ein, häufig auch (pseudo)tiefsinnige und philosophische Sprüche, die ich gerne einer meiner Figuren in den Mund legen würde. Aber bis ich dann mal was gefunden habe, wo ich sie einbauen könnte, habe ich sie meistens wieder vergessen.  ;D Da bringt es mir auch nichts, eine Liste anzulegen.
Kennt ihr das Gefühl, dass alles passt und die Sätze einfach toll gesetzt sind und dann kommt ihr auf die eine, alles in den Schatten stellende Formulierung und der ganze Rest ... ja ... ist plötzlich vollkommen blass dagegen. Ich glaube, man kann gar nicht so schreiben, dass jeder Satz perfekt ist.  :d'oh:

Christopher

Ja, das kenne ich. Da überarbeite ich etwas, weil es wirklich mal so gar nicht geht... Und dann sieht der ganze Rest des Textest, der vorher für 'ok' befunden wurde im neuen Licht viel schlechter aus... Da würde ich am liebsten wieder komplett neu ansetzen...

Aber vermutlich würde es mir bei der neuen Variante genauso gehen. Ein Teufelskreis der nur mit Ruhe, Geduld und dem Wissen, dass nicht alles perfekt sein kann, zu durchbrechen ist.  :omn:
Be brave, dont tryhard.

Lucien

Zitat von: Christopher am 27. Mai 2014, 13:12:22
Aber vermutlich würde es mir bei der neuen Variante genauso gehen. Ein Teufelskreis der nur mit Ruhe, Geduld und dem Wissen, dass nicht alles perfekt sein kann, zu durchbrechen ist.  :omn:
:omn: Wahre Worte, Christopher, wahre Worte! Aber wollen wir wirklich hinnehmen, dass nicht alles, was wir schreiben, perfekt sein kann? Wer gibt sich denn freiwillig mit der (gefühlten) Mittelmäßigkeit seines Textes zufrieden?

Christopher

Natürlich niemand. Aber wie weit man den Pfad in Richtung Perfektion beschreiten will, bevor man zufrieden ist, ist jedem selbst überlassen.

Entgegen der ganzen guten Schreiber die nur aus Gewohnheit nörgeln, WEISS ich aber, dass der Kram den ich gerade überarbeite schlecht ist. Es handelt sich schließlich um meine ca. 6 Jahre alten ersten schreiberischen Gehversuche ;D
Be brave, dont tryhard.

Minhael

ZitatEs handelt sich schließlich um meine ca. 6 Jahre alten ersten schreiberischen Gehversuche

Das ist ja dann aber auch wieder schön, oder? Direkt zu sehen wie sehr man sich verbessert hat. :) Allerdings frage ich mich gerade, wie lange dein Manuskript inzwischen ist...? ;D

Christopher

547.346 sagte die Zählung nach dem letzten Wort. Das werd ich aber in zwei Teile aufsplitten, sonst passt das nicht zwischen zwei Buchdeckel ;D
Be brave, dont tryhard.