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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Lomax

Zitat von: Issun am 06. Juli 2009, 20:38:25Oh ja, es ist wunderbar, ein böser Schreiberling zu sein...
Bin ich nicht. Ich bin ein lieber Autor. Ich freu mich schon darauf, meiner müden und erstarrten Protagonistin ein neues Ziel zu geben, ihr die Rückkehr zu Gefühlen und das Teilhaben am Leben zu erlauben. Und was wäre bei einer Protagonistin, die all das durch ihr vorangegangenes Leben verloren hat, besser für einen solchen Neuanfang geeignet, als ihr altes Leben zu zerstören und sie erkennen zu lassen, dass alles, wofür sie in den letzten Jahrhunderten gelebt, woran sie geglaubt und wofür sie sich abgekämpft hat, eine Lüge war?

Ich liebe es, ein menschenfreundlicher Autor zu sein. Oh, Mist ... sind ja gar keine Menschen :-X

Waffelkuchen

#1981
Zitat von: Lomax am 06. Juli 2009, 21:08:59
Und was wäre bei einer Protagonistin, die all das durch ihr vorangegangenes Leben verloren hat, besser für einen solchen Neuanfang geeignet, als ihr altes Leben zu zerstören und sie erkennen zu lassen, dass alles, wofür sie in den letzten Jahrhunderten gelebt, woran sie geglaubt und wofür sie sich abgekämpft hat, eine Lüge war?

:o Warum erinnert mich das jetzt so an meine Marinegeneralin, die ihre ihre ganze Jugend und den Anfang ihrer Zwanziger darauf verschwendet hat, Rache an den Piraten zu nehmen, die ihre Eltern getöten haben- um schlussendlich durch den Sohn des vermeintlichen Mörders zu erfahren, dass es nicht die Piraten, sondern die Marine war, die ihre Eltern um die Ecke gebracht hat. Das Ganze führt zu einem vollkommenen Zusammenbruch meiner Generalin, aber auch zu einem Neuanfang als Piratin, auf der Suche nach ihrer verlorenen Jugend, auf einem Schiff voller Kindsköpfe...   

Heißt das jetzt, ich bin eine liebe Autorin?  ;D (Wenn das die Definition von lieb ist, dann bin ich das gerne! *hähä*)
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Lomax

Zitat von: Waffelkuchen am 06. Juli 2009, 21:49:31Heißt das jetzt, ich bin eine liebe Autorin?
Wenn deine Protagonistin durch den Neuanfang glücklicher ist als vor ihrem Zusammenbruch ... dann war der Zusammenbruch und das, was dazu führte, nett. Wäre sie mit ihrer vollendeten Rache glücklich geworden, wäre es böse, dass du ihr die genommen hast.
  Ist doch ganz einfach  ;)

Sprotte

Ich bin auch gerne gemein zu meinem armen Heroen. Aber da muß er durch! Wenn er das nicht abkann, hätte er nicht mein Held werden dürfen.  :darth:

Hanna

Ich verlange meinen Helden auch einiges ab und mein allerliebster Beta ist jedes Mal sauer, wenn sie kein Happy End bekommen. Und immer sage ich: aber das ist doch ein Happy End! Und ich glaube mir das auch tatsächlich ... ich nenne es dann vielleicht eher poetische Gerechtigkeit, meistens ist irgendwer tot, jemand anderes findet seine große Liebe und ein Kind wird geboren ... oder so ähnlich. Ich fürchte gerade, ich neige dazu, mich selbst zu kopieren.  :-\
#notdeadyet

Sprotte

Oh, Maynard kriegt seine Happy Endings - aber er muß schwer für sie schuften

Romy

@ Hanna: Bei mir stirbt am Ende auch meist jemand (das kann zwischendrin natürlich auch schon mal passieren  ;D ).
Als ich noch jünger war, dachte ich, dass das ein ganz netter Trick wäre, Dramatik zu erzeugen und irgendwie hat sich im Laufe der Jahre eine Gewohnheit darauß entwickelt, von der ich einfach nicht mehr loskomme  :engel:

Geli

Tja - woanders im Leben kriegt man die Chance ungestraft Leute umzubringen ...

Waffelkuchen

Zitat von: Lomax am 06. Juli 2009, 22:46:55
Ist doch ganz einfach  ;)

Na ja, immerhin habe ich davor ihre Eltern um die Ecke gebracht und zugelassen, dass sie in ihrer Karriere an die 300 Piraten an den Galgen bringt und halb wahnsinnig wird. Das würde ich grundsätzlich nicht als nett bezeichnen. ;) Im Endeffekt würde es ihr wohl besser gehen, aber geschrieben ist das noch nicht- da kam dann dieses andere Projekt... (Das muss ein Ausläufer meiner schwarzen Seele sein, der versucht, mich vom nett-sein abzuhalten! Endlich habe ich den wahren Grund gefunden!  ;D )

Aber ich gebe es ja zu: So sehr ich es genieße, meine Protas leiden zu lassen- im Endeffekt gönne ich ihnen dann doch ihr Happy-End.
Wobei "happy" natürlich immer realtiv ist.  :darth:
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Issun

Naja, mein Prota hat's wahrlich nicht leicht.
Er hatte eine miese Kindheit.
Er muss mitansehen, wie das Reich, in dem er lebt und wirkt aufgrund von Starrsinn und Korruption in die Brüche geht.
Und schließlich geht es mit ihm selbst auf die für ihn denkbar schlimmste Weise zu Ende, nachdem er kurz davor war, etwas zu erreichen, das ihn dauerhaft glücklich hätte machen können.  :darth:

Aber hey, immerhin verdankt er mir auch viel Gutes. Schließlich war ich es, die dafür gesorgt hat, dass er eine glänzende Militärkarriere ablegen und sich seinen Ruf als unangefochtener Obermotz schaffen konnte. Undank ist der Welt Lohn...   ;D

Joscha

Ich bin ein unglaublich fieser Autor. So lange es um die Vorgeschichte meiner Figuren geht, kenne ich keine Gnade und foltere sie bis zum äußersten - also so knapp an Selbstmord vorbei, wie nur geht, weil ich sie ja sonst nicht weiter verwenden könnte.

In der eigentlichen Story gehe ich etwas schonender mit ihnen um, aber das ist nur eine trügerische Hoffnung, die ich aufrecht erhalte, damit sie es mit Hängen und Würgen durch den Roman schaffen. Am Ende bricht alles wieder zusammen, meistens stirbt mindestens ein Protagonist/eine Protagonistin, aber irgendwie klärt sich auch alles auf. Den Überlebenden gehts normalerweise immerhin besser danach.

Eigentlich bin ich doch gar nicht so schlimm. :D

Hanna

Bei meinem letzten Buch habe ich überall rumerzählt, es sei eine harmlose Liebesgeschichte mit einem Happy End. Ich habe das auch tatsächlich geglaubt. Mein Freund war anderer Meinung und meinte, ich wäre so fies.

"Wieso?" fragte ich. "ist doch alles in Butter. Sie hat ihren Traummann bekommen und sie leben glücklich bis ans Ende aller Tage."
"Jaaa, aber sie ist blind!"

Das schien mir irgendwie nicht so wichtig ...
#notdeadyet

Coppelia

Meine Figuren haben es gut - sie werden immer mit Respekt und Wohlwollen behandelt! Ich kann doch nichts dafür, wenn sie nichts als Unsinn im Kopf haben, der ihnen das Herz bricht. ::) Und da ich ihre Gegenspieler natürlich auch respektvoll und wohlwollend behandle ... tja. Für Happy Ends kann jedenfalls nicht ich sorgen, das müssen die Figuren schon selbst machen. Das Glück muss ja aus ihnen kommen, nicht aus der Umwelt.
Daher kann ich Gothanna schon verstehen, dass sie ihr Ende für glücklich hält. Wenn die Person glücklich ist ...
Mein jetziger Roman hat kein Happy End, obwohl mein Prota genau das bekommt, was er immer wollte, und noch mehr. Dummerweise merkt er dann, dass er es sich nie hätte wünschen sollen. ::)

Ich caste noch die geschiedene Wissenschaftlerin für ein eventuelles anderes Romanprojekt. Nachdem wir uns endlich einig werden konnten, welche Wissenschaft die ihre ist - sie wollte ja Kriegsfachfrau sein, aber jetzt ist sie Medizinerin - erzählt sie mir, wie fürchterlich die Sache mit ihrem Exmann ist. Das nimmt sie sich alles sehr zu Herzen. Ist auch irgendwie traurig. Nun hat sie Angst, dass ihr Exmann in der Geschichte vorkommt und sie wieder auf ihn "reinfällt" ... :darth:

Lomax

Zitat von: Coppelia am 08. Juli 2009, 09:31:30Ich caste noch die geschiedene Wissenschaftlerin für ein eventuelles anderes Romanprojekt. Nachdem wir uns endlich einig werden konnten, welche Wissenschaft die ihre ist - sie wollte ja Kriegsfachfrau sein, aber jetzt ist sie Medizinerin
Na, so eine Protagonistin würde ich ja gleich rausschmeißen. Wenn ich eine Kriegsfachfrau für meinen Roman casten wollte, und die stellt sich dann als Medizinerin raus ... das ist doch sehr fachfremd. Förmlich Hochstapelei, wenn die sich überhaupt auf die Stelle bewirbt :darth:

Coppelia

Nein, das ist nicht ihre Schuld, sondern meine. Ich bin zu wenig Kriegsfachfrau, um das glaubwürdig zu beschreiben, fürchte ich. Daher musste sie ihren Job wechseln. ;) Richtig zufrieden ist sie aber nicht. Vielleicht sollte sie ihre Autorin wechseln.