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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Lucien

Zitat von: Wolli am 16. August 2014, 11:01:47
Gleich mal die Frage in die Runde, um dem Thread treu zu bleiben: Wieviele Gedanken macht ihr euch darüber, ob das, was ihr schreibt, ernsthaft in der Gesellschaft ankommt (bei Fantasy ja immer noch kontrovers diskutiert)? Schreibt ihr nur zur Unterhaltung eurer Leser oder weil ihr etwas aussagen wollt?
Ich finde den Gedanken ernsthafte, politische Fantasy zu schreiben gerade ungemein spannend. Wie seht ihr das?
Willkommen zurück, Wolli!
Ich schreibe in erster Linie zur Unterhaltung, ohne gezielt politische oder gesellschaftskritische Inhalte einzubauen. Aber mir ist wichtig, dass ein Roman eine Botschaft hat, die über die erzählte Geschichte hinausgeht und auch einen kleinen Einblick auf mich als Person hinter der Geschichte zulässt. Deshalb muss es in meinen Geschichten immer mindestens eine Figur geben, die eine gewisse philosophische Note einbringt.
Ich schließe mich den anderen an, dass es natürlich großartig für mich wäre, wenn meine Geschichten in der Gesellschaft etwas bewirkten, aber in erster Linie sollen sie die Leser erfreuen und vom Alltag ablenken.

@ Christopher: Ich werde gleich noch fleißig sein. Mein Prota weiß es zwar noch nicht, aber er wird seinem neuen Freund heute einiges über seine Welt erzählen ... und er wird das gerne tun ... sehr, sehr gerne. *mit  :pfanne: droh*

Aidan

*seufzt* Wieder ein neues Scrivenerprojekt angelegt, um die Ideen der Nacht festzuhalten. Wer soll das alles schreiben? *guckt sich um* Wie - ich?

Willkommen zurück, Wolli!

Ich glaube, es passiert bei mir, dass sich gesellschaftliche Themen einschleichen, einfach, weil sie meine Figuren betreffen. Ich mag es nicht, wenn spürbar ist, dass der Autor aufrütteln möchte oder ein bestimmtes Problem thematisieren. Wenn man das spürt, dann wirkt das oft künstlich. Ich glaube, dass nur Geschichten, denen man um ihrer selbst und der Figuren willen folgt, Leser erreichen und sensibilisieren können. Sprich, keine Botschaft in Form einer Geschichte schreiben, sondern eine Geschichte mit einer Botschaft. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine. Unsere Figuren müssen sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen. Häufig mit Krieg. Und ihr Umgang mit den Konflikten, mit der Umwelt, miteinander, darin liegt immer ein Botschaft, ob wir das wollen oder nicht. Selbst in einer "einfachen" Liebeskomödie sind Botschaften, im Umgang der Figuren miteinander, in ihren Rollenverteilungen etc..
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Christopher

#17582
Oh ja, über die welt erzählen. Da muss ich auch noch etwas nachbessern. Aber das kommt dann in Runde 2. Dazu sind die zusätzlichen Kapitel hauptsächlich da. Damit will ich den eklatanten Mangel an Weltenbau den ich zu Beginn des Schreibens hatte ausbessern. Mal sehen, ob mir das gelingt ohne aufgesetzt zu wirken. Aber das ist ja noch ne Weile hin. Bis es soweit ist hab ich noch viel Zeit mir was dazu auszudenken ;)

EDIT:
Auf der Suche nach Büchern, die ich gerne lesen würde (ich muss immer mindestens an einem Buch lesen, sonst bin ich nicht glücklich) hab ich seit gestern 3-4 Leseproben durch, aber es überzeugt mich alles nicht. Gerade der Weltenbauaspekt stört mich z.b. bei "Dolch und Münze". Da wurde ich erschlagen von Rassennamen und Örtlichkeiten, die alle leere Papierblätter bleiben, wenn ich es nicht schaffe die Gedankenakrobatik zu vollführen, mir alle Namen zu merken und die aufblitzenden Details dem richtigen Zettel zuzuordnen.

Wird "gute" High-Fantasy wirklich damit gleichgesetzt, den Leser zu überfordern?  ::)
Be brave, dont tryhard.

Issun

Ich muss mal eine Runde jammern. Irgendwie komme ich mit meiner Geschichte nicht in die Gänge, weil ich mich viel zu sehr verspanne. Kaum, dass ich etwas geschrieben habe, beginne ich, daran herumzubessern. Kann mir jemand sagen, ob das nach der ersten Szene besser wird? Ist es normal, dass man am Anfang so pedantisch ist? Ich habe das Gefühl, ich bin mir beim Schreiben selbst im Weg.   :seufz:

Sternsaphir

Zitat von: Christopher am 17. August 2014, 11:47:02
Und, heute schon jemand fleißig gewesen? :)


Ich war/bin fleissig. Ich sitze grad an meinem Exposè (zum gefühlten 5millionsten Mal) und hab auch brav das Duell zwischen Prota und Anta in die Endschlacht eingefügt. Ist zwar etwas anders geworden, als ich mir vorgestellt hab, aber so kommt das häufig vor, wenn ich schreibe. Plötzlich haben meine Charas ihre eigenen Ideen und setzen sie ohne mich zu fragen um. ("Ich nehme jetzt meinen Hund mit in die Schlacht!" *trotzig aufstampf*)


@ Winterkind:
Stimme Dir zu. Eine Geschichte nur um der Botschaft willen zu schreiben könnte sehr schnell in einer stereotypen Story enden, die nur noch klischeehaft und/oder künstlich wirkt.
Ich wollte mal eine Geschichte über eine strenge Rollenverteilung in der Gesellschaft schreiben. Daraus wurde nichts, weil ich mich viel zu sehr auf die Botschaft konzentriert habe und alles sich nur noch darum drehte wie ein großes Schwarzes Loch. Die Geschichte verwarf ich wieder, weil sie einfach keinen Anreiz gab, sondern nur zwanghaft spannend wirkte ohne großen Hintergrund.
Wenn man aber eine spannende Geschichte hat und dort eine Botschaft einwebt, wirkt das viel natürlicher.
Man liest doch Bücher, um sich in erster Linie unterhalten zu lassen und nicht an jeder Ecke den erhobenen Zeigefinger zu spüren.

Klecks

Oh, Issun, ich bin traurigerweise eine Expertin für hölzern klingende Anfänge.  ;D  Ich erlebe dieses Gefühl bei fast allen Projekten, die ich anfange, und muss mich auch immer seitenweise zwingen, das auszublenden, bis ich mich entspannen kann. Also mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Je mehr ich das tue, desto schlimmer wird es. Das Beste ist, einfach zu schreiben und zu versuchen, es zu genießen. Und ja, es wird besser.  :knuddel:

Issun

Danke für die aufmunternden Worte!  :knuddel:
Manchmal habe ich beim Durchlesen das Gefühl, was ich bis jetzt habe, ist gar nicht so unbrauchbar, aber dann blättere ich wieder durch einen Schreibratgeber und bin niedergeschlagen.  ;) Am besten zwinge ich mich nachher gleich zum Weitermachen.

Christopher

Ignorieren und einfach weitermachen. Gerade den Anfang kannst du jetzt so viel verschlimmbessern wie du willst. Den wirst du sowieso noch mindestens drei Mal neu schreiben. Also lass ihn wie er ist und mach erst mal weiter ;)
Be brave, dont tryhard.

Klecks

Nichts zu danken.  :knuddel:  Ich persönlich finde ja, Schreibratgeber sind Gift für das eigene Schreiben. Ich schaue die Dinger nicht mal an.  ;D

Christopher

Bis jetzt hab ich nur einen gelesen, den aber sehr kritisch. Es gibt gute und schlechte Ratschläge, aber im Grunde stand da nicht so viel mehr drin, als ich hier im TiZi auch so nebenbei lerne  :omn:
Be brave, dont tryhard.

Atra

Klecks, da stimme ich dir zu. Ich mache um Schreibratgeber auch einen Bogen, obwohl ich zumindest denke, dass sie für den Anfang hilfreich sein können. Jeder hat mal mit Unwissen über das Schreiben angefangen, bevor er den Schritt ins Internet oder anderswo hin wagte und vermutlich aus allen Wolken fiel  ;D

Das bringt mich zu etwas, dass kürzlich gelesen habe, als ein junges Mädchen in einem Text über Elben schrieb und jemand fragte, ob sie von Tolkien inspiriert wurde. Ihre Antwort war verneinend und die Frage, ob es ein Buchtitel sei. Sollten die Größen des Genres in dem man selbst schreibt, nicht wenigstens vom Namen bekannt sein?  :hmmm:

LG Atra
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Issun

@Christopher: Du hast recht, was das Überarbeiten betrifft. Trotzdem ist es schwer, sich von solchen Gedanken zu lösen wie: Wenn die erste Szene mies ist, wie soll dann die zweite gut werden?

Schreibratgeber finde ich nicht per se schlecht, obwohl ich schon einige sehr mittelmäßige gelesen habe. Wenn man natürlich versucht, das, was man in einem guten Ratgeber liest, peinlich genau umzusetzen, gibt es bestimmt Probleme...   :versteck:

HauntingWitch

Schreibratgeber übergehe ich auch. Ich habe mich, seit ich in den Zirkel gekommen bin, so sehr damit beschäftigt, was für Regeln es gibt und wie wichtig sie sind, alles auswendig gelernt... Und kürzlich beschlossen, dieses Wissen über die Schulter in den Eimer zu werfen und so zu schreiben, wie es mir von den Fingern kommt.  ;D Ich habe mich auch beim Lesen von Büchern auf diese Dinge geachtet und festgestellt, dass es mich nirgends gestört hat, wenn eine Regel nicht eingehalten oder gebrochen wurde. Also, alles Quatsch. Was ich aber sehr gerne lese sind analytische Bücher über das Schreiben (z.B. "Die Kunst des Erzählens" von James Wood kann ich nur sehr empfehlen) oder Rezensionen über Bücher, die ich bereits kenne, um zu sehen, was beim Leser was auslöst. Und natürlich analysiere ich auch selber.

Zitat von: Atra am 17. August 2014, 17:42:12
Sollten die Größen des Genres in dem man selbst schreibt, nicht wenigstens vom Namen bekannt sein?  :hmmm:

Auf jeden Fall.

Ich fühle mich ein wenig frustriert. Ich hatte gestern Abend einen Anfall, in dem ich mit der nächsten Szene hätte beginnen können. Aber ich ware so müde und abgelenkt und heute Morgen war das Gefühl verschwunden. Jetzt habe ich den ganzen Tag nicht ein Wort geschrieben.  Naja, ich dachte sowieso, die Szene muss erst noch reifen, fühlt sich trotzdem blöd an sowas.  :(

Serafina

Ich sehe das mit den Schreibratgebern auch eher locker. Sie können interessant zu lesen sein und manche Sachen übernehme ich auch, allerdings nur, wenn es sich für mich hundertprozentig richtig und logisch anfühlt. Ansonsten mache ich es auch einfach so, wie es mir gerade kommt.

@Atra
Also von Tolkien sollte man schon zumindest mal etwas gehört haben, wenn man Fantasy schreibt.  :hmmm:

@Witch
Das hatte ich vorgestern Nacht auch. War allerdings ebenfalls zu müde, um viel schreiben zu können, aber ich habe wenigstens angefangen. Leider war das Gefühl danach auch weg und nun quäle ich mich regelrecht durch diese blöde Geschichte, die heute eigentlich auch fertig werden muss, weil sie für eine Ausschreibung ist. Etwas zu erzwingen macht echt keinen Spaß, wenn man einfach nicht richtig reinfindet. :(

Siara

#17594
Schreibratgeber sind mit Vorsicht zu genießen, glaube ich. Wer sich wirklich noch nie und in keinster Weise mit dem Handwerk beschäftigt hat, kann damit sicher ein paar gute Schritte machen. Allerdings auch, weil die Informationsfülle so riesig sein wird, dass man sich die ganzen fiesen Details gar nicht merken kann, sondern sich nur das Grobe einprägen - als Leitfaden quasi.

Bisher habe ich erst einen Schreibratgeber gelesen und das hat mir nicht gut getan. Es hat Wochen gedauert, bis ich danach wieder so frei schreiben konnte wie zuvor - und verbessert hat sich mein Geschreibsel dadurch ganz eindeutig auch nicht. Ehrlich gesagt halte ich den Tintenzirkel für den besten Schreibratgeber. Hier gibt es kein einheitliches: "Das darfst du niemals tun, das gehört in kein Buch, das ist böse!" Es gibt verschiedene Meinungen und Tendenzen über gut und schlecht, aber das alles liegt so weit gestreut, dass ein großer Rahmen bleibt, in dem man seinen eigenen Stil finden kann. Hier habe ich jedenfalls tausend Mal mehr gelernt als in dem Ratgeber. :vibes:

Zitat von: Winterkind am 17. August 2014, 13:16:39
Sprich, keine Botschaft in Form einer Geschichte schreiben, sondern eine Geschichte mit einer Botschaft.
Das finde ich super ausgedrückt, sehe ich genauso. Allerdings glaube ich auch, dass es kaum möglich ist, eine Geschichte ohne Botschaft zu schreiben - ob nun beabsichtigt oder nicht. Charaktere handeln und diese Handlungen haben positive oder negative Folgen. Am Ende gewinnen die Guten oder die Bösen, oder es wird klar, dass es kein Gut und Böse gibt. Das alles sind Aussagen, sie sich auch auf die Realität übertragen lassen.

In meine Projekte plane ich jedenfalls selten von Anfang an eine Botschaft ein. Sie ergibt sich einfach, und wenn ich merke, in welche Richtung es läuft, kann ich die Botschaft etwas hervorheben, wenn sie mir besonders gut gefällt. Irgendwie ist, was ich schreibe, immer sehr philosophisch geprägt. Nicht unbedingt mit einer zentralen "Lehre", sondern mit vielen kleinen Gedanken, die ich ganz automatisch einfließen lasse. Vielleicht meine Art, mit den Fingern zu denken? ;D
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.