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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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HauntingWitch

Meiner Ansicht nach liegt das Problem woanders. Seit dem grossen Fantasy-Hype nach der HdR-Verfilmung scheinen die Verlage das Gefühl zu haben, dicke endlos-Reihen, von denen jeder Band mindestens 400 Seiten hat, seien gewünscht. Ergo lässt sich etwas dünneres weniger gut verkaufen (glauben sie) und kommt natürlich nicht in die Buchhandlungen. Muss man sich da noch drüber wundern? Natürlich verkauft sich etwas nicht, wenn es gar nicht erst die Chance hat, von den Lesern entdeckt zu werden. Und manch ein Leser hat längst die Nase voll von diesen dicken Schinken.

Andererseits, ist das wirklich so? "Wicked Lovely" von Melissa Marr z.B. hat in meiner Ausgabe 321 Seiten. Riesige Schrift, grosszügig schnörkelige Seitenaufteilung, viele Verzierungen. Ich wage einfach mal frech zu schätzen, das waren keine 300 NS, bevor die das gedruckt haben.  ;)

Für mich als Leser ist Wert und Preis ein erheblicher Unterschied. Der Wert eines Buches ergibt sich während dem Lesen und in den Monaten/Jahren danach. Was das Buch in mir auslöst, was es mir bedeutet; Das macht für mich den Wert. Der Preis ist mir zwar insofern wichtig, dass ich nicht das Hardcover kaufe, wenn das TB fünf Franken weniger kostet. ;) Aber er ist nicht das Kriterium, wonach ich bestimme, welche Bücher ich lesen möchte.

Grey

Zitat von: HauntingWitch am 27. November 2013, 10:41:48
Meiner Ansicht nach liegt das Problem woanders. Seit dem grossen Fantasy-Hype nach der HdR-Verfilmung scheinen die Verlage das Gefühl zu haben, dicke endlos-Reihen, von denen jeder Band mindestens 400 Seiten hat, seien gewünscht. Ergo lässt sich etwas dünneres weniger gut verkaufen (glauben sie) und kommt natürlich nicht in die Buchhandlungen.

Da hast du definitiv recht, aber diese Denkweise gibt es nicht erst seit dem HdR-Hype Anfang des Jahrtausends. "Fantasybücher müssen dick sein!", das habe ich schon in den 90ern auf einem Autorenworkshop zu Verlagsbewerbungen auf einer RPG-Con gehört. Oder, wenn schon nicht richtig dick, dann doch mindestens eine dreibändige Reihe. Sonst taugt es nämlich nicht zum Epos, und episch muss es sein. Außerdem sind Fantasyleser loyale Schluffen, die sich gern an etwas binden und keine Veränderungen mögen und deswegen gern möglichst lang von immer den gleichen Figuren lesen. Ob man das wirklich so verallgemeinern kann? Vermutlich nicht. ;) Aber diese Denke gibt es in den Verlagen schon sehr, sehr lange. Und soweit ich weiß, ist sie immer noch aktuell.

zDatze

Mit meinem vorigen Post wollte ich nicht die Aussage Wert=Preis machen. Das ist für mich auch nicht dasselbe. Die Dicke eines Buches hat nichts mit dem inhaltlichen und persönlichen Wert zu tun, den man sich erliest. Trotzdem ist da irgendwo im Kopf eine Blockade vorhanden, die ich liebend gerne einreißen würde.

Das Problem, dass kürzere Werke nicht gefragt/gedruckt/anerkannt werden, würde ich trotzdem nicht nur auf eine der möglichen Parteien schieben. Verlage sind nicht der einzige Faktor in diesem Kreislauf. Auch wenn man sich als Leser nicht so recht zur Wehr setzen kann, wenn im Fantasyregal einfach keine Bücher mit weniger als 300 Seiten stehen. Abgesehen von den Novellen zu der einen oder anderen Serie. ::)

Zit

#14373
Ich bin mir nicht sicher, ob es irgendwann nicht einmal auch mit Kostenersparnis zusammen hing? Meine ich zumindest irgendwann irgendwo gelesen zu haben. So von wegen: Unsere Druckkosten pro Stück sinken, wenn wir dieunddie Auflage mit derundder Seitenzahl kombinieren. Nachdem die Druckkosten aber mittlerweile das geringste Problem bei so einem Buch sind, frage ich mich natürlich, warum ich immer noch den Eindruck habe, kürzere Sachen kommen nicht so gut an.
Außer man heißt Haruki Murakami, dann kriegt man auch so etwas wie "Schlaf" als Einzeltitel in Deutschland publiziert, zusammen mit wunderschönen Illustrationen, für 8,95EUR bei 78 Seiten. Nicht, dass ich so etwas nicht zu würdigen weiß, mir gefiel es ganz gut, aber ich würde mir mehr davon wünschen, gerade von deutschen Autoren und erst recht im stationären Buchhandel (besonders bei den großen Ketten).

ZitatAuch wenn man sich als Leser nicht so recht zur Wehr setzen kann, wenn im Fantasyregal einfach keine Bücher mit weniger als 300 Seiten stehen.

Naja, doch, indem ich es nicht kaufe.
Es gibt ja zum Glück Kleinverlage, die regelmäßig kürzere Sachen publizieren, da sie aber kaum bis gar nicht im stationären Handel vertreten sind, macht es mir schwer, da "stöbern" zu können. Da muss ich schon gezielt die Verlage abklappern oder die VÖ unserer TiZi im Auge behalten. :)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Franziska

Die Erklärung leuchtet mir nicht unbedingt ein. Im Bereich Gegenwartsliteratur gerade von deutschen Autoren habe ich das Gefühl, gibt es fast nur noch Bücher unter 200 Seiten. Wo ich mich dann auch manchmal frage, ob diese Länge überhaupt ein Roman ist, wenn es dann auch noch recht großzügig gedruckt ist. Ich bin ja immer ganz froh, wenn ich mal Fantasy finde, die keine Serie ist und meine shcon öfter gelesen zu haben, dass die Verlage das eigentlich auch gerne machen, aber einfach viel mehr Serien angeboten bekommen.

Zit

Welche Erklärung leuchtet dir nicht ein?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

HauntingWitch

Zitat von: Franziska am 27. November 2013, 15:35:54
Ich bin ja immer ganz froh, wenn ich mal Fantasy finde, die keine Serie ist und meine shcon öfter gelesen zu haben, dass die Verlage das eigentlich auch gerne machen, aber einfach viel mehr Serien angeboten bekommen.

Das fände ich sehr beruhigend.  ;D

Lucien

@ Zitkalasa: Mein Problem ist eher, dass ich mich nur allzu gerne wieder in meine phantastischen Welten verkrümeln würde, allerdings würde die Uni garantiert drunter leiden. Das will ich auf der Zielgeraden lieber vermeiden.  :seufz:

Zitat von: HauntingWitch am 27. November 2013, 10:41:48
Für mich als Leser ist Wert und Preis ein erheblicher Unterschied. Der Wert eines Buches ergibt sich während dem Lesen und in den Monaten/Jahren danach. Was das Buch in mir auslöst, was es mir bedeutet; Das macht für mich den Wert. Der Preis ist mir zwar insofern wichtig, dass ich nicht das Hardcover kaufe, wenn das TB fünf Franken weniger kostet. ;) Aber er ist nicht das Kriterium, wonach ich bestimme, welche Bücher ich lesen möchte.
:wolke: Du sprichst mir aus der Seele. Gedanken über den Preis eines Buches mache ich mir nur, wenn es Unterschiede bei verschiedenen Ausgaben gibt ... oder ich pleite bin.  ;D

Aber ich muss auch gestehen: ich mag dicke Bücher! Wenn mir eine Geschichte richtig gut gefällt, bin ich immer ganz enttäuscht, wenn sie so schnell zu Ende ist. Trotzdem entscheidet bei mir einzig und allein die Geschichte und mein Bauchgefühl, welches Buch den Weg in mein Regal findet.

@ Franziska: Ich bin auch gerne auf der Jagd nach Einzelbänden! Eine Trilogie darf es meinetwegen auch noch sein (dominiert zurzeit sogar noch mein Regal), aber ich mag es schon ganz gerne, wenn ich mal nicht auf eine Fortsetzung warten muss, um eine Geschichte zuende lesen zu können.  ::)

Thaliope

Die Dicke von Büchern spielt für mich beim Kaufen eigentlich keine Rolle ... allerdings schätze ich es seeeehr, wenn Leute in der Lage sind, sich kurzzufassen. Also, wenn ein Buch dick ist, sollte das einen guten Grund haben :)
Aber wie Robert Gernhardt schon so schön sagte: Manchmal steht in einem dünnen Bändchen viel weniger als in einem dicken Roman  ;D

Mal zu was anderem: Kennt ihr das, wenn ihr alte Notizen wiederfindet und ... nun ja, gelinde gesagt ratlos davor steht? Hinten in meinem Filofax unter der hübschen Überschrift "Plots" fand ich: "Amokläufer wegen Türstopper im Schrank" und "Die Liga der ausgestoßenen Gentlemen - Weltverschwörung der Schiedsrichter - Thriller mit durchgeknallten Elementen". Äh. Ja. Und ich hab keine Ahnung mehr, was ich mir dabei wohl gedacht habe.

Ich jedenfalls hab heute einen Tag frei und darf mich ganz meinem Fotografen-Plot widmen. Hip-hip hurra. :)



Fianna

#14379
Mein Antagonist (historisches Projekt) ist vermutlich eine Hohlbirne. Verschiedene Interpretationen, die dennoch zu dem Schluss eines gelenkten Menschen kommen, lassen den Schluss nahe liegen, dass es keine Verzerrung durch die Quellen und deren Subjektivität ist, sondern durchaus "wahr" sein könnte. Passt auch zur Biographie.
:'(
Nunja, vielleicht ergeben sich daraus ja noch gute Plotdinge (fals nicht gegenteilige Quellen auftauchen). Denn die Gründe, eine solche Meinung über diese historische Person öffentlich, nachträglich zu vertreten, werden natürlich eine Rolle spielen.
Momentan tendiere ich dazu, dass der Antagonist absichtlich den Eindruck eines lenkbaren Menschen macht und im Geheimen seine Pläne verfolgt - aber das ist nur ein erstes Zwischenergebnis, dass mich davon abhalten soll, manisch im Kreis zu rennen und zu brüllen "Warum bist Du so eine Hohlbirne??? Das passt doch gar nicht!"

Mal sehen, was weitete Recherche noch so ausgräbt.

Pintana

Fühl dich ge :knuddel: t Fianna.

Auch eine "Hohlbirne" kann ein guter Anta sein und vielleicht überrascht er dich ja im Verlauf des Manuskriptes
und ist gar nicht so hohl, wie er auf den ersten Blick wirkt. Vielleicht hält er sich auch für wahnsinnig schlau
und wird dadurch etwas spannender? Die wenigsten Hohlköpfe wissen, dass sie nur heiße Luft im Köpfchen
haben. Nicht jeder Mensch ist klug, warum muss es ein Anta sein? Um den schlauen, guten herauszufordern?
Dann hat er eben einen Berater, der was auf dem Kasten hat. 

Klecks

Ich finde, die Hohlbirnen unter den Antas sind die gefährlichsten.  :darth:

Ein berechnender, hochintelligenter Psychopath giert vielleicht nach der Weltherrschaft und räumt mit Intrigen und emotionaler Kälte alle Hindernisse fort, die sich auf dem Weg zum Ziel befinden. Aber eine Hohlbirne? Die kann das nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Wer weiß, vielleicht zieht die Hohlbirne eine viel gewaltigere Schneise der Verwüstung hinter sich her, da er aufgrund seiner "Beschränktheit" nicht in der Lage ist, genau abzuschätzen, welche Folgen seine Taten haben. Der intelligente oder zumindest "normal" intelligente Anta arbeitet meistens eiskalt und ehrgeizig auf sein Ziel hin - ein Anta, der eine nicht ganz so helle Kerze ist, könnte regelrechte Unheilslawinen auslösen, weil er nicht so recht weiß, was er tut. Und selbst, wenn er nicht so beschränkt ist, also selbst, wenn er weiß, was er tut: Seine eventuell unbeholfene Art, es zu tun, seine schlichtere und trotzigere Weise, seinem Ziel näher zu kommen, könnte weit mehr Leid bei den Protas auslösen, als ein "böser" Anta.

Ich habe auch selbst schon ein Buch mit einem Hohlbirnen-Anta geschrieben, und er war nicht "einfach nur so" ein Monster, nicht einfach nur, weil er dieses "böse" Ziel hatte. Viel eher war er so Furcht erregend und extremst gefährlich, weil er nicht kapiert hat, wie schrecklich das alles ist, was er tut. Er hat es einfach nicht verstanden. Für ihn, in der kleinen Welt seines Verstandes, war alles logisch, nachvollziehbar und sogar ein Masterplan.

Es hat riesigen Spaß gemacht, so einen Anta zu schreiben. Die Möglichkeiten sind viel reichhaltiger und abwechslungsreicher, und es war eine interessante, spaßige Alternative zu den anderen Antas, die sich so in unseren Welten tummeln. Ich kann dich also nur ermutigen - glaub mir, das wird toll. Für mich jedenfalls war es eine tolle und bereichernde Klecks-Erfahrung.  :jau:

Antonia Assmann

Vielen Dank, du lieber Klecks, du hast mir gerade ein Aha-Erlebnis gebracht. Jetzt ist der Knoten offen und ich kann beginnen. Danke dafür, auch wenn du nicht wissen kannst, wofür! Aber das war der entscheidende Hinweis des Tages!  :knuddel:

Klecks

Ach, das freut mich riesig, dass ich dir helfen konnte! Auch, wenn ich nicht genau weiß, womit. Aber ein Knoten ist beim Schreiben immer lästig, und wenn er platzt, ist das ein gigantisches Gefühl. Ich freu mich für dich. Viel Spaß beim Schreiben.  :prost:

zDatze

ZitatIch habe auch selbst schon ein Buch mit einem Hohlbirnen-Anta geschrieben, und er war nicht "einfach nur so" ein Monster, nicht einfach nur, weil er dieses "böse" Ziel hatte. Viel eher war er so Furcht erregend und extremst gefährlich, weil er nicht kapiert hat, wie schrecklich das alles ist, was er tut. Er hat es einfach nicht verstanden. Für ihn, in der kleinen Welt seines Verstandes, war alles logisch, nachvollziehbar und sogar ein Masterplan.
Das, was du da beschreibst, deutet aber eindeutig auf einen Psychopathen hin und nicht auf eine Hohlbirne. Psychopathen finden Dinge interessant und beobachtenswert, bei denen ein normaler Mensch nicht hinsehen kann ohne eine extreme emotionale Reaktion zu haben. (z.B. blutige Tatortfotos, zerfetzte Leichen) Nicht zu verstehen, wie schrecklich eine Tat oder Situation ist, weißt sehr eindeutig auf einen Psychopathen hin.