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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Nachtblick

Ich musste zweimal lesen, ob du wirklich "sein Mann" geschrieben hast, und dann habe ich mich gefreut, weil es so vollkommen nebenbei gesagt wird. Ich finde es vollkommen fair, wenn auch unter den Minderheiten ein prozentualer Anteil Fieslinge ist. Es ist übrigens superspannend, darüber eine Liste zu führen. Auch wenn es dämlich klingt, mir hilft das, dass ich nicht in zu viele Tropes reinrutsche und automatisch die Sache mache mit "oh, die Person ist nicht weiß/heterosexuell/körperlich unversehrt/jung/schlank/ein Mann (OH NO YOU DIDN'T!), da darf sie folgende Charaktereigenschaften auf gar keinen Fall besitzen: x/y/z". Das, was auch besonders männliche Autoren gern mit ihren weiblichen Charakteren machen: bloß keine Makel, sonst ist das ja sexistisch! So ein Blödsinn. :rofl:

Kati

Zitatoder kann das am Ende als ein negatives Statements meinerseits zum Thema Homosexualität mißverstanden werden?

Klar, kann es das werden. Weil es neben den wirklich Homophoben leider auch Menschen gibt, die zu sehr darauf eingeschossen sind, überall Feindlichkeit zu sehen. Es ist wie Mogy sagt: Menschen sind Menschen, egal welche Sexualität sie haben. Leider leben wir aber immer noch in einer Gesellschaft, in der diese Feindlichkeit wirklich existiert und mit Gegenhass bekämpft wird. Deshalb: Da werden sicherlich Leute kommen, die das als direkten Angriff und unterschwelligen Hass interpretieren. Das finde ich traurig, weil dir niemand ähnliches unterstellen würde, wenn du wirklich Frau oder Blumentopf schreiben würdest. Mich würde es nicht stören, aber es findet sich halt immer einer. Stehen lassen würde ich es trotzdem.  ;) Schon allein, um gegen sowas anzugehen.

Nachtblick

Ist das denn dein einziger explizit als nicht heterosexuell genannter Charakter?

KaPunkt

Zitat von: Nachtblick am 05. Januar 2013, 23:53:13
Ist das denn dein einziger explizit als nicht heterosexuell genannter Charakter?
Bis jetzt schon.
Was da im weiteren Verlauf noch kommt, weiß ich nicht.

Meine Hauptfiguren sind hetero.

Bei den wichtigen Nebenfiguren weiß ich es noch nicht bei allen. Wird sich zeigen.

Schon mal Danke für eure Meinungen.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

chaosqueen

Ich finde den Satz gut so, weil er genau das transportiert, was er meiner Meinung nach transportieren soll: Dass Sexualität etwas ist, das einfach stattfindet, ohne dass man lang und breit drüber reden muss. Und dass es neben Heterosexuellen eben auch Homosexuelle gibt (und Transsexuelle, Bisexuelle und noch ein bisschen mehr). Würdest Du es ganz fallen lassen, passiert nicht viel, außer, dass Deine Welt einen Hauch weniger aufgeschlossen den verschiedenen Spielarten gegenüber erscheint. Würdest Du es lang und breit thematisieren, könnte es in Gegenteil umkippen: "Oh, die Autorin betont extra, wie aufgeschlossen alle in ihrer Welt sind, da kommt bestimmt noch was nach."

Lass es so stehen. Wenn wir Autoren nicht anfangen, Dinge als normal und gegeben in unsere Texte einfließen zu lassen, wer soll denn dann das allgemeine Denken ändern, hm? ;)

Mogylein

Zitat von: chaosqueen am 06. Januar 2013, 11:09:24
Und dass es neben Heterosexuellen eben auch Homosexuelle gibt (und Transsexuelle, Bisexuelle und noch ein bisschen mehr).

Tut mir leid, dass ich jetzt Off-Topic gehe, aber ich wünschte, die Leute würden diese Dinge nicht vermischen. Das eine ist die sexuelle Orientierung (stehe ich aufs gleiche Geschlecht, aufs andere, auf beides, auf jedes, nur in bestimmten Bedingungen...), das andere die sexuelle Identität (fühle ich mich als Mann/Frau, entspricht das meinen Chromosomen/Geschlechtsmerkmalen, wie kleide/benehme ich mich). Man kann durchaus transsexuell und gleichzeitig heterosexuell sein. Und Cisgender können pansexuell sein.
Bitte nicht in einen Topf damit. Ich habe Freunde, die sind Transgender und asexuell, Transgender und homosexuell, Transgender und heterosexuell und habe Freunde, die Cisgender sind und all das sind. Wie würden sich veräppelt fühlen, wenn man aufgrund ihres Trans*-Daseins ihnen keine eigene Orientierung zuspräche.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Nachtblick

#12126
Haben wir darüber eigentlich schon einen Thread, vielleicht allgemein über Minderheiten? Ich lese das in dem Kontext so oft falsch (und: Spielart ist auch etwas, nun ja), und viele nehmen an, sie wären schon die Meister des Fortschritts, wenn sie einen homosexuellen Nebencharakter haben, der dann oft auch noch ungeschickt gemacht ist. Damit meine ich jetzt nicht dicht, KaPunkt, um das gleich mal zu sagen. ;)
Gleiches gilt für People Of Colour, auch und gerade in Fantasy und Phantastik. Wenn man nicht gerade selbst durch eine Art der Zugehörigkeit zu einer Minderheit in das Thema eingespannt oder Sozialwissenschaften studiert, weiß man so was oft nur bedingt. Ich sehe mich auch weit davon, mich hier als Macker aufzuspielen, zumal ich erst im letzten Jahr wirklich angefangen habe, mich intensiv mit Gendertheorien, Trans- und Intersexualität und -identität, Rassismus und Feminismus auseinanderzusetzen begonnen habe und mich noch als blutiger Anfänger sehe. :hmmm: Andererseits freue ich mich eben immer, wenn ich in guten Romanen nicht-heterosexuelle, nicht-cis und nicht-weiße, gut geschriebene Charaktere finde, die ganz selbstverständlich eine ebenso anständige Rolle bekommen wie alle anderen.
Ich glaube, nach meiner Uniexkursion setze ich mich mal hin, wenn da Interesse ist, das zu diskutieren, und eröffne dazu ein eigenes Thema. :)

chaosqueen

Zitat von: Mogylein am 06. Januar 2013, 11:25:53
Tut mir leid, dass ich jetzt Off-Topic gehe, aber ich wünschte, die Leute würden diese Dinge nicht vermischen. Das eine ist die sexuelle Orientierung (stehe ich aufs gleiche Geschlecht, aufs andere, auf beides, auf jedes, nur in bestimmten Bedingungen...), das andere die sexuelle Identität (fühle ich mich als Mann/Frau, entspricht das meinen Chromosomen/Geschlechtsmerkmalen, wie kleide/benehme ich mich). Man kann durchaus transsexuell und gleichzeitig heterosexuell sein. Und Cisgender können pansexuell sein.
Bitte nicht in einen Topf damit. Ich habe Freunde, die sind Transgender und asexuell, Transgender und homosexuell, Transgender und heterosexuell und habe Freunde, die Cisgender sind und all das sind. Wie würden sich veräppelt fühlen, wenn man aufgrund ihres Trans*-Daseins ihnen keine eigene Orientierung zuspräche.

:versteck:

Hast ja Recht, ich wollte das auch nicht als "alles auf einer Stufe und entweder - oder, wer transsexuell ist, kann nicht auch noch homosexuell sein" hinstellen. Da hab ich eindeutig geschludert!

HauntingWitch

@KaPunkt: Ich finde das völlig in Ordnung. Der Satz - bzw. die Homosexualität der Figur - bezieht sich ja auf deine Figur. Er ist Folterer und er ist schwul. Das ist alles. Du implizierst ja nicht, dass alle Schwulen fiese Folterer sind oder dieser Job nur von Schwulen ausgeführt wird, weil diese so herzlose Menschen sind. Du gibst lediglich deiner Figur eine Eigenschaft.
Bestimmt wird es Leute geben, die das anders sehen und kritisieren, aber die gibt es immer. Da würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen.

@Franziska: Oh nein, so etwas ist doof.  :knuddel: Aber vermutlich würde man sie nur nerven, wenn man trotzdem schreibt. Gemein. Ansonsten wünsche ich dir viel Glück und Erfolg bei deiner weiteren Suche!

Franziska

danke. Sie würden die Email wahrscheinlich einfach löschen. :seufz: Jetzt weiß ich nicht, ob ich die Zeit warten soll. 3 Monate sind ja nicht soo lang. Aber wer weiß, wie lange die dann zur Prüfung brauchen.

Alana

#12130
@Nachtblick: Ja, das würde mich sehr interessieren. Ich finde es nämlich ziemlich schwierig, Minderheiten so einzubauen, dass sie wirklich natürlich wirken und/oder nicht wie der Quoten-Homosexuelle. Es ist wirklich oft eine Gratwanderung, genau auch aus dem Grund, den KaPunkt hier anspricht. Wenn man einen Nebencharakter zu einer Person macht, die einer Minderheit angehört, trifft man damit, oft ohne es zu wollen, anhand der anderen Eigenschaften der Figur eine Aussage über Angehörige dieser Minderheit oder zumindest wird das oft so wahrgenommen. Ich empfinde das als sehr starke Enschränkung und baue genau deswegen Minderheiten oft nicht ein, was ich aber auch wieder blöd finde. Ich würde meine Nebencharas gern ihre Rolle spielen lassen, ihnen alle nötigen Eigenschaften geben, und dabei nicht darauf achten müssen, welche Sexualität oder welche sexuelle Identität sie haben, sondern die auch als ganz natürlich einbauen. Geht aber leider nicht. Einen Thread dazu fände ich wirklich super.
Alhambrana

Ludovica

@Nachtblick: ich fände so ein thema auch wahnsinnig interessant. Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du, auch wenn ich mich doch nicht mehr wie ein totaler Novize in der Social Justice fühle ;-) Ich bemühe mich momentan immer mehr, Minderheiten in meine Geschichten einzubauen, allerdings weniger als Nebencharaktere, sondern möglichst als Plotträger (teilweise wird es dann auch wichtig, dass z.B. eine der drei Hauptfiguren meines nächsten Projekts homosexuell ist). Genauso wie plottragende Charaktere und Settings, die eher arabisch/afrikanisch inspiriert sind (und auch so aussehen), was allerdings wieder ziemlich viel Arbeit erfordert, um nicht in Klischees zu fallen...

Aber es ist wirklich witzig - seit ich aktiv beschlossen habe, mehr solche Charaktere einzubauen, melden sich auch mehr davon in meinem Kopf....

KaPunkt

Danke ihr Lieben,

dann darf mein gelangweilter Folterer seinen Mann behalten.
(Er ist euch sicher sehr dankbar)  ;D

Ich habe jetzt mal die Suchfunktion bemüht zu dem Thema bemüht, weil ich den dumpfen Verdacht habe, dass wir mindestens ein solches Thema schon mal hatten.

Also, Shin hat mal den hier gestartet:
Chance auf Veröffentlichung? Fantasy, aber mit Homosexualität
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,9249.0.html

2009 gab es diesen Thread: Homosexualität und die Reaktion der Gesellschaft
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4104.0.html

Und Aqua hatte schon mal Fragen zum Thema H. im Jugendbuch:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,4298.0.html

Also, ich vermute, es gibt bisher keinen Thread, der sich allgemein und umfassend mit dem Themenkomplex beschäftigt.

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
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in her hands.
(Diane di Prima)

Ludovica

#12133
Diese Themen beschäftigen sich halt leider alle mit dem Thema Homosexualität - was im LGBTQ(IA)-Kontext eben nur ein kleiner Teil ist  :-\ *

Nicht wirklich zum Thema gehörend jetzt... Ich hab einige Zeit nicht mehr an meinen Zwergen geschrieben, aber auf einmal wird mein wichtigster 'Neben'charakter wahnsinnig gesprächig? Ich hab in den letzten Tagen soviel über ihre moralischen Grundsätze und ihr Liebesleben erfahren... Und jetzt habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, ob ich es wirklich schaffe, sie so zu schreiben, wie sie sein will - ich meine, ich habe bisher noch nie einen Charakter geschrieben der sich trotz eines extremen Standpunkts in Bezug auf die Rechte einer bestimmten Gruppe beinahe religiös an teilweise willkürliche Regeln einer übergeordneten Organisation hält... (hier gehts allerdings nicht um Minderheiten, sondern das, was sie 'stigmatisierte Arten' nennt; Trolle, Riesen, generell alles, was in den meisten Sagen schlecht dasteht).

Ich glaub, ich muss mich mal länger mit ihr unterhalten... Irgendwie müssen diese zwei Standpunkte ja zusammenpassen, wenn sie so drauf besteht... (Ich weiß warum sie so extrem gegen die Stigmatisierung ist, aber das andere.... Hmm...)

*und mit ethnischen Minderheiten (fast) überhaupt nichts zu tun hat

KaPunkt

Vielleicht wäre ein Vorstellungsgespräch für sie hilfreich?

Ansonsten sage ich ja selbst:

ZitatAlso, ich vermute, es gibt bisher keinen Thread, der sich allgemein und umfassend mit dem Themenkomplex beschäftigt.

Mit Themenkomplex ist genau das gemeint. Bis jetzt haben wir uns scheinbar immer Recht spezifisch über genau definierte Problemstellungen unterhalten.
Eben mit einem Thema aus dem Themenkomplex, anstatt mal allgemein über die zusammenhängenden Themen zu sprechen.

Liebe Grüße,
KaPunkt
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