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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Debbie

Zitat von: Schommes am 26. April 2012, 18:57:51

Kampfszenen: eine Sache die ich mache, ist filmisch zu werden. D.h. ich werde unglaublich hastig und knapp. Ganze Sätze haben dann ausgedient. Z.B.: "Ein wuchtiger Schlag. Eisen klirrte auf Eisen. Seine Ohren sangen davon. Hinter ihm röhrten die Feldschlangen ihre tödliche Last in den Himmel. Er sah, wie der Mann erneut ausholte. Keine Zeit, den Schild zur Deckung hochzureissen. Er spannte sich ... sprang ... Ein Sirren. Der Luftzug an seinem Ohr. Knapp vorbei. Noch einmal würde er nicht so viel Glück haben."


Als Leser hab ich es gerne etwas deskriptiver - so in ganzen Sätzen (vielleicht eine geschlechtsspezifische Vorliebe  ;)); und deutlicher bzw. simpler. Mit den "röhrenden Feldschlangen" und den "singenden Ohren", also gehäuften Anthropomorphismen, kann ich nicht allzu viel anfangen. Auch wenn ich weiß, dass sie als "literarisch" angesehenes Stilmittel gelten... Für mich trüben sie oftmals einfach nur das Lesevergnügen  :-[

Schommes

Mach mal ein Beispiel. Das interessiert mich.  :)

Kati

Ich mag solche Schlachtszenen, wie Schommes sie beschreibt, gern. Hektik ausgedrückt durch kurze Sätze finde ich eh immer wieder schön, weil das mitreißen kann, wenn man es gut macht. Große Beschreibungen sind mir da immer im Weg, weil ich mich immer frage, woher der Prota die Zeit nimmt, sich so genau umzusehen, während um ihn herum eine Schlacht stattfindet.

Infodumping: Das was Carsten beschreibt, ist genau mein Problem. Es kommt ja bei mir noch dazu, dass es sich um einen Histo-Roman handelt und ich einfach mein ganzes Wissen so schnell wie möglich hinklatschen möchte, weil ja der Leser das auch wissen muss, bevor ich mit der eigentlichen Geschichte anfange. Ich denke, ich unterschätze oft die Leser auch.

Danke für die vielen Tipps, ich schreibe sie mir auf ein Post-It und klebe es mir an den PC. Das hilft hoffentlich.

Debbie

O.K., kurze "Umformulierung":

Zitat"Ein wuchtiger Schlag. Eisen klirrte auf Eisen. Seine Ohren sangen davon. Hinter ihm röhrten die Feldschlangen ihre tödliche Last in den Himmel. Er sah, wie der Mann erneut ausholte. Keine Zeit, den Schild zur Deckung hochzureissen. Er spannte sich ... sprang ... Ein Sirren. Der Luftzug an seinem Ohr. Knapp vorbei. Noch einmal würde er nicht so viel Glück haben."


"Mit aller Kraft stemmte er sein Schwert gegen die Wucht des Schlages. Das Klirren des Eisens hallte in seinen Ohren. Die Feldschlange lass ich hier mal aus, weil ich mir unter dem Satz einfach garnichts vorstellen kann - Was für Feldschlangen? Welche tödliche Last? "Sein Widersacher (in Ermangelung eines genaueren Begriffs) riss die Arme empor und holte erneut zum Schlag aus. Reflexartig spannte XYZ seinen Körper an und sprang zur Seite (auf? wohin eigentlich?). Das leise Sirren und der Luftzug des Schwertes an seinem Ohr sandten einen Adrenalinstoß durch seinen Körper."

Den letzten Satz finde ich gut; da würde ich nichts ändern  ;)

Farean

#10714
Zitat von: Debbie am 26. April 2012, 20:22:33
Die Feldschlange lass ich hier mal aus, weil ich mir unter dem Satz einfach garnichts vorstellen kann - Was für Feldschlangen? Welche tödliche Last?
Guckst du hier.

[Nachtrag:] Und Debbies Version gefällt mir persönlich besser. :) Die Hektik des Kampfes bleibt noch spürbar, der Lesefluß hat aber mehr Raum für "dynamisches Auf und Ab".

Debbie

@Farean: Danke für die Erleuchtung  :winke:  Da macht sich wieder meine Abneigung gegen historische Romane und Schusswaffen bemerkbar... 

Und heute betrachtet, hat meine Version doch noch einige sprachliche Schwächen - aber so zwischen Abendessen und GNTM (jetzt hab ich mich geoutet) ging es mir vor allem darum die rhetorischen Stilmittel rauszukriegen und den Absatz in ganzen, klaren, mäßig langen Sätzen zu formulieren... Naja  ::)

Jedenfalls denke ich schon, dass es Geschmackssache ist. Schommes' Original ging mir persönlich einfach zu sehr in Richtung "experimentell" und der verhinderte Literaturwissenschaftler in mir wehrt sich gegen die Häufung rhetorischer Stilmittel in Unterhaltungsliteratur. Das hat sowas von lyrischer Belletristik, für die ich halt leider nicht viel übrig habe  :-\ 

Arcor

@Debbie:
Ich mag deine Form der Kampfbeschreibung auch. Ich selber schreibe ähnlich, wenn wohl auch ausführlicher und vermutlich etwas zu langatmig/langsam für Kampfszenen. Da muss ich noch dran feilen.

@Schommes:
Es kommt etwas auf die Geschichte an. Je nach Setting und Genre und Stil könnte ich deiner Art der Kampfbeschreibung sicherlich etwas abgewinnen, aber so als einzelnes Stück ist es mir persönlich zu abgehackt. Da komme ich dann irgendwann nicht mehr mit und weiß nicht genau, was passiert. Ich bin halt ein Freund des Ausführlichen.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Alana

Ich persönlich verwende auch "verstümmelte" Sätze bei Action-Szenen. Allerdings nur in homöopathischen Dosen als Betonung. Wenn das zuviel wird, dann falle ich aus dem Text und verliere den Faden. Ganz extrem ist das, wenn nur noch einzelne Wörter verwendet werden. Und außerdem verliert es dann seine Wirksamkeit als Stilmittel. Finde ich jedenfalls.
Das Zitat von Schommes finde ich allerdings noch im Rahmen und hat für mich auch seinen Reiz. Das von Debbie gefällt mir aber auch gut. Liest sich etwas besser, dafür kommt bei dem von Schommes etwas mehr das Schlachtgefühl auf.
Alhambrana

Kati

Kann es bitte mal regnen? Wie soll ich denn über Regen, Nebel und Kälte schreiben, wenn draußen der schönste Sommertag herrscht? Es ist immer noch so warm und eigentlich ist das ja schön, aber so finde ich doch nie in meinen Roman rein.  ;D Ich bin gerade dabei, mir viel zu viele Gedanken über das erste Kapitel zu machen und in meine Löschorgien zurückverfallen. Ich schreibe drei Seiten und lösche sie. Schreibe nochmal zwei Seiten und lösche sie. Langsam glaube ich, das Buch will einfach nicht.

Zit

Stell dich unter die Dusche. Mit kaltem Wasser. *fg*
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Farean

#10720
@Kati: Zit hat recht. Und das nicht nur wegen der Regenstimmung, sondern zum Auflockern. Gib deinem inneren Kritiker ordentlich die :pfanne:, und dann schreib erst mal mit einem Kampfschrei ein Kapitel runter, ohne Rücksicht auf die Qualität zu nehmen. Nur Mut!

Kati

Genau das habe ich gestern Nacht noch gemacht, Farean. Also das mit der Pfanne und dem einfach runterschreiben. Die ersten viereinhalb Seiten stehen. Das Kapitel wird heute fertig. Und dann mal schauen, was die Betas sagen.  :) Ich freu mich, denn endlich gefällt mir der Anfang sogar.

metajinx

Japp japp, das mit dem "verdammt nochmal, schreibs einfach!" funktioniert ganz gut. Kann ich nur weiter empfehlen. Wobei Regenszenen gerade auch ziemlich schwer sind, bei dem strahlenden Wetter :) Sowas heb ich mir momentan für die Nacht auf, und such mir dann möglichst deprimierende Youtube-Videos fürs Hintergrundplätschern.
Zum Suchwort "Hailstorm" gibts zum Beispiel herrliche 4-8 Minuten Video, wo's Donnert und Plätschert und hagelt. Ein Hoch aufs Internet!

Rynn

Regenwetter? http://www.rainymood.com/ hilft! ;D

So, bei mir geht es ganz gut voran. Es ist eben doch gut, seine Manuskripte im Sommer spielen zu lassen, wenn es draußen sowieso gerade so schön warm wird. Und das Buch, das ich gerade lese, ist wirklich sehr inspirierend. Ich möchte die schläfrige Kleinstadtatmosphäre auch so gut einfangen, mal sehen, wie das wird.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Kati

Das Buch, das ich danach schreiben will, spielt im Hochsommer. Aber wetten es ist wieder Herbst, wenn ich dazu komme, es zu schreiben? Ich sollte anders planen.  :hmmm:

ZitatIch möchte die schläfrige Kleinstadtatmosphäre auch so gut einfangen

Welches Buch ist es denn? Schläfrige Kleinstadt habe ich für mein nächstes Projekt nämlich auch vorgesehen.  :)