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Personenverzeichnis - wie geht ihr damit um, als Leser und Autor?

Begonnen von Christian M., 06. Juli 2020, 22:45:58

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Arcor

Im Ebook ist es mit dem "mal eben Blättern und nachschlagen" sowieso viel umständlicher - da greife ich auch viel weniger auf solche Register zurück als in gedruckten Büchern.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Churke

Ich lese Personenverzeichnisse immer, wenn ich das Buch durch habe.  :)

Federstreich

Ich lese gerade von Jenny-Mai Nuyen Die Töchter von Ilian. Ich lese schon mindestens seit zwei Monaten immer wieder mal in dem Buch. Nicht, dass es langweilig wäre, aber die Zeit ... Ich habe gerade erst 200 von schätzungsweise 500-600 Seiten gelesen. Hier habe ich oft das Problem, dass ich die Personen nach ein oder zwei Wochen Lesepause nicht mehr zuordnen kann und erst beim längeren Lesen wieder weiß, wohin ich sie stecken soll. Hier ist vor allem meine Herausforderungen, dass es einige Perspektivträger gibt, die manchmal über mehrere Kapitel nicht einmal kurz auftreten, sodass ich sie leicht wieder vergesse. Die Figuren werden hier am Anfang aufgeführt nach Völkern und es steht kurz dabei, wer das ist, also z. B. unter dem Volk Zwerge der Name und dahinter Königin der Zwerge. Ich ermahne mich immer wieder, dass ich jetzt das Fragezeichen über meinem Kopf doch killen könnte, indem ich kurz nachschaue, wer schon wieder Mauskin war. Schaue ich nach? Nö, zu faul. Aber ich finde es gut, dass ich es tun könnte. Unter normalen Umständen hätte ich auch nicht so große Probleme damit, mir die Namen und Zugehörigkeiten zu merken.

Gerade bei einem größeren Setting finde ich es gut, wenn ein Personenverzeichnis hinten im Buch steht. Es stört mich auch nicht, wenn es vorne ist, aber hinten ist wohl besser. Genauso beim Glossar, wenn es Gegenstände oder Orte gibt, die in der Geschichte nicht so oft, aber immer wieder vorkommen, sodass man schon mal vergessen kann, was das war.

Ich selbst habe ja noch keine Romane veröffentlicht, sodass ich auch noch kein Personenverzeichnis oder Glossar benötigt hätte. Allerdings nutze ich die Figuren-, Orte- und Gegenständedatenbanken von Papyrus ausschweifend, weil ich mir als Autorin der Geschichte dann doch nicht alle Details meiner Figuren merken kann. Daher kann ich mir gut vorstellen, dass ich wenigstens ein Figurenverzeichnis in meine Romane packen werde, wenn auch deutlich abgespeckter im Vergleich zu meinen Lebensgeschichten in der Datenbank.

Linda

Wenn ich als Autorin beim Schreiben ein Figurenregister erstelle (weil ich es brauche), dann kommt das auch ins Buch. Ich habe aber auch nicht immer eines, wobei das bei meinen Fantasy-Texten meist schon der Fall ist, obwohl die nicht so komplex sind. Ich bin eigentlich eher der Autor von Geschichten, die sich um wenige Figuren zentrieren, dafür halt intensiver.
  Beim Thriller-Genre trifft man darauf auch sehr viel seltener, das ist mir, glaube ich, erst einmal passiert.

Glossare habe ich bei meinen DSA-Romanen immer beigefügt, weil die von meiner Seite aus auch für nicht DSA-Kenner konzipiert waren (da steht ja eine Vielvölker-Welt mit laufender Geschichte hinter). Das war auch ganz gut, weil das zu Anfang von der Redaktion beigefügte allgemeine Überblicksglossar (Götter/Zeitrechnung - und so) bald eingespart wurde. Meine DSA-Romane spielten dann auch noch in einer speziellen Kultur auf der Rollenspielwelt und die ersten zwei Geschichten drehten sich auch sehr um den Schamanismus und das Glaubenssystem dort.
Beim "Eiswolf" hatte ich dann eine ganze Arktis-Expedition am Hals, also musste wieder ein Namensregister her.

Als Leserin mag ich beides. Ich komme nur manchmal zu spät auf die Idee hinten nachzuschauen.  :idee:

Kaeptn

Ich finde Personenverzeichnisse ab einer gewissen Grenze wichtiger(!) Personen auch gut und sie sollten VORNE sein. Es ist mir schon zigmal passiert, dass ich ein Buch zuende gelesen habe und erst dann merkte "Ach gucke mal, ein Personenregister. Wie praktisch". :)
Die Beschreibung sollte einfach und spoilerfrei sein. Meist will man als Leser ja nur einen kurzen Anstoss haben "wer war das nochmal?". Sowas wie

Hans Wurst - Oberst, Kommandant der Truppen von König Salami

oder so.

Wenn das auftauchen einer Figur im Personenregister ein Spoiler ist (z.B. der große unbekannte Antagonist) kann man den ggf. auch weglassen. Denn ich habe i.d.R. kein Problem, mir die Hauptfiguren zu merken, es sind Nebenfiguren, die nach 300 Seiten plötzlich wieder um die Ecke kommen, bei denen ich denke "Wer war das nochmal?".

Pintana

Bei dicken Fantasywerken kann das für mich als Leser durchaus Sinn machen, mal schnell nachschlagen zu können. Ich kann mir allerdings auch oft schon bei Filmen nicht merken, wer das jetzt noch mal war :rofl: Vor allem bei GoT-mässigem Figurenverschleiß.
Erwarten würde ich das Verzeichnis eher hinten. Eine kurze Beschreibung, wer die Figur ist, also in dem Stil, den Kaeptns Beispiel wäre mir persönlich völlig ausreichend. Spoiler im Personenverzeichnis finde ich schwierig, sobald sie die besonders wichtige Parts der Story betreffen. Ist es eine Info, die für den allgemeinen Verlauf der Geschichte schon am Anfang erscheint und sie für den Verlauf der Geschichte den Anstoß gibt, kann sie ruhig mit rein.

Christopher

Ich nutze es ähnlich wie du:
Gar nicht.

Aber wenn ich so darüber nachdenke:
Wenn ich ein Personenverzeichnis BRAUCHE läuft in meinen Augen etwas schief. Dann tauchen viel zu viele Personen in der Geschichte auf, deren Wichtigkeit einfach nicht groß genug ist, um wirklich einen Platz in der Geschichte zu verdienen.
GoT ist ein schönes Beispiel: Ja, da werden verdammt viele Namen durch die Gegend geworfen. Ich versuche aber gar nicht erst, mir den ganzen Quatsch zu merken, geschweige denn ihn nachzuschlagen. Ist eine Person wirklich wichtig, wird sie irgendwo, irgendwie, ins Rampenlicht treten und/oder öfter auftauchen. Tut ist das nicht, ist sie ein hübscher Farbfleck auf der Kulisse " Ser xy, Lord sowieso, etc." der sich eben besser macht als: "die fünf Typen..."
In GoT gehört es aber eben zum Ton der Geschichte dazu, dass da sehr viele verschiedene Leute mit NAMEN (die dadurch als Personen wahrgenommen werden) auftauchen. Es ist eben eine sehr verworrene Sache. Aber kein zwingender Grund für ein Verzeichnis, die meisten sind einfach nicht wichtig.

Das krasse Gegenbeispiel: Bakemonogatari (falls es jemand kennt).
Eine Anime-Serie in der in manchen Folgen nur zwei oder drei (!) Personen überhaupt dargestellt werden. Die Geschichte spielt durchaus auch an öffentlichen Plätzen wo auch andere Personen sich aufhalten könnten, diese werden aber nicht mal schemenhaft dargestellt. Weil sie unwichtig sind. Der hübsche Fleck auf der Kulisse wird weggelassen und das tut der Geschichte absolut keinen Abbruch. Minimalismus pur.


Aus meiner eigenen Perspektive sieht es so aus, dass ich, wenn ich glaube ein Personenverzeichnis zu brauchen, eher über die Geschichte an sich nachdenken würde. Brauche ich diese ganzen Personen überhaupt, wenn sie so unwichtig sind, dass der Leser sich die Namen nicht merken kann? Muss ich erwähnen, dass der Kämmerer Justin Delaware heißt - reicht nicht einfach "der Kämmerer"? Wenn ihre Beteiligung an der Geschichte so schwach ist, dass sie keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und der Leser sie beim nächsten mal nachschlagen muss, würde ich an ihrem Auftritt arbeiten oder sie wie gesagt weglassen.
Be brave, dont tryhard.

Gilwen

Ich neige auch dazu, eher über ein Personenverzeichnis drüber zu lesen, wenn ich eins sehe. Gestern hab ich jedoch den zweiten Teil von Nevernight angefangen, und da fand ich es ungewohnterweise sehr hilfreich! Eine kurze Zusammenfassung zu jeder wichtigen Figur, in der gewohnten sarkastischen Schreibweise, und ich war sofort wieder mitten im Geschehen. Grade weil ich dazu neige, die genaue Handlung sehr schnell wieder zu vergessen, hat es mir wirklich geholfen. Markus Heitz zB macht auch oft die Dramatis Personae direkt an den Anfang, meine ich mich zu erinnern.
Bei der Spiegelreisenden fand ich es auch gut gelöst: Da liegt ein Lesezeichen bei, auf dem die wichtigsten Figuren aufgeführt sind, man hat das Personenverzeichnis also immer griffbereit und muss nicht erst im Buch herumblättern.
Sonst bin ich es gewöhnt, dass es eher hinten zu finden ist. Da würde aber ein kurzer Vermerk vorne helfen, damit der Leser weiß, dass er bei Bedarf hinten nachschauen kann.
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

criepy

Ich hatte einmal ein Buch mit Personenverzeichnis vorne in der Hand, bei dem während der Geschichte nicht erklärt wurde, wer wer ist. Sprich ich war gezwungen das Verzeichnis zu nutzen um der Geschichte folgen zu können. Seitdem leg ich Bücher weg, die vorne ein Personenverzeichnis haben.

Hinten ist es okay, ich lese mir Personenverzeichnis und Glossar gerne im Nachhinein durch. Oder zwischendurch. Ich blätter gerne mal nach hinten, les den letzten Satz des Buchs, Danksagung oder eben das Glossar. Brauchen tu ich es aber meistens nicht. Selbst wenn ich nur sporadisch lese oder eine längere Pause gemacht hab.

Christian M.

#24
Vielen Dank euch allen erstmal für den konstruktiven Input, leider kam ich gestern Abend nicht mehr zum Antworten.

Zitat von: Trippelschritt am 07. Juli 2020, 10:47:50
Ich füge ein Personenverzeichnis hinzu, das eine Liste der Namen und einen kurzen beschreibenden Satz enthält, damit der Leser einen Namen zuordnen kann. Alles so knapp wie möglich.
Ich denke, so werde ich es machen.

Und mein Gefühl sagt mir, ich möchte das Personenverzeichnis eher am Ende haben, um nicht zu spoilern. Vorne ist dann in der Tat ein Hinweis auf das Register gut, hab ich so glaub ich noch nicht gesehen, macht aber Sinn. Aber das darf ein potentieller Verlag gerne selbst entscheiden.
Ist vielleicht auch mal eine gute Übung, so etwas zu schreiben, und es wegzulassen dürfte leichter sein als es nachzureichen.

Zitat von: caity am 07. Juli 2020, 08:10:57
Wie viele Personen umfasst dein Manuskript denn?
:versteck: wenn ich das wüsste, sind aber schon nicht wenige. Das erfahre ich dann bald.  :vibes:

Ich finde auch den Gedanken interessant, dass es natürlich auch vom Leseverhalten abhängt - verschlinge ich das Buch mehr oder weniger am Stück, brauche ich das Personenverzeichnis wohl eher nicht. Aber wenn ich es über mehrere Wochen verteilt lese oder mehrere Bücher parallel, dann sieht es womöglich schon anders aus.

Die Frage, ob wirklich alles und jedes einen Namen braucht, wäre evtl eine seperate Diskussion wert. Mir kommt es plastischer vor, wenn die Nebencharaktere auch Namen haben (also Nebencharaktere, keine Statisten), vor allem in so Standardberufen ("Der Wirt"). Wobei der Name allein noch keine Tiefe per se verleiht.

Zauberfrau

Huhu in die Runde,

ja, auch ich werde mir ein Personenverzeichnis hinten als Anhang in meine Romane bauen. Ich habe viele verschiedene Gruppen und Völker, dass man vielleicht durcheinanderkommt, wen man jetzt genau vor sich hat. Vielleicht werde ich auch manche wichtigen Verwandtschaftsverhältnisse offenlegen.
Vorne im Roman möchte ich das Verzeichnis lieber nicht haben. Erstens wäre es wirklich eine Hürde bis man ins echte Geschehen eintauchen kann. Und zweitens soll mein Verzeichnis nicht spoilern, sondern bei Ungereimtheiten helfen. Sozusagen als Nachschlagewerk, wenn mal was vergessen wurde. Wahrscheinlich werde ich einen kleine Vortext reinbringen, der vor Spoilern warnt oder so, auch wenn ich so wenig wie möglich verraten möchte.
Genau weiß ich das alles noch nicht. Aber ich fänd so eine Auflistung aller Personen nach ihrer Zugehörigkeit geordnet schon gut.  :jau:

Liebe Grüße von der
Zauberfrau

FeeamPC

#26
Ich überlege gerade, ein Personenregister, einen Stammbaum des Königshauses und eine grobe geschichtliche Timeline für mein mehrbändiges Werk auf meine Webseite zu setzen und in Zukunft in den Büchern darauf zu verweisen. Zusätzlich hat jedes Buch einen Anhang, in dem die wichtiges Weltenbau-Infos auftauchen: Staaten, Religionen, Magiegrundlagen. und natürlich eine Landkarte (aber die ist vorne im Buch).

Judith

#27
Bei den Romanen von Guy Gavriel Kay ist vorne fast immer ein Personenverzeichnis und ich liebe es. Ich habe ein schlechtes Namensgedächtnis und würde nicht nur bei Fantasy, sondern auch bei gefühlt jedem zweiten Krimi ein Personenverzeichnis sehr schätzen.
Ich persönlich mag es nicht, wenn so ein Verzeichnis hinten im Buch ist. Zum einen bekomme ich es da in 90% aller Fälle erst mit, wenn ich das Buch schon ausgelesen habe, zum anderen blättere ich bim Lesen sehr ungern in Büchern nach hinten, weil ich nicht unbewusst irgendwo einen Spoiler aufschnappen möchte bzw. lese ich sehr viele Ebooks und komme dort nicht auf die Idee, erst mal nach hinten zu springen auf der Suche nach einem Personenverzeichnis.
Bei Ebooks allerdings habe ich das Problem mit den Namen ohnehin nicht so sehr, da man dort dank der Suchfunktion auch rasch nachschauen kann, in welchem Zusammenhang eine Person/ein Name das erste Mal aufgetaucht ist.

Zitat von: Gilwen am 08. Juli 2020, 14:15:48
Bei der Spiegelreisenden fand ich es auch gut gelöst: Da liegt ein Lesezeichen bei, auf dem die wichtigsten Figuren aufgeführt sind, man hat das Personenverzeichnis also immer griffbereit und muss nicht erst im Buch herumblättern.
Das klingt überhaupt nach einer tollen Lösung, logischerweise halt nur für Printbücher. Habe ich selbst noch nie so in einem Buch vorgefunden, aber das würde mich als Leserin sehr glücklich machen.

Klecks

Ich habe ehrlicherweise nicht alle Beiträge gelesen, aber ich habe da eine, wie ich fürchte, recht radikale Meinung: Für mich hat ein Buch, das so viele Figuren hat, dass ich ein Personenverzeichnis brauche, zu viele Figuren zu dicht aufeinander. Wenn im Laufe mehrerer Bände viele Figuren nach und nach auftauchen, wie zum Beispiel in Harry Potter, dann verliert man auch nicht den Überblick. Als Leserin mag ich Personenverzeichnisse deshalb nicht und lese sie nicht, wenn sie vorhanden sind. Weil man sie einfach ignorieren kann, stören sie mich aber auch nicht weiter (solange ich eben das Buch lesen kann, ohne den Überblick zu verlieren).

In meinen eigenen Büchern würde ich sie nur schreiben, weil ich glaube, dass es Spaß machen könnte; gemacht habe ich es noch nie.

MelCat

#29
Ich lese es meist nicht, aber wenn ich ein Buch im Geschäft in die Hand nehme und dort ist ein Personenverzeichnis mit drin, dann kann ich mir einen schnellen Überblick über die Komplexität verschaffen. Wenn die Übersicht vorne ist, dann kann man als Leser schon einmal entscheiden, ob man ein Buch mit so vielen Charakteren möchte oder nicht.
Ansonsten gab es nur ganz wenige Bücher, wo ich nach dem Lesen nochmals geschaut habe, wer eigentlich dabei war. Während des lesens finde ich es nicht immer entscheidend, immer genau zu wissen, wen ich gerade vor mir habe. Ich lasse mich da lieber vom Buch mitziehen und überraschen.