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Ist Autor ein aussterbender Beruf?

Begonnen von Hochkogler, 28. Januar 2020, 01:07:21

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Sturmloewin

Tatsächlich muss ich bei diesem Thread ein wenig schmunzeln. Denn dabei muss ich an zwei Sachen denken: Erstens an das Buch Quality Land von Marc-Uwe Kling und die darin vorkommende Autorin in Form einer künstlichen Intelligenz Kalliope 7.3 - eine sogenannte E-Poetin, eine schreibende Androidin, die jedoch verschrottet werden soll, weil sie eine Schreibblockade hat. In diesem Buch wird ganz überspitzt dargestellt, dass viele menschliche Berufe in der Zukunft Schwierigkeiten haben, sich zu halten, da die menschlichen Arbeiter durch Maschinen ersetzt werden. Und ja, darunter fallen auch so kreative Berufe wie "Autor".
Das klingt im ersten Moment total abwegig, ist es aber nur bedingt.

Tatsächlich gibt es bereits viele Ansätze von künstlichen Intelligenzen auf dem Literaturmarkt. Eine künstliche Intelligenz hat nach dem Einspeisen sämtlicher Harry Potter Bände ein komplett neues Harry Potter-Kapitel geschrieben. Es gibt Algorithmen, die Gedichte, Geschichten und ganze Bücher schreiben. Die Journalistin und Schriftstellerin Kathrin Passig hat beispielsweise auf Twitter einen Bot programmiert, der aus eingespeisten Rohdaten jeden Tag ein Gedicht im Stil von Eugen Gromringers Gedicht "Avenidas" errechnet und veröffentlicht (Wen es interessiert, es nennt sich "Gromringador")
Und wie eben schon gesagt gibt es tatsächlich auch ganze Bücher, die durch Algorithmen geschrieben werden.
Heißt das, dass der Beruf des Schriftstellers ausstirbt? Ich denke nicht.

Zitat von: Valkyrie TinaSchließe mich Tintenteufel an: die heutige Ki ist kaum in der Lage, gerade Sätze zu schreiben. Komplexe Handlungsketten und tiefe Charaktere?

Künstliche Intelligenzen schreiben nicht einfach so Bücher oder erfinden interessante Geschichten. Algorithmen müssen programmiert werden, um zum gewünschten Ergebnis zu führen. Menschen müssen die Programme mit Rohdaten/Datensätzen speisen, Programmierungen vornehmen und schließlich auch die richtigen Ergebnisse auswählen. Das wird im Bewerben der entstehenden Werke oft unterschlagen.

ZitatEs wirkt eben gleich viel weniger exotisch, wenn man nicht sagt ,hier erzählt ein Computer', sondern ,hier hat ein Computer viele Variationen von Textbausteinen ausgespuckt und ein Mensch hat sie auf eine ansprechende Art zusammengesetzt.

So formuliert es eben bereits genannte Kathrin Passig. (wer sich diesbezüglich mehr einlesen will, dem empfehle ich (wenn auch mit Einschränkungen) das Buch "Vielleicht ist das neu und erfreulich" von ihr)

Technik funktioniert nicht völlig unabhängig von Menschen. Ich glaube, man muss aufhören, sich vor der Technik in diesem Sinne zu fürchten, da kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen. Stattdessen denke ich, dass man tatsächlich sogar ganz gut von solchen neuen Techniken profitieren kann.
Es gibt verschiedene Versuche, bei denen gezeigt werden konnte, dass zufällig von Computern generierte Vorschläge Künstlern das Arbeiten an diversen Kunstgegenständen (also eben auch Literatur) erleichtern.

Ich finde die Ansätze von berechneten Geschichten tatsächlich super interessant und oft amüsant, fühle mich aber dadurch nicht bedroht und ich glaube, das sollte man auch nicht.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Zit

Mensch, seid ihr heute alle mal wieder freundlich. ;D

ZitatBeobachtet man die Entwicklung am KI (künstliche Intelligenz) Markt ist ein Trend zur Supermacht KI zu erkennen.

Was ist der KI-Markt? Kannst du Beispiele dafür geben, dass du einen Trend erkennst? (Ehrlich gemeint, weil ich nichts davon gehört habe.)

Die Sache mit der künstlichen Intelligenz ist momentan noch, dass sie immer nur für sehr spezielle Anwendungsgebiete trainiert und benutzt wird. Versuch mal mit AlphaStar Go zu spielen – wird nicht klappen. (Und das ist sicherlich auch beim Menschen so. 1a Dame-Spieler sind nicht unbedingt sofort 1a-Schachspieler, wenn sie das erste Mal mit Schach konfrontiert werden.)

Insofern von Supermacht zu sprechen halte ich für seeehr verfrüht. Auch die, sicherlich bewusst übertriebene, "Angst" vor KI, die in deiner Eröffnung mitschwingt, halte ich für verfrüht. Angst vor KI sollten wir erst bekommen, wenn unterschiedliche KI kombiniert werden. Also so ein KI-Cluster, das nicht nur einzelne KI-Teilgebiete gleichzeitig und unabhängig voneinander nutzen kann sondern vor allem in der Lage ist, zur Problemlösung verschiedene Teilgebiete auf dasselbe Problem anzuwenden und die daraus resultierenden Ergebnisse/ Prozesse zu kombinieren. Dann können wir Angst bekommen.

ZitatWo sind wir in den nächsten 20 Jahren wenn sich die KI unweigerlich mit Riesenschritten weiterentwickelt?

Ich denke nicht, dass man die KI-Entwicklung mit einer Bauteil-Entwicklung vergleichen kann (Moore's Law und so), eben weil KI nicht nur abhängig von materiellen Bauteilen ist. Ich stecke nicht drin, aber ich denke auch, dass Programmiersprachen ihre Grenzen haben, dass für komplexe KI-Cluster auch komplexe Algorithmen notwenidg sind, die erst erdacht werden müssen.

Zitat(...) und in sich logisch da die KI Zugriff auf alle Bücher der Welt haben wird und somit weiß was gut und schlecht ist.

Was ist gut, was ist schlecht sind philosophische Fragen, die sich auch nur mit dazugelieferten Sets an Ausgangsbedingungen beantworten lassen. Das ist das eine.

Das andere ist: Ja, gerade Genre-Literatur ist eben genau das, was sich durch "automatische Prozesse" erschaffen lässt, weil es so schematisch ist. Dass viele im Thread so unterschwellig Groschenromane bashen als wäre nur die schematisch und dadurch ersetzbar, finde ich bestenfalls amüsant. Je nach Datengrundlage bin ich mir schon sicher, dass Programme in der Lage sind, Romane zu schreiben. Gibt ja jetzt schon unzählige Generatoren, die baukastenartig Plots zusammenstückeln. (Wofür es noch nichtmal Intelligenz und Lernen benötigt sondern nur einen großen Datensatz, aus dem es sich "zufallsartig" bedienen kann.) Nur denke ich nicht, dass sie das jetzt schon können oder in den nächsten zwanzig Jahren. Wir wissen nicht, was durch Klimawandel und andere akute Probleme noch auf uns zukommt. Ich glaube, in 20 Jahren haben wir andere Probleme als KI-Romane. Die Entwicklung von KI-Systemen wird sich eher weltlicheren und überlebenswichtigeren Dingen zuwenden als Unterhaltungsmedien.

ZitatKIs von heute sind nur Programme, von Menschenhand programmiert. Sie haben Grenzen und können sich nicht selbstständig weiter entwickeln.

Nope. Neuronale Netzwerke können selbst Code schreiben und sich entwickeln. Man kann sogar neurale Netzewerke einsetzen, um andere Netzwerke zu trainieren: https://cloud.google.com/automl/

ZitatGeschichten würden folglich auch immer generisch und nach einem bestimmten Muster ablaufen, weil diesen KI das Verständnis komplexer Denkleistung und emotionaler Zustände fehlt.

Ich halte es grundsätzlich für fraglich, ob man auch als Mensch "Emotionen" verstehen muss.
Klar, Literatur als solches ist immer sehr menschbezogen und sehr auf Emotionen oder gerade ihr Fehlen fokussiert. Um soetwas aber zu erschaffen, glaube ich, ist es nicht unbedingt notwendig Emotionen selbst zu verstehen. Gerade bei Genre-Literatur muss man nur aufmerksam genug sein, um Genrekonventionen und -erwartungen aus einer Datengrundlage filtern zu können, um sie dann anzuwenden. Alles, was man braucht, ist Erfahrung und kombinatorische Kreativität –– und das sind Dinge, die auch man auch in Computercode fassen kann.

ZitatWürden wir in einem Star Trek Universum leben, dann ja, könnte ich mir vorstellen, dass es gelingt einen denkenden und fühlenden Computer zu erschaffen, der dann aber mit Sicherheit von uns verlangen würde als Person wahrgenommen zu werden.

Au contraire. Gerade die alten Star-Trek-Folgen mit Kirk & Co beweisen immer wieder, dass Computer/ Künstliche Intelligenz den Menschen unterlegen ist und bleiben wird. Die Folgen und Kirks Resumees sind immer so geschrieben, dass eine (komplexe) KI niemals das technische Äquivalent zu einem fleischlichen Menschen sein kann. Ja, es gibt sogar eine Folge, die es in Frage stellt, ob man Menschlichkeit ohne Fleisch möglich und erstrebenswert ist (s. S2E20 Return To Tomorrow / Geist sucht Körper).

Es gab auch einen Computer ...
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


(Und jetzt habe ich solange hier dran geschrieben, dass ich andere Gedanken völlig vergessen habe. Haha.
Hm, vielleicht fällt es mir später wieder ein.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Hochkogler

Wow, ich bin ja wirklich erstaunt welche Gesprächskultur hier im Forum herrscht nur weil jemand eine Frage stellt deren Meinung man nicht teilt :)

Jedenfalls wollte ich hauptsächlich auf die technologische Singularität hinaus, also den Zeitpunkt an dem sich eine KI selbst verbessern kann. Manche prognostizieren den Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits in die späten 2020er.

Beobachtet man z.b. Google DeepMind mit seinen Abzweigprogrammen wie Alphago das bereits Weltmeister zur Aufgabe ihres Feldes gezwungen hat kann man durchaus davon sprechen dass KI ernstgenommen werden kann.

Wie dem auch sei ist es echt mühsam in diesem Forum eine halbwegs vernünftige Diskussion anzustoßen die ein sinnvolles Für- und Wider von Meinungen anregt, dass war auch schon damals der Grund warum ich so frustriert und inaktiv wurde, auch beim zweiten Anlauf hat sich an der Holzhammermethode mancher Zeitgenossen nichts geändert und ich würde darum bitten mich einfach zu löschen, wünsche allen die den Sinn eines Forums verstehen und ein Mindestmaß an Respekt für ihre Mitmenschen aufbringen alles gute und Ciao  :pfanne:  :winke:


Sascha

Wow ... Tintenteufel hat etwas schnodderig eröffnet, aber ansonsten sind doch alle recht sachlich geblieben.
:hmmm:
Muß ich das jetzt verstehen?

FeeamPC

Sorry, @Protoxin  - du wolltest doch unsere Meinung zu deiner Frage lesen. Dass Meinungen nicht notwendigerweise übereinstimmen, und dass die nicht übereinstimmenden Meinungen auch gerne mal etwas emotional vorgetragen werden (ist normales menschliches Verhalten) würde ich nicht gerade als unsachliche Diskussion sehen. Ich fand die diversen Informationen, die hier eingebracht wurden, im Gegenteil durchaus brauchbar und freundlich vorgetragen. Und der Denkanstoß, den du mit deiner Frage ursprünglich gegeben hast, war damit auch sehr fruchtbar.

Zit

Schade, ich hatte die Frage durchaus ernst genommen. Wobei man natürlich auch sagen muss: Mit einem polemischen Aufreißer starten und sich dann wundern, dass Leute nicht todernst antworten, ist auch eigen. Da musst du dich dann auch selbst an die Nase fassen, @Protoxin.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Churke

Zitat von: Protoxin am 28. Januar 2020, 17:18:34
Jedenfalls wollte ich hauptsächlich auf die technologische Singularität hinaus, also den Zeitpunkt an dem sich eine KI selbst verbessern kann. Manche prognostizieren den Zeitpunkt ihrer Entstehung bereits in die späten 2020er.

Dem Thread-Titel war so nicht zu entnehmen.  :hmmm:

Davon abgesehen sind herkömmliche Deep-Learning-Algorithmen nur eine Simulation von Intelligenz. Die KI hat keine Vorstellung von ihrer Umwelt oder der Bedeutung ihrer Daten. Sie ist sie technisch gesehen dumm wie Brot. Man kann nicht mal sagen, dass sie nur tut, wofür sie programmiert wurde, weil der Programmierer ihrer Entscheidung nicht vorhersagen kann.
So lange sich Schreibratgeber damit befassen, wie man richtig abschreibt, gibt es ich sicherlich auch einen Markt für Schreib-Bots.

Amber


Arcor

Ich glaube, das ist erst der Beginn einer entsetzlichen Welle, die da auf uns zukommen wird. Was die Zeichnenden und Malenden schon getroffen hat, kommt jetzt auch bei uns Schreibenden an.

An sich soll jede*r AI-Tools nutzen, wie er*sie möchte. Es müsste nur immer klar sein, dass sie genutzt wurden. Also alle AI-Texte als solche deklariert sein, alle AI-Bilder gekennzeichnet. Keine Ahnung, ob das technisch über im Dateicode eingefügte, möglichst unveränderbare oder nur mit sehr viel Aufwand veränderbare Wasserzeichen möglich ist. Aber was nicht sein darf, ist, dass AI-Bilder Wettbewerbe gewinnen und AI-Kurzgeschichten zu Ausschreibungen massenhaft eingesandt werden und damit Künstler*innen, die viel Zeit und Mühe und Fleiß da reinstecken, rausgedrängt werden von Leuten, die jeglichen Einsatz scheuen und nur mit "absahnen" wollen.

(Wobei die ganzen Urheberrechtsverletzungen durch AI natürlich nochmal ein anderes Riesenproblem dastellen.)

Überhaupt erschließt sich mir nicht, warum AI aktuell vermehrt dazu eingesetzt wird, künstlerische Arbeiten zu ersetzen statt irgendwelchen Mumpitz, den wirklich niemand braucht und den niemand gern verrichtet.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Marta

Ich habe genau so viel Angst vor AI-Büchern wie (fast) alle anderen, aber ich stimme @Maja s drei Jahre altem Beitrag vom Anfang zu. Im Grunde macht es keinen Unterschied. Wir werden weiter schreiben. Ob ich es weiter als Job betreiben kann, weiß ich nicht, aber ich werde schreiben, und ich werde weiterhin die paar Leute finden, die genau mein Zeugs lesen wollen.

Ich denke, durch die Flut an AI-Titeln wird es erst mal schwerer für Neuautoren, gesehen zu werden, klar. Aber das ist die aktuell größte Gefahr, und die Chancen waren ohnehin nie besonders gut. Was in ein paar Jahren ist, weiß ich nicht, dafür kenne ich mich zu schlecht aus. Vielleicht werden AI so gut schreiben wie menschliche Autor*innen. Vielleicht nicht. Vielleicht wird eine AI A Song of Ice and Fire zu einem würdigen Ende bringen, DAS wäre doch nett.

Hier noch ein etwas hoffnungsvollerer Artikel: https://www.thecreativepenn.com/2023/02/24/the-tsunami-of-crap-misinformation-and-responsible-use-of-ai-with-tim-boucher/

Alana

#25
Ich denke, was auf jeden Fall als nächstes kommen muss, ist die Frage des Urheberrechts und dann werden sich auch Preisgestaltung der AIs etc. ändern, so dass es für Autor*innen oder wen auch immer vielleicht gar nicht mehr so eine tolle Gelegenheit ist, Bücher mit AI zu schreiben. Diese kostenlose Goldgräberei wird meiner Meinung nach nicht lange anhalten, denn warum sollten AI-Besitzer erlauben, dass man ihre Ressourcen nutzt und damit Geld verdient, ohne dafür etwas zu bezahlen?

Ich mache mir da jetzt keinen Kopf, sondern warte erstmal ab, ändern kann ich es nicht. Es ist ja jetzt schon so, dass man eigentlich nur noch über die Vermarktung als Person Chancen hat und ich denke, das wird sich durch AI nicht ändern. Könnte sogar sein, dass man als echter Mensch dann wieder mehr Chancen hat. Wohin das alles führt, wird man sehen müssen. Ganz hart gesagt, ist es vielleicht nur fair, wenn es langsam auch den kreativen Berufen an den Kragen geht? Im Handwerk etc. ist das schon seit Jahrhunderten so und Fotografen und Grafiker erleben es auch schon lange, dass jede*r diese Dinge mit genial guter Technik inzwischen selbst erledigt, warum sollten wir davor gefeit sein? Gefällt mir das? Nein. Habe ich Angst um meinen Verdienst: Hell, yes. Aber diese Art von Fortschritt, die alte Jobs gekostet hat, gab es schon immer und es hat noch nie etwas gebracht, sich dagegen zu stellen. In unserem Fall sehe ich das aber gar nicht so schwarz, ich denke, es wird über Marketing immer Möglichkeiten geben und es gibt sicher auch nicht wenige Leser, die lieber von Menschen geschriebene Bücher lesen. Vielleicht führt das ganze ja auch dazu, dass der Buchmarkt wieder breiter wird und die Qualität wieder besser, weil die austauschbaren Werke (no shame, ich lese die auch!) von AIs geschrieben werden, während die wirklich kreativen, hochwertigen Sachen von Menschen kommen? Ich denke, was wir tun können, ist, einfach die Augen aufzuhalten, Entwicklungen nicht zu verpassen und Chancen zu ergreifen, wenn sich welche bieten.

Edit: Vielleicht gibt es ja auch irgendwann eine AI, die ich auf meinen Schreibstil trainieren kann, so dass sie die Schreibarbeit für mich erledigt, dann könnte ich endlich mal alle Buchideen umsetzen. Und es wäre dennoch mein Buch, Handlung, Figuren etc. alles meins, Schreibstil auch meiner und Überarbeitung auch durch mich. Natürlich würde ich das nicht immer wollen, aber als Unterstützung vielleicht? Wer weiß.
Alhambrana

Coppelia

#26
Ich sehe es weitgehend wie @Alana. Die Entwicklung ist da, sie kann ohnehin nicht rückgängig gemacht werden.  Viele KIs sind ja schon im Einsatz und machen die Arbeit besser als Menschen (z. B. in der medizinischen Diagonistik oder im Design spezieller Produkte). Sie sind eine große Hilfe und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. KI wird auch immer besser werden, was das Schreiben von Texten betrifft. Und auf jeden Fall wäre es jetzt schon möglich, einen Roman z. B. von Chat GPT schreiben zu lassen (auch wenn es mir gesagt hat, dass sie keine Sexszenen schreibt. ;D Könnte es aber natürlich auch.) Mensch müsste nur sehr viele Vorgaben machen und ggf. Änderungen vornehmen. Und wäre natürlich auf jeden Fall schneller fertig.
Praktisch wäre schon, wenn Texte, die nur von KI geschrieben wurden, gekennzeichnet sind. Aber das stelle ich mir schwierig vor, da es sicher viele Grenzfälle gibt.

Kreativ ist die KI aber nicht (sie ließe sich aber vermutlich auch trainieren, Prozesse zu durchlaufen, die bei kreativer Arbeit passieren), sie greift nur auf sehr viele Informationen zurück und entscheidet nach Statistik, was am wahrscheinlichsten ist. Sie "versteht" daher auch die Texte, die sie ausgibt, nicht selbst, obwohl es so scheint. Ich habe einen Workshop dazu belegt und dadurch besser verstanden, wie sie funktioniert.
Beispiel: Ich definiere ein Romansetting z. B. als "Fantasy, 16th century Japan". In ihren "Ideen" hat die KI mir öfter buddhistische Mönche eingebaut, die ich mit keinem Wort erwähnt hatte. Denn das Vorkommen buddhistischer Mönche ist in diesem Setting statistisch wahrscheinlich.

Übrigens (auch Wissen aus dem Workshop): Chat GPT ,,lernt" aktuell wohl nicht aus den Texten, die wir eingeben. (Was auch logisch ist, da sie ja Menschen helfen soll, und, naja, ich würde mich nicht drauf verlassen, dass alle nur nette, nützliche Dinge eingeben.)

Ich benutze sie momentan manchmal zum Brainstorming. Da hilft sie mir weiter, weil ich oft festhänge und nicht genau weiß, wie es im Detail weitergehen soll. Mir dafür ein paar Ideen liefern zu lassen, ist sehr praktisch. Und es ist nicht so, dass mir die KI meine Romane "diktiert", wie es mir schon vorgeworfen wurde ...  ::)  Es ist eher so, als würde ich viele Menschen darum bitten, mit mir Brainstorming zu machen, und schneller Ideen bekommen. Die Ideen sind ja schon vorher da, sie gehören zum Textfundus, mit dem die KI trainiert wurde, sie werden mir halt quasi von der KI zusammengestellt. Und natürlich musst du als Autor*in in der Lage sein, zu beurteilen, was sie ausspuckt. Ergibt es Sinn? Ist es korrekt? (z. B. im wissenschaftlichen Kontext)

Ich finde es eine super Unterstützung.
Spaß beim Schreiben hat die KI nicht, aber wir Autor*innen, daher werden wir ohnehin weiter damit machen.

Wird das den Buchmarkt ändern? Garantiert. Wir werden aber einen Weg finden, damit umzugehen, wie es bei technischen Revolutionen immer ist.

Maubel

Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Es passiert und wir werden sehen müssen, wie wir damit umgehen und was für neue Wege sich daraus erschließen. Wir werden sicherlich nicht aufhören zu schreiben und ich kann mir schon vorstellen, dass es einen Leserstamm gibt, der es schätzt menschliche Kunst zu konsumieren (und ja, viele, die sich einfach selbst schreiben lassen, was sie wollen - warum Geld ausgeben, wenn man's auch selbst eingeben kann).

Meine Vermutung ist, dass es immer wichtiger wird, eine persönliche Beziehung zu seinen Fans aufzubauen. Also Social Media Marketing, Newsletter etc.. Der Autor wird noch mehr hinter seinem Buch rauskommen müssen, denn die Leute wollen eben mit dem Menschen dahinter interagieren, nicht nur mit dem Buch. Klar wird's auch KI-Autor*innen geben, die sich gut als Influencer machen, aber ich denke trotzdem, dass der Schlüssel zum Erfolg, diese persönlichen Beziehungen sind. Alles andere können wir eh nicht beeinflussen.

Schneerabe

#28
Ich kann mich @Alana und @Coppelia sinngemäß anschließen, was den Teil betrifft, der uns Autoren betrifft.

In der Hoffnung, dass das noch ins Thema passt aber:
Bin ich der einzige, der es gesellschaftlich sehr gruselig findet, wenn Menschen vermehrt "generierte" Geschichten lesen, die von Maschinen statt Menschen kommen?

Ich habe da als Ex-Kulturwissenschaftler einen etwas eigenen Zugriff drauf... Im Grunde ist es ja schon fragwürdig genug, dass Kunst - oder weniger elitär gesagt der kreative Ausdruck von Menschen - durch einen Kommerz-optimierten Markt kommerzialisiert und darauf getrimmt wurde, dem Leser nur zu sagen, was er hören will und was ihm Freude macht und dazu bringt, möglichst viele Produkte (Bücher) zu kaufen, anstatt das Medium Buch für authentische Kommunikation zu nutzen, die den Menschen auch mal sagt, was vielleicht gesagt werden muss, aber nicht gehört werden will oder die Leser herauszufordern etc. Dass das durch den Fokus der Konzerne Geld zu scheffeln nie Priorität war, ist ja das eine. Aber wenigstens kam die Geschichte von einem Menschen und spiegelte irgendwo menschliche Lebenswirklichkeit wieder.

Aber wenn man dann nur noch eine Maschine bittet, den verkäuflichsten, genregerechtesten Text auszuspucken, der dann ein Amalgam aus x tausend vorherigen Texten ist, statistisch berechnet...

Ich weiß nicht, ich finde den Gedanken gruselig, deprimierend und ein wenig entmenschlichend? Wenn das eines Tages der Standard an Büchern ist, die man liest... Ein mathematisch generierter Verschnitt aus Dingen, die vor langer Zeit mal kreative Eigenleistung von Menschen in einer bestimmten Zeit und ggf. für einen bestimmten Zweck waren.

Außerdem: Warum haben es die Informatiker in Jahrzehnten nicht geschafft, mir eine funktionierende Autokorrektur zu geben, die Kommas setzen kann, aber kreative Bücher KI die eine neue Branche kaputthaut - das geht? Menschen faszinieren mich.
"To hell or to Connacht."

Alana

#29
@Schneerabe  :wache!:
 Bitte verwende hier im Forum keine negativen Verallgemeinerungen wie in deinem letzten Satz.

Und zum Thema: Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass alles, was ein Publikum findet, irgendwie Berechtigung hat, solange es nicht dazu führt, dass andere verletzt oder die Demokratie untergraben wird etc. Es ist ja jetzt schon so, dass viele Geschichten sehr generisch sind, weil das einfach sehr entspannend ist und Lesende wissen, was sie bekommen und einfach nur genießen können. Daran finde ich grundsätzlich nichts falsch. Ich finde sogar eher den Gedanken, dass Kunst immer einen moralischen oder sonstwie von einer Gruppe von Menschen als wertvoll bewerteten Dialog auslösen muss, problematisch. Kunst entsteht durch Schöpfer und Konsument und es wundert mich immer etwas, dass man Unterhaltungskunst so wenig wertschätzt, obwohl so viele Menschen sie sowohl als Schöpfer als auch als Konsument lieben. Warum schwingen sich ein paar Leute zum Richter darüber auf, was wertvolle Kunst ist? Und mit welchem Recht?

Ich mag Romane, die einen Dialog erzeugen, ich schreibe gern mit viel Tiefgang und auch über wichtige Themen, und lese sowas gern und oft. Aber ich schätze auch Bücher, die ich einfach genussvoll weghören kann. Es ist glaube ich eine ziemliche Fehlannahme, dass es wenig Schnittmenge zwischen diesen Zielgruppen gibt.

Ich kann verstehen, dass von AI erschaffene Kunst dich gruselt. Aber das sollte kein Vehikel sein, um die Lesevorlieben anderer zu shamen.
Alhambrana