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KNV insolvent

Begonnen von Janika, 14. Februar 2019, 14:01:10

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Alia

#45
Hi,
das Schreiben des Insolvenzverwalters macht schon Sinn. Die Verlage sind jetzt wieder auf der (relativ) sicheren Seite. Rechtlich ändert es sich mit der Insolvenzeröffnung.
Vorher: idR Insolvenzforderung - Pech gehabt. Gibt idR nur geringe Quoten.
Nachher: idR Masseforderung - Glück gehabt. Gibt idR die gesamte Forderung.
Hier ist das zB erklärt https://www.cmshs-bloggt.de/insolvenzrecht/insolvenzforderung-vs-masseforderung/

Es scheint, dass der Insolvenzverwalter das Geschäft weiterführt. Kann sein, dass er so den Karren noch aus dem Dreck bekommt. Zumindest sollte er die Masse so erhöhen. Das hebt die Quote und freut alle Gläubiger. Bei so einem Riesen wäre wirklich wünschenswert, dass er gerettet werden kann. Mal abwarten, wie gut der IV ist.

Zur Sicherheit würde ich da aber nur noch mit Netz und Doppeltem Boden agieren... (Eigentumsvorbehalt, Sicherungen, etc.)

Maja

Ich frage mich gerade, ob mein Buch betroffen ist. Erstveröffentlichungstag ist der 28. Februar, das heißt, der Titel ist genau jetzt in der Ausliefrung - ich habe schon ein Exemplar erhalten, und dann ist gut möglich, dass KNV auch noch unmittelbar vor der Insolvenzeröffnung beliefert worden sind und damit zum Bereich der Insolvenzmasse gehören - wenn diese Rechnungen erstmal eingefroren sind und, wie ich das verstehe, anders als nach der Insolvenzeröffnung gestellte Rechnungen erstmal nicht beglichen werden, weiß ich nicht, ob diese Bücher jetzt überhaupt verkauft werden dürfen, und ob ich Tantiemen sehen darf, wenn die Rechnung nicht beglichen wird.

Das sind im Vergleich zu anderen Betroffenen nur Peanuts, aber natürlich geht mir das gerade nicht aus dem Kopf - gerade weil es eine Frage von wenigen Tagen ist und ich nicht weiß, auf welcher Seite des Insolvenzverfahrens mein Buch da jetzt gelandet ist. Oder um welche Stückzahlen es sind handelt - ich habe keine Ahnung, wie hoch meine Auflage ist, ob KNV 10 Bücher vorbestellt hat oder 1.000, und ich weiß nicht, ob ich das jemals erfahren werde.

Ich habe große Angst, dass sich das auf den deutschen Buchamarkt auswirken wird wie die Holzmann-Pleite 2000. Damals sind im Kielwasser des Untergangs des großen Baukonzerns unzählige kleine Bauunternehmer und Baustoffhandel in die Insolvenz gegangen, weil sie in Vorleistung gegangen waren und auf ihren Rechnungen sitzengeblieben sind, und ich fürchte, das kann hier mit den kleieren oder mittlere Verlagen ähnlich laufen. Wirklich eine Hiobsbotschaft.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

treogen

Zitat von: Maja am 16. Februar 2019, 20:55:47
Ich frage mich gerade, ob mein Buch betroffen ist. Erstveröffentlichungstag ist der 28. Februar, das heißt, der Titel ist genau jetzt in der Ausliefrung - ich habe schon ein Exemplar erhalten, und dann ist gut möglich, dass KNV auch noch unmittelbar vor der Insolvenzeröffnung beliefert worden sind und damit zum Bereich der Insolvenzmasse gehören - wenn diese Rechnungen erstmal eingefroren sind und, wie ich das verstehe, anders als nach der Insolvenzeröffnung gestellte Rechnungen erstmal nicht beglichen werden, weiß ich nicht, ob diese Bücher jetzt überhaupt verkauft werden dürfen, und ob ich Tantiemen sehen darf, wenn die Rechnung nicht beglichen wird.

Also so wie ich verstanden hab, werden Buchhandelsbestellungen trotzdem ausgeliefert (eben um die Geldmenge in der Insolvenzmasse zu erhöhen), "nur" ob die Rechnungen bezahlt werden und in welcher Höhe, ist halt fraglich.

Und wegen Honorar - ich denke mal, du hast den Passus aus dem Normvertrag drin.

"Der Autor erhält für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar ein Honorar auf der Basis des um die darin enthaltene Mehrwertsteuer verminderten Ladenverkaufspreises (Nettoladenverkaufspreis). "

Wenn die Rechnung nicht begolten wird, ist sie im Sinne des Autorenvertrages nicht bezahlt und und damit nicht zu vergüten.  :versteck:
Ich hoffe, dass ich mit meiner Interpretation komplett falsch liege.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

FeeamPC

#48
Die Verlage mögen jetzt mit neuen Forderungen rechtlich auf der sicheren Seite sein. Aber da der Buchgroßhandel immer mit mindestens zwei, manchmal mehr Monaten Verspätung zahlt, fehlen trotzdem ausgerechnet die stärksten zwei Umsatzmonate im Jahr vor Weihnachten. Das reicht, um den einen oder anderen Verlag pleite zu machen, wenn davon irgendwann nur noch ein Bruchteil bezahlt wird.

Maja

@treogen
Genau das ist meine Sorge. Wenn die Lieferung und Rechnungsstellung schon erfolgt ist, werde ich für diese Bücher wahrscheinlich kein Geld sehen. Wenn sie erst am Tag danach in die Auslieferung gegangen ist, sieht das anders aus. Ich werde mal meine Agentin fragen, ob wir da die Möglichkeit haben, etwas vom Verlag zu erfahren. Es kommt bei mir wirklich auf den genauen Tag der Auslieferung und Rechnungsstellung an.

@FeeamPC
Genau das ist meine Befürchtung. Ich weiß, dass KNV seine Rechnungen gerne mit Valuta gestellt bekommt (so war das zumindest vor 15 Jahren, als ich im Verlagsvertrieb gearbeitet habe), sprich, die Rechungen aus dem November kommen überhaupt erst jetzt in den Bereich der Zahlungsfrist. Was eine Katastrophe für die beteiligten Verlage ist.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Slenderella

Ich verabschiede mich gerade von meinem Weihnachtsgeschäft. Ehrlich gesagt - langsam hab ich keinen Bock mehr Bücher zu schreiben.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

FeeamPC

#51
Da hat sich nichts geändert, Maja. Die Rechnungen von November werden jetzt erst vom Buchgroßhandel bezahlt. Oder in diesem Fall eben nicht bezahlt.
Amazon und generell die Ebook-Vertreiber sind mit ihren Ebook-Abrechnungen immerhin wenigstens einen Monat schneller, da wird jetzt der Dezember fällig. Das nur als kleiner Vergleich.

@Slenderella : Dein Verlag dürfte auch die anderen Auslieferungen mit deinen Büchern beliefert haben. Also fehlt dann nur das halbe Weihnachtsgeschäft.

Maja

Ich habe jetzt meine Agentin angemailt, ob wir mal vorsichtig beim Verlag nachfragen, ob mein Buch schon in der Auslierferung ist. Ich habe begründete Hoffnung dass nicht - mein Vorab-Exemplar habe ich von der Druckerei selbst bekommen, nicht von der Verlagsauslieferung, was dafür spricht, dass der Titel erst diese Tage, also nach Insolvenzeröffnung, in die Auslieferung geht. Da hängt jetzt gerade viel für mich dran - mein Weihnachtsgeschäft mit Kettlewood wird nicht der Rede wert gewesen sein, aber die Erstauslieferung eines groß angekündigten neuen Titels, da wird es um eine ganze Ecke gehen, und ich hatte gehofft, einmal im Leben einen Vorschuss einzuspielen.

Ich hoffe inständig, dass sie das Geld irgendwie zusammenkratzen, um gerade die kleinen Verlag bezahlen zu müssen, die sonst hinter den großen Gläubigern als erste in die Röhre gucken. Aber sonderlich zuversichtlich bin ich gerade nicht ...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

FeeamPC

Nach all meinen Erfahrungen mit Pleiten bei Großbetrieben (Gott sei Dank nur durch Presse, Funk und Fernsehn, nicht aus eigenem Erleben) interessieren in so einem Fall nur die vielen Arbeitsplätze des Großbetriebs, nicht die wenigen Arbeitsplätze eines Kleinbetriebs, auch wenn die ganzen Kleinbetriebe zusammen vielleicht mehr Arbeitsplätze haben als der Großbetrieb. Aber die kleinen sterben nicht so spektakulär, da werden nicht so viele Leute auf einmal arbeitslos. Also wird immer versucht, zunächst die Großbetriebe am Leben zu halten.
Bis sich da dann entschieden  hat, ob es klappt oder nicht, sind viele kleine bereits sang- und klanglos verschwunden.

Janika

#54
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Christian Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick.

Interessant fand ich ja, dass mir gestern schon zwei Leute schrieben: "Ach, die Verlage kriegen jetzt doch ihr Geld, ist also alles nicht so schlimm und geht weiter wie bisher." Ich frage mich, ob die eventuell diesen Artikel gelesen und falsch verstanden haben? Es soll ja ab sofort der gewohnte Geschäftsablauf fortgeführt werden, bis die Entscheidung Insolvenz ja/nein getroffen wird. Aber die bisherigen Rechnungen werden dann erst angefasst, und das steht da eigentlich auch recht lesbar, finde ich ...
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Angela

ZitatInteressant fand ich ja, dass mir gestern schon zwei Leute schrieben: "Ach, die Verlage kriegen jetzt doch ihr Geld, ist also alles nicht so schlimm und geht weiter wie bisher."
Alia hat ja schon geschrieben, was nun passiert ist. Ab jetzt ist das Geld (wohl) sicher, das haben diese Leute schlicht nicht verstanden.
Nach meinen eigenen traurigen Erfahrungen ist für Normalsterbliche das Geld bis zum Zeitpunkt der Übernahme weg, da sind so viele andere, die vorher bedient werden.

cryphos

Bei einer Insolvenz werden alle Ausgaben eingefroren und dann einzeln durch einen Insolvenzverwalter geprüft, freigegeben, reduziert oder gesperrt. Ausgaben werden, wenn möglich, bewilligt um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.
Nicht ausgezahlte Ausgaben werden nach einem mir nicht bekannten Verfahren bewertet und dann nach dieser bewerteten liste ausgezahlt (oder auch nicht).
Ein Insolvenzverwalter kann auch bestimmen, dass ab einem Zeitpubkt X wieder alle Rechnungen bezahlt werden, also vom Insolvenzverfahren befreit sind. Alle Rechnungen vor diesem Zeitpunkt X unterliegen weiterhin dem Insolvenzverfahren.

Einer meiner Kunden ist z.B. seit Anfang Dezember insolvent. Bei ihm offen sind Rechnungen im fünstelligen Bereich für erbrachte Dienstleistungen.
Alle Rechnungen nach dem Stichpunkt, ca. Mitte Dezember, werden aber bezahlt.
Ergebnis: wir bleiben vorerst auf offenen Positionen für einen Projektauftrag sitzen, dürfen aber nun den Support abrechnen, wenn der Kunde diesen erfragt.
Nun wundert sich der Kunde, wir so ungern für ihn arbeiten. Die 200€ Support hätte er doch umgehend beglichen. Dass wir aber noch ca. das hundertfache für das Projekt im November offen haben... :darth:

Ähnlich es es jetzt bei KNV...

Valkyrie Tina

Zitat von: Janika am 18. Februar 2019, 08:47:53
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Benjamin Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick.

Ähm, Christian Sprang, Janika. Benjamin Spang ist ein Selfpublisher.

Janika

#58
Zitat von: Valkyrie Tina am 18. Februar 2019, 09:37:06
Zitat von: Janika am 18. Februar 2019, 08:47:53
Im Börsenblatt gibt es ein Gespräch mit Benjamin Spang zum Thema, wie es jetzt weitergeht und inwieweit der vorläufige IV sich der Relevanz und Folgen der KNV-Insolvenz bewusst ist. Klick.

Ähm, Christian Sprang, Janika. Benjamin Spang ist ein Selfpublisher.
Oh Gott, ja, hab das sofort geändert. Der Kerl hat letzte Woche auf Twitter ja mal wieder für Aufsehen gesorgt, da hab ich das Durcheinandergeschmissen. Sorry! ;D Von Benjamin Spang würde ich da keine Einschätzung hören wollen.

Und ja, genau so habe ich das mit dem weiteren Vorgehen auch verstanden und den Artikel so gelesen. Ich würde nur vermuten, dass die Ansichten der beiden Leute, die mir andernweitiges schrieben, eine Misinterpretation dieses Artikels sein könnten? Andernfalls habe ich keine Ahnung, wie die darauf kommen. ;)
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

FeeamPC

#59
Ich habe mal auf meinem Facebook-Account eine Zusammenfassung gepostet.
https://www.facebook.com/Machandelverlag/posts/2099484590144963
Wer will, darf sich gerne daran bedienen, ich bin keineswegs böse, wenn ihr den Inhalt für euch weiterverwendet.


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Link korrigiert - es war nur die Startseite verlinkt, nicht der Beitrag
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