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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Nycra

Zitat von: Kisara am 06. Januar 2012, 10:41:04
Vielleicht wäre es sinnvolll Wörter zu verwenden, die man im Duden finden kann? Da ist zwar auch Unfug wie "guttenbergen" und "Wutbürger" bei, aber meistens ist die Referenz ganz in Ordnung, und wer in der Bedeutung unsicher ist kann nachsehen...

Im Duden sind die Wörter aber immer als eingedeutscht, umgangssprachlich oder alt usw. gekennzeichnet. Von daher sollte man nicht nur das Wort nachschlagen, sondern auch mal die Beschreibung dazu lesen. Ansonsten gebe ich Kisara vollkommen Recht.

Tuck kann ein Huhn sein? Wow, da wäre ich nie drauf gekommen. Bei uns sind Hühner Hinkel, und angedötscht ist bei uns angedotzt  ;D .


Grummel

Da siehst du mal wieder, "alte Tucke" habe ich schon häufig gebraucht. Aber Wutz war mir halt neu. Aber ich bin ja auch eingepfalzt worden.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Jade

Jetzt bin ich schlauer und weiß was ein Tuck ist. Hab ich noch nie gehört. ^^
Eigentlich hab ich auch noch nie gehört wie einer in meiner Umgebung das Wort groggy verwendet, aber die Bedeutung kenne ich schon.

Darielle

#123
Hei,
hier meldet sich mal Ostsachsen bei dieser spannenden Diskussion.

Also kurz zu den letztgenannten Beispielen "groggy", "Tuck", "angedötscht" und "dötschig".
"Groggy" ist mir auch sehr geläufig, allerdings erkenne ich bereits ander Schreibweise (doppeltes G und Y am Ende kommen im deutschen ja eher selten vor), dass es ein englisches Wort sein muss. Ich ersetze es daher auch eher mit "erschöpft" oder "kaputt", wobei ich glaube, dass "kaputt" bei uns auch wieder regional bedingt ist.

"Tuck" genne ich überhaupt nicht. "Ein bisschen" heißt bei uns "ein bissl", der Knoten in den Haaren zum Beispiel ist dann ein Fitz, die Haare sind verfitzt. Weiß nicht, ob das jetzt ein regional gebrauchtes Wort ist.
"Angedötscht" sagt mir gar nichts. Am Beispiel mit den Tomaten verstehe ich es, jedoch sagen wir dazu "angegammelt". Erinnert an das "Gammelfleisch", insofern scheint der Begriff "gammelig" (nicht "gammeln", das hat außer "faulig werden" noch eine andere Bedeutung, "rumgammeln" heißt ja "faulenzen") nicht ganz unbekannt zu sein.

Tja und zu "dötschig" fällt mir gleich gar nichts mehr ein.

Prinzipiell bin ich auch eher hochdeutsch erzogen worden, es gibt eigentlich wenige wirklich rein sächsische Begriffe, die ich verwende. Vor allem beim Schreiben ist mir natürlich wichtig, beim Hochdeutschen zu bleiben und ich kann es überhaupt nicht haben, wenn jemand in einem Brief an die Behörde schreibt: "Ich kann Ihnen gerne das und das zusenden." Da rauf ich mir die Haare. Was formell ist, soll auch formell bleiben, bei direkter Rede habe ich auch nichts dagegen, wenn es zur Figur passt. Ich verwende jetzt bei den Falva zum Beispiel beim Bösewicht auch eher eine flapsige Sprache, aber im restlichen Text hat das aus meiner Sicht nichts verloren. Ich besitze zwar keinen Duden, glaube aber, dass mein Wortschatz ausreichend ist, um nicht auf Dialekt oder gar Mundart zurückgreifen zu müssen.

Edit. Manchmal muss man Sätze eben doch zuende schreiben, bevor man den Punkt dahinter setzt.  :wums:

Dogtales

Mittelsachsen beteiligt sich ebenfalls  ;D (obwohl ich da ja gar nicht mehr wohne)

Groggy kenne ich auch, in eben der Bedeutung wie Darielle schon angemerkt hat.
Und Tuck, auch schon gehört, aber kaum in Verwendung. "ein Tuck nach rechts" zum Beispiel.

Ich finde ja, regionale Wörter dürfen sein, sollten aber Kontextabhängig genutzt werden und in geschriebener Sprache haben sie selten etwas zu suchen.
Hingegen hat jeder seine Lieblingswörter und dann kann es Bundeslandübergreifend schon witzig sein, wenn sich zwei Leute nicht verstehen. Als kleines Beispiel nehme ich mal meinen Freund (Hesse) und mich (Sächsin), da kommt es vor dass ich sage "mehr nicht so da dran rum" oder er zu mir sagt "Gib mir doch mal das Kneipchen" (für Rechtschreibunf übernehme ich keine Haftung, ich kenne beides nur aus dem mündlichen Gebrauch.) Ich habe ihn wohl angeschaut wie ein Auto.  ???

Mogylein

"Ein Tuck" für "ein bisschen" kenne ich nur als "ein Tucken". Sagen würde ich das übrigens nicht, aber verstehen schon.

Also hier in Berlin, zumindest unter Leuten um ~40 ist 'groggy' noch ziemlich verbreitet. Aber schön zu wissen, dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich das Wort verwende :)
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Nycra

Zitat von: Dogtales am 06. Januar 2012, 13:04:10
Mittelsachsen beteiligt sich ebenfalls  ;D (obwohl ich da ja gar nicht mehr wohne)

Groggy kenne ich auch, in eben der Bedeutung wie Darielle schon angemerkt hat.
Und Tuck, auch schon gehört, aber kaum in Verwendung. "ein Tuck nach rechts" zum Beispiel.

Ich finde ja, regionale Wörter dürfen sein, sollten aber Kontextabhängig genutzt werden und in geschriebener Sprache haben sie selten etwas zu suchen.
Hingegen hat jeder seine Lieblingswörter und dann kann es Bundeslandübergreifend schon witzig sein, wenn sich zwei Leute nicht verstehen. Als kleines Beispiel nehme ich mal meinen Freund (Hesse) und mich (Sächsin), da kommt es vor dass ich sage "mehr nicht so da dran rum" oder er zu mir sagt "Gib mir doch mal das Kneipchen" (für Rechtschreibunf übernehme ich keine Haftung, ich kenne beides nur aus dem mündlichen Gebrauch.) Ich habe ihn wohl angeschaut wie ein Auto.  ???

Kneipchen (richtig geschrieben übrigens) gleich Messer, also so ein kleines zum Gemüse schnippeln. (Als Frankfurter oder Hanauer sagt man aber Kneipche (ohne n am Ende)
Ich lache mich immer schlapp, wenn meine Nachbarin zu mir sagt: Gib mir mal den Teppich. Bei uns ist damit eine Kolter (gesprochen Kolder) gemeint, was wiederum eine Wolldecke ist  ;)

chaosqueen

Hehe, interessante Diskussion!

Groggy kenne ich, wurde bei uns früher auch benutzt, würde ich aber auch eher in die Ecke "etwas verstaubt" schieben und definitiv als Alnglizismus deklarieren.

Tuck kenne ich in der Bedeutung von "ein bisschen", nicht als Huhn.

Angedötscht verstehe ich ohne Probleme, auch wenn es hier "angedetscht" heißt. "dötschig" ist für mich genau das gleiche, wobei auch eine Person dötschig/detschig sein kann, dann ist diese grad etwas verwirrt im Kopf. ;D

Ich bin mir übrigens sicher, dass es haufenweise Wörter und Redewendungen gibt, von denen man selber gar nicht weiß, dass sie nur regional existieren. Für mich ist der Lappen, mit dem man den Boden wischt, ein Feudel, völlig logisch. Meine Cousine aus München verstand das Wort erstmal gar nicht. Dafür sagte sie mit traurigem Blick auf ihre kaputte Haarspange, dass diese "futsch" sei, was bei uns "weg" und nicht "kaputt" bedeutet.

Ach ja: Ich spreche für Hamburg / SH.

Und kennt ihr eigentlich den Loiwagen oder die Handeule? ;D

Darielle

Zitat"dötschig" ist für mich genau das gleiche, wobei auch eine Person dötschig/detschig sein kann, dann ist diese grad etwas verwirrt im Kopf. ;D

Ach du meinst "deppert"! Ja, na das verstehe ich dann auch.  :rofl: Also mit "detschig" kann ich weit mehr anfangen als mit "dötschig". Es ist schon ein Unterschied, da grade in Sachsen umgangssprachlich/mündlich viel mit Ö und Ü gearbeitet wird. Zum Beispiel "Nö" ist ein großer Unterschied zu "No" - weil erstes Nein und zweites Ja bedeutet. Wobei das "no" auch nur in der Lausitz zu finden ist, weiter draußen im deutschen/sächsischen Land nennt sich das dann "nu". ^^

"Futsch" kenne ich auch als "kaputt", aber "kaputt" hat ja bei uns eben auch mehrere Bedeutungen. Dagegen hab ich sehr gelacht bei dem "Mähr ne so dran rum", auch bekannt als "Nu mährtsch ma aüs" (=Werd mal fertig). Kennt jemand von euch das Wort "Fissemadenzschn"? Eigentlich müsste es geschrieben eher Fissemadenzchen sein, glaub ich. "Nu mache abor keene Fissemadenzschn hier!" ist in Sachsen auch sehr geläufig. In der Bedeutung deckt sich das dann mit "Nu zick hieor ne so rüm!". Und für die Pferdeleute: Ihr wisst garantiert was Mauke ist. Nur ich meine nicht die Krankheit, sondern Kartoffelmuß. ^^ Der heißt in der Lausitz Mauke, also bon appetit. :)

Ok, genug Dialekt geschrieben. *hust*
Es ist wirklich ein interessantes Thema, weil man eben doch sehr aufpassen muss. Grade das Fissemadenzchen wäre für mich eher ein typisch hochdeutsches Wort, weiß auch nicht.

Dogtales

Zitat von: Nycra am 06. Januar 2012, 13:51:09
Kneipchen (richtig geschrieben übrigens) gleich Messer, also so ein kleines zum Gemüse schnippeln. (Als Frankfurter oder Hanauer sagt man aber Kneipche (ohne n am Ende)
Ich lache mich immer schlapp, wenn meine Nachbarin zu mir sagt: Gib mir mal den Teppich. Bei uns ist damit eine Kolter (gesprochen Kolder) gemeint, was wiederum eine Wolldecke ist  ;)
Ja, mittlerweile kenne ich die Worte auch alle, aber anfangs habe ich mich durchaus schwer getan, zu verstehen, was er von mir wollte :)
Ich kontere dann gern mit, "bei uns heißt das Schälmesser!". Und die Decke kenne ich jetzt auch. Worte, die die Welt nicht braucht ... (OT: Ich wohne ja seit ein paar Jahren in Hessen. Man gewöhnt sich dran  ;D)

@chaosqueen: Ich wiederum kenne futsch sogar mit beiden Bedeutungen und benutze es sogar so.

Handeule? Ich stelle mir da ein kleines putziges, flauschiges Ding vor, dass bequem auf der Schulter platziert werden kann und als die Fantasy-Schreiberling Version zum Piratenpapagei fungiert.
Ist aber vielleicht so eine Art Werkzeug? Für irgenetwas ... zur Essenszubereitung?

Kisara

Zitat"Futsch" kenne ich auch als "kaputt"

Also ich kenne es nur als "weg" oder "verloren". So wäre ein gestohlenes oder verlorenes Handy auch "futsch".


ZitatKennt jemand von euch das Wort "Fissemadenzschn"?
= Ich kenne "Fiesematenten" und das zu übersetzen wäre ungefähr der Sinn von: "Jetzt mach keinen Aufstand" oder "Mach keine Welle".

Und was dötschig angeht, da ich es aufgebracht habe kurz nochmal: Ich meine DRÖTSCHIG, was bei uns den Zustand eines labbrigen, gummihaften Brötchens. Auf Menschen bezogen meint es eher langsam, nicht so schlau.

Darielle

Zitat"Jetzt mach keinen Aufstand" oder "Mach keine Welle".

Ganz genau das bedeutet es, stimmt. Wie cool, dass es nicht ganz unbekannt ist.
Das Kneipchen hab ich vorhin vergessen, also ich kenn das Wort nicht, würde dahinter aber eine kleine Kneifzange vermuten, wenn es nicht bereits erläutert worden wäre. ^^ Wenn der Handwerker sagt: "Gib mir mal das Kneipchen rüber, das kleine Ding hier sitzt so fest." - also bei mir heißt es eigentlich auch eher Schälmesser oder einfach nur Messer. Ist doch egal, solang es schneidet kann man es für alles verwenden.  ;D

Drötschig? Ui, also bei uns würde da jemand "ni so helle im Nischl" sein. Wobei es da viele Bezeichnungen bzw. Umschreibungen gibt, mir fällt jetzt grade kein sächsisches Wort dafür ein. Und ein weiches Brötchen ist halt babsch, also pappich (vom Matsche/ Pampe) oder "labsch" (labberig/ gummiartig). "Pappich" nennt man auch vom Regen aufgeweichten Erdboden, wenn er so richtig rutschig ist. Ist das ein normales deutsches Wort? Bin mir da überhaupt nicht sicher. Du liebe Güte, das bringt mich doch glatt aus der Fassung.  :seufz:


Pestillenzia

Zitat von: Darielle am 06. Januar 2012, 12:51:30
ich kann es überhaupt nicht haben, wenn jemand in einem Brief an die Behörde schreibt: "Ich kann Ihnen gerne das und das zusenden."

Öhm... was ist an dem Satz so schlimm?

Zitat von: Grummel am 06. Januar 2012, 12:33:24
Da siehst du mal wieder, "alte Tucke" habe ich schon häufig gebraucht. Aber Wutz war mir halt neu. Aber ich bin ja auch eingepfalzt worden.

Tucke kenne ich als anderen Begriff für Tunte, ist aber eher umgangssprachlich und kein Dialekt.

"Fisimatenten" kenne ich als anderes Wort für Blödsinn oder Dummheiten.

Angedötscht heißt bei uns odatscht mit langem a und ein Dotschn (mit langem o) ist jemand, der plump und nicht unbedingt hell in der Birne ist.

Darielle

ZitatÖhm... was ist an dem Satz so schlimm?

Na dieses "gerne", das ist Umgangssprache. Anders wäre "Gern sende ich Ihnen [...] zu", aber auch die Syntax ist im ersten Beispiel total... Ja, wie soll ich das ausdrücken. Ich vergleiche mal ganz übertrieben. Für mich klingt das wie jemand, der "mit mir telefonieren tut". Also man sagt doch nicht "telefonieren tut", sondern "telefoniert", genauso wie man eben nicht "gerne" sondern "gern" sagen sollte. Das e kann beim Sprachgebrauch im mündlichen Bereich von mir aus gern verwendet werden, denn oft hilft es, Wörter zu verbinden, damit es nicht so abgehackt klingt. Aber im Roman oder ähnlichem hat das in meinen Augen nichts verloren (also so lang wie es keine direkte Rede ist). Aber das war jetzt glaub ganz schön off topic. *schämen geh*

Romy

Zitat von: Pestillenzia am 06. Januar 2012, 14:46:48
"Fisimatenten" kenne ich als anderes Wort für Blödsinn oder Dummheiten.
Bei uns (Region Hannover) bedeutet es auch genau das! :) Ich habe das Wort ewig nicht gehört, bis Darielle danach fragte, aber als Kind bekam ich es ziemlich häufig zu hören.
In der leicht anderen Bedeutung, die Darielle und Kisara genannt haben, könnte man es vielleicht auch verwenden, bin mir nicht sicher ... aber ich glaube es wird bei uns wirklich eher für unartige Kinder benutzt. ;D