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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Maja

Zerren ist für mich mit körperlichem Einsatz verbunden. Mutter muss das Kind packen und ziehen. Schleppen ist da passiver, das Kind trottet mit, ohne dass man es packen und ziehen muss. Beide Varianten würde ich aber hinter dem für mich gängigeren "mitschleifen" zurückstellen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Nikki

Für mich klingt "zerren" gewalttätig, ich habe da ein Bild vor mir, wie die Mutter richtig körperlich gegenüber dem Kind wird. Wohingegen "jemandem mitschleppen" ja schon eine Phrase ist, die impliziert, dass die andere Person nicht wirklich will bzw. in dem Fall, die Mutter sich nicht anders zu helfen weiß, als das Kind mitzunehmen, anstatt es alleine zu lassen. Für mich sind das definitiv keine Synonyme in dem Kontext.

Ary

Sehe ich wie @Nikki - zerren ist für mich mit körperlicher Gewalt verbunden, während mitschleifen/mitschleppen das Mitnehmen eines Kindes ist, das einfach keinen Bock auf die Oma hat.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Araluen

#2058
Zitat von: flowrite am 14. Oktober 2024, 15:56:19Es heißt ja, man soll semantisch starke Verben wählen. Ein Kollege hat gemeint, zwischen mitzerren und mitschleppen gäbe es für ihn keinen Unterschied. Vergleiche:

Mutter zerrt Kind zur Oma mit.
Mutter schleppt Kind zur Oma mit.

Frage zu diesen Beispielen: Will das Kind zur Oma oder will die Mutter eigentlich allein hin?
In meinen Augen will das Kind in beiden Fällen nicht zur Oma. Im ersten Fall leistet es aber aktiven Widerstand bzw. wendet die Mutter Gewalt an und im zweiten Fall trottet es hinterher.

Zit

#2059
Naja, ich denke es kommt auch drauf an wie grob oder ungrob der Umgang der Sprechenden miteinander/ untereinander und der Ausdruck an sich ist. Mitschleifen kann da denselben "gewalthaltigen" Geschmack bekommen wie mitzerren.
Um ein Gegenbeispiel zu bringen.

"Könntest du XYZ nebeneinander stellen als übereinander? Ich habe keine Lust, dass mir die ganze Scheiße immer entgegen kommt, wenn ich nur eine Sache rausnehmen will."

Gibt so viele Leute, die sich bei "ganze Scheiße immer" furchtbar persönlich angegriffen fühlen und einen Aufstand machen. Hingegen bei meiner Familie juckt das keinen. :omn: Also der verbale Ausdruck unter uns ist gröber. Wenn wir dann von "mitzerren" reden, bedeutet das in den meisten Fällen trotzdem das gewaltfreie "unwillige/ lustlose Mitgehen" einer Partei.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

flowrite

Danke für eure Eingaben. Zerren ist also eher falsch in dem Kontext.

In der Bedeutung von mitschleifen oder mitschleppen fehlt nach eurem – und meinem – Verständnis die unterscheidende Komponente vom Unwillen auf Seiten des Kindes oder der Mutter.

Hier die Karteikarte aus meinem Ideenkästchen "Fragmente":

"Okay, schleif ich sie halt mit", murmelt die Mutter zum Vater.
"Ich will nicht mit!", ruft sie, denn sie hat sehr wohl verstanden.
"Eben wolltest du doch noch?!"
"Ja, aber ... eben hat ... Omas Herz –"

Sparks

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Sparks

#2062
Zitat von: flowrite am 14. Oktober 2024, 15:56:19Es heißt ja, man soll semantisch starke Verben wählen. Ein Kollege hat gemeint, zwischen mitzerren und mitschleppen gäbe es für ihn keinen Unterschied. Vergleiche:

Wie meine Vorschreiber mitteilten, ist der Unterschied vorhanden. Besonders deutlich wird er, wenn ich die Wörter in einem anderen Kontext verwende:

"Ich schleppe ein Paket zur Post"
verglichen mit
"Ich zerre ein Paket aus dem Regal"

Im ersten Fall bemühe ich mich aktiv, ein schweres, passives Paket zu tragen.
Im zweiten Fall bemühe ich mich auch aktiv, ein schweres passives Paket zu ziehen.

Die Mühe ist im ersten Fall das Gewicht des Paketes das Problem, im zweiten Fall weniger das Gewicht des Paketes als vielmehr dessen eventuellen Verhakungen und Verkantungen im Regal (passiver Widerstand? ;O) )

Zitat von: flowrite am 14. Oktober 2024, 15:56:19Mutter zerrt Kind zur Oma mit.
Mutter schleppt Kind zur Oma mit.

Frage zu diesen Beispielen: Will das Kind zur Oma oder will die Mutter eigentlich allein hin?

In beiden Fällen ist es für die Mutter mühsam (Kraftanstrengend), das Kind mitzunehmen.
"schleppen" (tragen) macht man aber oft, wenn das Kind mit soll, aber noch nicht (so weit) laufen kann.
Ob die Mutter das Kind mitnehmen will, oder muss, und ob das Kind will oder nicht, darüber existiert keine
Aussage.
"Zerren" (ziehen) macht man eher dann, wenn der Betreffende nicht mit will.

Zitat von: flowrite am 15. Oktober 2024, 19:19:38Danke für eure Eingaben. Zerren ist also eher falsch in dem Kontext.

In der Bedeutung von mitschleifen oder mitschleppen fehlt nach eurem – und meinem – Verständnis die unterscheidende Komponente vom Unwillen auf Seiten des Kindes oder der Mutter.


So gesehen sehe ich auch in "zerren" eine eher gewalttätige Aktion gegenüber jemanden, der nicht mit will.

Zitat von: flowrite am 15. Oktober 2024, 19:19:38Hier die Karteikarte aus meinem Ideenkästchen "Fragmente":

"Okay, schleif ich sie halt mit", murmelt die Mutter zum Vater.
"Ich will nicht mit!", ruft sie, denn sie hat sehr wohl verstanden.
"Eben wolltest du doch noch?!"
"Ja, aber ... eben hat ... Omas Herz –"


Und die stellt einen anderen Kontext da. ;O)

"Okay, schleif ich sie halt mit", murmelt die Mutter zum Vater.

Hier ist noch nicht explizit klar, dass das Kind nicht mit will.
"schleppen" oder "schleifen" ist ok. Eigentlich will die Mutter das Kind ja auch nicht wirklich dabeihaben. Wegen "sie halt mit".
Also ein mühevoller Akt für die Mutter, keine Aussage zum Kind.

"Ich will nicht mit!", ruft sie, denn sie hat sehr wohl verstanden.
Hier macht das Kind die eindeutige Aussage, nicht mitkommen zu wollen.
Im weiteren Verlauf wäre dann "zerren" schon passend.

Aber das sind alles nur Nuancen, und von der Bedeutung sehr ähnlich. Du machst also eigentlich immer die gleiche Aussage, aber die Stimmung dabei ist anders. Und hier drohen dann kulturelle Unterschiede, die das anders interpretieren.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression

Anj

#2063
Also für mich hat eigentlich nur zerren einen aktiv-gewalttätigen Aspekt. Schleppen bedeutet, dass es zusätzlicher Ballast ist, der mit genommen wird, aber auf welche Art (tragen oder ziehen) ist für mich noch nicht näher spezifiert. Allerdings ist hier eine Fürsorglichkeit vorhanden, dass dem mitgeschleppten Etwas nichts passiert.
Schleifen ist dasselbe, aber hier kann ruhig Schaden entstehen, was durch Abrieb beim Schleifen ja gern mal passiert. In Bezug auf ein Kind also schon eher bedenklich, findet mein inneres System. Und trotz der Aussage oben schon etwas gewalttätiges, aber eben eher durch Unterlassung von Schutz.
Zerren ist Aktion gegen Widerstand und damit mit aktiver Gewalt verknüpft.

Allerdings sehe ich es auch so, dass Assoziationen hier durch Sprachgewohnheiten unterschiedlich sein können und auch der Ton eine Rolle spielen.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.