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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Coppelia

Was die Konjunktiv-Ersatzform mit "würde" betrifft: Der wird durchaus auch schriftsprachlich verwendet. Bei der Wiedergabe indirekter Rede ist er immer dann erforderlich, wenn die Konjunktiv-I-Form mit der Indikativ-Präsens-Form und die Konjunktiv-II-Form mit der Indikativ-Präteritum-Form identisch ist. Allerdings hält man sich selbst im hochsprachlichen Bereich nicht immer streng daran. ;)

Aber diese Regel hat mit den Sätzen gar nicht viel zu tun.

Cailyn

Danke für eure Antworten  :)
Coppelia... könntest du das auch für nicht-Germanistiker umformulieren. Ich versteh nur Bahnhof...  ::)

Coppelia

Oh, sorry ... welches Wort macht denn Probleme? Indikativ? Indikativ ist alles, was nicht Konjunktiv ist, also die "normalen" Verbformen. Man bildet ja den Konjunktiv I auf der Grundlage von Präsens und Konjunktiv II auf der von Präteritum. Daher sind die Formen von Konjunktiv I und Präsens und Konjunktiv II und Präteritum manchmal gleich. Und immer, wenn sie gleich sind, muss man eine Ersatzform benutzen. Welche, ist auch "vorgeschrieben". Aber ganz streng durchgehalten wird das selbst hochsprachlich nicht.

Miezekatzemaus

@Coppelia: Muss man denn wirklich immer auf die Ersatzform ausweichen? Ich habe das so gelernt, dass die Übereinstimmungen von Indikativ und Konjunktiv im schriftsprachlichen Bereich nicht wichtig sind, weil man dann dennoch den Konjunktiv verwenden soll. (Ich verstehe dich jetzt so, dass man ihn eigentlich nicht verwenden darf. Oder ist das eine Wahl-Regelung?)

Coppelia

#1174
@ Miezekatzemaus
Nein, an sich ist es keine Wahl-Regelung, weil ja dadurch in bestimmten Kontexten Unklarheit besteht (war etwas wirklich so, oder werden gerade die Gedanken/Worte von jemand anders darüber wiedergegeben?). Aber sowohl bei Muttersprachlern - da sowieso - als auch im hochsprachlichen Bereich werden die Konjunktiv-Regeln nicht ganz streng gehandhabt. Ich höre es jeden Tag in den Nachrichten. Wichtig sind, würde ich sagen, zwei Dinge: Erstens muss bei indirekter Rede deutlich werden, dass es sich um solche handelt, zweitens sollten aus Gründen der Sprachschönheit zu viele Ersatzformen vermieden werden. ;) Dabei hilft meist schon die Wahl eines anderen Verbs.
Ich hab's mit den Schülern ausprobiert: Wenn man einen längeren Text komplett in indirekte Rede umwandelt, tritt die Ersatzform nur selten auf, weil man meist entweder Konjunktiv I oder II verwenden kann bzw. muss. Man muss aber wirklich jedes einzelne Wort angucken, um zu entscheiden, welche Konjunktiv-Form man jetzt braucht.

chaosqueen

Zitat von: Cailyn am 13. Mai 2017, 17:31:02
Danke für eure Antworten  :)
Coppelia... könntest du das auch für nicht-Germanistiker umformulieren. Ich versteh nur Bahnhof...  ::)

Zitat von: Coppelia am 16. Mai 2017, 07:05:15
Oh, sorry ... welches Wort macht denn Probleme?

Beispielsätze bitte - ich bin nämlich sogar als ehemalige Germanistin gerade voll im Bahnhof. ;)

Miezekatzemaus

#1176
Darf ich? Bitte? Coppi, ich will mich jetzt nicht vordrängeln, aber ich mache trotzdem einfach mal. :)

@chaos: Folgendes Beispiel.

Indikativ Präsens: Ich lächele.
Konjunktiv I leitet sich ab vom Indikativ Präsens.
Konjunktiv I: Ich lächele. (Beispielsweise in der indirekten Rede: Sie sagte, sie lächele.)
Konjunktiv II leitet sich ab vom Indikativ Präteritum.
Indikativ Präteritum: Ich lächelte.
Konjunktiv II: Ich lächelte.

Wir haben also bei allen Formen (sowohl bei Indikativ Präsens und Konjunktiv I als auch bei Indikativ Präteritum und Konjunktiv II) Übereinstimmungen. Eigentlich muss in diesem Fall auf die Ersatzregelung mit "würde" ausgewichen werden, weil eben die Übereinstimmung vorhanden ist, demnach hieße es dann sowohl für den Konjunktiv I als auch für den Konjunktiv II: Ich würde lächeln.
Das nimmt man aber nicht so genau, wie Coppi sagte, demnach können die Sätze auch im Schriftsprachlichen durchaus bleiben, wie sie obenstehend sind. :)
War das verständlich? Indikativ ist die Möglichkeitsform, der normale Modus des Satzes, Konjunktiv die Wirklichkeitsform, die hier mit der Möglichkeitsform identisch ist.

(Und um die Sache noch ein bisschen weiterzuführen: Dass es die Übereinstimmungen gibt, liegt daran, dass "lächeln" ein schwaches Verb ist. Wäre es stark, wären die Formen nicht gleich, soweit ich weiß, da stellt sich das Problem also gar nicht.)

Christopher

Mit diesen ganzen Begriffen konnte ich in der Schule auch nichts anfangen. Indikativ, Präteritum, Quantafluxum.... Wat?  :hmhm?: Deswegen war ich in der Schule in Französisch und Englisch vermutlich auch so schlecht. Da hieß es in den Klausuren: "Bilden sie das Präteritum der folgenden Verben!" - natürlich ohne Beispiel. Da war ich komplett aufgeschmissen. Da gehts mir wie Chaos: Mit Beispiel war es meistens kein Problem.
Wenn ich aber heute irgendwo in Englisch kommuniziere werde ich sowohl von anderen nicht-Muttersprachlern als auch von Engländern/Amis/etc. für mein hervorragendes Englisch gelobt  ::)
Be brave, dont tryhard.

Sascha

Zitat von: Miezekatzemaus am 16. Mai 2017, 22:15:00
Indikativ ist die Möglichkeitsform, der normale Modus des Satzes, Konjunktiv die Wirklichkeitsform, die hier mit der Möglichkeitsform identisch ist.
Ähm ... umgekehrt. ;)

Coppelia

#1179
@ Miezekatzemaus

ZitatDas nimmt man aber nicht so genau, wie Coppi sagte, demnach können die Sätze auch im Schriftsprachlichen durchaus bleiben, wie sie obenstehend sind. :)

Naja, da muss ich etwas zurückrudern. Dass man es "nicht so genau nimmt", liegt daran, dass viele Muttersprachler die Konjunktiv-Regeln nicht beherrschen. Wenn man sie aber beherrscht, sollte man sie schon im Großen und Ganzen anwenden, finde ich. ;) Dass andere Fehler machen, heißt ja nicht unbedingt, dass es einem selbst egal sein muss. (Und einige Fehler wären leicht zu vermeiden. Ich höre z. B. in den Radio-Nachrichten oft "er gäbe" (Konj. II) in der indirekten Rede, obwohl die Form "er gebe" (Konj. I) korrekt wäre. Das muss nicht sein.)
Auf Dauer wird sich der Konjunktiv wahrscheinlich nicht halten, aber noch haben wir ihn.
Gerade bei schwachen Verben tritt die Übereinstimmung in vielen Formen auf, da wüde ich eher auf die Ersatzform ausweichen - und bei zu viel "würde" ein anderes Verb wählen. Deine Beispiele sind aber richtig.
Auch bei starken Verben treten Übereinstimmungen auf, aber meist in weniger Formen. Es gibt auch einige unregelmäßige Formen (z. B. von "sein").

Was die Verwendung betrifft: Konjunktiv I wird eigentlich nur in indirekter Rede angewendet.
Beispiel: "Ich bin hungrig." --> Coppi schrieb, sie sei hungrig.

Konjunktiv II nehmen wir als Ersatzform von Konjunktiv I und um Unmögliches und Unwirkliches auszudrücken.
Beispiel: Wenn Coppi genug gegessen hätte, wäre sie jetzt nicht hungrig.

Und tut mir leid, wenn ich als Klugsch ... rüberkomme. Ich mache das Thema gerade mit meiner Deutschklasse. Normalerweise verstehen die Schüler es erst, wenn sie nach den Regeln Tabellen ausfüllen und jeweils die Form, die sie in der indirekten Rede benutzen dürfen, grün unterstreichen. Es ist also nicht auf Anhieb zugänglich. Und natürlich sagt die Beherrschung grammatischer Fachausdrücke und Regeln nichts darüber aus, wie "gut" jemand die Sprache intuitiv beherrscht und formulieren kann.

Miezekatzemaus

Zitat von: Sascha am 17. Mai 2017, 08:43:42
Zitat von: Miezekatzemaus am 16. Mai 2017, 22:15:00
Indikativ ist die Möglichkeitsform, der normale Modus des Satzes, Konjunktiv die Wirklichkeitsform, die hier mit der Möglichkeitsform identisch ist.
Ähm ... umgekehrt. ;)
Stimmt, sorry.

@Coppelia: Hm. Wir haben das auch kürzlich im Deutschunterricht gemacht und meine Lehrerin meinte, man solle im Schriftsprachlichen immer den Konjunktiv verwenden, auch wenn es eine Übereinstimmung gibt. Deshalb bin ich ja so skeptisch. :)

Coppelia

#1181
Ich hab's noch mal recherchiert (bin ja selbst Deutschlehrerin): Ich habe recht. ;D Hier z. B. kann man die Regel nachlesen, auch an einigen anderen Stellen.
Allerdings heißt es auch, dass die Ersatzregel nicht "obligatorisch" sei. Wenn deine Lehrerin also keine Ersatzformen lesen möchte, würde ich sie auch nicht schreiben - falsch sind sie aber auf keinen Fall, wenn (und nur wenn) keine der anderen Konjunktiv-Formen stehen darf. Bei veralteten Konjunktivformen (wie z. B. "sie büken") wird die Ersatzform sogar empfohlen.

Ich habe es früher so in der Schule gelernt, wie du sagst - aber inzwischen ist mir klar, dass es so nicht stimmte. Das trifft auch auf einige andere Schul-Inhalte mehr zu ... und das sogar bei einigen spitzenmäßigen Lehrern, die ich hatte. :)

Cailyn

Coppi
Diese Übungen wären wohl zur Auffrischung auch was für mich  :vibes:
Ich denke, meist setzte ich die Zeit/Form richtig, aber in Zweifelsfällen hab ich dann keine Ahnung, wo ich das auf die schnelle nachgucken könnte.

Shedzyala

Könnt ihr mir mal ganz kurz helfen? Vielleicht hab ich heute einfach schon zu viel gelesen, aber ich steh grad völlig auf dem Schlauch. heißt es:

ZitatEr war der Einzige seiner Art.

oder

ZitatEr war der einzige seiner Art.

Logisch neige ich zu Version 1, intuitiv aber zu Version 2. denke ich grad wieder zu viel nach, anstelle einfach zu machen? ;D

(Falls jemand mehr Kontext braucht, die beiden Sätzen, in denen es relevant wäre, lauten: Es war nie leicht, irgendwo der e/Einzige seiner Art zu sein und Er war der e/Einzige, der xy machte.)
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Sukie

Ist eine Substantivierung, ich würde es groß schreiben. Der Letzte seiner Art schreibt man auch groß.
"Impossibility is a kiss away from reality." (Sense8)