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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Pandorah

Zitat von: Sprotte am 01. Mai 2014, 22:29:23
Ein Prozent der Torte ist mit Kirschen belegt.
Zwei Prozent der Torte sind mit Erdbeeren belegt.


Kann man das so herleiten? Ich denke schon.

Das Beispiel gefällt mir (und nicht nur, weil es lecker ist ;D ). Hier finde ich den Plural auch vom Sprachgefühl her angemessen. Seltsam, dass es mit der Arbeit nicht passen will, das Gefühl.

Coppelia

#676
Irgendwie kommt es mir vor, als wäre mein Beitrag überlesen worden. Ich meine auch etwas anderes als Liliane. ;)

Grammatisch muss sich das Verb selbstverständlich nicht auf die Arbeit beziehen. Wie schon korrekt gesagt wurde, ist "Arbeit" nicht Subjekt, sondern "Prozent". Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die grammatisch richtige Lösung bevorzugen.

Es ist im Deutschen wie in vielen anderen Sprachen aber möglich, eine sinngemäße Konstruktion zu wählen. Ist das Subjekt zwar Singular, aber vom Sinn her Plural, kann das Prädikat im Plural statt im grammatisch richtigen Singular stehen und anders herum. Sprachgefühl und Sprachtradition entscheiden darüber, ob es so gemacht werden kann. Es gibt nicht in jedem Fall eine verbindliche Regel. Das Beispiel finde ich zwar etwas schwammig, aber ich nehme an, dass "Arbeit" als das sinngemäße Subjekt verstanden werden kann (so etwas gibt es wirklich) und daher das Prädikat im Singular stehen kann.
Ich nehme mit meinen Studis im Lateinischen häufig einen Beispielssatz dran, der so geht:
"Der Dolch des Clodius hat die Via Appia, das Monument seines Namens, mit Blut befleckt."
Im Deutschen sieht man es dem Satz im Gegensatz zum Lateinischen nicht an, aber hier kann man grammatisches und sinngemäßes Subjekt ganz gut unterscheiden. "Der Dolch" ist grammatisches, "Clodius" sinngemäßes Subjekt.

Und jetzt Schluss mit der Zeitschinderei, an die Arbeit ... :seufz:

Feuertraum

Guten Morgen!

Ach herrje, was habe ich da bloß angerichtet... :o
Erst einmal vielen lieben Dank für die vielen Antworten, bei denen es mir ein bisschen wie Pesti geht - mir raucht der Kopf.
Dass ich eine solche Diskussion damit auslöse, damit habe ich nicht gerechnet. Tut mir Leid  :(
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

SemiFe

OMG, das wird jetzt gerade wirklich kompliziert.
Ich habe den Überblick verloren und habe ehrlich gesagt KEINE Ahnung mehr, was jetzt richtig oder falsch ist.
Duden gegen Sprachgefühl= Brainpudding  ;D

Pestillenzia

Feuertraum, das braucht Ihnen doch nicht leid zu tun, ganz im Gegenteil! Ich habe noch nie Diskussionen erlebt, in denen zur Veranschaulichung ein und desselben Problems Pythagoras, Torten, Kirschen und der Dolch des Clodius bemüht wurden  :rofl:

Auch wenn ich jetzt genauso verwirrt bin wie zu Beginn.  ;D

Angela

Geht beides, würde ich sagen, und ich nehme dann die Kirschen ;D.

Amberle

Was ist eigentlich, wenn man sagt: 1 Prozent der Teile ist/sind kaputt. Geht da auch beides?

Sprotte


Amberle

Zitat von: Sprotte am 02. Mai 2014, 18:32:21
Zahlwort 1 sagt Singular.
Schon, aber es sind die (Bau)teile. Also Plural. Oder ist das unwichtig? :hmmm:

Sprotte

Siehe mein Tortenbeispiel, da ist es nur eine Torte, deren Bestandteile gezählt werden. Mehrere Bestandteile erfordern den Plural, ein Bestandteil Singular. Torte oder Teile sind nur die Gesamtmasse, von der Anteile gezählt werden. Und die Zahl der Anteile bestimmt (guck, da auch Singular) das Verb.

Liliane

#685
Hallo

Ich weiß nicht, ob es sich inzwischen geklärt hatte oder ob es noch Unklarheiten gibt, aber ich habe noch einmal meinen Deutsch-Lehrer gefragt - hier seine Antwort:

ZitatDas Stichwort lautet "Kongruenz von Subjekt und Prädikat" und gehört zu einem sehr schwierigen Thema der Grammatik, was man daran merkt, dass die entsprechenden Einträge im Duden [im Bd. 4: Grammatik-Duden!] sehr lange sind. Ich habe nachgeschlagen (5. Auflage, 1995, §1250, S. 705):

"Bei pluralischen Prozent-, Bruch- und Dezimalzahlen als Subjekt wird standartsprachlich das Finitum [das konjugierte Verb] in den Plural gesetzt. Der Singular kommt eher in der Alltags- und Umgangssprache vor."

Jetzt folgen im Duden Beispiele:
"1,5 ml des Serums wurden (alltagssprachl. u. ugs. wurde) vernichtet. 20 Prozent des Materials wurden (alltagssprachl. u. ugs. wurde) beschlagnahmt. 0,20 DM in Briefmarken sind beigefügt."

Ich hoffe, das hat jetzt noch niemand zitiert, aber so steht es jedenfalls anscheinend im Duden :)
Und es stimmt also: Es wird zwischen geschriebener und gesprochener Sprache unterschieden.
Na ja, hoffentlich ist es damit jetzt geklärt und ich habe nicht übersehen, das wir das schon längst hatten  ;D


LG, Lili



Adam_Charvelll

#686
Ich würde da auch zustimmen, Singular ist eher umgangssprachlich.

Es gibt meines Wissens zwei mögliche Varianten, die hier eventuell vertauscht werden. Vielleicht kommt es dadurch zum Missverständnis.

Variante 1: Prozentangabe mit Genetiv

20% der Arbeit wurden verrichtet. --> Hier Plural, da sich das Verb auf "20%" bezieht, ergo: 20 Prozent werden verrichtet.

Variante 2: Prozentangabe mit Nominativ

20% Arbeit wurde verrichtet. --> Hier ist es kein Genetiv, der Prozentangabe wird ein Nominativ zugeordnet. Dadurch kann "20%" nicht mehr einzeln betrachtet werden, sondern verschmilzt mit "Arbeit" zu einem gemeinsamen Subjekt, also "20% Arbeit", ergo: 20% Arbeit wird verrichtet


Zur Variante mit dem Genetiv: Auch hier ist der Singular möglich, wenn das Zahlwort Eins ist. (Ein Drittel, 1%, usw.). Bei "Zwei Drittel" wäre jedoch wieder der Plural nötig.
So würde ich mir dieses Problem erklären.


Edit: Und noch eine kleine Anmerkung: 80% sind nicht automatisch kleiner 1, wie hier behauptet wurde. 80% sind ein Anteil und somit relativ, je nach Ausgangsmenge durchaus auch mehr als 1 ;)

Serafina

Ich sitze hier gerade vor meiner lektorierten KG für die Frühstücks-Anthologie und zerbreche mir angesichts der eingefügten (übrigens nicht markierten :brüll:) Kommas den Kopf. Es wäre echt super, wenn mir jemand sagen könnte, ob die so richtig sind. Für mich sehen sie an diesen Stellen etwas seltsam aus, aber inzwischen bin ich total betriebsblind. Hilfe!?  :bittebittebitte:

Zitat
Noah versuchte, die Luft anzuhalten, während er hilflos mit den Armen und Beinen ruderte, um an die Oberfläche zu gelangen. Doch egal, wie sehr er sich abstrampelte, er kam einfach nicht voran.

Lothen

#688
@ Serafina:

Also das erste Komma darf man, laut Duden, so setzen, man muss aber nicht:

ZitatPartizipgruppen kann man durch Komma/s abtrennen, um die Gliederung des Satzes deutlich zu machen oder um Missverständnisse auszuschließen
.

Siehe hier.

"Noah versuchte die Luft anzuhalten" ist also genauso richtig wie "Noah versuchte, die Luft anzuhalten". Ich mach sie in der Regel nicht, weil sie komisch aussehen und man dann eine regelrechte Komma-Inflation bekommmt.


Das zweite Komma würde ich tatsächlich so setzen - warum, keine Ahnung... Reines Gefühl.

Siara

Also wenn ich mich nicht vollkommen irre, handelt es sich hierbei nicht um eine Partizipgruppe, sondern um einen erweiterten Infinitiv mit zu. Diese müssen mit Komma abgetrennt werden. (Es gibt eine Ausnahme, wenn der erweiterte Infinitiv ein vorangestellter Subjektsatz ist, aber das ist hier wohl unwichtig).

Partizipien sind Worte wie "gelaufen", "gehört" oder auch "haltend", "fahrend",...

Bei Infintivgruppen mit zu unterscheidet man zwischen einfachen, die nicht abgetrennt werden müssen, wie z.B. "Es war sein größter Wunsch zu laufen.", und erweiterten, z.B. "Es war sein größter Wunsch, schneller als alle anderen zu laufen."

Bei deinem, Serafina, handelt es sich, glaube ich, um einen erweiterten Infinitiv, weswegen er meines Wissens nach durch Kommata abgetrennt werden muss.

Was das zweite Komma angeht, bin ich auch nicht ganz sicher. Ich würde es weglassen, aber ob das zugelassen ist oder ob man es auch setzen darf, weiß ich leider nicht.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.