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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Tinnue

Hmm verzwickte Sache, das Ganze. Als Ex-Germanistik-Student muss ich mich ja eigentlich auf den Duden-Check verlassen, aber ... mein Sprachgefühl sträubt sich.

ZitatEs heißt "80% der Arbeit findet unter Wasser statt", da die Arbeit im Singular ist. Das "findet" bezieht sich auf die "Arbeit"m, genauso wie die "80%".

Ich würde da zustimmen, weil ich tatsächlich denke, dass das "findet" sich auf "die Arbeit" bezieht. Das klingt sonst einfach falsch für mich. :(

Aber wenn ihr euch mit dem Plural sooo sicher seid, will ich da nicht reinreden. Schlimm genug, dass Duden und ich mal nicht einer Meinung sind.

Pestillenzia

Zitat von: Liliane am 01. Mai 2014, 13:23:45
"80% der Arbeit (findet/ finden unter Wasser statt)" ist doch Nominativ, oder bringe ich da jetzt was durcheinander? 
Mal so gesehen  ;D : Wer oder was findet unter Wasser statt? - 80% der Arbeit 

Arbeit ist hier vielleicht ein schlechtes Beispiel, wenn man z.B. "Geschehen" nimmt, wird es deutlicher: "80% des Geschehens finden unter Wasser statt." Dann steht das Subjekt im Genitiv - oder nicht?
Wenn ich die Regel richtig verstanden habe, ist bei der Entscheidung, ob Plural oder Singular nicht die Prozentzahl an sich das entscheidende Subjekt, sondern um das, Wort, welches danach folgt - also das Geschenen (bzw. die Arbeit, um bei Feuertraums Beispiel zu bleiben).

Mir raucht der Kopf ...

Tinnue

Ich weiß, wenn ich auf Bauchgefühl plädiere, bin ich natürlich nicht die zuverlässigste Quelle, aber es klingt für mich so grundfalsch. Ob Geschehen nun im Genitiv steht oder nicht, es ist und bleibt für mich das Geschehen, also wäre es für mich "80 Prozent des Geschehens findet ..." das klingt für mich mit vielen anderen Einsätzen "der Beurteilung" usw ... einfach mit "findet" richtig"er". :/

Ich mag hier keinen krieg mit dem Duden anfangen, der mich schon so lange begleitet. Wenn es mit Plural sicher drinsteht, dann ist es so. Ansonsten kann ich nur sagen, ich beziehe das Verb (finden/findet) auf das Singular = die Arbeit.  :brüll:

Sprotte

#663
Vielleicht wird es leichter, wenn wir die Prozente zerlegen?
Achtzig Anteile der gesamten Arbeit finden unter Wasser statt.
Klingt ganz besonders doof, ich weiß, aber darauf läuft es ja hinaus.

80 Prozent sind ja mehrere.
Ein Prozent der Arbeit (also nur ein Anteil) findet unter Wasser statt.

Tinnue

Hmm, du bist sicher, dass sich die Verbform nach dem Prozent richtet? Die Ausführung klingt plausibel.  :hmmm: Vielleicht hat das tatsächlich viel mit Sprachklang zu tun und missfällt mir deshalb im Plural so.

heroine

#665
Zitat von: Sprotte am 01. Mai 2014, 16:50:52
Vielleicht wird es leichter, wenn wir die Prozente zerlegen?
Achtzig Anteile der gesamten Arbeit finden unter Wasser statt.
Klingt ganz besonders doof, ich weiß, aber darauf läuft es ja hinaus.

80 Prozent sind ja mehrere.
Ein Prozent der Arbeit (also nur ein Anteil) findet unter Wasser statt.

Ich finde man kann es nicht so einfach Umgehen und Prozent durch Teile ersetzen. Bei Teile hast du zwar den Plural und damit macht auch das 'finden' mehr Sinn, aber genau das macht man nicht bei Prozent. Obwohl es das Plural Prozente gibt, wird keiner es so aussprechen 'Achtzig Prozente der Arbeit'. Vielleicht liegt da ja der Knackpunkt.

Edit: Ich weiß nicht ob es dadurch besser wird, wenn man es sich bildlich vorstellt und den gesamten Block der Arbeit in Arbeiten unterteilt. Man hat dann 100 kleine Arbeiten, die zusammen das Gesamtbild der Arbeit darstellen. Dann hat man 'Achtzig Prozente der Arbeiten' und dann würde es für mich logisch Sinn machen. Allerdings bei '80% der Arbeit' sind die 80% ein Attribut der Arbeit, 'ein Teil der Arbeit' eben. Okay, ich glaube ich habe mit meinem Edit alles verschlimmert, aber das ist ein Gedankengang der noch nicht da war, also lass ich ihn einfach mal.

Sprotte

Prozent heißt "von hundert", deswegen sind 80 Prozent 80 Teile von 100.  Auch wenn niemand "80 Prozente" sagt, ist das strenggenommen die korrekte Form, oder?

Witzig wird es, wenn wir Brüche nehmen ...
Ein Viertel der Arbeit findet statt.
Zwei Drittel der Arbeit finden statt.

Jetzt bin ich komplett verwirrt.  :rofl: Ich weiß schon, warum ich Mathematik in der Schule so gehaßt habe.

Coppelia

#667
Meiner Einschätzung nach handelt es sich wieder um eine constructio ad sensum (sinngemäße Konstruktion), weswegen beides richtig sein müsste. Diesmal haben wir es mit dem Singular-Plura-Fall zu tun. ;)
Der Beispielssatz weiter vorn war "Ein Drittel der Beschäftigten legten die Arbeit nieder", wo das Sprachgefühl bzw. der Sinn statt dem grammatisch korrekten Singular Plural zulässt. Hier haben wir es, denke ich, mit dem umgekehrten Fall zu tun.
Ich bin mir zu 80 Prozent ;D sicher.

Liliane

Sprotte: Oh Gott  ;D Jetzt bin ich noch verwirrter als ohnehin schon.
Aber heroine hat doch schon Recht - das Wort "Prozent" steht im Singular, "Arbeit" auch, deshalb müsste "finden" es auch tun.
80% (der Arbeit) ist doch ganz sicher Singular, oder? Folgende Begründung:  Die Arbeit ist Singular, heißt, es ist eine einzige Arbeit, sonst hieße es: 80% der Arbeiten.
80% der Arbeit ist also weniger als eins.

Allerdings sehe ich das was Sprotte sagt ein
Zitat von: Sprotte am 01. Mai 2014, 17:07:20
Prozent heißt "von hundert", deswegen sind 80 Prozent 80 Teile von 100.  Auch wenn niemand "80 Prozente" sagt, ist das strenggenommen die korrekte Form, oder?
Aber dann müsste man doch "Arbeit" in den Plural setzen, oder?  :hmmm:
Dann hieße der Satz: 80% der Arbeiten finden unter Wasser statt.
Und dann wäre er korrekt.
Oder?  :seufz:


Coppelia ist mir zuvor gekommen

heroine

#669
Zitat von: Sprotte am 01. Mai 2014, 17:07:20
Prozent heißt "von hundert", deswegen sind 80 Prozent 80 Teile von 100.  Auch wenn niemand "80 Prozente" sagt, ist das strenggenommen die korrekte Form, oder?

Witzig wird es, wenn wir Brüche nehmen ...
Ein Viertel der Arbeit findet statt.
Zwei Drittel der Arbeit finden statt.

Jetzt bin ich komplett verwirrt.  :rofl: Ich weiß schon, warum ich Mathematik in der Schule so gehaßt habe.

Ja, ein Hundertstel, ein Teil von hundert und inhaltlich komplett richtig 80 Teile von 100 in dem Fall. Was ich diesbezüglich interessant finde, dass selbst der Duden '5 Prozent' schreibt und nicht 5 Prozente.

Ich mag Mathe, aber bitte ohne Zahlen drin, die Zahlen bringen doch alles durcheinander.

@Liliane
Die Unteilbarkeit der Arbeit in Arbeitsschritte ist glaube ich das Schwierige.

Sascha

Zitat von: heroine am 01. Mai 2014, 17:19:53
Ich mag Mathe, aber bitte ohne Zahlen drin, die Zahlen bringen doch alles durcheinander.
Ich stelle mir grad vor, wie Du das einem Mathe-Lehrer oder -Prof sagst. :rofl:
Herrlich...

Amberle

Zitat von: Sascha am 01. Mai 2014, 19:26:37
Ich stelle mir grad vor, wie Du das einem Mathe-Lehrer oder -Prof sagst. :rofl:
Herrlich...
An der Uni könnte das sogar funktionieren. Vorrausgesetzt sie mag Buchstaben. :D

Sascha

Zitat von: Amberle am 01. Mai 2014, 19:36:30
An der Uni könnte das sogar funktionieren. Vorrausgesetzt sie mag Buchstaben. :D
Buchstaben muß sie mögen, wenn sie schreibt, oder?
Aber ehrlich: Da mag ich Berechnungen mit echten Zahlen noch lieber als die nur mit Buchstaben. Da kommt am Ende wenigstens was klares raus und nicht nur wieder irgendein Buchstabensalat. Wobei - ganz ohne Zahlen wird schwierig. Meist tauchen die Dinger ja zumindest während der Berechnung auf, wenn man plötzlich irgendwo 2a oder b2 hat oder so.

Sprotte

Mögt Ihr bitte Phythagoras und Co aus dem Grammitikthread fernhalten?

Ich hab noch mehr gegrübelt, da das Argument aufkam, das Verb müßte sich auf die Arbeit beziehen, die ja nur eine ist.

Eine Torte ist lecker.
Zwei Torten sind zu viel.

Ein Achtel der Torte ist grün.
Zwei Achtel der Torte sind gelb.

Ein Prozent der Torte ist mit Kirschen belegt.
Zwei Prozent der Torte sind mit Erdbeeren belegt.


Kann man das so herleiten? Ich denke schon.

Zit

Denke schon und bei Feuertraums Satz spielt es imho keine Rolle, dass da Prozent steht. Es geht um des reine Zahlwort und da sind 80 nun einmal größer als eins. :D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt