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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Christopher

Hmm, dann bin ich wohl alleine mit der Meinung, dass ich mit Komma besser finde?

Für mich sind das zwei Bilder in meinem Kopf: Die gerunzelte Stirn und das Neigen des Kopfes. Ohne Komma liest sich das sehr zügig durch und es holpert ein wenig in meiner Vorstellung. Mit dem Komma habe ich zwischen diesen zwei Gedanken einen kurzen Stop, der mir ermöglicht, beide sauber in meinem Gedankenbild einzufügen.
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

#646
Nö, ich bin auch der Meinung. Ich wende die alten Kommaregeln an, wo immer es noch erlaubt ist, und daher trenne ich auch Partizipialkonstruktionen mit Komma ab.
Es ist nur eine persönliche Vorliebe. Man muss allerdings darauf achten, dass man es dann konsequent macht.

Selbsternannte Sprachliebhaber haben bei der Einführung der neuen Kommaregeln Sätze erfunden, in denen das Fehlen des Kommas das Verständnis des Satzes fast unmöglich macht. Und ganz unrecht haben sie auch nicht, Sätze werden durch Kommata einfach übersichtlicher. Soweit es möglich ist, setze ich daher Kommata, um das Leseverständnis zu erleichtern.

Klecks

Mir ist es mit Komma auch lieber. Ich habe beim Lesen ohne Komma, wenn es um solche Sätze geht, immer das Gefühl, dass der Satz zu schnell ist; etwas stimmt mit der Satzmelodie nicht. Ich brauche zum Leseverständnis diese Unterbrechung zwischen zwei Informationen.  :omn:

Feuertraum

Guten Morgen!
Ich habe eine recht knifflige Frage an die Germanistenprofis unter Ihnen.

Und zwar geht es um die Frage, ob hier der Plural oder doch Singular angewendet werden muss.
Der knuffige Satz, der mich verunsichert, lautet: "80% der Arbeit findet unter Wasser statt".
Nun weiß ich, wenn man Zahlenwörter größer als 1 verwendet, wendet man Plural an, ansonsten Singular:
"Zwei Männer gingen" aber "Ein Drittel der Mitglieder stimmte für Nein"
Um jetzt aber auf den Satz von oben zu kommen:
Heißt es nun: "80% der Arbeit finden unter Wasser statt", weil es ja eine Zahl größer als 1 ist?
Oder heißt es "80% der Arbeit findet unter Wasser statt", weil es ja nur eine Arbeit ist?

Lieben Gruß und Danke im Voraus
Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Pestillenzia

Laut Duden ist der Plural die korrekte Form (ich wusste es auch nicht, musste spicken  ;) )

Liliane

#650
Also wenn Pestilenzia jetzt nicht das Gegenteil behauptet hätte, hätte ich gesagt, zu hundert Prozent sicher Singular "80% der Arbeit findet unter Wasser statt". Hab auch noch mal jemanden gefragt, der sagt auch zu hundert Prozent das. Es sind nicht mehrere Arbeiten, sondern eine. Und die Zahl ist nicht größer als Eins, sondern kleiner. Weil es ja nur ein Teil der einen Arbeit ist. 80% nämlich.
Aber hm, dass der Duden etwas anderes zu sagen scheint (hab selbst jetzt nicht nachgeschaut)...

Pandorah

Mein Sprachgefühl ist auch eindeutig für Singular. Ich hätte mich nur im Duden noch mal vergewissert, wenn Pestilenzia das nicht schon getan hätte. Manchmal irritiert mich der Duden. :rofl:

Pestillenzia

Ich hab jetzt extra nochmal weitergesucht, falls ich den Duden-Eintrag falsch verstanden haben sollte.

Auf den Seiten des Taggesspiegels habe ich Folgendes gefunden:
ZitatDie einfache Grundregel besagt, dass bei Prozentangaben mit allen höheren Zahlen als eins das Verb im Plural folgt. Nun ja, Ausnahmen sind zulässig. Folgt der höheren Zahl als eins das Subjekt im Nominativ Singular, darf das Verb im Plural oder im Singular stehen. Zehn Prozent Energie gehen/geht verloren.

Also sind bei Feuertraums Beispiel beide Formen, der Singular und der Plural, korrekt. Leider lässt sich der Duden dazu nicht aus (oder ich hab's nicht gefunden).

Edit: ich hab's auf den Duden online-Seiten nicht gefunden, aber andere Quellen zitieren "Duden - Richtiges und gutes Deutsch" so, dass Plural immer korrekt ist, bei einem folgenden Subjekt im Nominativ Singular der Singular auch möglich ist.

Knaur Grammatik scheint zwischen geschriebener Sprache (Plural) und gesprochener Sprache (Singular) zu unterscheiden. Habe ich aber nur als Zitat gefunden, nicht selbst nachgelesen.

Liliane

Oh okay. Wenn tatsächlich beides möglich ist, würde ich aber dennoch für Singular plädieren, weil ich finde, dass es sich schöner anhört. Und wenn vielen gar nicht klar ist, wie die Regel nun lautet, dann werden sie über etwas stolpern, was ihnen vielleicht falsch vorkommt, weil es nicht gängig ist.
Wenn man tatsächlich zwischen gesprochener und geschriebener Sprache unterscheidet, würde ich in einer Geschichte Singular (gesprochene) benutzen, weil sie ja dazu da ist, sich schön zu lesen. Bei einem Sachtext o. ä. den Plural.

Pestillenzia

Ähm ... Mir ist gerade etwas aufgefallen ...
ZitatFolgt der höheren Zahl als eins das Subjekt im Nominativ Singular, darf das Verb im Plural oder im Singular stehen. Zehn Prozent Energie gehen/geht verloren.

Die Rede ist also vom Nominativ. Bei der Konstruktion "80% der Arbeit" ist "Arbeit" doch im Genitiv, oder bringe ich jetzt alles durcheinander? Dann ist also doch nur der Plural korrekt, sehe ich das richtig?


Liliane

#655
"80% der Arbeit (findet/ finden unter Wasser statt)" ist doch Nominativ, oder bringe ich da jetzt was durcheinander? 
Mal so gesehen  ;D : Wer oder was findet unter Wasser statt? - 80% der Arbeit 

Der Satz ist genau das selbe wie in dem Beispiel, also ist beides möglich.


Edit: Sascha hat wohl Recht (siehe Beitrag über diesem), streicht, was ich gesagt habe und entschuldigt :)

Sascha

Wie schön, wenn sich mein Sprachgefühl auch mal mit dem Duden deckt. ;D
Meiner Ansicht nach ist es so:

"80% der Arbeit finden unter Wasser statt." Weil: Hier sind die 80% das Subjekt, daher Plural.
aber:
"Die Arbeit findet zu 80% unter Wasser statt." Weil: Jetzt ist die Arbeit das Subjekt, also Singular.

Man könnte auch immer einen Teil weglassen, dann wird's klarer:

"80% finden ... statt" und "Die Arbeit findet ... statt".


THDuana

Dass wir zu Singular tendieren, lässt sich wohl auch darauf zurückführen, dass die 80% uns wie eine Art Attribut erscheinen, da sie ohne die Erwähnung der Arbeit nicht viel Sinn ergeben. Ich sage hier "wie" ein Attribut, weil 80% in dem Fall kein Attribut sind(ist?).

Wenn man aber einen Satz hat wie
"80% der Bevülkerung finden, die Arbeit sollte unter Wasser statt finden" ist der Plural klar, obwohl die Bevölkerung auch im Singular steht.

Wenn du dir ganz unsicher bist, könntest du auch den Plural von Arbeit statt des Singulars benutzen.

SemiFe

Es heißt "80% der Arbeit findet unter Wasser statt", da die Arbeit im Singular ist. Das "findet" bezieht sich auf die "Arbeit"m, genauso wie die "80%".
(Und 80% ist kleiner 1. Würde es z.B 120% sein, müsste es im Plural stehen, auch wenn es in dem Fall nie mehr als 100 % geben kann) :)

Liliane

Semi, genau das dachte ich auch erst und war mir ganz sicher darin, aber dann habe ich gelesen, was Sascha geschrieben hat und er hat Recht.